Freitag, 13.01.2017
Naturwissenschaftlicher
Treff
Messelfossilien – Dieter Schmitt
stellt sein Hobby vor
Referent: Dieter Schmitt, Donnersdorf
Unser Mitglied Dieter Schmitt beschäftigt sich seit
den 1970er Jahren mit der Grube Messel und den hier
angetroffenen Fossilien.
Nach einem kurzen Einführungsfilm, der die
Entstehungsgeschichte der Ablagerungen des UNESCO-Weltnaturerbes „Grube Messel“ und den komplizierten Weg der Unter-Schutz-Stellung
der Grube zum Inhalt hatte, stellte uns Dieter Schmitt die wichtigsten
Fossilgruppen und ihre Erhaltungsformen vor. Hierfür hatte er neben zahlreichen
Bildern auch präparierte Fossilien und Abgüsse von Fossilien mitgebracht.
Die Grube Messel ist für
ihren Fossilreichtum und die besonders gute Erhaltung von Detailstrukturen
weltberühmt. Neben den (unterschiedlichen) Urpferdchen wurden hier Fische, Schlidkröten, Fledermäuse, Schlangen, aber auch Insekten
und Käfer gefunden. Eine Besonderheit bildeten dabei farblich (erhaltene?)
Käfer. Über die Entstehung der Farben (primär oder sekundär) entwickelte sich eine
kleine Diskussion.
Die fossilführenden Ölschieferablagerungen besitzen
eozänes Alter und kamen vor etwa 48 Millionen Jahren in einer Maarstruktur zur Ablagerung. Der Grund für den Fossilreichtum
bei gleichzeitig guter Erhaltung könnte folgenden Hintergrund haben: Die Tiere
kamen an den Maarsee zum Saufen. Aufsteigende giftige
(postvulkanische) Dämpfe führten dazu, dass die Tiere betäubt in den See fielen
und ertranken.
Die Veranstaltung bot die Möglickeit
zur Diskussion über die Gesteine, ihre Entstehungsgeschichte sowie die
schwierigen Präparationsmöglichkeiten der hier gefundenen Fossilien.
Wir danken unserem Mitglied, Herrn Dieter Schmitt für diese sehr informativen Veranstaltung und
deren aufwändige Vorbereitung und allen, die mitdiskutiert haben.
Freitag, 27.01.2017
Vortrag: Im Land der Kraniche und der Seeadler
Referent:. Gunther Zieger
Der Naturfreund und Hobbyfotograf Gunther Zieger
berichte aus seiner angestammten Heimat Vorpommern. In einem mit zahlreichen
Bildern gehaltenen Vortrag stellte er einige Naturgebiete in Deutschlands
Nordosten vor und berichtete u.a. von ehrenamtlichen Einsätzen als Vogelwart. Schwerpunkte
der reichhaltig bebilderten Reise bildeten
die Vogelschutzinsel Langenwerder, der Nationalpark
Vorpommersche Boddenlandschaften, der
Anklamer Stadtbruch, die Vogelschutzinsel Riether Werder, der Galenbecker See und die Feldberger Seenlandschaft.
Gunther Zieger versteht es, sich quasi laut- und
bewegungslos dem „Zielobjekt“ zu nähern. Auf diese Weise gelingen ihm
großartige Nahaufnahmen von Vögeln. Darüber hinaus besitzt er die Gabe, das
passende Motiv im „richtigen“ Augenblick einzufangen (z.B. Kraniche vor der
aufgehenden Sonne), sowie ein reichhaltiges Fachwissen zu Vögeln (Art- und
Verhaltens-Kenntnisse).
Wir danken Herrn Zieger, dass er uns auf seine eindrucksvolle Reise ins
Land der Kraniche mitgenommen hat, in dem es soviel Interssantes und Beeindruckendes zu sehen und mitzuerleben gibt
und freuen uns auf unbekannte fränkische „Vogel-Perspektiven“ 2018.
Freitag, 10.03.2017
Vortrag: Die Unkenbachniederung im Jahreslauf –
Botanisch-landschaftskundliche
Betrachtungen
aus 30 Jahren
Referent: Prof. Dr. Winfried
Türk, Hochschule Ostwestfalen-Lippe
Winfried Türk berichtete in einem reich bebilderten
Vortrag über seine 30 jährigen Naturbeobachtungen entlang des Unkenbachs (im
Abschnitt Sulzheimer Gipshügel – Schwebheim). Besonderen
Augenmerk legte er dabei auf die Gegenüberstellung der historische Situation
(z.B. der Grettstädter Wiesen) mit der Veränderung
der Naturlandschaft durch die Landnutzung (Trockenlegung) und mit Ansätzen und
Möglichkeiten zur (Teil-)Renaturierung. Darüber hinaus erklärte er die
unterschiedlichen geologischen Situationen der einzelnen Teilabschnitte des
Unkenbachtals und deren Auswirkungen auf die Flora.
Die wichtigsten Erkenntnisse hierzu stellte er uns
auch auf seiner Exkursion durch die Unkenbachniederung am 29.04.2017 vor. Daher
wird an dieser Stelle auf den dortigen Exkursionsbericht verwiesen.
Wir danken Herrn Prof. Winfried Türk, für seinen interessanten Vortrag und dafür, dass
er 2017 sowohl einen Fachvortrag, als auch eine Exkursion für unseren Verein
gehalten hat.
Freitag, 31.03.2017
Visuelle Illusionen und Sehphänomene - Ein
Mitmachvortrag über Wahrnehmungstäuschungen von Augen und Gehirn
Referentin und
Bericht: Petra Schemmel,
Schweinfurt
Visuelle Illusionen bzw. optische Täuschungen
werden definiert als unbewusste Schlüsse, die im Wahrnehmungsvorgang enthalten
sind/sein können oder unbewusste Schlüsse, die durch bereits gemachte
Erfahrungen ähnlicher Wahrnehmung bestimmt sind.
Vorgang des Sehens: das Auge besteht aus Hornhaut, Augenkammer,
Pupille, Iris (Regenbogenhaut), Linse, Glaskörper, Retina (Netzhaut), gelber
Fleck (Makula), Sehnerv und Augenmuskeln. Licht fällt durch die Hornhaut, die das Auge schützt und die Pupille, die den Lichteinfall bestimmt.
Die Größe der Pupille entsteht durch Bewegung der Iris mithilfe der inneren
Augenmuskeln. Das Licht wird über die Augenlinse
(eine Sammel- bzw. Konvexlinse) gebrochen und auf die Retina geleitet. Die Lichtbrechung der Linse, d.h. Nah- und
Fernsicht, wird ebenfalls mithilfe der inneren Augenmuskeln gesteuert. Die äußeren Augenmuskeln bewegen das Auge.
Auf der Retina befinden sich ca. 126 Millionen Sehzellen (Photorezeptoren), die Zapfen und die Stäbchen. Stäbchen (ca. 120 Millionen) erkennen Grautöne und sind
auf der gesamten Netzhaut verteilt, Zapfen (ca. 6 Millionen) sind für das
farbige und scharfe Sehen verantwortlich und liegen weitgehend im nur 3-5 mm
großen Bereich der Makula. Die
Retina dient, vereinfacht gesehen, als Projektionsfläche für das Bild, das in
unser Auge fällt. Die Interpretation des Bildes geschieht über das Gehirn, das
seine Information durch den Sehnerv
erhält. Die Austrittsstelle des Sehnervs, ein Bereich von 1,6-1,7 mm, enthält
keine Photorezeptoren und wird der blinde Fleck genannt. Um ein
vollständiges Bild zu erhalten, fügt das Gehirn an dieser Stelle eine
entsprechende Information ein, vergleichbar mit einem Puzzle, bei dem ein Teil
fehlt und nachträglich hergestellt wird. Es wird hierbei der wahrscheinlichste
Erfahrungswert eingesetzt, der nicht zwangsläufig mit der Realität
übereinstimmt. Beides, sowohl das Vorhandensein des blinden Flecks, als auch
das Einfügen der wahrscheinlichsten Information, lässt sich durch einfache
Tests feststellen.
Das auf die Retina projizierte Bild ist, da durch
die Linse gebrochen, verkleinert und auf den Kopf gestellt, was ebenfalls vom
Gehirn entsprechend angepasst wird.
Im 19. Jhd. erkannte der Physiologe und Physiker
Hermann v. Helmholtz, dass das Auge keine brauchbaren Sehresultate liefern
kann. Die Wahrnehmung kommt durch unbewusste Schlüsse aufgrund vorhandener Wahrnehmungserfahrung zustande:
1) das Licht kommt i.d.R. von oben
2) die allgemeine Blickrichtung ist horizontal
3) Gesichter werden in aufrechter Position erkannt
4) Gegenstände werden nicht von unten gesehen
5) es gibt keinen doppelten Schatten bei
Beleuchtung mit einer Lichtquelle
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstand die
Gestaltpsychologie als neue psychologische Richtung und Teil der
Wahrnehmungspsychologie.
Die Wahrnehmungspsychologie
untersucht den subjektiven Teil der Wahrnehmung, der rein physiologisch nicht
erklärt werden kann.
Die Gestaltpsychologie
beschreibt die menschliche Fähigkeit, Strukturen und Ordungsprinzipen
in Sinneseindrücken auszumachen. Sie widmet sich der Untersuchung, wie der
Mensch Ganzheiten (= Gestalten) wahrnimmt. Folgende Gesetze der Wahrnehmung
wurden erkannt und beschrieben:
Gesetz der Prägnanz: prägnante Formen sind einfach strukturierte,
einprägsame Gestalten, die uns im täglichen Leben ständig begegnen und
verinnerlicht wurden. Je prägnanter eine wahrgenommene Gestalt hinsichtlich
Einfachheit, Regelmäßigkeit und Symmetrie ist, desto schneller und sicherer
wird sie wiedererkannt.
Gesetz der Nähe: Elemente, die geringe Abstände zueinander haben,
werden als zusammengehörig wahrgenommen.
Gesetz der Ähnlichkeit: einander ähnliche Elemente werden eher als
zusammengehörig empfunden, als einander unähnliche Elemente.
Gesetz der Fortsetzung/Kontinuität: Gestalten, die eine Fortsetzung vorheriger
Gestalten zu sein scheinen, werden als zusammengehörig wahrgenommen.
Linien werden so wahrgenommen, als folgten sie dem
leichtesten Weg.
Gesetz der Geschlossenheit: Linien, die eine Fläche umschließen, werden
als eher zusammengehörig wahrgenommen, als solche, die das nicht tun.
Es besteht die Neigung, Gruppen von Einzelelementen
als eine geschlossene Form wahrzunehmen.
Gesetz der gemeinsamen Bewegung: zwei oder mehr Elemente, die sich
gleichzeitig in eine Richtung bewegen, werden als Einheit wahrgenommen.
Gesetz der gemeinsamen Region: Elemente in abgegrenzten Gebieten werden als
zusammengehörig empfunden.
Gesetz der Gleichzeitigkeit: Elemente, die sich gleichzeitig verändern,
werden als zusammengehörig empfunden (dieses Gesetz kommt nur im Bereich der
Animation zur Geltung).
Gesetz der verbunden Elemente: miteinander verbundene Elemente werden als
ein Objekt wahrgenommen.
Täuschungen und
Sehphänomene
Geometrisch-optische
Täuschungen:
Unser Wahrnehmungssystem ist auf dreidimensionale
Deutung ausgerichtet und bevorzugt prägnante und einfache Formen, z. B. rechte
Winkel. Ist kein rechter Winkel vorhanden, wird versucht, nicht rechte Winkel,
wenn möglich, umzudeuten, was zu Verzerrungen führen kann, die zwar nicht
vorhanden sind, aber als solche gesehen werden. Außerdem gilt: stumpfe Winkel
haben Vorrang vor spitzen Winkeln. Entsprechend können parallele Linien als
zueinander gekippt und gleich lange Linien als ungleich lang empfunden werden
(Beispiele hierfür sind die Müller-Lyer-Täuschung,
Delboeuf-Täuschung, Poggendorff-Täuschung,
Zöllner-Täuschung, Hering-Täuschung, Abbildungen hierzu finden
sich in diversen Büchern und dem Internet).
Weitere räumliche
Täuschungen:
Horizontal-Vertikal-Täuschung: die vertikale (senkrechte) Blickrichtung
wird der horizontalen (waagrechten) vorgezogen. Beispiel: bei einer vertikalen
Linie, die mittig auf einer horizontalen sitzt und mit dieser gleich lang ist,
erscheint die vertikale länger.
Oppel-Kundt-Täuschung: eine Strecke zwischen zwei Linien, die durch
regelmäßig angeordnete, gleiche Elemente unterteilt ist, erscheint länger, als
eine gleich lange Strecke zwischen Linien ohne Unterteilung.
Titchener-Täuschung: zwei gleich große Kreise sind von anderen, jeweils
gleich großen Kreisen umgeben, einmal von größeren Kreisen, der eine von
größeren Kreisen, der andere von kleineren. Der Kreis mit den ihn umgebenden
größeren Kreisen wird als deutlich kleiner wahrgenommen, als der mit den ihn
umgebenden kleineren Kreisen. Hier liegt die Täuschung in der Perspektive, die
die umgebenden Kreise vermitteln; der Kreis mit den größeren Kreisen wird vom
Betrachter als weiter weg empfunden, als der Kreis mit den kleineren Kreisen,
muss deshalb auch zwangsläufig kleiner sein und wird entsprechend gesehen, da
das Gehirn auf Dreidimensionalität ausgerichtet ist und diese auch in der
zweidimensionalen Darstellung erkennen will.
Nachbilder
Ein positives
Nachbild erhält man, wenn man in eine sehr helle Lichtquelle sieht und
danach die Augen schließt. Für kurze Zeit ist ein heller Fleck erkennbar. Die
Ursachen für das positive Nachbild sind noch weitgehend unklar.
Wenn man für einige Zeit ein einfarbiges Element
fixiert und anschließend auf eine weiße Fläche sieht, erkennt man das Element
in der Komplementärfarbe; das ist die Farbe, die mit der Ursprungsfarbe
gemischt den Eindruck ‚weiß‘ ergibt. Man nennt dies ein negatives Nachbild. Es entsteht durch Reizung der Photorezeptoren im Auge, die nach einiger Zeit ermüden; sie
werden inaktiv, während die noch aktiven, da nicht gereizten Photorezeptoren weiter arbeiten. So entsteht ein imaginäres
Bild in Komplementärfarben.
Mehrdeutige
Wahrnehmungen
Kippfiguren sind Abbildungen, die bei längerer
Betrachtung zu spontanen Gestalt- bzw. Wahrnehmungswechseln führen können. Ein
Bespiel hierfür ist der Necker-Würfel. Das Phänomen ist nicht
hinreichend geklärt. Möglich ist die Sättigungs- oder Ermüdungstheorie, die besagt,
dass für die jeweiligen Ansichten ein spezifischer physiologischer Vorgang
zuständig sei, der nach einer gewissen Zeit zur Ermüdung führe und somit die
Wahrnehmung auf die andere Perspektive umspringe. Es ist dadurch aber nicht
geklärt, weshalb die Wahrnehmungsumkehr nicht bei jeder Person eintritt.
Vexierbilder sind mehrdeutige Bilder. Sie lassen
verschiedene Interpretationen zu und werden auch als Such- oder Rätselbilder
bezeichnet. Es gibt Drehbilder, die auf den Kopf gestellt ein anderes
Motiv zeigen, Detail vs. Ganzes Vexierbilder, die aus vielen Details
bestehen, als Ganzes gesehen aber ein anderes Motiv ergeben und Kipp-Vexierbilder,
die sich auf mehrere Arten interpretieren lassen. Das zuerst gesehene Motiv
bleibt hier meist dominant und welches zuerst gesehen wird, ist individuell
verschieden und nicht vorhersehbar. Bei Kipp-Vexierbildern wird i.d.R. nur eine
Interpretation erkannt, wenn man nicht weiß, dass es noch eine weitere
Möglichkeit gibt. Es gibt keinen automatischen Kippeffekt.
Reflexion und
Refraktion
Reflexion ist das Zurückwerfen elektromagnetischer
Wellen an einer Grenzfläche, z. B. an einem Spiegel. Die Augen sehen
einfallendes Licht so, als würde es von einem Ausgangspunkt geradlinig in sie
hineinfallen, auch bei reflektiertem Licht. So wird in der Reflexion
Dreidimensionalität erkannt, die nicht vorhanden ist. Reflexionen (also
Spiegelungen) werden z. B. als optische Raumvergrößerung genutzt.
Refraktion ist Lichtbrechung mithilfe eines
entsprechenden Mediums, wie Wasser oder Linsen.
Scheinbewegung
Das menschliche Gehirn nimmt schon eine Abfolge von
14 bis 16 Bildern pro Sekunde als Bewegung wahr. Ein klassischer Kinofilm wird
in 24 Bildern pro Sekunde gedreht. Es handelt sich hierbei um eine Scheinbewegung, eine tatsächliche
Bewegung findet nicht statt. Variante: zwei verschiedene Bilder werden sehr
schnell ständig wechselnd gezeigt. Das Gehirn kann die beiden Einzelbilder
nicht mehr voneinander unterscheiden und legt sie übereinander.
Stereosehen
Um einen räumlichen Seheindruck zu erreichen,
benötigt man mindestens zwei Augen, die dem Gehirn annähernd gleiche
Seheindrücke liefern. Die Netzeindrücke beider Augen zeigen Bilder, die sich
aufgrund des Augenabstands geringfügig voneinander unterscheiden. Das Gehirn
verschmilzt diese beiden Bilder zu einem einzigen Bild mit räumlicher
Dimension, d.h. wir sehen dreidimensional.
Die Stereoskopie
nutzt diese Technik, um einen räumlichen Eindruck von Tiefe zu erzeugen, der
physikalisch nicht vorhanden ist. Es werden zwei Bilder erzeugt, die in Augenabstand
voneinander aufgenommen wurden, entweder mit einer Spezialkamera beide
gleichzeitig, oder mit einer normalen Kamera hintereinander aufgenommen. Diese
Bilder werden übereinandergelegt und erzeugen den Eindruck von
Dreidimensionalität; es gibt hierzu verschiedene Techniken. Die Stereoskopie
wird heute für 3D-Filme genutzt, war aber bereits im 19. Jahrhundert bekannt
und sehr populär.
Ein Stereogramm
ist eine grafische Darstellung, die auf den ersten Blick als willkürliche
Ansammlung von Mustern erscheint, aber mit einer spezifischen Betrachtungsweise
(Hindurchsehen/Schielen = Stereoblick) eine räumliche Tiefe entstehen lässt und
dabei ein anders nicht wahrnehmbares, anscheinend dreidimensionales Bild zeigt.
Wir danken Frau Petra Schemmel für dieses
interessante Thema, das sie uns mit zahlreichen Bildern und Mach-Mit-Übungen
präsentierte. Bei einigen Übungen war man über das Ergebnis überrascht, wie die
Abbildungen im Folgenden zeigen (Zusammenstellung: Petra Schemmel). Ein weiterer Dank für den Bericht mit den
Erklärungen der Sehphänomene.
Samstag, 29.04.2017
Durch die Unkenbachniederung - Wanderung von der Riedwiese zu den
Gipshügeln durch die Reste des einstigen Grettstätter
Moors
Referent: Prof. Dr. Winfried
Türk, Hochschule Ostwestfalen-Lippe
Bericht: Dietlind Hußlein,
Schweinfurt
Durch die Unkenbachniederung
–
Bericht von Dietlind Hußlein –
32 Interessierte
versammelten sich am Samstag, den 29.4.2017, um den Ausführungen von Prof. Dr.
Winfried Türk zu den Höhepunkten der Unkenbachniederungen zu lauschen. Die
5-stündige Wanderung erweiterte sich – wie zu erwarten – auf 7 Stunden. Das Wetter war gemischt. Die Sonne wagte
sich vor allem am Ende heraus, aber dazwischen drohte der Regen, der uns aber
verschonte. Nach dem etwas komplizierten Umstellen der Autos, begannen wir
unsere Tour:
Folgende Punkte
stellte Türk besonders hervor
-
die Riedwiese
-
das Riedholz
-
die Dolinen im Gipskeuper
-
das Moorhäg,
den winzigen Rest des ehemaligen Moors
-
die Dünenbereiche und Sandmagerrasenstellen
-
den Sulzheimer
Gipshügel.
In der Unkenbachaue
war einmal ein Niedermoor!! ….
Die Unkenbachniederung verläuft an der Grenze
zwischen dem Grenzdolomit (ein hartes Meeresgestein) und dem Gipskeuper (eine
jüngere Schicht, ein toniges Gipsgestein aus der Zeit des Gipskeupers). Prof.
Dr. Türk und der Geologe Dr. Büttner versuchten, das anschaulich zu demonstrieren.
Die Senke war nicht nur durch die (primäre) Geologie sondern auch durch den „Urmain“ verursacht. Hier hatte sich ein See gebildet, der
langsam verlandete. Absterbende Pflanzen sanken in die Tiefe, wurden wegen
Sauerstoffmangels nicht vollständig zersetzt und bildeten mit der Zeit Torf.
Reste vom Moor findet man heute nur noch im Moorhäg, in das
wir am Rande ganz achtsam einen Blick werfen durften, um Moorpflanzen wie
z.B. den Kleinen Baldrian (Valeriana
dioica) oder den Großen Wiesenknopf (Sanguisorba
officinalis) zu sehen; heute findet man dort v.a. Nässezeiger wie Sumpfdotterblume (Caltha
palustris) oder Wasser-Schwertlilie (Iris pseudacoris).
Seit der Nacheiszeit hat sich in der Unkenbachaue
der Mensch angesiedelt und die Landschaft verändert. Er hat die Wälder genutzt
als Viehweide und Holzlieferant. Im Riedholz konnten
wir an den tiefverzweigten Bäumen erkennen, dass dort ehemals
Mittelwaldbewirtschaftung stattgefunden haben muss. Durch diese Bewirtschaftung
kam im Frühjahr viel Licht auf den Boden, was den Frühjahrsblühern, wie z.B.
Bärlauch (Allium ursinum) oder Maiglöckchen (Convallaria majalis), zugute kam.
Immer wieder betonte Türk, dass hier nirgends mehr
Urwald ist. .
Von dem ehemahligen
Bürgermeister von Schwebheim Herrn Fritz Roßdeutscher
ist überliefert, dass das Riedholz im 20. Jahrhundert
stark geplündert wurde. Die Schwebheimer hatten wohl
schon lange Weide- und Holzrechte im Riedholz. Dann sei der Wald an das Geschlecht der Bibra verkauft
worden und die haben viele große Bäume v.a. Eichen entnommen. Als es an die
Bundesrepublik verkauft wurde, hat der Bundesforst in den 1960er und 1970er
Jahren auch wieder möglichst alle dicken Bäume herausgeholt und wiederum v.a. Eichen.
Den Niedergang des Waldes erkennend hat die Gemeinde in letzter Minute den Wald
gekauft.
So ist der Wald heute kein besonders guter
Mittelwald; dennoch hat Roßdeutscher - der damalige
Bürgermeister - den Wald vor weiterer
Zerstörung gerettet. Die frühere Hartholzaue mit Eichen und Ulmen (die Ulme
soll hier früher eine häufige Baumart gewesen sein) ist heute eher in einen
Erlenbruchwald übergegangen. Entwässerungsmaßnahmen, Aufforstung und andere
Eingriffe haben den Wald verändert. Durch Absenkung des Grundwassers wegen des
Ackerbaus wird der Torf, der laut Prof. Zeidler hier 6m mächtig gewesen sein
soll, rasch zerstört. Denn kommt Sauerstoff an den Torf, dann können
sauerstoffliebende Bakterien den Torf in
kurzer Zeit abbauen. Die Böden hier sind
kalkhaltige, humus- und basenreiche Moorböden, die an Schwarzerdeböden
erinnern und einen guten Ackerboden darstellen würden.
Heute sind im Riedholz
Renaturierungsmaßnahmen angesagt, d.h. der Wasserhaushalt des Waldes wird
reguliert - wenn dies auch oft von Landwirten boykottiert wird, weil sie ihre
Felder trocken haben möchten. Nur wenn es zu wenig regnet, dann soll das Wasser
doch bitte irgendwoher kommen!!!
Wir stehen inzwischen vor einer Doline. Türk warnt
uns, dass uns der Boden im Wald plötzlich verschlucken könnte. Die Ursache liegt darin, dass der Gipskeuper (ein toniges
Gestein) Gipslinsen enthält. Wenn diese im Bereich des Grundwasserniveaus
vorkommen, löst sich der Gips (CaSO4 x 2 H2O)
langsam auf. Der Boden bricht dann plötzlich ein. Es entsteht eine Doline –
plötzlich!
Die Riedwiese
- eine besondere Wiese; auch Gründelloch genannt –
ein unebenes Gelände. Früher wurde hier der Quellkalk (Travertin) abgebaut.
Heute ist das Gebiet strengstens geschützt. Es ist ein Kleinod. Es entstand an
ehemals besonders nassen Standorten. In einem so nassen Quellmoorgebiet war
wohl nie Wald möglich. So konnten sich Pflanzen aus der Eiszeit erhalten (die
letzte Eiszeit ging vor 10 000 Jahren zu
Ende). So finden wir hier z.B. die Trollblume (Trollius
europäus) - eigentlich eine Gebirgspflanze.
Im Grettstädter Graben,
der durch das „Moor“ fließt, sind
Kalkalgen bzw. Armleuchteralgen (Characeen) zu sehen.
Es ist ein Nachhall von einem ehemals großen See. Schon vor Tausenden von
Jahren lebten Characeen in solchen kalkhaltigen
Gewässern. Sie brauchen Kalk, weil sie für ihre Standfestigkeit Kalk einlagern.
Zusammen mit kleinen Gehäuseschneckenschalen entsteht ein Sediment, die
Seekreide. An einer Stelle in der Riedwiese kann man die Seekreide bewundern.
Die Riedwiese ist eine Pfeifengraswiese mit
einem großen Pflanzenartenreichtum. 60 - 70 höhere Pflanzenarten sind hier zu
finden. Nur Kalkmagerwiesen weisen mehr Pflanzenarten auf. Kennzeichnend für
die Pfeifengraswiese sind neben dem Pfeifengras (Molinia
caerulea) z.B. die Mehlprimel (Primula
farinosa), die Sumpf-Wolfsmilch (Euphorbia palustre), der Kleine Träubel (Muscari
botryoides) und viele andere mehr. Türk meint,
es wäre
ein gutes Zeichen für die richtigen Pflegemaßnahmen, weil sich die
Mehlprimel sogar verbreitet.
Auf dem Weg zum letzten Höhepunkt der Exkursion den
Gipshügeln sind noch einige Sandmagerreste
zu finden, aber es seien die schönsten bayernweit. Der Grund ist, dass
es kalkhaltige Sande aus der Nacheiszeit sind. Dazu kommt das warme,
sommertrockene Klima.
Durch Verdunstung wird der Kalk aus dem darunter
liegenden Gestein im Sand immer wieder erneuert. So finden wir typische
Sandzeiger wie die Grasnelke (Armeria maritima) und den Echten
Schafschwingel (Festuca ovina)
und Kalkzeiger wie das Frühlings-Fingerkraut (Potentilla neumanniana)
oder die Feld-Hainsimse (Luzula campestre). Dass der
Sandmagerrasen sehr trocken ist, erkennt man an Anpassungen z.B. bei der
Grau-Kresse (Berteroa incana):
Sie hat eine Pfahlwurzel, die Blätter sind grau durch die vielen Haare als
Verdunstungsschutz; das ist ein Schutz vor Wind (windstille Zone unter den
Haaren) und Sonne. - Dieser
Sandmagerrasen ist auch noch am Rand eines Eichen-Kiefernwaldes in
sonnenexponierter Lage – das ist eine große Seltenheit.
Beim Schafhof
weist Türk darauf hin, dass die Schafe bei der Wanderschäferei früher viele
Pflanzen eingeschleppt haben.
Ansonsten sind die Flugsandgebiete
landwirtschaftlich genutzt z.B. als Spargelacker. Deshalb sind wenige Moorreste
übrig geblieben.
Nun schon todmüde noch zu den Sulzheimer Gipshügeln – ein Begriff für Wissenschaftler ganz Deutschlands.
Sie sind eine der wertvollsten Lebensraumtypen in Nordbayern. Es ist das größte
Steppenvorkommen in Bayern. Dieser Raum sieht aus wie eine späteiszeitliche
Steppe. Wenn der Wald nach Osten hin aufhört, dann schließen sich die
Federgrassteppen an. Es sind kontinentale Relikte aus der Eiszeit und
Nacheiszeit. Wegen der Sommertrockenheit sind es Klimainseln.
Die Gründe dafür sind:
1.
Der Gipsboden (CaSO4)
hält das Wasser weniger als Kalk (CaCO3)
2
Hier war der Mensch viele Jahrtausende aktiv.
Ursprünglich war hier überall Wald, der durch die Waldweide zurückgedrängt
wurde.
3
Das sommertrockene
Klima
Die Gipsadern im Untergrund sind nur örtlich ausgebildet. An der
Holzspitze weiter vorne liegt schon dicker Ton. So konnte dort ein
Eichen-Hainbuchenwald entstehen.
Hier in den Gipshügeln sind 2 Zeiten vor allem bedeutend:
Erster Aspekt im Frühjahr:
mit der Küchenschelle (Pulsatilla vernalis)
und dem Adonisröschen (Adonis vernalis)
Zweiter Aspekt im Juni:
2 Federgrasarten: das Echte Federgras (Stipa
pennata) und das Pfriemengras (Stipa capillata)
Im Postglazial (vor 8000 – 5000 Jahren) war die
Durchschnittstemperatur 2-3°C wärmer als heute. In dieser Zeit gab es hier
keine Buchen. Deshalb waren lichtbedürftige Pflanzen damals verbreitet.
Zusätzlich hielten große Pflanzenfresser die Landschaft offen. So finden wir
heute noch kontinentale Arten als Steppenrelikte wie z.B. das Kleine Mädesüß (Filipendula vulgaris), aber auch Seltenheiten wie den Dänischen
Tragant (Astragalus danicus) und die
Gras-Schwertlilie (Iris graminea).
Nach einer sehr interessanten 7-stündigen Exkursion
ohne eine Pause finden sich noch 10 Teilnehmer zusammen um die Exkursion im
Gasthaus ausklingen zu lassen.
Winfried Türk kann spannend erzählen, weil
er von jeder Pflanze weiß, warum sie gerade hier wachsen kann. Aber er weiß
auch die großen Zusammenhänge auf zu zeigen. So kann jeder Teilnehmer sein
Wissen erweitern. Dadurch wird es eben sehr lang, - für manche vielleicht zu
lang. Ich jedenfalls höre gern und auch
ganz lange sehr aufmerksam zu.
… Soweit der
Bericht von Frau Hußlein …
Wir danken Prof.
Winfried Türk, dass er sich mit
uns auf den Weg gemacht hat, um uns die Besonderheiten der Unkenbachniederung
zu zeigen. Es waren nicht nur die großen „Highlights“ wie die Mehlprimel und
die Trollblumen, es waren auch die vorborgenen Gänge
der Sandwespe, die uns staunen ließen. Winfried Türk hat uns an Ecken geführt,
wo nicht jedermann ohne weiteres hingehen würde. Dies bedeutet natürlich auch
eine entsprechende Ortskenntnis und Vorbereitung und all das, trotz seines
Dienst- und Wohnortes in Ostwestfalen-Lippe … Dafür Dir lieber Winfried großen
Dank!!
Ein weiterter
Dank gilt Frau
Dietlind Hußlein für die Berichterstellung, Konrad Roth für die Anfertigung der
Pflanzenliste und dem Team Hußlein – Roth et al. für
die Auflistung der besonderen Faunenelemente.
Herr Roth hat während der Exkursion (außer
den Gipshügeln) die Ende April erkennbaren Pflanzen aufgenommen. Hier die Liste
1.
|
Acer campestre |
Feld-Ahorn |
2.
|
Acer platanoides |
Spitz-Ahorn |
3.
|
Acer pseudoplatanus |
Berg-Ahorn |
4.
|
Aegopodium podagraria |
Giersch |
5.
|
Achillea millefolium |
Gemeine Schafgarbe |
6.
|
Achillea ptarmica |
Bertram-(=Sumpf)Schafgarbe |
7.
|
Adonis vernalis |
Frühlings-Adonis |
8.
|
Aesculus hippocastanum |
Gemeine Roßkastanie |
9.
|
Agrimonia eupatoria |
Kleiner Odermennig |
10. |
Ajuga reptans |
Kriechender Günsel |
11. |
Allium oleraceum |
Gemüse-Lauch |
12. |
Alium ursinum |
Bärlauch |
13. |
Alliaria petiolata |
Knoblauchs-Rauke |
14. |
Alnus glutinosa |
Schwarz-Erle |
15. |
Anemone nemorosa |
Busch-Windröschen |
16. |
Anemone ranunculoides |
Gelbes Windröschen |
17. |
Anemone sylvestris |
Großes Windröschen |
18. |
Anthriscus sylvestris |
Wiesen-Kerbel |
19. |
Aquilegia vulgare |
Gemeine Akelei |
20. |
Arabis hirsuta |
Rauhaarige
Gänsekresse |
21. |
Arctium nemorosum |
Hain-Klette |
22. |
Arctium tomentosum
|
Filz-Klette |
23. |
Artemisia campestre |
Feld-Beifuß |
24. |
Artemisia vulgaris |
Gemeiner Beifuß |
25. |
Arum maculatum |
Aronstab |
26. |
Asarum europaeum |
Haselwurz |
27. |
Astragalus glycyphyllos |
Bärenschote, |
28. |
Barbarea vulgaris |
Barbarakraut |
29. |
Bellis perennis |
Gänseblümchen |
30. |
Berula erecta |
Schmalblättriger Merk |
31. |
Betula pendula |
Hänge-Birke
(Gewöhnliche B.) |
32. |
Bupleurum falcatum |
Sichel-Hasenohr |
33.
|
Caltha
palustre |
Sumpfdotterblume |
34.
|
Campanula rapunculoides |
Acker-Glockenbume. |
35. |
Capsella bursa-pastoris |
Hirtentäschel |
36. |
Cardamine hirsuta |
Viermänniges Schaumkraut |
37. |
Cardamine pratense |
Wiesen-Schaumkraut |
38. |
Cardaria draba |
Pfeilkresse |
39. |
Carduus acanthoides (acanthus = Stachel) |
Stachel-Distel |
40.
|
Carlina vulgaris |
Golddistel |
41.
|
Carpinus betulus |
Hainbuche |
42.
|
Centaurea jacea |
Wiesen-Flockenblume |
43.
|
Centaurea scabiosa |
Skabiosen-Flockenblume |
44.
|
Cerastium arvense |
Acker-Hornkraut |
45. |
Cerastium glomeratum |
Knäuel-Hornkraut |
46. |
Cerastium glutinosum |
Bleiches
Zwerg-Hornkraut |
47. |
Cerastium holosteoides |
Gemeines Hornkraut |
48. |
Chaerophyllum aureum |
Gold-Kälberkropf |
49. |
Chaerophyllum bulbosum |
Rüben-Kälberkropf |
50. |
Chelidonium majus |
Schöllkraut |
51. |
Chenopodium album |
Weißer Gänsefuß |
52. |
Cichorium intybus |
Gemeine Wegwarte |
53. |
Cirsium arvense |
Acker-Kratzdistel |
54. |
Cirsium oleraceum |
Kohl-Kratzdistel |
55. |
Clematis vitalba |
Gemeine Waldrebe |
56. |
Colchicum autumnale |
Herbstzeitlose |
57. |
Convallaria majalis |
Maiglöckchen |
58. |
Convolvulus arvense |
Acker-Winde |
59.
|
Conyza canadensis
|
Kanadisches
Berufkraut |
60. |
Cornus sanguinea |
Roter Hartriegel |
61. |
Corydalis cava |
Hohler Lerchensporn |
62. |
Corydalis solida |
Gefingerter
Lerchensporn |
63. |
Corylus avellana |
Gemeine Hasel |
64.
|
Crataegus
laevigata |
Zweigrifflicher Weißdorn |
65.
|
Crataegus monogyna |
Eingriffliger Weißdorn |
66. |
Daphne mezereum |
Gemeiner Seidelbast |
67.
|
Datura stramonium
|
Weißer
Stechapfel
|
68.
|
Daucus carota
|
Wilde Möhre
|
69.
|
Descurainia sophia |
Gemeine Besenrauke |
70. |
Dianthus carthusianorum |
Karthäuser-Nelke |
71. |
Dianthus delthoides |
Heide-Nelke |
72. |
Echium vulgare |
Natternkopf |
73. |
Equisetum arvense |
Acker-Schachtelhalm |
74. |
Erodium cicutarium |
Gemeiner
Reiherschnabel |
75. |
Euonymus europaea |
Europäisches
Pfaffenhütchen |
76. |
Erophila verna |
Frühl.–Hungerblümchen |
77. |
Eryngium campestre |
Feldmannstreu |
78. |
Euphorbia cyperissias |
Zypressen-Wolfsmilch |
79. |
Euphorbia helioscopa |
Sonnwend-Wolfsmilch |
80. |
Fagus sylvatica |
Rot-Buche |
81.
|
Falcaria vulgaris |
Gemeine Sichelmöhre |
82. |
Filipendula ulmaria |
Mädesüß |
83. |
Filipendula vulgaris |
Kleines Mädesüß |
84.
|
Fragaria viridis |
Knackelbeere |
85. |
Fraxinus excelsior |
Esche |
86.
|
Frangula alnus |
Faulbaum |
87.
|
Fumaria officinalis |
Gemeiner Erdrauch |
88.
|
Gagea lutea |
Wald-Goldstern |
89. |
Galium album |
Weißes Labkraut |
90. |
Galium aparine |
Klebriges Labkraut |
91. |
Galium sylvaticum |
Wald-Labkraut |
92. |
Galium verum |
Echtes Labkraut |
93. |
Geranium pratense |
Wiesen-Storchschnabel |
94. |
Geranium pusillum |
Zwerg-Storchschnabel |
95. |
Geranium pyrenaicum |
Pyrenäen-Storchschnabel |
96. |
Geranium robertianum |
Ruprechtskraut |
97. |
Geum urbanum |
Echte Nelkenwurz |
98. |
Glechoma hederacea |
Gundermann |
99. |
Hedera helix |
Efeu |
100.
|
Heracleum sphondylium |
Wiesen-Bärenklau |
101.
|
Holosteum umbellatum |
Dolden-Spurre |
102.
|
Humulus lupulus |
Gemeiner Hopfen |
103.
|
Hypericum perforatum |
Tüpfel-Hartheu |
104.
|
Hypochoeris radicata |
Gemeines Ferkelkraut |
105.
|
Inula salicina |
Weidenblättr. Alant |
106.
|
Iris pseudacorus |
Wasser-Schwertlilie |
107.
|
Iris sibirica |
Sibirische
Schwertlilie |
108.
|
Lamium album |
Weiße Taubnessel |
109.
|
Lamium amplexicaule |
Stengelumfassende Taubnessel |
110.
|
Lamium galeobdolon
ssp argentata |
silberblättr. Goldnessel |
111.
|
Lamium maculatum |
Gefleckte Taubnessel |
112.
|
Lamium purpureum |
Purpurrote Taubnessel |
113.
|
Latyrus pratense |
Wiesen-Platterbse |
114.
|
Lathyrus vernus |
Frühlings-Platterbse |
115.
|
Lepidium campestre |
Feld-Kresse |
116.
|
Leucanthemum ircutianum |
Zahnöhrchen-Margarite |
117.
|
Ligustrum vulgare |
Liguster |
118.
|
Lilium martagon |
Türkenbund |
119.
|
Listera ovata
|
Großes
Zweiblatt
|
120.
|
Lonicera xylosteum |
Rote Heckenkirsche |
121.
|
Lotus corniculatus |
Hornklee
|
122.
|
Lycopus europaeus |
Ufer-Wolfstrapp
|
123.
|
Lysimachia punctata |
Drüsiger
Gilbweiderich |
124.
|
Malus domesticus |
Haus-Apfel |
125.
|
Medicago lupulina |
Hopfenklee |
126.
|
Maianthemum bifolium |
Zweiblättr. Schattenblume |
127.
|
Mentha aquatica |
Wasser-Minze |
128.
|
Mercurialis perennis |
Ausdauerndes
Bingelkraut |
129.
|
Moehringia trinerva |
Dreinervige Miere |
130.
|
Muscari armeniacum |
Armenischer Träubel |
131.
|
Muscari botryoides |
Kleiner Träubel |
132.
|
Muscari neglectum |
Übersehener Träubel |
133.
|
Myosotis arvensis (Boraginaceae) |
Acker-Vergißmeinnicht |
134.
|
Myosotis scorpioides |
Sumpf-Vergissmeinnicht |
135.
|
Onobrychis viciifolia |
Futter-Esparsette |
136.
|
Origanum vulgare |
Wilder Dost |
137.
|
Paris quadrifolia |
Einbeere |
138.
|
Peucedanum cervaria |
Hirsch-Haarstrang |
139.
|
Peucedanum officinale |
Echter Haarstrang |
140.
|
Phyteuma spicata |
Ährige Teufelskralle |
141.
|
Pinus sylvestris |
Gemeine Kiefer |
142.
|
Plantago lanceolata |
Spitz-Wegerich |
143.
|
Plantago major |
Großer Wegerich |
144.
|
Plantago media |
Mittlerer Wegerich |
145.
|
Polygonum aviculare |
Vogel-Knöterich |
146.
|
Populus x canadensis |
Kanadische Pappel |
147.
|
Populus nigra |
Schwarz-Pappel |
148.
|
Populus tremulus |
Zitter-Pappel |
149.
|
Potentilla anserina |
Gänse-Fingerkraut |
150.
|
Potentilla argentea |
Silber-Fingerkraut |
151.
|
Potentilla neumanniana |
Frühlings-Fingerkraut |
152.
|
Potentilla reptans |
Kriechendes
Fingerkraut |
153.
|
Primula elatior |
Hohe Schlüsselblume |
154.
|
Primula farinosa |
Mehl-Primel |
155.
|
Primula veris |
Wiesen-Schlüsselblume |
156.
|
Prunus avium |
Süßkirsche
=Vogelkirsche) |
157.
|
Prunus padus |
Traubenkirsche |
158.
|
Prunus serotina |
Späte Traubenkirsche |
159.
|
Prunus spinosa |
Schlehe |
160.
|
Pseudotsuga menziesii |
Douglasie |
161.
|
Pulmonaria obscura |
Dunkles Lungenkraut |
162.
|
Pulsatilla vulgaris |
Gemeine Küchenschelle |
163.
|
Pyrus pyraster |
Wild-Birne |
164.
|
Quercus petraea |
Trauben-Eiche |
165.
|
Quercus robur |
Stiel-Eiche |
166.
|
Ranunculus auricomus |
Goldschopf-Hahnenfuß |
167.
|
Ranunculus acris |
Scharfer Hahnenfuß |
168.
|
Ranunculus bulbosus |
Knolliger Hahnenfuß |
169.
|
Ranunculus ficaria |
Scharbockskraut |
170.
|
Ranunculus repens |
Kriechender Hahnenfuß |
171.
|
Rhamnus cathartica |
Purgier-Kreuzdorn |
172.
|
Robinia pseudoacacia |
Robinie |
173.
|
Rosa canina |
Hunds-Rose |
174.
|
Rosa rubiginosa |
Wein-Rose |
175.
|
Rubus armeniacus |
Garten-Brombeere |
176.
|
Rubus caesius |
Kratzbeere |
177.
|
Rumex
acetosella ssp acetosella |
Kleiner Sauerampfer |
178.
|
Rumex acetosa |
Wiesen-Sauerampfer |
179.
|
Rumex crispus |
Krauser Ampfer |
180.
|
Rumex obstusifolius |
Breitbl. Sauerampfer |
181.
|
Salix alba |
Silber-Weide |
182.
|
Salix caprea |
Sal-Weide |
183.
|
Salix
cineraria |
Grau-Weide |
184.
|
Salix fragilis |
Bruch-Weide |
185.
|
Salix x rubens |
Hohe Weide |
186.
|
Salix x sepulcralis |
Trauer-Weide |
187.
|
Salix x smithiana (femina x caprea) |
|
188.
|
Salix
triandra |
Mandel-Weide |
189.
|
Salvia pratense |
Wiesen-Salbei |
190.
|
Sambucus nigra |
Schwarzer Holunder |
191.
|
Sambucus racemosus |
Roter
(Hirsch-)Holunder |
192.
|
Sanguisorba
minor (= polygama) |
Kleiner Wiesenknopf |
193.
|
Sanguisorba officinale |
Großer Wiesenknopf |
194.
|
Saxifraga
granulata |
Körnchen-Steinbrech |
195.
|
Scrophularia nodosa |
Knotige Braunwurz |
196.
|
Seseli libanotis
(heute Libanotis pyrenaica) |
Berg-Heilwurz |
197.
|
Silene (Lychnis) flos-cuculi |
Kuckucks-Lichtnelke |
198.
|
Silene latifolia ssp alba |
Weiße Lichtnelke |
199.
|
Silene (Lychnis) viscaria |
Gewöhnliche Pech-Nelke |
200.
|
Silene vulgaris |
Gewöhnliches (=Taubenkropf-)Leimkraut |
201.
|
Sisymbrium officinale |
Wege-Rauke |
202.
|
Sonchus arvense |
Acker-Gänsedistel |
203.
|
Stachys sylvatica |
Wald-Ziest |
204.
|
Stellaria holostea |
Echte Miere, Große Sternmiere |
205.
|
Stellaria media |
Vogel-Sternmiere |
206.
|
Stellaria pallida |
Bleiche Sternmiere |
207.
|
Symphytum officinale |
Gemeiner Beinwell |
208.
|
Tanacetum corymbosum |
Ebensträußige Margarite |
209.
|
Taraxacum rubicunda |
Rotsamiger Löwenzahn |
210.
|
Thalictrum flavum |
Gelbe Wiesenraute |
211.
|
Thesium linophyllon |
Mittleres Vermeinkraut |
212.
|
Thlaspi arvense |
Acker-Hellerkraut |
213.
|
Thlaspi perfoliatum |
Durchwachsenblättriges Hellerkraut |
214.
|
Thymus pulegioides |
Gemeiner Thymian |
215.
|
Tragopogon dubius |
Großer Bocksbart |
216.
|
Trifolium arvense |
Hasen-Klee |
217.
|
Trifolium pratense |
Rot-Klee |
218.
|
Trifolium repens |
Weiß-Klee |
219.
|
Tripleurospermum perforatum |
Geruchlose Kamille |
220.
|
Trollius europaeus |
Trollblume |
221.
|
Typha latifolia |
Breitblättriger
Rohrkolben |
222.
|
Ulmus glabra |
Berg-Ulme |
223.
|
Ulmus x hollandica |
Hybrid-Ulme zw minor u.glabra |
224.
|
Ulmus laevis |
Flatter-Ulme |
225.
|
Ulmus minor |
Feld-Ulme |
226.
|
Urtica dioica |
Große Brennnessel |
227.
|
Valeriana officinale |
Echter Baldrian |
228.
|
Valeriana officinale ssp pratense |
|
229.
|
Valerianella locusta |
Gemeines Rapünzchen |
230.
|
Veronica arvensis |
Feld-Ehrenpreis |
231.
|
Veronica chamaedrys |
Gamander-Ehrenpreis |
232.
|
Veronica persica |
Persischer Ehrenpreis |
233.
|
Viburnum lantana |
Wolliger Schneeball |
234.
|
Viburnum opulus |
Gemeiner Schneeball |
235.
|
Vicia cracca
ssp tenuifolia |
Vogel-Wicke |
236.
|
Vicia sativa
ssp angustifolia |
Saat-Wicke |
237.
|
Vicia sepium |
Zaun-Wicke |
238.
|
Viola arvensis |
Feld-Stiefmütterchen |
239.
|
Viola hirta |
Rauhhaar-Veilchen |
240.
|
Viola mirabilis |
Wunder-Veilchen |
Gräser
241.
|
Carex acutiformis |
Sumpf-Segge (=Sonderbare Segge) |
242.
|
Carex caryophyllea |
Frühlings-Segge |
243.
|
Carex digitata |
Finger-Segge |
244.
|
Carex flacca |
Blaugrüne Segge (=Schlaffe Segge) |
245.
|
Carex montana |
Berg-Segge |
246.
|
Carex präcox |
Frühe Segge |
247.
|
Carex pseudocyperus |
Scheinzyper-Segge |
248.
|
Carex riparia |
Ufer-Segge |
249.
|
Carex tomentosa |
Filz-Segge |
250.
|
Scirpus sylvatica |
Wald-Simse;
Waldbinse (=Waldhirse) |
251.
|
Agrostis canina |
Hunds-Straußgras |
252.
|
Agrostis stolonifera |
Weißes Straußgras |
253.
|
Allopecurus pratense |
Wiesen-Fuchsschwanz |
254.
|
Anthoxanthum odoratum |
Gewöhnliches Ruchgras |
255.
|
Arrhenatherum elatius |
Glatthafer |
256.
|
Brachypodium pinnatum |
Fieder-Zwenke |
257.
|
Brachypodium sylvaticum |
Wald-Zwenke |
258.
|
Briza media |
Gewöhnliches Zittergras |
259.
|
Bromus hordeaceus |
Weiche Trespe |
260.
|
Bromus inermis |
Unbegrannte Trespe |
261.
|
Bromus sterilis |
Taube Trespe |
262.
|
Calamagrostis epigejos |
Land-Reitgras |
263.
|
Dactylis glomerata |
Wiesen-Knäuelgras |
264.
|
Deschampsia cespitosa |
Rasen-Schmiele |
265.
|
Deschampsia flexuosa |
Draht-Schmiele (=Schlängel-Schmiele) |
266.
|
Elymus canina |
Hunds-Quecke |
267.
|
Elymus (Elytrigia) repens |
Gemeine Quecke |
268.
|
Festuca arundinacea |
Rohr-Schwingel |
269.
|
Festuca ovina agg |
Echter Schafschwingel |
270.
|
Festuca pratense |
Wiesen-Schwingel |
271.
|
Juncus articulatus |
Glieder-Binse |
272.
|
Juncus effusus |
Flatter-Binse |
273.
|
Lolium perenne |
Deutsches Weidelgras |
274.
|
Luzula campestre |
Gemeine Hainbinse |
275.
|
Melica picta |
Buntes-Perlgas |
276.
|
Melica nutans |
Nickendes Perlgras |
277.
|
Phalaris arundinacea |
Rohr-Glanzgras |
278.
|
Phragmites australis |
Schilf |
279.
|
Poa angustifolia |
Schmalblättriges Rispengras |
280.
|
Poa annua |
Einjähriges Rispengras |
281.
|
Poa nemoralis |
Hain-(Heil-Hitler) Rispengras |
282.
|
Poa pratensis agg |
Wiesen-Rispengras |
Vögel (31)
Amsel, Baumpieper (9 Ex), Bachstelze, Blaumeise,
Buchfink, Buntspecht, Dorngrasmücke, Eichelhäher, Feldlerche, Fitis, Goldammer, Grauammer, Grünspecht, Halsbandschnäpper, Klappergrasmücke, Kohlmeise, Misteldrossel,
Mönchsgrasmücke, Nachtigall,
Ortolan, Ringeltaube, Rohrweihe,
Rotkehlchen, Singdrossel, Star, Stieglitz, Trauerschnäpper, Turmfalke, Wachholderdrossel, Wendehals, Zilpzalp
Andere Tiere
Grasfrosch,
Zauneidechse, Feldgrille (Gryllus campestris), Zitronenfalter (Gonepteryx
rhamni), Aurorafalter (Anthocharis
carcamines)
Samstag, 06.05.2017
Arbeitskreis Steine in der Stadt - Stadtrundgang mit Objektaufnahme
Objektauswahl u. Bericht: Dr.
Georg Büttner
Die
Route verlief diesmal über die Marktplatz-Nordseite zum Martin-Luther-Platz
(Johanniskirche, Rückseite Stadtmuseum), von dort über die Lange Zehntstraße
(Altbau-Sanierung-Krönlein-Areal) in die
Rückertstraße (Neubau + ehemal. „Husselgebäude“),
von der Rückertstraße aus auf den Wichtermann-Platz
(Fassade Vinothek Hotel Ross u. Hugendubel) über den Roßmarkt
in die Wolfsgasse (freigelgte Fassade vor
Spezialtäten-Geschäft) zur nordöstlichen Stadtmauer.
(neue) Schwerpunkte waren:
Nordwest Ecke Marktplatz:
Gegenüberstellung
Ceppo di Gre - Brannenburger Nagelfuh. Das Gebäude ist vorwiegend mit Ceppo di Gre verkleidet, weil
einige Platten brachen kam als Sanierungsstein Brannenburger
Nagelfluh zum Einsatz. Solange sich dieser auf wenige Steine begrenzt, wird das
ursprünglich graue Erscheinungsbild kaum verändert.
Bei
beiden Gesteinen handelt es sich um transportierte Ablagerungen, die in situ
durch Kalkausscheidung aus zirkulierenden karbonatischen Wässern verkittet wurden.
Beide Gesteine stammen aus dem Umfeld der Alpen.
Der Ceppo di Gre ist eine Brekzie,
also ein Gestein, das aus ungerundeten (eckigen) Komponenten besteht. Es
handelt sich dabei v.a. um graue Karbonate. Es handelt sich primär um ein
Gestein mit geringer Transportweite und exakt definierten Einzugsgebiet.
Der
Nagelfluh ist war ursprünglich ein Flussschotter. Er besteht aus gerundeten
Komponenten (wird also als Konglomerat bezeichnet). Er weist ein breites
Kornspektrum auf, in dem z.B. auch Kristallin der Zentralalpen enthalten ist.
Er stammt aus Brannenburg.
Johanniskirche:
Hier
wurde diskutiert, dass bei der Sanierung der Kriegsschäden wahrscheinlich auch
gelb/grün-violetter Schilf-sandstein (des Mittleren
Keupers) verbaut wurde. Dafür sprechen die großen Quader an den Türmen.
Rückseite Museum:
Hier
befindet sich eine Sandsteinmauer mit gelbgrünen und violetten Sandsteinen
(Bruchsteine: kuW und / oder kmS).
Das Alter der Mauer ist unklar; z.T. rotbraun-gefärbte Sandsteine weisen auf
Hitze hin (möglicherweise Sandsteine aus Bombenschäden). Die Mauer könnte
demnach, trotz der verbauten Gewölbesteine, relativ jung sein.
Sanierung Krönleingebäude:
Anhand
der mitgebrachten Fotos wurde ausgeführt, dass das Fachwerk z.T. mit unformatiertem
Sandstein (ku) ausgekleidet wurde. Die Fensterrahmen
im Erdgeschoss wurden mit Sandsteinen dem Original nachempfunden. Das Gestein
ist jedoch kein Sandstein aus dem Unteren Keuper.
Neubau Rückertstraße:
Das
moderne Gebäude wird von vielen als nicht unbedingt schön empfunden. Es
erscheint den meisten Teilnehmern im Vergleich zu den Nachbargebäuden als zu
hoch. Die Fassade besteht aus einem aufgehängten grauen Kalkstein des Weißen
Jura („Jura-Marmor“). Der Stein ist gesägt, was ein helles Erscheinungsbild
bewirkt. Es bleibt abzuwarten ob, und falls, wie (schnell) die Fassade grau(er)
patiniert. Vereinzelt sind Faunenreste (insbes. Schwämme und Belemniten
erkennbar). Derzeit stellt sie aus Sicht der Stadt-Steine eine Bereicherung
dar.
Wichtermannplatz
Vinothek Hotel Ross:
Die
Fenster sind mit einem grau-grünen Gestein (säulig) begrenzt. Es handelt sich
dabei um einen Kalkstein, der längsgerieft ist, was ihm zusätzlich Struktur und
Helligkeit verleiht. Bei näherem Hinsehen sind faunistische Reste deutlich zu
erkennen.
Fassade Hugendubel:
Hier
wurde das Erdgeschoss mit beige-farbenem Juramarmor
verkleidet. Der Farbton erscheint „wärmer“ als der Stein in der Rückertstraße.
Es sind zahlreiche Faunenreste, wie Schwämme, Belemniten und Ammoniten
erkennbar.
Krönlein-Neubau:
Es
wurde darauf hingewiesen, dass im Zuge des Neubaus die Serpentinit-Säulen im
Erdgeschoß verloren gingen.
Wolfsgasse, Spezialtäten-Geschäft:
Durch
die Freilegung der vorher verkleideten Fassade wurde beidseits des
Schaufensters ein grauer Kalkstein sichtbar. Deutlich erkennbar sind darin
Faunenreste (fragliche Korallen), was ein paläozoisches Alter wahrscheinlich
macht. Der sicherlich nicht billige Stein wurde wahrscheinlich in 60er oder
70er Jahren verwendet. Es ist derzeit das einzige derartige Gestein in der
Schweinfurter Innenstadt und stellt aus Sicht der Stadt-Steine eine
Bereicherung dar.
Nordwestliche Stadtmauer
Die
Sanierung der Stadtmauer erfolgte dem Vorbild entsprechend mit dichten (mikritischen) und kristallinen (sparitischen)
Kalksteinen der Normalfazies des Oberen Muschelkalks. Diese Gesteine sind in
der Regel dünnbankig, die Oberflächen meist
unbearbeitet.
Neubau-Höpperlesturm:
Der
Neubau ist den bestehenden bzw. erhalten gebliebenen Stadttürmen nachempfunden.
Als Stein kam meist dünn- bis mittelbankiger
Quaderkalk zum Einsatz. Dieser unterscheidet sich etwas von den Steinen, die in
der Stadtmauer und in den historischen Türmen verwendetet wurden. Er weist
vorwiegend kristallines (sparitisches) Gefüge auf und
ist i.d.R. dickbankiger, was ggf. eine Bearbeitung nötig macht. Außerdem wittert
er häufig (typisch) braun an, was in den Kalksteinen der Normalfazies seltener
der Fall ist. Durch die Gegenüberstellung der verwendeten Gesteine an der
sanierten nördlichen Stadtmauer wird dieser Unterschied sehr deutlich.
Hierdurch wird zumindest dem Spezialisten klar, dass es sich bei dem Höpperlesturm nicht um ein historisches Bauwerk handelt.
Gedenkstein am Durchgang:
Bei
dem hier neu aufgestellten Kalkstein handelt es sich um einen teils verkarsteten,
stark schillführenden Kalkstein aus dem Unteren
Muschelkalk. Der Stein ist auch ohne die Aufschrift ein Hingucker!
Die
Gruppe umfasste knapp 15 Teilnehmer, auch diesmal mit zahlreichen neuen Gesichtern
und Gästen. Daher kommt es immer wieder zu Wiederholungen, auf die jedoch im
Bericht nich eingegangen wurde. Es wurde eifrig
diskutiert und fotografiert, was ja Ziel eines Arbeitskreises sein soll.
Die
Veranstaltung dauerte fast 3 Stunden, was dem gesetzten Ziel entsprach. Im
Anschluss daran traf man sich beim gemeinsamen Kaffeetrinken zum
Nachkolloquium.
Mein Dank gilt den Fotografen für ihre schönen
Bilder und allen Teilnehmern für die Diskussionsbeiträge
Freitag, 19.05.2017
PowerPoint-Vortrag: Der Waldkauz Vogel des Jahres 2017
Referentin und Bericht:
Dietlind Hußlein, Schweinfurt
Der
„Vogel des Jahres 2017 – der Waldkauz“
Der Ruf des Waldkauzes als Hintergrundsound
eines Krimis – zum Gruseln schön, der Ruf eines Todesboten,
unheimlich, schaudererregend. In der Antike war der Steinkauz z.B.
der „Vogel der Weisheit“ und war Begleiter der Göttin Athene. Im
Mittelalter wurden Eulen zum Botschafter von Unglück und Tod, Helfer Satans
oder Verkünder von Seuchen und Depression.
Warum hat man Angst vor einem Vogel, der dem
Menschen nichts zuleide tut?
Er kann durch die besondere Ausformung
seiner Federn lautlos durch die Nacht
fliegen. Plötzlich ist er da, ohne dass wir ihn wahrgenommen haben. Da auch er
sich vor größeren Vögeln wie dem Habicht, dem Uhu und anderen Feinden in Acht
nehmen muss, ist er dämmerungs- bzw. nachtaktiv und, wie sein Name sagt,
ursprünglich ein Waldvogel. Er sieht auch bei geringem Licht viel besser als
wir Menschen, aber vor allem kann er exzellent hören. Dabei hilft der
Gesichtsschleier, die Geräusche einzufangen und die asymmetrisch angeordneten
Ohren lassen die Beute genau orten. Dazu ist er durch sein graubraunes,
rindenfarbig geschippertes Gefieder bestens getarnt.
All das macht den Waldkauz für
uns unheimlich. Dennoch ist sein dicker, runder Kopf, sein weiches Gefieder für
den Menschen Auslöser des „Kindchenschemas“. Das löst bei uns Menschen ein
Verhalten aus, ein Tier zu streicheln oder zu liebkosen. Insgesamt löst es also
ein widersprüchliches Verhalten bei uns Menschen aus.
Der Weltbestand sei stabil!!
Laut offizieller Aussage sei seit 25 Jahren (Angaben von 2012) beim Bestand des
Waldkauzes keine Veränderung festgestellt
worden. Ich persönlich und
Mitstreiter unserer OAG (Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft) stellen
allerdings fest, dass er dort, wo er noch vor kurzem zu hören war, verschwunden
ist. Es könnte sein, dass es teilweise durch die Zunahme des Uhus begründet
ist.
Der Waldkauz ist sehr
anpassungsfähig bei der Wahl der Nahrung als auch des Nistplatzes. Dennoch
sieht seine Zukunft bedenklich aus. Das Fällen alter Höhlenbäume, eintönige
Wälder und die ausgeräumte Agrarlandschaft ohne Beutetiere sind die größten
Gefahren für einen gesunden Waldkauzbestand. Das heißt der Erhalt und die
Entwicklung strukturreicher Wälder, in denen eine ausreichend große Zahl alter
Bäume mit entsprechend vielen Höhlen als Brutstätten bzw. Unterschlupf zur
Verfügung stehen, ist notwendig. Und es verlangt ein Nicht-Eingreifen in den
Entwicklungsprozess eines größeren Teils unserer Wälder.
Dann hätten alle Tiere der
Nacht – für die der Vogel des Jahres 2017 steht - und nicht nur der Waldkauz - eine Zukunft.
Wir danken Frau
Dietlind Hußlein, dass sie
uns wie bereits seit vielen Jahren auch heuer den Vogel des Jahres vorgestellt
hat sowie für ihren Bericht.
.
Samstag, 20.05.2017
Naturkundliche Wanderung um den Maßberg
nordöstlich Rannungen: Geologie,
Ornithologie und Botanik
Referenten: Konrad
Roth, Maibach, Dietlind Hußlein, Schweinfurt, Helmut
Müller, Stadtlauringen
Bericht: Dietlind Hußlein
18
Teilnehmer fanden sich zu einem Beobachtungsgang ein. Nach den stürmischen
Vortagen hatte sich das Wetter wieder beruhigt. Für einen Naturgang gerade
richtig. Es war nicht zu kalt und nicht zu warm und auch kein Regen.
Es
ist ein sehr schöner Wald. In der Botanik ist immer nur ein Teil der Pflanzen
gerade in Blüte z.B. der Diptam. Er wächst hier in einem großen Bestand,
allerdings war er noch nicht aufgeblüht. Dagegen war die Frühlingsplatterbse
schon fast verblüht. Man konnte gut zeigen, dass die frischen Blüten rot und
die verblühenden blau und violett werden. Der pH-Wert in der Zelle ändert sich
im Laufe der Blühzeit. Dieses Phänomen konnte man ebenso
feststellen bei dem noch in Resten blühenden Dunklen Lungenkraut (Pulmonaria obscura), sowie beim Purpurblauen Steinsamen (Buglossoides purpurocaerulea).
Auch ein einige Orchideen konnten entdeckt werden, wie z.B. die Fliegen-Ragwurz
(Ophrys insectifera) im Abblühen, eine Vogel-Nestwurz (Neottia nidus-avis) und ein wunderschönes frisch aufgeblühtes
Exemplar des Purpur-Knabenkrautes (Orchis purpurea).
Zusammen mit der Vorexkursion haben wir über 200 Pflanzenarten festgestellt.
Das beweist, dass wir uns in einem sehr artenreichen Wald befinden.
Das
liegt nicht zuletzt auch an dem geologischen Untergrund, dem Unteren
Muschelkalk. Die Gräben, die zum Teil den Waldweg begleiten, zeugen davon, dass
man hier die Schaumkalkbank genutzt hat für den Hausbau.
Für
die Vogelwelt sind dagegen eher die Strukturen wie Wald, Offenlandschaft mit
Wiesen, Hecken oder Steinriegeln ausschlaggebend. Letztere wurden wohl als
Ausgleichsmaßnahme für Flächenverbrauch angelegt. So konnten wir z.B. den nicht
sehr häufigen Neuntöter beobachten - wenn auch etwas entfernt. Am Waldrand war
die selten gewordene Turteltaube zu hören und im Wald hat uns der
Waldlaubsänger fast auf der gesamten Strecke begleitet. So haben mir einige
Teilnehmer versichert, dass sie seine Stimme nicht mehr vergessen werden.
Am
Ende waren die Teilnehmer wohl ganz zufrieden mit einem schönen und sehr
lehrreichen Angebot. Mit einem Besuch im Hühnernest in Hambach ließen wir die
Exkursion ausklingen
Im
Folgenden die gesamte Pflanzenliste
einschließlich der Vorexkursion
1. |
Acer campestre |
Feld-Ahorn |
2. |
Acer platanoides |
Spitz-Ahorn |
3.
|
Acer pseudoplatanus |
Berg-Ahorn |
4. |
Aegopodium podagraria |
Giersch |
5.
|
Achillea
millefolium |
Gemeine Schafgarbe |
6. |
Ajuga reptans |
Kriechender-Günsel |
7. |
Ajuga x hybrida |
Hybrid-Günsel Reptans x genevensis |
8. |
Allium vineale |
Weinbergs-Lauch |
9. |
Alliaria petiolata |
Knoblauchs-Rauke |
10. |
Anemone nemorosa |
Busch-Windröschen |
11. |
Anemone sylvestris |
Großes Windröschen |
12. |
Anthemis tinctoria |
Färber- Hundskamille |
13. |
Anthericum ramosum |
Ästige Graslilie |
14. |
Anthriscus sylvestris |
Wiesen-Kerbel |
15. |
Aquilegia
vulgare |
Gemeine Akelei |
16. |
Arctium nemorosum |
Hain-Klette |
17. |
Artemisia vulgaris |
Gemeiner Beifuß |
18. |
Artemisia verlotiorum |
Verlotscher Beifuß |
19. |
Aruncus dioica |
Wald-Geissbart |
20. |
Asarum europaeum |
Haselwurz |
21. |
Astragalus glycyphyllos |
Bärenschote, |
22. |
Atropa bella-donna |
Tollkirsche |
23. |
Betula pendula |
Hänge-Birke (Gewöhnliche B.) |
24. |
Buglossoides purpurocoerulea |
Purpurblauer Steinsame |
25. |
Bupleurum falcatum |
Sichel-Hasenohr |
26. |
Campanula trachelium |
Nesselblättrige Glockenblume |
27. |
Capsella
bursa-pastoris |
Hirtentäschel |
28. |
Cardamine impatiens |
Spring- Schaumkraut |
29. |
Carlina vulgaris |
Golddistel |
30. |
Carpinus betulus |
Hainbuche |
31. |
Centaurea
jacea |
Wiesen-Flockenblume |
32. |
Centaurea
montana |
Berg-Flockenblume |
33. |
Centaurea
scabiosa |
Skabiosen-Flockenblume |
34. |
Cephalanthera damasonium |
Bleiches
Waldvögelein |
35. |
Cerastium glutinosum |
Bleiches Zwerg-Hornkraut |
36. |
Cerastium holosteoides |
Gemeines Hornkraut |
37. |
Chaerophyllum aureum |
Gold-Kälberkropf |
38. |
Chelidonium majus |
Schöllkraut |
39. |
Chenopodium album |
Weißer Gänsefuß |
40. |
Cirsium arvense |
Acker-Kratzdistel |
41. |
Cirsium vulgare |
Lanzett-Kratzdistel |
42. |
Clematis erecta |
Aufrechte Waldrebe |
43. |
Clinopodium vulgare |
Wirbeldost |
44. |
Colchicum autumnale |
Herbstzeitlose |
45. |
Convallaria majalis |
Maiglöckchen |
46. |
Cornus sanguinea |
Roter Hartriegel |
47. |
Cornus sanguinea ssp alba |
Roter Hartriegel |
48. |
Corydalis solida |
Gefingerter Lerchensporn |
49. |
Corylus avellana |
Gemeine Hasel |
50. |
Crataegus laevigata |
Zweigrifflicher Weißdorn |
51. |
Crataegus macrocarpa
|
Großfrüchtiger Weißdorn |
52. |
Cruciata laevipes |
Gewimpertes Kreuzlabkraut |
53. |
Daphne mezereum |
Gemeiner Seidelbast |
54.
|
Daucus carota
|
Wilde Möhre
|
55. |
Dictamnus albus |
Diptam |
56. |
Digitalis lutea |
Gelber Fingerhut |
57. |
Echium vulgare |
Natternkopf |
58. |
Epilobium montanum |
Berg-Weidenröschen |
59. |
Epipactis atro-rubens |
Braunrote Sitter |
60. |
Erophila verna |
Frühlings.–Hungerblümchen |
61. |
Euonymus europaea |
Europäisches
Pfaffenhütchen |
62. |
Euphorbia cyperissias |
Zypressen-Wolfsmilch |
63. |
Fagus sylvatica |
Rot-Buche |
64. |
Falcaria vulgaris |
Gemeine Sichelmöhre |
65. |
Fragaria moschata
|
Zimt-Erdbeere |
66. |
Fragaria viridis |
Knackelbeere |
67. |
Fraxinus excelsior |
Esche |
68. |
Frangula alnus |
Faulbaum |
69. |
Fumaria vaillantii |
Vaillants
Erdrauch |
70. |
Galeopsis angustifolia |
Schmalblättriger Hohlzahn |
71. |
Galeopsis tetrahit |
Stechender Hohlzahn |
72. |
Galium album |
Weißes Labkraut |
73. |
Galium aparine |
Klebriges Labkraut |
74. |
Galium boreale |
Nordisches Labkraut |
75. |
Galium odoratum |
Waldmeister |
76. |
Galium sylvaticum |
Wald-Labkraut |
77. |
Galium verum |
Echtes Labkraut |
78. |
Geranium columbinum |
Tauben-Storchschnabel |
79. |
Geranium pratense |
Wiesen-Storchschnabel |
80. |
Geranium pyrenaicum |
Pyrenäen-Storchschnabel |
81. |
Geranium robertianum |
Ruprechtskraut |
82. |
Geum urbanum |
Echte Nelkenwurz |
83. |
Glechoma hederacea |
Gundermann |
84. |
Hepatica nobilis |
Leberblümchen |
85. |
Heracleum sphondylium |
Wiesen-Bärenklau |
86. |
Hieracium maculatum |
Geflecktes Habichtskraut |
87. |
Hieracium murorum |
Wald-Habichtskraut |
88. |
Hippocrepis comosa |
Schopf-Hufeisenklee |
89. |
Hypericum hirsutum |
Rauhhaariges Hartheu |
90. |
Hypericum perforatum |
Tüpfel-Hartheu |
91. |
Inula salicina |
Weidenblättr. Alant |
92. |
Juniperus communis |
Gemeiner Wachholder |
93. |
Knautia arvense |
Acker-Witwenblume |
94. |
Lamium maculatum |
Gefleckte Taubnessel |
95. |
Lamium montanum |
Berg-Goldnessel |
96. |
Lamium purpureum |
Purpurrote Taubnessel |
97. |
Lapsana communis |
Gemeiner Rainkohl |
98. |
Laserpitium latifolium |
Breitblättr. Laserkraut |
99. |
Lathyrus niger
|
Schwarze Platterbse |
100.
|
Latyrus pratense |
Wiesen-Platterbse |
101.
|
Lathyrus vernus |
Frühlings-Platterbse |
102.
|
Leucanthemum ircutianum |
Zahnöhrchen-Margarite |
103.
|
Ligustrum vulgare |
Liguster |
104.
|
Lilium martagon |
Türkenbund |
105.
|
Listera ovata
|
Großes Zweiblatt
|
106.
|
Lonicera xylosteum |
Rote Heckenkirsche |
107.
|
Lotus
corniculatus |
Hornklee
|
108.
|
Medicago lupulina |
Hopfenklee |
109.
|
Melampyrum pratense |
Wiesen-Wachtelweizen |
110.
|
Mercurialis perennis |
Ausdauerndes Bingelkraut |
111.
|
Muscari botryoides |
Kleiner Träubel |
112.
|
Neottia nidus-avis |
Nestwurz |
113.
|
Onobrychis viciifolia |
Futtert-Esparsette |
114.
|
Ophrys insectifera |
Fliegen-Ragwurz |
115.
|
Orchis purpurea |
Purpur-Knabenkraut |
116.
|
Origanum vulgare |
Wilder Dost |
117.
|
Pastinaca
sativa |
Pastinak |
118.
|
Peucedanum cervaria |
Hirsch-Haarstrang |
119.
|
Phyteuma spicata |
Ährige Teufelskralle |
120.
|
Picea abies |
Gemeine Fichte |
121.
|
Pimpinella
major |
Große Pimpinelle |
122.
|
Pinus
sylvestris |
Gemeine Kiefer |
123.
|
Plantago lanceolata |
Spitz-Wegerich |
124.
|
Plantago major |
Großer Wegerich |
125.
|
Plantago media |
Mittlerer Wegerich |
126.
|
Platanthera chlorantha
|
Grünliche
Waldhyazinthe |
127.
|
Polygala comosa
|
Schopf-Kreuzblümchen |
128.
|
Polygonatum multiflorum
|
Vielblütige Weißwurz |
129.
|
Polygonum aviculare |
Vogel-Knöterich |
130.
|
Populus tremulus |
Zitter-Pappel |
131.
|
Potentilla
anserina |
Gänse-Fingerkraut |
132.
|
Potentilla
neumanniana |
Frühlings-Fingerkraut |
133.
|
Primula veris |
Wiesen-Schlüsselblume |
134.
|
Prunus avium |
Süßkirsche =Vogelkirsche) |
135.
|
Prunus spinosa |
Schlehe |
136.
|
Pseudotsuga menziesii |
Douglasie |
137.
|
Pulmonaria obscura |
Dunkles Lungenkraut |
138.
|
Pulsatilla
vulgaris |
Gemeine Küchenschelle |
139.
|
Pyrus pyraster |
Wild-Birne |
140.
|
Quercus petraea |
Trauben-Eiche |
141.
|
Quercus robur |
Stiel-Eiche |
142.
|
Ranunculus auricomus |
Goldschopf-Hahnenfuß |
143.
|
Ranunculus acris |
Scharfer Hahnenfuß |
144.
|
Ranunculus bulbosus |
Knolliger Hahnenfuß |
145.
|
Ranunculus ficaria |
Scharbockskraut |
146.
|
Ranunculus lanuginosus |
Wolliger Hahnenfuß |
147.
|
Ranunculus repens |
Kriechender Hahnenfuß |
148.
|
Rhamnus cathartica |
Purgier-Kreuzdorn |
149.
|
Rubus idaeus |
Himbeere |
150.
|
Rumex obstusifolius |
Breitbl. Sauerampfer |
151.
|
Rumex sanguinea |
Blut-Ampfer |
152.
|
Salvia
pratense |
Wiesen-Salbei |
153.
|
Sambucus
nigra |
Schwarzer Holunder |
154.
|
Sambucus racemosus |
Roter (Hirsch-)Holunder |
155.
|
Sanguisorba minor (= polygama) |
Kleiner Wiesenknopf |
156.
|
Sanicula europaea |
Sanikel |
157.
|
Scrophularia nodosa |
Knotige Braunwurz |
158.
|
Serratula tinctoria |
Färber-Scharte |
159.
|
Silene vulgaris |
Gewöhnliches (=Taubenkropf-)Leimkraut |
160.
|
Solidago gigantea |
Riesen-Goldrute |
161.
|
Sorbus aria
s.str. |
Echte Mehlbeere |
162.
|
Sorbus torminalis |
Elsbeere |
163.
|
Stachys
recta |
Aufrechter Ziest |
164.
|
Stachys sylvatica |
Wald-Ziest |
165.
|
Stellaria
holostea |
Echte Miere, Große Sternmiere |
166.
|
Stellaria
graminea |
Gras-Sternmiere |
167.
|
Stellaria
media |
Vogel-Sternmiere |
168.
|
Tanacetum corymbosum |
Ebensträußige Margerite |
169.
|
Taraxacum officinale agg |
Gemeiner Löwenzahn |
170.
|
Taraxacum (erythrosperma) rubicunda |
Rotsamiger Löwenzahn |
171.
|
Teucrium chamaedrys |
Echter (=Edel-)Gamander |
172.
|
Thlaspi perfoliatum |
Durchwachsenblättriges Hellerkraut |
173.
|
Tilia
cordata |
Winter-Linde |
174.
|
Tilia x vulgaris |
Holländische Linde |
175.
|
Tragopogon pratense |
Wiesen-Bocksbart |
176.
|
Trifolium alpestre |
Wald-Klee; Hügel-Klee |
177.
|
Trifolium medium |
Mittlerer (=Zickzack) Klee |
178.
|
Trifolium montanum |
Berg-Klee |
179.
|
Trifolium pratense |
Rot-Klee |
180.
|
Trifolium repens |
Weiß-Klee |
181.
|
Tripleurospermum perforatum |
Geruchlose Kamille |
182.
|
Tussilago farfara |
Huflattich |
183.
|
Thymus pulegioides |
Gemeiner Thymian |
184.
|
Ulmus glabra |
Berg-Ulme |
185.
|
Ulmus x hollandica |
Hybrid-Ulme zw minor u.glabra |
186.
|
Urtica
dioica |
Große Brennessel |
187.
|
Valeriana
wallrothii |
Hügel-Baldrian |
188.
|
Valerianella
locusta |
Gemeines Rapünzchen |
189.
|
Verbascum lychnitis |
Mehlige Königskerze |
190.
|
Veronica chamaedrys |
Gamander-Ehrenpreis |
191.
|
Veronica persica |
Persischer Ehrenpreis |
192.
|
Veronica serpyllifolia |
Quendel- Ehrenpreis |
193.
|
Veronica
teucrium |
Großer Ehrenpreis |
194.
|
Viburnum lantana |
Wolliger Schneeball |
195.
|
Vicia cracca ssp tenuifolia |
Vogel-Wicke |
196.
|
Vicia pisiformis |
Erbsen-Wicke |
197.
|
Vicia sepium |
Zaun-Wicke |
198.
|
Vinca minor |
Kleines Immergrün |
199.
|
Vincetoxicum hirundinaria |
Weiße Schwalbenwurz |
200.
|
Viola arvensis |
Feld-Stiefmütterchen |
201.
|
Viola hirta |
Rauhhaar-Veilchen |
202.
|
Viola mirabilis |
Wunder-Veilchen |
203.
|
Viola reichenbachiana |
Wald-Veilchen |
204.
|
Viola x
bavarica |
riviniana x reichenbachiiana - |
Gräser
1. |
Carex digitata |
Finger-Segge |
2. |
Carex flacca |
Blaugrüne Segge |
3. |
Carex montana |
Berg-Segge |
4.
|
Carex muricata agg |
Sparrige Segge |
5.
|
Carex sylvatica |
Wald-Segge |
6. |
Carex umbrosa |
Schatten-Segge |
7. |
Agrostis stolonifera |
Weißes Straußgras |
8. |
Brachypodium sylvaticum |
Wald-Zwenke |
9. |
Bromus erectus |
Aufrechte Trespe |
10. |
Calamagrostis epigejos |
Land-Reitgras |
11. |
Dactylis glomerata |
Wiesen-Knäuelgras |
12. |
Dactylis polygama |
Wald-Knäuelgras |
13. |
Festuca
ovina agg |
Echter Schafschwingel |
14. |
Juncus effusus |
Flatter-Binse |
15. |
Melica nutans |
Nickendes Perlgras |
16. |
Melica
uniflora |
Einblütiges Perlgras |
17. |
Milium effusum |
Flattergras |
18. |
Phalaris arundinacea |
Rohr-Glanzgras |
19. |
Poa annua |
Einjähriges Rispengras |
20. |
Poa
compressa |
Platthalm-Rispengras |
21. |
Poa nemoralis |
Hain-(Heil-Hitler) Rispengras |
Wir danken dem Forscherteam Konrad Roth – Dietlind Hußlein und Helmut Müller für diese interessante und lehrreiche Exkursion in
unser näheres Umland. Sie haben uns verborgene Naturschätze sichtbar gemacht
und Zusammenhänge erkennen lassen. Ein weiterer Dank für den Bericht und die
Pflanzenliste.
Samstag, 27.05.2017
Seminar: Gräserkurs
Referent: Erich Rößner, Alitzheim
Bericht und Bilder:
Petra Schemmel
Gräser sind ein- oder
mehrjährige krautige Pflanzen, die, abgesehen von einigen Bambusarten, nicht
verholzen. Die Bestäubung findet mit Hilfe des Windes statt.
Die wichtigsten
heimischen Gräserarten sind Sauergräser/ Sauergrasgewächse
(Cyperaceae) und Süßgräser (Poaceae).
Im Gräserseminar
wurden Süßgräser anhand nachfolgender Merkmale bestimmt:
Halme:
Die Stängel der
Süßgräser werden Halme genannt und
sind meist hohl, marklos, rund und durch feste Knoten, die Nodien,
gegliedert. Nur wenige Arten sind markig. Grashalme unterscheiden sich in
Größe, Festigkeit und Zahl der Knoten.
Bei manchen Gräserarten sind die Halme unverzweigt, andere bilden von
den Knospen in den Blattachsen ausgehende Seitenzweige.
Blätter:
Die Beblätterung
der Halme ist wechselständig und zweizeilig, die Blätter bestehen aus der Blattscheide und der Blattspreite. Die Blattscheide ist der
untere Teil, mit dem das Blatt am Knoten ansitzt und den Halm bis fast zum
nächsten Knoten umschließt. Sie ist bei den meisten Gräsern an einer Seite
offen und geht am oberen Ende in die Blattspreite über, die vom Halm absteht.
Diese ist flach, gerollt oder gefaltet und länglich, die Blattadern verlaufen
parallel. Am Übergang zwischen Blattscheide und Blattspreite befindet sich bei
den meisten Arten ein Blatthäutchen
(= Ligula),
das für die Artbestimmung wichtig ist; es kann behaart oder unbehaart,
kragenförmig, zugespitzt, langgezogen, kurz oder lang und manchmal durch Haare
ersetzt sein. Bei wenigen Arten ist es nicht vorhanden.
Blütenstände:
Die Blütenstände der
Süßgräser bestehen aus Ährchen,
seltener aus Einzelblüten, die in Ähren,
Rispen oder Trauben an einer Blütenstandsachse angeordnet sind. Als Ährchen
bezeichnet man einen Blütenstand, an dem in ährenartiger Anordnung die Blüten
gestielt hinter Deckblättern, den Spelzen, sitzen. Sitzen die Ährchen ungestielt an der Blütenstandachse, handelt es sich
um eine Ähre. Ähren mit verdickter Hauptachse nennt man Kolben. Ährchen an unverzweigten Stielen
werden als Trauben bezeichnet. Die Ährchen können
alle in einer Richtung oder in zwei Reihen an gegenüberliegenden Seiten der
Achse sitzen. Sind die Seitenäste verzweigt, handelt es sich um Rispen. Sind
die Seitenäste so kurz, dass sie nur durch Umbiegen der Ährenrispe erkennbar
sind und die Blütenstände wie Ähren erscheinen, spricht man von einer Scheinähre.
Blüten:
Die Ährchen
werden von zwei Hüllspelzen
eingefasst, die miteinander verwachsen sein können. Oberhalb davon stehen eine
oder mehrere sehr kleine Blüten, jede mit einer Vor- und Deckspelze. Die
Deckspelzen können an den Enden spitz, stumpf oder gezähnt sein, der Rücken
gerundet, zusammengedrückt oder gekielt, die Mittelrippe in einem Stachel oder einer Granne enden. Manche Arten sind ein-, andere mehrgeschlechtlich;
hier befinden sich Blüten mit männlichen bzw. weiblichen Organen an
verschiedenen Blütenständen derselben Pflanze.
Wir danken Herr Erich Rößner für dieses interessante Seminar und seine
aufwändige Vorbereitung. Denn Herr Rößner hatte von jedem vorgestellten Gras einige
Exemplare für die spätere Bestimmung mitgebracht. Es hat uns gezeigt, wie
unterschiedlich unsere Gräser ausgebildet sind, nach welchen Kriterien wir sie
erkennen und bestimmen können, aber auch wie schwierig ihre Bestimmung im
Praxistest tatsächlich ist.
Ein
weiterer Dank gilt Frau Petra Schemmel für
ihren ausführlichen Bericht und die
Bildtafel.
Samstag, 24.06.2017
Geheimnisvolle (Unter-)Welten - dem
unterirdischen Wasser auf der Spur - Geologische-landschaftskundliche
Exkursion in die Fränkische Schweiz und Veldensteiner
Alb
Organisation: Ralf Rudolph, Eltmann
Referent und Bericht: Dr.
Georg Büttner, Schweinfurt / Hof
Die Exkursion sollte
Vorgänge des Karbonatkarstes und typische Karstformen
zeigen. Hierzu gehört einerseits Kreislauf des versickernden (lösenden) und
wieder zu Tage tretenden Wassers, mit der Bildung von Kalksintern, aber auch
typische Karstformen wie Höhlen, Höhlenruinen, Dolinen und Karstquellen. Da die
Exkursion als Familienexkursion konzipiert war, wurden die besuchten
Lokalitäten auf vier beschränkt.
In der Fränkischen
Schweiz und der Veldensteiner Mulde stehen als
typische Karstgesteine Kalksteine (CaCO3) und Dolomite (CaMg(CO3)2) an, die während der Zeit
des Weißen Jura (vor ca. 150 Mio. Jahren [= Ma]) als Kalkschlämme und
Schwammriffe in einem Meer abgelagert wurden. Auf die Jurazeit folgte die
Kreidezeit (ca. 140-65 Ma). Zum Beginn der Kreidezeit fiel das Meer trocken.
Unter einem feuchtwarmen Klima konnte erstmals die Verkarstung ansetzen. Es
formte sich ein Kegelkarst heraus, wie wir ihn heute aus Südostasien kennen. Viele
der größeren Karststrukturen der Nördlichen Frankenalb, insbesondere einige der
größeren Höhlenruinen, sind ursächlich auf die kreidezeitliche Verkarstung
zurückzuführen.
In der nachfolgenden Oberkreide-Zeit wurde dieses
Relief im Exkursionsgebiet durch sandige und tonige Meeres-Ablagerungen
verschüttet. Im anschließenden Tertiär (ab 65 Ma) fand wiederum Abtragung
statt, die Verkarstung konnte weiter voranschreiten und dauerte auch in der
Quartärzeit (ab 2 Ma) bis heute an.
Während der letzten 3 Millionen Jahre (Ende Tertiär
bis heute) bildete sich sukzessive das heutige Landschaftsbild heraus. Die
Täler tieften sich über 100 m tief ein. Daher liegen ehemals vom Wasser
durchflossene Höhlen (oder Höhlenruinen) weit von den heutigen Vorflutern, wie
z.B. der Wiesent, entfernt, nahe den Kuppenbereichen.
Seit der Kreidezeit ist im Exkursionsgebiet Bruch-
und Biegetektonik bekannt, was großräumig zu Verwerfungen, Sattel- und
Muldenzonen, kleinräumig zu einem ausgeprägten Kluftsystem
führte. Insbesondere auf den herausgehobenen Bereichen konnte die Verkarstung
verstärkt fortschreiten, während in den Muldenzonen mächtige Ablagerungen der
Kreide erhalten blieben.
Auf Klüften aber auch auf größeren Schicht- und Bankungsfugen kann sich das Wasser bewegen und den Kalk-
bzw. Dolomitstein lösen. Zum Prozess der Karbonatlösung werden Wasser (H2O), Kohlendioxid
(CO2)[aus der Luft] und Kalkstein (CaCO3) bzw. Dolomit (CaMg(CO3)2) benötigt. Im Zuge der Karbonatlösung wird an sich nicht löslicher Kalk (CaCO3)
in wasserlösliches Ca(HCO3)2 umgewandelt und mit
dem Wasser abgeführt:
CaCO3 + CO2
+ H2O à Ca²+ + 2HCO3-
Bei Druckentlastung wird der Kalk wieder
ausgeschieden. Es entstehen dann Tropfsteine (in einer Höhle) oder
Sinterkaskaden (unterhalb einer Karstquelle).
Folgende Lokalitäten wurden besucht:
-
Kalksinter bei Tiefenstürmig
-
Kirchenweghöhle östlich Oberfellendorf
-
Felsenlabyrint Druidenhain bei Wohlmannnsgesees
-
Gaißlochhöhle bei Münzighof (südlich Viehhofen)
Kalksinter Tiefenstürmig
Am Kalksinter Tiefenstürmig
konnte vorbildlich die Entstehung von Sinterbecken und somit die Ausfällung von
Kalk aus dem Karstwasser gezeigt werden. Im Quellbereich, der aus dem Seichten
Karst gespeisten Quellen wurden verschiedene Abflusszustände erläutert und auf
Quellaustritte hingewiesen, die nur bei Extremniederschlag oder Schneeschmelze
Wasser führen. Diese so genannten Hungerbrunnen führen dann derartig viel
Wasser, dass sie die eckigen Kalksteinbruchstücke zu Tal transportieren.
Für Herrn Rudolph und mich war die aktuelle
Situation sehr beeindruckend, denn bei der Vorbereitung 3 Wochen vor der Exkursion
führte der Bach noch auf seinem gesamten Lauf Wasser. Alle Sinterbecken waren
damals mit Wasser gefüllt. Während der Exkursion traf dies nur für wenige zu.
An allen anderen konnte umso besser der „Kalkwall“
und somit die Beckenentstehung erläutert werden.
Zur Bildung von Sinterbecken kommt es vor allem in
einem Bereich, in dem der Bach über eine größere morphologische Stufe fließt
(Übergangsbereich der Schichten des Weißen Jura (mergelige Kalksteine) zu
Schichten des Braunen Jura (vorwiegend Tonsteine). Hier kommt es sukzessive zur
Kalkausfällung und somit zur Entstehung der Sinterbecken. Unterstützt wird der
Vorgang durch biolgische Vorgänge (Moose), um die
sich der ausgeschiedene Kalk legt und somit dem Kalksinter ein poröses Aussehen
verleiht.
Kirchenweghöhle Oberfellendorf
Die
Kirchenweghöhle liegt am so genannten Kirchenweg nach Streitberg, im Wald (auf
einer Kuppe). Der Eingang ist unscheinbar und für den Ungeübten nur schwer zu
finden. Die Höhle besteht aus einer Aneinander-Reihung mehrerer kleinerer Räume.
Nach hinten hin wird die begehbare Höhe immer geringer. Der hinterste, wieder
etwas höhere Raum ist nur über einen Schluf, also
kriechend, zu erreichen.
Im
vorderen Raum liegen einige Sturzblöcke, die wahrscheinlich auf Verbruch während der Eiszeiten zurückzuführen sind. Hier
liegt auch eine beeindruckend große Tropfsteinsäule, von der allerdings durch
unvernünftige Menschen vor einigen Jahren ein Teil entfernt wurde.
Im
mittleren Raum, der teils gebückt erreicht werden kann, stehen einige Dezimeter
große Tropfsteinsäulen. An einigen Stellen war eine beginnende rezente Bildung
von Bodensintern sichtbar. Der Höhlenboden fällt steil ein und wird in großen
Teilen von einer Sinterdecke aufgebaut. Dieser Teil der Höhle war aktiv, was am
„Aufplatschen“ der Wassertropfen am Höhlenboden (bei
absoluter Stille) gehört werden konnte.
Nur über einen lehmigen (feuchten) Schluf war der hintere Höhlenteil zu erreichen, was einige
Teilnehmer allerdings abschreckte. Der Schluf mündet
wiederum in einer kleinen Halle, deren Boden teils aus Höhlenlehm, teils aus
Sinter aufgebaut wird. In diesem Raum erwarteten uns wulstige Sintervorhänge
von einigen Dezimetern Höhe.
Spezialisten haben hier einen Gang geöffnet, so
dass theoretisch eine weitere Erkundung möglich wäre. … Wir verzichteten jedoch
auf die weitere Befahrung.
Felsenlabyrinth / Höhlenruine Druidenhain
Der Druidenhain liegt in einer Kuppensituation
auf der südlichen Talseite des Wiesenttals. Er stellt
den Rest einer ehemaligen Labyrinthhöhle dar und ist
somit als Höhlenruine zu bezeichnen. Sein Höhlendach ist inzwischen Opfer der
Erosion geworden. Die meisten Blöcke stehen in etwa parallel zueinander,
dazwischen befinden sich begehbare Pfade, die den eigentlichen Höhlenverlauf,
also die ursprünglichen Höhlengänge) widerspiegeln. Der Verlauf der Gänge
orientiert sich an den in der Nördlichen Frankenalb vorherrschenden Hauptkuftrichtungen. Einige der Blöcke zeigen deutliche
Laugungsspuren. Eine vergleichbare Labyrinthhöhle
hierzu wäre die Schonsteinhöhle auf der Nordseite des Wiesenttals.
Geislochhöhle bei Münzighof
Absoluter Höhepunkt der Exkursion war der Besuch
der Geislochhohle südlich Viehhofen.
Nach ca. 2 km Wanderung erreichten wir den gut ausgeschilderten Höhleneingang im
Kuppenbereich. Die Höhle liegt an der Westflanke der Veldensteiner Mulde, nur wenige Zehner Meter unter der
Erdoberfläche. Von außen ist der ehemalige Höhlengang als Schlüssellochprofil gut
zu erkennen, welches verschiedene Stadien der Tieferlegung des Höhlenniveaus
widerspiegelt. Dieser Höhlengang endet nach wenigen Metern in einem dolinenartigen Schacht, der zugleich den Zugang zur Höhle
darstellt. Der Zugang erfolgt über diesen knapp 10 m tiefen schachtartigen
Einbruch. Er weist zwar einige Treppenreste (aus der Zeit als Schauhöhle) auf,
ist jedoch teils sehr rutschig und dadurch nicht ungefährlich.
Die Höhle gliedert sich in mehrere Hallen und Gänge
und ist ca. 150 m lang.
Die erste, senkrecht zum Höhlenverlauf gestreckte
Halle zeichnet sich durch zahlreiche Versturzblöcke
aus. Der Höhlenboden besteht hier aus Kalksteinschutt und Höhlenlehm.
Die zweite deutlich kleinere Halle, im Höhlenplan
„Küche“ genannt, besticht durch ein zentral gelegenes, großes, wassererfülltes Sinterbecken
mit großem Bodensinter (Stalagmit) und einem randlich liegenden kleineren
Sinterbecken ebenfalls mit großem Stalagmiten.
Der Führungsweg der ehemaligen Schauhöhle mündet
nun in einen großen Raum. Hier befindet sich v.a. im Frühjahr und im
beginnenden Sommer ein flacher See (so auch zum Zeitpunkt unserer Exkursion).
Bei trockenem Sommer kann der See austrocknen, so dass dann nur der darunter
liegende (meist gut durchfeuchtete) Höhlenlehm sichtbar ist. An der Decke und
an den Wänden befinden sich zahlreiche Sinterbildungen. Durch die (eigentlich
verbotene) Verwendung offenen Lichts einiger unvernünftiger Besucher ist ein Großteil
dieser Sinter stark verrußt. (Dieser Eindruck wird im Jahresverlauf umso
stärker, je weniger Tropfwasser zur Verfügung steht.)
In einer Ecke dieser Halle befindet sich ein großer
weißgelber, wasserfallartiger Sinter mit darunter liegenden treppenartigen Sinterbecken
und beginnender Stalagmitenbildung (lt. Höhlenplan wird
dieser Bereich „Paradies“ genannt).
An der anderen Ecke zweigen labyrinthartig Gänge
ab, entlang derer sich noch etliche Sinterbildungen (v.a. Säulen und
Stalagmiten) finden. Die meisten Gänge enden nach Kurzem in kleinen Kammern.
Der Boden des Führungsgangs wird hier teilweise aus einer Sinterdecke
aufgebaut.
Dieser Gang mündet in die so genannte „Lehmkammer“.
Hier steht unter der den eigentlichen Höhlenboden bildenden Sinterdecke
Höhlenlehm an, der in historischer Zeit zu Heilzwecken abgebaut wurde (terra sigilaria). Die Wände
dieses Hohlraums sind größtenteils versintert. (Unvernünftige Menschen haben
hier mutwillig Lehmbatzen an die versinterten Wände geworfen. Ein unverständlicher
Umweltfrevel!) Hier endet der Führungsweg.
In dieser Höhle wurde somit nicht nur die Schönheit
der Natur, sondern auch die Unvernunft und sinnlose Zerstörungswut mancher
sichtbar.
Die Geislochhöhle war
Höhepunkt und Abschluss der Exkursion zugleich. Etwa 2/3 der Teilnehmer
begleiteten uns zum Ausklang in die Gaststätte Burkard nach Betzenstein, wo wir
im Freien den Tag ausklingen ließen.
Insbesondere die Kinder
waren begeistert von der Exkursion. Ein Junge wollte absolute Dunkelheit und
Stille gleich zweimal erleben und klatschte am Ende Beifall.
Mein Dank gilt Ralf Rudolph für die umfangreiche Organisation, die gemeinsame
Vorbereitung (Befahrung) Anfang Juni und seine Mitarbeit bei der Durchführung
der Exkursion … und allen Teilnehmern für ihr Interesse.
Freitag, 07. 07.2017
Naturwissenschaftlicher Treff mit aktuellen Themen und
Programmgestaltung 2018
Der Treff diente vorwiegend der
Ideensammlung für das Jahresprogramm 2018. Allen
Teilnehmern herzlichen Dank für ihre Diskussionsbeiträge und Ideen!
Samstag, 08. 07. 2017
Historische Schiefergewinnung in Bayern und Thüringen –
Fahrt in den Schieferpark Lehesten und ins Schiefermuseum Ludwigstadt – PKW-Exkursion
Organisation:
Werner Drescher, Schweinfurt
Bericht und Bilder:
Petra Schemmel
Programmpunkte /Ablauf:
·
09:00 Uhr Abfahrt zum
Schieferpark Lehesten
·
11:00 Uhr Treffpunkt auf
dem Zechenplatz
·
Führung durch das Museum
·
Besichtigung des
Modelldorfes (miniaturisierte Schiefereindeckungen)
·
Kurzwanderungen auf dem Geopfad um den Göpel (ca. 1km)
·
kurze Rast
·
Weiterfahrt nach
Ludwigstadt, Besuch des Schiefermuseums
·
Einkehr; anschließend
Rückreise
Der Staatsbruch
Lehesten liegt im Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale. Von 1300 bis
1999 wurde hier Schiefer abgebaut und zu Tafeln und Dach-/Wandschiefer
verarbeitet. Es existieren Belege, die die Dacheindeckung mit Schiefer ab dem
Jahr 1485 nachweisen. Im 19. Jahrhundert war der Staatsbruch der größte
Schiefer-Tagebau in Europa. Zu Beginn wurden Bürger mit dem Abbau belehnt,
später ging der Schieferbruch an Coburg und das Herzogtum Sachsen-Meiningen.
Nach 1920 war er Staatsbruch. Teilweise gab es im Tagebau bis zu 2500
Beschäftigte. Ein großer Teil der Steilwände um den heutigen Schiefersee wurde
mit der Hand geschlagen (= geschrämt). Der Schiefer wurde aus den Gruben und
Stollen transportiert; rund 95% war Abfall und wurde auf den heutigen Halden
gelagert.
Der Staatsbruch und der
nahegelegene Örtelsbruch waren die Hauptarbeitgeber
von Lehesten und Umgebung. 1997 kaufte ein Unternehmer aus NRW die Vereinigte
Thüringer Schiefergruben GmbH, aber aufgrund hoher Konkurrenz in Europa und
erschöpfter Lager wurde 1999 der Abbau eingestellt.
Der Eigentümer wollte
den Schieferbruch touristisch nutzen und zu einem Schieferpark mit
Besucherbergwerk und Ferienwohnungen umgestalten, konnte aber seine Ideen nicht
umsetzen; die Vereinigte Thüringer Schiefergruben GmbH ging 2001 in die
Insolvenz; einer der Gläubiger übernahm das Gelände. 2006 wurden die Pumpen des
Bergwerks abgestellt, selbiges geflutet und der Schiefersee entstand.
2016 wechselte der
Schieferpark abermals den Eigentümer. Derzeit finden Führungen durch die
einzige Göpelschachtanlage Europas statt, sowie Vorführungen des historischen
Schieferabbaus, des Spaltens und Zuschneidens von Schiefer und der Herstellung
von Schiefertafeln. Geplant sind Gäste- und Seminarräume, Naturerlebnispark,
Abenteuerspielplatz, Reitanlage usw.
Göpelschachtanlage:
Die Göpelschachtanlage
im Schieferpark ist Technisches Denkmal und die einzige erhaltene Anlage in
Europa.
Als Göpel wird sowohl
das Gebäude, als auch die Kraftmaschine bezeichnet, die darin untergebracht
ist. Angetrieben wurde sie zuerst durch Pferde, später durch eine
Dampfmaschine. Mithilfe der Anlage wurde das abgebaute Material nach oben
transportiert.
Geotop:
Das Geotop ist in den
Schieferpark Lehesten eingebunden. Der ehemalige Dachschiefertagebau Lehesten
gehört zu den größten Schieferbrüchen des Kontinents (rund 800 m Länge, 300 m
Breite und 80 m Tiefe). Der
Restlochbereich erfasst die oberdevonisch-unterkarbonischen Schichtglieder von
den Clymenien-Schichten bis zu den Hasenthal-Schichten. Die handgeschrämte
Rückwand des Tagebaubereichs unterhalb des Göpels zeigt die Liegendschichten
des Dachschiefers und den Hauptteil des Dachschiefers mit seinen Leitschichten
und der Verschuppungstektonik.
Naturschutz:
Seit 2001 ist der
ehemalige Staatsbruch ein ausgewiesenes Naturschutzgebiet, in dem sich
inzwischen nachgewiesen allein 170 Arten der Roten Liste angesiedelt haben,
unter anderem der Uhu. Im Bereich des ehemaligen Tagebaus entstand durch
Flutung ein 40 m tiefer See.
Der zweite Teil der Exkursion führte ins Schiefermuseum Ludwigstadt. Das Museum
umfasst derzeit folgende Abteilungen:
- Geologie im Raum Ludwigstadt und dem
benachbarten Thüringen
- Geschichtliches vom Schieferbergbau
- Arbeit im Schieferbruch
- Arbeit in den Spalthütten
- Schiefertafelherstellung
- Schiefergriffelherstellung
- Wetzsteingewinnung aus Schiefer
- Schieferwerksteine
- elektrotechnische Isolierplatten aus Schiefer
- Grabsteine
- Kunstgewerbeartikel aus Schiefer
- Schiefer als Rohstoff für die Industrie
- Schieferdeckhandwerk
- Sozialgeschichte der Schieferindustrie
Der
Schwerpunkt liegt auf der umfassenden Darstellung der Schiefertafelproduktion,
vom einfachen Hausgewerbe bis zur modernen industriellen Fertigung.
Wir
danken Herrn Werner Drescher für seine Idee zu
dieser interessanten Veranstaltung, für die umfangreiche Organisation und
perfekte Durchführung sowie Frau Petra
Schemmel für den ausführlichen Bericht und die schöne Bildtafel.
(13) Samstag, 15.07.2017
Auf
den Spuren Alexander von Humboldts im Fichtelgebirge und im Frankenwald
PKW-Exkursion
Organisation: Francise Leopold Huber, Schweinfurt
Programmpunkte /Ablauf:
·
Besichtigung
und Führung durch das Goldbergbaumuseum in Goldkronach
·
Besichtigung
der historischen Kelleranlage an der Fränkischen Linie
·
Besichtigung
der historischen Bergbauspuren
·
Weiterfahrt
nach Lichtenberg, Vortrag und Besichtigung des Kaiser-Wilhelm-Stollens
·
Einkehr in
die Gaststätte beim Stollen; anschließend Rückreise
Freitag, 21.07.2017
Vortrag: Gravitationswellen - die Nadel in den
Heuhaufen
Referent und Bericht:
Harald Viemann, M.Sc. (Physik), Rostock / Schweinfurt
Wellen sind ein grundlegendes
Thema in der Physik. Sie haben immer eine Ursache und äußern sich durch sich
ausbreitende kontinuierliche Veränderungen in einer physikalischen Größe.
Denken wir hier beispielsweise an Wasserwellen, hervorgerufen durch einen Stein
mit einer Schwingung in der Wasserhöhe, Schallwellen, welche sich in einer
Veränderung der Dichte des Mediums äußern, oder Elektro-Magnetische (EM)
Wellen, bei denen beispielsweise eine schwingende Ladung eine sich ausbreitende
Änderung im EM-Feld hervorruft.
Gravitationswellen
„funktionieren“ auf dieselbe Art und Weise. Eine Masse (z.B. ein Stern) erzeugt
ein Gravitationsfeld, welches unsere Raum-Zeit verzerrt, ähnlich, wie eine
Kugel ein aufgespanntes Tuch eindellt. Wenn der Stern nun „schwingt“ lässt dies
die Raum-Zeit-Verzerrung schwingen, was wir dann als Gravitationswellen
verstehen. Die Ursprüngliche Theorie zu den Gravitationswellen entwickelte
Einstein aus seiner allgemeinen Relativitätstheorie (1915), welche er 1918
unter dem Namen „Über Gravitationswellen“ veröffentlichte.
Schon in seiner
Veröffentlichung schätzte Einstein die messbaren Effekte auf die Raum-Zeit ab
und postulierte, dass diese äußerst gering sein werden. Versuchen wir uns das
kurz vor Augen zu führen. Messen kann man an einer Welle immer drei Dinge, die
Frequenz (Maß für die Geschwindigkeit der Änderung), die Amplitude (Größe der
Änderung) und die Polarisation (relative „Richtung“ der Änderung). Im Fall der
Gravitationswellen misst man nicht die Amplitude, sondern die relative
Längenänderung (Strain h), welche eine fixe Strecke
durch die Raum-Zeit-Verzerrung erfährt. Nehmen wir an, dass die Entfernung der
Erde zur Sonne mit
Astrophysikalische Quellen, die
groß genug sind um in solch einem Sensitivitätsbereich messbar zu sein, gehören
zu den größten „Katastrophen“ in unserem Universum und sind zum Beispiel Typ2
Supernovae, Pulsare, (Neutronen-)Doppel-sterne, oder auch Merger von zwei
superschweren schwarzen Löchern.
Der bis dato erste Indirekte
Nachweis von Gravitationswellen gelang 1974 Russel Hulse
und Joseph Taylor, für den sie 1993 mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet
wurden. Sie untersuchten das Binärsystem „PSR 1913+16” aus einem Pulsar und
einem Neutronenstern und zeigten, dass sich die Umlaufperiode der beiden Sterne
verringerte. Dadurch konnten sie nachweisen, dass aus dem System Energie in
Form von Gravitationswellen abgestrahlt werden muss.
Die ersten Ansätze für den
direkten Nachweis erfolgten über die Messung der Frequenz mit Hilfe von
Resonanzantennen. Joseph Weber ist dort der Pionier in der
Gravitationswellenforschung und veröffentlichte in den 1960er und 70ern einen Entdeckungsanspruch
sowie theoretische Studien. Er nutzte für seine Messung einen
Aktuelle Detektoren machen sich
die Laser-Interferometrie zu Nutze, welche in der Lage ist Weglängen über Interferenz
zu bestimmen und ein wesentlich größeres Frequenzband abzudecken. Die Idee kam
1962 von zwei sowjetischen Physikern (V.I. Pustovioit
und M.E. Gertsenshtein) und wurde in den 70ern von
Robert Forward, einem Studenten von Joseph Weber, aufgegriffen. Forward baute
ein „kleines“ Interferometer und analysierte die Daten indem er sich die
Interferenz mit dem Ohr anhörte. Das Ergebnis war vielversprechend genug, dass
1972 Rainer Weiss anfing am MIT an einem
realistischen Prototyp mit
Natürlich ist das nicht das
Ende der Fahnenstange. Geplant ist es, mehrere Interferometer-Detektoren dieser
Sensitivität auf der Welt zu bauen, um besser triangulieren zu können, wo das
gemessene Signal hergekommen ist. Auch arbeitet man an Konzepten für die
nächste Generation von Interferometern. Neben der Vergrößerung der Armlänge
will man zum Beispiel beim „Einstein Teleskop“ unter die Erde oder beim Projekt
(e)LISA in den Weltraum, um störendem Grundrauschen entgegenzuwirken. Auch
andere Interferometer-Konzepte werden untersucht. Der Rollentausch zwischen
Materie und Welle, dem sogenannten Welle-Teilchen-Dualismus ermöglicht es über
Atom Interferometrie nachzudenken, bei dem ein Paket aus Atomen die Rolle des
zu interferierenden Lasers übernimmt und sich somit ganz andere Dimensionen
eröffnen.
Weiterführende
Literatur:
Nobelpreis
1993 (Indirekter
Nachweis) |
https://www.nobelprize.org/nobel_prizes/physics/laureates/1993/press.html |
Resonanzantennen
- Weber-Zylinder (Phys. Rev. Lett. 22, 1320) |
https://journals.aps.org/prl/abstract/10.1103/PhysRevLett.22.1320 |
Interferometer
/ Gravitationswellendetektor: |
https://de.wikipedia.org/wiki/Gravitationswellendetektor#Interferometrischer_Detektor |
LIGO |
|
“Black Hole Merger” (Phys. Rev. Lett. 116, 061102) |
https://journals.aps.org/prl/abstract/10.1103/PhysRevLett.116.061102 |
New-Geration: |
|
Einstein-Teleskop |
|
LISA |
Wir danken unserem
Mitglied Herrn Harald Viemann, dass er wiederum ein sehr komplexes Thema soweit
„heruntergebrochen“ hat, dass es, ohne den wissenschaftlichen Hintergrund zu
verlieren, auch für Nicht-Fachleute verständlich blieb, sowie für seinen
Bericht, der die Komplexität des Themas verdeutlicht. Darüber hinaus danken
wir, dass Harald Viemann uns auch für das nächste
Jahr, trotz der großen räumlichen Distanz (Rostock) ein Überraschungsthema aus
der Physik angeboten hat.
(15)
Freitag, 15.09.2017
Tag der Offenen Bildung der Volkshochschule
Schweinfurt
… der
Naturwissenschaftliche Verein stellt sich vor
16:00 bis 19:00 Uhr,
VHS-Gebäude, Schultesstraße
Ansprechpartner /
Organisation: Elisabeth Winkler, Schweinfurt
Wir informieren über unsere
Aktivitäten und bestimmen mitgebrachte Steine und stellen das Programm fürs
kommende Jahr vor … wir freuen uns auf Ihren Besuch
Sonntag, 17.09.2017 - Tag des Geotops
PKW-Exkursion zu Vulkaniten der Heldburger Gangschar
Referenten: Dr.
Georg. Büttner, LfU Hof; Helmut Müller,
Stadtlauringen und Dr. Raimund Rödel, Schweinfurt
Bericht: Dr. Georg Büttner
Ziel der Exkursion war es den Formenschatz der
Vulkanite der Heldburger Gangschar, insbesondere ihr Erscheinungsbild im
Gelände vorzustellen. Hierfür wurden sieben Lokalitäten zwischen Stadtlauringen
und Römhild besucht.
Die Heldburger Gangschar wird von Vulkaniten
gebildet, die im Tertiär in die mesozoische Schichtenfolge eingedrungen sind. Sie
lässt sich vom südlichen Thüringer Wald (Raum Themar: Feldstein bzw. Suhl: Steinsburg) über die Gleichberge bei Römhild, die
namengebende Heldburg, den Zeilberg und den Bramberg bis südlich Schweinfurt verfolgen. Die meisten
hierzu gehörenden Vulkanite sind in Südthüringen bzw. im Grenzgebiet Bayern-Thüringen
bis in den Raum Hofheim-Mechenried anzutreffen.
Südwestlich Mechenried finden sich nur noch
vereinzelte Basaltgänge.
Bei der Mehrzahl der eingedrungenen Vulkanite handelt
es sich um bis zu wenige Kilometer lange Gänge von nur wenigen Dezimetern bis zu
einigen Metern Breite. Daneben finden sich kleinere (Basalt-)Schlote und
Schlotbrekzien (meist Tuffbrekzien) mit einem hohen Gehalt an
Fremdgesteins-Einschlüssen. Relativ selten sind größere Basaltschlote, wie z.B.
der Zeilberg und die Gleichberge bzw. mittelgroße wie
der Straufhain oder der Bramberg.
Bei extrem guten (frischen) Aufschlüssen lassen
sich im Umfeld der Heldburger Gangschar in Tonsteinen lokal Frittungen (termische Beanspruchungen), meist linienhafte Gelb- oder
Braunfärbungen feststellen, die dieselbe Streichrichtung aufweisen, wie die
Basaltgänge.
Die Vulkanite sind überwiegend in +/-
Nord-Süd-Richtung angelegt (Streichrichtung SSW-NNE). Diese Richtung läuft etwa
parallel zum Rheintalgraben und wird als „Rheinisch“ bezeichnet. Die
Mechanismen die zum Eindringen der Vulkanite führten, werden mit Zerrungen und
Dehnungen der Kruste in Verbindung gebracht.
Die radiometrischen Alter der Vulkanite (bestimmt
nach der Kalium-Argon- oder der Argon/Argon-Methode) schwanken von ca. 12 Ma
bis ca. 40 Ma (Obermiozän bis Mitteleozän) [Ma = Millionen Jahre vor heute].
Insbesondere bei den jüngeren Altersbestimmungen zeichnet sich bei vielen
Vulkaniten im Bereich Südthüringen-Nordfranken ein Alter um 14 Ma ab.
Mineralogisch handelt es sich vorwiegend um
Basalte, lediglich der Vulkanit der namengebenden Heldburg ist ein Phonolith.
In den Basalten finden sich häufig große Olivin-knollen (z.B. am Zeilberg und am Straufhain). Dies
spricht für eine Herkunft der Lava aus dem oberen Erdmantel.
Insbesondere bei den Schlot und Tuffbrekzien
handelt es sich um explosiven Vulkanismus. Hierbei wurden Gesteine der
umgebenden Schichten mitgerissen. Sie fielen schließlich vermengt mit den
vulkanischen Aschen in den Krater zurück. Daher finden wir v.a. in den
Schlotbrekzien Fremdgesteinseinschlüsse (so genannte Xenolithe)
unterschiedlichster Herkunft (Kristallin: Granite, Gneise und Gesteine aus dem
Mesozoikum: v.a. bunte Tonsteine und Sandsteine.
In den Basalten treten häufig größere Xenolithe auf
(z.B. am Zeilberg). Dort findet sich auch eine große wurzellose
Lias-Scholle mitten im ehemaligen Basaltschlot. Ihr Liegendes bildet wiederum
der Basalt. Diese Scholle wurde im Vergleich zu den hier heute anstehenden
Gesteinen in ihrer Höhenlage mehrere Zehner Meter nach unten verlagert.
Funde von Fossilien aus Schlotbrekzien
(insbesondere aus dem Jura) zeigen, dass zum Zeitpunkt ihres Eindringens noch einige
100 m Sediment (in den meisten Gebieten ca. 250 m) über dem heutigen Niveau lagen.
Die Vulkanite geben somit indirekt Auskunft über die (ehemalige) Verbreitung
heute hier nicht mehr anstehender Schichten (Gesteine des Juras) und somit über
die Entstehung der heutigen Landschaft.
Folgende Lokalitäten wurden besucht:
-
Basaltgang bei Nassach
-
Frittungen bei Stöckach
-
Tuffbrekzie Schweinhaupten
-
Basaltsteinbruch Zeilberg
-
Geotop Straufhain
(Thüringen)
-
Basaltgänge Tongrube Alsleben
-
Basaltgänge Einfirstberg Eicha (Thüringen)
Basaltgang Nassach
Im Acker westlich des Ortes Nassach
treten beim Pflügen immer wieder hell angewitterte,
rundliche Basaltbrocken zu Tage. Derartige Lesesteine wurden auch während der
Exkursion gefunden. Es handelt sich hierbei eindeutig nicht um ehemalige Reste
des Wegebaus, sondern um einen unter der Bodenbildung anstehenden Basaltgang,
der lt. Aussage von Herrn Müller vor wenigen Jahren sogar an einer Stelle
aufgeschlossen war.
Der Basaltgang ist hier nur wenige Dezimeter breit.
Morphologisch ist mit bloßem Auge keine Erhebung sichtbar. Das hochauflösende
Digitale Geländemodell lässt andeutungsweise eine leichte Erhebung erkennen. Die
(exakte) Streichrichtung ist unsicher, da durch die Feldbearbeitung die Lesteine über eine größere Breite in beide Richtungen
verschleppt werden. Der exakte Verlauf wäre hier nur mit Geophysik (Geomagnetik)
feststellbar.
Frittungen bei Stöckach
In der (relativ) frischen Straßenböschung treten
graue und rote Tonsteine zu Tage. Dies werden hier von parallel verlaufenden,
rheinisch gerichteten gelb-braun gefärbten Klüften durchzogen. Es handelt sich
dabei um thermische Veränderungen in räumlicher Nähe zum Vulkanismus. Ähnliche
Beobachtungen wurden bereits von Büttner & Stürmer beim Bau der Bundesstraße
303 östlich Hofheim beschrieben (auch dort im Umfeld von Vulkanismus der
Heldburger Gangschar).
Tuffbrekzie von Schweinshaupten
Östlich Schweinshaupten
treten am Zeltplatz in einem Hang gelblich-braune Gesteine einer Tuffbrekzie
zutage. Das Gestein besteht aus einer feinkörnigen braunen Matrix, in der
zahlreiche, meist cm-große Fremdgesteinseinschlüsse „schwimmen“. Häufig handelt
es sich dabei um Kristallin. Es finden sich aber auch Gesteine, die eindeutig
dem Mesozoikum zugeordnet werden können.
Die Tuffbrekzie von Schweinshaupten
lässt sich als weiches Gestein charakterisieren. Sie hebt sich morphologisch
nicht von ihrem mesozoischen Rahmen ab.
Früher wurden hier vulkanische Augite gefunden. Derzeit
sind keine derartigen Funde möglich, zumal sich die Aufschluss-Situation im
Laufe der Jahre verschlechtert hat.
Basaltbruch Zeilberg
Das
Basaltvorkommen am Zeilberg ist mit einer Länge von
ca. 800 m und einer Breite von ~300 m eines der größten Basaltvorkommen der
Heldburger Gangschar. Es handelt sich vorwiegend um säuligen Basalt, der durch tektonische
Beanspruchung engräumig (senkrecht zur Säulenrichtung) zerbrochen ist. Lokal
sind (größere) Fremdgesteinsschollen eingelagert, was v.a. in der westlichen
Steinbruchwand sichtbar wird. Im Norden des Vorkommens findet sich eine große wurzellose
Liasscholle, die im Basalt zu schwimmen scheint. Sie
wurde mehrere Zehner Meter vertikal verlagert, was mit einer Nachsackung im Zuge des Eindringens der Lava erklärt werden könnte.
Der
Basaltkegel am Zeilberg ist ein Erosionsrest eines
ehemals höheren Vulkans, gleichwohl hebt er sich aufgrund seiner Härte und flächigen
Größe weit über sein Umland heraus.
Der Basaltabbau dauert hier bereits seit über 100
Jahren an. Aus ehemals zwei Brüchen hat sich ein großer, mit derzeit etwa 80 m
Tiefe entwickelt, der fast den gesamten Basaltkörper erfasst. Der Basalt ist
ein wichtiger Rohstoff für den Verkehrswegebau. Er wird sowohl im Unterbau als
auch als Zuschlagstoff für den Asphalt verwendet. Störend kann in einigen
Partien allerdings das dort vorkommende Mineral Analcim wirken, dieses bewirkt,
dass der Basalt unter dem einfluss des Sonnenlichts
zerfällt (sogenannter „Sonnenbrenner“).
Vom Zeilberg aus hat man
einen wunderschönen Blick: nach Südosten auf die Frankenalb, nach Süden und
Westen auf die Haßberge und bei guter Sicht im
Nordwesten bis zur Rhön. In den Haßbergen fällt
markant die Erhebung des Bramberg ins Auge, der
ebenfalls zur Heldburger Gangschar gehört.
Straufhain (Thüringen)
Der Straufhain ist schon
von weitem als Bergkegel sichtbar. Er hätte somit die Idealform eines Vulkans.
Aber auch er stellt (nur) einen Erosionsrest dar. Ein Basaltschlot ist hier in
die umgebenden meist tonigen Keupergesteine
eingedrungen. Er bildet das Zentrum des Berges und somit den eigentlichen
Härtling.
Wie historische geologische Karten zeigen, ist die
Geologie am Straufhain etwas komplexer. Hier
verlaufen mehrere Basaltgänge auf den Basaltschlot und die ihn begleitende
Tuffbrekzie zu. Ihre Richtungen sind nicht immer rheinisch,
Im Anstieg zum Straufhain
fällt zunächst der verwitterte Basaltschutt ins Auge, der auf den Tonen zu Tal
rutscht. Es handelt sich hierbei um Abschlämm-Massen,
weiter oben deutet sich dann eine Blockschuttbildung an. Diese sind durch
Frostsprengung und Rutschvorgänge während der Eiszeiten entstanden.
Im steilen Anstieg zum Gipfel ist im Weg bei
genauem Hinsehen ein querender Basaltgang zu erkennen. Er ist nur wenige
Dezimeter breit und stellt für das abfließende Wasser eine kleine Barriere dar.
Im Gelände hebt er sich nicht ab.
Etwas weiter oben folgt ein gut zugänglicher
Aufschluss zum Geotop Schlotbrekzie. In dieser Rückfallbrekzie sind
viele Fremdgesteine eingeschlossen, die der Vulkanit bei seinem Ausbruch
durchschlagen hat. Im Gegensatz zur Schlotbrekzie in Schweinshaupten
ist hier die Matrix heller. In ihr schwimmen einige relativ große, meist
gerundete Gesteinsbruchstücke. Wie auf der hier stehenden Geotoptafel
(Schlotbrekzie eines Vulkans) ersichtlich, konnten Tonsteine des Keupers und
des Lias eindeutig zugewiesen werden. - Die Schlotbrekzie wird ihrerseits von
einem jüngeren Basaltgang gequert, der als rechteckiger heller Körper in der Steinbruchwand
in Erscheinung tritt.
Oberhalb der Schlotbrekzie sind in einem weiteren
kleinen Aufschluss liegende Basaltsäulen aufgeschlossen. Sie stellen
einen Teil eines Basaltfächers in so genannten „Meilerstellung“
dar. Diese entsteht, wenn Basalt senkrecht zur Abkühlungfront
erstarrt. Das Alter des Basalts (Nephelinbasanit)
wird mit 14,3 Ma +/- 0,1 angegeben (Abaratis et al.
2002; Geotop-Tafel „Basaltfächer u. Fremdgesteinseinschlüsse“]
Rechterhand der Basaltsäulen befindet sich ein
massiger Basalt, der durch seine großen Olivineinschlüsse
ins Auge fällt. Es handelt sich dabei um Peridotit, mitgerissenem Material aus
den tieferen Bereichen des Oberen Ermantels (ca. 60
km Tiefe). Neben Olivin enthält der Peridotit Pyroxene.
Dieser Bereich wird als zentraler Schlotbereich gedeutet. Die ungewöhnlich
starke Häufung der Peridotitknollen wird damit
erklärt, dass ein größeres Bruchstück im Zuge des Aufstiegs zerfallen ist [s.
o.g. Geotop-Tafel].
Wichtiger Hinweis: Dieser Bereich steht unter Schutz, Klopfen und Entfernen von Gestein
ist verboten!
Vom Straufhain aus hat
man einen schönen Rundblick: nach Süden auf die Heldburg, nach
Nordwesten auf die Gleichberge und nördlich davon auf die Dingslebener
Kuppe und den Ermelsberg (ebenfalls Vulkanschlote).
Weiter im Nordwesten kann man die Rhön und im Norden und Nordosten den Thürniger Wald erkennen.
Tongrube Alsleben
In der Tongrube Alsleben werden Keupertone
für die Dachziegelherstellung abgebaut. Der südöstliche Teil der Abbauwand wird
von zwei parallelverlaufenden kleinen Basaltgängen gequert. Die Basaltgänge
sind nur wenige Dezimeter breit. Sie heben sich im Gelände morphologisch nicht
ab. Die ursprünglich violettroten Keupertone
sind im Kontakt mit den Basaltgängen gelbbraun gefärbt („gefrittet“ –
thermische Einwirkung)
Einfirst bei Eicha (Thüringen)
Der Einfirst(berg) bei Eicha zeichnet sich
durch eine gradlinige, dammartige Struktur in der Landschaft aus. Der hier
eingedrungene Basaltgang hat den ursprünglich anstehenden Schilfsandstein des
Mittleren Keupers entlang eines so genannten Salbands auf wenigen Zentimetern
Breite kontaktmetamorph verändert. Dadurch ist der Schlifsandstein
etwas dichter und härter geworden. In dieser Kombination stellt er zusammen mit
dem oberflächennah wenige Dezimeter bis knapp einen Meter breiten Basalt einen
Härtling dar, der sich hier auch im Landschaftsbild abhebt. Albert (…)
berichtet davon, dass es solche morphologischen Strukturen in historischger Zeit auch in Unterfranken gab, Sie wurden von
den Menschen als „Teufelsmauer“ bezeichnet und für die Steingewinnung in
mehreren Peroden abgebaut (zuletzt in den 1950er
Jahren).
Der Basalt am Einfirst
wurde datiert. Sein Alter beträgt 14,4 +/- 0,1 Ma (Abaratis
et al. 2002; Geotop-Tafel Basaltgang im Keuper – Einfirst
bei Eicha).
Verwendete und weiterführende Literatur:
Geotoptafeln:
Geotope im Landkreis Hildburghausen
Schlotbrekzie
eines Vulkans – Steinbruch am südlichen Straufhain
Basaltfächer
und Fremdgesteinseinschlüsse – Kleiner Steinbruch an der Ruine Strauf
Basaltgang im Keuper – Einfirst
bei Eicha
Diese Exkursion war unsere offizielle Veranstaltung zum Tag des Geotops.
Sie wurde auf verschiedenen Plattformen, auch durch das LfU
(Geotopschutz) beworben. Es fanden sich ca. 25 sehr interessierte Teilnehmer,
darunter auch zahlreiche Gäste und Kinder, ein. Aufgrund intensiver Diskussionen
und einer Mittagspause von ca. 30 min im Gelände, dauerte die Exkursion nicht,
wie angepeilt, ca. 6-7 Stunden, sondern etwas länger. Den letzten Punkt in Eicha verließen wir gegen 18.30 Uhr, die Gaststätte zum
Postkolloquium erreichten wir gegen 19:00 Uhr. Hier schlossen sich uns noch ca.
2/3 der verbliebenen Teilnehmer an. Selbst die Kinder hätten noch bis zum Schluss
durchgehalten und interessiert Fragen gestellt, wenn nicht ihr Vater am
vorletzten Aufschluss meinte, sie müssten ja am nächsten Tag zur Schule.
Mir persönlich hat es viel Freude gemacht, diese Exkursion zu führen und
vorzubereiten. Sie konnte jedoch nur durch die Mitarbeit zahlreicher Akteure
gelingen. Ihnen gilt mein besonderer Dank!
Großer Dank gilt Herrn Helmut Müller als Ideengeber für zahlreiche Lokalitäten, v.a. in Südthüringen
und im Raum Stadtlauringen, für die gemeinsame ganztägige Vorexkursion im
August sowie für seine Mitarbeit und Organisation während der Exkursion. Er hat
mir auf der Vorexkursion spannende Lokalitäten gezeigt, die mir vorher noch
nicht bekannt waren!
Ein weiterer Dank gilt Herrn Dr. Raimund Rödel für die Unterstützung hinsichtlich der fachlichen
Diskussion während der Exkursionen und für seine Ideen im Vorfeld.
Danken möchte ich darüber hinaus meiner Kollegin am LfU
Hof, Frau Anja Gebhardt für ihre
Hinweise auf die historische Basaltgewinnung bei Schwanenhausen und weitergehende
Literaturquellen, Herrn Dr. Ralf
Werneburg, Museum Schloss Bertholdsburg, für die
Zusendung digitaler Geotop-Tafeltexte und der Fa. Nelskamp für die Betretungserlaubnis der
Tongrube Alsleben.
Samstag, 23.09.2017
Der Bullenheimer Berg und die Kreisgrabenanlage in Ippesheim
Archäologische
Exkursion zum Bullenheimer Berg zum Zeitpunkt der Herbst – Tag- und
Nachtgleiche.
Archäologische
Funde am Bullenheimer Berg und die Neolithische
Kreisgrabenanlage von Ippesheim.
PKW-Exkursion
Organisation und Referent: Francise Leopold Huber, Schweinfurt
Programmpunkte /Ablauf:
·
13.00 Uhr
Abfahrt Schweinfurt (Stadthalle) nach Ippesheim,
·
Besuch des Museums
zur Kreisgrabenanlage in Ippesheim
·
Bullenheimer Berg
Wanderparkplatz, Wanderung zum Aussichtturm am Bullenheimer
Berg
Samstag, 30.09.2017
Exkursion zur
Greifvogel-Auffangstation Würzburg
Organisation:
Werner Drescher, Schweinfurt
Referent: Herr Karl-Josef Kant,
Würzburg
Bericht: Petra Schemmel,
Schweinfurt
Exkursion zur
Greifvogel-Auffangstation in Würzburg
Greifvogel-Auffangstation:
Die Greifvogel-Auffangstation liegt in einem
Waldgebiet in der Nähe des Schenkenturms/Würzburg. Seit den 70er Jahren kümmert
sich das Ehepaar Kant um verletzte Greifvögel, d.h. um Tiere, die durch
Hochspannungsleitungen, Stacheldrähte, Zäune, Fensterscheiben, Umweltgifte,
Straßenverkehr usw. zu Schaden kamen. Seit 1996 haben in der Auffangstation
bereits über 500 Greifvögel Aufnahme gefunden; etwa 80% der Tiere konnten
wieder erfolgreich ausgewildert werden.
Die Greifvogel-Auffangstation finanziert sich aus
privaten Mitteln und Spenden und wird vom Umweltamt der Stadt Würzburg, dem
Landratsamt Würzburg, dem Landesbund für Vogelschutz (LBV) und dem Bayerischen
Jagdverband (BJV) unterstützt.
Geschichte der
Falknerei:
Die Falknerei bzw. Beizjagd ist das Abrichten, die
Pflege und das Jagen mit einem Greifvogel; trotz des Namens werden auch andere
Greifvögel eingesetzt, nicht nur Falken. Sie wurde ab 2010 für mehrere Länder
in die weltweite Repräsentative Liste des
immateriellen Kulturerbes der Menschheit gemäß der UNESCO-Konvention zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.
Die Beizjagd (mittelhochdeutsch beizen für ‚beißen
lassen‘) entstand vermutlich vor über 3000 Jahren in Zentralasien. In Europa
war sie bereits bei den Germanen des 2. bis 4. Jahrhunderts bekannt, ließ aber
in ihrer Beliebtheit während der Zeit der Karolinger ab dem 8. Jahrhundert nach
und erlebte eine neue Blütezeit durch die Kreuzzüge. Lange war sie ein Privileg
des Adels, sie galt als Macht- und Statussymbol. Eine weitere Hochphase lag in
der Zeit des Absolutismus. Durch das Aufkommen der Jagd mit der Flinte ging die
Falknerei in ihrer Beliebtheit zurück und wird seit dem 19. Jahrhundert
hauptsächlich nebenberuflich ausgeübt.
Moderne Falknerei:
Die Ausübung der Falknerei in Deutschland erfordert
eine eingeschränkte Jagdprüfung (ohne Schusswaffengebrauch) und eine spezielle Falknereiprüfung; zur Ausübung der Beizjagd ist ein Falknereijagdschein erforderlich.
In der heutigen Zeit liegt der Schwerpunkt der
Falknerei mehr im Arten- und Naturschutz, ist aber immer noch Bestandteil der
Jagd, vor allem bei der Regulation von Wildtieren (hauptsächlich Wildkaninchen)
in Bereichen, wo nicht geschossen werden darf, z. B. auf Friedhöfen oder
Industrieanlagen, in Stadtgebieten oder auch auf Flughäfen zur Vertreibung von
Vogelschwärmen, da eine Kollision von Flugzeugen mit Vögeln zum Ausfall der
Triebwerke führen kann. Zur Jagd auf Wildkaninchen werden zusammen mit den
Greifvögeln auch Frettchen eingesetzt.
Das Entnehmen von Wildvögeln aus Horsten zum Zweck
der Beizjagd ist in den meisten Ländern verboten. Seit den 1980er Jahren werden
die Greifvögel gezüchtet. Einige Falkner nehmen am Auswilderungsprogramm für
Greifvögel teil; 2004 wurde der 1000ste Wanderfalke vom Deutschen Falkenorden
(DFO) ausgewildert.
Während des Besuchs der Greifvogelstation wurden
uns durch das Ehepaar Kant folgende Vögel gezeigt und vorgestellt:
Turmfalke:
Der Turmfalke ist der häufigste Falke in
Deutschland und brütet als Kulturfolger häufig an Kirchtürmen und anderen hohen
Gebäuden. Er hat eine Körperlänge von 33 bis 38 cm; adulte männliche Tiere sind
am Kopf hellgrau, weibliche rotbraun gefärbt. Die Hauptbeute des Turmfalken
besteht aus Kleinsäugern (z. B. Wühl- oder Feldmäuse), gelegentlich auch aus
Kleinvögeln. Bei der Jagd ist sein Rüttelflug charakteristisch.
Waldohreule:
Die Waldohreule ist von allen Ohreulen
die häufigste Art in Mitteleuropa. Sie hat eine Körperlänge von ca. 36 cm und
erinnert von der Erscheinung her an einen zu klein geratenen Uhu. Auffällig
sind die Federohren und die orangefarbenen Augen. Der Gesichtsschleier ist klar
erkennbar. Die Hauptbeute dieser Eule sind Kleinsäuger, vor allem Wühlmäuse.
Die Jagdtechnik ist flexibel, also sowohl hohe Suchflüge, als auch Jagd vom
Ansitz. Zum Auffinden der Beute verlässt sich die Waldohreule überwiegend auf
ihr Gehör.
Wüstenbussard (Harris-Hawk):
Der Wüstenbussard stammt aus den USA und ist ein
mittelgroßer Greifvogel aus der Familie der Habichtartigen. Er erreicht eine
Körperlänge von 55 bis 60 cm und ist der einzige Greifvogel, der in Gruppen
jagt. Die Beute besteht aus Kleinvögeln, Eidechsen, Schlangen und Nagetieren,
bis hin zu Kaninchen.
Gerfalke:
Der Gerfalke ist die weltweit größte Falkenart. Er
erreicht eine Körperlänge von 50 bis 60 cm. Die Gefiederfärbung variiert von
Graubraun und Grau bis nahezu Schneeweiß. In Europa kommt der Gerfalke nur in
nordischen Regionen vor. Gerfalken sind geschickte und vielseitige Jäger, ihre
Hauptbeute sind Schneehühner, Wasservögel aller Art und Säugetiere bis hin zum
Schneehasen.
Wanderfalke:
Der Wanderfalke ist mit einer Körperlänge von 38
bis 45 cm der größte Vertreter seiner Gattung in Deutschland und weist eine
nahezu weltweite Verbreitung auf. Er ist ein hervorragender Flieger und
erreicht bei seinen Sturzflügen Geschwindigkeiten von mehr als 300 km/h.
Wanderfalken jagen fast ausschließlich fliegende Vögel im freien Luftraum.
Wie alle Falken baut der Wanderfalke keine eigenen
Nester, sondern gehört zu den sogenannten Horstbeziehern.
Meist nutzt er Nischen und Vorsprünge in steilen Felswänden, aber auch
verlassene Horste anderer Greifvögel, gelegentlich auch leere Krähennester.
Rotmilan:
Dieser Vogel gehört nicht zur
Greifvogel-Auffangstation, sondern ist ein Wildvogel, der von den Falknern
gepflegt und wieder ausgewildert wurde und gelegentlich, vor allem zu
Flugvorführungen, die Station besucht, um sich einen Imbiss zu holen, der ihm
mit Hilfe einer Schleuder von der Falknerin zugeschossen wird und den er sich
aus der Luft greift.
Der Rotmilan ist ein mittelgroßer Greifvogel aus
der Familie der Habichtartigen. Sein stark gegabelter Stoß (= die
Schwanzfedern) ist für diese Art charakteristisch und im Flug gut zu erkennen.
Er besitzt eine Körpergröße von 60 bis 73 cm und ist ein herausragender
Segelflieger. Seine Hauptbeute besteht aus kleinen Säugetieren (Feldmäuse,
Maulwürfe, Hamster) und Vögeln, hauptsächlich Stare,
aber auch Amseln und Drosseln. Gelegentlich nimmt er auch Fisch als Nahrung
auf, ebenso Reptilien und Amphibien. Bei schwieriger Jagdsituation wird auf Aas
ausgewichen.
Schleiereule:
Die Schleiereule gehört mit einer Körpergröße von
ca. 35 cm zu den mittelgroßen Eulen. Kennzeichnend ist ihr herzförmiger
Gesichtsschleier. Die Augen sind schwarz und, wie bei allen Eulen, starr nach
vorn gerichtet. Die Schleiereule ist generell ein Höhlenbrüter (sowohl Fels-,
als auch Baumhöhlen), nutzt aber als Kulturfolger auch Kirchtürme oder Scheunenböden.
Hauptbeutetiere sind Feldmäuse, aber auch Wühlmäuse, Spitzmäuse, gelegentlich
Lurche oder Vögel.
Uhu:
Der Uhu ist mit einer Körperlänge von bis zu 75 cm
die größte europäische Eulenart und überwiegend
dämmerungsaktiv. Sein Flug ist nahezu lautlos, da das Gefieder am Rand sehr
fein gezahnt ist, weshalb die Luft beim Flügelschlag sehr leise gebrochen und
verwirbelt wird, was ihn zu einem geschickten Jäger macht. Er ist ein wendiger
Flieger und kann Vögel bis zur Größe von Kolkraben im Flug erbeuten. Er hat
orangefarbene Augen sein Kopf lässt sich, wie bei allen Eulenarten, um bis zu
270 Grad drehen. Die Hauptnahrung des Uhus besteht aus Säugetieren bis
Fuchsgröße und mittelgroßem Flugwild.
… Soweit der Bericht von Petra Schemmel …
Wir danken dem Falkner-Ehepaar Kant für seine sehr informative Präsentation der
Falknerei in Theorie und Praxis sowie der Präsentation der verschiedenen
Raubvögel. Das Erleben der Raubvögel aus nächster Nähe wird allen Teilnehmern
unvergessen bleiben … und somit auch die Achtung vor der Natur stärken.
Wir danken darüber hinaus für die herzliche
Aufnahme und die Gastfreundschaft (Kaffee- u. Kuchenpause).
Großer Dank gilt ebenfalls Werner Drescher
und Petra Schemmel für die Idee zu dieser Veranstaltung, für
die vielfältige Organisation und die schönen Bilder sowie ein weiterer Dank an
Petra Schemmel für Ihren umfassenden Bericht.
Freitag,
06.10.2017
PowerPoint-Vortrag:
Die Fichte, Baum des Jahres 2017
Referent: Förster Bernd Müller,
Schweinfurt
Für das Jahr 2017 wurde die Fichte zum Baum des
Jahres gewählt. Sie polarisiert wie kaum eine andere Baumart. Für die Einen ist
die Fichte der Brotbaum und das Rückgrat der Deutschen Forst- und
Holzwirtschaft, für die Anderen Sinnbild für die waldzerstörende Profitgier der
Waldbesitzer und Förster. Zurzeit ist sie noch die häufigste Baumart in
Deutschlands Wäldern. Aufgrund des Klimawandels werden ihre Anteile aber
abnehmen.
Bernd Müller stellt die Baumart mit einem
PowerPoint-Vortrag vor.
Freitag, 13.10.2017 Vortrag zum Tag der Steine
Leben der Steinhauer im nördlichen Steigerwald und
im
Ebelsbacher Revier
Referent: Kreisheimatpfleger (Lkr. Haßberge
Süd) Christian Blenk, Oberaurach
im Lkr. Haßberge
Organisation: Bertram Schulz, Gerolzhofen (GIZ-Sulzheim)
Kurzbericht: Georg
Büttner
Im Fokus des reichlich bebilderten Vortrags standen das
entbehrungsreiche, harte Leben der Steinhauer und ihre enorme Arbeitsleistung.
Der betrachtete historische Zeitraum ist relativ kurz. Nach dem
gewonnenen Krieg 1870 stieg der Bedarf an Sandsteinen (hier v.a. Weißer
Mainsandstein und Schilfsandstein) für repräsentative Gebäude und Denkmäler.
Daneben wurden Schleifsteine und Stein-Walzen (v.a. für die
Nahrungsmittelherstellung) produziert. Der Niedergang erfolgte bereits mit dem
Beginn des 1. Weltkriegs, da die Männer zum Wehrdienst eingezogen wurden. Nach
dem 1. Weltkrieg erholte sich die Steinhauerei nicht mehr auf das vorher
dagewesene Niveau. Ein weiterer Aufstieg wurde auch durch die
Weltwirtschaftskriese verhindert.
Die Zeit nach dem 2. Weltkrieg war nicht mehr Gegenstand des Vortrags.
Lediglich der Verweis, dass durch die heutigen maschinellen Abbaumethoden kaum
mehr „Manpower“ für diese Arbeiten benötigt wird.
In der Landschaft erinnern nur noch große,
inzwischen verwachsene Halden, Steilhänge und künstliche Einschnitte,
historische Sprengstoffbunker sowie einige repräsentative Natursteinfassaden
und Toreingänge an den Zeitraum des Steinbooms im Raum Ebelsbach. Neben den
heute beispielsweise zur Herstellung von Fassadenplatten verwendeten relativ
dicken Bänken wurden damals z.B. für die Schleifsteinherstellung auch dünnere
Bänke genutzt.
Der Abbau erfolgte per Hand meist mittels
Brechstangen und gezielten Sprengungen. Wobei auch so genannte „Abräumer“
benötigt wurden, da das unbrauchbare Gestein oberhalb der eigentlichen
Sandsteinbänke per Hand abgeräumt werden musste. Solche Tätigkeiten wurden
schlechter bezahlt als die eigentliche Steinhauerarbeit, waren aber dennoch
nötig und wurden i.d.R. von denselben Personen erledigt.
Im Steinbruch befanden sich spezielle Kräne, mit
denen die Rohblöcke von der Wand zum Bearbeitungsstandort bewegt werden
konnten. Auch diese wurden per Hand bedient. Bereits vor Ort wurde die
Tauglichkeit des Gesteins überprüft und je nach Quadergröße das Zielobjekt erstellt.
Lediglich Sandsteine, die zur Herstellung von Kunstwerken vorgesehen waren,
wurden in Blockform transportiert.
Bei einer Dichte von ca. 2,5 g/cm³ ergibt sich ein
Gewicht pro Kubikmeter Gestein von ca. 2,5 Tonnen. Die mehrere Kubikmeter
großen Walzen und Quader wogen daher meist 5-10 Tonnen. Bei einem Rohling aus Schilfsandstein
für die Figuren der Würzburger Mainbrücke sprach Herr Blenk
sogar von 11 m³, was etwa 18 Tonnen Gewicht entspricht!
Ihr Abtransport (ins Tal nach Ebelsbach) erfolgte
auf speziellen mehrspännigen Leiterwägen. Es sind lt. Herrn Blenk
bis zu Zehnspänner belegt; er zeigte ein historisches
Bild mit einem Achtspänner. Um die Fuhrwerke gut
lenken zu können, führte jeweils eine Person zwei Pferde. Mit langen Stangen
wurden die Fuhrwerke geneigt um die beladenen Wagen auf unebenen, geneigten und
kurvigen Straßen und Waldwegen manövrieren zu können. In Ebelsbach erfolgte
dann die Verladung auf die Bahn.
Bis zur Jahrhundertwende (19./20. Jh.) wurden die
jugendlichen Arbeiter nicht als Lehrlinge sondern als Laufburschen eingestellt.
1897 belief sich die Arbeitszeit von 6:00 bis 19:00 Uhr; maximal 2 Stunden
Pause waren erlaubt. Die Männer arbeiteten im so genannten „wilden Akkord“. Sie
wussten nicht, welchen Lohn sie am Schluss bekommen würden und waren so der
Willkür des Besitzers ausgeliefert. Erst nach dem 1. Weltkrieg wurde die
Arbeitszeit auf 9 Stunden pro Tag beschränkt.
Das Durchschnittsalter der Arbeiter betrug 33,5
Jahre. Viele (ca. 80% der Todesfälle) starben an Silikose (verursacht durch den
Quarzstaub). Sie waren im Schnitt ca. 15 Jahre im Beruf. Dennoch war diese
Arbeit begehrt, da es im ländlichen Raum nur wenige Alternativen gab.
Wir danken Herrn Kreisheimatpfleger Christian Blenk für seinen interessanten, reich bebilderten Vortrag mit vielen
historischen Eindrücken und seine begeisterungsfähige Vortragsweise. Er hat uns
einen Aspekt vorgestellt, den man nicht sofort realisiert. Man erkennt zwar die
großen historschen Halden und Natursteinfassaden,
nicht jedoch die hierfür notwendige enorme Arbeitsleistung und die dahinter
stehenden menschlichen Schicksale!
Großer Dank gilt auch unserem Mitglied, Herrn
Bertram Schulz, für die Idee zu dieser interessanten Veranstaltung, für ihre
Organisation und Durchführung im GIZ (Sulzheim), einschließlich der
Pressearbeit.
Weiterer Dank gilt dem GIZ-Team für vielfältige Unterstützung während der
Veranstaltung.
Sonntag, 15.10.2017 - Tag der Steine
Heimische Naturwerksteine im Schweinfurter Stadtbild - Stadtrundgang zum Tag der Steine
Referent, Bericht und Objektauswahl: Dr. Georg Büttner, Schweinfurt / Hof
Dieser Stadtrundgang beschäftigte sich vor allem
mit dem Thema: Restaurierung und Rekonstruktion – Verwendung von heimischen(?) Naturwerksteinen.
Gleichwohl wurden zu Beginn auch wieder einigen Teilnehmern bereits bekannte
Gesteine gezeigt, um den Wiedererkennungswert zu steigern und auch um neuen Teilnehmern
einen Eindruck der Reichhaltigkeit der Schweinfurter Naturwerksteine zu geben.
Im Zuge der Veranstaltung am 13.10. haben wir aus
der Diskussion gelernt, dass nicht immer alle dasselbe meinen, wenn sie ein Gebäude
mit einem Gestein und dessen Herkunft verbinden. So stammen die Sandsteine zum
Bau des historischen Schweinfurter Alten Rathauses zwar urkundlich belegt
zunächst aus dem Werksandstein des Unteren Keupers. Das Rathaus fiel aber teils
im 2. Weltkrieg der Bombadierung und dann in den 50er
Jahren einem Brand zum Opfer. Viele Sandsteinpartien musste erneuert werden.
Dies erfolgte nun mit Schilfsandstein (des Mittleren Keupers), der in Farbe,
Kornspektrum und Bindung dem Werksandstein stark ähnelt. Lediglich die
Blockgrößen sind bedeutend größer, so dass schnell große Mengen zur Verfügung
standen. Lt. Aussage der Besucher im GIZ stammten diese Steine aus dem Raum
Abtswind.
Der Rundgang führte über den Marktplatz und
die Rückertstraße in die Krumme Gasse – von dort über den Platz, an dem das
Mühltor stand, entlang des Oberen Walls zum Obertor und nun durch das
Sanierungsgebiet Neue Gasse zum Zeughaus.
In der Rückertstraße wurde auf die vielfache
Verwendung von gesägtem Quaderkalk an Fassaden, die nach dem 2. Weltkrieg
errichtet worden waren, eingegangen. Neben den bekannten historischen Fassaden
wurde die Travertin-Fassade des Teppichgeschäftes erwähnt, zumal derart
flächige Verwendung von Travertin in Geschäftsgebäuden in Schweinfurt sehr
selten ist. Als „exotische“ Besonderheit wurde außerdem das Frisörgeschäft in
der Rückertstraße 18 vorgestellt. Schaufenster und Eingang sind hier mit einem
schwarzen Labradorit eingerahmt. Ein Gestein, das uns heute eher als Grabstein
bekannt ist, und das dem Geschäft ein hochwertiges Erscheinungsbild geben
sollte. Das Gestein stammt wahrscheinlich aus Skandinavien. Bemerkenswert ist
hier auch der Eingangsbereich. Hier ist in Teilen ein Terrazzo erhalten, ein
Kunststein der aus Natursteinbruchstücken und Natur-Mosaiksteinen (weiße,
schwarze und rötliche Kalksteine), wie ein Kunstwerk vor Ort verlegt wurde.
In der Krummen Gasse befindet sich neben dem
Durchgang zum Oberen Wall ein Neubau. Im Sockelbereich wurde ein feinkörniger
grüner Sandstein mit violetten Partien bzw. violetter Streifung gehängt (Ersteller
(?):„rome tec 2016“).
Wahrscheinlich handelt es sich um Schilfsandstein. Durch die Art der Verlegung,
teils auf einer Metallschiene, soll aufsteigende Feuchtigkeit minimiert werden.
Am vorbildlich restaurierten Rest der
mittelalterlichen Stadtmauer (Platz am Mühltor) wurde gezeigt, wie der dünn-
bis mittelbankige, teils mikritische,
tels sparitische Kalkstein
des Oberen Muschelkalks in Normalfazies aussieht. Von hier aus ging es direkt
an die Rekonstruktion der Stadtmauer am Oberen Wall. Diese wurde mit mittel-
bis dickbankigem, behauenem sparitischen Quaderkalk
errichtet. Selbst dem Laien wird sofort der große Unterschied beider Gesteine
klar. Hier stellt sich nur die Frage, ist dies vielleicht bewusst so gewollt,
um zu zeigen, dass es sich hier um eine Rekonstruktion handelt (zumal der
früheste Quaderkalk erst Mitte des 19.
Jh. nach Schweinfurt kam).
Nun ging es mit mehreren kleineren Zwischenstopps (z.B.
Sandstein-Fassade des Wirtschaftsgebäudes gegenüber Brauerei Roth, rechts oben
mit ausgebessertem Kriegsschaden (Backstein)) weiter zum Samtturm
am Obertor. Dieser soll im nächsten Jahr restauriert werden. Hier fielen die
für ein historisches Gebäude ungewöhnlich dicken Verfugungen (der letzten
Sanierung) störend ins Auge. Im sanierungsbedürftigen Umfeld (?Ruinenrest) sind
noch reichlich Sandsteine vorhanden. Sie könnten ggf. bei weiteren Baumaßnahmen
genutzt werden
Ein kurioses Mauerstück existiert im Südwesten des
Obertors, direkt im Anschluss an die Terrasse der dortigen Gaststätte. Es
stellt zwar gedanklich die Fortführung der Bastion vom Philosophengang nach
Westen dar, ist aber aus unterschiedlichsten vorwiegend grauen und grünen, grob
behauenen Keupersandsteinen erbaut und lässt bereits
beim näheren Hinsehen mehrere „Bauabschnitte“ erkennen. Dies weist unweigerlich auf ein relativ junges Alter hin.
Vor etwa 10-20 Jahren wurde die Mauer mit
Deckplatten (Juramarmor) versehen und ein Durchgang zum oberen Weg geschaffen.
Die Begleitmauern der Treppe wurden ebenfalls in Juramarmor ausgeführt, die
ursprüngliche aufgebrochene Mauer mit unterschiedlichen Sandsteinen (auch
Buntsandstein) ergänzt.
Von hier aus ging es weiter in das aktuelle
Sanierungsgebiet Neue Gasse. Durch Rodungsmaßnahmen ist hier ein
sanierungsbedürftiger, mehrmals ausgebesserter Turmstumpf der ehemaligen
Stadtbefestigung freigelegt worden. Die Fugen sind auffällig dick verfugt und
die Steine sehr gleichmäßig verlegt. Westlich, direkt daneben, steht noch ein
kleines Stück bisher nicht sanierte Muschelkalk-Stadtmauer. Dieses zeigt, wie
die mikritischen und sparitischen
Kalksteine mit wenig Mörtel ursprünglich verlegt wurden.
Beispielhaft für gelungene Sanierung ging es
zunächst zum Gebäude der Lebenshilfe und dann weiter in Richtung Neutorstraße.
Hier hat man in den letzten Jahren, zuletzt in diesem Herbst, mit viel Aufwand
Teile der Stadtmauer saniert. Die Kalksteine kamen bei der letzten Maßnahme lt.
Aussage der ausführenden Restaurierungsfirma aus Sommerhausen (es handelt sich
um die Normalfazies im Liegenden des Quaderkalks).
Bei dem derzeit in Sanierung befindlichen Gebäude
in der westlichen Neuen Gasse wurde auf die Bedeutung der verwendeten Gesteine
im Zuge der Errichtungsgeschichte eingegangen: Die beiden unteren Geschosse
sind in Sandstein ausgeführt, das oberen in Backstein. Dies war im Zuge der
Industrialisierung nötig, da schnell Wohnraum gebraucht wurde.
Zum Schluss ging es zum erst vor wenigen Jahren
restaurierten Zeughaus. Hier konnte gezeigt werden, wie mit Putz und Farbe ein
nicht vorhandener Sandstein „vorgetäuscht“ wird und dass in Fenstersimsen und
Eingangsbereichen z.T. wohl in Ermangelung eines trittfesten heimischen
Naturwerksteins ein nicht bayerischer roter Sandstein eingebaut wurde. Außerdem
konnte anhand mitgebrachter Bilder gezeigt werden, dass große Teile des
Mauerwerks, insbesondere der Ost- und Südfassade, aus Ziegelsteinen bestehen.
Es waren knapp 15 Teilnehmer erschienen. Neben dem harten Kern des
Arbeitskreises fünf Gäste und einige Neumitglieder. Daher wurde bewusst
Bekanntes und Neues in ähnlichen Anteilen vorgestellt. Allen, die mitdiskutiert
haben, ein herzlicher Dank.
Samstag,
11.11.2017
Besuch
des Kleinen Apothekenmuseums in Schonungen/ Mainberg
Referent: Apotheker Friedrich
Schumm, Mainberg
Der Mitinitiator des Museums, Apotheker Friedrich
Schumm, führt uns durch sein Reich. Er stellt Abläufe und Entwicklungen der
verschiedenen Arbeitsweisen einer typischen Landapotheke dar, wie sie vor
wenigen Jahrzehnten noch üblich waren. Maschinenpark
und Arbeitsgeräte kommen zum Einsatz.
Freitag,
08.12.2017
Naturwissenschaftlicher
Treff zum Jahresabschluss
19:30 Uhr, VHS-Gebäude, Schultesstraße
19b, Seminarraum 005
Organisation/Ansprechpartner: Elisabeth und Otmar Winkler
Kostenfrei – Gäste willkommen
Jahresrückblick mit kurzer Beamer-Präsentation,
Ehrungen sowie allgemeinem Erfahrungsaustausch