Freitag 08.01.10: Naturwissenschaftlicher Treff

19:30 Uhr, Harmonie-Gebäude, Brückenstraße 39

Beim vorerst letzten Treff im Harmoniegebäude machten wir uns vor allem Gedanken über die Entwicklung des Vereins (auch im Hinblick auf die bevorstehenden Neuwahlen) sowie über die Programmgestaltung in den nächsten Jahren.

Der geplante Arbeitskreis zur Ausstattung der Trias-Vitrine im Harmoniegebäude kam mangels Interessenten zunächst nicht zu Stande. Der aktuelle Status wurde „eingefroren“ auch, weil es augenblicklich nicht absehbar ist, wie lange unsere Bibliothek und somit auch die Trias-Vitrine im Harmoniegebäude bleiben kann (siehe Kap. 2.2, 2.4).

Es hatte sich trotz des unsicheren Wetters (Schneechaos) eine Gruppe von ca. 15 Personen zusammengefunden, die engagiert diskutierten und zahlreiche Ideen und Anregungen „in den Ring warfen“.

Freitag 12.02.10: Vortrag

Muschelkalkhöhlen in Franken und in Südthüringen: ― Gegensätze und Gemeinsamkeiten

Referenten: Diplomgeologe Jens Leonhardt, Suhl, und Diplomgeologe Dr. Georg Büttner, Hof/Schweinfurt

Bericht/Zusammenfassung: Dr. Georg Büttner

19:30 Uhr, VHS-Gebäude, Schultesstraße, Seminarraum 005

Der reichlich bebilderte Vortrag führte uns in eine vielen unbekannte Unterwelt, teils direkt vor der Haustüre, teils im südlichen Thüringen, und suchte Antworten auf zahlreiche Fragen, z.B.:

Hier die Antworten:

Selbst bei uns, im nördlichen Unterfranken gibt es Muschelkalkhöhlen. Sie finden sich meist an Talhängen, innerhalb tektonischer Verwerfungszonen oder auf Bergrücken, die bereits seit dem (Plio-)pleistozän über der Haupt-Vorflut lagen. Die meisten Muschelkalkhöhlen finden sich im Unteren Muschelkalk bzw. Wellenkalk. Es handelt sich dann um Karbonatkarst (Lösung von Kalkgestein).

Viel seltener sind dagegen (schlotförmige) Karstformen im Oberen Muschelkalk, wie der Großbardorfer Erdfall. Solche Formen werden primär mit Gipslaugung im Mittleren Muschelkalk in Verbindung gebracht.

Die meisten begehbaren Muschelkalkhöhlen des nördlichen Unterfrankens (z.B. Ascherloch bei Mittelstreu, Fuchshöhle bei Unterwaldbehrungen) sind nur wenige Zehner Meter lang. Bei Höhlen an Talflanken handelt es sich meist um Erosionsrelikte; der größte Teil der Höhle ging vermutlich im Zuge der Talbildung verloren. Viele dieser Höhlen sind mit Schutt und Lehm (wieder)-verfüllt.

Die bisher größte bekannte, die so genannten Kissinger Steinbruchhöhle (oder Wirmsthaler Höhle; heute dauerhaft verschlossen da Kreismülldeponie) erreichte allerdings ehemals mehrere 100 m. Sie befand sich auf einem Muschelkalkplateau und wurde erst im Zuge von Steinbrucharbeiten entdeckt. Das gesamte, teils durch Steinbruchtätigkeit abgebaute Höhlensystem könnte >1.000 m lang gewesen sein.

Wie nicht anders zu vermuten sind in den heute noch frei zugänglichen Muschelkalkhöhlen im nördlichen Unterfranken Tropfsteine sehr selten anzutreffen. In der Wirmsthaler Höhle war dagegen reichlich Sinter erhalten, der vor dem endgültigen Verschluss auch datiert wurde.

Auch beim Bau der A 71 sowie im Zuge der Kalksteingewinnung (beispielsweise in Strahlungen) werden immer wieder große Sinterblöcke geborgen, was indirekt auf teilweise große Verkarstung mit entsprechender Versinterung hinweist.

In Südthüringen tritt der Untere Muschelkalk insbesondere entlang eines schmalen Streifens parallel zum Thüringer Wald zu Tage. Besonders bedeutsam ist dabei die sogenannte Schalkauer Muschelkalkplatte. Von dort sind zahlreiche ausgedehnte Höhlensysteme z.T. mit mehreren Kilometern Länge und reichlichem Sinterschmuck bekannt. Als Schauhöhle ist die Zinselhöhle (östlich Rauenstein) zugänglich. Sie folgt einem aktiven unterirdischen Bachlauf, der entlang von Klüften angelegt ist und weist neben sehr schönen erosiven Formen in beschränktem Maße auch Tropfsteinschmuck auf.

Viel bekannter sind jedoch die ca. 1,5 km lange Rauensteiner Höhle und die erst vor wenigen Jahren beim Bau eines ICE-Tunnels entdeckte Bleßberghöhle. Insbesondere die Bleßberghöhle zeichnet sich durch einen unvorstellbar großen Tropfsteinschmuck aus. Besonders erwähnenswert sind bis 4 m lange, unten gebogene Makkaroni.

Im Gegensatz zu Unterfranken sind viele Muschelkalkhöhlen Südthüringens heute noch (streckenweise) von Wasser durchflossen. Sowohl die Karstintensität als auch die Versinterung sind deutlich stärker als bei uns. Dies ist vor allem auf das saure, gering mineralisierte Wasser zurückzuführen, das aus dem Kristallin des Thüringer Waldes über Bäche oder unterirdisch in den Muschelkalk-Karstaquifer infiltriert.

Teilweise ist die Verkarstung so stark, dass die Bäche beim Übertritt über die tektonische Grenze Kristallin/Muschelkalk teilweise (oder vollständig) versiegen. Solche Bachschwinden können z.B. oberhalb der Rauensteiner Höhle (zwischen Rauenstein und Theuern) sowie oberhalb der Zinselhöhle beobachtet werden. Nach dem Durchfließen der Höhle tritt das (teil-)gesättigte Wasser dann wieder zu Tage.

Beide Referenten zeigten ihre Bilder aus dem jeweiligen Karstregime. Insbesondere bei den beeindruckenden Aufnahmen aus der Bleßberghöhle kamen die knapp 30 Besucher nicht aus dem Staunen heraus. Darüber hinaus hatte Jens Leonhardt einen kleinen Trailer über einen Tauchgang in der Rauensteiner Höhle in seinen Vortrag eingebaut, der das schwierige und schlammige Unterfangen des Forschens in aktiven Wasserhöhlen verdeutlichte.

Wir danken Herrn Leonhardt aus Suhl für seinen instruktiven Powerpoint-Vortrag mit beeindruckenden Bildern und Kurzfilmen aus der Unterwelt Südthüringens. Wir konnten so kurz in eine Welt blicken, die den meisten von uns dauerhaft unzugänglich bleiben wird, zumal die Bleßberghöhle und die Rauensteiner Höhle beide keine Schauhöhlen sind und die Bleßberghöhle auch weiterhin(nach der Fertigstellung des ICE-Tunnels) unzugänglich ist.

Um wenigstens einen kleinen Einblick in diese Welten zu bekommen, wollen wir in einem der nächsten Jahre die Zinselhöhle und die Schalkauer Muschelkalk-Platte besuchen. Nähere Informationen zur Bleßberghöhle und zu den Aktivitäten der Thüringer Höhlenvereine finden sich auf folgender Internet-Seite: www. zinselhoehle.de


Weiterführende Literatur für Nordunterfranken

Bronner, G. & Weber, W. (1979): Höhlenforschung in Unterfranken, Teil 2. – Beitr. z. Höhlen- u. Karstkunde in Südwestdeutschland, Nr. 19, 46 S., Stuttgart.

Büttner, G. (1987): Der Erdfall von Großbardorf – eine Höhle im Hauptmuschelkalk? – Naturw. Jahrbuch Schweinfurt 5: 29-45, Schweinfurt.

Büttner, G. (2006): Karsterscheinungen an der Autobahn A71 und ihrem näheren Umfeld im Abschnitt Hain bis Hollstadt. – Naturw. Jahrbuch Schweinfurt 19: 465 – 484, Schweinfurt.

Büttner, G. & Fischer, A. (2000): Ascherloch, Fuchshöhle, Stephanshöhle. – Höhlen im Unteren Muschelkalk nördlich von Bad Neustadt. – Naturw. Jahrbuch Schweinfurt 18, 34 S., Schweinfurt.

Büttner, G. & Wohlfart, K. (2001): Die Kissinger Steinbruchs-Höhlen – Zeugen einer plio-pleistozänen Verkarstung? – Naturw. Jahrbuch Schweinfurt 21-23: 63-93, Schweinfurt.

Höhlenforschergruppe Rhön (1992): Zusammenstellung der Tätigkeiten zwischen 1986 und 1992. 76 S., Loseblatt Sammlung, Hrsg. A. Fischer, Unterwaldbehrungen, Selbstverlag..

Freitag 05.03.10: Vortrag

Der Kormoran ― Vogel des Jahres 2010

Referenten und Bericht:

Dietlind Hußlein und Prof. Lothar Kranz, Schweinfurt

19:30 Uhr, VHS-Gebäude, Schultesstraße, Seminarraum 005

Der Kormoran – ein Problemvogel? Vogel des Jahres 2010

Teil I: Das Leben des Kormorans

Als Vogel muss man den Kormoran bewundern, weil er Tauchen und Fliegen relativ gleich gut beherrscht, obwohl das schwierig ist.

Für das Tauchen muss ein Vogel möglichst schwer sein, d.h. ein hohes spezifisches Gewicht haben. Es fällt auf, dass der Kormoran beim Schwimmen sehr tief im Wasser liegt. Das hohe spez. Gewicht erreicht er dadurch, dass seine Knochen im Vergleich zu anderen Vögeln wenig Luft enthalten und sein Gefieder wassereinlässig ist. (Dass die Kormorane kein Bürzel-Sekret produzieren würden, stimmt nicht. Auch sie müssen ihre Federn mithilfe eines Bürzelsekrets für lange Flugstrecken geschmeidig halten. Es darf nur nicht Wasser abstoßend sein).

Der Nachteil des hohen spez. Gewichts ist, dass die Kormorane nicht im Wasser ausruhen können, sondern nach dem Aufenthalt im Wasser dieses sehr schnell verlassen müssen. Man sieht sie dann am Land mit ausgebreiteten Flügeln stehen, damit ihre Federn wieder trocknen. Sie können sich auch deshalb nicht allzu weit von der Küste entfernen.

Für das Fliegen muss ein Vogel möglichst leicht sein, d.h. ein geringes spezifisches Gewicht haben. Und der Kormoran ist ein ausgesprochen guter Flieger: 70 km/h Fluggeschwindigkeit kann er erreichen (normalerweise 36 – 38 km/h). Zu den Nahrungsgründen kann er 50 km und mehr zurücklegen. In manchen Gegenden ist er Zugvogel. Dann formieren sich die Kormorane in großer Höhe zu V-förmigen Flugverbänden. Ich konnte das einmal in Ägypten beobachten, wie ein V-förmiger Flugverband nach dem anderen über mir wegzog. Nach einer halben Stunde brach ich die Beobachtung ab.

Für einen guten Flieger spricht, dass sein Flügelindex bei 53 liegt (ein sehr guter Flieger wie der Mauersegler hat einen Flügelindex von 72, der Zaunkönig als Beispiel für einen schlechten Flieger nur 15). Wenn der Kormoran das Wasser verlässt, muss er – wie schon erwähnt- das Gefieder erst einmal trocknen um ein geringeres Gewicht zu erreichen und wenn er fliehen muss, kotet er ab und würgt unter Umständen die gerade ergatterte Beute wieder aus

Der Kormoran ist ein Schwimmtaucher, d.h. er taucht vom Schwimmen gleitend unter Wasser (Tauchtiefe 1-3 m; max. 30 m; Tauchdauer 45 – 90 Sek.). Anpassungen an das Schwimmen sind seine weit hinten eingelenkten Beine. Er hat Schwimmhäute zwischen allen 4 Zehen wie alle Ruderfüßer, zu denen auch die Pelikane gehören. Der Kormoran schwimmt mit den Füßen; deshalb zählt man ihn wie die Lappentaucher und Tauchenten zu den Fußtauchern. Allerdings steuert der Kormoran mit seinem langen Schwanz statt mit den Füßen, die er beim Schwimmen unter sich bewegt.

Man sieht also, die Elemente Wasser und Luft gleich gut beherrschen zu können, sind für den Kormoran keine unvereinbaren Gegensätze.

Fortpflanzung: Wenn die Kormorane an den Brutplätzen im Frühjahr eintreffen, sind sie noch nicht verpaart. Zurückgekommen beginnen sie sofort mit der Balz (Februar/März). Die Paarbildung erfolgt jedes Jahr neu.

Die Balz verläuft in komplizierten Verhaltensweisen. Die Nistplätze werden von den Männchen besetzt. Von dort versuchen sie, ein Weibchen anzulocken. Sie werben, indem sie wiederholt ihre Flügel heben und senken und dabei abwechselnd die weißen Hochzeitsflecken an ihren Schenkeln zeigen. Dieses Flaggen oder Flügelwinken ist die einleitende Phase der Balz; ein Werbesignal. Wenn ein Weibchen neben dem balzenden Männchen landet und durch ein verwickeltes Gehabe von ihm angenommen zu werden versucht, entscheidet das Männchen. Ist es mit dem Weibchen einverstanden, hört es mit der Männchenbalz auf und beginnt mit der Grußbalz. Ist das nicht der Fall, vertreibt es das Weibchen mit Gewalt vom Nest oder wirft es sogar vom Baum. Die Paarbildung gilt als vollzogen, wenn das Männchen das Weibchen als Nestwache zurücklässt, während es Nistmaterial sammelt und das Weibchen dieses dann einbaut. In einer 2. Phase der Balz schließt sich das „Gurgeln“ an. Fortwährend werden Hals und Kopf auf den Rücken geworfen. Dabei wird der Kopf geschüttelt und guturale Laute werden ausgestoßen. In der Nähe einer Brutkolonie ist das Gurgeln gut zu hören. Gelegentlich kommt es zur Kopula. Während der Kopula drückt der aktive Vogel den Hals des Partners mit dem weit geöffneten Schnabel nach unten und streicht mit dem Schnabel an dessen Hals sachte (wie liebkosend) entlang. Als Paarungsnachspiel reiben beide Partner ihre Hälse in abklingender Erregung aneinander. „Zärtlichkeitsgesten“ wie das Überreichen von Ästen, Halsreiben, Nesteln im Gefieder werden auch während der ganzen Brut- und Aufzuchtszeit zwischen den Partnern gewechselt.

Während der „Verlobungszeit“ trägt nur das Männchen Nistmaterial ein. Bei der Rückkunft zum Nest werden Rituale aufgeführt und damit der Partner auch begrüßt. Das ist zum einen artspezifisch, zum anderen trägt es individuelle Züge. So erkennen sich die Partner, weil sie sich äußerlich kaum unterscheiden.

Brüten (Gelege: 3–4 Eier; Brutzeit: 23–24 Tage, Nestlingsdauer: etwa 7 Wochen; volle Flugfähigkeit erlangen sie erst im Alter von 2 Monaten), Füttern und Hudern wird von beiden Geschlechtern ausgeführt. Wenn es zu kalt ist, werden die Eier bzw. Jungen auf den Schwimmhäuten vor der Kälte geschützt. Wenn es zu warm ist, beschatten die Elterntiere die Eier bzw. die Jungen und tragen nasses Heu ein.

Zum Füttern tragen sie die Fische im Kropf heran. Die Jungen stecken dann den Schnabel in den Schlund des Alttieres. (Das nützen die Japaner und Chinesen schon seit dem Jahr 500 nach Chr. Sie schnüren dem Kormoran den Hals so weit zu, dass er die größeren Fische nicht verschlucken kann. Die Fischer ziehen ihnen dann die gefangenen Fische aus dem Hals). Nach ca. 42 Tagen verlassen die Jungen das Nest. Sie werden dann außerhalb des Nestes gefüttert. Geschlechtsreife erlangen sie erst Ende des 3. oder 4. Lebensjahres.

Die Kormorane brüten in Kolonien; sie nisten gern auf Bäumen, die bereits schon von Graureihern besiedelt sind. (In Garstadt haben sie die Graureiher von ihren Nestern vertrieben. Diese sind mit ihrer Jungenaufzucht ins Schilf ausgewichen). Die Nester werden immer wieder verwendet. Die Kormorane verkalken allerdings die Bäume derart, dass diese absterben können. Außerhalb der Brutzeit haben sie gemeinsame Schlafplätze. Ein Leben in der Kolonie hat seine Schwierigkeiten, aber es ist ein Schutz vor Feinden.

Wenn es im Nest zu heiß wird, sieht man die Kormorane hecheln. Die Kormorane haben wie alle Vögel keine Schweißdrüsen. Sie regulieren ihre Körpertemperatur von 41,5°C über Verdunsten von Wasser durch einfache Diffusion an nackten Hautstellen. Daneben haben die Kormorane noch 2 Mechanismen, die Temperatur zu regulieren: nämlich das Hecheln und das Kehlflattern.

Beim Hecheln handelt es sich um sehr schnelle Atembewegungen (120/min; die normale Atemfrequenz ist 10 – 15/min). Das bedeutet, dass der gesamte Atmungstrakt in die Wärmeabgabe einbezogen wird. Dies bringt allerdings zum einen Schwierigkeiten mit dem Gasaustausch mit sich und zum anderen wird wieder viel Abfallwärme bei der notwendigen, zusätzlichen Muskelaktion produziert. Dadurch gehen bis zu 50% des Effektes wieder verloren.

Kehlflattern beschränkt sich auf die oberen Atemwege und lässt die Atemmechanik „normal“ weiterlaufen. Hier können die Frequenzen von über 790/min bis 920/min erreicht werden. Dadurch wird eine sehr effektive Kühlung erzeugt und eine Verminderung der Körpertemperatur zwischen 1°C und 5°C erreicht.

Nahrung und Nahrungserwerb

Als Nahrung dienen Fische, Tintenfische, Amphibien. Seine Hauptnahrung sind allerdings Fische. Er ist ein Opportunist. Alle schlanken Fische kommen in Frage. Je nach Angebot nimmt er besonders gern Heringe (am Meer) und Weißfische (in Binnengewässern); ansonsten Fische, die als „Angebot“ vorhanden sind wie z.B. Aal, Hecht, Barsch.

Fangmethode:

Der Schnabel des Kormorans hat vorne einen Haken. Die Schnabelschneiden sind etwas gezähnelt; Kopf und Hals sind mit mächtigen Schließmuskeln ausgestattet, die zum Festhalten der gefangenen Fische nötig sind. Mit einer Tauchtiefe von 1 – 3 m (max. 30 m) versucht er innerhalb von 45 – 90 Sekunden einen Fisch zu fangen. Die Größe der Fische liegt zwischen 10 cm und 25 cm. Unverdauliche Reste wie Fischschuppen werden in der Magenschleimhaut verpackt ausgewürgt.

Im Tauchgang verfolgt er seine Beute. Normalerweise fängt er auf diese Weise nur kranke und schwache Tiere. Mit dem Überangebot an Fischen in der Teichwirtschaft findet der Kormoran paradiesische Zustände vor. Oft sind die Fische zu groß, die er verfolgt und erwischt. Diese können ihm wieder entkommen. Aber dabei kann er sie verletzen. Diese verletzten Fische können krank werden, verpilzen oder sterben. Dadurch entsteht dem Teichwirt Schaden.

Der Kormoran ist ein guter Fischer. Oft fischen mehrere (bis 200) Kormorane gemeinsam in einer Art Treibjagd an geeigneten Stellen in einem Teich, Fluss oder Delta. Dort treiben sie die Fische zusammen und jeder kann leicht einen Fisch erwischen. So haben sie ihre Tagesration innerhalb von einer halben Stunde und können den Rest des Tages damit verbringen zu ruhen, Körperpflege zu treiben oder zu balzen. Werden sie beim Jagen gestört, brauchen sie mehr Nahrung, da sie bei der Flucht die Beute auswürgen. Bei erneutem Jagen werden weitere und mehr Fische benötigt, denn er hat zusätzlich Energie verbraucht.

Verwandtschaft

In Europa gibt es 3 Arten: der Kormoran, die Krähenscharbe und die Zwergscharbe. Die Größe des Kormorans entspricht etwa der einer Gans, die Krähenscharbe der einer Ente und die Zwergscharbe der einer Ringeltaube. Der Kormoran ist am weitesten verbreitet; er ist sowohl am Meer wie auch im Binnenland anzutreffen. Die Krähenscharbe kommt ausschließlich am Meer vor, während die Zwergscharbe an vegetationsreichen Binnengewässern und Flussdeltas zu finden ist.

Teil II : Der Kormoran als Nahrungskonkurrent

Der Kormoran wurde als Nahrungskonkurrent des Menschen schon immer verfolgt. Anfang des 19. Jhdt. wurde in Preußen die Zerstörung der Kormorankolonien gesetzlich angeordnet. Jäckel (ein Pfarrer aus Neustadt an der Aisch, der die Vogelwelt Bayerns genau beobachtet hat) schreibt in seinem 1891 veröffentlichten Buch:

.. im Herbst, Winter und Frühling einzeln oder in kleinen Gesellschaften von 3 – 10 durchziehend in allen Teilen des Landes (Bayern) auf Flüssen, Seen und Teichen als seltener Vogel wahrgenommen und erlegt….“

Anfang des 20. Jhdt. war er in Europa fast ausgestorben; nur noch einige Restpopulationen gab es in den Niederlanden und Polen. Dann wurde er unter Schutz gestellt.

Bis vor 15 Jahren war er in unserem Gebiet ein sehr seltener Vogel; doch plötzlich war er da.

Abb. 1: Entwicklung der Kormorankolonie in Garstadt:

Anzahl der Brutpaare in Garstadt von 1997 bis 2009

Das Garstädter Gebiet hat sich seit seiner Unterschutzstellung und dessen Ausweitung durch weitere Baggerseen als Ausgleichsflächen wegen der Errichtung des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld optimal entwickelt. Millionen Euro wurden investiert. Das Gebiet hat sich gut entwickelt. 272 Vogelarten (davon 104 Brutvögel) sind inzwischen nachgewiesen. Auch für den Kormoran ist es ein optimales Gebiet, da viele Seen mit Fischen vorhanden sind und außerdem Bäume zum Nisten bzw. als Schlafbäume zur Verfügung stehen. Dennoch kann man feststellen, dass die Anzahl der Brutpaare schon wieder zurück geht (siehe Grafik, Abb. 1)). Aber die Fischereiverbände und Teichwirte sind alarmiert und verlangen einen massiven Abschuss.

Da offensichtlich ausschließlich der Abschuss der Kormorane als einzig mögliche Regulation(!) angesehen wird, möchte ich einmal darstellen, wie die Natur ohne den Menschen Tierbestände reguliert. Sie kann das sehr gut, ansonsten gäbe es nur noch einige wenige Tierarten auf der Erde.

Besiedeln Kormorane ein neues Areal und die Bedingungen sind gut (Vorhandensein von Brutplätzen und Nahrungsgründen), dann vermehren sie sich stark; es erfolgt ein exponentielles Wachstum. Allmählich nähern sich die Individuenzahlen einer Grenze, sodass die Vermehrungsrate der Sterberate entspricht, d.h. die Anzahl der Individuen nähert sich asymptotisch einem Grenzwert. Selbstverständlich gibt es ständig Schwankungen der Individuenzahlen, aber der Grenzwert wird nicht überschritten (Abb. 2).













Abb. 2: Exponentielles (rote Kurve) und begrenztes Wachstum (blaue Kurve).

Nach der Beinahe-Ausrottung um 1900 ist der Kormoran unter Schutz gestellt worden. Von dem Restvorkommen der Niederlande ausgehend haben die Kormorane sich erneut vermehrt und von da aus auch wieder andere Gebiete besiedelt. Die Kurve Dänemarks steigt ganz besonders stark, aber man sieht schon das Plateau der Kurven (Abb. 3). Dabei weiß man aber nie, inwieweit der Mensch bei der Populationsentwicklung des Kormorans schon wieder seine Hände im Spiel hatte. Aber in den Niederlanden steht auch 2010 der Kormoran noch völlig unter Schutz und trotzdem gehen die Bestände zurück. Das ist ein Beweis für die natürliche Entwicklung einer Population.

Abb. 3: Bestandsentwicklung in Dänemark, Niederlande und Deutschland

Trotzdem - der Kormoran steht bei uns als die „Schwarze Pest“ - auf der Anklagebank

Folgende Vorwürfe macht man dem Kormoran:

1. Der Kormoran verletzt Fische

Das geschieht, - wie schon dargelegt - wenn in einem Teich ein Überangebot herrscht. Verletzte Fische kann der Teichwirt nicht mehr gewinnbringend verkaufen.

2. Der Kormoran dezimiert Fischbesatz und Fischbestände der Teiche.

Auch das ist sicher der Fall. Diese Klage ist ernst zu nehmen. Kleine Fische haben die passende Größe für seine Nahrungsvorstellungen.

3. Der Kormoran rottet Fische aus.

Kein Tier rottet seine Beute in der Natur aus.

Eine biologische Erkenntnis ist, dass die Beute die Räuber reguliert.

Mir kommt bei einem solchen Vorwurf immer der Fenek, der Wüstenfuchs, in den Sinn: Der Fenek ernährt sich von Schnecken, die sich in der langen Trockenzeit der Wüste an verdorrten Pflanzenstängeln anheften. Wenn der Fenek nun an einem Pflanzenstängel 10 Schnecken findet und am nächsten 15, nimmt er von ersterem vielleicht 3 von dem zweiten 4 und zieht weiter. Würde er sie alle aufgefressen haben, würden die Schnecken in diesem Gebiet verschwinden und die Nachkommen dieses Fenek könnten dort nicht mehr überleben … Das Gleiche gilt für den Kormoran. Dass seltene Fische in Flüssen und Bächen immer weiter abnehmen, liegt an vielen Umweltveränderungen durch den Menschen, wie z.B. der Einleitung von Giften, an Querverbauungen, Staustufen, wo Fische z.T. in den Turbinen gehäckselt werden.

Dezimiert der Kormoran die Fischbestände? (Abb. 4, Aal-Ertrag in Europa)

Schauen wir uns doch die Grafik vom Rückgang der Aalfänge an. … Also doch! Die Aalerträge gehen beachtlich zurück, während die Zahlen der Kormorane steigen. Man muss allerdings wissen, dass Glasaale seit 1980, wenn sie aus dem Meer zurückkehren und an den Flussmündungen ankommen, tonnenweise gefangen und an China verkauft werden. … Schauen wir uns daher den Fischereiertrag des Bodensee (Abb.5) an:

Abb. 5: Fischereiertrag in kg im Bodensee 1970-2001

Auch hier fallen die Erträge der einzelnen Fischarten seit den 70iger Jahren ganz beträchtlich. Bei einem kurzen Nachdenken, erinnern sich die Älteren, dass in den 70iger Jahren die Verschmutzung der Gewässer sehr groß war, unter anderem auch eine starke Belastung mit Phosphat (rote Linie in Abb. 5). Die Gewässer drohten umzukippen. Schuld waren neben den Düngern vor allem die Waschmittel. Als die Industrie phosphatfreie Waschmittel herausbrachte, verbesserte sich die Gewässerqualität ganz erheblich. Und da passierte etwas Unerwartetes. Der Fischbestand verringerte sich. … Wie kann das sein?

Dazu einmal ein Schema eines Ökosystems „See“ (Abb. 6). Kommt weniger Phosphat in einen See, ist das Pflanzenwachstum und die Menge des Phytoplanktons (schwebende, Photosynthese treibende Organismen) geringer; dadurch gibt es weniger Zooplankton (schwebende, tierische Organismen, die von Phytoplankton leben). So können sich auch nur weniger Plankton fressende Fische vermehren und als Folge können auch nur weniger Raubfische davon leben.


Die Gewässer wurden also sauberer. Dadurch ist weniger Nahrung vorhanden für die Fische, also auch geringerer Fischereiertrag. Auch hier kann dem Kormoran der Fischbestandrückgang nicht zugeschrieben werden.

Im Gegenteil der Kormoran steht zusammen mit Fischräubern wie Hecht oder Wels an der Spitze der Nahrungspyramide. Er wie auch die anderen Räuber haben die Aufgabe der natürlichen Regulation. Er frisst in erster Linie die Kranken und die Überproduktion.


Die Beute reguliert die Räuber, nicht umgekehrt. Man bezeichnet Tierarten mit dieser Aufgabe im Ökosystem als Schlusssteinarten. In Fischteichen ist kein natürlich funktionierendes Zusammenspiel der Arten mehr gegeben. Fischteiche sind kein natürliches Ökosystem.

Ergebnis: In einem natürlichen Ökosystem rottet auch der Kormoran keine Fischart aus und sei sie noch so selten. Höchstens die Angler als Konkurrenten können weniger Fische dem Bach entnehmen und diese betreiben ihr Hobby nicht zum Überleben!

Der Abschuss ist der einfachste Versuch, um einen „Schädling“ zu beseitigen. Überlegen wir aber einmal, was Abschuss bringt:

1. werden nur einige Kormorane abgeschossen, dann

werden die Lücken schnell wieder aufgefüllt, meist durch Zuwanderung. Das bringt keine dauerhafte Veränderung der Bestandszahlen.

2. werden ¼ aller Kormorane in Europa abgeschossen, dann

wäre das schwer zu kontrollieren. Europaweit könnte das wahrscheinlich ausgeglichen werden oder würde zu Populationsverschiebungen führen.

3. Die Lösung wäre also, den Bestand in Europa auf 2000 – 3000 Brutpaare zu begrenzen.

Das wäre gut zu kontrollieren. …Doch vergleichen wir einmal ein solches Vorgehen mit der Bestandsentwicklung des Auerwildes im Bayerischen Wald:

Jahr

Anzahl der Auerhähne

Abschusszahlen

1870 - 1920


204

1920

250

60 - 80

1978

50 – 70


1980

3


1990

0


Die Frage ist also, wann stirbt eine Population aus?

1. Wenn eine Population zu klein ist

Das Beispiel vom Auerwild zeigt, dass so kleine Populationen ganz schnell weg sein können, ohne dass der Mensch dann noch die Hand im Spiel hat. Das kann genetisch bedingt sein, weil es zu Inzucht führt und dadurch die Krankheitsanfälligkeit zu groß ist oder Katastrophen irgendwelcher Art die Population auslöschen. Jedenfalls können kleine Populationen ganz schnell völlig ausgelöscht werden.

2. Wenn der Mensch sie aktiv ausrottet.

Besser als der Wunsch, eine Art total vernichten zu wollen, wären Überlegungen zur Vermeidung von Fraßschäden durch Kormorane!

Zum Beispiel: Vergrämungsmethoden. Davon gibt es viele. Einige wenige Beispiele:

Akustische Vergrämung

Der wichtigste, natürliche Feind des Kormorans ist der Seeadler. So hat man ein Gerät entwickelt, das Seeadler K1 genannt wird. Es ist ein dunkler Kasten, der auf dem Wasser schwimmt und einen Tongenerator in sich trägt. Die abgegebenen Töne verhindern nachgewiesenermaßen die gemeinsame Jagd der Kormorane, weil der ständige Informationsaustausch der Kormorane durch die Töne gestört wird. Einzeltiere kann man damit nicht von der Jagd abhalten.

Optische Vergrämung

Durch menschliche Präsenz, Vogelscheuchen, Ballons, Flatterbänder, Spiegel. Dabei ist immer die Gewöhnung zu bedenken, obwohl die menschliche Präsenz gute Erfolge zeitigt.

Mechanisch durch Überspannen mit Netzen

Von engmaschigen Netzen ist dabei abzuraten, weil andere Tiere wie z.B. der Zwergtaucher sich in den Netzen verfangen und dabei zu Tode kommen können. Dagegen sind Seile, die man in 5 – 10 m Abstand quer und längs über den Teich spannt, von großem Erfolg, da die Kormorane zum Starten von der Wasseroberfläche etwa 10 – 12 m brauchen. Dazu haben sie dann keinen Platz mehr.

Kormoranwacht

Vor allem an kleineren Fließgewässern, d.h. Laichplätzen hoch bedrohter Fischarten, hat sich in der Schweiz eine Kormoranwacht bewährt.

Änderung der Teichwirtschaft

Dazu einige Vorschläge:

z.B. den Zeitpunkt für den Fischbesatz nicht gerade in die Zugzeit der Kormorane legen.

z.B. für sehr gefährdete Aufzuchtfische geschlossene Aquabecken verwenden,

z.B. bei den verschiedenen Teichen darauf achten, dass man kritische Jungfische in der Nähe menschlicher Präsenz und die weniger kritischen in entfernteren Teichen einbringt.

Eine sehr interessante Lösung für mich ist, den Fischen Versteckmöglichkeiten anzubieten. Das gilt für die Teichwirtschaft wie auch für Fließgewässer. Die meist kahlen Teiche oder Uferränder im Wasser bepflanzen, zusätzlich mit Totholz oder Reisig mehr oder weniger große Uferbereiche gestalten, in denen sich die Fische bei der Verfolgung durch Kormorane zurückziehen und sogar auch noch ablaichen können. Das ist eine extensivere Bewirtschaftung, aber auch weniger arbeitsintensiv und mit einem geringeren finanziellen Aufwand verbunden.

Dennoch war am 19. Januar 2010 in der Main-Post zu lesen, die Allgemeinverfügung zum Abschuss des Kormorans wird erweitert: Jungtiere, d.h. alle immatur gefärbten Kormoran-Jungvögel (das sind alle 1-3 oder gar 4-jährigen Tiere!) dürfen ganzjährig abgeschossen werden. Auch der Abschuss der Alttiere wird erlaubt: außerhalb 200 m Abstand von den Fließgewässern und für das Garstädter Gebiet außerhalb des Fouragierradius (Aktionsradius zur Brutzeit) von 30 km (ein Kormoran kann in einem Radius von 50 km und mehr auf Nahrungssuche gehen!!!).

Im Klartext heißt das: Der Kormoran soll bitte verschwinden, sprich wieder ausgerottet werden. Die Verordnung vom 3.Juni 2008, die bis 15.Juli 2013 gelten sollte, wurde bereits am 15.12.2009 drastisch erweitert. 2 Monate nachdem der Kormoran als Vogel des Jahres bekannt gegeben wurde. Es ist klar, woher der Wind weht

Die Teichwirte fordern den Abschuss von Kormoran, Graureiher und anderen Fischfressern. … Die Landwirte fordern den Abschuss von Gänsen, Saatkrähen und Bibern. … Die Jäger fordern den Abschuss vom Habicht und anderen Greifen. … Die normalen Nicht-Lobby-Menschen und Nicht-Nutzer-der-Natur möchten nur mit der Natur in Einklang leben. Einem Biber wurden die Worte in sein Maul gelegt: „Die Natur kann auch ganz gut ohne den Menschen funktionieren.“

Positionen des LBV (Landesbund für Vogelschutz in Bayern):

Präventive Abwehrmaßnahmen an Teichwirtschaften

Keine Vergrämungsmaßnahmen an natürlichen Gewässern

Forderung von Renaturierungsmaßnahmen.

Fischfressende Vogelarten wie der Kormoran müssen als Bestandteil unserer Wasserökosysteme akzeptiert werden.

Der Vogel des Jahres 2010.

Der LBV wollte mit der Wahl um Verständnis für den Kormoran werben. Als Reaktion des Deutschen Sportfischereiverbandes (Angler und Berufsfischer) sprach dieser von einer „Provokation und von einem Schlag ins Gesicht aller Demokraten und wirklichen Naturschützer“.

Von überall hört man, dass sich im Bewusstsein der Menschen etwas ändern muss, wenn unsere Erde weiterhin bewohnbar sein soll. Der Deutsche Fischereiverband zeigt, wie sehr sich das Bewusstsein geändert hat! Und es zeigt auch, wie weit die Menschen von der Änderung des Bewusstseins entfernt sind; selbst dort, wo es sich nur um ein Hobby handelt, wie bei den Anglern, also keineswegs ein wirtschaftliches Überleben davon abhängig ist. Statt miteinander zu reden, kommen nur hasserfüllte Reden und hasserfülltes Handeln. Meine Hoffnung war, für alle Parteien eine befriedigende Lösung zu finden und die gäbe es auch ohne jeden Abschuss. Das war das Ziel meiner Ausführungen. Aber offensichtlich ist für die Nutzer der Natur die einzige Lösung des Problems die Ausrottung des Kormorans.

Doch nie sollten wir vergessen, dass wir nicht die Herren der Schöpfung sind, sondern nur ein ganz bescheidenes Rädchen im Kreislauf der Natur.

Dietlind Hußlein

Unser Dank gilt Frau Hußlein und Herrn Prof. Kranz für ihren multimedialen Vortrag und für den gut ausgearbeiteten Bericht und freuen uns bereits auf den Vogel des Jahres 2011.

Samstag 17.04.10: Pkw-Exkursion

Neubearbeitung der Geologischen Karte von Blatt Maßbach

Referent und Bericht:

Dipl.-Geol. Sebastian Specht, Eilenburg

Alle Bilder: Lothar Kranz

Nach seiner Bearbeitung von Blatt Stadtlauringen hat Herr Sebastian Specht, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geographie und Geologie der Universität Würzburg, in den Jahren 2009 und 2010 das Kartenblatt Maßbach geologisch neu aufgenommen. Er stellte uns seine interessanten Ergebnisse im Gelände vor.

Wir danken ihm für seine kompetente Führung in einem komplizierten geologischen Umfeld. Er verstand es, z.T. mit Hilfe eigener Skizzen die schwierige Tektonik der Kissingen–Haßfurter Störungszone gut verständlich darzustellen. Besonders hervorzuheben ist die Tatsache, dass er eigens für die Exkursion aus dem fernen Eilenburg (Nordsachsen) angereist ist! Nochmals ein großer Dank … Wir freuen uns, dass sich Herr Specht bereit erklärt hat, uns im Herbst 2011 auf dem Blattgebiet Haßfurt zu führen

Angesteuerte Exkursionspunkte

Nach dem Treffen auf dem Marktplatz Stadtlauringen wurde der erste Punkt der Exkursion, die Höhe zwischen Stadtlauringen und Thundorf angefahren. Dieser befand sich in den Unteren Myophorienschichten (kmM). Dort erfolgte eine kurze Einführung und Überblick in den geologischen Rahmen des Blattes 5827 Maßbach. Über den dortigen Unteren Myophorienschichten des Mittleren Keupers gelegen, wurden die hochliegenden plio/pleistozänen Schotterterrassenrelikte besichtigt, welche die letzten Zeugen eines nicht mehr existierenden tertiären Entwässerungssystems darstellen.

Anschließend wurde der zweite Exkursionspunkt in Rothhausen angesteuert, wo an einem Hanganschnitt am Dorfrand der zu Tage tretende Anoplophorasandstein der Oberen Tonstein-Gelbkalkschichten des Unteren Keupers (ku2) auf ca. 290 m ü. NN besichtigt wurde.

Der folgende Punkt befand sich südsüdwestlich Maßbach, am Igelsbühl. An der Nordostflanke des Kissingen–Haßfurter Sattels gelegen wurde an dieser Stelle der Bereich des höheren Mittleren Muschelkalks (mm) mit seinen Dolomiten und Zellenkalken angesehen.

Danach wurde nur wenige hundert Meter nördlich der kleine Gemeindesteinbruch von Maßbach angesteuert. Dort wurde die in schöner Weise aufgeschlossene Grenze des Unteren zum Mittleren Muschelkalk mit 2. Schaumkalkbank, Orbicularismergeln und den Unteren Dolomitsteinen besucht (mu/mm). Zugleich fand sich Zeit zur Fossiliensuche in der an dieser Stelle recht höffigen 2. Schaumkalkbank (z.B. Rhizocorallium oder Plagistoma lineatum).

Anschließend erfolgte der kurze Besuch einer Doline auf halben Weg zwischen Maßbach und Rannungen. An der Basis des Mittleren Muschelkalks (Grenzbereich mu3/mm) und im Bereich einer geologischen Verwerfung gelegen, stellt das ca. 15x15 m weite und ca. 7 m tiefe Gebilde ein Naturdenkmal in der Gemeinde Maßbach dar. (Anm.: Die eigentliche Verkarstung fand im mu statt; Karbonatkarst.)

Den nächsten Exkursionspunkt bildete der im Scheitelbereich des Kissingen–Haßfurter Sattels gelegene ehem. Steinbruch am Maßberg, westlich von Maßbach. In dem nur kleinen Steinbruch konnte anhand der 1. Schaumkalkbank (mu 3) in anschaulicher Weise die Extensionstektonik im Sattelscheitel beobachtet werden.

Den folgenden Haltepunkt stellte der Ehrbühl im Bereich der Rannungener Störungszone nordöstlich von Rannungen dar. In diesem Punkt konnten im Bereich der geologischen Verwerfungen nicht nur die für die Region typischen Eisenleisten, sondern auch thermische Überprägungen des Gesteins, maßgeblich im Mittleren Muschelkalk (mm), beobachtet werden.

Im darauf folgenden Punkt wurde in einen anderen tektonischen Bereich auf dem Blattgebiet gewechselt – die Kissingen–Haßfurter Störungszone (östlich Holzhausen). Diese besitzt ein NW–SE gerichtetes Streichen und erstreckt sich von Bad Kissingen bis in den Bereich Eltmann. Das an diesem Exkursionspunkt besuchte Feld befand sich im Kernbereich der Störungszone, wo der Werksandstein des Unteren Keupers (kuW) in eindrucksvoller Weise in einem nur ca. 40 m breiten Streifen gegen die unteren Bereiche des Oberen Muschelkalks (mo 1) verworfen war.

Im anschließenden Exkursionspunkt nordöstlich von Holzhausen wurde ein, in der nordöstlichen Randzone der Kissingen–Haßfurter Störungszone gelegener, ehemaliger Steinbruch im Bereich der Schaumkalkbänke des Unteren Muschelkalks (mu 3) besucht. Dieser bot dem Betrachter ein geologisch relativ ruhiges Bild.

Nach einem kurzen Fußmarsch wurde der nächste Exkursionspunkt angesteuert. Dies war der bis vor wenigen Jahren in Betrieb befindliche Steinbruch Holzhausen (neu), der sich im mittleren Bereich der Kissingen–Haßfurter Störungszone befindet. In eindrucksvoller Art und Weise konnten die durch die geologischen Kräfte verursachten Verwerfungen und Verbiegungen mit Sattelstrukturen im Bereich des dort zu Tage tretenden Unteren Muschelkalk (mu) besichtigt werden. Diese standen im deutlichen Gegensatz zu dem nur wenige hundert Meter entfernten, zuvor besuchten Steinbruch.

Im Bereich des ehemaligen Steinbruchs östlich von Holzhausen erfolgte ein weiterer, nur kurzer, Halt im Bereich der Kissingen–Haßfurter Störungszone innerhalb des dort sehr stark verfalteten Unteren Muschelkalks (mu 3), ehe die Fahrt zum letzten Punkt fortgesetzt wurde.

Den letzten Exkursionspunkt bildete der Standort der Windkraftanlage Hesselbach. Mit einem Blick über die südöstliche Ecke des Blattes Maßbach und Besichtigung der dort ausstreichenden Cycloidesbank im Oberen Muschelkalk (Grenzbereich mo2 / mo3) endete die Exkursion. Der Abschluss erfolgte wie im vorangegangenen Jahr mit der Einkehr im Gasthaus Stöhr, Stadtlauringen, wo in geselliger Runde geologische Diskussionen stattfanden.

Freitag 30.04.10: Vortrag

Die Vogelkirsche ― Baum des Jahres 2010

Referent und Bericht: Reinhold Jordan, Schweinfurt

19:30 Uhr, VHS-Gebäude, Schultesstraße, Seminarraum 005

Herr Reinold Jordan informierte uns in „allumfassender“ Weise über die im Frühjahr schneeweiß blühende Vogelkirsche. Auf sie gehen unsere heutigen Süß-Kirschen zurück. Herr Jordan stellte ihre Blätter, Früchte, Wuchsform, Verbreitung, Herkunft etc. vor und informierte über die spezielle Verwendung ihres Holzes sowie über ihre Verbreitung insbesondere im Umfeld von Schweinfurt.

Zum Abschluss schenkte er den erwachsenen Teilnehmern einen Kirschbrand von einem Kirschbaum aus Bergrheinfeld aus (E. Letsch). Als Anschauungsmaterial hatte er u.a. eine Stammscheibe, Kleinmöbel und Kirschbaumholz sowie Kirschkerne und ein Kirschkernkissen mitgebracht.

Wie bereits viele Jahre zuvor hat Reinhold Jordan eine Ausarbeitung seines Vortrags in einer 30-seitigen bebilderten Schrift zusammengestellt, die in unserer Bücherei eingesehen werden kann [Jordan, R. (2010): Die Vogelkirsche (Prunus avium L.), Baum des Jahres 2010. – 30 S., Eigenverlag].

Einige Punkte hieraus sind im Folgenden zusammengestellt. Die partielle Neugliederung erfolgte durch die Mitteilungsredaktion (G.B.).

Die Vogelkirsche (Prunus avium L.)

Hinweise zur Systematik

Wie bereits leicht am Blütenbau (Grundform der Rosaceen) zu sehen ist, gehört die Vogelkirsche zu den Rosengewächsen. Innerhalb dieser riesigen Familie ist die Gattung Prunus recht gut definiert. In Deutschland fasst man die Arten dieser Gattung meist als „Steinfrüchte“ zusammen. Die innerste Schicht des Fruchtblattes entwickelt sich also zu einem mehr oder weniger verholzten Schutzpanzer für den Samen.In dieser Gattung finden sich neben der Vogelkirsche viele andere wichtige Obstbaumarten.

Aussehen und regionale Verbreitung

In Deutschland ist die Vogelkirsche die häufigste Wildobstart. Obwohl sie als Waldbaum keineswegs selten ist, haben wir den Kirschbaum fast immer als Bestandteil von Haus- und Baumgärten vor dem geistigen Auge. Die meist frei stehenden Kulturformen erreichen geringere Höhen als die meist im Wald wachsende Wildform. Im Schweinfurter Raum gibt es Wälder – z.B. im Bereich des Städtischen Forstamtes in Weipoltshausen – in denen zahlreiche stattliche Wildkirschen stehen. Eine Höhe von 25 m ist da keine Seltenheit.

Besonders an von der Sonne häufig beschienenen Hängen ist die Vogelkirsche in ganz Deutschland weit verbreitet. Im Süden und Westen Deutschlands wächst die Kirsche eigentlich fast überall. Reinhold Jordan nimmt an, dass sie auch auf denjenigen Hängen weit verbreitet war, die heute von Weinbergen eingenommen werden.

Verwendung und forstwirtschaftliche Bedeutung

Im Handel werden lange Stämme gesucht, deren rötlich braunes Holz zu Furnieren oder feinen Brettern für Stilmöbel oder Innenausbau genutzt werden können. Für den Forstmann ist das immer eine Art Glücksspiel. Schnell ist ein Baum innen faul. Daher wird nicht bis zum letzten Augenblick gewartet, zumal der Baum in der Jugend recht schnellwüchsig ist und im Alter nur noch wenig zulegt. Die Umtriebszeit beträgt deshalb nur 60 bis maximal 90 Jahre.

Ärgerlich sind oft die Totäste, die – ähnlich wie bei vielen Nadelbäumen – lange am Stamm gehalten werden und daher oft die Textur des Nutzholzes stören, aber auch Eingangspforten für Pilzbefall und Fäulnisbakterien bilden können.

Mengenmäßig ist die Kirsche beim Holzaufkommen eher unbedeutend – etwa 0,4% mit regionalen Schwerpunkten in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg.

Von der Knospe über die Blüte zur Frucht

Im Frühjahr treiben die bereits im Spätherbst angelegten Knospen aus. Ihre Form wird als „eiförmig“ beschrieben, was jedoch nicht ganz der Wirklichkeit entspricht („spitze Eier“). Die Kirschen entwickeln normalerweise Mitte April (2010 eine Woche später) eine verschwenderische Blütenpracht. Einige Tage sieht man vom Baum nichts anderes. Man hat an einem Baum bereits eine Million Blüten gezählt! Die Blüte der Vogelkirsche ist weiß. Die Einzelblüten stehen lang gestielt in 2-6-blütigen Dolden.

Nach Ansicht von Reinhold Jordan erfolgt der Austrieb der ersten Blätter gleichzeitig mit den Blüten. Sie fallen jedoch in dem sie umgebenden Blütenmeer nur nicht auf!

Die Bestäubung geschieht meist durch Bienen, eine sowohl für die Bienen als auch für die Kirschen lebenswichtige Angelegenheit. Im Juli können die charakteristischen Steinfrüchte geerntet werden.

Der Kirschkern und die Verbreitung des Samens

Abb. 1 Skizze nach Herder; Erläuterung rechts

Aus dem Fruchtknoten der Blüte entwickelt sich die Frucht. Diese besteht aus drei Schichten, in denen der Same verborgen ist:

Das Exokarp bildet die äußere Hülle – vergleichbar mit der Apfelschale.

Das Mesokarp ist das Fruchtfleisch – die „Investition“ des Baumes für die Samenverbreitung.

Das Endokarp ist schließlich die harte, verholzte Samenschale, die dem Schnabel des Vogels genau so Widerstand leisten muss wie der Magensäure des Wildschweins.

Der harte Teil des Kerns gehört also eigentlich nur zur Frucht. Im Inneren ist nun der eigentliche Same verborgen.

Dieser wird, nachdem er erfolgreich seine „Kunden“ mit roter Farbe und dem süßen Fruchtfleisch angelockt hat, von diesen verbreitet. Wichtigste Helfer sind hier Vögel, was Carl v. Lineé veranlasste, diese im Artnamen (avis = lateinisch Vogel) zu erwähnen. In Unterfranken sind es nach Meinung von Förster Hummel vor allem Stare und Eichelhäher. Daneben sind bei der Verbreitung auch Säuger beteiligt, wie Wildschweine, Füchse und sogar Marder.

Trotz der relativ schweren Frucht hat der Same so die Chance, bei der Verbreitungsgeschwindigkeit selbst mit einigen Bäumen mitzuhalten, deren Samen den Wind nutzen können.

Laub

Die Blätter der Vogelkirsche sind eiförmig gesägt und an der Unterseite behaart. Am Blattgrund weisen sie kleine Nektardrüsen, so genannte Nektarien, auf (siehe unten). Im Herbst färben sich die Blätter orange bis rot. Das abgefallene Laub ist sehr gut in Humus umwandelbar. Die Kirschbäume sind daher auch ökologisch sehr verträglich.

Die Kultursüßkirsche

Die Vogelkirsche ist die Wildform der Kultursüßkirsche. Man findet sie im Tiefland bis ins Gebirge in ganz West-, Mittel- und Osteuropa in Au- und Laubmischwäldern und an Waldrändern. Sie ist stets im Einzelstand und nie bestandsbildend. Als Pionier wächst sie auf Schlagflächen und auf nicht mehr benutzten Wiesen. Sie bevorzugt sommerwarme, frische Standorte mit hoher Basensättigung und ist empfindlich gegen Staunässe.

Die Kultur der Wildform wurde offenbar mindestens zweimal probiert:

Einmal vor 4000 Jahren am Bodensee durch die dortigen Pfahlbauern. Diese Kulturform ist allerdings nur durch Kerne bekannt. Das genetische Material scheint in unsere heutige Kulturform nicht eingegangen zu sein.

Zum anderen, etwa zur gleichen Zeit, geschah dies vermutlich an der Südküste des Schwarzen Meeres, heute noch ein wichtiger Anbauschwerpunkt. Die dort gezogenen Edelkirschen sind angeblich 74 v. Chr. durch den römischen Feldherrn Lucullus ins Abendland gebracht worden.

Ökologie

Die Kirsche braucht Wärme und ausreichend Licht. Der Boden ist ihr weniger wichtig. Wo Spätfröste auftreten, fehlt sie weitgehend (z.B. in Nordeuropa). Dies begrenzt ihre Verbreitung im Allgemeinen auf Höhenlagen unter 1000 m. Wo der Kirschbaum in größerer Höhe vorkommt, dürfte er vom Menschen eingeführt sein.

Die angekündigte Klimaerwärmung kann der Vogelkirsche jedenfalls nicht schaden. Vielleicht wird sie sogar in der Lage sein ihr Verbreitungsgebiet nach Norden und in Höhenlagen auszuweiten, sollten dort die Spätfröste seltener werden.

Feinde und Abwehrstrategien

Die Kirsche hat reichlich Feinde, vor denen sie sich nur unzureichend schützen kann. Verletzungen verschließt sie mit bernsteingelben Harztropfen.

Als Beispiel für einen Blütenschädling wird die Kirschblütenmotte, ein Kleinschmetterling erwähnt.

Pfiffig“ erscheint dem Referenten die Abwehrstrategie gegen Raupen, die es auf ihre grünen Blätter abgesehen haben. Die Vogelkirsche hat am Blattgrund, also außerhalb der Blüten, kleine Nektardrüsen, die Ameisen anlocken, die dann wieder die Raupen kurz halten.

Literaturhinweise (Auswahl; mehr siehe Jordan 2010)

Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (2010): Baum des Jahres 2010. Die Vogelkirsche (Tagungseinlage).

Herder (1994): Lexikon der Biologie Bd. 7. – Stichwort „Prunus“. Heidelberg – Berlin – Oxford.

Häupler, H. Schönfelder, P. (1988): Atlas der Farn- und Blütenpflanzen der Bundesrepublik Deutschland Nr. 752, Stuttgart.

Jordan, R. (2010): Die Vogelkirsche (Prunus avium L.), Baum des Jahres 2010. – 30 S., Eigenverlag.

Polunin, O. (1971): Pflanzen Europas. Deutsche Auflage. München.

Roloff, A. (2010): Die Vogel-Kirsche. Baum des Jahres 2010 (Faltblatt).- Kuratorium „Baum des Jahres“, Marktredwitz.

Schmeil, O., Fitschen, J. (1952): Flora von Deutschland 63. Aufl.

Schütt, Schuck, Stimm (1992): Lexikon der Baum- und Straucharten, Landsberg.

Schutzgemeinschaft Deutscher Wald [Hrsg] (2010): Die Vogelkirsche (Faltblatt), Bonn.


Wir danken Herrn Reinhold Jordan, dass er uns nun seit vielen Jahren den jeweiligen „Baum des Jahres“ allumfassend vorgestellt hat. Nicht nur für die hier wiedergegebenen Fakten zum Baum selbst, sondern natürlich auch für seine Exkurse in die literarische Welt, in Sprichworte, zu Darstellung von Kirschen in der Kunst und in Bayerischen Gemeindewappen, aber auch zu historischen Hinweisen in der Medizin.

Samstag 22.05.10: Pkw-Exkursion

Botanisch-landschaftskundliche Exkursion zu den Muschelkalk-Trockenhängen bei Unsleben

Referenten:

Konrad Roth, Maibach, Helmut Müller, Stadtlauringen

Treffpunkt 9:00 Uhr: Parkplatz Stadthalle Schweinfurt

oder 9:45 Uhr: Unsleben: Gärtnerei

Kurzbericht: Dr. Georg Büttner

Auf den Muschelkalk-Trockenhängen konnten wir zahlreiche seltene Pflanzen und Tiere sehen bzw. hören. Konrad Roth machte uns in bekannter Weise mit den wichtigsten Pflanzen und Tieren bekannt.

Helmut Müller erläuterte uns die örtliche Geologie sowie die des näheren Umfelds: Streutal und Heustreuer Störungszone.

Die etwa 5-stündige Wanderung führte uns vom Unteren Muschelkalk (mu) durch den Mittleren Muschelkalk (mm) bis in den basalen Oberen Muschelkalk (mo). Hierbei konnten wir nicht nur die typischen Gesteine, sondern auch die hiermit verbundenen typischen Geländeformen kennenlernen:

Zunächst ging es steil bergauf, durch die Wellenkalkfazies des mu. An den Schaumkalkbänken verflachte das Gelände. Unter uns lagen nun die typischen Trockenhänge des mu. Der Weg führte entlang einer Hochfläche zu einem Judenfriedhof. Von hier aus ging es flacher bergauf durch den Ausstrich der gelblichen, mergelig/dolomitischen Gesteine des mm (z.B. Zellenkalke). Die nächste härtere Schicht stellt der basale Obere Muschelkalk (mo) dar, dessen Platten- und Schillkalke sowohl in einem Acker (als Lesesteine) als auch auf großen Steinhaufen in Augenschein genommen werden konnten. Hier fanden die Teilnehmer das ein oder andere Fossil, z.B. Reste von Ceratiten. Anschließend querten wir ein Tal und traten auf dem nördlich parallel verlaufenden Höhenzug den Rückweg an.

In „spitzbübischer“ Weise versuchte Herr Müller den Teilnehmern eine Prielfüllung zunächst als überdimensionierten Grabgang „zu verkaufen“, um die Diskussion zu entfachen. Auf diese Weise gelang es, die weniger mit der Geologie vertrauten Teilnehmer an die flach marinen Ablagerungsbedingungen im Unteren Muschelkalk heranzuführen.

Besondere floristische Highlights waren seltene Farne an einem gemauerten Kellereingang sowie ein eindrucksvoller Baumriese, eine 100-jährige Esche, am östlichen Ortsrand von Unsleben. Ihren Abschluss fand die Exkursion mit einer gemeinsamen Einkehr in Mittelstreu.

Die Exkursion war perfekt organisiert, sogar das Wetter belohnte uns mit strahlendem Sonnenschein. Da die Veranstaltung auch über „Bayern Tour Natur“ angemeldet war, durften wir neben etwa 15 Mitgliedern auch zahlreiche Gäste begrüßen.

Großer Dank an die beiden Referenten für die Auswahl dieses Exkursionsziels, die Wegewahl (durchdachte Vorbereitung), die zugleich informativ, wie auch „spielerisch“ dargebotenen Fakten. Es blieb bis zum Schluss spannend!


Freitag 18.06.10:

Naturwissenschaftlicher Treff

Der geplante Vortrag „Paläoökologische Betrachtungen des fränkischen Keuper“ von Dr. Rolf Ziegler aus Oberschwarzach ist leider wegen Erkrankung des Referenten ausgefallen.

An seiner Stelle veranstalteten wir einen Naturwissenschaftlichen Treff.

Der Schwerpunkt dieser Veranstaltung lag in einem Brainstorming insbesondere für Veranstaltungsideen der folgenden Jahre. Darüber hinaus wurde überlegt, mit welchen Themen man neue Teilnehmer für den Verein interessieren könnte.

Die etwa 15 Anwesenden diskutierten eifrig mit und brachten zahlreiche neue Ideen mit ein, die sowohl vom Innovationszirkel (s. Kap. 2.5) als auch z.T. in der Programmgestaltung 2011 Berücksichtigung fanden.

Samstag 19.06.10: Pkw-Exkursion

Geologie, Botanik und Klimabeobachtung im Umfeld der Schwarzen Berge

Referenten:

Georg Rüttiger, Kronungen: Botanik,

Dr. Georg Büttner Hof, Schweinfurt: Geologie,

Joachim Dahmer, Burkardroth-Wollbach: Waldklimastation

Treffpunkt: 9:00 Uhr, Parkplatz Stadthalle Schweinfurt (Individuelle Anreise mit dem Pkw); Dauer ca. 7 Stunden ohne An-Abreise

Auf dieser Exkursion wurde das Umfeld der Schwarzen Berge teils zu Fuß, teils mit dem Pkw erkundet. Bereits in der Vorbereitung zeigte sich die gute Ortskenntnis von Georg Rüttiger, der, da er in Langenleiten geboren ist, mir die wahren Schönheiten der Schwarzen Berge zeigte. Selbst ich, als langjähriger Hydrogeologe, hatte in der Rhön noch keine so schönen Karstquellen aus dem Unteren Muschelkalk gesehen. Abgerundet wurde die Exkursion durch den Besuch einer nördlich des Gebirgssteins gelegenen Waldklimastation der Bayerischen Landesanstalt für Land- und Forstwirtschaft.

Folgende Lokalitäten wurden besucht:

Beschreibung der Lokalitäten (G. Büttner)

1. Wiese am Heißen-Berg, nordöstlich Stangenroth

Die Wiese liegt im Ausstrich des Buntsandsteins. Hier wechseln sandige und tonige Substrate. Insbesondere entlang des Weges herrschen eher trockene Standorte vor, während sich im Niveau des Bachs feuchte Standorte ausgebildet haben.

Obwohl die Wiese zum Zeitpunkt der Exkursion bereits gemäht war, konnte die typische Vegetation (insbesondere an den Wegrändern) beobachtet werden.

Herr Dahmer machte uns auf das Problem der zunehmenden Verbuschung aufmerksam (langfristig deutliche Zunahme des Waldanteils), dem nur durch konsequente Pflege (Mähen) begegnet werden könne. Dies sei umso wichtiger, um die für diesen Teil der Rhön typischen Pflanzengemeinschaften (mit seltenen Orchideen) dauerhaft zu erhalten.

Weiterfahrt zum Leberbrunnen.


2. Leberbrunnen (gefasste Quelle), nordöstlich Stangenroth

Die gefasste Quelle entspringt im Schutt des obersten Buntsandsteins, wird aber wahrscheinlich aus dem Unteren Muschelkalk gespeist. Die Quelle ist seit Alters her bedeutsam und bereits in historischen Karten verzeichnet.

Weiterfahrt zum Parkplatz am Zeltplatz Totnansberg. Dort parken

3. Karstquelle „Seebach“, östlich des Totnansbergs und ihr Umfeld

Das Umfeld des Zeltplatzes am Totnansberg wird aus Unterem Muschelkalk (Wellenkalkfazies) aufgebaut. Dieser tritt hier entlang der Waldwege zu Tage; es wächst die typische Basen liebende Vegetation.

Vom Parkplatz geht es im leichten Bogen hinab zum Tal des Seebachs. Dieser entspringt (in Abhängigkeit vom Grundwasserstand) im Bachbett nahe der Waldgrenze. Während bei der Vorbereitung hier noch ein deutliches Gewässer zu Tage trat, konnten wir am Exkursionstag nur ein kleines Rinnsal beobachten.

Nach besonders schneereichen Wintern und/oder nach lang anhaltenden Feuchtperioden entspringt der Seebach jedoch gut 30-40 Höhenmeter höher in einer periodischen Quelle. Diese ist gut sichtbar an ein ausgeprägtes Kluftsystem angelegt. Der dort vorkommende Gesteinsschutt weist auf z.T. beachtliche Wasserführung hin. Möglicherweise verbirgt sich unter dem Schutt ein Höhlensystem.

Das Phänomen dieser episodisch schüttenden Quelle inspirierte seit langem die Menschen dieser Region. Manche nahmen hier einen unterirdischen See an (daher der Name Seebach).

Es wurde aber auch erzählt, dass Kreuzberg-Wallfahrer aus dem Würzburger Raum jeweils darum beteten, dass diese Quelle nicht läuft. Sie nahmen nämlich an, dass eine gewisse Zeit später dieses Wasser auch den Main bei Würzburg überfluten würde. Der direkte Bezug ist allerdings vollends unbegründet, weil der Seebach zum Abflussregime der Fränkischen Saale gehört, die erst bei Gemünden (also mainabwärts von Würzburg) in den Main mündet. Jedoch könnte die Wetterlage, die die Quelle zum Schütten bringt, allgemein auch zu Hochwasser im Einflussbereich des Mains führen.

Auf dem Gegenhang ist ein großes (pleistozänes) Blockmeer aus Basaltschutt ausgebildet. Diese teils vermoosten Blöcke verleihen zusammen mit dem alten Baumbestand dem näheren Umfeld des Seebach-Ursprungs ein urtümliches Aussehen.

4. Kalksteinbruch im Unteren Muschelkalk, nördlich Jugendzeltplatz Totnansberg

Nur wenige Meter oberhalb des Parkplatzes finden sich entlang der Straße drei aufgelassene Kalksteinbrüche im Unteren Muschelkalk. Der Kalkstein wurde hier entweder als Branntkalk und/oder für den Wegeunterbau gewonnen. Die Schichten sind sattelartig leicht verbogen und gestört.

Weiterfahrt zum Wanderparkplatz südlich des aktiven Abbaus am Hahnenknäuschen

5. Aktiver Basaltsteinbruch am Hahnenknäuschen

Am Hahnenkäuschen wird Basalt gewonnen, der als Schotter und Splitt vor allem im Straßenbau Verwendung findet. Es sind derzeit teils massige, teils säulige Basaltergüsse neben blasigen Tuffen aufgeschlossen. Beide Bereiche verzahnen miteinander, so dass trotz der über 100 m langen Abbaufront eine Prognose der Gesteinsbeschaffenheit extrem schwierig ist. In der oberen Hälfte des Bruchs tritt eine rote Tuff-Lage in Erscheinung, die sich (fast) entlang der gesamten Abbauwand verfolgen lässt und die scheinbar zwei Ergüsse voneinander trennt. Als Entstehung der Basaltlager werden Deckenergüsse angenommen.

Weiterfahrt zum Wanderparkplatz Totnansberg

6. Aufgelassener Basaltsteinbruch am Hahnenknäuschen

Am Hahnenknäuschen wurde viele Jahrzehnte Basalt abgebaut. Die Säulen fanden z.T. als Deichbefestigung an der norddeutschen und holländischen Küste, später dann vorwiegend im Straßenbau Verwendung. Der Abtransport erfolgte mit Seilbahnen und der Bundesbahn, später mit dem LkW.

Seit über 10 Jahren ist der Basaltbruch am Hahnenknäuschen aufgelassen. Die steilen Hänge des trichterförmigen Abbaus weisen kaum Vegetation auf. Sie lassen die typischen polygonalen Absonderungsformen der Basaltsäulen erkennen. Randlich ist bereits Tuff aufgeschlossen. Dies führte schließlich zur Beendigung der Abbautätigkeit.

Im Gegensatz zur Lokalität 5 befinden wir uns hier nicht in einer Lager- sondern einer Schlotsituation. Die Lagerstätte war homogener, der Abbau somit deutlich effizienter.

Weiterfahrt entlang der Forststraße zum Gebirgsstein (Ausnahmegenehmigung)

7. Aufgelassener Basaltsteinbruch am Gebirgsstein (Geotop)

Am Gebirgsstein wurden Basaltsäulen abgebaut (und mit einer Seilbahn zu Tal gefördert). An der heutigen Bruchwand stieß man dann vermehrt auf Tuffe, sodass der Abbau vor über 20 Jahren schließlich zum Erliegen kam. Die Abbausohle war damals etwa 10 m tiefer als heute, sie wurde sukzessive mit Erdaushub aufgefüllt. Heute stellt der Steinbruch aufgrund der Vielfalt nebeneinander existierender unterschiedlicher vulkanischer Gesteine ein bedeutendes Geotop dar; die weitere Verfüllung ist untersagt.

Am Gebirgsstein verzahnen engräumig verschiedenste vulkanische Gesteine miteinander. In Blickrichtung von links nach rechts ist folgende Situation aufgeschlossen:

Aufgrund das Verzahnens muss von einer Mehrphasigkeit der Ereignisse ausgegangen werde. Die Tuffe und Bomben legen einen eruptiven Vulkanismus nahe. Auffällig ist vor allem der gute Erhaltungszustand der geschichteten Tuffe

Weiterfahrt entlang der Forststraße zur Waldklimastation am Kellerstein(Ausnahmegenehmigung)

8. Waldklimastation Bad Brückenau (am Kellerstein)

Führung: Joachim Dahmer, Burkardroth-Wollbach, Forstrevier Burkardroth, AELF Bad Neustadt

Information zusammengestellt aus: LWF (2008): Bayerische Waldklimastation Bad Brückenau. – Faltblatt

Die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) betreibt in Bayern 22 Waldklimastationen. Jede Klimastation besteht aus einer Bestandesmessstelle und einer nahe gelegenen Freilandmessstelle.

Ziel ist die intensive und kontinuierliche Beobachtung, Dokumentation und Bewertung der Einflüsse wirksamer Umweltfaktoren auf physikalisch-chemische und biologische Lebensabläufe in typischen Waldökosystemen Bayerns.


Folgende Parameter werden im Dauerbeobachtungsprogramm erfasst:

Die Bestandesmessstelle liegt in einem nach Baumart, Alter, Struktur und Standort möglichst einheitlich aufgebauten Bestand. Die eingezäunte Kernfläche mit Messeinrichtungen und Probenahmestellen hat eine Größe von 0,25 ha.

Die Freilandmessstelle liegt umzäunt auf einer größeren Waldlichtung. Hier werden die Stoffeinträge aus der Atmosphäre sowie meteorologische und klimatologische Parameter gemessen, wie sie auf das Kronendach der Waldbestände einwirken.

Bis zu 750.000 Messdaten pro Jahr und Waldklimastation werden überwiegend vollautomatisch erhoben und meist als 15-minütige Summen- oder Mittelwerte aufgezeichnet. Seit 2007 werden meteorologische Messdaten per Funk an die LWF übermittelt. Zusätzlich werden Wasserproben oberhalb des Bodens sowie im Boden aus verschiedenen Tiefen und Streufallproben für Laboranalysen gewonnen.

Die Waldklimastation Bad Brückenau liegt im Wuchsbezirk „Hohe Rhön“ auf der Kuppe des Kellersteins (810 m ü. NN). Bei dem ca. 25 ha großen Forschungsbestand handelt es sich um einen über 140 jährigen monotonen Buchenbestand. Auf Teilflächen kommt Naturverjüngung von Buche, Bergahorn und Esche auf.

Weiterfahrt zum Parkplatz Feuerberg-Lift

9. Schluchtwald mit Muschelkalkquelle Nordostflanke des Feuerbergs

Den Abschluss fand die Exkursion mit einer Wanderung in die Nordostflanke des Feuerbergs. Der Weg führt durch den Oberen Buntsandstein in den Unteren Muschelkalk.

An der steilen Nordostflanke sind große Felsmassen des Muschelkalks abgebrochen und auf den Tonsteinen des Oberen Buntsandsteins zu Tal gerutscht. Sie bilden entlang des Aufstiegs einen Riegel und sind die Ursache für einen kleinen Wasserfall. Unterhalb der Rutschmasse treten an der Grenze Kalkstein-Tonstein zahlreiche Schichtquellen aus.

Hat man diesen Riegel erklommen, verflacht das Gelände um nach einigen 100 m erneut anzusteigen. Dieser Anstieg wird nun tatsächlich von der Grenze Oberer Buntsandstein / Unterer Muschelkalk erzeugt. Der Untere Muschelkalk bildet hier z.T. sogar Felsfreistellungen.

Im Schuttfuß entspringt unterhalb des Pfades eine markante Schichtquelle, die wegen der Steilheit des Geländes ihrerseits wie ein kleiner Wasserfall abfließt (Sturzquelle). Solche Quellformen sind sonst eher aus dem Hochgebirge bekannt.

Der Pfad führte uns weiter, entlang der Muschelkalksteilstufe in eine erneute Rutschmasse aus großen Muschelkalkblöcken. Hier hat sich kleinräumig ein naturbelassener Schluchtwald mit zahlreichen Baumruinen und Baumpilzen erhalten. Ein weiterer Höhepunkt und würdiger Abschluss dieses ereignisreichen Tages.

Literaturhinweise:

Büttner, G. (2005): Geologisch-landschaftskundliche Exkursion vom Saaletal zu den Schwarzen Bergen. – Mitteilungen des Naturwiss. Vereins Schweinfurt 24: 36-45, Eigenverlag.

LWF (2008): Bayerische Waldklimastation Bad Brückenau. – Faltblatt.

-----------------

Mein Dank gilt Herrn Georg Rüttiger, dass er mich mit den wahren Schönheiten seiner Heimat vertraut gemacht hat, und Herrn Joachim Dahmer vom Forstrevier Burkardroth, für seine fundierte Führung durch die Waldklimastation am Kellerstein.

Selbst wenn die Gruppe am Exkursionstag nur klein war, [frei nach Frau Elisabeth Winkler: Dornröschen und die 7 Zwerge ;-) … später dann 9 Personen ] so bekamen wir doch einen umfassenden Eindruck in eine Gegend, die auch ich in dieser Form noch kaum kannte (!) Nebenbei gab es auch noch die Laichschnur einer Kröte, Lebensspuren im Ton und viele kleine Dinge am Rande. Hier zeigten sich dann auch die Vorteile einer kleinen Gruppe. Entgegen der Wochen zuvor war das Wetter nicht zu heiß und vor allem stabil!

Fazit: Die Rhön ist immer schön! … Sie bietet selbst, wenn man glaubt sie zu kennen, noch immer zahlreiche positive Überraschungen. - Vielleicht findet sich in einigen Jahren ein größerer Teilnehmerkreis für ein ähnliches Thema. (G.B.)

Samstag 17.07.10: Pkw-Exkursion

Ruderalgemeinschaften – botanische Wanderung

Referent: Erich Rößner, Alitzheim

Treffpunkt: Bahnhof Gerolzhofen, 14:00 Uhr (Individuelle Anreise mit dem Pkw)

Kurzbericht: G. Büttner

Entlang von Feldwegen oder aufgelassenen Bahnanlagen entsteht im Laufe der Zeit eine standortspezifische natürliche Pionier-Flora. Wir lernten auf dieser Exkursion verschiedene Pionier-Standorte mit den jeweils typischen Pflanzen, so genannte Ruderal-Gemeinschaften, kennen. Dabei erklärte uns Herr Erich Rößner nicht nur die typischen Arten, er ging auch auf die speziellen ökologischen Zusammenhänge ein.

Die Exkursion begann auf dem alten Bahnhofsgelände in Gerolzhofen. Hier herrschen steinige Standorte vor. Die Pionierpflanzen haben sich auf dem Gleisschotter, z.T. auch in Ritzen am Bahnhofsgebäude entwickelt.

Interessant war der Hinweis von Erich Rößner, dass auf der westlichen Bahnhofsseite andere Pflanzengemeinschaften vorherrschen als auf der östlichen. Der Grund: Im Westen befanden sich eine Be- und Entladestelle eines Handels mit landwirtschaftlichen Produkten sowie eine Auffahrtsrampe der Bundeswehr. So wurden hier z.B. bei Ladevorgängen, aber auch aus Reifenprofilen gezielt Samen eingetragen, die auch heute noch die Westseite markieren.

Vom Bahnhofsgelände liefen wir dann zu einem Baugebiet am nordwestlichen Ortsrand von Gerolzhofen. Auf dem Weg dorthin stellte uns Herr Rößner Pflanzengemeinschaften vor, die sich speziell in einem häufig gemähten Grünstreifen entwickeln.

Die Ruderalgemeinschaften des Baugebiets fanden, anders als im Bahnhofsgelände, einen feinkörnigen Untergrund vor. Dieses Baugebiet liegt nahe der Talaue, so dass wir es hier mit Auesedimenten (Lehmen) zu tun haben. Z.T. hat sich bereits eine dichte Krautschicht entwickelt. Beherrschend waren verschiedene Distelarten, die blühend nicht nur ästhetisch schön, sondern auch für Insekten wertvoll sind. Auf einem fast vegetationsfreien Teilbereich zeigte uns Herr Rößner die beginnenden Schritte der Besiedlung.

Wir lernten hier vor allem verschiedene Distelarten und ihre Vermehrungsstrategie kennen. Besonders hartnäckig ist dabei die Gemeine Ackerdistel, die sich auch über das Wurzelwerk vermehrt und sich selbst in landwirtschaftlich genutzten Flächen über Jahrzehnte hält.

Vom Kern des Baugebiets aus ging es in einen Randstreifen Baugebiet - aktuelles Ackerland, auf dem bis vor kurzem noch Landwirtschaft betrieben wurde. Die Ruderalflora entwickelte sich dort, aufgrund der Düngerreste im Boden besonders prächtig, d.h. die Erstbesiedler waren deutlich größer und kräftiger als auf einem ungedüngten Boden. Aufgrund der langen Sommertrockenheit (Juni/Juli 2010) hatten sich hier im feinkörnigen Aueboden bis Armdicke polygonale Schrumpfungsrisse gebildet.

Auf dem Rückweg zum Anfangspunkt wurden wir von einem kurzen, starken Schauer überrascht. Das unsichere Wetter (auch entsprechende Prognose) war wohl auch der Grund für die Größe der Gruppe (nur 7 Personen). Für alle Teilnehmer war es jedoch eine sehr interessante, gelungene Veranstaltung. Gerade im kleinen Kreis war das Nachfragen und gemeinsame „Botanisieren“ leichter möglich. Mich haben vor allem die ökologischen Zusammenhänge fasziniert.

Vielen Dank an Erich Rößner für diese Interessante Veranstaltung … wir freuen uns auf sein Apfelseminar im nächsten Jahr!


Samstag 07.08.10: Pkw-Exkursion

Junge Wasserforscher unterwegs –

Ein Erlebnistag am Wasser

geeignet für Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren (bei den Kleinen möglichst in Begleitung der Eltern)

Referenten:

Marc Sitkewitz, Veitshöchheim (LBV) und Frau Dietlind Hußlein, Schweinfurt

Treffpunkt: 15:00 Parkplatz Stadthalle Schweinfurt (Individuelle Anreise mit dem Pkw)

Unser Ziel war der Neue See bei Gerolzhofen. An seinem Ufer hatte Herr Sitkewitz bereits einen Tisch mit mehreren Wasser gefüllten Aquarien aufgebaut. Dann begann er mit der Einführung, die Kinder fanden sich in drei Gruppen zusammen, jedes Kind bekam einen Käscher und die Suche begann.

Eintagsfliegen, kleine Krebse, Rückenschwimmer, Schnirkelschnecken und vieles mehr warteten auf die jungen Forscher. Mit den Käschern wurden sie aus dem Wasser geholt und in kleine Aquarien gesetzt. Dann galt es sie zu bestimmen. Dies geschah zunächst nach einfachen äußeren Merkmalen mit Hilfe von Schemazeichnungen (Körperform, Beine, Flügel und deren Lage etc.). Einige Tiere ließen sich besser unter der Becherlupe bestimmen. Ziel war es, aus den gefundenen Tierarten Hinweise auf die Gewässergüte zu erhalten.

Hierfür wurde bereits zu Beginn mit Fadenthermometern die Wassertemperatur gemessen und mit Streifen von Lackmus-Papier der pH-Wert eingegrenzt.

Insbesondere als es ums Entdecken der Wassertiere und ihre Bestimmung ging, waren die Kinder total begeistert. Nicht allen gelang jedoch der Schritt, aus der Artenzusammensetzung auch die Wassergüte abzuleiten. Spaß gemacht hat es trotzdem … und wir konnten an diesem Tag (natürlich auch wegen der Ankündigung im Ferienprogramm der Stadt Schweinfurt) viele neue Gesichter begrüßen.


Samstag 28.08.10: Pkw-Exkursion

Fledermäuse hautnah entdecken – Fledermausexkursion –

Besonders für Familien mit Kindern geeignet

Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Vogelschutzverein Schweinfurt

Referenten: Helena und Karl Günzel, Gochsheim

Treffpunkt: 15:30 Uhr, Parkplatz Stadthalle Schweinfurt

Kurzbericht: G. Büttner

Als wir 2009 diese Exkursion ankündigten, stellten wir uns den August 2010 als relativ beständigen, warmen Monat vor. … Doch dann kam alles anders. Die Temperaturen lagen auch tagsüber nur zwischen 15 und 20 °C und die Tage waren charakterisiert von massiven Gewitterschauern. Vor diesem Hintergrund stellte sich den meisten Teilnehmern natürlich die Frage: Werden wir überhaupt eine Fledermaus zu Gesicht bekommen?

Doch diese Exkursion wurde für uns (einschließlich mir, G.B.) zu einem unvergesslichen Erlebnis! Helena und Karl Günzel aus Gochsheim haben eine spezielle Ausnahmegenehmigung Fledermäuse zu Zwecken der Umweltbildung aus der Nähe zu zeigen. Hierfür hatten sie bereits am Morgen Nistkästen im Gochsheimer Wald überprüft und dann diejenigen, in denen sich (ausgewählte) Fledermäuse befanden, mit Gras verschlossen.

Auf diese Weise lernten wir am Nachmittag im Laufe einer 2,5-stündigen Wanderung vier Fledermausarten aus nächster Nähe kennen. Nämlich

Helena und Karl Günzel zeigten uns die speziellen Artmerkmale, Herr Günzel erzählte uns darüber hinaus viel Wissenswertes über die Lebensweise von Fledermäusen … und warum ihr Schutz so wichtig ist.


Hier kurz die wichtigsten Charakteristika der angetroffenen Arten (zusammengestellt aus ByLfU 2008):

Bechsteinfledermaus

Merkmale: Mittelgroß, breite Flügel langsamer und wendiger Such- und Rüttelflug; Ohren auffallend groß, leise Ortungsrufe

Sommerquartier: Baumhöhlen und Nistkästen

Winterquartier: unterirdische Quartiere

Verbreitung: in Bayern v.a. in den Wäldern Nordbayerns; in Südbayern selten; weltweit weitgehend auf Mitteleuropa beschränkt!

Fransenfledermaus

Merkmale: Mittelgroß, relativ lange Ohren, „Fransen“ (steife Haare) am Rand der Schwanzflughaut; Ortungsrufe bilden weites Frequenzspektrum ab

Sommerquartier: Wälder (Baumhöhlen, Nistkästen), Hohlblocksteine an Ställen, Scheunen, Gebälk von Kirchtürmen

Winterquartier: unterirdische Quartiere

Verbreitung in Bayern: weit verbreitet, mäßig häufig.

Mausohr

Merkmale: Größte heimische Fledermausart: bis 8 cm lang, Spannweite ca. 40 cm, ca. 25-30 Gramm schwer, relativ laute Ortungsrufe (rel. lautes „Knattern“ im Fledermaus-Detektor)

Sommerquartier: ungestörte Dachböden bevorzugt v. Kirchen u. Schlössern

Winterquartier: Keller, Höhlen usw.

Verbreitung in Bayern: etwa 290 Kolonien mit etwa 80.000 Tieren; Wochenstuben überall außer in höheren Lagen der Alpen u. Mittelgebirge

Braunes Langohr

Merkmale: Größte Ohren und leiseste Rufe der heimischen Fledermäuse; breite Flügel extrem wendig, auf engem Raum manövrierfähig, Rückenfell bräunlich, Unterseite: gelblich-weiß; Typische „Wald“- aber auch Siedlungsfledermaus

Sommerquartier: Dachstühle und Baumhöhlen, ersatzweise Nistkästen

Winterquartier: Keller, Stollen, Höhlen

Verbreitung in Bayern: relativ häufig, in ganz Bayern verbreitet

Literaturhinweis

Bayerisches Landesamt für Umwelt [BayLfU] (2008): Fledermäuse, Lebensweise Arten und Schutz. – 47 S., Umweltwissen, Augsburg.


Im Namen aller ca. 25 Exkursionsteilnehmer besten Dank an Helena und Karl Günzel aus Gochsheim für dieses einmalige Erlebnis, Fledermäuse aus nächster Nähe sehen zu dürfen. Vielen Dank für die aufwändige Vorbereitung, die zahlreichen Informationen am Rande und die LfU-Broschüre am Ende.

Dank auch an Frau Dietlind Hußlein und Herrn Konrad Roth für den Kontakt und die Idee sowie an den Stadtjugendring Schweinfurt, der diese Veranstaltung im Ferienprogramm mit angeboten hatte. Wir zählten somit ca. begeisterte 25 Teilnehmer. Dank auch allen, die uns ihre digitalen Bilder zur Verfügung gestellt haben.

Sonntag 19.09.10: Pkw-Exkursion

Tag des Geotops – Familienexkursion: Geologie erkunden und Versteinerungen suchen im Schweinfurter Raum

Referenten:

Diplomgeologe Dr. Georg Büttner, Hof/Schweinfurt, Diplomingenieur Günter Stürmer, Schweinfurt

Treffpunkt: 13:00 Uhr, Parkplatz Stadthalle Schweinfurt

Kurzbericht: G. Büttner

Besucht wurden zwei Steinbrüche der Fa. Beuerlein, und zwar ein neu erschlossener Aufschluss im Oberen Muschelkalk 3 (vorwiegend mo 3) bei Lindach, Gde. Kolitzheim, und ein Teil des Steinbruchs Schleerieth, der vor allem die Schichten über dem Werksandstein erschließt (kuW, ku2).

Im Steinbruch Lindach begrüßte uns der Juniorchef persönlich und stellte uns sein Abbau- und Vermarktungskonzept vor. Hochwertig sind v.a. die dickbankigen Schillkalke. Sie finden gebrochen als Schotter Verwendung. Die Mergelsteine und kleinstückigen Kalksteine lassen sich dagegen gut verdichten und werden daher z.B. in Dammböschungen eingebaut.

In Lindach ist derzeit v.a. das direkte Umfeld der Cycloidesbank bis in den Bereich der Dickbankzone aufgeschlossen. Teils im Anstehenden, teils im Haufwerk herrschten gute Fundmöglichkeiten für Ceratiten(bruchstücke) und Muscheln (verschiedene Arten). Daneben wurden auch Brachiopoden und Reste von Nautiliden gefunden. Insgesamt war die Ausbeute nach etwa 1,5 stündiger Suche sehr gut.

Eine Besonderheit stellte eine große offene Kluft mit einem großflächigem Calcit-Kristallrasen dar. Diese Gesteine ließen sich jedoch aufgrund ihrer Dimension nicht aus der Wand bergen.

Zweiter Exkursionspunkt war der Steinbruch Schleerieth und zwar der Schichtstoß vom Werksandstein bis in den mittleren ku2. Hier treten mehrere dolomitische Kalksteinbänke auf, in denen sich z.T. massenhaft Muscheln finden. Doch zunächst galt es im Sandstein nach Pflanzenresten (Abdrücken) und kohligen Lagen zu suchen. Auch der angekündigte Aragonit ließ sich mit etwas Geduld in den dolomitischen Lagen finden. Auch hier ging keiner leer aus, wenn auch die Fundsituation nicht so gut war wie in Lindach.

Doch nicht nur das Suchen stand im Vordergrund. Ziel war es, durch ein spielerisches Frage-und-Antwort-Spiel die Teilnehmer, insbesondere die Kinder, für die Geologie zu inter-essieren.

Gleich zu Beginn zeigten wir beispielsweise die Geologische Übersichtskarte von Bayern und fragten, was wohl auf dieser farbigen Karte dargestellt sein könnte. Immerhin gab es den Hinweis, dass es sich um eine „geologische Karte“ handle. Neben langem Schweigen war eine Antwort „Höhenlinien“, wenn auch nicht richtig, immerhin hatte sich einer getraut. Auf „geologische Einheiten gleichen Alters“ kamen selbst die meisten Erwachsenen nicht.

Weitere Fragen waren z.B.:

Seht Ihr einen Unterschied zwischen dem vorhin besuchten Steinbruch (Lindach / Kalkstein) und dem hier (Schleerieth / Werksandstein)?

Worin liegt der Unterschied? (AW: z.B. Aussehen, Gesteine, Farben, …)

Wie kommt der Sand in den Sandstein?

Wie kann Sand transportiert werden (AW: Wind, Wasser)

Wo finden wir heute Sand? (AW z.B. Küste)

Gibt es nur Sandküsten?

eigentlich wollte ich ja irgendwie zum Mississippi-Delta kommen, um dann auch noch was zu Kohle und Farnen erzählen zu können. Aber die wenigsten Kinder konnten sich etwas unter „Schachtelhalmwäldern“ vorstellen, zumal sie nicht wussten, wie die heute noch existierenden Schachtelhalmgewächse aussehen. Glücklicherweise haben wir dann auf Sandsteinoberflächen noch einige strukturierte Pflanzenreste gefunden.

Schwierig war es außerdem den Kindern zu vermitteln, dass in einem Flachmeer Kalk und nicht nur Salz zur Ablagerung kommen kann und dass dort nicht unbedingt Sand sein muss.

Dennoch hat dieses spontane Frage-und-Antwort-Spiel (uns)viel Freude gemacht. Die Kinder waren sehr gute Diskussionspartner.

Die Veranstaltung war mit knapp 30 Teilnehmern sehr gut besucht. Dank der „Vermarktung“ über das Ferienprogramm des Stadtjugendrings Schweinfurt zählten wir ca. 15 Kinder mit ihren Eltern. Eine gelungene Familienexkursion! Dank an meinen Co-Refernten, Günter Stümer, der den Teilnehmern wichtige Details zu den Fossilien und zur Lebensweise der Flachmeer-Bewohner vermittelte.


Freitag 08.10.10: Vortrag

Zu Fuß durch die westliche Gobi Powerpoint-Vortrag

Referent: Diplomgeologe Peter Thom, München

19:30 Uhr, VHS-Gebäude, Schultesstraße, Seminarraum 005

Der Geologe Peter Thom hat im Jahr 2009 die Teile derwestlichen Gobi zu Fuß durchwandert. Eindrucksvolle Bilder unterstützten seine authentische Berichterstattung. Für diesen abwechslungsreichen Vortrag, in dem uns Herr Thom nicht nur die Wüste Gobi, sondern auch die hier lebenden Menschen, Pflanzen und Tiere vorstellte, hatte er aus einem Pool von über 1000 Bildern ca. 160 ausgewählt.

Kurzbericht und Bilder: Peter Thom

Gezeigt wurden Bilder einer Expedition und Karawane vom April 2009 durch die Alashan, einer Sandwüste mit Megadünen im Südwesten der Wüste Gobi in der Autonomen Provinz Mongol der VR China. Die Expedition wurde zu zweit mit einem einheimischen mongolischen Führer ausgeführt. Sie begann vom Weiler Shugui aus nach Südwesten zur Oase Gao und weiter zum See Bilutu. Das Gelände war durchwegs sandig und die Höhe der Dünen nahm im Verlauf der Tour täglich zu. Lebensmittel und Wasser wurde von einem Lastkamel transportiert. Die weiteren Utensilien hatte jeder in seinem Rucksack. Vom See Bilutu aus ging die Tour zu zweit bis zu den Seen Baoritalegai weiter. Für diesen Abschnitt musste alles in die Rucksäcke verstaut werden. Besonders das notwendige Wasser machte sich dabei gewichtsmäßig deutlich bemerkbar. Die Orientierung erfolgte mittels GPS und Satellitenkarten.

Der zweite Teil der Reise erfolgte als organisierte Karawane mit 13 Lastkamelen, Reiseleiter drei mongolischen Kamelführer und 5 weiteren Reiseteilnehmern. Sie führte durch das südliche Gebiet des Alashan mit seinen unzähligen Megadünen die Höhen bis über 400 Meter erreichen und an deren Füßen zahlreiche Seen liegen. Die Karawane war deutlich gemütlicher als die vorausgehende Expedition. Die Dünen und Seen konnten dabei deutlich besser genossen werden. Ein Höhepunkt war die Erklimmung der Bilutu-Düne mit einer relativen Höhe von 425 m und der Besuch des 1755 errichteten Klosters Badain Jaran am gleichnamigen See.

Unser Dank gilt Herrn Peter Thom für den Exkurs in eine fremde Welt klimatischer Extreme, für seine beeindruckenden Bilder und dafür, dass er speziell für diesen Vortrag von München angereist ist!


Sonntag 24.10.10: PKW-Exkursion

Museumstour: Urweltmuseum und Ökologisch-Botanischer Garten in Bayreuth

Ansprechpartner: Helmut Müller, Stadtlauringen

Treffpunkt: 9:00 Uhr, Parkplatz Stadthalle Schweinfurt

Kurzbericht: Georg Büttner

Im Urweltmuseum wurde die Erdgeschichte Oberfrankens für uns alle erlebbar. Neben zahlreichen sehenswerten Fossilfunden, z.B. aus Mistelgau und dem Bayreuther Rhätlias (Pflanzenfossilien der so genannten Hauptmann-Sammlung) konnten wir Skelette von Großfossilien, einen Saurierschädel (mit Ammonit im Maul) sowie lebensnahe Großplastiken von Sauriern (Bild 1-4) und Tieren des Eiszeitalters bestaunen.

Neben zahlreichen Fossilien gab es noch eine dunkel gehaltene „Schatzkammer“, in der Mineralien aus Oberfranken und der Oberpfalz bewundert werden konnten. Durch gezielte Spotbeleuchtung mittels lichtstarker Miniaturleuchten kamen diese inzwischen extrem seltenen Fundstücke sehr gut zur Geltung.

Im Ökologisch-Botanischen Garten Bayreuth wachsen über 10.000 Pflanzenarten aus verschiedensten Teilen der Welt, in meist vegetationsnahen Vegetationstypen. Unser Besuch beschränkte sich auf die Gewächshäuser, in denen verschiedene Klimazonen sowie besondere Pflanzengemeinschaften nachempfunden sind (z.B. Tropen-, Mangroven- und Australienhaus) Als Besonderheit ist ein Spezialgewächshaus mit tropischen Hochgebirgspflanzen zu erwähnen. Diese Pflanzen benötigen:

Dieses Gewächshaus ist sowohl wegen der Simulation der Klimabedingungen als auch wegen der kultivierten Pflanzen einmalig auf der Welt und dient sowohl Forschungs- wie Demonstrationszwecken (Laurer 2008).

Trotz einiger krankheitsbedingter Ausfälle fanden sich 14 Teilnehmer (vorwiegend Mitglieder) zu dieser lehrreichen Museumstour. Unser Dank gilt Helmut Müller für die gute Vorbereitung und Durchführung.

Weiterführende Literatur

Laurer, M. (2008): Ein Kleinod im Ökologisch-Botanischen Garten – Spezialgewächshaus für Tropische Hochgebirgspflanzen. – Flyer, Ökologisch-Botanischen Garten d. Universität Bayreuth.

Mehr Info zum Botanischen Garten im Internet: www.uni-bayreuth.de/obg



Freitag 12.11.10: Vortrag

Überlegungen zur Ökologie des Muschelkalks

Referent: Diplomingenieur Günter Stürmer, Schweinfurt

19:30 Uhr, VHS-Gebäude, Schultesstraße, Seminarraum 005

Herr Günter Stürmer beschäftigt sich bereits seit über 30 Jahren mit dem Muschelkalk. Hierbei stehen Überlegungen zu den ökologischen Bedingungen des damaligen Lebensraumes im Vordergrund. Darüber hinaus stellt er sich die Frage, ob es sich bei allen der heute vorgefundenen Versteinerungen um Lebensgemeinschaften handelt, oder ob nicht zumindest ein Teil Todesgemeinschaften darstellen könnte.

Herr Günter Stürmer stellte uns in einem Powerpoint-Vortrag seine aktuellen Überlegungen vor. Der Vortrag sollte Fachleute und Laien gleichermaßen ansprechen und zur kritischen Diskussion auffordern. Ein Teil der vorgetragenen Erkenntnisse wird als Jahrbuchbeitrag Mitte 2011 erscheinen.

Freitag 10.12.10

Naturwissenschaftlicher Treff zum Jahresabschluss

19:30 Uhr, VHS-Gebäude, Schultesstraße, Seminarraum 005

Gäste willkommen

Wie alle Jahre findet der Jahresrückblick bereits nach der Drucklegung des Mitteilungsheftes statt. Ergänzend zu den Eindrücken des vergangenen Jahres (Dias, digitale Bilder, kurzer Rückblick) wird diesmal das neue Internet-Konzept von unserem Internet-Projektteam (Wolfgang Spieß, Werner Drescher, Ralf Rudolph) vorgestellt.