Veranstaltungen des Naturwissenschaftlichen Vereins im Jahr 2015

Freitag, 09.01.2015; Naturwissenschaftlicher Treff:

Meeresschnecken –

Einige Streiflichter auf eine weniger bekannte Tiergruppe

Referent und Textauszüge: Reinhold Jordan, Schweinfurt

 

Auszüge aus: Meeresschnecken –

Einige Streiflichter auf eine weniger bekannte Tiergruppe

Schnecken gehören zu den Weichtieren, den Mollusken, einem der etwa 20 Stämme, in die Systematiker heute das Tierreich einteilen. Neben den Schnecken bilden diesen Stamm, leicht vereinfacht, die Klassen der Muscheln (Bivalvia), der Kopffüßer (Cephalopoda), der Käferschnecken (Polyplacophora) und der Kahnfüßer (Scaphopoda).

Schnecken sind mit ihren über 100 000 beschriebenen Arten nach den Insekten die artenreichste Tiergruppe. Sie haben fast alle Lebensbereiche besiedelt, von der Tiefsee bis in die Wüste und von den Lücken zwischen den Sandkörnern eines Strands bis ins Innere anderer Tiere.

Schnecken zeichnen sich unter anderem durch ein Gehäuse aus, in das sich der Schneckenkörper durch Betätigung zweier Muskeln zurückziehen kann.

Selektionsvorteile des Schneckengehäuses

Damit kann sich das Tier vor Fressfeinden und vor Beschädigungen schützen. Für Landschnecken, wie z.B. die uns allen bekannte Weinbergschnecke Helix pomatia, kommt noch der Austrocknungsschutz dazu.

Meeresschnecken: Die Zahl der potentiellen Feinde ist unübersehbar - nicht zuletzt sind dies andere, räuberische Schneckenarten. Viele Meeresschnecken sind also auch selbst auf der Suche nach Fleischnahrung unterwegs und mussten einen mechanischen Schutz vor Gegenwehr der Beutetiere und dem möglichen Angriff stärkerer Räuber entwickeln.

Andererseits bietet das Gehäuse auch hervorragende Möglichkeiten der Tarnung durch Bewuchs mit Wasserpflanzen oder sessilen Tieren. Diese optische Tarnung kann dann wieder der Feindvermeidung in den oberen Wasserschichten aber auch dem Überraschungseffekt bei Angriffen dienen.

Sowohl bei Landschnecken als auch bei marin lebenden Tieren kann das Gehäuse sekundär zurückgebildet oder ganz verloren gegangen sein.

Das Schneckengehäuse hat sich seit dem Kambrium aus Kalkplatten früher Weichtiere entwickelt. Diese Gehäuse sind fast stets spiralig gewunden. Ein Drüsengürtel am Mantelrand sorgt für das Gehäusewachstum.

Zwar gibt es einige Schneckenarten mit linksdrehenden Gehäusen, doch ist ein rechtsdrehendes Schneckenhaus die Regel. Ganz ausnahmsweise kann bei eigentlich rechtsdrehenden Schneckenarten einmal ein linksdrehendes Gehäuse dabei sein - ein "Schneckenkönig". Bei unserer Weinbergschnecke beträgt der Anteil 1: 20 000, sie ist also zu 99,995% rechtsdrehend. Man spricht von einer "Vier-Neuner-Reinheit".

Im Vergleich dazu beträgt der Anteil von vierblättrigen Kleeblättern bei Trifolium pratense, dem Wiesenklee, höchstens 1: 10 000.

Die Längen von Schalen adulter Tiere reichen von deutlich unter einem Millimeter bis zu mehr als 60 cm bei der "Großen Rüsselschnecke", Syrinx aruanus.

Die meisten Schneckenarten haben im Schlund eine Radula, eine mit Chitinzähnchen besetzte Platte, mit der Schnecken Portionen ihrer Nahrung abraspeln. Oft ist dieser Schlund in einen Rüssel (Proscopis) verlagert, sodass die Schnecke ihr Fressorgan gezielt dorthin bewegen kann, wo Nahrung zu erwarten ist.

Nahrung heißt totes oder lebendes Pflanzenmaterial aber auch totes oder lebendes tierisches Gewebe. Einige Schneckenarten können ihre Beute auch im Ganzen verschlingen oder durch ein Loch im Exoskelett der Beute Verdauungsenzyme einbringen und das verflüssigte Gewebe einsaugen. Außerdem gibt es Detritusfresser.

Viele Meeresschnecken bilden aus dem Mantelrand auch einen Siphon aus, um der Mantelhöhle Atemwasser zuzuführen.

Meeresschnecken müssen nicht mit der Schwerkraft kämpfen, da Wasser sehr viel dichter ist als Luft und so die Masse des Schneckenkörpers tragen hilft. Dies führt dazu, dass Meeresschnecken deutlich größer und schwerer werden können als Landschnecken.

Beispiele für marine Gehäuseschnecken

Große Rüsselschnecke (Syrinx aruanus)

Diese potentiell größte Gehäuseschnecke lebt um Australien sowie in der Molukkensee im östlichen Indonesien. Im Gegensatz zu vielen anderen Schneckenarten hat Syrinx kein Larvenstadium, wird also kaum durch Meeresströmungen verbreitet.

Das Tier jagt große Meeresringelwürmer und kann bis über 10kg wiegen. Es wird von Fischern gefangen und von Menschen verzehrt. Die Gehäuse dienten polynesischen Seefahrern als Vorratsbehälter für Frischwasser aber auch als Rohmaterial für Schmuck und Gebrauchsgegenstände.

Herkuleskeule (Bolinus brandaris), auch Brandhorn

Bolinus brandaris ist eine der Stachelschnecken, die in der Antike als Lieferant für die Purpurherstellung genutzt wurden. Die Schnecke produziert in ihrer Hypobranchialdrüse ein Sekret, das ihre Beute lähmt. An der Luft und unter der Einwirkung des Sonnenlichts bildet sich aus diesem Sekret ein chemisch dem Indigo verwandter Farbstoff, der in der Antike für die Purpurfärbung von Kleidungsstücken benutzt wurde. So war bei römischen Senatoren der Saum ihrer Toga purpurn gefärbt. … Die große wirtschaftliche Bedeutung, die die Purpurgewinnung in der Antike für längere Zeit gehabt hat, wird bei der Betrachtung des Monte testacea deutlich, des "Schneckenbergs" bei der Altstadt von Tarent in Süditalien.

Gehörnte Sturmhaube (Cassis cornata)

Die Gehörnte Sturmhaube kommt im Indiopazifik vor, wird gerne gesammelt und als Dekorationsobjekt verwendet Das Fleisch wird gegessen oder als Köder beim Angeln oder beim Beködern von Reusen genutzt.

Die große Schnecke lebt vorwiegend von Seesternen. Diese werden mit dem Schalenrand fixiert. Zwischen den Stacheln wird der Rüssel bis zu den Kalkplatten geführt, die durch Schwefelsäure aus speziellen Schlunddrüsen in Gips umgewandelt werden. Dieser kann mit der Radula durchbohrt werden.

Auch bei dieser Schneckenart gibt es gelegentlich sehr große Gehäuse. Kopfgroße Exemplare hat der Verfasser schon gesehen. In der Literatur findet man Angaben bis zu 36cm als Gehäuselänge.

Kaurischnecke (Cypraea moneta, Geldkauri)

Die Kaurischnecke (Geldkauri) gehört zur Überfamilie der Porzellanschnecken. Größere Verwandte sind beispielsweise die Pantherschnecke oder die Argusaugenkauri, benannt nach der griechischen Sagengestalt Argus, die mit ihren hundert Augen alles sehen konnte.

In großen Teilen der Welt waren die Gehäuse der Geldkauri das erste genormte Zahlungsmittel, das erste "Geld" sozusagen. Das geht schon bis ins bronzezeitliche China zurück und dauerte - vor allem in Westafrika - bis ins 20. Jahrhundert. So ist aus der damals deutschen Kolonie Togo für das Jahr 1896 ein Umrechnungskurs von 4000 Kaurigehäusen zu einer Mark überliefert.

Tritonshorn (Charoneia tritonis)

Ebenfalls mit der griechischen Mythologie verbunden sind die Tritonshörner, eine Gruppe räuberisch lebender, meist recht großer Schneckenarten. Sie leben in Tiefen bis 30m und ernähren sich vor allem von Stachelhäutern.

Die Tritonen sind die Bediensteten des Meeresgottes Poseidon und diese benutzen Tritonshörner als Signalinstrumente, wie das Fischer in unterschiedlichen Meeresgebieten bis ins 20. Jahrhundert getan haben. … Im Mittelmeer vorkommend ist Charonaia tritonis, mit bis zu 50cm Länge.

Ihre Verwandten leben in tropischen und subtropischen Meeren auf Korallenriffen und ernähren sich meist von Stachelhäutern, darunter auch von Dornenkronenseesternen, der heute für viele Korallenriffe als Bedrohung gesehen wird.

Tritonshörner lähmen mit ihrem sauren Speichel die Beutetiere, verschlingen kleinere Arten als Ganzes und bohren größere an, um sie auszusaugen. Nehmen sie über Beutetiere Gift auf, kann dies auch ihre Fressfeinde gefährden.

In Portugal werden Tritonshörner zur menschlichen Ernährung gefangen. Dass die Nutzung des Gehäuses dieser Schnecke als Signalhorn keine Idee der historischen Zeit ist, zeigt ein Exemplar aus einer Pyrenäenhöhle, etwa 300km von der nächsten Küste entfernt. Es wurde bereits in der Altsteinzeit so präpariert, dass man damit durch Hineinblasen Töne hervorbringen kann.

Fassschnecke (Tonnea galea)

Die Fassschnecke ist auch eine der großen Schnecken des Mittelmeeres. Das Gehäuse kann 35cm Länge erreichen. Auffällig an der lebenden Schnecke ist der sehr lange Rüssel mit endständiger Saugscheibe. Diese befestigt die Schnecke an Stachelhäuter oder große Muscheln, produziert in zwei Schlunddrüsen ein Gemisch von 2-4%iger Schwefelsäure und Asparaginsäure und wandelt damit die soliden Kalkschalen ihrer Opfer an der "Andockstelle" in brüchigen Gips um. Nach Durchbrechen der Schale wird das Opfer mit zwei Haken der Kieferplatte und der Raspelzunge zerrissen.

Die Schneckenart hatte früher kaum natürliche Feinde und brauchte daher keine große Nachkommenschaft. Durch die Schleppnetzfischerei einerseits und die Nachfrage für Gehäuse seitens der Sammlerschaft andererseits ist die Art heute gefährdet. Die Einfuhr nach Deutschland ist verboten.

Kegelschnecken

Die etwa 500 bekannten Kegelschneckenarten sind meist nachtaktiv und jagen unterschiedliche Tierarten der flacheren Meeresgewässer. Aus einem Zahn der Radula wird eine Harpunenspitze gebildet, durch die Gift in ein Beutetier injiziert werden kann. Die Giftigkeit hängt vom Beutetier ab, auf die die hoch spezialisierten Kegelschnecken Jagd machen. Borstenwurmspezialisten sind weniger giftig, Fischspezialisten müssen erreichen, dass ihr Beutetier sofort tot ist.

Auch Conus purpurascens kann Fische harpunieren. Sie liegt eingegraben im Boden und streckt ihren Siphon als Köder ins Wasser. Der Fisch, der sich dafür interessiert, wird getroffen, stirbt augenblicklich und wird binnen weniger Sekunden verschluckt.

Lastenträger (Xenophora)

Eigentlich müsste man den Gattungsnamen mit "Fremdträger" übersetzen. Diese Schnecken - es sind 26 Arten oder Unterarten beschrieben, leben im Pazifik, im westlichen Atlantik und im Indischen Ozean. Eine Art, die Xenophora crispa, ist im Mittelmeer zuhause. Der Lebensraum ist das Flachwasser aber auch der Meeresgrund bis in 1500m Tiefe. Die Schnecken im Flachwasser weiden Algenrasen ab. Dort, wo kein Licht mehr hinkommt, wird Detritus, zerfallende organische Substanz, gestrudelt. Ein kräftiger Fuß befähigt die Schnecke zu einer springenden Fortbewegungsart.

Großer Bootshaken oder Chiragra Spinnenschnecke (Harpago chiragra)

Die Schnecke sieht richtig gefährlich aus mit ihren fünf fingerlangen Gehäusehaken (der sechste ist der Siphonkanal), ist aber ein harmloser Algenfresser, der im östlichen Indischen Ozean und im westlichen Pazifik vorkommt. Normalerweise wird das Gehäuse bis 17cm lang, einzelne alte Weibchen können aber ausnahmsweise auch die doppelte Größe erreichen. Zwar wird das Fleisch auch verzehrt, doch wird die Schnecke vor allem wegen ihres Gehäuses gejagt, das bei Sammlern in aller Welt begehrt ist. - Die Gehäusehaken bewahren die Schnecke davor, von Brandungswellen und starken Strömungen "umgedreht" zu werden.

Große Teufelskralle (Lambis truncata, Riesenspinnenschnecke)

Von dieser eindrucksvollen Schnecke ist uns sogar die altägyptische Bezeichnung überliefert: "Fingerschnecke". So nannte sich nämlich der allererste Herrscher Ägyptens.

Diadem-Walzenschnecke (Melo amphora)

Die Diadem-Walzenschnecke kann ein bis über 50cm langes Gehäuse haben, lebt räuberisch von anderen Schnecken und Muscheln, überfällt sogar Tridacna gigas, die größte Muschel überhaupt. Betrachtet man das ganze Tier in flachem Wasser, so fällt zunächst einmal der schwarze Körper mit den weißen Flecken auf. Mit den Sinnesorganen spürt die Schnecke ihre Beute auf, die dann mit dem mächtigen Fuß umfasst und überwältigt wird.

Die Schnecke wird von Fischern des indonesischen Raums gefangen. Das Fleisch wird verzehrt, das Gehäuse wurde früher als Schöpfgefäß in Booten (Ösfass) genutzt und wird heute an Sammler in aller Welt verkauft.

Kalifornischer schwarzer Seehase (Aplysia vaccaria)

Dabei handelt es sich um die größte Schnecke überhaupt, die 75cm lang werden kann, aber erst 1955 wissenschaftlich beschrieben wurde. Sie gehört zu den Schnecken, die ihr Gehäuse zwar soweit zurückgebildet haben, dass von außen nichts mehr zu sehen ist, die aber trotzdem im Körper noch eine Kalkschale zum Schutz des Eingeweidesacks ausbilden. Die Gattung schützt sich durch Tintenwolken, die sie aus dem Farbstoff abgeweideter Rotalgen herstellt, man spricht auch von einer Purpurtinte.

Elysia chlorotica

Die Schnecke Elysia chlorotica lebt an der nordamerikanischen Atlantikküste, nimmt Chloroplasten einer Algenart zur Energiegewinnung durch Fotosynthese auf und stellt anschließend die eigene Nahrungsaufnahme ein. Diese Schnecken … leben zunächst ganz normal von Pflanzennahrung. Dabei gelingt es Elysia, die Chloroplasten funktionsfähig aus den verzehrten Pflanzenzellen zu gewinnen und nicht nur in ihre Haut einzubauen, sondern so umzuprogrammieren, dass diese Chloroplasten nun für die Schnecke Photosyntheseprodukte herstellen. Klappt dies, baut die Schnecke ihre Verdauungsorgane ab, der Mund wächst zu und die Schnecke lebt nun funktional als Pflanze weiter.

 

Quelle:

Jordan, Reinhold (2015): Meeresschnecken - Einige Streiflichter auf eine weniger bekannte Tiergruppe. 28 S., Selbstverlag (dort weiterführende Literatur)

Wir danken Reinhold Jordan für seinen ausgezeichneten, gut recherchierten Vortrag und für die Möglichkeit Teile seiner hierfür erstellten Publikation im Mitteilungsheft abzudrucken.


 

Freitag, 30.01.2015: Vortrag:

Der Vogel des Jahres 2015 - der Habicht

 

Referentin u. Bericht: Dietlind Hußlein, Schweinfurt

 

Kein anderer Greifvogel polarisiert die Menschen stärker als der Habicht - die einen lieben ihn wegen seines unglaublichen Jagdgeschicks, die anderen verteufeln und verfolgen ihn wegen der Konkurrenz.

Sein wissenschaftlicher Name ist Accipiter gentilis. Accipiter heißt der Zugreifende, weil er seine Beute mit den Füßen bzw. Krallen tötet; gentilis kommt von edel bzw. adelig und besagt, dass er im Hochmittelalter nur von Adeligen als Beizvogel verwendet werden durfte. Kaiser Friedrich II hat ein Buch über die Beizvögel und -jagd verfasst, das bis ins 19. Jhdt  Beachtung fand und auch heute noch gelesen wird.

In der Verwandtschaft sind dem Habicht die Falken weniger nah als die Weihen, Adler, Bussarde und Milane.

Seine Kennzeichen sind die Sperberung auf der Unterseite, sein langer Stoß und seine runden Flügel. Sehr ähnlich ist sein kleinerer Bruder der Sperber. 

Wir haben beim Habicht wie auch beim Sperber einen starken Geschlechtsdimorphismus.

Das Habichtsmännchen ist im Mittel 50 cm groß und 700 g schwer, das Weibchen 60 cm groß und 1250 g schwer; das Sperbermännchen 32 cm groß und 136 g schwer, das Weibchen 39cm groß und 260 g schwer. Beim Sperber ist also der Geschlechtsdimorphismus noch stärker ausgeprägt als beim Habicht. Sperberweibchen und Habichtsmännchen kommen sich in der Größe schon sehr zum Verwechseln nahe. Der Sperber hat aber einen längeren Stoß und sehr dünne Beine während die beim Habicht viel kräftiger sind.

 

 

Lebensraum und Verbreitung

Der Habicht braucht Altholzbestände in einem großen Wald - am besten Mischwald.  Zum Ruhen und Übernachten versteckt er sich am liebsten in Nadelholzbeständen und brütet auf hohen Bäumen. Außerdem braucht er auch Offenland, in dem er seine Beute fangen kann.  So ist seine Verbreitung auf die Waldzone Nordamerikas, Europas und Asiens beschränkt.

Die Brutbiologie

Mit der Balz, die nur bei sonnigem, windstillem Wetter stattfindet, können wir Flugmanöver und "Flaggen" (Abspreizen der weißen Unterschwanzfedern)  beobachten. Mit so einer Balz sollen sich die Partner nicht nur finden, sondern auch hormonell synchronisieren. Sie sind monogam, trennen sich aber außerhalb der Brutzeit  und kommen erst in der nächsten Brutsaison wieder zusammen. Die Balzintensität hängt auch davon ab, ob das Männchen um einen neuen Partner wirbt oder ob es der vorjährige Partner ist. Nur das Weibchen brütet, verteidigt den Horst und die Jungen gegen Feinde und versorgt die Jungen, indem sie die vom Männchen gelieferte Beute an die Jungen verteilt. Zum Rupfen und Zerkleinern der Beute braucht das Weibchen seinen Hakenschnabel. Wir haben also eine Arbeitsteilung vor uns: das Weibchen macht das Brutgeschäft und das Männchen muss  für das Weibchen und die Jungen die Beute fangen.

Die 3-4-Eier werden vom Weibchen in mehr als 40 Tagen bebrütet und dann die Nestlinge noch mal 40 Tage gefüttert und gehudert, bevor die Jungen das Nest verlassen. Die Junghabichte sehen den Alttieren noch wenig ähnlich, denn sie haben an der Unterseite eher eine tropfenförmige Längsstreifung, keine dunkle Kopfkappe und keine Hell-Dunkel-Abgrenzung an der Kopfseite.

Nach etlichen Wochen werden die Jungen dann vertrieben und müssen sich ein eigenes Revier suchen.

Der Beutefang

Der Habicht benutzt die Kombination aus Ansitz- und  Überraschungsjäger. Mit seinen ausgezeichneten Augen schaut er aus einem versteckten Ansitz seine Umgebung nach geeigneten Opfern ab. Entdeckt er eines, kann er mit seinem langen Stoß und seinen runden Flügeln unglaublich wendig durch Büsche und Baumstämme hindurch den Vogel überraschen und mit einem rasanten Kurzstreckenflug verfolgen. Allerdings muss er in dieser kurzen Verfolgungsjagd das Beutetier auch erwischen sonst war die Aktion umsonst. Der Habicht ist ein Nahrungsopportunist. Er nimmt, was er bekommt - nicht notwendigerweise kranke oder schwache Tiere. Wenn die beste Brieftaube einem Pulk Brieftauben voraus fliegt, kann er diese gut erwischen. - nicht zur Freude des Brieftaubenzüchters. Je kleiner und leichter ein Vogel ist desto wendiger ist er. So ist das kleine Sperbermännchen der wendigste Greif unserer Heimat.

Der Habicht hat feste Kröpfplätze, an denen er seine Beute im Schutz des Waldes verzehrt.

Weil der Habicht so heimlich ist, erkennt der Jäger an diesen Kröpfplätzen, dass ein Habicht in seinem Revier ist. Das Niederwild sieht der Jäger durch den Habicht in Gefahr - schließlich will der Jäger Fasan, Feldhasen und Rebhühner schießen. Aus diesem Grund hat man eine Studie angefertigt, die in verschiedenen europäischen Staaten durchgeführt wurde: Niederlande, Polen, Großbritannien (Wales), Deutschland (Berlin und S-Bayern). Es wurden die 12-häufigsten Beutetiere festgestellt. Dabei fällt auf, dass dabei kein Fasan, kein Feldhase und auch kein Rebhuhn waren. Der Fasan wird ausgewildert, gehört also nicht in unsere Landschaft und ist auch nicht an unsere Landschaft und unser Klima angepasst. 

Ein Jäger fragte uns im März 2014 als wir gerade vom Kartieren zurückkamen, ob wir einen Fasan gesehen hätten. Als wir verneinten, meinte er, er hat im November 2013 70 Fasane ausgesetzt und jetzt einige Monate später ist keiner mehr zu finden. Das muss keineswegs der Habicht gewesen sein, der Fuchs ist auch schlau.

Der Habichtbestand hängt von seinem Verfolgungsgrad ab. Der Habicht ist in unseren Breiten der am meisten verfolgte Greifvogel - schon seit Menschengedenken. Kriegszeiten waren für den Habicht immer eine „Erholung“. Nach dem 2. Weltkrieg nahm der Habichtbestand wieder stark ab. Die Ursachen waren wohl die Jagd, aber auch Umweltgifte wie DDT und Lindan. Diese Gifte reicherten sich in der Nahrungskette an, weil Vögel vergiftete Insekten gefressen haben. Diese wurden dann vom Habicht erbeutet. Die Ei-Schalen der Greife wurden so dünn, dass sie beim Sich-Daraufsetzten zerbrachen. Die Gifte wurden verboten und zusätzlich wurde der Habicht unter Schutz gestellt. Der Habichtbestand nahm daraufhin zu und gleichzeitig nahmen aber auch Feldhase und Rebhuhn stark ab. Also hatten die  äger recht? Der Habicht ist schuld.

Nun wenn man die Landschaft heute anschaut, so sieht man leicht, warum es nur noch sehr wenig Feldhasen und wenig Rebhühner gibt. Die Landschaftsstruktur hat sich geändert – es gibt keine Hecken mehr. Die Felder werden säuberlich geerntet und danach gleich umgepflügt und auch die Waldränder sind noch beseitigt. Für die Feldhasen und Rebhühner gibt es weder Nahrung noch Deckung. Aber trotzdem schießen Jäger Feldhasen und Rebhühner und einzelne Jäger schießen, fangen oder vergiften den Habicht und auch andere Greife illegal. Sie versuchen immer wieder einen Grund zu finden, um eine Genehmigung für die Vernichtung des Habichts zu erlangen.

Auch die weitere Vergiftung und Zerstörung der Landschaft durch die Landwirtschaft macht die Beutetiere des Habichts immer seltener. Die Feldvögel - die Nahrung des Habichts - haben in den letzten 20 Jahren um die Hälfte abgenommen.

Trotz des Schutzstatuses nimmt der Habicht seit 1980 nicht mehr zu, in manchen Teilen Deutschlands auch ab.

Aber anderseits ist es erstaunlich, dass der Habichtsbestand trotz weiterhin illegaler Verfolgung im Mittel zwar Schwankungen unterliegt, aber dennoch sich in etwa einen Gleichstand hält.

Die Habichte haben wie auch andere Vögel einen Ausweg gefunden - die Besiedlung der Stadt. Schon in vielen Städten ist der Habicht eingezogen. Berlin ist wohl am besten untersucht. In Berlin sind zurzeit 100 Brutpaare und weitere 100 Nichtbrüter festgestellt. Jetzt kann man sagen Berlin ist groß: fast 900 qkm, 1/4 davon ist Wald, 1/10 Seen, dann kommen für den Habicht noch Parks und Friedhöfe in Betracht. Sagen wir 300 qkm stehen dem Habicht in Berlin zur Verfügung. Das heißt alle 200 bis 300 m ist in geeigneten Bereichen ein Habicht-Brutpaar. In der Natur - natürlich abhängig vom Habitat und Nahrungsangebot - hat ein Habichtrevier ca. 30 qkm.

Aber in der Stadt darf er nicht geschossen werden und er hat ein ausgezeichnetes Beuteangebot.

Für mich ist das irgendwie schade. Eigentlich sollten wir uns darum bemühen, sowohl die Jäger, Brieftaubenzüchter und auch die Falkner (die aus einem Horst in freier Natur noch immer Junge für ihre Zwecke entnehmen) davon zu überzeugen, dass der Habicht ein Mitgeschöpf ist und das gleiche Recht auf dieser Erde hat wie wir. Außerdem sollten wir eine Landschaft erhalten, die es dem Habicht ermöglicht, als Wildtier über großen Wäldern seine Kreise zu ziehen. 

Wir danken Frau Husslein vielmals für ihren interessanten und engagiert vorgetragenen Vortrag, der uns nicht nur den Habicht als Vogel zeigte,  sondern auch auf das für den Habicht schwierige Spannungsfeld Mensch – Natur hinwies. Weiterer großer Dank für den ausführlichen Bericht.

 

Freitag, 06.03.2015

Powerpoint-Vortrag, Der Feldahorn, Baum des Jahres 2015

Referent, Bericht und Bilder: Förster Bernd Müller, Schweinfurt

Mit dem Feldahorn wurde 2015 ein eher seltener und kleinerer Baum zum Baum des Jahres gewählt, der aber aufgrund seiner Standortsansprüche durchaus zu den Gewinnern des Klimawandels zählen könnte.

1.         Gestalt

Im Gegensatz zu Eichen, Kiefern, Lärchen, … hat der Feldahorn keine typische Gestalt. In der Regel kommt er an Waldrändern oder im Unter- und Zwischenstand von lichteren Wäldern vor und wird 10m bis 20m hoch. Wenn er auf besseren Standorten gefördert wird, kann er auch Höhen bis zu 30 m erreichen. Die meisten Exemplare erreichen deshalb auch nur einen Durchmesser von etwa 30 cm. Solitäre können aber durchaus wesentlich stärker, über 1 m, werden. Häufig sind die Bäume spannrückig.

2.         Blatt

Die gegenständigen Blätter werden 5 cm bis 10 cm groß und sind i.d.R. fünflappig gebuchtet. Beim Austrieb sind sie oft rötlich, die Herbstfärbung ist dagegen intensiv gelb. Die Blattstiele führen einen weißen Milchsaft, allerdings weniger als beim Spitzahorn. Die Adern sind behaart und der Blattrand bewimpert. Die Knospen sind braun und an der Spitze weißlich behaart.

3.         Borke

Die Farbe der Borke ist beige bis braun. Die Struktur ähnelt der der Birne. Die Rinde insbesondere der jungen Bäume ist relativ weich (korkartig) und kann mit dem Daumennagel leicht eingedrückt werden. Manche, nicht alle!,  Exemplare bilden an den Zweigen Korkleisten aus.

4.         Blüte

Die Blütenbildung beginnt ab einem Alter von 25 Jahren. Der Feldahorn ist einhäusig (1% bis 2% der Bäume sind zweihäusig). Die Blütenanlage ist zwar zwittrig, allerdings bleibt in der weiteren Entwicklung die Ausbildung eines Geschlechts zurück. Scheinbar zwittrige Blüten sind funktionell weiblich. Die Bestäubung erfolgt im Wesentlichen durch Insekten, nur im geringen Umfang durch den Wind. Da der Nektar sehr oberflächlich angeboten wird ist seitens der Bestäuber keine Spezialisierung notwendig. Die Selbstbestäubung wird durch unterschiedliche Blühzeitpunkte der männlichen und weiblichen Blüten vermieden.

5.         Frucht

Die Frucht ist eine Spaltfrucht, die aus 2 Fruchtblättern hervorging und am Ende in 2 Flügelnüsschen zerfällt. Die Früchte verbleiben oft lange am Baum und werden durch den Wind im Schnitt 30m bis 120 m verbreitet. Ein Kilogramm Saatgut enthält etwa 5500 Samen. Wie alle Ahornarten hat auch der Feldahorn ein hohes Vermehrungspotential.

6.         Stellung in der Systematik

Die Ahorne gehören zu Ordnung der Seifenbaumartigen, zur Familie der Seifenbaumgewächse und zur Unterfamilie der Rosskastaniengewächse. Weltweit gibt es 124 Ahornarten, die hauptsächlich in den gemäßigten Breiten der nördlichen Hemisphäre beheimatet sind. 80% der Ahornarten kommen in Ostasien vor. Bei uns wachsen noch der Bergahorn (Baum des Jahres 2009), der Spitzahorn (Baum des Jahres 1995) und in äußerst wärmebegünstigten Gegenden auch der Französische- oder Burgenahorn.

7.         Evolution

Die Besiedlung des Landes fand schwerpunktmäßig im Karbon statt. Der Höhepunkt der Verbreitung der Nacktsamer war im Jura. Die Bedecktsamer, zu denen auch die Ahorne gehören, haben sich schwerpunktmäßig im Tertiär entwickelt.

 

8.         Standortansprüche

Der Feldahorn hat eine relativ breite ökologische Amplitude; das könnte ihn im Klimawandel begünstigen. Er bevorzugt warm-trockene, sowie nährstoff- und kalkreiche Standorte und wächst auch vereinzelt (eher am Rand) der Hartholzaue. Er ist mittel spätfrost- aber stark winterfrostempfindlich. Salzempfindlich ist er ebenfalls.

 9.        Waldgesellschaften

Im Bereich der „mittleren“ Standorte, dem „Reich“ der Buche tut sich der Feldahorn aufgrund seines höheren Lichtbedarfs schwer. Er ist natürlicherweise eher mit der Eiche vergesellschaftet und in lichteren Wäldern zuhause.

10.       Natürliche Verbreitung

Der  Feldahorn hat einen mittel- bis südeuropäischen Verbreitungsschwerpunkt.

Im Süden geht er bis an das nördlichste Algerien, Sizilien, Griechenland und die nördliche Türkei bis an den Südrand des Kaspischen Meeres. Über den Kaukasus und die Krim reicht das Areal im Nordosten bis fast an die Wolga. Im Norden wird entlang der Weichsel die Ostsee erreicht. Dänemark und England (nicht aber Irland) werden im Norden noch besiedelt. Im Westen bilden Frankreich und die Pyrenäen die Verbreitungsgrenze.

11.       Gefährdungen

Hauptsächlich ernähren sich Gallmilben, Schmetterlingsraupen, Wild und Mäuse von ihm. Aufgrund der dicken und keimhemmenden Cuticula ist er nur wenig anfällig für Pilzkrankheiten (am ehesten für Mehltau) und für abiotische Blattschäden.

12.       Waldbau

Meistens ist er an den Waldrändern oder als „dienender“ Bestand zu finden. Vereinzelt wird er auch in die Hauptschicht geführt. Hierzu wird er bis zum Erreichen einer astfreien Schaftlänge von 6m bis 8m im Dichtschluss gehalten. Danach erfolgt der kontinuierliche Kronenausbau bis zu einem Zieldurchmesser von etwa 60 cm. Die Verjüngung erfolgt, wenn immer möglich, über langfristige und kleinflächige Naturverjüngung.

13.       Holz

Das Holz ist hart und mittelschwer. Oft ist es leicht rötlich gefärbt und schön gemasert. Im Gegensatz zum Bergahorn hat das Holz schmale Markstrahlen und häufiger Markflecken. Es wird für Furniere, Drechsel- und Schnitzarbeiten und Küchengeräte verwendet.

14.       Sonstige Nutzungen

In der Ingenieurbiologie (Hangbefestigungen, Windschutz-, Wehrhecken) findet (fand) der Feldahorn häufig Verwendung.

Früher (Name Massholder, Mass = Mast = Futter) wurden die Blätter oft von den Bäumen geschneitelt und an das Vieh verfüttert.

Selbst unsere Vorfahren haben die Blätter als Sauerkrautersatz verwendet.

Heute gibt es zahlreiche gärtnerische Selektionen, die im Garten- und Landschaftsbau häufig verwendet werden.

Wir danken Herrn Bernd Müller vielmals für seinen interessanten, Vortrag, für den gut strukturierten Bericht sowie für die eigens hierfür angefertigten Bilder.


 

Samstag 07.03 2015

Führung durch die historische Vogelsammlung im Naturkundlichen Museum in der Harmonie, Stadt Schweinfurt

Referent: Bernhard Dippert

Die Vogelsammlung wurde von den Brüdern Schuler (Mitglieder des historischen Naturwissenschaftlichen Vereins) zusammen getragen und 1892 der Stadt gestiftet. Die Sammlung umfasst 300 Vögel, vorwiegend Vertreter des europäischen Kontinents. Sie sind in Diorama-Vitrinen ausgestellt. Die Vitrinengestaltung versucht die Lebensräume der Vögel darzustellen. Ergänzt durch Photos, Zeichnungen und informative Texte werden so die Grundlagen der Ornithologie vermittelt.

Wie die große Anzahl der Vögel zeigt, kann im Zuge einer knapp 2-stündigen Führung nur auf einzelne Vogelgruppen eingegangen werden. Diesen Weg ging auch unser Referent, der Vogelkundler Bernd Dippert. Er erklärte uns einzelne Vogelgruppen an Hand ihrer Präparate und stellte Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede in Aussehen und Lebensweise / Verhalten dar.

Zu den erläuterten Vogelgruppen zählten beispielsweise die Krähen und Raben, die Tauben, aber auch die Verwandten des Sperlings bzw. Vögel, die diesem stark ähneln sowie Raubvögel.

Auch wenn im Zuge dieser Veranstaltung nur ein kleiner Bruchteil der ausgestellten Vögel „vorgestellt“ werden konnte, war die Veranstaltung sehr informativ. Sie zeigte uns, dass sich der Weg in die Vogelsammlung lohnt(e)!

Unser Dank gilt dem Referenten, Herrn Bernd Dippert, für seine kompetente Führung und Elisabeth und Otmar Winkler für die Organisation.

Freitag, 20.03.2015

Der ostafrikanische Grabenbruch: Geologie und Ichthyologie

Referent und Bericht: Diplomgeologe Harald Rosentritt,  Zirndorf

(Nicht nur) eine aquaristische Reise an den Tanganjikasee

Geologie - Cichliden - Schimpansen

Spricht man vom ostafrikanischen Grabenbruchsystem, denkt man primär an die Regionen rund um die großen ostafrikanischen Seen (u.a. Victoria-, Tanganjika- und Malawisee). Tatsächlich handelt es sich um eine viele größere Störungszone, die sich über mehrere Tausend Kilometer vom Jordantal über das Rote Meer bis zur Mündung des Sambesi in Mosambik erstreckt.

Nördlich des Malawisees gabelt sich die Bruchzone in einen westlichen und östlichen Ast und verleiht ihr ein y-förmiges Aussehen. Zwischen den beiden Ästen liegt der Victoriasee, der damit kein Gewässer der eigentlichen Störungszone darstellt.

Das Grabenbruchsystem ist wohl tertiären Ursprungs und bis heute tektonisch und vulkanisch aktiv, wobei sich der östliche Ast durch mehr Vulkanismus, der westliche durch stärkere Tektonik auszeichnet.

Das Alter des Tanganjikasees wird mit etwa 12 Mio. Jahren ins Miozän datiert. Aktuelle Untersuchungen lassen jedoch vermuten, dass der See nur etwa 5 Mio. Jahre alt ist. Auf neue  Veröffentlichungen hierzu darf man gespannt sein. Mit 650 km Länge, 70 km Breite und einer Tiefe von knapp 1500 m, ist der Tanganjikasee nach dem Baikalsee der zweittiefste See der Erde  (zum Vergleich: Malawisee 570 km / 60 km / 700m bzw. Edwardsee 77 km / 40 km / 110 m). Es gibt 4 Anrainerstaaten mit Burundi im Nordosten, Tansania entlang nahezu der gesamten Ostküste, Sambia im Süden und Südwesten und die Demokratische Republik (DR) Kongo im Westen und Norden. Ursprünglich gab es im Bereich der heutigen Ausdehnung 3 Seen, so dass es eine Küstenlinie z.B. zwischen dem heutigen Tansania und der DR Kongo gegeben hat. Dies erklärt auch, warum auf beiden Seiten des Sees Buntbarsche der gleichen Art vorkommen, die niemals das Freiwasser hätten überqueren können, sondern sich nur entlang von Küstenlinien verbreitet haben können.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bild 1:  Schematische Darstellung des ostafrikanischen Grabenbruchs:

(Sémhur/NordNordWest, Wikimedia Commons, lizenziert unter cc-by-sa/2.5; URL: http://creativecommens.org/licenses/by-sa/2.5/deed/en)

 

Der Tanganjikasse wird flankiert von bis zu 2000 m hohen Gebirgsrücken, deren höchste Erhebungen im Norden zu finden sind und dort auch den nächstgelegenen See, den Kivusee, einschließen. Im Gebirgszug an dessen Westseite, gibt es auch aktiven Vulkanismus, der um den Tanganjikasee kaum vorhanden ist. Der eigentliche Seegraben ist natürlich viel tiefer als der See selbst, man geht von über 7000 m aus, wurde aber natürlich im Laufe der Erdgeschichte bereits zu einem großen Teil wieder zusedimentiert. Der See hat mit dem Lukuga (bei Kalemie/DR Kongo) nur einen einzigen Abfluss, der zum Flusssystem des Kongo entwässert. Jahreszeitlich kann der Wasserspiegel des Sees erheblich schwanken, die Gesamtwassermenge bleibt jedoch über das gesamte Jahr betrachtet ziemlich konstant. Da über den Lukuga nur etwa 10% der über die anderen Flüsse zugeführten Wassermenge abfließen, lässt sich also schließen, das die übrigen 90% verdunsten, ansonsten müsste der Wasserspiegel des Sees ständig steigen.

Bild 2: Bulu Point: An den Felsen lassen sich gut die unterschiedlichen Wasserstände erkennen. Aufnahme von Bulu Point an der zentralen Ostküste des Tanganjikasees.

Etwas anders verhält es sich mit der Wassertiefe. Durch den relativ geringen Abfluss lagern sich die über die Zuflüsse eingetragenen Sedimente überwiegend im See ab und führen dazu, dass die Wassertiefe ständig abnimmt.

Will man die ostafrikanischen Grabenbruchseen bereisen, ist eine gute Reiseplanung nötig, da vor Ort jede Änderung aufgrund der mangelnden Infrastruktur und Flexibilität zu enormen Zeitverlusten führt. Speziell für die Reise an den Tanganjikasee ist aus Europa zunächst Dar es Salaam, eine Großstadt an der Küste des Indischen Ozeans im Osten Tansanias gelegen, das erste Ziel (Hauptstadt Tansanias ist übrigens Dodoma). Gleich mit welcher Fluglinie und über welchen Zwischenstopp, dort findet normalerweise die Einreise statt. Ein Visum ist erforderlich, kann aber "on Arrival" beantragt werden. Während des Ausfüllens des Antrags, dem Bezahlen des Visums und der Ausfertigung, bleibt bereits genug Zeit, sich mit dem Arbeitstempo der dortigen Behörden vertraut zu machen. Immerhin verfügt der Flughafen bereits über Augen- und Fingerabdruck-Scanner, die bei Ein- und Ausreise zum Einsatz kommen!

Auf tansanischer Seite am See ist wohl aktuell nur Kigoma an der Nordostküste mit einem Inlandsflug zu erreichen. Alternativ gibt es Überlandbusse, in denen neben Passagieren aber auch alle Handelswaren und lebende Tiere transportiert werden, die im Normalfall überbelegt und mehrere Tage unterwegs sind. Am See haben sich Taxis bewährt, bei denen es sich in der Regel um ganz normale PKW's handelt und die auf den unbefestigten Straßen außerhalb der Städte teilweise an ihre Grenzen stoßen. Für kleinere Ausflüge sind Motorräder, meist 125 ccm-Maschinen, eine günstige Fortbewegungsart und mit Fahrer für wenig Geld zu mieten.

Unsere Reise, die aquaristisch-ichthyologisch geprägt war, führte uns zunächst noch für einen Tag nach Bujumbura, der Hauptstadt Burundis, die wir mit einem Flug über Nairobi/Kenia erreicht haben. Burundi war, anders als Tansania, das frühere Deutsch-Ostafrika, genau wie sein Nachbarland Kongo, unter belgischer Besatzung. In Bujumbura hat sich in den 70er Jahren ein belgischer Exporteur, Pierre Brichard, niedergelassen, der als einer der ersten, nahezu den gesamten Tanganjikasee systematisch im Hinblick auf die Ichthyofauna untersuchte. Seine Tochter Mireille Schreyen führt diese Exportstation, auf der auch Buntbarsche gezüchtet werden, bis zum heutigen Tage. Frau Schreyen war nach einem kurzen Telefonat bereit uns einen Einblick in die Fang-, Hälterungs- und Zuchtstation zu geben, was uns einen ersten Eindruck über die Artenvielfalt des Sees verschaffte.

Buntbarsche (Cichlidae) unterscheiden sich von den sogenannten Echten Barschen (Percidae), zu denen auch unsere heimischen Vertreter Flussbarsch und Zander gehören, in erster Linie dadurch, dass sie nur ein Paar Nasenlöcher besitzen. Weitere Unterscheidungen, auf die hier jedoch nicht näher eingegangen wird, finden sich im Skelett der Fische und betreffen z.B. die Schlundbezahnung.

Im Tanganjikasee sind über 220 Buntbarsch-Arten beschrieben, von denen 98% endemisch sind, also nur in diesem See vorkommen (zum Vergleich: Malawisee ca. 700 Arten). Zu ihnen gehört der weltweit größte bekannte Vertreter dieser Familie, Boulengerochromis microlepis, der bis zu 70 cm Länge erreicht und ein geschätzter Speisefisch ist. Aber auch die zu den kleinsten Arten zählenden "Schneckencichliden", Buntbarsche, die leere Schneckenhäuser als Unterschlupf, zur Eiablage und zum Aufziehen der Brut nutzen, und die nur zwischen 3,5 und 5 cm Größe erreichen.

Das Fortpflanzungs- und Verhaltensrepertoire ist enorm und macht vor allem die kleineren Vertreter zu beliebten Aquarienfischen. Einer der ersten Cichliden, der in den 70er Jahren in die Zoohandlungen gelangte, war die "Prinzessin von Burundi" (Neolamprologus brichardi), die vom o.g. Pierre Brichard zuerst in Burundi gefangen wurde, aber seeweite Verbreitung hat. Wegen der Wasserwerte im See (pH ca. 8,2 und Karbonathärte > 10 °KH) sind es ideale Fische für Aquarianer, bei denen "hartes" Wasser aus der Leitung kommt. Neben wenigen Offenbrütern mit Gelegen in Mulden bzw. Sandkratern, Substratbrütern, die Spalten und Höhlen im Gestein oder Totholz für die Eiablage und das Aufziehen der Brut nutzen, hat sich die Maulbrutpflege verbreitet. Hierbei nimmt in aller Regel das Weibchen die Eier ins Maul und entlässt die Jungfische erstmals nach dem sogenannten "Freischwimmen", also nachdem der Dottersack nach dem Schlüpfen aufgebraucht ist. Die Jungfische werden noch einige Tage lang bei Gefahr immer wieder ins Maul genommen. Es gibt auch sogenannte biparentale Maulbrüter, bei denen Eier und/oder Jungfische von beiden Elterntieren im Wechsel versorgt und betreut werden.

Cichliden und andere Fischfamilien beobachtet man natürlich am besten im Wasser, weshalb mindestens eine Tauchmaske mit Schnorchel erfroderlich ist. Dabei erschließen sich dem Betrachter natürlich nur die sandigen Flachwasserbereiche, oder die obersten Meter einer Felszone. Will man Tiere beobachten, die permanent nur unterhalb von 5 Metern Wassertiefe leben (Fische besiedeln die Zonen bis etwa 120 m Tiefe), geht das ohne Tauchausrüstung nicht. Aber auch beim Schnorcheln sind zig verschiedene Arten zu sehen, die im Aufwuchs von Felsen nach Nahrung suchen, im Sand Laichgruben ausheben, oder in großen Ansammlungen durchs freie Wasser ziehen. Ein Aquarium in dem man schwimmen kann! Mit modernen Kamera- und Videosystemen, die bereits für kleines Geld zu bekommen sind, lassen sich viele der Eindrücke festhalten und manche Szene einer Videosequenz taucht auf, die man vor Ort gar nicht bemerkt hat, z.B. Fische, die nur kurz durchs Bild schwimmen, während man eigentlich ein anderes Objekt beobachtet hat.

Der Besuch in einem ostafrikanischen Land bietet natürlich auch die Gelegenheit, größere Säugetiere zu beobachten. Neben Warzenschweinen und Pavianen die durch unsere Camps streiften und Zebras die den See als Tränke benutzten, sind uns vor allem die Schimpansen in Erinnerung geblieben. Im Bereich unserer Reiseroute von Bujumbura in Burundi bis zu den Mahale-Mountains auf einer Halbinsel etwa auf halber Höhe an der Ostseite des Sees gelegen, liegen zwei Nationalparks, in denen freilebende Schimpnasen zu beobachten sind. Der Gombe-Stream Nationalpark liegt an der Grenze zwischen Burundi und Tansania und der zweite, den wir besuchten, liegt auf der gleichnamigen Mahale-Halbinsel. Die berühmte Primatenforscherin Jane Goodall hat in beiden Parks ihre Forschungen betrieben und einzigartige Beobachtungen zum Verhalten unserer nächsten Verwandten (98% identische DNS) gemacht.

Nationalparks darf man auch in Tansania nicht so ohne weiteres betreten, d.h. man muss sich vorher am Rangerbüro anmelden und – wie üblich – erst eine Genehmigung kaufen. Die Höhe des Preises richtet sich nach der Verweildauer und den Vorhaben im Park, denn natürlich sind Touren zu den Schimpansen nicht auf eigen Faust möglich, sondern müssen zusammen mit einem Tourführer gebucht werden. Mit etwas Glück, trifft man bereits nach 1 bis 2 Stunden Fußmarsch durch steiles Gelände auf eine Gruppe Schimpansen. Hinweise darauf geben neben den km-weit zu vernehmenden Schreien u.a. die Schlafnester, die nur einmal benutzt werden, bzw. auch die "Frische" der Exkremente. In den Mahale Mountains werden die Tiere üblicherweise von einem japanischen Wissenschaftler und einem tansanischen Ranger begleitet. Man darf sich den Tieren auf etwa 10 m nähern, das wissen aber die Schimpansen nicht und so sind Begegnungen auf Armlänge durchaus möglich. Die Tiere zeigen keinerlei Scheu, behalten aber ihr komplettes Verhaltensrepertoire bei, so dass man Familienstreitigkeiten ebenso hautnah erlebt, wie das unbekümmerte Spielen des Nachwuchses unter verzückten, lautstarken Schreien. Schimpansen ziehen in sogenannten "Fission Fusions" durch die Wälder, das sind Großgruppen, die aus einzelnen Gruppen/Familien, Paaren oder auch Einzelgängern bestehen. Es gibt also auch bei unseren Verwandten Individuen, die "am Rande der Gesellschaft" leben, was wir eindrucksvoll erleben durften. Die Eindrücke, die diese Begegnungen hinterlassen haben, sind unvergesslich und jedem Reisenden in diese Region ist nur zu raten, es auf jeden Fall einzuplanen!

Literatur

Brichard, P. (1992): Das große Buch der Tanganjika Cichliden. T.F.H. Publications, Neptune City, 543 S.

Fitor, A. M. (2008): Tanganyika - Africa's Inland Sea. Gráficas Alhambra, Granada, 190 S.

Konings, A. & H. W. Dieckhoff (1992): Geheimnisse des Tanganjikasees. Cichlid Press, El Paso, 207 S.

 

Bild 3: Cyphotilapia gibberosa, der Tanganjika-Beulenkopf, ist ein Buntbarsch, der in größerer Wassertiefe lebt. (Foto: Dr. Heinz Büscher)

Bild 4: Tropheus duboisi, hier die Variante aus der Umgebung von Kigoma, ein typischer Vertreter der maulbrütenden Cichliden. (Foto: Dr. Wolfgang Staeck)

 

Wir danken unserem Mitglied Harald Rosentritt für seinen reich bebilderten interessanten Vortrag, für die vielen Eindrücke unter und über Wasser, zur Fauna und zur Geologie und für den schönen Bericht!


 

Freitag, 17.04.2015

Vortrag: heimische Naturwerksteine im Schweinfurter Stadtbild -- Verfügbarkeit und Gesteinsmoden im Wandel der Zeit

Referent und Bericht: Diplomgeologe Dr. Georg Büttner Hof/ Schweinfurt

(Der Bericht im Folgenden ist bewusst kurz gehalten, da für 2017 eine Veröffentlichung als Jahrbuchartikel geplant ist.)

Wie die nun über mehrere Jahre vorgenommenen Kartierungen unseres Arbeitskreises zeigen, ist das Schweinfurter Stadtbild innerhalb gewisser Zeitepochen von bestimmten Naturwerksteinen geprägt.

Ausschlaggebend waren dabei im Mittelalter die Verfügbarkeit, Transportwege und Transportmöglichkeiten und Verwendungszweck. Es wurden daher überwiegend Gesteine aus dem Nahbereich von Schweinfurt verbaut. Beispiele hierfür sind der Obere Muschelkalk in Normalfazies (Stadtmauer), der z.B. im Höllental und im Umfeld von Sennfeld und Gochsheim ansteht, oder dünnplattige Unterkeuper-Sandsteine, die sich in einigen älteren Gebäuden als „Füllmauerwerk“ wiederfinden.

Diese Gesteine sind jedoch nicht zur Erstellung von Tor- und Fensterbögen sowie als Grabplatten geeignet. Daher unterhielt die Freie Reichsstadt Schweinfurt schon sehr früh Handelsbeziehungen in den Raum Egenhausen/Schleerieth, wo der dickbankige Werksandstein des Unteren Keupers in zahlreichen Brüchen abgebaut wurde.

Ab dem Eisenbahnbau Mitte des 19. Jahrhunderts ergab sich die Möglichkeit schwere Gesteinsquader aus entfernteren Gebieten in größerem Maße zu verbauen. Daher kamen v.a. ab der Jahrhundertwende 19./20. Jahrhundert Gesteine zum Einsatz, die etwa aus einem Radius von knapp 50 km um Schweinfurt stammen. Dies sind v.a. der (dickbankige) Schilfsandstein des Mittleren Keupers (Region Sand a. Main, Zeil, Eschenau, Königsberg), der Quaderkalk des Oberen Muschelkalks (Region Würzburg/Ochsenfurt und der Rhätsandstein des Oberen Keupers (Region Ebern).

Nur stark untergeordnet finden wir heute in Schweinfurt Gebäude, die mit Buntsandstein errichtet sind, wie das so genannte „Rote Haus“ am ehemaligen Mühltor (ehemaliges Reichsbankgebäude). Diese Gesteine kamen entweder aus dem Raum Bad Kissingen – Saaletal oder aus dem Spessart.

Ebenfalls nur selten sind magmatische Gesteine (Granit und Diorit) anzutreffen. Hierzu zählen z.B. die Treppenaufgänge am Gerichtsgebäude oder das Rückertdenkmal. Im Sockelbereich kommt dagegen eher Kalkstein zum Einsatz. Dies ist darin begründet, dass der kostengünstigere Quaderkalk im klimatisch günstigen Mainfranken über viele Jahrzehnte frostbeständig ist.

Gesteine aus der Zeit vor dieser Epoche treten an repräsentativen Gebäuden stark zurück. Es kommt jedoch auch weiterhin der Einsatz von Werksandstein (kuW) Quadern zum Einsatz (z.B. Giegler-Pascha-Villa).

Nach den intensiven Kriegszerstörungen des 2. Weltkriegs wurden v.a. im Zuge des Wiederaufbaus und des Neubaus (repräsentiver) Profangebäude zahlreiche Fassaden wiederum mit Naturwerksteinen verkleidet. In vielen Fällen kam dabei gesägter Quaderkalk (Platten) zum Einsatz (z.B. Technisches Rathaus, Flessabank-Gebäude, ehemaliges Finanzamt oder Iduna-Hochhaus). Darüber hinaus wurde Quaderkalk für zahlreiche Kunstwerke genutzt (z.B. Kriegerdenkmal im alten Friedhof, Pferdebrunnen am Theater, Brunnen-Rathaus-Innenhof.

Besonders hervorzuheben  sind die West-Fassade des Neuen Rathauses (mosaikartiger Treppenaufgang mit gelbgrünen u. violetten Sandsteinen) und der moderne Treppenaufgang vom Rathaus-Innenhof zum Rathaus-Saal. Beide Male kam feinkörniger Sandstein (entweder Werksandstein oder Schilfsandstein) zum Einsatz. Diese Gesteine stellen so den direkten Zusammenhang zur historischen Bausubstanz her.

Darüber hinaus wurden zum Wiederaufbau zerstörter Fassaden historischer Gebäude Muschelkalkquadersteine der Normalfazies (z.B. Städt. Sparkasse) und Ziegelsteine (z.B. Südfassade des Zeughauses – inzw. verputzt) verwendet.

In den 70-jahren entstanden dann Geschäftsgebäude mit beige-gelben Travertin-Fassaden (z.B. mehrere Geschäfte in Kesslergasse u. Spitalstraße oder Hotel Central), zunehmend erhielten auch Gesteine aus Skandinavien, Indien und zuletzt aus China Einzug.

In jüngerer Zeit treten Naturwerkstein-Fassaden stärker in den Hintergrund. Besonders (positiv) hervorzuheben ist die Travertin-Fassade des Museums Georg Schäfer.

Literatur- und Quellenangabe:

Büttner, G. (2014 u. 2015): Heimische Naturwerksteine im Schweinfurter Stadtbild -- Verfügbarkeit und Gesteinsmoden im Wandel der Zeit. Powerpointvortrag sowie Abstract für Fachtagung des Netzwerks „Steine in deutschen Städten“ 2014 in Hof/Saale.

Bayer. Landesamtes f. Denkmalpflege: Denkmalliste für Schweinfurt (Internetabfragen 2012, 2013 u. 2014)

Internetseite www. schweinfurtfuehrer.de


 

Samstag, 18.04.2015

Arbeitskreis Steine in der Stadt – Stadtrundgang mit Objektaufnahme

Bericht: Diplomgeologe Dr. Georg Büttner Hof/ Schweinfurt

Im Zuge dieses Arbeitskreises besuchten wir vor allem Gebäude in der westlichen Innenstadt. Unsere Route führte über die Kesslergasse zum Wichtermannplatz und von dort über die Spitalstraße zurück zum Marktplatz. Von der Kesslergasse machten wir zwei kleine „Abstecher“ jeweils nach Norden in die Lange Zehntstraße und in die Apostelgasse.

Unser Hauptaugenmerk galt (heimischen) Naturwerksteinen. Im Besonderen betrachteten wir diesmal auch Gebäude, die in Bälde restauriert oder abgebrochen werden sollen.

Nach der allgemeinen Einführung begannen wir mit dem Eckhaus Markt/Kesslergasse (Südseite). Hier ist im Erdgeschoss überwiegend massiver Quaderkalk (teils grob gebrochen, teils gesägt) verbaut. In der Fassade des Gebäudes westlich davon wechselt gesägter Quaderkalk (Platten) mit massiven Steinen. Etwas weiter westlich entdeckten wir einen frei zugänglichen Hauseingang dessen Boden mit Treuchtlinger Marmor (und Solnhofer Plattenkalk) ausgekleidet ist.

Die Mehrzahl der Fassaden in der Kesslergasse ist (leider) nicht mit Naturwerksteinen verkleidet (verputzt oder mit Metallplatten verhängt). An 2 Gebäuden sind zumindest im Erdgeschoß Travertin-Verkleidungen zu sehen

In der Langen Zehntstraße hat das Beerdigungsinstitut Michal eine schöne Fassade mit gesägtem Quaderkalk. Die beiden grünen Gebäude auf der gegenüberliegenden  Seite (Hs. Nr. 15 u. 17) stehen unter Denkmalschutz sollen im Zuge der Umgestaltung des Krönlein-Areals erhalten bleiben. Im Erdgeschoss findet sich hier noch eine ehemalige Toreinfahrt sowie Fensterlaibungen. Der Werksandstein ist jedoch stark angewittert und teilweise übermalt bzw. ausgebessert.

Am ehemaligen Krönlein-Gebäude (Eckhaus Wichtermannplatz) fielen uns die Säulen auf. Der Beton ist hier mit strukturiertem grünen Serpentinit verkleidet. Dieses Gestein, das früher in gesägter Form v.a. Juweliergeschäfte zierte, ist inzwischen bis auf eine größere Fassade in der Bauerngasse im Schweinfurter Stadtbild sehr selten geworden … und wird wohl mit dem geplanten Abbruch des Krönlein-Gebäudes auch vom Wichtermannplatz verschwinden.

Eine Besonderheit stellt die (moderne) Fassade der Bücherei Hugendubel dar. Hier ist gesägter (aber nicht geschliffener) Treuchtlinger Marmor verbaut. Insbesondere entlang der Apostelgasse finden sich zahlreiche Querschnitte von Fossilien (Ammoniten und Belemniten).

Etwas weiter nördlich steht auf der Westseite der Apostelgasse ein Gebäude (Boutique), das mit (poliertem) braunem Serpentinit verkleidet ist. Dieses Gestein ist äußerst selten für das Schweinfurter Stadtbild. (Die Fassade ist bereits mehrere Jahrzehnte alt und hat bisher die Umnutzungen des Gebäudes „überlebt“.)

Am Wichtermannplatz wurde noch die graue (moderne) Fassade der Vinothek (Hotel Ross) in Augenschein genommen. Das graue, horizontal eingekerbte Gestein lässt nicht sofort seinen Ursprung erkennen. Erst nach exaktem Hinsehen entdeckt man (weiße) Fossilreste (?Muscheln?), die auf seinen sedimentären Ursprung hinweisen. – Es handelt sich somit um einen grauen Kalkstein.

Entlang der Commerzbank (Verbindung Wichtermannplatz-Spitalstraße) diskutierten wir über die gleichförmigen, gut gerundeten Kiese im angeschliffenen Sichtbeton der Fensterbänke (Herkunft wahrscheinlich aus dem Voralpenland). – Das Gegenstück hierzu stellt der rote Sichtbeton an der Ecke Spitalstraße – Rosengasse dar. Der hohe Anteil an gut gerundetem, teils porösem Buntsandstein lässt die Herkunft aus dem Miltenberger Raum (Hochterrasse des Mains) erkennen.

Den Abschluss der Exkursion bildete das „Hussel-Gebäude“ (Geschäftshaus, 1912) im mittleren Abschnitt der Spitalstraße, dessen untere Geschosse mit Quaderkalk die oberen mit Rhätsandstein verkleidet sind. Es stellt ein (zeit-)typisches Kombinationsbeispiel für die Gesteine Quaderkalk und Rhätsandstein (jeweils als massive Blöcke) dar.  Die gleiche Kombination findet sich in Schweinfurt im Gerichtsgebäude und im ehemaligen Staatsbankgebäude (Schultesstraße). Diese Gebäude wurden zwischen 1904 und 1908 errichtet.

Der Arbeitskreis erfreut sich allgemeiner Beliebtheit. Die Gruppengröße schwankt jeweils um 10 Teilnehmer. Durch die gezielte Begehung einzelner Gassen, erhalten wir mit der Zeit ein immer detaillierteres Bild über die verwendeten Gesteine … durch die fotographische Dokumentation können wir im Laufe der Zeit auch dokumentieren, wie sich die Fassadengestaltung verändert.

Quellenangabe: Denkmalliste für Schweinfurt des Bayer. Landesamtes f. Denkmalpflege


 

Sonntag 26.04.2015

Botanische Wanderung durch die hessische Kuppenrhön

Referent: Prof. Dr. Winfried Türk, Hochschule Ostwestfalen-Lippe, Höxter

Bericht: Dietlind Hußlein, Schweinfurt

Floren- und Faunenliste: Konrad Roth, Maibach

24 Teilnehmer trafen sich bei recht frischen Temperaturen zu einer ca. 8 km langen Exkursion rund um die Wasserkuppe. Die Wasserkuppe ist mit 950 m der höchste Berg der Rhön. Das Wetter war wechselhaft und verlangte, dass wir immer wieder einmal den Schirm herausholen mussten.

Am Schluss waren noch 8 der Teilnehmer bereit, das Schwarze Moor zu besuchen, das - laut Türk - das schönste Hochmoor in Bayern ist.

Prof. Türk wollte die Zusammenhänge aufzeigen zwischen Geologie, Böden, Klima, Vegetationskunde und menschliches Einwirken im Laufe der Geschichte, d.h. Landschaftsgeschichte.

Türk stellt die Rhön als ein besonders schönes Mittelgebirge vor, das immer einen Besuch wert ist. Der Name "Rhön" soll von Reuna kommen - ein keltisches Wort. Die Kelten lebten früher in diesem Raum, wovon noch einige Oppida auf den Kuppen der Rhönberge zeugen. Die Kelten wurden um Christi Geburt von den Römern aus dem Süden und den Germanen aus dem Norden eingekreist und aufgesogen.

Reuna bedeutet eine offene, ebene, tundra-artige Landschaft. Schon seit Tausenden von Jahren gibt es auf den Kuppen der Rhön keinen Wald. Ursache waren Menschen, die vor ca. 7000 Jahren aus dem Zweistromland in dieses Gebiet eingewandert sind und die Kuppen der Berge als Weiden nutzten, während die Siedlungen in den Tälern angelegt wurden. Wenn die Beweidung fehlt, kommt Wald auf. Die Buche ist erst vor 2000 - 3000 Jahren eingewandert.

 

Die Rhön kann man einteilen:

1)     in die Kuppenrhön

Dazu gehört z.B. die Milseburg. Die Kuppenrhön liegt ca. 200m tiefer als die Hohe Rhön; der vulkanische Anteil in der Kuppenrhön ist geringer.

Zwischen den Bergen liegen die Beckenlandschaften wie z.B. das Fuldaer Becken. Sie sind durch Senkung oder weniger starke Hebung als die Umgebung entstanden.

2) in die Hohe Rhön

Die Hohe Rhön teilt sich

a) in das NSG Lange Rhön,

b) in die Wasserkuppenrhön, die v.a. aus vulkanischem Gestein besteht

Im Gegensatz zur Eifel ist rezent in der Rhön kein Vulkanausbruch zu erwarten.

Von der Wasserkuppe aus ist in der Ferne der Thüringer Wald zu sehen - das nächst hohe Mittelgebirge im Osten. Zwischen Rhön und Thüringer Wald ist eine Senke, durch die die Werra fließt, im Westen fließt die Fulda. In beiden Senken sieht man große Abraumhalden als Zeugnis vom Kalisalz-Abbau.

Vulkanismus

In der ca. 60 Millionen dauernden Tertiärzeit wurde die heutige Landschaft gestaltet. Im Tertiär schob sich die afrikanische Erdplatte auf die euroasiatische. Dabei sind die jungen Hochgebirge wie die Alpen entstanden; das riesige Tethys-Meer verschwand bis auf einen kleinen Rest - das heutige Mittelmeer.

Die Hauptaktivitätszeit des Vulkanismus war im Miozän (vor ca. 23 Mill. - ca. 5 Mill. Jahren) und reicht bis ins Quartär. Es war eine globale Erscheinung. Bei der Hebung der Alpen sind die angrenzenden Bereiche zerbrochen. So entstanden die Mittelgebirge und die dazwischen liegenden Beckenlandschaften. Diese Geschehnisse waren begleitet von Erdbeben und Vulkanismus. Die jüngsten Ausbrüche sind in der Eifel (vor 9000 Jahren). Die aktivsten Vulkane sind heute noch rund um das Mittelmeer angeordnet. Bei dem Aufeinandertreffen der Erdplatten, gelang es der Magma des Erdmantels an manchen Stellen nach oben zu dringen - auch eine globale Erscheinung. Durch jüngste Forschungen weiß man, dass der Vulkanismus in der Rhön komplizierter ist als man in der Geologie bis dahin angenommen hat. Vor 20 Mill. Jahren lag die Oberfläche der Rhön 200-300 m höher. Seither hat Abtragung stattgefunden. Was wir heute sehen, sind meistens die Reste der Schlote.

2 verschiedene Magmen sind an die Oberfläche gelangt:

a) Die Alkali-Magma beinhaltet viele Metalle mit Anteilen vom K+, Ca2+, Fe2+, Ti2+ usw.

Diese Magma hat eine dunkle Farbe und verwittert zu guten Böden

b) die saure (trachytische) Magma mit wenig Metallen, dafür mehr Quarz.

Diese Magma ist hell und verwittert zu sauren Böden.

Türk stellt z.B. den Phonolith (klingende Steine) am Pferdskopf vor. Dieser ist entstanden aus trachytischer (saurer) Magma. Der Phonolith ist erkennbar an der hellgrauen Farbe, beeinflusst beim Aufsteigen der Magma durch das umliegende Gestein.

Die Wasserkuppen-Rhön sei als Rest eines Kraters entstanden durch eine Explosion als Wasser mit der über 1200°C heißen Magma in Kontakt gekommen ist. Der Krater ist mehrere 100 m breit. In diesen Krater sei später nochmals Magma geflossen. Man nimmt heute an, dass das vor 25 Mill. Jahren im Miozän in dieser Weise stattgefunden haben könnte.

Vor dem Miozän war die Landschaft relativ eben. Im Miozän war die Vegetation im heutigen Rhöngebiet vergleichbar mit den feuchten Subtropen Floridas. Damals hätte man von der Wasserkuppe aus auf ein Meer geschaut. 300 Höhenmeter sind seither verwittert. Der Lerchenküppel ist der letzte Lavarest.

Auch die Eiszeit hinterließ ihre Spuren z.B. in Form von Blockhalden, die man neben dem Lerchenküppel findet. Wasser fror in Basaltspalten und sprengte den Basalt. Die Bruchstücke stürzten der Schwerkraft folgend in die Tiefe und wurden zusätzlich durch Fließerden weiter transportiert.

Das Klima

Die Temperaturen an der Wasserkuppe sind heute kühl: Jahresdurchschnittstemperatur: 5°C (SW 8°C); über die 10°C-Grenze  kommt die Temperatur in der Rhön nur an 110 - 120 Tagen, für das Pflanzenwachstum eine wichtige Grenze.

Jahres-Niederschläge: 1100 -1200 mm; die höchsten Niederschlagsmengen in Hessen.

Unter diesen Bedingungen sind nur bestimmte Pflanzen konkurrenzfähig.

Pflanzenwelt

Viele Jahrhunderte wurde die Rhön durch Beweidung offen gehalten. Im 19. und 20. Jhdt. wurden dann die Tiere vermehrt im Stall gehalten. Deshalb überlegte man, was man mit den offenen Flächen anfangen könnte. Aufforstung war eine Möglichkeit - aber mit welchen Bäumen war die Frage. Man suchte Bäume aus ähnlichen Klimazonen wie die der Rhön, nämlich die Alpen. Dort wächst die Grau-Erle. Sie ersetzt dort die Schwarz-Erle aus unserem Gebiet. Sie kommt mit nassen Böden zurecht und auch mit entsprechend kaltem Klima. Die Knöllchenbakterien, mit denen die Grau-Erle in Symbiose lebt, können aus Luftstickstoff (N2) Nitrat (NO31- ) herstellen. Man bedachte nicht, dass die Grau-Erlen dadurch eine Eutrophierung verursachen. Dadurch werden stickstoffliebende Pflanzen in der Umgebung gefördert wie z.B. die Brennnessel. Auch die damals aus N-Amerika eingeführte Prairie-Pflanze - die Lupine (Lupinus polyphyllus) - wurde angepflanzt. Heute ist dieser Neophyt eine Problempflanze. Sie verbreitet sich durch Ausläufer. Durch ihre schnelle Vermehrung verdrängt sie Pflanzen, die ursprünglich in die Rhön gehören. Jetzt ist es praktisch unmöglich geworden, die Lupine wieder auszurotten.

Eine positive Auswirkung der Aufforstung, zu der in den 30iger Jahren auch noch die Fichte kam, ist, dass hier bestimmte Vogelarten eine neue Heimat gefunden haben wie z.B. der Baumpieper. Er braucht Waldränder oder einzelne Bäume als Singwarten und offene Landschaft. Wohingegen der auch heute noch in der Rhön sehr häufige Wiesenpieper ursprünglich hierher gehört.

Wir bewegen uns im Borstgrasrasen. Das ist die normale Vegetation in der Rhön. (Dort wo gedüngt ist,  sind Goldhaferwiesen). Türk meint, dass die Borstgraswiesen auch im April schon ein beachtenswerter phänologischer Aspekt seien:

Prof. Türk stellt einige Arten  vor:

Hohe Schlüsselblume (Primula elatior )

Wir kennen die Pflanze von kalkreichen Böden; hier ist der Basalt basenreich: pH 6-7 (Kalkböden: pH: 7-8). Primula elatior mag frische Böden; sie mag keinen Trockenstress (im Gegensatz dazu steht Primula veris, die basenreiche Böden liebt  und trocken steht).

Busch-Windröschen (Anemone nemorosa)

Eigentlich ist sie eine Waldpflanze. Die Rhönwiesen werden 1 Mal im Jahr gemäht und zwar 1½ Monate später als im Tal. Das Vorkommen der Anemone hängt vom späten Mähtermin ab.

Berg-Rispengras (Poa chaixii)

Von weitem ist das von Türk geschätzte Gras schon erkennbar durch schwarze Blütenstände. Es ist eine typische Mittelgebirgspflanze.

Schlangenknöterich, auch Schafszunge genannt (Polygama bistorta)

Der Schlangenknöterich hat unterirdische Rhizome, die immer wieder Lufttriebe bilden wie auch bei Schlehe oder Lupine. Er braucht frische Standorte. Deshalb kommt er hier im Borstgrasrasen vor (im Tiefland ist er in nassen Wiesen zusammen mit Caltha palustris).

Großer Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis)

Der Große Wiesenknopf braucht frische Böden. Im Tiefland ist er eine Feuchtwiesenart (in feuchten Glatthaferwiesen). Deshalb findet man ihn hier in der Rhön.

Borstgras  (Nardus stricta)

kommt auf moorigen Wiesen mit sauren, periodisch trockenen Böden vor.

Seine Hauptentfaltung ist im Mittelgebirge. Es ist durch Tritt, Beweidung und lange Schneebelastung begünstigt. Wird aber vom Vieh nur jung abgeweidet; im Sommer ausgerupft, aber fallen gelassen.

Typisch für die Rhönwiesen sind merkwürdigerweise ursprüngliche Waldpflanzen wie z.B. Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratense). Es kommt in lichten Wäldern vor, nicht aber in dunklen Wäldern wie sie Buchenwälder darstellen. Das Wiesen-Schaumkraut ist aber meist in Wiesen, die nicht zu intensiv genutzt werden, zu finden.

Weitere Pflanzen in dieser Pflanzengesellschaft sind Kanten-Hartheu (Hypericum maculatum), die früh im Jahr blühende Berg-Segge (Carex montana), das Ruchgras (Anthoxanthum odoratum).

Jede Kulturlandschaft wandelt sich und hat ihre typischen Tier- und Pflanzenarten.

In der offenen Landschaft ist die Feldlerche typisch. Ursprünglich ist sie ein Steppenvogel, der als Kulturfolger sich hier wohl fühlt.

Wenn Bereiche in der Rhön lange extensiv genutzt werden, treten Sukzessionstadien auf.

Hier siedeln sich z.B. Zwergsträucher wie Heidel- und Preiselbeere an.

Wenn die Sukzession weiter geht, kommen Pionierpflanzen wie Traubenholunder (Sambucus racemosus) oder Pionierbäume wie Eberesche (Sorbus aucuparia ). Sie werden von Vögeln verbreitet, die die Früchte fressen und dann die Samen an anderer Stelle ausscheiden.

Wir sind an der Wasserkuppe im hochmontanem Bereich. Hier wachsen die Bäume  sehr langsam.

Oft gibt es in der Rhön feuchte Senken. Diese können dann den Beginn von Oberläufen von Bächen bilden. 99% der Quellen sind Sicker-Quellen. Wenn das Wasser in 1-2m Tiefe auf das Gestein trifft (hier Tuffe), dann tritt es als Quelle aus.  Hier ist die Senke ein kleines Niedermoor, in dem die Schwarz-Erle wächst. Tuffe sind Wasserstauer. Bestimmte Pflanzen zeigen das an:

Sumpfdotterblumen-Wiesen:

Die Charakterpflanze ist Wald-Storchschnabel (Geranium sylvatica ), auch ursprünglich eine Waldpflanze. Weitere Pflanzen dieser Pflanzen-Gesellschaft sind: Gemeine Hainsimse (Luzula campestris), Witwenblume (Knautia) Türk meint, dass es eine Zwischenform zwischen  Knautia arvensis und dipsacifolia ist, Sumpf-Kratzdistel (Cirsium palustre) eine wichtige Pflanze für Schmetterling und die Samen für Vögel, Berg-Flockenblume  (Centaurea montana) eine Felsen- und Berglandpflanze; Rauhaariger Kälberkropf (Chaerophyllum hirsutum), Rasen-Schmiele (Deschampsia caespitosa), Flatter-Binse (Juncus effusus), und Spitzblütige Binse (Juncus acutiflorus).

Im Thüringer Wald kommen die Fichten als natürliche Stufe vor, in der Rhön nicht. Der Grund ist: Die Rhön ist wegen der Auswirkung des Golfstroms um 1°C in der Jahresmitteltemperatur wärmer als der Thüringer Wald, obwohl der Thüringer Wald nur 30 km weiter östlich liegt. In der Rhön wurde die Fichte als Windschutzstreifen im 3. Reich zur Aufwertung der Rhön angepflanzt. Seit den 1980iger Jahren wird die Fichte in der Rhön wieder sukzessive entfernt. Das hat auch negative Folgen, weil z.B. Vogelarten wie dem Fichtenkreuzschnabel oder dem Tannenhäher der Lebensraum genommen wird. 

Türk weist auch immer wieder kritisch auf solche offiziellen Maßnahmen hin, wie das rigorose Entfernen der Fichten. Im Laufe von Jahrzehnten hat sich ein ökologisches Gleichgewicht eingestellt. Vögel, die Fichten brauchen wie z.B. Tannenhäher, Tannenmeise, Fichtenkreuzschnabel, Goldhähnchen sind mit dem Anpflanzen von Fichten gekommen und auf sie angewiesen. Mit dem Entfernen der Fichten verschwinden auch die entsprechenden Vögel wieder. Im NP Hainich hat man das Entfernen der Fichten mit Bedauern festgestellt. Trotzdem macht man hier den gleichen Fehler.

Heute wird die Landschaft vom Menschen, vor allem vom Tourismus stark beeinträchtigt bzw. geprägt. Prof. Türk meint, dass es schade ist, dass man bei Unterschutzstellungsgedanken zu wenig auf die "normalen" Arten Rücksicht nimmt, die vielleicht in einigen Jahrzehnten die Rote-Listen-Arten darstellen. Er meint, dass der Naturschutz breiter aufgestellt werden müsste. Die Wahrnehmung von Landschaft ändert sich. Früher kämpfte man gegen die Mühlen am Bach, heute stellt man sie unter Schutz.

Neben der Geologie, den Böden und dem Klima hat immer wieder der Mensch durch seine Nutzung an der Formung der Landschaft mitgewirkt.

Trotz der fortgeschrittenen Zeit machten sich noch 7 Teilnehmer mit Türk auf den Weg zum Schwarzen Moor.

Schwarzes Moor

Das Schwarze Moor ist noch das best-erhaltene Hochmoor in ganz Bayern - so Prof. Türk.

Auch vor dem Gauleiter Helmut wurde im Schwarzen Moor schon Entwässerung durchgeführt; aber nur in kleinen Mengen wurde damals Brenntorf gestochen. Auch im 3. Reich wurde noch etwas entwässert. Das Moor wurde dabei aber nicht maßgeblich verändert. Der Gauleiter Helmut wollte die Hochrhön erschließen, d.h. die Wertschätzung der Landschaft verbessern. Zwei Maßnahmen hat er angeordnet:

-                  Hutungen sollten entsteint und landwirtschaftlich genutzt werden

-                  die Landschaft sollte mit Fichten aufgeforstet werden (zu mindestens Windschutzstreifen)

In den 1980iger Jahren wurde die Entwässerung und das Torfstechen im Schwarzen Moor eingestellt. Man hat die Entwässerungsgräben mit Eichenbalken abgedämmt. Aber das brachte keinen Erfolg. Heute weiß man, dass man das nur mit Torfaufschüttungen machen darf.

Auf einer Tafel des (ehemaligen) Geologischen Landesamts wird die Entstehung des Hochmoores erläutert:

Zuerst entsteht ein Niedermoor, dessen Wasserversorgung ist noch durch das Grundwasser gewährleistet. Durch das Wachstum der Torfmoose wölbt sich das Moor urglasförmig auf. So werden die Pflanzen vom Grundwasser abgeschnitten. Die Wasserversorgung ist jetzt ausschließlich das Regenwasser. Ein Hochmoor ist entstanden.

Da Regenwasser eigentlich destilliertes Wasser ist, werden dem Moor außer durch Staub keine Mineralien mehr zugeführt. Es wird sehr nährsalzarm. Die Torfmoose gewinnen ihre notwendigen Nährsalze durch Jonenaustauschabsorption, d.h. Metall-Ionen (im wesentlichen Na+, K+, Mg2+) werden in einem komplizierten System mit Hilfe von Carier-Enzymen gegen Wasserstoff-Ionen ausgetauscht. Dadurch wird das die Torfmoose umgebende Wasser im Moor immer saurer: der pH-Wert im Moorwasser liegt bei 4. Das entspricht dem pH-Wert von Essigsäure. In einem solchen Milieu können viele Pflanzen nicht mehr existieren und sind vor allem gegen die Torfmoose nicht konkurrenzfähig.

Ein Steg ist so durch das Gebiet gelegt, dass das eigentliche Hochmoor nur am Rande berührt wird. So wird es am wenigsten gestört. Beim Gang durch das Schwarze Moor gehen wir durch verschiedene Zonen, die zum eigentlichen Hochmoor hinführen.

1. Der  Randbereich.

2. Die Zwischenmoor-Gesellschaften, Großseggen-Gesellschaften.

Sie haben sich als Zwischenmoor-Gesellschaften gebildet mit den charakterisierenden Arten wie die Schnabel-Segge (Carex rostrata, sie steht nährstoffarm); Schmalblättriges Wollgras (Eriophorum angustifolium); Strauß-Gilbweiderich (Lysimachia thyrsiflora).

3. Das Randgehänge:

Das ist die Trennlinie zum eigentlichen Hochmoor. – Dort findet man den Karpaten-Birken- und Kiefern-Bruchwald;

Waldkiefer (Pinus sylvestris ),  Heidekraut (Calluna vulgaris), Karpaten-Birke (Betula pendula ssp glutinosa). Hier ist die Karpaten-Birke autochton.

4. Das eigentliche Hochmoor:

In diesem sind dann die Hochmoor-Torfmoose zu finden, die sich durch Farbigkeit auszeichnen: manche sind rot, andere gelb, wieder andere mit weißen Farbbereichen. Die Torfmoose bestehen teils aus lebenden und teils aus toten Zellen. Die toten Zellen dienen als reine Wasserbehälter.

Das Hochmoor gliedert sich in 2 verschiedene Vegetationskomplexe:

a) Bulte

Auf den Bulten wachsen neben den Hochmoor-Torfmoosen vor allem an den Rändern Zwergstrauch-Gesellschaften; dort ist es etwas weniger nass und etwas nährsalzreicher. Dort wachsen Zwergsträucher wie z.B. Moosbeere (Oxycoccus palustris), Scheidiges Wollgras (Eriophorum vaginatum), Rosmarinheide (Andromeda polifolia); am Rande Langblättriger Sonnentau (Drosera longifolia), Schwarze Krähenbeere (Empetrum nigrum).

b) Schlenken

In den Schlenken liegt eine andere Pflanzengesellschaft vor als auf den Bulten. Hier wachsen Pflanzen, die untergetaucht leben können wie z.B. Sphagnum cuspidum; also andere Torfmoose als auf den Bulten.

Türk verglich das Schwarze Moor mit den skandinavischen Hochmooren, bei denen ähnliche Bedingungen herrschen wie in der Hochrhön: kühl, niederschlagsreich und extreme Nährsalzarmut und große Tag-Nacht-Temperaturschwankungen. Diese Bedingungen müssen über einen längeren Zeitraum anhalten.

Das Hochmoor ist ein extremer Standort, in dem  nur Spezialisten die Anforderungen ertragen.

Türk fügte noch einige allgemeine Betrachtung an: 

Die Blumenerde, die wir heute kaufen, ist meist Torf vermischt mit Komposterde und stammt aus Polen oder Tschechien.

Früher waren die Hochmoore wirklich nährsalzarm, heute kommen durch die Umweltbelastung von Autoabgasen sehr viel Stickoxide in die Luft; im Regen kommen sie dann als Nitrat bzw. der entsprechende Säure auf die Erde zurück, also auch in das Hochmoor. Das ist so lange nicht so schlimm, solange sich der Wasserhaushalt nicht ändert. Wenn dieser aber gestört ist, wird der Torf sozusagen "aufgefressen", d.h. er verschwindet und damit das ursprüngliche Hochmoor.

Am Schluss genossen wir noch im Abendlicht den Blick vom Turm, der für die Besucher im Schwarzen Moor auf dem Rundweg errichtet wurde.

Herzlichen Dank an Prof. Winfried Türk für die  - wie immer - wunderbaren, kompetenten und engagierten Ausführungen.

Herr Konrad Roth hat während der Exkursion folgende Pflanzen und Tiere registriert:

Wasserkuppe, Pferdskopf

Aegopodium podagraria

Giersch

Achillea millefolia agg

Gemeine Schafgarbe

Ajuga reptans

Kriechender Günsel

Alchemilla monticola

Bergwiesen-Frauenmantel

Alnus incana

Grau-Erle

Anemone nemorosa

Busch-Windröschen

Angelica sylvestris

Wald-Engelwurz

Anthriscus sylvestris

Wiesen-Kerbel

Arabidopsis thaliana

Acker-Schmalwand

Artemisia vulgaris

Gemeiner Beifuß

Barbarea vulgaris

Barbarakraut

Bellis perennis

Gänseblümchen

Betula pendula

Hänge-Birke (Gewöhnliche B.)

Calluna vulgaris

Erika

Caltha palustris

Sumpf-Dotterblume

Capsella bursa-pastoris

Hirtentäschel

Cardamine pratense

Wiesen-Schaumkraut

Centaurea montana

Berg-Flockenblume

Chaerophyllum hirsutum

Behaarter Kälberkropf

Cirsium arvense

Acker-Kratzdistel

Cirsium oleraceum

Kohl-Kratzdistel

Cirsium palustre

Sumpf-Kratzdistel

Cirsium vulgare

Lanzett-Kratzdistel

Colchicum autumnale

Herbstzeitlose

Corylus avellana

Gemeine Hasel

Crataegus laevigatus

2-griffl. Weißdorn

Digitalis purpurea

Roter Fingerhut

Euonymus europaea

Europäisches Pfaffenhütchen

Erophila verna

Frühl.–Hungerblümchen

Fagus sylvatica

Rot-Buche

Filipendula ulmaria

Mädesüß

Galium album

Weißes Labkraut

Galium palustre

Sumpf-Labkraut

Geranium sylvaticum

Wald-Storchschnabel

Geum urbanum

Echte Nelkenwurz

Heracleum sphondylium

Wiesen-Bärenklau

Hypericum maculatum

Geflecktes Johanniskraut

Hypericum perforatum

Tüpfel-Hartheu

Impatiens parviflora

Kleinblütiges Springkraut

Juniperus communis

Gemeiner Wachholder

Knautia dipsacifolia

Wald-Witwenblume

Lamium album

Weiße Taubnessel

Lamium purpureum

Purpurrote Taubnessel

Lathyrus linifolius (montanus)

Berg-Platterbse

Medicago lupulina

Hopfenklee

Mercurialis perennis

Ausdauerndes Bingelkraut

Moehringia trinerva

3-nervige Miere

Myceles muralis

Mauer-Lattich

Oxalis acetosella

Wald-Sauerklee

Petasites albus

Weiße Pestwurz

Picea abies

Gemeine Fichte

Pinus sylvestris

Gemeine Kiefer

Plantago lanceolata

Spitz-Wegerich

Plantago major

Großer Wegerich

Polygonum bistorta

Schlangen(=Wiesen)Knöterich

Potentilla neumanniana

Frühlings-Fingerkraut

Primula elatior

Hohe Schlüsselblume

Primula veris

Wiesen-Schlüsselbl.

Ranunculus auricomus

Goldschopf-Hahnenfuß

Ranunculus ficaria

Scharbockskraut

Ranunculus repens

Kriechender Hahnenfuß

Rosa canina

Hunds-Rose

Rubus caesius

Kratzbeere

Rubus idaeus

Himbeere

Rumex acetosella

Kleiner Sauerampfer

Rumex acetosa

Wiesen-Sauerampfer

Rumex obstusifolius

Breitbl. Sauerampfer

Salix aurita

Ohr-Weide

Salix caprea

Sal-Weide

Salix cineraria

Grau-Weide

Sambucus racemosus

Roter (Hirsch-)Holunder

Sanguisorba minor

Kleiner Wiesenknopf

Sanguisorba officinale

Großer Wiesenknopf

Scleranthus annuus

Einjähriger Knäuel

Sedum acris

Scharfer Mauerpfeffer

Silene dioica

Rote Lichtnelke

Sonchus asper

Rauhe Gänsedistel

Sorbus aucuparia

Eberesche

Stellaria media

Vogel-Sternmiere

Taraxacum (erythrosperma)

rubicunda

Rotsamiger Löwenzahn

Taraxacum ruderale agg

Ruderal-Löwenzahn

Tilia spec.

Linde

Trifolium repens

Weiß-Klee

Trollius europaeus

Trollblume

Urtica dioica

Große Brennessel

Vaccinium myrtillus

Heidelbeere

Vaccinium vitis-idaea

Preiselbeere

Veronica chamaedrys

Gamander-Ehrenpreis

Viola arvensis

Feld-Stiefmütterchen

Viola canina

Hunds-Veilchen

Gräser

 

Sauergräser

 

1

Carex flacca

Blaugrüne Segge

(=Schlaffe Segge)

2

Carex montana

Berg-Segge

3

Carex rostrata

Schnabel-Segge

4

Carex sylvatica

Wald-Segge

 

Süßgräser

 

5

Agrostis tenuis (capillaris )

Rotes Straußgras

6

Allopecurus pratense

Wiesen-Fuchsschwanz

7

Anthoxanthum odoratum

Gewöhnliches Ruchgras

8

Bromus sterilis

Taube Trespe

9

Dactylis glomerata

Wiesen-Knäuelgras

10

Deschampsia cespitosa

Rasen-Schmiele

11

Festuca ovina agg

Echter Schafschwingel

12

Helictotrichon pratense

(=Avena pratense)

Wiesenhafer

13

Juncus effusus

Flatter-Binse

14

Juncus tenuis

Zarte Binse

15

Luzula campestre

Gemeine Hainbinse

16

Luzula luzuloides

Weiße Hainsimse

17

Luzula sylvatica

Große Hainbinse

18

Nardus stricta

Borstgras

19

Phalaris arundinacea

Rohr-Glanzgras

20

Poa annua

Einjähriges Rispengras

21

Poa chaixii

Berg-Rispengras (=Wald-R.)

22

Poa pratensis agg

Wiesen-Rispengras

23

Poa supina

Läger-Rispengras

Vögel

1

2

m

Amsel

2

1

 

Bachstelze

3

3

m

Baumpieper

4

3

 

Bluthänfling

5

1

 

Braunkehlchen

6

5

s

Buchfink

7

1

s

Feldlerche

8

2

Paare

Fichtenkreuzschnabel

9

5

s

Fitis

10

1

s

Hausrotschwanz

11

2

Paare

Kreuzschnäbel

12

2

 

Kuckuck

13

1

 

Mäusebussard

14

2

s

Misteldrossel

15

1

s

Mönchsgrasmücke

16

3

 

Rabenkrähen

17

1

 

Ringeltaube

18

3

m

Rotkehlchen

19

2

 

Rotmilan

20

1

 

Singdrossel

21

1

s

Sumpfmeise

22

1

s

Tannenmeise

23

2

s

Weidenmeise

Reptilie

3

Zootoca vivipara

Waldeidechse

Schmetterling

1

Papilio machaon

Schwalbenschwanz

Säugetier

1

Arvicola sapidus

Westschermaus

 Schwarzes Moor

Alnus incana

Grau-Erle

Andromeda polifolia

Rosmarinheide

Anemone nemorosa

Busch-Windröschen

Betula pubescens ssp carpatica

Karpaten-Birke 

Cirsium palustre

Sumpf-Kratzdistel

Digitalis purpurea

Roter Fingerhut

Empetrum nigrum

Gemeine Krähenbeere

Fagus sylvatica

Rot-Buche

Picea abies

Gemeine Fichte

Pinus sylvestris

Gemeine Kiefer

Polygonum bistorta

Schlangen- (=Wiesen-)Knöterich

Potentilla palustre

Blutauge

Rubus idaeus

Himbeere

Sambucus racemosus

Roter (Hirsch-)Holunder

Vaccinium myrtillus

Heidelbeere

Vaccinium oxycoccos

Gewöhnliche Moosbeere

Vaccinium uliginosum

Moor-Heidelbeere, Trunkelbeere

Vaccinium vitis-idaea

Preiselbeere

Gräser

  1.  

Carex rostrata

Schnabel-Segge

  1.  

Calamagrostis phragmitoides

Purpur-Reitgras

  1.  

Eriophorum angustifolium

Schmalbl. Wollgras

  1.  

Eriophorum vaginatum

Scheidiges Wollgras

  1.  

Luzula luzuloides

Weiße Hainsimse

  1.  

Nardus stricta

Borstgras

  1.  

Poa chaixii

Berg-Rispengras

 

Wir danken Herrn Prof. Winfried Türk aus Höxter für die exzellente Exkursion und seinen großen persönlichen, ehrenamtlichen Einsatz für unseren Verein. Weiterer Dank gilt Frau Dietlind Hußlein für ihre umfassende Berichterstattung und Herrn Konrad Roth für die Erstellung der Floren- und Faunenliste.


 

Samstag, 09.05.2015

Naturkundliche Wanderung rund um den Rabenberg bei Oberlauringen

Referent u. Bericht: Helmut Müller, Stadtlauringen

Am Tieftalsee bei Oberlauringen trafen sich um 14:00 Uhr ein gutes Dutzend Interessierte, darunter auch einige Kinder inklusive geländegängigem Kinderwagen, um einen Teil des fränkischen Schichtstufenlandes zu erwandern und dabei die Geologie und die Auswirkungen auf die Landschaft kennenzulernen und das eine oder andere über Flora und Geschichte des nördlichsten Teils des Landkreises Schweinfurt zu erfahren. Zur besseren Orientierung im Gelände und in der geologischen Schichtenfolge wurde jeder Teilnehmer mit einer Routenkarte und einem passenden Keuper-Schichtstufen-Profil ausgerüstet.

Die Wanderung begann in den roten und grau-grünen Tonsteinen der Oberen Myophorienschichten des Gipskeupers. Als das Gelände flacher wurde, konnte man eine weite, nach Osten einfallende Verebnung erkennen, die sich auf der Ostseite des Lauertals in einer charakteristischen Hangkante fortsetzt und die Oberkante des Naturschutzgebiets „Lauertalhänge“ bildet. Beim Weitergehen fielen in den Äckern graue, kantige Steinplättchen auf, die ein weinig weiter als mehrere Steinmergelbänke den Feldweg querten. Es handelt sich um den Arcodus-Corbula-Horizont, einen Steinmergelbank-Komplex, der wegen seiner Erosions-Resistenz diese weitflächige Geländeverebnung verursacht, während die Tonsteine in der Landschaft mehr die Versteilungen bilden, was uns auffiel, als wir in den Tonsteinen der Estherienschichten weiter wanderten. Die Felder verschinden und bei weiterer Versteilung wird das Land durch Streuobstwiesen genutzt.

Die nächste Verebnung ist wieder gekennzeichnet durch Ackernutzung, diesmal auf sandugem boden. Die Lesesteine sind kantige, feinsandige Sandsteinplatten und ein Blick auf das Profil verweist auf den sog. Schilfsandstein, der einmal sehr mächtig, aber auch relativ gering ausgebildet sein kann. Auf dem Weg zum Dürrnberggipfel fallen im Waldboden kantengerundete bis gut gerundete Sandsteinbrocken mit dunkler Eisenkruste auf, die jedoch kein Schilfsandstein sind. Auch unter Wurzeltellern umgestürzter Bäume sind sie zu finden. Es muss sich um plio-pleistozäne Schotterreste handeln, auf etwa 419 m ü. NN. Zufällig war wenige Tage vorher hier eine Sondierungsbohrung vom Landesamt für Umwelt vorgenommen worden, deren Bohrgut noch betrachtet werden konnte. Die erbohrten Schotter waren allerdings nur knapp 2 m mächtig, dann stieß man auf grünlichgrauen Feinsandstein des Schilfsandsteins.

Beim Abstieg vom Dürrnberg nach Norden durch die Estherienschichten, auf denen ein Laubmischwald steht, sind noch Haselwurz (Asarum europaeum), leberblümchen (Hepatica nobilis), Maiglöckchen (Convallaria majalis), Aronstab (Arum maculatum) Ährige Teufelskralle (Phyteuma spicatum), Türkenbundlilie (Lilium martagon) und Seidelbast (Daphne mezerzum) zu finden.

Eine einzelne Pyramidenpappel (Populus nigra var. Italica) markiert im Wiesental die Ransbachquelle. Östlich davon taucht die Verebnungsfläche des Rot-Hügels ab, wo wieder die charkteristischen Steinmergel des Acrodus-Corbula-(=A-C) Horizonts ausstreichen, in den Negativ-Abdrücke einer kleinen Muschel, von der man glaubte es sei Corbula, zu finden sind. Das nördlich anschließende Wiesental trägt den Namen „Reußengraben“. Hier lagerten im Jahr 1813 russische Truppen, als die preußisch-russische Allianz napoleonische Truppen verfolgte. Am Talschluss des Reußengrabens war eine weitere Steinmergelbank im Gelände und als Lesteinhaufen am Weg zu erkennen, im Profil etwa 20 m über dem A-C-Horizont. Beim weiteren Anstieg fiel unter der vor uns liegenden Verebnungsfläche die durch den Schilfsandstein verursachte farbliche Veränderung im Acker auf. Im Weganschnitt ließen sich verwitterte, grau-grüne Sandsteinplatten betrachten.

Das „Plateau“ zwischen Oberlauringen und dem Rothof war erreicht. Auf den Feldern lagen kantige, splttrige, graugrüne oder braunviolette Sandsteinplatten. Auf den leichten, sandigen Böden hat auch die Pflanzenwelt ihre Besonderheiten: Reiherschnabel (Erodium cicutarium), Kornblume (Centaurea cyanus) und Ackerkrummhals (Anchusa arvensis) gedeihen hier.

Bei schönem Wetter bietet sich außerdem ein herrlicher  Panoramablick von der Rhön bis zum Thüringer Wald. Zwischen dem Judenhügel und dem Höhberg der Haßberge schaut der „thüringische Fudschijama“ (kleiner Gleichberg) hervor.

Geschichtlich sind die für diese Gegend ungewöhnlichen Einzelhöfe (Rothof, Rügshof, Sandhof, Unterhof u.s.w.) interessant. Sie dienten der Versorgung des Frauenklosters St. Johannis (Heute Johannishof). – Schließlich gibt es noch eine Besonderheit auf der weiten Schilfsandsteinverebnung: Kenner finden hier das Drei-Landkreis-Eck, wo sich die Landkreise Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld und Schweinfurt treffen.

Auf dem Weg zum Rabenberg-Steinbruch konnte man feststellen, dass die Lesteine auf den Feldern rötlich gefärbt waren. Diese stärker eisenhaltigen Partien der oberen Schilfsandstein-Bereiche wurden früher auch abgebaut, was man an vielen Haussockeln in den Dörfern der Umgebung sehen kann.

An der Hangkante des Rabenbergs entlang erreichten wir den Steinbruch oder vielmehr den Rest, der von diesem einst großen Bruch übrig ist. In der nordwestlichen Bruchecke sind noch einige Meter der einst über 10 m  hohen Wand sichtbar, wo die mächtigen Sandsteinpakete, Klüftung, Lagerung und Kreuzschichtung erkennbar sind.

Danach folgte ein abenteuerlicher Abstieg über fast 40 Höhenmeter zu den Fahrzeugen am Tieftalsee, einem Fischteich im Quelleinzugsgebiet der Lauer. Die gefasste Lauerquelle – das Storchenbrünnle – liegt ca. 300 m weiter nach Südosten.

Ihren Ausklang fand die naturkundliche Wanderung in einem Restaurant am malerischen Marktplatz in Stadtleuringen.

Unser Dank gilt Helmut Müller für die wunderschöne Exkursion in den nördlichen Landkreis, für seine umfassenden Erläuterungen sowie für die gute Vorbereitung.


 

Samstag, 23.05.2015

Naturkundliche Wanderung um den Wacholder-Berg östlich Machtilshausen.

Referenten: Konrad Roth, Maibach, Dietlind Hußlein, Schweinfurt, Helmut Müller, Stadtlauringen

Bericht: Dietlind Hußlein

12 Teilnehmer fanden sich außer unserem Vereinsvorstand Dr. Büttner zu uns, die wir zu dritt führten. Konrad Roth war - wie immer - in erster Linie für die Pflanzen zuständig, Helmut Müller für die Geologie und ich für die Vögel.

Die Wetterbedingungen waren gut: die Temperaturen angenehm, der Himmel bedeckt, aber es regnete nicht. Für die Vegetation war es seit Monaten zu trocken. Seit Anfang Februar sind nur ein Drittel der Niederschläge gefallen - so ein Zeitungsbericht.

H. Müller erläutert auf unserer Route immer wieder die Geologie anhand der Landschaft oder der Gesteine, die wir sehen.

Wir bewegen uns an der Grenze zwischen dem Buntsandstein und dem Muschelkalk.

Die Farbe der Felder, die wir von oben sehen, verrät durch ihre rötliche Farbe, dass es sich hier um Röt, die Oberste Schicht des Buntsandsteins handelt. Der Boden ist tonhaltig, gut geeignet für den Ackerbau. Auffällig ist, dass der Wald oberhalb der Felder scharf abgesetzt beginnt. Das ist die Grenze zwischen Buntsandstein und Muschelkalk.

Der Untere Muschelkalk entstand in einem Flachmeer mit einer hohen Verdunstungsrate und daher durch intensive chemische Ausfällung von Kalk geprägt. Der Untere Muschelkalk bildet wellenförmige Strukturen. Deshalb nennt man ihn auch Wellenkalk. Er bildet keine Steinblöcke, sondern zerfällt in zahlreiche kleine Bruchstücke. Immer wieder konnten wir am Wegrand diese Wellenkalkschichten herausschauen sehen. Durch die Härte und Standfestigkeit des Wellenkalks bildet er steile Hänge und zeichnet sich zusätzlich noch durch eine hohe Wasserdurchlässigkeit aus. Die Schaumkalkbänke (im obersten Abschnitt des Schichtpakets) wurden vielfach als Bausteine verwendet; so findet man auf unserem Weg im oberen Bereich "Löcher" oder Gräben. Dort wurden Kalksteine entnommen und unter anderem für den Hausbau verwendet. Über dem Wald am Gegenhang sieht man eine Verebnung. Diese wird dann vom Mittleren Muschelkalk gebildet. 

Am Ende unseres Weges kamen wir noch zu ehemaligen Kalköfen. In ihnen hat man kristallinen, möglichst tonfreien Kalk verwendet. Die Öfen sind klein. Sie waren wohl auf den jeweils aktuellen Bedarf ausgerichtet.

Die Kalköfen wurden abwechselnd mit Holz (später Koks) und Kalkgestein gefüllt und unten angezündet. Das Holz durfte nur glühen bzw. schwelen. Es entstand gebrannter Kalk, der für den Bau mit Sand vermischt und anschließend mit Wasser abgelöscht wurde. Frau Roth berichtete, dass sie derart gebrannten Kalk für den Verputz bei ihrem Haus in den 1960iger Jahren verwendet haben.

Von diesen Kalköfen aus, die wahrscheinlich als Industriedenkmal wieder hergestellt werden, traten wir die den Rückweg an.

Pflanzen

Die hoch spezialisierte Vegetation der Trockenrasen ist in Mainfranken auf die Situation der extrem trockenen, steilen, nach Süden exponierten Wellenkalkhänge konzentriert. An solch einem Hang befanden wir uns mit seiner wunderbaren Vegetation.

Wir fanden 4 Orchideenarten und weitere seltene Pflanzen, nämlich:

             Ophrys holoserica (Hummel-Ragwurz) allerdings nur 1 Exemplar, das voll aufgeblüht war;

             Ophrys insectifera (Fliegen-Ragwurz) mind. 10 blühend bis abblühend;

             Anacamptis pyramidalis (Pyramiden-Spitzorchis) 1 Ex. ,

             Himanthoglossum hircinum (Bocksriemenzunge) voll aufgeblüht bis abblühend, mehr als 300 Ex.;

             Cephalanthera damasonium (Weißes Waldvögelein) 4 Exemplare;

             Platanthera chlorantha (Berg-Waldhyazinthe) voll aufgeblüht, mind 10 Ex.;

außerdem viele, sehr interessante und seltene Pflanzen wie Lactuca perennis (Blauer Lattich) Rote Liste 2;

an Populus tremulus (Zitterpappel) frisst die Larve des Großen Eisvogels (Limenitis populi) - ein Schmetterling -, aber nur an 3-6-jährigen Pappeln - wie K. Roth erläutert;

ristolochia clematitis (Osterluzei), von dem sich die Osterluzeifalterlarve ernährt. Osterluzei ist wohl ursprünglich ein Gartenflüchtling, der als Weinbergsbegleitpflanzen genannt wird, aber bei uns sehr selten anzutreffen ist. Von einem Schmetterlingsfreund ist von Ansiedlungen des wunderschönen Osterluzeifalters zu lesen, aber es ist wohl keine Weiterverbreitung erfolgt;

Helianthemum appeninum (Apeninnen-Sonnenröschen);

Helianthemum nummularium (Gemeines Sonnenröschen) und viele andere, die man aus der angefügten Pflanzenliste entnehmen kann. Sie ist sowohl durch die Vorexkursion erstellt und bei der eigentlichen Exkursion ergänzt durch Arten, die dann erst zu erkennen waren.

Pflanzenliste

 

 

 

 

1.       

Aethusa cynapium

Hunds-Petersilie

2.       

Acer monspessulanum

Französischer Ahorn

3.       

Acer platanoides

Spitz-Ahorn

4.       

Achillea millefolia

Gemeine Schafgarbe

5.       

Agrimonia eupatoria

Kleiner Odermennig

6.       

Allium scorodoprasum

Schlangen-Lauch

7.       

Allium vineale

Weinbergs-Lauch

8.       

Alliaria petiolata

Knoblauchs-Rauke

9.       

Anemone sylvestris

Große Anemone

10.    

Anthemis tinctoria

Färber- Hundskamille

11.    

Anthriscus sylvestris

Wiesen-Kerbel

12.    

Aquilegia vulgare

Gemeine Akelei

13.    

Anacamptis pyramidalis

Pyramiden-Spitzorchis

14.    

Arabis hirsuta

Rauhaarige Gänsekresse

15.    

Arenaria serpyllifolia

Quendel-Sandkraut

16.    

Aristolochia clematitis

Osterluzei

17.    

Artemisia absinthium

Wermut

18.    

Artemisia vulgaris

Beifuß

19.    

Aster amellus

Herbst-Aster

20.    

Bellis perennis

Gänseblümchen

21.    

Berberis vulgaris

Berberitze

22.    

Betonica officinalis

Heil-Ziest

23.    

Bupleurum falcatum

Sichel-Hasenohr

24.    

Campanula persicifolia

Pfirsichblättrige Glockenblume.

25.    

Campanula rapunculoides

Acker-Glockenblume

26.    

Campanula rotundifolia

Rundblättrige Glockenblume

27.    

Campanula trachelium

Nesselblättrige Glockenblume

28.    

Capsella bursa-pastoris

Hirtentäschel

29.    

Cardamine hirsuta

Viermänniges Schaumkraut

30.    

Cardaria draba

Pfeilkresse

31.    

Carlina acaulis

Silberdistel

32.    

Carlina vulgaris

Golddistel

33.    

Centaurea scabiosa

Skabiosen-Flockenblume

34.    

Cephalanthera damasonium

 

Bleiches Waldvögelein

35.    

Cerasus  (=Prunus) mahalep

Steinweichsel

36.    

Cerastium arvense

Acker-Hornkraut

37.    

Cerastium brachypetalum ssp. Brachypetalum (=tauricum)

Kleinblütiges Hornkraut

38.    

Cerastium glutinosum

Bleiches Zwerg-Hornkraut

39.    

Cerastium holosteoides

Gemeines Hornkraut

40.    

Cerastium tomentosum

Filziges Hornkraut

41.    

Chelidonium majus

Schöllkraut

42.    

Chaerophyllum temulum

Taumel-Kälberkropf

43.    

Cimbellaria muralis

Mauer-Zimbelkraut

44.    

Cirsium acaule

Stengellose Kratzdistel

45.    

Cirsium vulgare

Lanzett-Kratzdistel

46.    

Clematis recta

Aufrechte Waldrebe

47.    

Clematis vitalba

Gemeine Waldrebe

48.    

Colchicum autumnale

Herbstzeitlose

49.    

Convallaria majalis

Maiglöckchen

50.    

Convolvulus arvense

Acker-Winde

51.    

Conyza canadensis (früher Erigeron)

Kanadisches Berufkraut

52.    

Cornus sanguinea

Roter Hartriegel

53.    

Coronilla varia

Bunte Kronwicke

54.    

Corylus avellana

Gemeine Hasel

55.    

Crataegus laevigatus

2-griffl. Weißdorn

56.    

Crataegus x  macrocarpus

Großfrüchtiger Weißdorn

57.    

Crataegus monogynus

1-griffliger Weißdorn

58.    

Crepis biennis

Wiesen-Pipau

59.    

Daucus carota

Wilde Möhre

60.    

Echinops spaerocephalus

Große Kugeldistel

61.    

Echium vulgare

Natternkopf

62.    

Epilobium montanum

Berg-Weidenröschen

63.    

Erigeron annuus

Feinstrahl

64.    

Erodium cicutarium

Gemeiner Reiherschnabel

65.    

Euonymus europaea

Europäisches Pfaffenhütchen

66.    

Euphorbia cyperissias

Zypressen-Wolfsmilch

67.    

Fagus sylvatica

Rot-Buche

68.    

Falcaria vulgaris

Gemeine Sichelmöhre

69.    

Fallopia convolvulus

Gemeiner Windenknöterich

70.    

Fragaria viridis

Knackelbeere

71.    

Fumaria officinalis ssp officinalis

Gemeiner Erdrauch

72.    

Galium album

Weißes Labkraut

73.    

Galium aparine

Klebriges Labkraut

74.    

Galium pumilum

Heide-Labkraut

75.    

Genista tinctoria

Färber-Ginster

76.    

Geranium molle

Weicher Storchschnabel

77.    

Geranium pratense

Wiesen-Storchschnabel

78.    

Geranium pusillum

Zwerg-Storchschnabel

79.    

Geranium robertianum

Ruprechtskraut, Stink-Storchschnabel

80.    

Geranium sanguineum

Blut-Storchschnabel

81.    

Geum urbanum

Echte Nelkenwurz

82.    

Glechoma hederacea

Gundermann

83.    

Hedera helix

Efeu

84.    

Helianthemum nummularium

Gemeines Sonnenröschen

85.    

Helianthemum apenninum

Apeninnen-Sonnenröschen

86.    

Hernaria glabra

Kahles Bruchkraut

87.    

Hieracium caespitosa

Wiesen-Habichtskraut

88.    

Hieracium fallacinum

Trügerisches  Habichtskraut

Gruppe pilosella

89.    

Hieracium glomeratum   ?

Geknäultköpfiges Habichtskraut

90.    

Hieracium lachenalii

Gemeines Habichtskraut

91.    

Hieracium murorum

 (=sylvaticum)

Wald-Habichtskraut

92.    

Himantoglossum hircinum

Bocks-Riemenzunge

93.    

Hippocrepis comosa

Schopf-Hufeisenklee

94.    

Inula conyza

Dürrwurz-Alant

95.    

Iris germanica

Deutsche Schwertlilie

96.    

Juniperus communis

Gemeiner Wachholder

97.    

Lactuca perenne

Blauer Lattich

98.    

Lactuca serriola

Kompaß-Lattich

99.    

Lamium album

Weiße Taubnessel

100.                                                                                              

Lapsana communis

Gemeiner Rainkohl

101.                                                                                              

Lathyrus pratense

Wiesen-Platterbse

102.                                                                                              

Leucanthemum ircutianum

Zahnöhrchen-Margarite

103.                                                                                              

Linaria vulgaris

Gemeines Leinkraut

104.                                                                                              

Linum tenuifolium

Schmalblättriger Lein

105.                                                                                              

Lonicera xylosteum

Rote Heckenkirsche

106.                                                                                              

Lotus corniculatus

Hornklee

107.                                                                                              

Malus domesticus

Haus-Apfel

108.                                                                                              

Medicago lupulina

Hopfenklee

109.                                                                                              

Melampyrum arvense

Acker-Wachtelweizen

110.                                                                                              

Melilotus officinalis

Echter Steinklee

111.                                                                                              

Myceles muralis

Mauer-Lattich

112.                                                                                              

Myosotis  arvensis (Boraginaceae)

Acker-Vergißmeinnicht

113.                                                                                              

Onobrychis arenaria

Sand-Esparsette

114.                                                                                              

Onobrychis viciifolia

Saat-Esparsette

115.                                                                                              

Ophrys holoserica

Hummel-Ragwurz

116.                                                                                              

Ophrys insectifera

Fliegen-Ragwurz

117.                                                                                              

Origanum vulgare

Wilder Dost

118.                                                                                              

Orobanche lutea

 

Gelbe Sommerwurz

119.                                                                                              

Oxalis corniculata ssp repens

Gehörnter Sauerklee

120.                                                                                              

Papaver argemone

Sand-Mohn

121.                                                                                              

Parthenocissus tricuspidata

Dreilappige  Zaunrebe

122.                                                                                              

Pastinaca sativa

Pastinak

123.                                                                                              

Peucedamum cervaria

Hirsch-Haarstrang

124.                                                                                              

Picris hieracioides

Gemeines Bitterkraut

125.                                                                                              

Pinus nigra

Schwarz-Kiefer

126.                                                                                              

Pyrus pyraster

Wild-Birne

127.                                                                                              

Plantago lanceolata

Spitz-Wegerich

128.                                                                                              

Plantago major

Großer Wegerich

129.                                                                                              

Plantago media

Mittlerer Wegerich

130.                                                                                              

Platanthera chlorantha

Grünliche Waldhyazinthe

131.                                                                                              

Polygala comosa

Schopf-Kreuzblümchen

132.                                                                                              

Polygonatum odoratum

Salamonsiegel

133.                                                                                              

Polygonum aviculare ssp aviculare

Verschiedenblättriger Vogel-Knöterich

134.                                                                                              

Populus tremula

Zitter-Pappel

135.                                                                                              

Potentilla arenaria (=cineraria)

Sand-Fingerkraut

136.                                                                                              

Potentilla neumanniana

Frühlings-Fingerkraut

137.                                                                                              

Potentilla reptans

Kriechendes Fingerkraut

138.                                                                                              

Primula veris

Wiesen-Schlüsselbl.

139.                                                                                              

Prunella vulgaris

Kleine Brunelle

140.                                                                                              

Prunus domesticus

Zwetschge

141.                                                                                              

Prunus (Cerasus) mahaleb

Felsenkirsche

142.                                                                                              

Prunus spinosa

Schlehe

143.                                                                                              

Pseudofumaria lutea

Gelber Lerchensporn

144.                                                                                              

Pulsatilla vulgaris

Gemeine Küchenschelle

145.                                                                                              

Pyrus pyraster

Wild-Birne

146.                                                                                              

Quercus robur

Stiel-Eiche

147.                                                                                              

Quercus petraea

Trauben-Eiche

148.                                                                                              

Ranunculus bulbosus

Knolliger Hahnenfuß

149.                                                                                              

Reseda luteola

Färber-Resede

150.                                                                                              

Rheum rhabarbarum

Gemeiner Rhabarber

151.                                                                                              

Ribes uva-crispa

Stachelbeere

152.                                                                                              

Rosa canina

Hunds-Rose

153.                                                                                              

Rosa pimpinellifolia

Pimpinell-Rose

154.                                                                                              

Rosa rubiginosa

Wein-Rose

155.                                                                                              

Rubus caesius

Kratzbeere

156.                                                                                              

Rubus mollis

Weiche Brombeere

157.                                                                                              

Rumex acetosa

Wiesen-Sauerampfer

158.                                                                                              

Rumex crispus

Krauser Ampfer

159.                                                                                              

Sagina procumbens

Liegendes Mastkraut

160.                                                                                              

Salix caprea

Sal-Weide

161.                                                                                              

Salvia pratense

Wiesen-Salbei

162.                                                                                              

Sambucus nigra

Schwarzer Holunder

163.                                                                                              

Sanguisorba minor (= polygama)

Kleiner Wiesenknopf

164.                                                                                              

Scabiosa columbaria

Tauben-Skabiose

165.                                                                                              

Sedum acris

Scharfe Fetthenne

166.                                                                                              

Sedum rupestre

Felsen-Fetthenne; Tripmadam

167.                                                                                              

Sedum spurium

Kaukasische Fetthenne

168.                                                                                              

Sedum sexangulare

Milder Mauerpfeffer

169.                                                                                              

Sempervivum tectorum

Dach-Hauswurz

170.                                                                                              

Senecio vulgaris

Gemeines Greiskraut

171.                                                                                              

Seseli libanotis (heute Libanotis pyrenaica)

Berg-Heilwurz

172.                                                                                              

Silene nutans

Nickende Leimkraut

173.                                                                                              

Solidago canadensis

Kanadische  Goldrute

174.                                                                                              

Solidago virgaurea

Gemeine Goldrute

175.                                                                                              

Sonchus asper

Rauhe Gänsedistel

176.                                                                                              

Sonchus oleraceus

Kohl-Gänsedistel

177.                                                                                              

Sorbus aria s.str.

Echte Mehlbeere

178.                                                                                              

Sorbus domestica

Speierling

179.                                                                                              

Sorbus torminalis

Elsbeere

180.                                                                                              

Stachys recta

Aufrechter Ziest

181.                                                                                              

Stellaria media

Vogel-Sternmiere

182.                                                                                              

Tanacetum corymbosum

Ebensträußige Margarite

183.                                                                                              

Taraxacum officinale agg

Gemeiner Löwenzahn

184.                                                                                              

Taraxacum (erythrosperma) rubicunda

Rotsamiger Löwenzahn

185.                                                                                              

Teucrium chamaedrys

Echter Gamander (=Edel-)

186.                                                                                              

Thlaspi perfoliatum

Durchwachsenblättriges Hellerkraut

187.                                                                                              

Tragopogon pratense

Wiesen-Bocksbart

188.                                                                                              

Trifolium campestre

Feld-Klee

189.                                                                                              

Trifolium dubium

Kleiner Klee

190.                                                                                              

Trifolium pratense

Rot-Klee

191.                                                                                              

Trifolium repens

Weiß-Klee

192.                                                                                              

Tripleurospermum maritimum (=perforatum)

Geruchlose (Falsche) Kamille

193.                                                                                              

Thymus pulegioides

Gemeiner Thymian

194.                                                                                              

Urtica dioica

Große Brennnessel

195.                                                                                              

Valerianella locusta

Gemeines Rapünzchen

196.                                                                                              

Verbascum lychnitis

Mehlige Königskerze

197.                                                                                              

Veronica arvensis

Feld-Ehrenpreis

198.                                                                                              

Veronica chamaedrys

Gamander-Ehrenpreis

199.                                                                                              

Veronica persica

Persischer Ehrenpreis

200.                                                                                              

Veronica teucrium

Großer Ehrenpreis

201.                                                                                              

Viburnum lantana

Wolliger Schneeball

202.                                                                                              

Viburnum opulus

Gemeiner Schneeball

203.                                                                                              

Vicia angustifolia ssp segetalis

Schmalblättrige Wicke

204.                                                                                              

Vicia hirsuta

Rauhhaar-Wicke

205.                                                                                              

Vicia pannonica

Pannische Wicke

206.                                                                                              

Vicia sepium

Zaun-Wicke

207.                                                                                              

Vinca minor

Kleines Immergrün

208.                                                                                              

Vincetoxicum hirundinaria

Weiße Schwalbenwurz

209.                                                                                              

Viola hirta

Rauhaar-Veilchen

210.                                                                                              

Viola reichenbachiana

Wald-Veilchen

 

Gräser

 

 

Sauergräser

 

1

Carex caryophyllea

Frühlings-Segge

2

Carex digitata

Finger-Segge

3

Carex flacca

Blaugrüne Segge (=Schlaffe Segge)

4

Carex humilis

Erd-Segge (=Niedrige Segge)

5

Carex  muricata agg

Sparrige Segge

6

Carex sylvatica

Wald-Segge

7

 

 

 

Süßgräser

 

8

Allopecurus pratense

Wiesen-Fuchsschwanz

9

Arrhenatherum elatius

Glatthafer

10

Bromus erectus

Aufrechte Trespe

11

Bromus hordeaceus (=mollis)

Weiche Trespe

12

Bromus sterilis

Taube Trespe

13

Dactylis glomerata

Wiesen-Knäuelgras

14

Festuca arundinacea

Rohr-Schwingel

15

Festuca ovina agg

Echter Schafschwingel

16

Holcus lanatus

Wolliges Honiggras

17

Melica ciliata

Wimper-Perlgas

18

Melica nutans

Nickendes Perlgras

19

Melica uniflora

Einblütiges Perlgras

20

Poa annua

Einjähriges Rispengras

21

Poa pratensis agg

Wiesen-Rispengras

22

Poa trivialis

Gemeines Rispengras

23

Sesleria varia

Blaugras

 

Farne

 

1

Asplenium ruta-muraria

Mauerraute

2

Dryopteris filix-mas

Gemeiner Wurmfarn

 

Tiere

Schmetterlinge:

Anthocharis cardamines (Aurorafalter),

Colias alfacariensis (ein dem Heufalter nah           Verwandter).

Grille: Gryllus campestre (Feld-Grille), bemerkenswert viele Individuen.

Reptil: Anguis fragilis (Blindschleiche), ein Totfund

Vögel: Die Vögel waren nicht sehr aktiv; allerdings konnten wir einige wie den schon selten gewordenen Wendehals oder den Waldlaubsänger hören. Manche der Teilnehmer kannten schon Vogelstimmen und waren sehr interessiert. 30 Vogelarten wurden festgestellt:

Amsel,

Bachstelze, Baumpieper,

Fitis,

Gartengrasmücke, Gartenrotschwanz, Girlitz, Goldammer,

Grünfink,

Hausrotschwanz, Haussperling, Heckenbraunelle,

Klappergrasmücke, Kohlmeise, Kolkrabe, Kuckuck,

Mauersegler, Misteldrossel, Mönchsgrasmücke,

Nachtigall, Neuntöter,

Ringeltaube, Rotmilan,

Schwanzmeise, Star,

Tannenmeise, Turmfalke,

Waldlaubsänger, Wendehals,

Zilpzalp.

 

 

Im Hirschen von Wirmsthal mit einem netten Wirt und sehr gutem Essen ließen wir die schöne Exkursion ausklingen

Wir danken Konrad Roth, Frau Hußlein und Helmut Müller für die wunderschöne Exkursion zu den verborgenen Schätzen unserer Heimat (!), für die gute Vorbereitung und die Erstellung der Pflanzenliste. Ein weiterer Dank gilt Frau Dietlind Hußlein für ihre umfassende Berichterstattung.


 

 (11) Samstag 13.06.2015

Kräuterwanderung durch die Schwebheimer Flur

Treffpunkt: 13:30 Parkplatz Stadthalle oder 14:00 Uhr Kirchplatz Schwebheim

Referent: Altbürgermeister Hans Fischer, Schwebheim

Bericht: Elisabeth Winkler und Georg Büttner, Schweinfurt

Organisation: Elisabeth Winkler, Schweinfurt

Unter Glockengeläute, der von Olaf Gulbrandson  erbauten St. Martinskirche in Schwebheim, begrüßte Altbürgermeister Hans Fischer die 32 Teilnehmer der Kräuterwanderung.

Auf dem Weg ins Kräuteranbaugebiet erhielten wir bereits interessante Informationen wie etwa über die unterschiedlichen Böden (z.B. Schwemmland- und Sandböden etc.) und, dass Böden und Pflanzen die gleiche Sprache müssen, wenn es gute Erträge geben soll.

Die Heil-und Würzkräuter, sowie Beikräuter, Gräser, Bäume usw., die uns auf der Kräuterwanderung  von Altbürgermeister Fischer kenntnisreich und humorvoll vorgestellt wurden, versuchen wir nachfolgend in alphabetischer Reihenfolge aufzulisten. Bei der Vielzahl an Informationen müssen wir uns allerdings auf wenige markante Hauptmerkmale beschränken. Neben den Aussagen von Herrn Fischer unterstützten uns Wikipedia und zwei schlaue Nachschlagewerke:

Gesundheit durch Heilkräuter - Autor: Richard Willfort – Verlag R. Trauner

Der Kneipp-Apothekergarten - Broschüre der Kneippwerke Würzburg –Bad Wörishofen anlässlich der Landesgartenschau 1990.

Alant – mehrjährig, bis 2 m hoch, Korbblütler, schleimlösend, schweißtreibend,  antiseptisch, verwendet wird nur die Wurzel, befindet sich in den meisten Hustentees.

Ananasminze – geeignet als Tee

Andorn - wird feldmäßig angebaut, Lippenblütler, enthält u.a. Bitter- und Gerbstoffe, gegen Appetitmangel und Verdauungsschwäche.

Angelika – die Wurzel findet z. B. Anwendung bei krampfartigen Magen- und Darmstörungen – Vorsicht! Enthält Stoffe, die gegen Sonnenlicht empfindlich machen.

Artischocke – gehört zur Familie der Distelgewächse, Artischockenherzen gelten als Delikatesse.

Baldrian – hilft bei Unruhe, Schlafstörungen, Prüfungsangst und nervösen Herzbeschwerden; macht nicht müde, wirkt nur ausgleichend.

Beifuß – macht den fetten Gänsebraten bekömmlicher.

Beinwell – heilkräftig ist die Wurzel, (enthält Allantoin) die im Spätherbst oder Frühjahr ausgegraben werden sollte. Hilft bei schlecht heilenden Wunden, Verstauchungen, Gichtknochen, Entzündungen uvm. (Kytha-Salbe). Zur Herstellung einer Tinktur Wurzeln kleinschneiden und mit Alkohol ansetzen.

Brennnessel – Anbau seit 1986. Alle Teile nutzbringend.  Schon Pfarrer Sebastian Kneipp lobte die Vielfältigkeit der Großen Brennnessel. Extrakte oder Tees helfen z.B. bei zu häufigem Harndrang, Erfolge auch bei Prostatabeschwerden, hauptsächlich reinigende Wirkung. Über die wirksamen Inhaltsstoffe herrscht z. Zt. noch Unklarheit.

Eibisch – Eibischtee bei Erkältungen. Die Wurzel enthält reizmildernde Schleimstoffe. Beachten: alle schleimhaltigen Drogen nur mit kaltem Wasser zubereiten, kochendes Wasser verklumpt den Schleim.

Eisenhut (blauer) – Gift kann über die Haut aufgenommen werden.

Fingerhut (roter) – Digitalis purpurea – giftig; bei richtiger Dosierung hervorragendes Mittel bei Herzschwäche (immer verschreibungspflichtig).

Frauenmantel Alchemilla vulgaris –gehört zur Familie der Rosengewächse, Tee bei leichtem Durchfall, Pflanze enthält Gerbstoffe.

Futterrüben – werden in Schwebheim vorgezogen für den Anbau in der Oberpfalz (ca. 2,5 Millionen Stecklinge).

Gauchheil – im Volksmund Gewitterblümchen, zartes , schönes, rotblühendes Beikraut.

Goldrute – wertvolle Bienenweide, u. a. wassertreibende Wirkung.

Häckerzwiebel - feldmäßiger Anbau, einjährig, wird 3 – 4 x im Jahr gemäht, schmeckt wie Schnittlauch. Im 2. Jahr würden die Pflanzen blühen, daher werden sie im Herbst untergeackert. Die Zwiebelknolle ist bedeutungslos.

Hirtentäschel – Heilpflanze mit blutstillender Wirkung.

Hafer – feldmäßiger Anbau, wird in Milchreife geerntet – grüner Hafertee (Reformhaus); Landwirt erhält ca. 20 Cent/Kilo Hafer.

JohanniskrautHypericum perforatum – pflanzliches Antidepressivum- Nachteil: Steigerung der Lichtempfindlichkeit. Ernte in der Vollblüte; Herstellung von Rotöl, Johanniskrautöl (hilft bei Verbrennungen 1. Grades).

Kamille – kein feldmäßiger Anbau in Schwebheim (Slowakei, Ägypten). Bei der echten Kamille ist der Blütenboden hohl. Vielfältige Heilwirkung bei Entzündungen der Haut und der Schleimhäute, krampflösend, Rollkur bei Magengeschwüren. Verwendung als Tee, für Umschläge und Badezusätze.

Kermesbeere – Verwendung der sehr dunklen Beerenfrüchte zum Färben von Zuckerwaren und Wein.

Königskerze – Blüten in praller Sonne ernten und sofort aus den Kelchen  zupfen, im Schatten trocknen, auf keinen Fall waschen. Der Tee ist eines der besten Mittel bei entzündlichen Erkrankungen der Luftwege. Befallen wird die Pflanze  gerne vom Rapsglanzkäfer.

Löwenzahn – birgt bedeutende Heilstoffe, verbessert die gesamte Stoffwechsellage, hat blutreinigende Wirkung uvam. Die Inhaltsstoffe in den  Pflanzenteilen wechseln mit der Jahreszeit. Blätter können Salaten beigegeben werden. Aus den Blüten kann man Löwenzahnhonig herstellen.

Lorbeer – Lorbeerblätter zum Würzen von Speisen wie z. B. Sauerkraut.

Mädesüß – diente als Würzmittel für Met, enthält Salicilsäure.

Majoran – beliebtes Würzmittel für Wurstwaren, hilft bei Krampfzuständen.

Malven – beliebt als Tee, enthalten Schleimstoffe, Reizlinderung bei trockenem Husten.

Mariendistel – nicht winterhart, hilft bei Leberleiden. Ihre Früchte enthalten das sog. Silymarin, einen Wirkstoffkomplex, der praktisch das einzige heute bekannte Gegenmittel bei Vergiftungen mit dem Grünen- bzw. Weißen Knollenblätterpilz darstellt.

Maulbeerbaum – Blätter dienen als Futter für Seidenraupen. Die Bäume in Schwebheim wurden im 3. Reich gepflanzt, um Seidenraupen zur Herstellung von Fallschirmseide zu züchten. Früchte sind essbar.

Melisse – hat einen feinen, zitronenartigen Duft, ist beliebt als Tee, dient auch als beruhigender Badezusatz; Melissengeist zum Einreiben wirkt erfrischend und belebend, kann mit Wasser verdünnt auch eingenommen werden. Das Kraut sollte nie mit Metall in Berührung kommen, daher nicht in Blechdosen aufbewahren.

Petersilie – glatte Petersilie ist im Duft aromatischer als krause. Beide Arten sind frisch hervorragende  Würz- und Heilkräuter (wassertreibend). Petersilie sollte in keinem Kräutergarten fehlen. Die Wurzeln enthalten Schleimstoffe. Getrocknet verliert Petersilie ihren Geschmack. Es empfiehlt sich einfrieren.

Pfefferminze - feldmäßiger Anbau in Schwebheim,  ca 0,5ha verschiedene Sorten wie z. B. Mitcham. Pfefferminze ist nicht über Samen vermehrbar, sondern Blattachsenstecklinge kommen in sandigen Boden. Die Sorte Polymentha gelangte zu DDR-Zeiten als Schmuggelware in der Handtasche von Herrn Fischers Schwiegermutter nach Schwebheim. Aus wenigen Fechsen entstanden riesige Felder. Einer der Hauptwirkstoffe des ätherischen Öles der Pflanze ist Menthol. Die Pflanze wirkt gegen viele Leiden (Magen, Darm), findet aber auch in der Lebensmittelindustrie Verwendung (Kaugummi, Pfefferminzbonbons). Pfefferminzöl wirkt äußerlich angewendet schmerzlindernd.

Portulac – Beikraut, enthält Schleimstoffe, wirkt harntreibend.

Quecke – Blätter stehen im Gegensatz zum Weidelgras quer zum Stängel. Die unterirdisch kriechenden Wurzelausläufe  bringen Zierrasenliebhaber zur Verzweiflung. Die Wurzel ist ein gutes Blutreinigungsmittel und sollte im Blutreinigungstee nicht fehlen (empfehlenswert Frühjahrstrinkkur).

Schabzigerklee – feldmäßiger Anbau, Schmetterlingsblütler, einjährig, wächst mehrfach nach, wird gemäht; Würzmittel für Käse und Brot, hervorragende Bienenweide.

Schafgarbe – verwendet werden hauptsächlich die Blüten (Juni – Ende August), vielfältige Heilkräfte – Magen, Darm, Herz  - krampflösend z. B. bei Menstruationsbeschwerden.

Schöllkraut – gelbblühend, leicht giftig. Der gelbe Saft ist ein beliebtes Naturheilmittel gegen Warzen. Die Pflanze bringt Hautkrankheiten zum Abheilen, frisch verwenden.

Sonnenhut (roter) – Echinacea purpurea, feldmäßiger Anbau, stärkt das Immunsystem z. B. Echinazin aus der Apotheke.

Sonnenhut (schmalblättrig) – ganze Pflanze wird verwendet, ebenfalls immunsystemstärkend.

Spitzwegerich – feldmäßiger Anbau, Schnitt 7 – 8 x pro Jahr. Erste Hilfe durch Auspressen des Saftes und Auflegen der Blätter bei Insektenstichen und Wunden.  Der Sirup (Presssaft mit Honig aufgekocht) ist ein  hervorragender Hustensaft, Tee hilft gegen innere Verschleimung,  industrielle Herstellung von  Bonbons.

Thymian – die hocharomatische Würz- und Heilpflanze enthält ätherisches Öl mit etwa 50% Thymol. Thymiantee bei Erkrankung der Luftwege, bei Keuchhusten, wohltuender Badezusatz als Grippebad. In Schwebheim dient die Anpflanzung  von Thymian bei der Tretanlage als Aromatherapie. Volkstümlicher Name „Immenkraut“ (daher hervorragende Bienenweide).

Waldsumpfkresse – häufiges Beikraut beim Pfefferminzanbau.

Weißdorn – Heilpflanze des Jahres 1990, hervorragendes Herz- und Kreislaufmittel (Altersherz, nachlassende Herzmuskeltätigkeit, Beklemmungsgefühl), verwendet werden Blüten, Blätter und Früchte.

Weidelgras – Blätter stehen längs des Stängels

Weizen – grün geerntet dient als Tierfutter z.B. für Meerschweinchen.

Wermut – gehört zu den bittersten Pflanzen unserer Heimat.  Wermuttee wirkt verdauungsfördernd,  galleanregend. Wermut  zählt zu den bekanntesten Magenmitteln.

Was außerdem noch wissenswert ist:

Bioanbau:

25% der Kulturfläche sind in Schwebheim Bioanbau; möglich wegen „Netzstruktur“ (Hecken), die während dreier Flurbereinigungen geschaffen wurden. Hierbei wurde der Unkenbach renaturiert.

Unkräuter,  heute als Beikräuter bezeichnet, werden vor der Aussaat der Kulturpflanzen abgeflammt: Erhitzung auf 700°C – Beikraut wird auf >=65°C erhitzt und verwelkt. Nach der Aussaat muss im Bioanbau mühsam von Hand gejätet werden.

Bewässerungskonzept:

Der Unkenbach wird (während des Sommerhalbjahres) hier mit Wasser aus drei Brunnen gespeist. Die Brunnen sind etwa 20 m tief. Die Pumpen hängen bei etwa 12 – 13 m Tiefe und fördern jeweils 5,5 bis 6 l/s. Sie erschließen (wahrscheinlich) Sandsteine im Unteren Keuper. Das Wasser wird innerhalb des Baches in Stauhaltungen aufgestaut. Die Querverbaue verbleiben von Mai bis Oktober im Bach. Die Felder können so (ausschließlich) während der Nacht (weniger Verdunstung) gezielt bewässert werden. Der fahrbare Beregner schafft dabei eine Beregnungsbreite von 80 m.

Benutzung der Kneippanlage:

3 x im Storchenschritt langsam durch das Tretbecken schreiten (ist ziemlich kalt), danach zum Aufwärmen schnell über die Wiese laufen und dann mit nassen Füßen Strümpfe und Schuhe anziehen. 5 Minuten auf einem Bänkchen den Duft des angepflanzten Thymians genießen. Dann erst das Armbad benutzen. Schont den Kreislauf.

 

Kräutertrocknung:

Nach der Ernte die Pflanzen rasch trocknen. Nie dicht übereinanderschichten. Öfter wenden. Bis auf wenige Ausnahmen Pflanzen nicht in der prallen Sonne trocknen. Trocknen in der Backröhre ist nicht empfehlenswert; falls doch einmal nötig nie über einer Temperatur von 36° C.

Die Kräuterwanderung endete im prachtvollen Rosengarten von Fam. Fischer. Hier hatte Frau Fischer für alle Teilnehmer ein Erfrischungsgetränk aus Apfelsaft und Pfefferminztee vorbereitet, was bei den sommerlichen Temperaturen freudig angenommen wurde. Der NWV spendierte das entsprechende Gebäck. Frau Fischer erhielt als Dankeschön eine kleine Patchwork-Rosentischdecke.

Herr Fischer zeigte uns auf dem Rückweg zum Ausgangspunkt noch eine Scheune mit Gerätschaften. Dr. Büttner bedankte sich beim Referenten mit einem Bocksbeutel und die Teilnehmer spendeten viel Applaus für einen äußerst lehrreichen und kurzweiligen Nachmittag.

Wir danken Herrn Altbürgermeister Hans Fischer für diese überaus lehrreiche, begeistert vorgetragene Exkursion sowie ihm und seiner Frau für die Einladung aller Exkursionsteilnehmer zum Abschluss der Exkursion in seinen Garten zu einem erfrischenden Kaltgetränk auf Teebasis … Danke für die große Gastfreundschaft.

Großer Dank gilt Elisabeth Winkler beginnend als Ideengeberin für diese Veranstaltung, für die umfangreiche Organisation (Führung der Anmeldungsliste, Kauf des Gebäcks etc.), für die Anfertigung des persönlichen Geschenks für Frau Fisher (Patchwork-Rosentischdecke) sowie für die Nachbereitung mit Berichterstellung.

Samstag 20.06.2015

Natur-Geocaching - Auf  Schatzsuche  im Raum Ebern

(Rothenhan / Rauheneck)

Referent: Johannes Vogl, Coburg

… leider ausgefallen

Diese, eigentlich für Familien mit Kindern angebotene Veranstaltung musste leider abgesagt werden, da sich nur eine Familie angemeldet hatte und dadurch der Betreuungs- und Organisationsaufwand zu groß geworden wäre.

Herr Vogl hatte Ralf Rudolph und mir (Georg Büttner) im Herbst 2014 sein Konzept im Gelände vorgestellt. Es sollte ein umweltverträgliches Geocaching werden. Wir bewegten uns ausnahmslos auf öffentlichen Wegen. Die jeweiligen Caches waren vom Weg aus gut zu erreichen. Um zu verhindern, dass einzelne Gruppen bei ihrer Suche zu tief in den Wald eindringen, sollte jede Gruppe ein Betreuer begleiten.

Unterwegs hätte es Fragen zu beantwortet gegeben, die als Aufgabe schließlich zum Ziel geführt hätten. Das Umfeld um Rauheneck ist landschaftlich sehr reizvoll … es hätte viel Interessantes zu entdecken gegeben.

Leider war alle Mühe umsonst. Ein größeres Interesse war leider nicht vorhanden.

Wir danken Herrn Johannes Vogl, für die Ausarbeitung seines Konzeptes und für die gemeinsame Begehung im Zuge der Vorbereitung im Herbst 2014.

 

Samstag, 11.07.2015

Familien-Waldführung mit dem Thema

„Wissenswertes zum Thema Wald“

Organisation: Beate Glotzmann

Referenten: Team des Steigerwald-Zentrums Handthal

Das Steigerwald-Zentrum stellt sich unter das Leitwort

„Nachhaltigkeit Erleben“. Dementsprechend wurde z.B. das Gebäude vorwiegend aus Holz und Glas errichtet. Parallel zur Gebäudeachse liegt (im Gebäude) ein 20 m langer Baumstamm, in den interaktive Einblicke in die Natur und Geschichte des Steigerwaldes integriert sind. (Das große Wurzelwerk des Baums befindet sich außerhalb des Gebäudes – im Eingangsbereich.

In einem weiteren Raum kann man viel Wissenswertes über die Lebensvorgänge eines Baumes erfahren. Beeindruckend ist hier z.B. ein Experiment mit dem die Kräfte aufgezeigt werden, die der Baum aufwendet, damit das Wasser aus den Wurzeln auf die Baumkrone gelangt.

Nach einer Führung durch das erlebbare Zentrum machten wir einen Abstecher in den Wald. Dort ist unter anderem ein Teil einer Waldklima-Station aufgebaut, an der gemessen wird, wie viel Wasser über die Stämme ins Erdreich gelangt. Dort luden uns die Referenten auch zu einem kleinen Experiment ein. Mit Hilfe einer Baumscheibe, etwas „Spüli“  und intensivem Pusten konnte nachvollzogen werden, wie der Wassertransport im Holz (über das Xylom) funktioniert.

Eigentlich sollte diese Veranstaltung vorwiegend im Wald bzw. am Waldrand durchgeführt werden. Die Temperaturen waren jedoch am frühen Nachmittag des 11.07. so hoch, dass eine (reine) Außenveranstaltung nicht durchführbar gewesen wäre. Daher entschied sich das Referententeam für eine Kombination aus (vorwiegend) Präsentation des Zentrums und (untergeordnet) späterem Abstecher in den Wald.

Darüber hinaus war die Veranstaltung als „Familien-Waldführung“ angekündigt. Mit Ausnahme eines Jugendlichen nahmen jedoch ausnahmslos Erwachsene teil, die natürlich ein deutlich höheres Vor-Wissen aufwiesen. So entwickelte sich unser Besuch für das (junge) Referententeam zu einem Diskussionsforum, insbesondere zu den Themenbereichen Botanik und Geologie. Die Veranstaltung war sicherlich für beide Seiten sehr aufschlussreich!

Unser Dank gilt dem Referenten-Team für ihre große Flexibilität und für die interessante Führung (fast) durch den gesamten Gebäudekomplex sowie für den Abstecher in den Wald.  Großer Dank gilt natürlich auch Beate Glotzmann für ihre umfangreiche Organisation im Umfeld der Veranstaltung

 


Freitag, 17.07.2015

Naturwissenschaftlicher Treff mit aktuellen Themen

Der Treff diente vorwiegend der Ideensammlung für das Jahresprogramms 2016 bzw. 2017. Außerdem diskutierten wir über den Themenkreis Bodenschutz bzw. Bodennutzung.

Es hat sich für äußerst konstruktiv erwiesen, einen solchen Treff etwa in Jahresmitte anzubieten, da dann noch genügend Zeit ist entsprechende Referenten anzusprechen … und bzw. auf aktuelle Fragestellungen einzugehen.

Allen Teilnehmern herzlichen Dank für die Diskussionsbeiträge! Und Ideen.

Samstag, 18.07.2015

Wein und Stein - Rund um den Hermannsberg bei Sand a. Main

Organisation: Ralf Rudolph, Eltmann

Referenten:

Weinanbau / Verköstigung: Herr Gottschalk, Sand (Winzer)

Geologie: Dr. Georg Büttner, Schweinfurt/Hof

Den Anfang nahm ihre Exkursion am Weingut Gottschalk mit einer kurzen Einführung in die Geologie – insbesondere die Schichten des Keupers. Von hier aus ging es leicht bergan (nach Südwesten) auf einer befestigten Straße in das Niveau des Acrodus-Corbula-Horizontes (A-C-Horizont). Diese Steinmergelbänke sind in einer typischen Verebnung direkt neben dem Wirtschaftsweg aufgeschlossen. Anhand der typischen Verebnungsflächen lässt sich beim Blick nach Westen der Bau der Keuper-Schichtstufe gut erkennen.

Im Liegenden des A-C-Horizontes stehen die Tonsteine der Myophorienschichten (kmM), in seinem Hangenden die Tonsteine der Estherienschichten (kmE) an. Nach Westen bilden beide Schichtglieder (Steil-)hänge, die zwischen Sand und Zell a. Ebersberg für den Weinbau genutzt werden.

Etwas weiter südlich (etwa im Kreuzungsbereich mit der BAB A70) ist zu erkennen, dass der Hermannsberg hier durch ein West-Ost-verlaufendes Trockental von der übrigen Schichtstufe getrennt ist. Er stellt somit einen so genannten „Zeugenberg“ dar. Das Tal entstand erdgeschichtlich deutlich früher als das quartäre Maintal. Sein Verlauf westlich der Keuperstufe wurde durch rückschreitende Erosion an der Grenze Tertiär/Quartär abgetragen. Daher ist heute nur noch ein Talrest bzw. eine Talmulde zwischen Hermannsberg und Keuperschichtstufe erhalten: „geköpftes Tal“.

Solche West-Ost-gerichtete Talzüge sind im Steigerwald und den Hassbergen häufig. Sie gehörten zu einem nach Süden (zum Molassebecken) entwässernden Talsystem und werden tertiärzeitlich eingestuft (wahrscheinlich miozänes Alter).

Dieser Talzug hat an der Südseite des Hermannsbergs Südhänge entstehen lassen, die zum großen Teil für den Weinanbau genutzt werden, teils aber auch mit Wald bestanden sind. Für den Weinanbau werden hier vorwiegend die Tonsteine der Estherien- (kmE) und der Lehrbergschichten (kmL) genutzt. Der dazwischen liegende plateau-bildende Schilfsandstein (kmS) ist Wald bestanden.

An einem Weinberg in den Estherienschichten erläuterte Herr Gottschalk, dass die Tonböden dazu neigen schnell auszutrocknen. Daher sind in heißen, trockenen Sommern, wie 2015, gezielte Bewässerungsmaßnahmen (so genannte Tröpfchenbewässerung) notwendig. Außerdem wies er darauf hin, dass man bei so extremen Wetterlagen auch gezielt Reben ausschneiden müsse, um nicht die Ernte bzw. den Rebstock in seinem Bestand zu gefährden.

Zwischen den Weinlagen türmen sich hier Steinwälle aus Schilfsandstein auf. Diese sind Zeugen des weitläufigen historischen Naturwerkstein-Abbaus am Hermannsberg. Sie erfüllen gleichzeitig eine klimatische Ausgleichsfunktion, da sie die Wärme speichern und so frühe Nachtfröste verhindern.

Unser Weg führte zunächst ein wenig in das Trockental hinein und dann steil bergauf in die Südflanke des Hermannsbergs. Hier querten wir zunächst das historische Abbaurevier, in dem der Schilfsandstein in seiner Gesamtmächtigkeit aufgeschlossen war, und gelangten schließlich in den aktiven Bruch der Fa. Bamberger Natursteinwerke.

An Hand hier liegender Blöcke konnten Formen der Weiterverarbeitung (z.B. für Kunstwerke oder Fassadenplatten) aufgezeigt werden. Der Schilfsandstein stellt in der gelbgrünen feinkörnigen Varietät vom Hermannsberg einen überregional bedeutenden Naturwerkstein dar, der heute v.a. in der Restaurierung und bei der Gestaltung von Fassaden Verwendung findet.

Des Weiteren fanden sich in einigen Steinen gut erhaltene Reste von Schachtelhalmen. Sie waren Namen gebend für die Bezeichnung dieses Schichtgliedes.

Im Steinbruch konnte dann die Gewinnung und Dimension der Natursteinblöcke anhand von Abbauspuren erläutert werden. Um die Blöcke nicht zu stark zu beanspruchen werden sie seit einigen Jahren hier mit einer Schwertsäge aus dem Verband gelöst.

Aufgrund eines Gewitters mit plötzlich einsetzendem Starkregens musste die Exkursion hier abgebrochen werden. Die Ausführungen zum Weinanbau bzw. die Erläuterungen der Prozesse, die zu einem guten Wein führen, erfolgten dann im Weinkeller von Herrn Gottschalk. Hierfür kredenzte uns Herr Gottschalk und sein Team einige Weine.

Frankenweine nehmen insgesamt nur 6% der deutschen Rebfläche ein. Typisch fränkische Weinsorten sind:

Weißweine

Grüner Silvaner: fühlt sich in Franken wohl; „Frankens Aushängeschild“, stilvoll, elegant, fein; Duft dezent, teilweise erdig.

Müller-Thurgau (auch Rivaner genannt): trägt etwa das Doppelte (wie der Silvaner), hatte zunächst schlechte Image à wäre aber für Frankens Klima gut geeignet.

Leichte, elegante Qualitätsweine Duft nach Apfel, schwarzen Johannisbeeren oder Aprikosen

Kerner: fruchtig, macht aber viel Arbeit

Scheurebe: nicht ganz so arbeitsintensiv

Bachus: Mittelkräftiger Wein, fruchtig, harmonisch mit verträglicher Säure

Grauburgunder: fruchtige Aromen, die an Birnen, Ananas und Zitrusfrüchte erinnern

Die Nachfrage nach Rotweinen ist derzeit geringer als früher. Daher beträgt der Anteil weiße zu roten Weinen in Franken nur ca. 88% zu 11-12%. – Nun sind spät reifende Sorten gesucht.

Rotweine

Domina: Dunkler Wein mit feinfruchtigen Kirsch- und Brombeeraromen.

Regent: Dunkelrot, gehaltvoll, reicht geschmacklich am ehesten an südländische Weine

Das Weingut Gottschalk ist aus einer Heckenwirtschaft hervorgegangen. Seit 15 Jahren ist Herr Gottschalk hauptberuflicher Winzer. Er betreibt in Sand eine Erlebnisgastronomie, bei der der Wein im Vordergrund steht. Er bewirtschaftet derzeit ca. 3 ha Rebfläche in zwei Anbaugebiete (Sand und Oberschwappach) mit Keuperweinen. Für diese räumliche Trennung hat er sich entschieden, um bei speziellen Wetterereignissen (wie z.B. Hagel) Totalausfälle zu vermeiden. Pro Hektar Rebfläche können ca. 7.000 l Wein gewonnen werden. Herr Gottschalk schildert im Laufe der Weinprobe sein spezielles Konzept im Sinne von: „Klasse statt Masse“. Hierzu gehört z.B., dass während des Gärprozesses der Wein nicht erwärmt sondern auf ca. 16-17°C gekühlt wird. Dies führt zu einer Verzögerung um ca. 10-15 Tage und somit zu mehr Aroma.

Als besondere Rebsorte darf das Weingut eine für Franken neue Rebsorte, den Pinotin in beschränktem Umfang anbauen. Diese Rebsorte ist resistenter, man kann daher bis zu 50% Spritzmittel einsparen. Sie zeichnet sich durch eine rubinrote Farbe aus. Ihr Geschmack ist mild und warm, ihr Duft erinnert an schwarze Kirschen.

Neben den Reben aus den eigenen Weinbergen werden vom Weingut Gottschalk auch spezielle andere Weinsorten in „ausgebaut“ (z.B. Traminer Spätlese, 500 l). Die Trauben hierfür stammen aus Wipfeld. Der Traminer ist eine Rarität in Franken. Als Spätlese stellt er lt. Herrn Gottschalk eine „Aromabombe“ dar.

Die Ausführungen gestaltete Herr Gottschalk quasi als Gespräch mit den Teilnehmern. Hieraus ergab sich, dass wir sogar die Traminer-Spätlese zur Verköstigung erhielten. Neben den typischen Frankenweinen und der Traminer Spätlese wurden uns ein Pinotin sowie ein Secco blanc, ein Secco aus der Rivanertraube serviert.

Im Anschluss an die offizielle Veranstaltung bestand die Möglichkeit zum Verbleib und zur Verköstigung weiterer guter Tropfen. … Das Interesse an der Veranstaltung „Wein und Stein“ war sehr groß. Trotz des unsicheren Wetters kamen ca. 30 Personen nach Sand. Eine größere Gruppe verblieb bei angeregten Gesprächen im Weinkeller … Eine gelungene Veranstaltung!

Unser Dank gilt

Herrn Gottschalk für seine interessanten Ausführungen zum Weinanbau und zum Weg des Weins von der Lese in die Flasche

Herrn Gottschalk und seinem Team für die professionelle Organisation der ausgezeichneten Weinprobe!

Herrn Martin Graser, Geschäftsführer der Firma Bamberger Natursteinwerke, für die Möglichkeit den Schilfsandstein-Steinbruch am Herrmannsberg im Rahmen dieser Exkursion besuchen zu dürfen sowie für Informationen zu aktuellen Abbaumethoden

Ralf Rudolph, Eltmann für Ideen-Gebung und umfangreiche Organisation der Veranstaltung.

Freitag, 18.09. 2015

Tag der Offenen Bildung der Volkshochschule Schweinfurt … der Naturwissenschaftliche Verein stellt sich vor

16:00 bis 19:00 Uhr, VHS-Gebäude, Schultesstraße

Organisation und Bericht: Elisabeth Winkler, Schweinfurt

 

Die diesjährige Beteiligung am Haus der offenen Bildung als Kooperationspartner der VHS bescherte uns 60 Besucher und damit sozusagen ein volles Haus.

Mit einem Rundgang durch die Präsentation lassen wir die Veranstaltung hier kurz revuepassieren.

Vor der Eingangstüre hieß ein Blumenarrangement unsere Gäste willkommen. Im Raum stellten wir als erstes die bereits veröffentlichten Bücher unseres Mitglieds Konrad Roth vor. Mit einem Probeandruck konnten wir auf sein in Kürze erscheinendes neues Werk hinweisen.

Titel: Botanische Kostbarkeiten und bemerkenswerte Pflanzenarten aus dem östlichen Unterfranken, vor allem aus der Rhön

Auf dem folgenden Tisch zogen die Riesenmeeresschnecken von Herrn Reinhold Jordan die Blicke auf sich. Einen Vortrag zu diesem Spezialgebiet hatte er im Januar d. J. gehalten. Weinberg- und Gartenschnecken ergänzten das Thema und Minischnecken konnte man unter die Lupe nehmen.

Als nächstes ließen Herr Winkler und das Ehepaar Huber auf Wunsch Vögel zwitschern. Ein Vogelposter wies auf diese Möglichkeit hin und Sachbücher mit entsprechender Software machten die gewünschten Vogelstimmen hörbar. Zahlreiche Besucher zeigten sich von diesem Angebot begeistert.

Dr. Georg Büttner schloss an mit dem Thema „Steine in der Stadt“.  Auf einer Texttafel mit Fotos konnte man einen entsprechenden Stadtrundgang vom März 2014 nachverfolgen. Gerahmte Fotos (Werner Drescher) zeigten markante Schweinfurter Gebäude. Detailfotos vom Ebracher Hof (E. Winkler) veranschaulichten die vermauerte Vielfalt an diesem historischen Gebäude. Dr. Büttner ergänzte die Fotos mit den dazugehörigen Steinen (verschiedene Sandsteine, Gips uvm.).

Dann konnte die Mineralien- und Fossiliensammlung von Herrn Francise L. Huber bewundert werden .Wie auch der vorhergehende Stand lockte diese Sammlung viele interessierte Besucher an, fand großen Anklang und ließ zahlreiche Gespräche stattfinden.

Der folgende Informationsstand gab Auskunft über das Programm 2016. Besucher konnten sich über die lfd. Veranstaltungen informieren bzw. in Listen eintragen, um zukünftig über die Aktivitäten des NWV unterrichtet zu werden. Außerdem konnte man testen, wie stachelig die Fruchthüllen von Esskastanien (Maronen) sind. Lupen gab es zum kostenlosen Mitnehmen. Auch hier fand mit den Besuchern ein reger Gedankenaustausch statt. Frau Dietlind Hußlein unterstützte mich tatkräftig bei der Standbetreuung und sprang überall dort ein, wo Hilfe gebraucht wurde.

Ein besonderes Highlight stellte die Botanik-Abteilung, gestaltet von Frau Helga Huber, dar. Frau Huber wählte als Thema „Pflanzen ganzheitlich betrachtet“. Meist werden Pflanzen nur oberflächlich nach Formen oder Farben von Blättern und Blüten betrachtet bzw. bestimmt. Dabei haben Pflanzen viel mehr zu bieten! Bäume, Grünflächen, Blumenrabatten in Parks und Gärten sind die grüne Lunge unserer Städte. Zahlreiche Pflanzen (auch giftige) besitzen heilkräftige Wirkstoffe (Salben, Tees, Tinkturen etc.), dienen als Nahrung für Mensch und Tier, liefern Nektar für Bienen (Honig), können als biologischer Dünger eingesetzt werden (Brennnesseljauche) und spielen auch in Märchen und Sagen eine nicht unbedeutende Rolle. Liebevoll gestaltete Tafeln vertieften das Thema und zahlreich mitgebrachte Pflanzen verdeutlichten mit ihren bezaubernden Farben und teils betörenden Düften, dass Pflanzen auch Balsam für die Seele sein können.

Daneben hatte Herr Werner Drescher seinen Laptop aufgebaut. Mit phantastischen Aufnahmen ließ er die Besucher an unseren Exkursionen teilnehmen.

In der Mitte des Raumes hatte sich ein kleiner Stuhlkreis gebildet. Hier bestimmten Herr Dr. Büttner und Herr Helmut Müller sachkundig die von Besuchern mitgebrachten Steine. Ein neues Angebot, von dem gerne Gebrauch gemacht wurde.

Vor dem Ausgang gab es noch zwei Hinweise auf zukünftige Veranstaltungen. Wir luden mit einem Plakat zur Himmelsbeobachtung im November ein. Bereits für 2016 warben wir für einen Vortrag zur  Ausgrabung der  Wüstung  Suabheim. Herr Rudolf Meinhard wird dazu sein maßstabgerechtes Modell ausstellen, das mit seiner Detailgenauigkeit äußerst sehenswert ist. Eine Skizze der Ausgrabungsstätte konnten wir auf der Werbetafel zeigen.

Für all unsere Besucher lagen am Ausgang auf einem Tisch noch Versteinerungen zum kostenlosen Mitnehmen bereit. Viele schöne Fossilien fanden ein neues zuhause.

Wir hatten ein sehr interessiertes und aufgeschlossenes Publikum. Wir danken der Leiterin der VHS, Frau Jutta Cize und Herrn Forster für diese hervorragende Möglichkeit, den NWV im Rahmen einer solchen Veranstaltung einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen. Unser Dank gilt auch dem Hausmeister, Herrn Werner Kloos, der uns stets freundlich und hilfsbereit unterstützt.

Danken möchte ich allen im Text bereits namentlich genannten Vereinsmitgliedern, die mich durch ihr vielfältiges Engagement und ihre tatkräftige Mithilfe unterstützt und so wesentlich zum guten Gelingen dieser Veranstaltung beigetragen haben.

Ein extra Dank geht noch an meinen Sohn Christoph. Er unterstützt mich, wie auch Herr Drescher, bei allem, wozu ein Computer nützlich ist (ausdrucken zahlreicher Texte) und an meinen Mann Otmar Winkler. Er hilft mir im Vorfeld, wenn handwerkliches Geschick gefragt ist oder schwerere Sachen transportiert werden müssen. Last but not least geht mein Dank an unseren Vorsitzenden, Herrn Dr.  Büttner, der mir mit viel Vertrauen bei der Themenauswahl und Gestaltung dieser Veranstaltung freie Hand lässt, aber trotzdem mit Rat und Tat zur Seite steht.

 

Tag des Geotops - Sonntag, 20.09.2015

Besuch des Gips-Steinbruches in  Sulzheim

Führung / Referent: Werksleiter Helmut Weiß, Casea GmbH

Bericht: Georg Büttner, Schweinfurt

Die Firma Casea GmbH baut bei Sulzheim ein ca. 5 m mächtiges Gipslager der Grundgipsschichten des Mittleren Keupers ab und stellt daraus im Gipswerk ca. 100 verschiedene Produkte her (z.B. Formengipse, Gipse für den medizinischen Bereich, in Mischung mit REA-Gips: Gipse für Bauwirtschaft – z.B. Putze).

Der Gips entstand in der Keuperzeit durch Verdampfung in einem salinen Umfeld. Neben Gips kamen Tone und Karbonate zur Ablagerung. Nach der Sedimentation wurde das Gipslager durch mehrere 100 m mächtige Ablagerungen (des Keupers, ggf. auch des unteren Juras) überdeckt. Durch die Auflast dieser ca. 500 m mächtigen Überdeckung wurde der Gips (CaSO4 x 2H2O) in Anhydrit (CaSO4) umgewandelt.

Spätestens im Mittleren Jura endete hier die Ablagerung. Im Zuge von Jahrmillionen wurden die überdeckenden Schichten wieder abgetragen und das Sulfatlager gelangte allmählich an die Oberfläche. Durch Wasseraufnahme wandelte sich der Anhydrit wieder in Gips um. Bei diesem Umwandlungsprozess kommt es zu einer deutlichen Volumenzunahme, die den Gips quellen lässt. Hierdurch entstehen weitere Risse sowie so genannter Schlangengips. Allerdings wurde nicht aller Anhydrit in Gips umgewandelt. Im Schutz einzelner Tonsteinlagen blieben noch kleinere Anhydritlagen erhalten (dies wurde uns auch  vor Ort gezeigt).

Spätestens seit der Quartärzeit ist der Gips der Verkarstung ausgesetzt. Dabei kann 1 Liter gipsfreies Wasser 2 g Gips lösen. Dies ist beachtlich. Wenn man beispielhaft eine Karstquelle mit einer Schüttung von 5 Litern pro Sekunde annimmt, so kann diese bei Gipssättigung ca. 864 kg gelösten Gips pro Tag bzw. 31,5 Tonnen Gips pro Jahr abführen. Dies entspricht einem (gelösten) Rauminhalt von ca. 12 m³. Da dieser Vorgang nun bereits mehrere 100.000 Jahre andauert, finden sich im Gipslager zahlreiche Dolinenstrukturen und Karstschlotten, die ihrerseits mit so genanntem Residualtonen verfüllt sind.

Im Zuge der Gewinnung wird zunächst der Mutterboden abgeschoben und für die Rekultivierung deponiert. Der abzubauende Bereich wird dann gesprengt und mit Radlader auf Lkws geladen, die ihn auf Werkstraßen zur Siloanlage nördlich Sulzheim transportieren. Dort wird er vorgebrochen und gesiebt. Dadurch werden tonige Bestandteile (aus tonigen Zwischenlagen und bzw. Residualtone aus Karstschlotten) vom Gipsgestein getrennt. Das derart gereinigte Gipsgestein wird dann mit LKWs zum Gipswerk (östlich Sulzheim) transportiert und dort weiterverarbeitet (z.B. Erhitzen in Autoklaven mit oder ohne Wasseratmosphäre; s. Mitteilungen NWV 2014).

In Abhängigkeit vom späteren Produkt werden unterschiedliche Reinheitsgrade des Gipses benötigt. Diese können bereits im Steinbruch durch selektive Gewinnung einzelner Horizonte gesteuert werden. Daher wird je nach aktuellem Bedarf in der Produktion entschieden, ob z.B karbonatische Zwischenlagen oder Anhydritlagen mitgefördert werden können.

Die Farbe des Gipses (weiß oder beige-farben) erlaubt keine Aussage über die Reinheit des Gipses. Diese Farbgebung wird durch Eisen bzw. dessen Oxidationsstufen gesteuert, hat aber lt. Herrn Weiß keine Auswirkung auf die spätere Verwendung. Bei geübtem Auge erkennt man Anhydrit an seiner eher dunkelgrauen Färbung und größeren Gesteinshärte.

Der abgebaute Bereich wird mit Erdaushub (der umgebenden Gemeinden) verfüllt und kann nach Auftrag des Mutterbodens wieder landwirtschaftlich genutzt werden. Herr Weiß betonte, dass nur Erdaushub, nicht jedoch Bauschutt für die Verfüllung zugelassen ist.

Im Zuge der Exkursion zeigte uns Herr Weiß den aktuellen (stufenweisen Abbau), Bereiche, die sich in Verfüllung befanden und rekultivierte Abschnitte. Er wies auch darauf hin, dass für Renaturierungsmaßnahmen in beschränktem Maße auch gezielt Böschungen und Wasserflächen geschaffen wurden.

Die Exkursion wurde zusammen mit dem GIZ (Gipsinformationszentrum Sulzheim) veranstaltet. Dank guter Werbung kamen fast 40 Interessierte. Etwa die Hälfte davon waren NWV-Mitglieder bzw. deren Angehörige und Freunde.

Herr Weiß hatte wahrscheinlich bereits mit einem solch starken Andrang gerechnet. Er hatte daher seinen Bruchmeister dabei. Die Veranstaltung war perfekt organisiert. Für die Sammler hatte das Gipswerk einen Haufen frisch gesprengtes Gestein auf ein Plateau legen lassen. Dort konnten neben Gipskristallen schöne Sedimentstrukturen gefunden werden.

Wir danken Herrn Werksleiter Helmut Weiß, Casea GmbH  für die perfekt organisierte Exkursion sowie für ihre kompetenten fachlichen Erklärungen zu Geologie, Abbau und Rekultivierung.

Quellenhinweis

Büttner, G. (2014): 26.07.2014 - Besuch des Gipswerks Sulzheim. - Mitteilungen 33, Naturwissenschaftlicher Verein Schweinfurt, S. 62-64.

26.-27.09.2015

2 tägige Exkursion nach Freiberg in Sachsen terra mineralia, Deutschlandsammlung und Reiche Zeche

Organisation: Bernhard Kragler, Schweinfurt

Kurzbericht: Georg Büttner, Schweinfurt

Referenten:

terra mineralia und Deutschlandsammlung im Krügerhaus: Reiner Haake, Mineraloge, Freiberg

Stadtführung: Stadtführer Gerhard Haubold, Stadt Freiberg

Reiche Zeche: Grubenführer

Programmablauf:

Samstag, 26.09.15

07:30 – 11:30   Anreise (Schweinfurt – Freiberg)

Ab 11:30         Einchecken

12:00 – 13:00 kurzer Stadtrundgang

13:15 – 17:00 geführter Rundgang terra mineralia

17:00 – 19:00: Freie Verfügung, Imbiss etc.

Ab 19:00:       Abendessen mit Vertretern der Freiburger Mineralienfreunde

Sonntag 27.09.15

09:00-10:30:    Stadtführung mit Bezug zum Bergbau

10:30-13:00:    Besuch d. Deutschlandsammlung

14:00-16:30:    Bergwerksführung Reiche Zeche

Ab 17:00        Rückfahrt (Freiberg – Schweinfurt)

 

Unser Mitglied Bernhard Kragler hatte diese höchst informative, 2-tägige Exkursion vollständig organisiert. Hierzu zählte nicht nur Buchung der Stadt-, der Bergwerksführung sowie der Führungen in der terra mineralia und der Krüger-Sammlung, sondern auch die gesamte Logistik der Quartierbuchung (bei sich mehrfach ändernden Quartierwünschen). Da Bernhard Kragler zugleich Mitglied bei den Freiberger Mineralienfreunden ist, gelang es ihm für die jeweiligen Führungen sehr gute Fachleute zu finden. So erwies sich jeder Führungsteil als besonderes Erlebnis, stets spannend, voller Informationen und sehr gut nahe gebracht. Es führten uns ein Mineraloge, ein studierter Landwirt (als Stadtführer) und ein Bergbaufachmann.

Am Samstagabend stand außerdem ein Treffen mit den Freiberger Mineralienfreunden auf dem Programm. Auch hierbei hörten wir viel Interessantes zum Freiberger Erzbergbau und erhielten als Gastgeschenk sogar einen Faksimile-Druck der alten Bergwerkskarten.

Großer Dank an dieser Stelle an Bernhard Kragler für seine vielfältige Organisation dieser in allen Facetten überzeugenden Exkursion.

Freiberg in Sachsen ist eine Bergbaustadt mit 800-jähriger Tradition. Das unterirdische Freiberg erstreckt sich auf eine Fläche von etwa 5x6 km, weit über die Stadtgrenzen hinaus. Im Laufe der Bergbaugeschichte wurden hier ca. 5.000 Tonnen Silber gefördert, daher wird Freiberg auch als Deutschlands Silberstadt bezeichnet.

Bei der Stadtführung erfuhren wir von Stadtführer Gerhard Haubold sehr viel Wissenswertes zur (Bergbau-)Geschichte von Freiberg, seinem Handel mit den Hansestädten und zu Freibergs Erfindern, wie Prof. Wilhelm August Lampadius, dem Erfinder einer „Gasbearbeitungsapparatur“, welche die Basis der Gaslaterne auf dem europäischen Festland darstellte.

Heute beherbergt Freiberg die Technische Universität (TU) Bergakademie Freiberg, an der u.a. Geologie und Bergbau gelehrt werden, sowie überregional bedeutende Museen und Sammlungen insbesondere zur Mineralogie und Geologie. Im Zuge der Exkursion besuchten wir die terra mineralia in Schloss Freudenstein und die Deutschlandsammlung im Krügerhaus. Beide Male erhielten wir eine fachlich sehr kompetente Führung durch den Freiberger Mineralogen Reiner Haake.

Die „terra mineralia“ beherbergt die größte und sehenswerteste private Mineraliensammlung Deutschlands. Die Stifterin dieser Sammlung ist die Schweizerin Dr. Erika Pohl-Ströher.

Frau Pohl-Ströher wurde 1919 in Rothenkirchen/Vogtland geboren. Ihr Großvater Franz Ströhler war Gründer des Kosmetik-Konzerns Wella. Frau Ströher hat in Jena Biologie und Chemie studiert und in Biologie promoviert. Als Hobby hat sie 60 Jahre lang weltweit Mineralien nach ästhetischen Gesichtspunkten gesammelt. 2004 überließ sie ihre Sammlung der TU Bergakademie Freiberg als Dauerleihgabe. Seit 2008 ist die Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich.

Die Exponate werden, nach Erdteilen gegliedert, entsprechend ihrer Schönheit präsentiert. Eingangs finden sich einzelne Stationen zu praktischen Anwendungen (künstlich) hergestellter Minerale in der High-Tech-Industrie. Hier werden z.B. Quarz-Waver für die Chip-Industrie und hochreinen Flussspat für die Optische Industrie vorgestellt. Herr Haake erläuterte die Entstehung der Mineralien (Paragenesen), ihre Vorkommen im jeweiligen Erdteil (Lagerstätten oder spezielle Mineralvorkommen). Er erklärte die Ursachen der Färbungen und Besonderheiten, wie z.B. ungewöhnlich große Kristalle oder Skelettstrukturen.

In der Deutschlandsammlung (Krüger-Stiftung) werden mineralogische Besonderheiten vornehmlich aus den deutschen Altbergbau-Gebieten gezeigt. So z.B. Silberlocken aus Freiberg, Barytstufen aus dem Sauerland, grüne Pyromorphite aus Bad Ems, Fluorite aus der Oberpfalz, große Halitwürfel aus Thüringen oder filigrane Gipskristalle aus Sachen-Anhalt. Die Gliederung erfolgt nach Herkunftsgebieten. Jedem Teilgebiet ist dabei zumindest eine Vitrine, teilweise sogar ein eigner Raum gewidmet. Die Entstehung der Minerale bzw. ihr Vorkommen wird mittels 3-D-Darstellungen und schematisierter Grubenrisse visualisiert. – Beachtenswert ist eine Sammlung kristallographischer Holzmodelle, zur Verdeutlichung der Formenvielfalt.

Das Besucherbergwerk Reiche Zeche ist zugleich Forschungs- und Lehrbergwerk der TU Bergakademie Freiberg. Im Zuge der Untertage-Befahrung erfuhren wir (als Kleingruppe von nur 7 Teilnehmern) von einem Bergbau-Fachmann viel Wissenswertes über Bergbaugeschichte, verschiedenen Abbautechniken sowie über die Eigenschaften des Gebirges. Beeindruckend waren mittelalterliche, mit der Hand geschlagene schmale Stollen sowie mit Bruchsteinen ausgemauerte Stollen aus dem 18. Jahrhundert, teils mit erhaltener eingeschlagener Jahreszahl der jeweiligen Fertigstellung. Zur Wasserhaltung erfuhren wir, dass das Grubenwasser auch heute noch über einen ca. 30 km langen (historischen) Stollen untertägig in Richtung Elbe abgeleitet wird. - Im Laufe der Zeit haben sich im Bergwerk an einigen stark wasserwegsamen Stellen große meist braune und schwarze Sinter (Sinterfahnen, aber auch Stalagmiten und Säulen) gebildet. Diese werden vorwiegend mit Lösung und Wiederausfällung von Eisen und Mangan in Beziehung gebracht.

Begonnen hatten wir im großräumigen Stollensystem des 19. und 20. Jh. auf ca. 150 m Tiefe. Danach ging es auf die nächst höhere Abbausohle. Der Höhenunterschied von etwa 60 m wurde auf in den Fels gehauenen Stufen, aber auch über Leitern (so genannte Fahrten) überwunden. Von hier aus erreichten wir nach gut 2 Stunden die Erdoberfläche wieder mit dem Förderkorb. – Die Untertageführung war für alle Teilnehmer ein großes Erlebnis und der krönende Abschluss dieser gelungenen Exkursion.

An der Exkursion nahmen mit Herrn Kragler 10 Personen teil, allerdings fuhren nur 7 ins Bergwerk ein. Drei Teilnehmer entschieden sich für einen Verlängerungstag, an dem sie das Naturkundemuseum in Chemnitz besuchten.

 

Samstag 14.10.2015 … Tag der Steine

Exkursion zu heimischen Naturwerksteinen im Schweinfurter Stadtbild (südwestliche Altstadt u. Gründerzeit-Viertel)

Referent und Bericht: Diplomgeologe Dr. Georg Büttner Hof/ Schweinfurt

Diese Exkursion führte uns vom historischen Alten Friedhof ins Gründerzeit-Viertel und von hier an die Stadtmauer am Theater. Wir begannen an dem erhaltenen Rest der Spitaltorbrücke im Kellergeschoß des VHS- bzw. Zeitungsgebäudes.

Die Bögen der 1749 errichteten Stein-Brücke sind aus exakt zugehauenen Sandsteinquadern erstellt, das Füllmauerwerk besteht aus Sandstein-Bruchsteinen. Beide Male handelt es sich um Sandsteine des Untern Keupers. Im Osten schließt die Brücke an die Fundamente des ehemaligen Spitaltors an (Muschelkalk), die wiederum in Teile einer im 17. Jh. errichteten Schanzenanlage einbinden. Diese Schanzenanlage, die ihre Fortsetzung jenseits der Schultesstraße findet, ist ebenfalls aus Unter-Keuper-Sandsteinen (ku) errichtet. - Den Straßenbelag (Pflaster) der Brücke bildet Oberer Muschelkalk (mo) in Normalfazies. Es handelt sich dabei um eine der wenigen im Schweinfurter Stadtbild erhaltenen Original-Pflaster-Reste.

Von der Spitaltorbrücke ging es zum Stadtmauerrest am so genannten Jungfernkuss (16. Jh). Dieser Mauerrest ist sehr gut, mit Originalmaterial aus der Normalfazies des Oberen Muschelkalks restauriert und zeigt so gut das ursprüngliche Erscheinungsbild. Nur in den oberen Partien sowie im Bereich der Türme befinden sich vermehrt Sandsteine des Unteren Keupers. Diese Abfolge ist für die Schweinfurter Stadtmauer typisch und stellt eine zeitliche Entwicklung dar.

Insbesondere an der Südseite der Friedhofsmauer befinden sich zahlreiche große (historische) gelbgrüne und violettrote, teils stark verwitterte Grabplatten (16. bis 19. Jh.) aus dem Werksandstein des Unteren Keupers. Die starke Verwitterung zeigt anschaulich, wie stark dieser feinkörnige, tonig gebundene Sandstein meist parallel zur Schichtung abgrust. Die Größe der Grabsteine lässt erkennen, welch große Platten aus dem Werksandstein gewinnbar waren.

Das (moderne) Mahnmal (20. Jh.) im Alten Friedhof besteht aus Quaderkalk und zeigt gut die Blockartigkeit und gute Verwitterungsresistenz dieses Gesteins. Im Alten Friedhof machten wir noch kurz am Denkmal, das an die knapp 70 jährige Präsenz der Amerikaner in Schweinfurt erinnerte (Sandstein aus dem Mittleren Keuper von Steff Bauer) sowie an der Gedächtnistafel für unseren Vereinsgründer, Pfarrer Emmert, halt.

Am Eingang zum Alten Friedhof steht ein Löwenpaar aus gelbem, feinkörnigem Sandstein (Teile eines Kriegerdenkmals von 1895). Die Größe der Proportionen und die Entstehungszeit lassen vermuten, dass es sich hier nicht um den Werksandstein des Unteren Keupers (kuW), sondern um Schilfsandstein des Mittleren Keupers (kmS) handelt. - An der Aufgangstreppe finden sich links und rechts Sandsteinequader mit unterschiedlichem Aussehen und Verwitterungsgrad. Während der stark durchfeuchtete westliche Flügel noch aus den ursprünglichen fränkischen Keupersandsteinen besteht, wurde der östliche Flügel vor einigen Jahren restauriert und dabei durch einen anderen Sandstein ersetzt. Herr Helmut Müller konnte in Erfahrung bringen, dass die beigegelben Steine aus Thüringen stammen und wahrscheinlich dem Unteren Keuper zuzuweisen sind.

Von hier aus ging es über die Heiliggeist-Kirche (Quaderkalk 1897-1902) zum restaurierten Stadtmauerrest (Bastion) am Pfarrhaus von Heiliggeist. Hier wurde die restaurierte Fassung (Sandsteinquader mit nun nach oben ergänzten Reihen) mit dem Zustand vor der Restaurierung verglichen (Begehung des Arbeitskreises 08/2011). Über das Gebäude der ehemaligen Bayerischen Staatsbank am Parkplatz Schweinfurt Mitte (Sockel Quaderkalk, Fassade Rhätsandstein, E. Drollinger, historisierender Jugendstil, 1908) ging es entlang der Gunnar-Wester-Straße zur 1855 errichteten ehem. Oberrealschule und zur Giegler-Pascha-Villa.

Das Erdgeschoß der Oberrealschule ist in massivem feinkörnigen Sandstein errichtet. Es dürfte sich dabei um Schilfsandstein (kmS) aus dem Sander Raum handeln. Die beiden oberen Geschosse sind verputzt.

Demgegenüber stellt die Giegler-Pascha-Villa (errichtet 1893/94) einen Sandsteinquaderbau dar. Es wechseln hier violettrote und gelbgrüne Sandsteine ab. Entsprechend dem Aussehen und der Größe dieser feinkörnigen Sandsteine handelt es sich um Werksandstein des Unteren Keupers.

Am Durchgang zur Schrammstraße findet sich eines der ehemaligen VKF/SKF-Werkstore (hier: Werkstor Nr. 2), die früher in die Fabrikfassade integriert waren (daher mit Quaderkalkplatten ausgebesserte Fehlstellen auf der Nordseite). Es wurde 1905/10 aus massiven Quaderkalkblöcken errichtet und weist die für dieses Gestein typische Ornamentik auf (Jugendstil).

In der Schrammstraße finden sich einige Gebäude(-Reste) aus der Jahrhundertwende 19./20. Jh, die auch bezüglich Naturwerksteine interessant sind. So z.B. das Eckhaus zur Sattlerstraße (ehemalige Gaststätte Gambrinus) mit Sandsteinerker (wahrscheinlich Schilfsandstein) um 1900 (Jugendstil) und der undatierte Säulengang (Laubengang: Gebäuderest vor modernem Bau) der ehemaligen SKF-Kantine. Die violettrot bis gelbgrün gebänderten massiven Sandsteinsäulen wurden aus Schilfsandstein (kmS), wahrscheinlich aus dem Sander Revier errichtet. Das Erdgeschoss des ehemaligen Finanzamtes (Ecke Friedenstraße / Schillerplatz, 1904) besteht wiederum aus gelbem Schilfsandstein, der hier allerdings farbig gefasst ist.

Der Granitbelag auf dem Schillerplatz ist aus chinesischem Granit und wurde im Zuge der Neugestaltung des Platzes (Anbindung des ECEs an die Innenstadt) verlegt.

Unser Weg führte nun entlang der Friedenstraße zur Ludwigstraße (Gebäude stichpunktartig):

        Moderner Bürobau, ehemaliges Finanzamt (2. Hälfte 20.Jh.: Obergeschoss: Quaderkalk-Platten, Erdgeschoss: Quarzit-Riemen (wahrscheinl. aus Skandinavien)

        Gebäudegruppe im Kreuzungsbereich mit der Theresienstraße (beginnendes 20. Jh.): Ziegel-Sicht-Mauerwerk, Fenster- und Türrahmen aus Schilfsandstein  (typische Arbeiterhäuser des beginnenden 20. Jh.)

        Mauer zum Patientengarten Krkh. St. Josef: Sichtbeton mit Granitkappe

        Ehemaliges Denkmal an der Ludwigschule: Quaderkalk mit stilisiertem Rosen

        Friedenschule (Ludwigstraße; Historismus, 1907/08): 2 Portale aus Quaderkalk mit aufgesetzten Putten

        Krankenhaus St. Josef (Altbau, Ludwigstraße):

Eingangsbereich (außen): moderne Muschelkalkplatten (Quaderkalk; moq)

Foyer (innen)- Bodenbelag und Wandverkleidung: Solnhofer Plattenkalk (gelb) (Kalkstein des Oberen Malm) und Horwagener Marmor (Deutsch Rot) im Wechsel.

Der Horwagener Marmor stellt einen devonischen Kalkstein aus dem Frankenwald (bei Hof) dar, der v.a. im beginnenden 20. Jh. in repräsentativen Gebäuden (meist Treppenhäusern) zum Einsatz kam. In Schweinfurt z.B. auch Treppenhaus des Gerichtsgebäudes. Das Vorkommen (Gesteinslinse) ist heute vollständig abgebaut.

Unsere weitere Route führte über die Ludwigstraße zum Stadtmauerrest (1560) am Theater und endete an der Baugrube des geplanten „Höpperlesturm“. Hier ist an Hand der verwendeten Steine sehr gut ein Bombenschaden (des 2. WK) in der Mauer zu erkennen, da dort die grauen Kalksteine des Oberen Muschelkalks von einem bunten Gemisch aus (teils durch Hitze (Brand) rot gefärbten = „gefritteten“) Keuper-Sandsteinen und Kalksteinen unterbrochen sind.

Den „Ruf der Steine“ waren trotz unsicheren, nasskalten Wetters knapp 10 Interessierte (vorwiegend Mitglieder) gefolgt. Alle beteiligten sich gut an der Diskussion und trugen so zum gemeinsamen Wissenszuwachs bei. Das Nachkolloquium fand im Cafe Sax’s statt.

Quellenangaben:

Denkmalliste für Schweinfurt des Bayer. Landesamtes f. Denkmalpflege (Stand 11/2013)

Wikipedia-Abfrage: Liste der Baudenkmäler in Schweinfurt v. 24.02.2014

www.schweinfurtfuehrer.de (02/2014)

Freitag 06.11.2015 und Freitag 13.11.2015

Himmelsbeobachtung – Besuch der Sternwarte des Walter-Rathenau-Gymnasiums Schweinfurt

Referenten: OStR Udo Ludwig u. die Astro-AG des WRG insbes. Hr. Florian Köhler u. Hr. Ludwig jun.

Organisation: Elisabeth und Otmar Winkler Schweinfurt

Bericht: Georg Büttner, Schweinfurt

 

Vor 30 Jahren wurde die Sternwarte in Verbindung mit dem Schulbau (Aufzug) der Walter-Rathenau-Schulen errichtet. Sie ist seitdem Ausgangspunkt für nächtliche Exkursionen am Sternenhimmel. Astronomie wird für interessierte Schüler am Freitagnachmittag gelehrt. Initiator der Sternwarte und langjähriger Leiter der Astronomiekurse war Herr Josef Keil. Seit dessen Ruhestand leitet Herr Udo Ludwig die Astronomiekurse. Das Interesse an der Astronomie hält bei einigen ehemaligen Schülern auch über die Schulzeit hinaus an, so dass sie weiter in der Astro AG mitarbeiten und bei Führungen, wie diesen unterstützend mitwirken.

„Die Besucher können bei geöffneter Kuppel einen Blick durch das Hauptinstrument, ein Ritchey-Chrétien Teleskop werfen und so Einblicke in unbekannte Sternenwelten erleben. Ein engagiertes Team und zahlreich installierte Instrumente versprechen einen interessanten Abstecher in die Wissenschaft der Astronomie. Die Veranstaltung findet bei jedem Wetter statt, denn das Team um OStR Ludwig verspricht auch bei bedecktem Himmel einen spannenden Abend.“ …. Soweit der Ankündigungstext.

Leider war an beiden Freitagen das Wetter für eine Sternenbeobachtung nicht passend. Lediglich die erste Gruppe (Kinder mit Eltern) am 06.11.2015 konnte Sterne beobachten. Die 2. Gruppe sah an diesem Tag noch kurz die Plejaden, sonst aber v.a. Nebel/Wolken und dann den Turm der Heilig-Geistkirche. – Allerdings war es am 06.11. noch kurzzeitig möglich Sternbilder von der Terrasse der Sternwarte (in Teilen) zu erkennen. Demgegenüber war das Wetter am 13.11.2015 geprägt von Sturm und Regen, so dass sich die Kuppel nur einen kleinen Spalt öffnen ließ. Der Schwerpunkt lag daher beide Male in der Erklärung der Funktionsweise der Teleskope (Spiegel und Linsen), der Unterschiede in der Darstellung der Objekte und in Hinweisen zur allgemeinen Sternbeobachtung (z.B. Lichtverhältnisse am Beobachtungsort).

Dem Interesse der Teilnehmer tat das ungünstige Wetter keinen Abbruch. Insbesondere die Kinder waren von den künstlichen Leuchtzeichen genauso begeistert wie von den natürlichen. Die (erwachsenen) Betrachter mussten sich in die Darstellungsart der Teleskope zunächst einsehen, da die abgebildeten Objekte auf dem Kopf stehen. Dies spielt, wie wir erfuhren,  am (Sternen-)Himmel keine Rolle, ist jedoch ungewohnt, wenn man den Turm einer Kirche, oder Details des Wasserturms am Bergl durch ein Teleskop betrachtet.

Neben der Sternenbeobachtung erhielten die erwachsenen Teilnehmergruppen an beiden Freitagen eine etwa 1-stündige Einführung in die Astronomie durch OStR Ludwig. Herr Ludwig verstand es sehr gut, dieses komplexe Thema soweit „herunterzubrechen“, dass es allgemein verständlich wurde und dennoch die Bezüge zur Wissenschaft erhalten blieben. Im Folgenden werden einige Streiflichter aufgezeigt:

Beginnend von der Sternenscheibe von Nebra zeigte OStR Herr Ludwig das uralte Interesse der Menschen an der Beobachtung der Gestirne. Anfangs diente diese Beobachtung der Festlegung von Aussaat und Ernte oder bei den Ägyptern der Vorhersage der Nilüberschwemmungen, da andere Hilfsmittel (Kalender) fehlten. Trotz eines geozentrischen Weltbildes waren die Erkenntnisse zur Sternenbewegung relativ gut.

Um 300 v. Chr. gab es bereits einen einzelnen Sternenbeobachter, der von einem heliozentrischen Weltbild ausging. Er blieb mit seiner Erkenntnis jedoch ein Außenseiter.

Mit dem Ende des Erkenntniszuwachses geriet zeitweise das Interesse an der Sternenbeobachtung in den Hintergrund. Erst mit den Erfordernissen der Navigation (der großen Seefahrer) erlangte die Sternenbeobachtung eine neue Bedeutung (da auch hier andere Hilfsmittel fehlten). Im Zuge dieser Beobachtung wurden erste Teleskope eingesetzt (Galilei).

Beim heliozentrischen Weltbild ging man zunächst von Kreisbahnen aus, da man diese mit göttlichen Figuren in Beziehung brachte. Erst Keppler konnte (endgültig) elliptische Bahnen nachweisen.

Wie in vielen (Natur-)Wissenschaften, so gibt es auch in der Astronomie immer wieder Erklärungswege, die zwar zu Erkenntniszuwachs führen, sich jedoch später als falsch erweisen. So hatte man für die Berechnung von Planetenbahnen eine empirische Formel entworfen, in der als Variable eine (ganze) Zahl eingesetzt wurde. Dies hat für einige Planeten in Sonnennähe gut geklappt. Aber für eine der „ganzen Zahlen“ zwischen 2 nachgewiesenen Planetenbahnen gab es keinen Planeten. Beim intensiven Nachforschen wurden auf diese Weise die Asteroiden entdeckt. Später stellte sich heraus, dass die Formel für weiter entfernte Planeten nicht anwendbar ist.

Die Himmelsbeobachtung zeigte, dass sich manche „Sterne“ deutlicher bewegen als andere. Demnach wurde zwischen Fixsterne und Wandelsterne (Planeten) unterschieden.

Insgesamt ist die Himmelsbeobachtung immer ein Blick in die Vergangenheit. Denn das Licht braucht von jedem Objekt im Weltall eine gewisse Zeit zur Erde (z.B. ca. 1 Sekunde vom Mond, 8,3 Minuten von der  Sonne). Insgesamt können heute (mit hochauflösenden Teleskopen oberhalb der Atmosphäre und nichtoptischen Geräten) Objekte beobachtet werden, die einige Milliarden Lichtjahre von uns entfernt sind. Wir sehen also den Zustand vor Mrd. von Jahren, weil das Licht bzw. andere elektromagnetische Strahlung so lange zu uns unterwegs ist.

Im Weltall gibt es unterschiedlichste Stadien von Objekten, so z.B. die Entwicklung einer Sonne über das Stadium eines Roten Riesen zum Weißen Zwerg. Über die Kenntnis der chemisch-physikalischen Vorgänge, die zu diesen Entwicklungsstadien führen, ist die Vorhersage von Entwicklungsreihen über mehrere Mrd. Jahre in die Zukunft möglich. (Entwicklungsreihe:  Sonne > Roter Riese > Weißer Zwerg / > nur bei sehr großer Restmasse: Neutronenstern (Lichtblitze / Pulsare) / > nur bei noch größerer Restmasse: Schwarzes Loch).

Über langjährige Sternenbeobachtungen ist es möglich Veränderung von Abständen zu erkennen. Daher weiß man, dass sich die Objekte voneinander entfernen. Der Raum vergrößert sich, aber nicht die einzelnen Gebilde. Aus der Rückwärtsrechnung dieses Vorgangs ist die „Urknall-Theorie“ entstanden. Ab dem Zeitpunkt kurz nach dem Urknall können die Vorgänge gut modelliert werden, der unmittelbare Beginn ist jedoch unklar. Hier passen Quantenmechanik und Relativitätstheorie nicht zusammen.

Unsere Galaxie hat einen Durchmesser von 100.000 Lichtjahren und ca. 200 Mrd. Sterne. Insgesamt gibt es (unvorstellbar) über 100 Mrd. Galaxien.

Die sichtbare Materie am Himmel macht ca. 4% aus. Da-neben vermutet man ca. 23 % dunkle Materie. Die könnte der Grund für die Formstabilität einer rotierenden Galaxie sein. Der Rest (73%) ist wahrscheinlich „dunkle Energie“. Hierfür gibt es bisher nicht einmal einen Theorieansatz.

Wegen des sehr großen Interesses an dieser Thematik (ca. 60 Anmeldungen, insbesondere durch Gäste) führten wir diese Veranstaltung zusammen mit Herrn OSTR Ludwig und seinem Team an zwei aufeinander folgenden Freitagen jeweils mit 2 Gruppen durch.

Großer Dank an Herrn Ludwig und seinem Team, dass sie sich bereit erklärt haben, die Veranstaltung am 13.11.2015 zu wiederholen. Herrn Ludwig für seine ausgezeichneten Vorträge zur Astronomie und für die Durchsicht des Manuskriptes. Dem Team der Astro-AG für die Erklärungen zu den Teleskopen, den Bemühungen auf der Suche nach geeigneten Objekten und die ausgezeichnete Vor-Ort-Organisation.

Großer Dank an Elisabeth und Otmar Winkler für die Vorbereitung (incl. Führen der Anmeldelisten) und jeweilige Vorort-Betreuung.

Freitag, 20.11.2015

Vortrag bzw. Life-Präsentation: Geodaten auf Knopfdruck – Öffentlich zugängliche Geo-Daten des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU)

Referent und Bericht: Dipl.-Bauing. ORR Markus Kügler, Hof

Geodaten finden in der modernen Informationsgesellschaft immer mehr Einzug in das tägliche Leben. Jede Internetkarte, jede digitale Wegbeschreibung, jede Wettervorhersage oder jede Adress-Suche greift auf räumliche Daten zu, die neben ihrer Lageeigenschaft weitere Sachdaten beinhalt. Die Lage kann 2-dimensional, 2 ½ dimensional oder 3-dimensional beschrieben werden, zusätzlich ist die Angabe einer zeitlichen Gültigkeit quasi eine weitere Dimension. Geodaten können Punkte, Linien/ Flächen oder Körper umschreiben. Neben der Objektinformation (Angaben zu Lage, Dimension, Größe) werden weiterführende Informationen, so genannte Metadaten, gespeichert (z.B. Datum der Erfassung, Erfassungsart, Genauigkeit der Lage etc.).

Auch das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU, http://www.lfu.bayern.de) stellt eine Vielzahl an Geodaten zur Verfügung. Herr Kügler führte in seinem Vortrag am Freitagabend die interessierten Zuhörer durch die Welt der vom LfU angebotenen Produkte, den öffentlich zugänglichen Geodaten. Beginnend mit der Möglichkeit, digital Informationen aus dem Publikationsshop des LfU (www.bestellen.bayern.de) auf Knopfdruck zu erhalten, zeigte er an verschieden Beispielen die zahlreichen Informationsquellen, die größtenteils als PDF erhältlich sind:

          Flyer

          Merkblätter

          Tagungsbände

          Broschüren

          Fachberichte

          Karten

          Erläuterungen

Die Informationen können entweder angeschaut, heruntergeladen oder auch bestellt werden.

Weiter ging es zum Themenbereich Geotope (www.lfu.bayern.de/geologie/geotope). Geotope sind erdgeschichtliche Bildungen der unbelebten Natur, die Erkenntnisse über die Entwicklung der Erde oder des Lebens vermitteln. Es können Formen z.B. Aufschlüsse, Quellen, Höhlen oder Geohistorische Objekte sein. Sie besitzen keinen gesetzlichen Schutzstatus. Aber sie machen Geologie begreifbar. Über die Internetseiten des LfU können zahlreiche Geotopinformationen abgerufen werden.

Ein weiterer Bereich, in dem Geodaten durch Bayerische Behörden bereitgestellt werden, sind Informationen über Erdbeben. Über den Erdbebendienst Bayern (www.erdbeben-in-bayern.de) können aktuelle Ereignisse abgerufen werden. Ort, Zeit und Stärke sind erste Grundinformationen, auf weiteren Unterseiten werden genauere Angaben zu den erfassten Beben bereitgestellt.

Weiter ging es mit dem Themenbereich Geogefahren, immer wieder ein aktuelles Thema, bei dem der Mensch unmittelbar durch teilweise tragische Ereignisse betroffen ist. Auch hier werden durch das LfU zahlreiche Informationen über den Geofachdatenatlas bereitgestellt, z.B. Massenbewegungen oder Gefahrenhinweiskarten (Pop-Ups im Browser zulassen!): www.bis.bayern.de

Die geothermische Nutzung von Wärme ist ein weiterer Schwerpunkt von Geodaten. In der LfU-Standortauskunft des Informationssystems Oberflächennahe Geothermie (IOG) kann das geothermische Potential an einem frei wählbaren Standort in Bayern abgefragt werden. Auch wenn in der Live-Präsentation die Erstellung des Informationsdokuments aus technischen Gründen leider nicht funktionierte, so konnte doch auch hier die vielseitige Verwendung von Geodaten demonstriert werden.

Alle Interessierte werden auf die Internetseite www.lfu.bayern.de/geologie/geothermie_iog verwiesen.

Zum Abschluss gab es einen Exkurs auf die Seite des Bayern-Altas‘ (www.geoportal.bayern.de/bayernatlas), der immer wieder neugierig auf die Vielzahl an Geodaten macht.

Wir danken Herrn Markus Kügler für seinen interessanten Vortrag und für seinen großen Mut zur Life-Präsentation mit einem (ihm unbekannten) Rechner der VHS und dafür, dass er für diesen Vortrag eine abendliche PKW-Fahrt von und nach Hof (ca. 330 km) bei winterlichen Straßenverhältnissen auf sich genommen hat.

Aufgrund des großes Interesses einiger Teilnehmer und der hiermit verbundenen Detailfragen bzw. Ergänzungen dauerte die Veranstaltung ungewöhnlich lang (etwa 2 Stunden). Allen Zuhörern herzlichen Dank für ihr großes Interesse!

Ein weiterer Dank gilt der VHS Schweinfurt für die DV-Unterstützung insbesondere beim Initiieren des Rechners bzw. beim Starten des Internetzugangs

Freitag, 11.12.2015

Naturwissenschaftlicher Treff zum Jahresabschluss

Wie bereits in den Vorjahren veranstalten wir keine Weihnachtsfeier sondern einen Jahresrückblick, mit kurzem Vortrag zur Vereinsentwicklung, Totengedenken und Beamer-Präsentation (Exkursionseindrücke) sowie Ehrungen. Es besteht immer ausreichend Zeit für persönliche Gespräche und naturwissenschaftlichen Gedankenaustausch. Aufgrund des großen Engagements einiger Mitglieder erwartet uns immer ein gedeckter Tisch … so dass keiner hungern muss … Vielen DANK!

Für 30 jährige Mitgliedschaft wurde Frau Ilse Husseneder aus Schwebheim geehrt. Frau Husseneder war zur Zeit unserer Mineralienbörsen (1986-2003) häufig an der Tombola aktiv und unterstützte uns beim Aufbau von Sonderausstellungen. Darüber hinaus wirkte sie an unserem Stand bei Kinderstadtfesten (bis 1987) mit, und trug zum Gelingen unserer Veranstaltungen zum Tag der Offenen Tür (2002-2007) sowie bei unserem Stand zum VHS-Geburtstag (2011) bei. Sehr viele Jahre begleitete sie uns auf unseren (v.a. geologischen) Exkursionen. Frau Husseneder ist ein langjährig, sehr aktives Mitglied. Wir danken Ihr für ihre Treue und ihr Engagement und wünschen ihr weiterhin alles Gute.

Herr Prof. Dr. Lenz Meierott, aus Gerbrunn bei Würzburg, der ebenfalls 30 Jahre unserem Verein angehört, konnte leider nicht persönlich erscheinen. Er hatte sich vorab per E-Mail entschuldigt. Auch ihm danken wir für die langjährige Treue und wünschen ihm alles Gute für die Zukunft.

Für ihr besonderes Engagement im Verein (im zurückliegenden Jahr) wurden Frau Elisabeth Winkler ausdrücklich gedankt. Weiterer Dank galt allen Aktivisten, die dazu beigetragen haben, dass der Treff zum Jahresabschluss wieder eine gelungene Veranstaltung wurde. Besonderer Dank galt hierbei neben dem Ehepaar Winkler, Helga und Francise Leopold Huber (insbesondere für die köstlichen Fischhappen) sowie Werner Drescher. Alle jetzt nicht genannten, die Plätzchen und Stollen besorgt haben sei natürlich ebenfalls gedankt.

Die Veranstaltung war mit etwa über 25 Teilnehmern recht gut besucht