Freitag, 12.01.2018

Neue Steine für alte Bauwerke – Steine für Klöster, Burgen und Schlösser

Referent: Dr. Klaus Poschlod, LfU Augsburg

Kurzbericht: Dr. Georg Büttner

Herr Dr. Poschlod berichtete ausgehend von der Suche nach geeigneten Ersatzsteinen für die Steinerne Brücke in Regensburg (kreidezeitlicher Regensburger Grünsandstein) von einem Projekt, welches das LfU unter seiner Leitung mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) durchgeführt hat.

Ziel war es, Ersatzsteine für historische Bauwerke (Sakral- und Profanbauten) zu finden, von denen es heute keine aktiven Gewinnungsstellen mehr gibt (Grundlagen-Ermittlung). In einem weiteren Schritt könnten dort in beschränktem Umfang, möglichst umweltschonend, Ersatzsteine für die entsprechenden historischen Gebäude gezielt entnommen werden. Projektpartner waren das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege (BLfD), die Technische Universität München (TUM) und der Deutsche Naturstein-Verband (DNV).

Ein Schwerpunkt lag zunächst im Aufsuchen historischer Steinbrüche und im Abklären ob, und wenn ja, in welchem Umfang dort überhaupt noch eine mengenmäßig beschränkte, möglichst umweltschonende Entnahme möglich wäre. In vielen Fällen waren historische Gewinnungsstellen gänzlich verfüllt, die Böschungen abgeschrägt oder so verwachsen und verbaut, dass eine Beprobung nicht möglich war  bzw. eine beschränkte Wiederaufwältigung sehr unwahrscheinlich erschien.

Weitestgehend gut zugängliche historische Steinbrüche wurden dann beprobt und die Gesteinsproben hinsichtlich ihrer Eignung als Naturwerkstein im LfU-Rohstoff-Analytik-Zentrum in Hof gesteinsphysikalisch untersucht (z.B. Rohdichte, Reindichte, hygrische Dilatation, Wasseraufnahme, Frost-Tauwechsel-Beständigkeit und Einaxiale Druckfestigkeit). Außerdem wurden die Gesteine geochemisch-mineralogisch untersucht und von jedem untersuchten Gestein ein Dünnschliff sowie eine so genannte Musterplatte erstellt, um in Zukunft ein Vergleichsobjekt zu haben.

Innerhalb des Projektes wurden bayernweit weit über 150 Aufschlüsse befahren. Für etwa 50 Gesteine wurde ein so genannter Projektsteckbrief für den Abschlussbericht angelegt.  Alle  erhobenen  Daten  flossen  in  die Datenbank „Bodeninformationssystem Bayern“ (BIS) des LfU ein.

Herr Poschlod zeigte an Hand von Beispielbildern anschaulich die Arbeitsweise im Gelände und im Labor und an einigen Gesteinsbeispielen die schwierige, nicht immer von Erfolg gekrönte Suche, vom Bauwerk bis zur historischen Gewinnungsstelle.

Abschließend zeigte er noch Bilder von seinen jüngsten Forschungen zu Ersatzbausteinen für das Schloss Neuschwanstein (mit einer Suche in Keupersandsteinen im Raum Bayreuth) und zu Kalksteinen für die Rekonstruktion einer Treppe in der Münchner Residenz (jeweils in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Schlösser u. Seen Verwaltung).

Im Anschluss an den Vortrag entwickelte sich eine längere Diskussion mit Fragen zu heimischen Naturwerksteinen (in Bauwerken) und über deren mögliche Herkunft.

 

Quellen

Poschlod, K. & Pfeiffer, R. sowie Bittner, S., Krug, R., Lehrberger, G., Sutterer, V. (2017): Erfassung historischer Natursteinvorkommen als Grundlage für deren umweltverträgliche Reaktivierung zwecks Restaurierung national bedeutender Kulturgüter in Bayern. – 488 S.; DBU-Bericht AZ. 31549/01-45, Augsburg, LfU.

Poschlod, K., Sutterer V., Wamsler, S. & Woznik, E. (2017): Erkundung und Untersuchung von Regensburger Grünsandstein. – 47 S., Hrsg.: Bayer. Landesamt f. Umwelt, Augsburg, Umweltspezial.

Wir danken Herrn Dr. Klaus Poschlod (LfU / Augsburg) für diesen sehr interessanten, angewandten Vortrag, den er in seiner Freizeit (also außerdienstlich) bei uns hielt und die Beantwortung der Fragen während der intensiven Diskussion. Ein weiterer Dank dafür, dass er extra für diese Veranstaltung nach Schweinfurt angereist ist!

Freitag, 23.02.2018

Körperliche Schmerzen – ein Ausdruck der Seele?

Wie kann ich dies erkennen, entschlüsseln und behandeln?

Referent: Gamal Raslan, Schweinfurt

Bericht: Petra Schemmel

Herr Raslan schloss 1993 seine Ausbildung zum Masseur und medizinischen Bademeister ab und eröffnete 1996 seine Praxis mit inzwischen mehreren Mitarbeitern; sie wurde 1997 um die Physiotherapie erweitert. Er ist Autor von Büchern im Bereich Dorn-Methode und Ernährung. Seit mehr als 10 Jahren arbeitet Herr Raslan mit seinem eigens entwickelten Schmerztherapiekonzept STR®, welches er auch in Schulungen lehrt.

Schon in den Anfangsjahren seiner Tätigkeit erkannte Herr Raslan, dass Patienten mit gleichen/ähnlichen körperlichen Beschwerden auch über emotionale/psychische Unbefindlichkeiten klagten, die zwar unterschiedlich waren, aber oft im Zusammenhang mit z. B. Beziehungsproblemen standen, wie Stress mit Kollegen, Chef, Familie, durch Mobbing etc., was darauf hindeutet, dass emotionale Schwierigkeiten körperliche Leiden verursachen können. Seit 1998 arbeitet Herr Raslan mit der Dorn-Methode, einer manuellen Therapie, mit deren Hilfe Wirbel und Gelenke gefahrlos und millimetergenau wieder in die richtige Position gebracht werden. Die Dorn-Methode sieht sich als ganzheitlich, d.h. neben der körperlichen Therapie werden auch emotionale und psychische Aspekte berücksichtigt, wie uns Herr Raslan anhand einer Schautafel zeigte, die nicht nur die möglichen körperlichen Beschwerden bei Wirbelfehlstellungen, sondern auch deren mögliche psychische Ursachen verdeutlicht. Ein Beispiel: Die Fehlstellung des 6. Brustwirbels (TH 6) kann auf körperliche Probleme wie Magenbeschwerden, Verdauungsstörungen, Sodbrennen hindeuten, deren Ursache vermutlich darin liegt, dass der Patient zu viel ‚schluckt‘, d.h. seine Emotionen in sich verbirgt und nichts an die Oberfläche dringen lässt.

Fehlstellungen der Wirbel und Gelenke zeigen sich auch in einer Fehlhaltung (oder umgekehrt), bei der eine Körperhälfte mehr belastet wird als die andere. Davon ausgehend, dass eine Gehirnhälfte hauptsächlich die jeweils gegenüberliegende Körperhälfte steuert, führt dies zu einer höheren Beanspruchung dieser Gehirnhälfte und einer geringeren der anderen. Die linke Gehirnhälfte steuert unter anderem die Ratio-Logik, also die analytische Seite der Persönlichkeit, die rechte Gehirnhälfte Intuition-Gefühl, also die kreative/empathische Seite. Zur Konflikt- bzw. Problembewältigung (und nicht nur hier) ist ein ausgewogenes Miteinander beider Gehirnhälften empfehlenswert oder gar erforderlich, durch Dysbalance in der Haltung wird dies aber erschwert, d.h. auch hier bedingt sich körperlicher und seelischer Stress gegenseitig. Durch eine einfache Übung kann zumindest ein Teil dieser Problematik verbessert werden, sie nennt sich ‚Beinlängenausgleich‘ und entstammt der Dorn-Methode. Herr Raslan führte diese sehr einfache und leicht erlernbare Übung mit uns durch und ließ uns die Empfindung des ‚fest und ausgewogen auf beiden Füßen stehen‘ davor und danach reflektieren. Tatsächlich zeigten sich bei den meisten Anwesenden Verbesserungen in der Körperhaltung.

Anschließend stellte uns Herr Raslan mit Sensomotorics eine weitere ganzheitliche Methode vor. Sensomotorische Übungen reprogrammieren Muskeln bzw. Muskelgruppen, die vom Gehirn regelrecht vergessen und deshalb nicht mehr angesprochen werden und zu Fehlhaltungen führen bzw. diese noch verschlimmern. Solche ‚vergessenen‘ Muskeln/Muskelgruppen entstehen z. B. durch Traumata (Unfälle, Knochenbrüche etc., die dazu führen, dass im Heilungsprozess Schonhaltungen eingenommen und beibehalten werden), Fehlhaltung, aber auch durch Erfahrungsprozesse in der Kindheit und Jugend, die uns aufgrund gesellschaftlicher Einschränkungen (‚sitz still‘, ‚dreh dich nicht dauernd‘ usw.) die natürliche Haltung bzw. den natürlichen Bewegungsablauf, der Kindern bis zum Schuleintritt zu eigen ist, tatsächlich vergessen lassen. Dieser natürliche Bewegungsablauf ist aber noch als Muster im Gehirn vorhanden, wird durch die sensomotorischen Übungen erneut aktiviert und erfolgt bei regelmäßiger Übung nach einer Weile wieder automatisch. Herr Raslan führte zwei dieser Übungen mit uns durch; diese, zusammen mit dem Beinlängenausgleich, führen bei regelmäßiger Anwendung zu einer Verbesserung der Körperhaltung, des Körperempfindens und sie dienen dem Stressabbau.

Am Ende des Vortrags gab es noch eine kurze geführte Meditation und anschließend wurden Fragen der Anwesenden beantwortet.

Wir danken Herrn Raslan für diesen interessanten und informativen Vortrag und dafür, dass er uns Aspekte im Bereich Körper und Gehirn und deren Zusammenhänge so anschaulich darzubieten wusste, und Frau Petra Schemmel für ihren Bericht.

Freitag, 02.03.2018

Franken aus unbekannter „Vogel-Perspektive“ – Naturfotographie

Referent: Gunther Zieger

Der Naturfreund und Hobbyfotograf Gunther Zieger berichtete von seinen Vogelbeobachtungen aus Franken. In einem Vortrag mit zahlreichen beeindruckenden Naturfotographien stellte er uns ungewohnte Perspektiven unserer Heimat vor.

Wir danken Herrn Gunther Zieger für seine beeindruckenden Vogelaufnahmen, auch aus nächster Nähe, die uns unsere fränkische Heimat in neuem Licht sehen ließen!

 

 

Freitag, 27.04.2018

Dolinen im Gipskarst – Archive einer regionalen Natur- und Kulturgeschichte

Referentin: Frau Rita Beigel, M.A., Universität Würzburg

In den letzten Jahren konnten in der Windsheimer Bucht vermehrt archäologische und naturwissenschaftliche Untersuchungen an Verfüllungen von Gipskarstdolinen vorgenommen werden. Die dabei neu gewonnenen Erkenntnisse zur Vorgeschichte sowie zu den Entstehungs- und Verfüllungsprozessen der Dolinen wurden im Rahmen des Vortrags anschaulich vorgestellt.

Einen besonderen Schwerpunkt legte die Referentin dabei auf so genannte Ponor-Dolinen. Darunter versteht man Dolinen, in denen der oberflächliche (meist temporäre) Abfluss in einem Schluckloch (=Ponor) versickert. Hierdurch wurden (wahrscheinlich eventbezogen) Schichten überliefert, die bezogen auf einen längeren (archäologischen) Zeitraum verschiedenen Epochen zugewiesen werden konnten.

Wir danken Frau Beigel für ihren interessanten Vortrag, Herrn Bertram Schulz, Gerolzhofen, für die Idee hierzu und die Organisation sowie dem GIZ-Team für die vielfältige Organisation.


 

Freitag, 04.05.2018

Der Star, der Vogel des Jahres 2018

 

Referentin und Bericht: Dietlind Hußlein, Schweinfurt

 

Der Star hat nicht nur Freunde. Weinbauern sagen, dass ein Starenschwarm, der in einen Weinberg einfällt, ihnen innerhalb einer ½ Stunde die Weintraubenernte erspart. Das bedeutet alle Arbeit im Weinberg war umsonst.

Stare sind soziale Vögel; sie brüten in lockeren Kolonien, ziehen gemeinsam zu den Nahrungsgründen und Schlafplätzen. Auch beim Weg- und  Heimzug bilden sie Schwärme. Bewundert werden diese  großartigen Formationsflüge der Stare im Sommer und Herbst. In der Lüneburger Heide wird mit  Schildern in der Landschaft darauf hingewiesen, dass man sich am Abend im August/September an einer bestimmten Stelle einfinden sollte um diese Flugereignisse zu bewundern. Die Starenschwärme bilden einen scheinbar chaotischen Haufen – an manchen Stellen dichter, dann wieder lockerere Bereiche, oft Schwärme ohne Anfang und Ende. Plötzlich macht diese riesige Wolke eine Kehrtwendung. Ein einzelner Vogel kann eine Richtungsänderung hervorrufen. An den dichtesten Stellen synchronisieren sie ihren Flügelschlag. Ein Wunder, dass es zu keinem Zusammenstoß kommt.

Ein anderes Phänomen ist der Gesang des Stars. Er ist  unglaublich variabel und der Star hat eine ganz große Gabe, nämlich die der Nachahmung.  Mozart soll einen Star als Haustier gehalten haben und lehrte ihn, einen Zwischensatz aus einem Klavierkonzert nachzupfeifen. Stare haben ein Repertoire von 17 bis 39 Motiven; das Repertoire vergrößert sich mit dem Alter der Männchen. Er macht andere Tiere oder auch Geräusche nach. Ein Fußballspiel in England musste einmal abgeblasen werden, weil ein Star den Pfiff eines Schiedsrichters nachgeahmt hatte.  Innerhalb einer Brutkolonie haben sie ähnliche Motive und erkennen sich so gegenseitig.

Ihr soziales Verhalten geht soweit, dass sie Männerfreundschaften bilden.

Bemerkenswert ist auch die Gesundheitsvorsorge. Das Männchen bringt aromatische Pflanzenteile in die Höhle ein. Düfte, die nicht das Weibchen betören sollen, sondern die Entwicklung von Bakterien hemmen und die Ektoparasiten vertreiben. Der Bruterfolg beweist die Wirksamkeit.

Der Star – der häufigste Vogel Deutschlands - nimmt stark ab. Das ist erschütternd! Die Begründung liegt sicher an der intensiven, industrialisierten Landwirtschaft, den massiven Vergiftungsaktionen der Stare auch vom Hubschrauber aus, d.h. in unserem Umgang mit der Natur.


Ein neues Buch vom „Club of  Rome“ ist im November 2017 herausgekommen; zusammengestellt von 33 Wissenschaftlern der ganzen Welt und veröffentlicht unter dem Titel „Wir sind Dran“. Dort wird ein finsteres Bild von unserer Zukunft gezeichnet. Dort steht, „der ökologische Gau spitzt sich zu“; „Ein Systemkollaps ist eine reale Gefahr“, „ Die Menschheit ist auf einer selbstmörderischen Bahn.“ (Letztere Feststellung steht in der  Laudatio Si von Papst Franziskus).

Was sollen wir tun? Was müssten wir tun?

-       langfristig denken (nicht bekomme ich bei der nächsten Wahl genügend  Stimmen)

-       weg von der Gier und Selbstsucht

-       zurück zu einem verantwortungsvollen Handeln

Und zwar heute – nicht morgen!!!

 

Wir danken Frau Dietlind Hußlein für ihren interessanten, engagierten Vortag zum Star sowie ihre grundsätzlichen Ausführungen zur Umweltzerstörung  und ihren Bericht.

… und Werner Drescher für die schönen Star-Bilder

Samstag,12.05.2018

Exkursion in das Weilersbachtal bei Obersteinbach:

Aspekte der Geologie, Hydrologie und Vogelwelt im nördlichen Steigerwald.

Organisation und Referenten: Dr. Raimund Rödel, Schweinfurt,  Konrad Roth, Maibach, Dietlind Hußlein, Schweinfurt

Bericht: Dr. Raimund Rödel

Am Info-Pavillon zum Pfad der Artenvielfalt westlich von Obersteinbach trafen sich am Samstag, 12.05.2018 fast 20 Mitglieder und Freunde des Naturwissenschaftlichen Vereins Schweinfurt zu einer knapp 4-stündigen Wanderung durch das Weilersbachtal. Zuerst verschaffte sich die Exkursionsgruppe einen Überblick zur naturräumlichen Lage und zur Geologie des Weilersbachtales.

Das Weilersbachtal gehört zu den West-Ost ausgerichteten Wiesentälern des nördlichen Steigerwaldes. Das Naturschutzgebiet Weilersbachtal wurde 1995 ausgewiesen. Als Zufluss zur Rauhen Ebrach entwässert der Weilersbach in eine östliche Richtung und zeichnet damit die Fließrichtung des Ur-Mains nach. Bis noch in das Tertiär (also zur Braunkohlezeit) war die Fließrichtung des Gewässernetzes des Ur-Mains zur Donau ausgerichtet. Erst in der späteren Eiszeit wurde der Main aus der Richtung des Rhein-Grabens angezapft und fließt seither westwärts. Die Oberläufe der Fließgewässer des Steigerwalds sind aber immer noch entlang der ursprünglichen  Fließrichtung  ausgerichtet und zeigen damit paradoxerweise eine dem Mittel- und Unterlauf des Mains entgegengesetzte Fließrichtung.

Eine Schautafel am Beginn des Weilersbachtales (Bild 1) ermöglichte einen guten Einstieg in die Geologie des nördlichen Steigerwaldes. Der Steigerwald ist durch eine Wechsellagerung von Ton- und Sandsteinen geprägt. Diese Gesteine werden dem Keuper zugerechnet, der den erdgeschichtlich jüngsten Teil der Trias bildet. Der Steigerwald stellt damit einen Teil der Keuperschichtstufe des Fränkischen Schichtstufenlandes dar. Einem Blick auf die Geologische Karte 1:25000 für Bayern konnten die Teilnehmer entnehmen, dass die Exkursionsroute im Wesentlichen drei Formationen des Keupers durchqueren würde. Am Talboden sollten Gesteine des Schilfsandsteins aufzufinden sein und der Wanderung hangaufwärts folgend zur Waldabteilung Kleinengelein die oft rötlich gefärbten Tonsteine der Lehrbergschichten. Bei der Waldabteilung Kleinengelein sollte schließlich der Blasensandstein erreicht werden. Die in Bild 1 gezeigte Schautafel am Info-Pavillon nennt auch noch den Coburger Sandstein und den Burgsandstein, diese beiden Schichtpakete wurden aber während der markierten Wanderroute entlang des Pfads der Artenvielfalt nicht berührt.

Nach einem kurzen Zwischenstopp am Talboden, der dem Kennenlernen der Wiesenvegetation und gerade gut hörbarer Vogelstimmen wie der Singdrossel und der Mönchsgrasmücke diente, konnten entlang des ansteigendes Forstwegs am südlichen Talhang die Gesteine der Lehrbergschichten beobachtet werden. Helmut Müller erläuterte kurz, dass für Tonsteine besonders die wasserstauenden Eigenschaften charakteristisch sind. Gerade diese Eigenschaften waren für die Exkursionsteilnehmer interessant, da die Lehrbergschichten damit als Grundwasserstauer wirken und am Übergang zum überlagernden Blasensandstein oft Quellen beobachtet werden können. Das nächste Ziel der Exkursion waren daher die Quellaustritte am Oberhang des Weilersbachtales, genau dort, wo der Blasensandstein die Lehrbergschichten überdeckt. Zuvor wurde jedoch die Waldabteilung Kleinengelein besucht, wo Konrad Roth auf die teilweise mehr als 350 Jahre alten Rotbuchen hinweisen konnte. Hier konnten ebenso die Rufe des Schwarzspechts und der Gesang des Waldlaubsängers als Charaktervögel der Buchenwälder vernommen werden.

Den hydrologisch und geomorphologisch interessanten Teil der Exkursion erreichten die Exkursionsteilnehmer dann beim Abstieg in das Weilersbachtal. An zunehmend durchfeuchteten Stellen auf dem Waldboden ließ sich erkennen, dass der Weg Grundwasseraustritte querte. Hier konnte erläutert werden, dass der die oberen Hangbereiche prägende Blasensandstein als Grundwasserleiter fungiert und das gebildete Grundwasser die undurchlässigen Schichten der Lehrbergschichten in den tieferen Hangbereichen nicht durchdringen kann. Folglich tritt das Wasser entlang der Schichtgrenze an Quellen zutage. Diese Quellen sind wiederum von einer typischen Talentwicklung begleitet. Sie markieren die oberen Bereiche von Kerbtälern. Wegen ihrer typischen Form mit gleichschenkligen Talhängen werden diese auch oft als V-Täler bezeichnet. Nachdem die zahlreichen Quellaustritte eingehend studiert wurden, setze die Exkursionsgruppe ihren Weg zum Talboden des Weilersbaches fort.

Entlang der den Quellaustritten folgenden Rinnsale konnte nun beobachtet werden, wie die durch die anfangs dominierende Erosion geprägten Kerbtäler schrittweise in ein Kerbsohlental übergehen. Kerbsohlentäler charakterisieren den zunehmenden Einfluss von Ablagerungsprozessen am Talboden, hierdurch wird schrittweise eine größer werdende Talsohle akkumuliert. In dieser Talsohle beginnt das Fließgewässer zunehmend ausgeprägter zu mäandrieren. Auch dieser Effekt konnte von der Exkursionsgruppe eingehend studiert werden.

Der Rückweg folgte schließlich der Fließrichtung des Weilersbach zum Ausgangspunkt der Exkursion. Beim Anblick des wild fließenden Baches konnten noch einige hydrologische Erläuterungen zum typischen Verlauf der Abflußganglinie in einem langgestreckten Einzugsgebiet, wie es das Weilersbachtal repräsentiert, gegeben werden. Da der Weilersbach keine eigene Pegelmeßstation aufweist, wurde hierfür stellvertretend der fließgewässerabwärts gelegene Pegel Schönbrunn an der Rauhen Ebrach betrachtet und einige Niederschlagsereignisse und durch das Einzugsgebiet transformierte Abflußganglinien der letzten Jahre betrachtet.

Ihren Abschluß fand die Exkursion bei einer gemeinsamen Einkehr in Sulzheim.

Im Folgenden die Pflanzen, Vögel und andere Tiere der Vor- und Hauptexkursion: zusammengestellt durch D. Hußlein und K. Roth.

Pflanzen (219 Arten)

1.      

Acer campestre

Feld-Ahorn

2.      

Acer platanoides

Spitz-Ahorn

3.      

Acer pseudoplatanus

Berg-Ahorn

4.      

Aegopodium podagraria

Giersch

5.      

Achillea millefolium

Gemeine Schafgarbe

6.      

Agrimonia eupatoria

Kleiner Odermennig

7.      

Ajuga reptans

Kriechender Günsel

8.      

Alchemilla monticola

Bergwiesen-Frauenmantel

9.      

Alchemilla vulgaris

Gemeiner Frauenmantel

10.    

Alliaria petiolata

Knoblauchs-Rauke

11.    

Alnus glutinosa

Schwarz-Erle

12.    

Anemone nemorosa

Busch-Windröschen

13.    

Angelica sylvestris

Wald-Engelwurz

14.    

Aquilegia vulgare

Gemeine Akelei

15.    

Arctium tomentosum

Filz-Klette

16.    

Arenaria serpyllifolia

Quendel-Sandkraut

17.    

Artemisia vulgaris

Gemeiner Beifuß

18.    

Arum maculatum

Aronstab

19.    

Asarum europaeum

Haselwurz

20.    

Bellis perennis

Gänseblümchen

21.    

Betula pendula

Hänge-Birke

22.    

Caltha palustre

Sumpfdotterblume

23.    

Calystegia sepium

Zaun-Winde

24.    

Campanula patula

Wiesen-Glockenblume

25.    

Campanula trachelium

Nesselblättr. Glockenblume

26.    

Cardamine amara

Bitteres Schaumkraut

27.    

Cardamine impatiens

Spring- Schaumkraut

28.    

Cardamine pratense

Wiesen-Schaumkraut

29.    

Carpinus betulus

Hainbuche

30.    

Centaurea jacea

Wiesen-Flockenblume

31.    

Cerastium arvense

Acker-Hornkraut

32.    

Cerastium brachypetalum

ssp.brachypetalum (= tauricum)

Kleinblütiges Hornkraut

33.    

Cerastium glutinosum

Bleiches Zwerg-Hornkraut

34.    

Cerastium holosteoides

Gemeines Hornkraut

35.    

Chelidonium majus

Schöllkraut

36.    

Chrysosplenium alternifolium

Wechselblättr. Milzkraut

37.    

Cichorium intybus

Gemeine Wegwarte

38.    

Cirsium arvense

Acker-Kratzdistel

39.    

Cirsium oleraceum

Kohl-Kratzdistel

40.    

Cirsium palustre

Sumpf-Kratzdistel

41.    

Cirsium vulgare

Lanzett-Kratzdistel

42.    

Colchicum autumnale

Herbstzeitlose

43.    

Convolvulus arvense

Acker-Winde

44.    

Corylus avellana

Gemeine Hasel

45.    

Crepis biennis

Wiesen-Pippau

46.    

Daucus carota

Wilde Möhre

47.    

Dentaria (jetzt Cardamine) bulbifera

Zwiebeltragende Zahnwurz

48.    

Epilobium angustifolium

Schmalblättr. Weidenröschen

49.    

Epilobium montanum

Berg-Weidenröschen

50.    

Epilobium hirsutum

Rauhaariges Weidenröschen

51.    

Equisetum arvense

Acker-Schachtelhalm

52.    

Equisetum sylvaticum

Wald-Schachtelhalm

53.    

Erophila verna

Frühl.–Hungerblümchen

54.    

Euonymus europaea

Europäisches Pfaffenhütchen

55.    

Eupatorium cannabinum

Gemeiner Wasserdost

56.    

Euphorbia cyperissias

Zypressen-Wolfsmilch

57.    

Fagus sylvatica

Rot-Buche

58.    

Filipendula ulmaria

Mädesüß

59.    

Fragaria vesca

Wald-Erdbeere

60.    

Fraxinus excelsior

Esche

61.    

Galeopsis tetrahit

Stechender Hohlzahn

62.    

Galium album

Weißes Labkraut

63.    

Galium aparine

Klebriges Labkraut

64.    

Galium odoratum

Waldmeister

65.    

Galium sylvaticum

Wald-Labkraut

66.    

Galium verum

Echtes Labkraut

67.    

Geranium pratense

Wiesen-Storchschnabel

68.    

Geranium robertianum

Ruprechtskraut

69.    

Geum rivale

Bach-Nelkenwurz

70.    

Geum urbanum

Echte Nelkenwurz

71.    

Glechoma hederacea

Gundermann

72.    

Hedera helix

 

Efeu

73.    

Heracleum mantegazzianum

Herkulesstaude; Riesen-Bärenklau

74.    

Heracleum sphondylium

Wiesen-Bärenklau

75.    

Hieracium lachenalii

Gemeines Habichtskraut

76.    

Humulus lupulus

Gemeiner Hopfen

77.    

Hypericum hirsutum

Rauhhaariges Hartheu

78.    

Impatiens noli-tangere

Großes (Echtes) Springkraut

79.    

Lactuca serriola

Kompass-Lattich

80.    

Lamium galeobdolon ssp galeobdolon

Goldnessel

81.    

Lapsana communis

Gemeiner Rainkohl

82.    

Lathyrus linifolius (montanus)

Berg-Platterbse

83.    

Lathyrus pratense

Wiesen-Platterbse

84.    

Lathyrus vernus

Frühlings-Platterbse

85.    

Lepidium campestre

Feld-Kresse

86.    

Leucanthemum ircutianum

Zahnöhrchen-Margarite

87.    

Ligustrum vulgare

Liguster

88.    

Linaria vulgaris

Gemeines Leinkraut

89.    

Lonicera xylosteum

Rote Heckenkirsche

90.    

Lysimachia nummularia

Pfennigkraut

91.    

Lysimachia vulgaris

Gemeiner Gilbweiderich

92.    

Lythrum salicaria

Gemeiner Blutweiderich

93.    

Malus sylvestris

Holz- Apfel

94.    

Matricaria discoidea

Strahlenlose Kamille

95.    

Medicago lupulina

Hopfenklee

96.    

Mentha longifolia

Ross-Minze

97.    

Mycelis muralis

Mauerlattich

98.    

Onobrychis viciifolia

Saat-Esparsette

99.    

Oxalis acetosella

Wald-Sauerklee

100.  

Paris quadrifolia

Einbeere

101.  

Pastinaca sativa

Pastinak

102.  

Picea abies

Gemeine Fichte

103.  

Pinus sylvestris

Gemeine Kiefer

104.  

Plantago lanceolata

Spitz-Wegerich

105.  

Plantago major

Großer Wegerich

106.  

Polygonatum multiflorum

Vielblütige Weißwurz

107.  

Polygonum aviculare agg

Vogel-Knöterich

108.  

Populus tremula

Zitter-Pappel

109.  

Potentilla anserina

Gänse-Fingerkraut

110.  

Potentilla reptans

Kriechendes Fingerkraut

111.  

Primula elatior

Hohe Schlüsselblume

112.  

Primula veris

Wiesen-Schlüsselblume

113.  

Prunus avium

Süßkirsche =Vogelkirsche)

114.  

Prunus padus

Traubenkirsche

115.  

Prunus spinosa

Schlehe

116.  

Pseudotsuga menziesii

Douglasie

117.  

Pyrus pyraster

Wild-Birne

118.  

Quercus petraea

Trauben-Eiche

119.  

Ranunculus auricomus

Goldschopf-Hahnenfuß

120.  

Ranunculus acris

Scharfer Hahnenfuß

121.  

Ranunculus ficaria

Scharbockskraut

122.  

Ranunculus repens

Kriechender Hahnenfuß

123.  

Rosa canina

Hunds-Rose

124.  

Rubus caesius

Kratzbeere

125.  

Rubus coryllifolius agg.

Haselblatt-Brombeeren

126.  

Rubus idaeus

Himbeere

127.  

Rubus rudis

Raspel-Brombeere

128.  

Rumex acetosa

Wiesen-Sauerampfer

129.  

Rumex crispus

Krauser Ampfer

130.  

Rumex obstusifolius

Breitbl. Sauerampfer

131.  

Rumex sanguineus

Blutroter Ampfer

132.  

Salix caprea

Sal-Weide

133.  

Salix cinerea

Grau-Weide

134.  

Salix x rubens

Hohe Weide

135.  

Salix x smithiana

viminalis x caprea

136.  

Sambucus nigra

Schwarzer Holunder

137.  

Sambucus racemosus

Roter (Hirsch-)Holunder

138.  

Scrophularia nodosa

Knotige Braunwurz

139.  

Silaum silaus

Wiesen-Silge

140.  

Silene pratensis

Weiße Lichtnelke

141.  

Silene flos-cuculi

Kuckucks-Lichtnelke

142.  

Solidago canadensis

Kanad. Goldrute

143.  

Solidago gigantea

Riesen-Goldrute

144.  

Sonchus oleraceus

Kohl-Gänsedistel

145.  

Sonchus palustris

Sumpf-Gänsedistel

146.  

Sorbus aucuparia

Eberesche

147.  

Sorbus torminalis

Elsbeere

148.  

Stachys sylvatica

Wald-Ziest

149.  

Stellaria alsine (=uliginosa)

Quell-Sternmiere

150.  

Stellaria holostea

Echte Miere, Große Sternmiere

151.  

Stellaria media

Vogel-Sternmiere

152.  

Tanacetum vulgare

Rainfarn

153.  

Taraxacum officinale agg

Gemeiner Löwenzahn

154.  

Taraxacum ruderale agg

Ruderal-Löwenzahn

155.  

Trifolium campestre

Feld-Klee

156.  

Trifolium medium

Mittlerer (=Zickzack) Klee

157.  

Trifolium pratense

Rot-Klee

158.  

Tussilago farfara

Huflattich

159.  

Ulmus glabra

Berg-Ulme

160.  

Urtica dioica

Große Brennessel

161.  

Valerianella locusta

Gemeines Rapünzchen

162.  

Veronica beccabunga

Bach-Ehrenpreis; Bachbunge

163.  

Veronica chamaedrys

Gamander-Ehrenpreis

164.  

Veronica montana

Berg-Ehrenpreis

165.  

Viburnum opulus

Gemeiner Schneeball

166.  

Vicia hirsuta

Rauhhaar-Wicke

167.  

Vicia sativa ssp. segetalis

Unterart der Saat-Wicke

168.  

Vicia sepium

Zaun-Wicke

169.  

Vicia sylvatica

Wald-Wicke

170.  

Vinca minor

Kleines Immergrün

171.  

Viola arvensis

Feld-Stiefmütterchen

172.  

Viola x bavarica

Hybrid-Veilchen

173.  

Viola reichenbachiana

Wald-Veilchen

174.  

Viola riviniana

Hain-Veilchen

Sauergräser

175.  

Carex brizoides

Zittergras-Segge

176.  

Carex acutiformis

Sumpf-Segge

177.  

Carex brizoides

Zittergras-Segge

178.  

Carex flacca

Blaugrüne Segge

179.  

Carex hirta

Behaarte Segge

180.  

Carex panicea

Hirse-Segge

181.  

Carex paniculata

Rispen-Segge

182.  

Carex remota

Winkel-Segge

183.  

Carex riparia

Ufer-Segge

184.  

Carex sylvatica

Wald-Segge

185.  

Scirpus sylvatica

Wald-Simse; Waldbinse

186.  

Poa annua

Einjähriges Rispengras

187.  

Poa nemoralis

Hain-(Heil-Hitler) Rispengras

Süßgräser

188.  

Allopecurus myosuroides

Acker-Fuchsschwanz

189.  

Allopecurus pratense

Wiesen-Fuchsschwanz

190.  

Anthoxanthum odoratum

Gewöhnliches Ruchgras

191.  

Arrhenatherum elatius

Glatthafer

192.  

Brachypodium pinnatum

Fieder-Zwenke

193.  

Brachypodium sylvaticum

Wald-Zwenke

194.  

Bromus hordeaceus

Weiche Trespe

195.  

Bromus sterilis

Taube Trespe

196.  

Calamagrostis epigejos

Land-Reitgras

197.  

Dactylis glomerata

Wiesen-Knäuelgras

198.  

Deschampsia cespitosa

Rasen-Schmiele

199.  

Deschampsia flexuosa

Draht-Schmiele

200.  

Elymus (Elytrigia) repens

Gemeine Quecke

201.  

Festuca altissima

Wald-Schwingel

202.  

Festuca ovina agg

Echter Schafschwingel

203.  

Festuca pratense

Wiesen-Schwingel

204.  

Festuca rubra agg

Rot-Schwingel

205.  

Holcus lanatus

Wolliges Honiggras

206.  

Juncus effusus

Flatter-Binse

207.  

Luzula campestris

Gemeine Hainsimse

208.  

Luzula luzuloides

Weiße Hainsimse

209.  

Melica uniflora

Einblütiges Perlgras

210.  

Milium effusum

Flattergras

211.  

Phalaris arundinacea

Rohr-Glanzgras

212.  

Phragmites australis

Schilf

213.  

Poa annua

Einjähriges Rispengras

214.  

Poa nemoralis

Weiße Hainsimse

Farne

215.  

Dryopteris affinis

Spreuschuppiger Wurmfarn

216.  

Dryopteris carthusiana

Dorniger Wurmfarn

217.  

Dryopteris dilatata

Breitblättr. Dornfarn

218.  

Dryopteris filix-mas

Gemeiner Wurmfarn

219.  

Gymnocarpium dryopteris

Eichernfarn

Vögel  (19 Arten)

Amsel; Dorngrasmücke, Goldammer, Halsbandschnäpper, Hohltaube, Kuckuck, Mäusebussard, Misteldrossel, Mönchsgrasmücke, Rotkehlchen, Schwarzspecht, Singdrossel, Sommergoldhähnchen, Tannenmeise, Trauerschnäpper, Waldlaubsänger, Wintergoldhähnchen, Zaunkönig, Zilpzalp.

Amphibien

Laubfrosch, Wasserfrosch

Schnecken

Weinbergschnecke (Helix pomatia), Schwarzer Schnegel (Limax cinereoniger).

Wir danken Herrn Dr. Raimund Rödel
für die Idee zu dieser Veranstaltung sowie Herrn Rödel, Frau Dietlind Hußlein und Herrn Konrad Roth für die Exkursionsleitung, die Vorbegehung und die Erstellung einer Artenliste.

Für die Erstellung der Bildtafeln danken wir Petra Schemmel. (Alle Bilder: G. Büttner)

 

Samstag, 09.06.2018

Exkursion „Sauergräser“ Schonunger Bucht – Rückerschlag-Reichelshof

Referenten: Konrad Roth, Maibach, Dietlind Hußlein, Schweinfurt, Helmut Müller, Stadtlauringen

Bericht: Dietlind Hußlein

Bericht zur Exkursion in der Schonunger Bucht

Hauptthema: Sauergräser

Insgesamt trafen sich 10 Teilnehmer zu dieser sehr speziellen Exkursion.

Es war schwül-heiß und endete mit einem heftigen Gewitter und starkem Regen, sodass auch das geplante Ende in einem Gasthaus sprichwörtlich ins Wasser fiel. 

Unter dem Schatten eines Baumes führte die Berichterstatterin in die Besonderheiten der Sauergräser ein. K. Roth stellte anschließend Sauergrasgewächse vor, die er schon vorher aus der näheren und weiteren Umgebung gesammelt hatte. Auf der Exkursion konnten auch einige Seggen-Arten und zwei Binsen-Arten gefunden werden.

Sauergräser  werden  nicht  vom  Vieh  gefressen,  weil  sie Siliciumverbindungen enthalten. Die Blätter haben deshalb meist einen scharfen Rand. Davon ist auch der Name Segge bzw. Carex – der lateinische Gattungsname der Seggen - abgeleitet: seggen heißt im norddeutschen = sägen und Carex kommt von secare = schneiden.

Zu den Sauergrasgewächsen gehören die Binsengewächse (Juncaceae) und die Zypergrasgewächse (Cyperaceae). Innerhalb der Zypergrasgewächse (Cyperaceae) sind die Seggen (Carex-Arten) mit 120 Arten in Deutschland die größte Gruppe der Zypergrasgewächse.

Von den Süßgräsern unterscheiden sich die Seggen durch den 3-eckigen, markhaltigen Stängel und die Knoten am Stängel sind nicht verdickt. Wie die Süßgräser sind sie windblütig. Alle Carex-Blüten sind getrennt geschlechtlich im Gegensatz zu den Süßgräsern. In der Bestimmungsliteratur wird immer von „Schläuchen“ geredet, die für die Bestimmung von besonderer Wichtigkeit sind. Bei einem „Schlauch“ ist der Fruchtknoten von einem umgebenden Tragblatt umwachsen (Utriculus), der am oberen Ende zu einem Schnabel ausgeformt ist; aus diesem ragen die zwei oder drei Narben heraus.

Die Seggen kommen vor allem in Mooren, Sümpfen, Verlandungszonen, in Feucht- und Nasswiesen vor. Aber sie sind auch mit einigen wenigen Arten in Wäldern, Trockenrasen oder gar Dünen vertreten.

Da Feuchtgebiete bis heute entwässert werden, sind sie selten geworden und damit auch das Vorkommen der Sauergräser. Für eine ökologische Bewertung einer Landschaft sind sie ein wichtiger Indikator.

Bei der Einführung und auf der Exkursion wurden folgende Seggen (Carex)-Arten vorgestellt. Insgesamt wurden 21 Sauergrasgewächse gezeigt.

Sauergräser

1.      

Carex caryophylla

Frühlings-Segge

 

2.      

Carex digitata

Finger-Segge

 

3.      

Carex disticha

Zweizeilige Segge

 

4.      

Carex elongata

Langährige Segge

 

5.      

Carex flacca

Blaugrüne Segge

 

6.      

Carex demissa

Aufsteigende Gelb-Segge

 

7.      

Carex hirta

Behaarte Segge

 

8.      

Carex muricata agg.

Sparrige Segge

 

9.      

Carex pallescens

Bleiche Segge

 

10.    

Carex paniculata

Rispen-Segge

 

11.    

Carex spiccata (muricata-Gruppe)

Sparrige Segge

 

12.    

Carex ovalis

Hasenpfötchen-Segge

 

13.    

Carex remota

Winkel-Segge

 

14.    

Carex riparia

Ufer-Segge

 

15.    

Carex sylvatica

Wald-Segge

 

16.    

Carex umbrosa

Schatten-Segge

 

17.    

Carex vesicaria

Blasen-Segge

 

18.    

Carex otrubae

Falsche Fuchs-Segge

 

 

Ein weiteres Zypergrasgewächs

19.    

Scirpus sylvatica

Wald-Simse; Wald-Binse

 

Binsengewächse

20.    

Juncus effusus

Flatter-Binse

 

21.    

Juncus inflexus

Blaugrüne Binse

 

Vergleichsweise findet man in diesem Gebiet viel mehr Süßgräser:

1.      

Agrostis stolonifera

Weißes Straußgras

2.      

Alopecurus myosuroides

Acker-Fuchsschwanz

3.      

Allopecurus pratense

Wiesen-Fuchsschwanz

4.      

Apera spica-venti

Gemeiner Windhalm

5.      

Arrhenatherum elatius

Glatthafer

6.      

Avena fatua

Flug-Hafer

7.      

Brachypodium sylvaticum

Wald-Zwenke

8.      

Bromus benekenii

Benekens Wald-Trespe

9.      

Bromus hordeaceus

Weiche Trespe

10.    

Bromus inermis

Unbegrannte Trespe

11.    

Bromus sterilis

Taube Trespe

12.    

Cynosurus cristatus

Kammgras

13.    

Dactylis glomerata

Wiesen-Knäuelgras

14.    

Dactylis polygama

Wald-Knäuelgras

15.    

Echinochloa crus-galli

Hühnerhirse

16.    

Elymus (Elytrigia) repens

Gemeine Quecke

17.    

Festuca arundinacea

Rohr-Schwingel

18.    

Festuca ovina agg

Echter Schafschwingel

19.    

Festuca pratense

Wiesen-Schwingel

20.    

Festuca rubra

Rot-Schwingel

21.    

Hordelymus europaeus

Wald-Gerste

22.    

Hordeum murinum

Mäuse-Gerste

23.    

Juncus compressus

Zusammengedrückte Binse

24.    

Juncus effusus

Flatter-Binse

25.    

Juncus inflexus

Blaugrüne Binse

26.    

Lolium perenne

Deutsches Weidelgras

27.    

Luzula luzuloides

Weiße Hainsimse

28.    

Melica uniflora

Einblütiges Perlgras

29.    

Milium effusum

Flattergras

30.    

Molinia arundinacea

Rohr-Pfeifengras

31.    

Molinia caerulea agg.

Pfeifengras

32.    

Phalaris arundinacea

Rohr-Glanzgras

33.    

Phragmites australis

Schilf

34.    

Poa annua

Einjähriges Rispengras

35.    

Poa nemoralis

Hain- Rispengras

36.    

Poa pratensis agg

Wiesen-Rispengras

37.    

Poa pratense ssp.pratense

Schmalblättriges Rispengras

38.    

Poa trivialis

Gemeines Rispengras

39.    

Trisetum flavescens

Goldhafer

 

Auch die anderen Arten, die wir auf der Wanderung fanden, wurden von K. Roth vorgestellt (nur die angekreuzten Arten konnten vorort nachgewiesen werden):

1.          

Acer campestre

Feld-Ahorn

X

2.          

Acer platanoides

Spitz-Ahorn

X

3.          

Acer pseudoplatanus

Berg-Ahorn

X

4.          

Aegopodium podagraria

Giersch

X

5.          

Achillea millefolium

Gemeine Schafgarbe

X

6.          

Achillea pratense

Wiesen-Schafgarbe

X

7.          

Aesculus hippocastanum

Gemeine Roßkastanie

X

8.          

Agrimonia eupatoria

Kleiner Odermennig

X

9.          

Ajuga reptans

Kriechender Günsel

X

10.        

Allium sphaerocephalon

Kugelköpfiger Lauch

x

11.        

Alium ursinum

Bärlauch

x

12.        

Alliaria petiolata

Knoblauchs-Rauke

x

13.        

Alnus glutinosa

Schwarz-Erle

x

14.        

Anemone nemorosa

Busch-Windröschen

x

15.        

Anthriscus sylvestris

Wiesen-Kerbel

x

16.        

Aquilegia vulgare

Gemeine Akelei

x

17.        

Arabidopsis thaliana

Acker-Schmalwand

x

18.        

Arctium tomentosum

Filz-Klette

x

19.        

Arenaria serpyllifolia

Quendel-Sandkraut

x

20.        

Artemisia vulgaris

Gemeiner Beifuß

x

21.        

Arum maculatum

Aronstab

x

22.        

Asarum europaeum

Haselwurz

x

23.        

Astragalus glycyphyllos

Bärenschote,

x

24.        

Ballota nigra

Schwarznessel

x

25.        

Bellis perennis

Gänseblümchen

x

26.        

Betula pendula

Hänge-Birke (Gewöhnliche Birke)

x

27.        

Borago officinalis

Boretsch

x

28.        

Butomus umbellatus

Schwanenblume

x

29.        

Calystegia sepium

Zaun-Winde

x

30.        

Campanula patula

Wiesen-Glockenblume

x

31.        

Campanula trachelium

Nesselblättrige Glockenblume

 

32.        

Capsella bursa-pastoris

Hirtentäschel

x

33.        

Cardamine impatiens

Spring- Schaumkraut

x

34.        

Carduus crispus

Krause Distel

x

35.        

Carpinus betulus

Hainbuche

x

36.        

Centaurea jacea

Wiesen-Flockenblume

x

37.        

Cerastium arvense

Acker-Hornkraut

x

38.        

Cerastium glutinosum

Bleiches Zwerg-Hornkraut

x

39.        

Cerastium holosteoides

Gemeines Hornkraut

x

40.        

Cerastium semidecandrum

Fünfmänniges Hornkraut

x

41.        

Ceratophyllum demersum

Gemeines Hornblatt

x

42.        

Chaerophyllum bulbosum

Rüben-Kälberkropf

x

43.        

Chaerophyllum temulum

Taumel-Kälberkropf

x

44.        

Chenopodium album

Weißer Gänsefuß

 

45.        

Chelidonium majus

Schöllkraut

x

46.        

Circaea lutetiana

Großes Hexenkraut

x

47.        

Cirsium arvense

Acker-Kratzdistel

x

48.        

Cirsium palustre

Sumpf-Kratzdistel

x

49.        

Cirsium vulgare

Lanzett-Kratzdistel

x

50.        

Clematis vitalba

Gemeine Waldrebe

x

51.        

Convallaria majalis

Maiglöckchen

x

52.        

Consolida regalis

Feld-Rittersporn

x

53.        

Convolvulus arvense

Acker-Winde

x

54.        

Cornus sanguinea

Roter Hartriegel

x

55.        

Corylus avellana

Gemeine Hasel

x

56.        

Crataegus laevigata

Zweigriffeliger Weißdorn

x

57.        

Crataegus monogyna

Eingriffeliger Weißdorn

x

58.        

Crataegus macrocarpa

( monogyna x rhipidophylla)

Großfrüchtiger Weißdorn

x

59.        

Cuscuta europaea

Europäische Seide

 

60.        

Daucus carota

Wilde Möhre

x

61.        

Dipsacus fullonum

Wilde Karde

x

62.        

Dianthus carthusianorum

Karthäuser-Nelke

x

63.        

Epilobium hirsutum

Rauhhaariges Weidenröschen

x

64.        

Epilobium montanum

Berg-Weidenröschen

x

65.        

Epipactis helleborine

Breitblättriger Sitter

 (Orchidee)

 

66.        

Equisetum arvense

Acker-Schachtelhalm

x

67.        

Erigeron annuus

Feinstrahl

x

68.        

Erodium cicutarium

Gemeiner Reiherschnabel

x

69.        

Euphorbia cyperissias

Zypressen-Wolfsmilch

x

70.        

Euphorbia helioscopia

Sonnwend-Wolfsmilch

 

71.        

Fagus sylvatica

Rot-Buche

x

72.        

Fallopia convolvulus

Gemeiner Windenknöterich

x

73.        

Filipendula ulmaria

Mädesüß

x

74.        

Fragaria viridis

Knackelbeere

x

75.        

Fraxinus excelsior

Esche

x

76.        

Galium album

Weißes Labkraut

x

77.        

Galium aparine

Klebriges Labkraut

x

78.        

Galium odoratum

Waldmeister

x

79.        

Galium palustre

Sumpf-Labkraut

x

80.        

Galium sylvaticum

Wald-Labkraut

x

81.        

Galium verum

Echtes Labkraut

x

82.        

Geranium dissectum

Schlitzblättr. Storchschnabel

x

83.        

Geranium pratense

Wiesen-Storchschnabel

x

84.        

Geranium pusillum

Zwerg-Storchschnabel

x

85.        

Geranium robertianum

Ruprechtskraut

x

86.        

Geum urbanum

Echte Nelkenwurz

x

87.        

Glechoma hederacea

Gundermann

x

88.        

Hedera helix

Efeu

x

89.        

Heracleum sphondylium

Wiesen-Bärenklau

x

90.        

Hernaria glabra

Kahles Bruchkraut

x

91.        

Hieracium murorum

Wald-Habichtskraut

x

92.        

Humulus lupulus

Gemeiner Hopfen

x

93.        

Hydrocharis morsus-ranae

Froschbiß

x

94.        

Hypericum hirsutum

Rauhhaariges Hartheu

x

95.        

Hypericum perforatum

Tüpfel-Hartheu

x

96.        

Impatiens parviflora

Kleinblütiges Springkraut

x

97.        

Iris pseudacorus

Wasser-Schwertlilie

x

98.        

Juglans regia

Echte Walnuß

x

99.        

Juniperus communis

Gemeiner Wacholder

x

100.      

Knautia arvense

Acker-Witwenblume

x