Freitag, 12.01.2018
Neue Steine für alte Bauwerke – Steine für Klöster, Burgen und Schlösser
Referent: Dr. Klaus Poschlod, LfU
Augsburg
Kurzbericht: Dr.
Georg Büttner
Herr Dr. Poschlod berichtete ausgehend von der Suche nach geeigneten
Ersatzsteinen für die Steinerne Brücke in Regensburg (kreidezeitlicher
Regensburger Grünsandstein) von einem Projekt, welches das LfU
unter seiner Leitung mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) durchgeführt
hat.
Ziel war es, Ersatzsteine für historische Bauwerke
(Sakral- und Profanbauten) zu finden, von denen es heute keine aktiven
Gewinnungsstellen mehr gibt (Grundlagen-Ermittlung). In einem weiteren Schritt könnten
dort in beschränktem Umfang, möglichst umweltschonend, Ersatzsteine für die entsprechenden
historischen Gebäude gezielt entnommen werden. Projektpartner waren das Bayerische
Landesamt für Denkmalpflege (BLfD), die Technische Universität
München (TUM) und der Deutsche Naturstein-Verband (DNV).
Ein Schwerpunkt lag zunächst im Aufsuchen
historischer Steinbrüche und im Abklären ob, und wenn ja, in welchem Umfang
dort überhaupt noch eine mengenmäßig beschränkte, möglichst umweltschonende
Entnahme möglich wäre. In vielen Fällen waren historische Gewinnungsstellen
gänzlich verfüllt, die Böschungen abgeschrägt oder so verwachsen und verbaut,
dass eine Beprobung nicht möglich war bzw. eine beschränkte Wiederaufwältigung
sehr unwahrscheinlich erschien.
Weitestgehend gut zugängliche historische
Steinbrüche wurden dann beprobt und die Gesteinsproben hinsichtlich ihrer
Eignung als Naturwerkstein im LfU-Rohstoff-Analytik-Zentrum
in Hof gesteinsphysikalisch untersucht (z.B. Rohdichte, Reindichte, hygrische
Dilatation, Wasseraufnahme, Frost-Tauwechsel-Beständigkeit und Einaxiale Druckfestigkeit). Außerdem wurden die Gesteine
geochemisch-mineralogisch untersucht und von jedem untersuchten Gestein ein Dünnschliff
sowie eine so genannte Musterplatte erstellt, um in Zukunft ein Vergleichsobjekt
zu haben.
Innerhalb des Projektes wurden bayernweit weit über
150 Aufschlüsse befahren. Für etwa 50 Gesteine wurde ein so genannter
Projektsteckbrief für den Abschlussbericht angelegt. Alle erhobenen
Daten flossen in die
Datenbank „Bodeninformationssystem Bayern“ (BIS) des LfU
ein.
Herr Poschlod zeigte an
Hand von Beispielbildern anschaulich die Arbeitsweise im Gelände und im Labor
und an einigen Gesteinsbeispielen die schwierige, nicht immer von Erfolg
gekrönte Suche, vom Bauwerk bis zur historischen Gewinnungsstelle.
Abschließend zeigte er noch Bilder von seinen
jüngsten Forschungen zu Ersatzbausteinen für das Schloss Neuschwanstein (mit
einer Suche in Keupersandsteinen im Raum Bayreuth)
und zu Kalksteinen für die Rekonstruktion einer Treppe in der Münchner Residenz
(jeweils in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Schlösser u. Seen Verwaltung).
Im Anschluss an den Vortrag entwickelte sich eine
längere Diskussion mit Fragen zu heimischen Naturwerksteinen (in Bauwerken) und
über deren mögliche Herkunft.
Quellen
Poschlod,
K. & Pfeiffer, R. sowie Bittner,
S., Krug, R., Lehrberger, G., Sutterer, V.
(2017): Erfassung historischer Natursteinvorkommen als Grundlage für deren
umweltverträgliche Reaktivierung zwecks Restaurierung national bedeutender
Kulturgüter in Bayern. – 488 S.; DBU-Bericht AZ. 31549/01-45, Augsburg, LfU.
Poschlod,
K., Sutterer V., Wamsler,
S. & Woznik, E.
(2017): Erkundung und Untersuchung von Regensburger Grünsandstein. – 47 S., Hrsg.:
Bayer. Landesamt f. Umwelt, Augsburg, Umweltspezial.
Wir danken Herrn Dr. Klaus Poschlod (LfU / Augsburg) für diesen sehr
interessanten, angewandten Vortrag, den er in seiner Freizeit (also
außerdienstlich) bei uns hielt und die Beantwortung der Fragen während der
intensiven Diskussion. Ein weiterer Dank dafür, dass er extra für diese
Veranstaltung nach Schweinfurt angereist ist!
Freitag, 23.02.2018
Körperliche Schmerzen – ein Ausdruck der Seele?
Wie kann ich dies erkennen, entschlüsseln und behandeln?
Referent: Gamal Raslan, Schweinfurt
Bericht: Petra Schemmel
Herr Raslan schloss 1993 seine
Ausbildung zum Masseur und medizinischen Bademeister ab und eröffnete 1996
seine Praxis mit inzwischen mehreren Mitarbeitern; sie wurde 1997 um die
Physiotherapie erweitert. Er ist Autor von Büchern im Bereich Dorn-Methode und
Ernährung. Seit mehr als 10 Jahren arbeitet Herr Raslan
mit seinem eigens entwickelten Schmerztherapiekonzept STR®, welches er auch in
Schulungen lehrt.
Schon in den Anfangsjahren seiner Tätigkeit erkannte Herr Raslan, dass Patienten mit gleichen/ähnlichen körperlichen
Beschwerden auch über emotionale/psychische Unbefindlichkeiten
klagten, die zwar unterschiedlich waren, aber oft im Zusammenhang mit z. B.
Beziehungsproblemen standen, wie Stress mit Kollegen, Chef, Familie, durch
Mobbing etc., was darauf hindeutet, dass emotionale Schwierigkeiten körperliche
Leiden verursachen können. Seit 1998 arbeitet Herr Raslan
mit der Dorn-Methode, einer manuellen Therapie, mit deren Hilfe Wirbel und
Gelenke gefahrlos und millimetergenau wieder in die richtige Position gebracht
werden. Die Dorn-Methode sieht sich als ganzheitlich, d.h. neben der körperlichen
Therapie werden auch emotionale und psychische Aspekte berücksichtigt, wie uns
Herr Raslan anhand einer Schautafel zeigte, die nicht
nur die möglichen körperlichen Beschwerden bei Wirbelfehlstellungen, sondern
auch deren mögliche psychische Ursachen verdeutlicht. Ein Beispiel: Die
Fehlstellung des 6. Brustwirbels (TH 6) kann auf körperliche Probleme wie
Magenbeschwerden, Verdauungsstörungen, Sodbrennen hindeuten, deren Ursache
vermutlich darin liegt, dass der Patient zu viel ‚schluckt‘, d.h. seine
Emotionen in sich verbirgt und nichts an die Oberfläche dringen lässt.
Fehlstellungen der Wirbel und Gelenke zeigen sich auch in einer
Fehlhaltung (oder umgekehrt), bei der eine Körperhälfte mehr belastet wird als
die andere. Davon ausgehend, dass eine Gehirnhälfte hauptsächlich die jeweils
gegenüberliegende Körperhälfte steuert, führt dies zu einer höheren Beanspruchung
dieser Gehirnhälfte und einer geringeren der anderen. Die linke Gehirnhälfte
steuert unter anderem die Ratio-Logik, also die analytische Seite der
Persönlichkeit, die rechte Gehirnhälfte Intuition-Gefühl, also die kreative/empathische
Seite. Zur Konflikt- bzw. Problembewältigung (und nicht nur hier) ist ein
ausgewogenes Miteinander beider Gehirnhälften empfehlenswert oder gar
erforderlich, durch Dysbalance in der Haltung wird dies aber erschwert, d.h.
auch hier bedingt sich körperlicher und seelischer Stress gegenseitig. Durch
eine einfache Übung kann zumindest ein Teil dieser Problematik verbessert
werden, sie nennt sich ‚Beinlängenausgleich‘ und entstammt der Dorn-Methode.
Herr Raslan führte diese sehr einfache und leicht
erlernbare Übung mit uns durch und ließ uns die Empfindung des ‚fest und
ausgewogen auf beiden Füßen stehen‘ davor und danach reflektieren. Tatsächlich
zeigten sich bei den meisten Anwesenden Verbesserungen in der Körperhaltung.
Anschließend stellte uns Herr Raslan mit
Sensomotorics eine weitere ganzheitliche Methode vor.
Sensomotorische Übungen reprogrammieren Muskeln bzw.
Muskelgruppen, die vom Gehirn regelrecht vergessen und deshalb nicht mehr
angesprochen werden und zu Fehlhaltungen führen bzw. diese noch verschlimmern.
Solche ‚vergessenen‘ Muskeln/Muskelgruppen entstehen z. B. durch Traumata
(Unfälle, Knochenbrüche etc., die dazu führen, dass im Heilungsprozess
Schonhaltungen eingenommen und beibehalten werden), Fehlhaltung, aber auch
durch Erfahrungsprozesse in der Kindheit und Jugend, die uns aufgrund
gesellschaftlicher Einschränkungen (‚sitz still‘, ‚dreh dich nicht dauernd‘
usw.) die natürliche Haltung bzw. den natürlichen Bewegungsablauf, der Kindern
bis zum Schuleintritt zu eigen ist, tatsächlich vergessen lassen. Dieser
natürliche Bewegungsablauf ist aber noch als Muster im Gehirn vorhanden, wird
durch die sensomotorischen Übungen erneut aktiviert und erfolgt bei regelmäßiger
Übung nach einer Weile wieder automatisch. Herr Raslan
führte zwei dieser Übungen mit uns durch; diese, zusammen mit dem
Beinlängenausgleich, führen bei regelmäßiger Anwendung zu einer Verbesserung
der Körperhaltung, des Körperempfindens und sie dienen dem Stressabbau.
Am Ende des Vortrags gab es noch eine kurze geführte Meditation
und anschließend wurden Fragen der Anwesenden beantwortet.
Wir danken Herrn Raslan für diesen
interessanten und informativen Vortrag und dafür, dass er uns Aspekte im
Bereich Körper und Gehirn und deren Zusammenhänge so anschaulich darzubieten
wusste, und
Frau Petra Schemmel für ihren Bericht.
Freitag, 02.03.2018
Franken aus unbekannter „Vogel-Perspektive“ – Naturfotographie
Referent: Gunther Zieger
Der Naturfreund und Hobbyfotograf
Gunther Zieger berichtete von seinen Vogelbeobachtungen aus Franken. In einem
Vortrag mit zahlreichen beeindruckenden Naturfotographien stellte er uns
ungewohnte Perspektiven unserer Heimat vor.
Wir danken Herrn Gunther Zieger
für seine beeindruckenden Vogelaufnahmen, auch aus nächster Nähe, die uns unsere
fränkische Heimat in neuem Licht sehen ließen!
Freitag, 27.04.2018
Dolinen im Gipskarst – Archive einer regionalen
Natur- und Kulturgeschichte
Referentin:
Frau Rita Beigel, M.A., Universität Würzburg
In
den letzten Jahren konnten in der Windsheimer Bucht vermehrt archäologische und
naturwissenschaftliche Untersuchungen an Verfüllungen von Gipskarstdolinen vorgenommen
werden. Die dabei neu gewonnenen Erkenntnisse zur Vorgeschichte sowie zu den
Entstehungs- und Verfüllungsprozessen der Dolinen wurden im Rahmen des Vortrags
anschaulich vorgestellt.
Einen besonderen Schwerpunkt legte die Referentin
dabei auf so genannte Ponor-Dolinen. Darunter versteht man Dolinen, in denen
der oberflächliche (meist temporäre) Abfluss in einem Schluckloch (=Ponor)
versickert. Hierdurch wurden (wahrscheinlich eventbezogen) Schichten
überliefert, die bezogen auf einen längeren (archäologischen) Zeitraum verschiedenen
Epochen zugewiesen werden konnten.
Wir danken Frau Beigel für
ihren interessanten Vortrag, Herrn
Bertram Schulz, Gerolzhofen, für
die Idee hierzu und die Organisation sowie dem
GIZ-Team für die vielfältige Organisation.
Freitag, 04.05.2018
Der Star, der Vogel des Jahres 2018
Referentin und Bericht: Dietlind Hußlein, Schweinfurt
Der Star hat nicht nur Freunde.
Weinbauern sagen, dass ein Starenschwarm, der in einen Weinberg einfällt, ihnen
innerhalb einer ½ Stunde die Weintraubenernte erspart. Das bedeutet alle Arbeit
im Weinberg war umsonst.
Stare sind soziale Vögel; sie brüten in
lockeren Kolonien, ziehen gemeinsam zu den Nahrungsgründen und Schlafplätzen.
Auch beim Weg- und Heimzug
bilden sie Schwärme. Bewundert werden diese
großartigen Formationsflüge der Stare im
Sommer und Herbst. In der Lüneburger Heide wird mit Schildern in der Landschaft darauf
hingewiesen, dass man sich am Abend im August/September an einer bestimmten
Stelle einfinden sollte um diese Flugereignisse zu bewundern. Die Starenschwärme
bilden einen scheinbar chaotischen Haufen – an manchen Stellen dichter, dann
wieder lockerere Bereiche, oft Schwärme ohne Anfang und Ende. Plötzlich macht
diese riesige Wolke eine Kehrtwendung. Ein einzelner Vogel kann eine
Richtungsänderung hervorrufen. An den dichtesten Stellen synchronisieren sie
ihren Flügelschlag. Ein Wunder, dass es zu keinem Zusammenstoß kommt.
Ein anderes Phänomen ist der Gesang des Stars. Er ist unglaublich variabel und der Star hat eine
ganz große Gabe, nämlich die der Nachahmung. Mozart soll einen Star als Haustier gehalten
haben und lehrte ihn, einen Zwischensatz aus einem Klavierkonzert
nachzupfeifen. Stare haben ein Repertoire von 17 bis
39 Motiven; das Repertoire vergrößert sich mit dem Alter der Männchen. Er macht
andere Tiere oder auch Geräusche nach. Ein Fußballspiel in England musste
einmal abgeblasen werden, weil ein Star den Pfiff eines Schiedsrichters
nachgeahmt hatte. Innerhalb einer
Brutkolonie haben sie ähnliche Motive und erkennen sich so gegenseitig.
Ihr soziales Verhalten geht soweit,
dass sie Männerfreundschaften bilden.
Bemerkenswert ist auch die
Gesundheitsvorsorge. Das Männchen bringt aromatische Pflanzenteile in die Höhle
ein. Düfte, die nicht das Weibchen betören sollen, sondern die Entwicklung von
Bakterien hemmen und die Ektoparasiten vertreiben. Der Bruterfolg beweist die
Wirksamkeit.
Der Star – der häufigste Vogel
Deutschlands - nimmt stark ab. Das ist erschütternd! Die Begründung liegt
sicher an der intensiven, industrialisierten Landwirtschaft, den massiven Vergiftungsaktionen
der Stare auch vom Hubschrauber aus, d.h. in unserem
Umgang mit der Natur.
Ein neues Buch vom „Club of Rome“ ist im November 2017
herausgekommen; zusammengestellt von 33 Wissenschaftlern der ganzen Welt und
veröffentlicht unter dem Titel „Wir sind Dran“. Dort wird ein finsteres Bild
von unserer Zukunft gezeichnet. Dort steht, „der ökologische Gau spitzt sich
zu“; „Ein Systemkollaps ist eine reale Gefahr“, „ Die Menschheit ist auf einer
selbstmörderischen Bahn.“ (Letztere Feststellung steht in der Laudatio Si von Papst Franziskus).
Was sollen wir tun? Was müssten wir
tun?
-
langfristig denken (nicht bekomme ich
bei der nächsten Wahl genügend Stimmen)
-
weg von der Gier und Selbstsucht
-
zurück zu einem verantwortungsvollen
Handeln
Und zwar heute – nicht morgen!!!
Wir danken Frau Dietlind Hußlein für ihren interessanten,
engagierten Vortag zum Star sowie ihre grundsätzlichen Ausführungen zur
Umweltzerstörung und ihren Bericht.
… und Werner Drescher für die schönen Star-Bilder
Samstag,12.05.2018
Exkursion in das Weilersbachtal bei
Obersteinbach:
Aspekte der Geologie, Hydrologie und Vogelwelt im nördlichen
Steigerwald.
Organisation und Referenten: Dr. Raimund Rödel, Schweinfurt, Konrad
Roth, Maibach, Dietlind Hußlein, Schweinfurt
Bericht: Dr. Raimund Rödel
Am
Info-Pavillon zum Pfad der Artenvielfalt westlich von Obersteinbach trafen sich
am Samstag, 12.05.2018 fast 20 Mitglieder und Freunde des Naturwissenschaftlichen
Vereins Schweinfurt zu einer knapp 4-stündigen Wanderung durch das Weilersbachtal. Zuerst verschaffte sich die Exkursionsgruppe
einen Überblick zur naturräumlichen Lage und zur Geologie des Weilersbachtales.
Das
Weilersbachtal gehört zu den West-Ost ausgerichteten
Wiesentälern des nördlichen Steigerwaldes. Das Naturschutzgebiet
Weilersbachtal wurde 1995 ausgewiesen. Als Zufluss
zur Rauhen Ebrach entwässert der Weilersbach in eine
östliche Richtung und zeichnet damit die Fließrichtung des Ur-Mains nach. Bis
noch in das Tertiär (also zur Braunkohlezeit) war die Fließrichtung des
Gewässernetzes des Ur-Mains zur Donau ausgerichtet. Erst in der späteren
Eiszeit wurde der Main aus der Richtung des Rhein-Grabens angezapft und fließt
seither westwärts. Die Oberläufe der Fließgewässer des Steigerwalds sind aber
immer noch entlang der ursprünglichen Fließrichtung
ausgerichtet und zeigen damit paradoxerweise
eine dem Mittel- und Unterlauf des Mains entgegengesetzte Fließrichtung.
Eine
Schautafel am Beginn des Weilersbachtales (Bild 1) ermöglichte
einen guten Einstieg in die Geologie des nördlichen Steigerwaldes.
Der Steigerwald ist durch eine Wechsellagerung von Ton- und Sandsteinen
geprägt. Diese Gesteine werden dem Keuper zugerechnet, der den erdgeschichtlich
jüngsten Teil der Trias bildet. Der Steigerwald stellt damit einen Teil der Keuperschichtstufe des Fränkischen Schichtstufenlandes dar.
Einem Blick auf die Geologische Karte 1:25000 für Bayern konnten die Teilnehmer
entnehmen, dass die Exkursionsroute im Wesentlichen drei Formationen des
Keupers durchqueren würde. Am Talboden sollten Gesteine des Schilfsandsteins
aufzufinden sein und der Wanderung hangaufwärts folgend zur Waldabteilung
Kleinengelein die oft rötlich gefärbten Tonsteine der Lehrbergschichten. Bei
der Waldabteilung Kleinengelein sollte schließlich der Blasensandstein erreicht
werden. Die in Bild 1 gezeigte Schautafel am Info-Pavillon nennt auch noch den
Coburger Sandstein und den Burgsandstein, diese beiden Schichtpakete wurden
aber während der markierten Wanderroute entlang des Pfads der Artenvielfalt
nicht berührt.
Nach
einem kurzen Zwischenstopp am Talboden, der dem Kennenlernen der
Wiesenvegetation und gerade gut hörbarer Vogelstimmen wie der Singdrossel und
der Mönchsgrasmücke diente, konnten entlang des ansteigendes Forstwegs am
südlichen Talhang die Gesteine der Lehrbergschichten beobachtet werden. Helmut
Müller erläuterte kurz, dass für Tonsteine besonders die wasserstauenden Eigenschaften
charakteristisch sind. Gerade diese Eigenschaften waren für die
Exkursionsteilnehmer interessant, da die Lehrbergschichten damit als Grundwasserstauer wirken und am Übergang zum überlagernden
Blasensandstein oft Quellen beobachtet werden können. Das nächste Ziel der
Exkursion waren daher die Quellaustritte am Oberhang
des Weilersbachtales, genau dort, wo der
Blasensandstein die Lehrbergschichten überdeckt. Zuvor wurde jedoch die
Waldabteilung Kleinengelein besucht, wo Konrad Roth auf die teilweise mehr als
350 Jahre alten Rotbuchen hinweisen konnte. Hier konnten ebenso die Rufe des
Schwarzspechts und der Gesang des Waldlaubsängers als Charaktervögel der
Buchenwälder vernommen werden.
Den
hydrologisch und geomorphologisch interessanten Teil der Exkursion erreichten
die Exkursionsteilnehmer dann beim Abstieg in das Weilersbachtal.
An zunehmend durchfeuchteten Stellen auf dem Waldboden ließ sich erkennen, dass
der Weg Grundwasseraustritte querte. Hier konnte erläutert werden, dass der die
oberen Hangbereiche prägende Blasensandstein als Grundwasserleiter fungiert und
das gebildete Grundwasser die undurchlässigen Schichten der Lehrbergschichten
in den tieferen Hangbereichen nicht durchdringen kann. Folglich tritt das
Wasser entlang der Schichtgrenze an Quellen zutage. Diese Quellen sind wiederum
von einer typischen Talentwicklung begleitet. Sie markieren die oberen Bereiche
von Kerbtälern. Wegen ihrer typischen Form mit gleichschenkligen Talhängen
werden diese auch oft als V-Täler bezeichnet. Nachdem die zahlreichen
Quellaustritte eingehend studiert wurden, setze die Exkursionsgruppe ihren Weg
zum Talboden des Weilersbaches fort.
Entlang
der den Quellaustritten folgenden Rinnsale konnte nun beobachtet werden, wie
die durch die anfangs dominierende Erosion geprägten Kerbtäler schrittweise in
ein Kerbsohlental übergehen. Kerbsohlentäler charakterisieren den zunehmenden
Einfluss von Ablagerungsprozessen am Talboden, hierdurch wird schrittweise eine
größer werdende Talsohle akkumuliert. In dieser Talsohle beginnt das Fließgewässer
zunehmend ausgeprägter zu mäandrieren. Auch dieser Effekt konnte von der
Exkursionsgruppe eingehend studiert werden.
Der
Rückweg folgte schließlich der Fließrichtung des Weilersbach zum Ausgangspunkt
der Exkursion. Beim Anblick des wild fließenden Baches konnten noch einige
hydrologische Erläuterungen zum typischen Verlauf der Abflußganglinie
in einem langgestreckten Einzugsgebiet, wie es das Weilersbachtal
repräsentiert, gegeben werden. Da der Weilersbach keine eigene Pegelmeßstation aufweist, wurde hierfür stellvertretend der
fließgewässerabwärts gelegene Pegel Schönbrunn an der Rauhen
Ebrach betrachtet und einige Niederschlagsereignisse und durch das
Einzugsgebiet transformierte Abflußganglinien der
letzten Jahre betrachtet.
Ihren
Abschluß fand die Exkursion bei einer gemeinsamen Einkehr
in Sulzheim.
Im Folgenden die Pflanzen, Vögel und andere Tiere der Vor- und Hauptexkursion: zusammengestellt
durch D. Hußlein und K. Roth.
Pflanzen (219 Arten)
|
1.
|
Acer
campestre |
Feld-Ahorn |
|
2.
|
Acer platanoides |
Spitz-Ahorn |
|
3.
|
Acer
pseudoplatanus |
Berg-Ahorn |
|
4.
|
Aegopodium podagraria |
Giersch |
|
5.
|
Achillea millefolium |
Gemeine
Schafgarbe |
|
6.
|
Agrimonia eupatoria |
Kleiner
Odermennig |
|
7.
|
Ajuga reptans |
Kriechender Günsel |
|
8.
|
Alchemilla monticola |
Bergwiesen-Frauenmantel |
|
9.
|
Alchemilla vulgaris |
Gemeiner
Frauenmantel |
|
10.
|
Alliaria petiolata |
Knoblauchs-Rauke |
|
11.
|
Alnus
glutinosa |
Schwarz-Erle |
|
12.
|
Anemone nemorosa |
Busch-Windröschen |
|
13.
|
Angelica sylvestris |
Wald-Engelwurz |
|
14.
|
Aquilegia vulgare |
Gemeine
Akelei |
|
15.
|
Arctium tomentosum |
Filz-Klette |
|
16.
|
Arenaria serpyllifolia |
Quendel-Sandkraut |
|
17.
|
Artemisia vulgaris |
Gemeiner
Beifuß |
|
18.
|
Arum maculatum |
Aronstab |
|
19.
|
Asarum europaeum |
Haselwurz |
|
20.
|
Bellis
perennis |
Gänseblümchen |
|
21.
|
Betula pendula |
Hänge-Birke |
|
22.
|
Caltha palustre |
Sumpfdotterblume |
|
23.
|
Calystegia sepium |
Zaun-Winde |
|
24.
|
Campanula patula |
Wiesen-Glockenblume |
|
25.
|
Campanula trachelium |
Nesselblättr.
Glockenblume |
|
26.
|
Cardamine amara |
Bitteres
Schaumkraut |
|
27.
|
Cardamine impatiens |
Spring-
Schaumkraut |
|
28.
|
Cardamine pratense |
Wiesen-Schaumkraut |
|
29.
|
Carpinus betulus |
Hainbuche |
|
30.
|
Centaurea jacea |
Wiesen-Flockenblume |
|
31.
|
Cerastium arvense |
Acker-Hornkraut |
|
32.
|
Cerastium brachypetalum ssp.brachypetalum (= tauricum) |
Kleinblütiges
Hornkraut |
|
33.
|
Cerastium glutinosum |
Bleiches
Zwerg-Hornkraut |
|
34.
|
Cerastium holosteoides |
Gemeines
Hornkraut |
|
35.
|
Chelidonium
majus |
Schöllkraut |
|
36.
|
Chrysosplenium alternifolium |
Wechselblättr.
Milzkraut |
|
37.
|
Cichorium intybus |
Gemeine
Wegwarte |
|
38.
|
Cirsium
arvense |
Acker-Kratzdistel |
|
39.
|
Cirsium oleraceum |
Kohl-Kratzdistel |
|
40.
|
Cirsium palustre |
Sumpf-Kratzdistel |
|
41.
|
Cirsium vulgare |
Lanzett-Kratzdistel |
|
42.
|
Colchicum autumnale |
Herbstzeitlose |
|
43.
|
Convolvulus arvense |
Acker-Winde |
|
44.
|
Corylus
avellana |
Gemeine Hasel |
|
45.
|
Crepis biennis |
Wiesen-Pippau |
|
46.
|
Daucus carota |
Wilde
Möhre |
|
47.
|
Dentaria (jetzt Cardamine)
bulbifera |
Zwiebeltragende
Zahnwurz |
|
48.
|
Epilobium angustifolium |
Schmalblättr. Weidenröschen |
|
49.
|
Epilobium montanum |
Berg-Weidenröschen |
|
50.
|
Epilobium hirsutum |
Rauhaariges
Weidenröschen |
|
51.
|
Equisetum
arvense |
Acker-Schachtelhalm |
|
52.
|
Equisetum sylvaticum |
Wald-Schachtelhalm |
|
53.
|
Erophila verna |
Frühl.–Hungerblümchen |
|
54.
|
Euonymus
europaea |
Europäisches
Pfaffenhütchen |
|
55.
|
Eupatorium cannabinum |
Gemeiner Wasserdost |
|
56.
|
Euphorbia cyperissias |
Zypressen-Wolfsmilch |
|
57.
|
Fagus sylvatica |
Rot-Buche |
|
58.
|
Filipendula ulmaria |
Mädesüß |
|
59.
|
Fragaria vesca |
Wald-Erdbeere
|
|
60.
|
Fraxinus excelsior |
Esche |
|
61.
|
Galeopsis tetrahit |
Stechender
Hohlzahn |
|
62.
|
Galium album |
Weißes
Labkraut |
|
63.
|
Galium aparine |
Klebriges
Labkraut |
|
64.
|
Galium odoratum |
Waldmeister |
|
65.
|
Galium sylvaticum |
Wald-Labkraut |
|
66.
|
Galium verum |
Echtes
Labkraut |
|
67.
|
Geranium pratense |
Wiesen-Storchschnabel |
|
68.
|
Geranium robertianum |
Ruprechtskraut |
|
69.
|
Geum rivale |
Bach-Nelkenwurz |
|
70.
|
Geum urbanum |
Echte
Nelkenwurz |
71.
|
Glechoma hederacea |
Gundermann |
|
72.
|
Hedera helix |
Efeu |
|
73.
|
Heracleum mantegazzianum |
Herkulesstaude;
Riesen-Bärenklau |
|
74.
|
Heracleum sphondylium |
Wiesen-Bärenklau |
|
75.
|
Hieracium lachenalii |
Gemeines
Habichtskraut |
|
76.
|
Humulus lupulus |
Gemeiner
Hopfen |
|
77.
|
Hypericum hirsutum |
Rauhhaariges
Hartheu |
|
78.
|
Impatiens noli-tangere |
Großes
(Echtes) Springkraut |
|
79.
|
Lactuca serriola |
Kompass-Lattich |
|
80.
|
Lamium galeobdolon ssp galeobdolon |
Goldnessel |
|
81.
|
Lapsana communis |
Gemeiner Rainkohl |
|
82.
|
Lathyrus linifolius (montanus) |
Berg-Platterbse |
|
83.
|
Lathyrus pratense |
Wiesen-Platterbse |
|
84.
|
Lathyrus vernus |
Frühlings-Platterbse |
|
85.
|
Lepidium
campestre |
Feld-Kresse |
|
86.
|
Leucanthemum ircutianum |
Zahnöhrchen-Margarite |
|
87.
|
Ligustrum
vulgare |
Liguster |
|
88.
|
Linaria vulgaris |
Gemeines Leinkraut |
|
89.
|
Lonicera xylosteum |
Rote
Heckenkirsche |
|
90.
|
Lysimachia nummularia |
Pfennigkraut |
|
91.
|
Lysimachia vulgaris |
Gemeiner
Gilbweiderich |
|
92.
|
Lythrum salicaria |
Gemeiner
Blutweiderich |
|
93.
|
Malus sylvestris |
Holz- Apfel |
|
94.
|
Matricaria discoidea |
Strahlenlose Kamille |
|
95.
|
Medicago lupulina |
Hopfenklee |
|
96.
|
Mentha longifolia |
Ross-Minze |
|
97.
|
Mycelis muralis |
Mauerlattich |
|
98.
|
Onobrychis viciifolia |
Saat-Esparsette |
|
99.
|
Oxalis acetosella |
Wald-Sauerklee |
|
100. |
Paris quadrifolia |
Einbeere |
|
101. |
Pastinaca sativa |
Pastinak |
|
102. |
Picea abies |
Gemeine
Fichte |
|
103. |
Pinus sylvestris |
Gemeine
Kiefer |
|
104. |
Plantago lanceolata |
Spitz-Wegerich |
|
105. |
Plantago major |
Großer
Wegerich |
|
106. |
Polygonatum multiflorum
|
Vielblütige
Weißwurz |
|
107. |
Polygonum aviculare agg |
Vogel-Knöterich |
|
108. |
Populus tremula |
Zitter-Pappel |
|
109. |
Potentilla anserina |
Gänse-Fingerkraut |
|
110. |
Potentilla reptans |
Kriechendes
Fingerkraut |
|
111. |
Primula elatior |
Hohe
Schlüsselblume |
|
112. |
Primula veris |
Wiesen-Schlüsselblume |
|
113. |
Prunus avium |
Süßkirsche
=Vogelkirsche) |
|
114. |
Prunus padus |
Traubenkirsche |
|
115. |
Prunus spinosa |
Schlehe |
|
116. |
Pseudotsuga menziesii |
Douglasie |
|
117. |
Pyrus pyraster |
Wild-Birne |
|
118. |
Quercus petraea |
Trauben-Eiche |
|
119. |
Ranunculus auricomus |
Goldschopf-Hahnenfuß |
|
120. |
Ranunculus acris |
Scharfer
Hahnenfuß |
|
121.
|
Ranunculus ficaria |
Scharbockskraut |
|
122. |
Ranunculus repens |
Kriechender
Hahnenfuß |
|
123. |
Rosa canina |
Hunds-Rose |
|
124.
|
Rubus caesius |
Kratzbeere |
|
125.
|
Rubus coryllifolius agg. |
Haselblatt-Brombeeren |
|
126. |
Rubus idaeus |
Himbeere |
|
127. |
Rubus rudis |
Raspel-Brombeere |
|
128.
|
Rumex acetosa |
Wiesen-Sauerampfer |
|
129.
|
Rumex crispus |
Krauser
Ampfer |
|
130.
|
Rumex obstusifolius |
Breitbl.
Sauerampfer |
|
131. |
Rumex sanguineus |
Blutroter Ampfer |
|
132. |
Salix caprea |
Sal-Weide |
|
133. |
Salix cinerea |
Grau-Weide |
|
134. |
Salix x rubens |
Hohe Weide |
|
135. |
Salix x smithiana |
viminalis x caprea |
|
136. |
Sambucus nigra |
Schwarzer
Holunder |
|
137. |
Sambucus racemosus |
Roter (Hirsch-)Holunder |
|
138. |
Scrophularia
nodosa |
Knotige
Braunwurz |
|
139.
|
Silaum silaus |
Wiesen-Silge |
|
140. |
Silene
pratensis |
Weiße
Lichtnelke |
|
141. |
Silene flos-cuculi |
Kuckucks-Lichtnelke |
|
142. |
Solidago canadensis |
Kanad.
Goldrute |
|
143. |
Solidago gigantea |
Riesen-Goldrute |
144.
|
Sonchus oleraceus |
Kohl-Gänsedistel |
145.
|
Sonchus
palustris |
Sumpf-Gänsedistel |
|
146. |
Sorbus aucuparia |
Eberesche |
|
147.
|
Sorbus torminalis |
Elsbeere |
|
148. |
Stachys
sylvatica |
Wald-Ziest |
|
149. |
Stellaria alsine (=uliginosa) |
Quell-Sternmiere |
|
150.
|
Stellaria holostea |
Echte Miere,
Große Sternmiere |
|
151. |
Stellaria media |
Vogel-Sternmiere |
|
152. |
Tanacetum vulgare |
Rainfarn |
|
153. |
Taraxacum officinale agg |
Gemeiner Löwenzahn |
|
154. |
Taraxacum ruderale agg |
Ruderal-Löwenzahn |
|
155. |
Trifolium
campestre |
Feld-Klee |
|
156. |
Trifolium
medium |
Mittlerer
(=Zickzack) Klee |
|
157. |
Trifolium pratense |
Rot-Klee |
|
158.
|
Tussilago farfara |
Huflattich |
|
159. |
Ulmus glabra |
Berg-Ulme |
|
160. |
Urtica dioica |
Große Brennessel |
|
161.
|
Valerianella locusta |
Gemeines
Rapünzchen |
|
162. |
Veronica beccabunga |
Bach-Ehrenpreis;
Bachbunge |
|
163. |
Veronica chamaedrys |
Gamander-Ehrenpreis |
|
164.
|
Veronica montana |
Berg-Ehrenpreis |
|
165. |
Viburnum opulus |
Gemeiner
Schneeball |
|
166. |
Vicia hirsuta |
Rauhhaar-Wicke |
|
167. |
Vicia sativa ssp. segetalis |
Unterart der Saat-Wicke |
|
168. |
Vicia sepium |
Zaun-Wicke |
|
169.
|
Vicia sylvatica |
Wald-Wicke |
|
170. |
Vinca minor |
Kleines
Immergrün |
|
171.
|
Viola
arvensis |
Feld-Stiefmütterchen |
|
172. |
Viola x bavarica |
Hybrid-Veilchen |
|
173. |
Viola reichenbachiana |
Wald-Veilchen |
|
174. |
Viola riviniana |
Hain-Veilchen |
Sauergräser
|
175.
|
Carex brizoides |
Zittergras-Segge |
|
176.
|
Carex acutiformis |
Sumpf-Segge |
|
177.
|
Carex brizoides |
Zittergras-Segge |
|
178.
|
Carex flacca |
Blaugrüne
Segge |
|
179.
|
Carex hirta |
Behaarte Segge |
|
180. |
Carex panicea |
Hirse-Segge |
|
181. |
Carex paniculata |
Rispen-Segge |
|
182. |
Carex remota |
Winkel-Segge |
|
183. |
Carex riparia |
Ufer-Segge |
|
184. |
Carex sylvatica |
Wald-Segge |
|
185. |
Scirpus sylvatica |
Wald-Simse; Waldbinse |
|
186. |
Poa
annua |
Einjähriges
Rispengras |
|
187. |
Poa
nemoralis |
Hain-(Heil-Hitler)
Rispengras |
Süßgräser
|
188. |
Allopecurus myosuroides |
Acker-Fuchsschwanz |
|
189. |
Allopecurus pratense |
Wiesen-Fuchsschwanz |
|
190.
|
Anthoxanthum odoratum |
Gewöhnliches
Ruchgras |
|
191. |
Arrhenatherum elatius |
Glatthafer |
|
192.
|
Brachypodium pinnatum |
Fieder-Zwenke |
|
193.
|
Brachypodium sylvaticum |
Wald-Zwenke |
|
194. |
Bromus hordeaceus |
Weiche Trespe |
|
195. |
Bromus sterilis |
Taube Trespe |
|
196. |
Calamagrostis epigejos |
Land-Reitgras |
|
197. |
Dactylis glomerata |
Wiesen-Knäuelgras |
|
198. |
Deschampsia cespitosa |
Rasen-Schmiele |
|
199. |
Deschampsia flexuosa |
Draht-Schmiele |
|
200. |
Elymus (Elytrigia) repens |
Gemeine
Quecke |
|
201. |
Festuca altissima |
Wald-Schwingel |
|
202. |
Festuca ovina agg |
Echter
Schafschwingel |
|
203. |
Festuca pratense |
Wiesen-Schwingel |
|
204. |
Festuca rubra agg |
Rot-Schwingel |
|
205. |
Holcus lanatus |
Wolliges
Honiggras |
|
206. |
Juncus effusus |
Flatter-Binse |
|
207. |
Luzula campestris |
Gemeine
Hainsimse |
|
208. |
Luzula luzuloides |
Weiße Hainsimse |
|
209. |
Melica uniflora |
Einblütiges Perlgras |
|
210. |
Milium effusum |
Flattergras |
|
211. |
Phalaris arundinacea |
Rohr-Glanzgras |
|
212. |
Phragmites australis |
Schilf |
|
213. |
Poa annua |
Einjähriges
Rispengras |
|
214. |
Poa nemoralis |
Weiße
Hainsimse |
Farne
|
215. |
Dryopteris affinis |
Spreuschuppiger Wurmfarn |
|
216. |
Dryopteris carthusiana |
Dorniger Wurmfarn |
|
217.
|
Dryopteris dilatata
|
Breitblättr. Dornfarn
|
|
218. |
Dryopteris filix-mas |
Gemeiner
Wurmfarn
|
|
219.
|
Gymnocarpium dryopteris |
Eichernfarn
|
Vögel (19 Arten)
Amsel; Dorngrasmücke, Goldammer, Halsbandschnäpper,
Hohltaube, Kuckuck, Mäusebussard, Misteldrossel, Mönchsgrasmücke, Rotkehlchen, Schwarzspecht,
Singdrossel, Sommergoldhähnchen, Tannenmeise, Trauerschnäpper, Waldlaubsänger,
Wintergoldhähnchen, Zaunkönig, Zilpzalp.
Amphibien
Laubfrosch, Wasserfrosch
Schnecken
Weinbergschnecke (Helix pomatia),
Schwarzer Schnegel (Limax cinereoniger).
Wir danken Herrn Dr. Raimund Rödel für die Idee zu dieser Veranstaltung sowie Herrn Rödel, Frau Dietlind Hußlein und Herrn Konrad Roth für die Exkursionsleitung,
die Vorbegehung und die Erstellung einer Artenliste.
Für die Erstellung der Bildtafeln danken wir Petra
Schemmel. (Alle Bilder: G. Büttner)
Samstag, 09.06.2018
Exkursion „Sauergräser“ Schonunger Bucht – Rückerschlag-Reichelshof
Referenten: Konrad
Roth, Maibach, Dietlind Hußlein, Schweinfurt, Helmut
Müller, Stadtlauringen
Bericht: Dietlind Hußlein
Bericht
zur Exkursion in der Schonunger Bucht
Hauptthema:
Sauergräser
Insgesamt trafen sich 10
Teilnehmer zu dieser sehr speziellen Exkursion.
Es
war schwül-heiß und endete mit einem heftigen Gewitter und starkem Regen,
sodass auch das geplante Ende in einem Gasthaus sprichwörtlich ins Wasser
fiel.
Unter
dem Schatten eines Baumes führte die Berichterstatterin in die Besonderheiten
der Sauergräser ein. K. Roth stellte anschließend Sauergrasgewächse vor, die er
schon vorher aus der näheren und weiteren Umgebung gesammelt hatte. Auf der
Exkursion konnten auch einige Seggen-Arten und zwei Binsen-Arten gefunden
werden.
Sauergräser
werden nicht vom
Vieh gefressen, weil sie
Siliciumverbindungen enthalten. Die Blätter haben
deshalb meist einen scharfen Rand. Davon ist auch der Name Segge bzw. Carex –
der lateinische Gattungsname der Seggen - abgeleitet: seggen
heißt im norddeutschen = sägen und Carex kommt von secare
= schneiden.
Zu
den Sauergrasgewächsen gehören die Binsengewächse (Juncaceae)
und die Zypergrasgewächse (Cyperaceae).
Innerhalb der Zypergrasgewächse (Cyperaceae)
sind die Seggen (Carex-Arten) mit 120 Arten in Deutschland die größte Gruppe
der Zypergrasgewächse.
Von
den Süßgräsern unterscheiden sich die Seggen durch den 3-eckigen, markhaltigen
Stängel und die Knoten am Stängel sind nicht verdickt. Wie die Süßgräser sind
sie windblütig. Alle Carex-Blüten sind getrennt
geschlechtlich im Gegensatz zu den Süßgräsern. In der Bestimmungsliteratur wird
immer von „Schläuchen“ geredet, die für die Bestimmung von besonderer
Wichtigkeit sind. Bei einem „Schlauch“ ist der Fruchtknoten von einem
umgebenden Tragblatt umwachsen (Utriculus), der am oberen Ende zu einem
Schnabel ausgeformt ist; aus diesem ragen die zwei oder drei Narben heraus.
Die
Seggen kommen vor allem in Mooren, Sümpfen, Verlandungszonen, in Feucht- und
Nasswiesen vor. Aber sie sind auch mit einigen wenigen Arten in Wäldern,
Trockenrasen oder gar Dünen vertreten.
Da
Feuchtgebiete bis heute entwässert werden, sind sie selten geworden und damit
auch das Vorkommen der Sauergräser. Für eine ökologische Bewertung einer
Landschaft sind sie ein wichtiger Indikator.
Bei der Einführung und auf der
Exkursion wurden folgende Seggen (Carex)-Arten vorgestellt. Insgesamt wurden 21
Sauergrasgewächse gezeigt.
Sauergräser
|
1.
|
Carex caryophylla |
Frühlings-Segge |
|
|
2.
|
Carex digitata |
Finger-Segge |
|
|
3.
|
Carex disticha |
Zweizeilige Segge |
|
|
4.
|
Carex elongata |
Langährige
Segge |
|
|
5.
|
Carex flacca |
Blaugrüne Segge |
|
|
6.
|
Carex demissa |
Aufsteigende Gelb-Segge |
|
|
7.
|
Carex hirta |
Behaarte Segge |
|
|
8.
|
Carex muricata agg. |
Sparrige Segge |
|
|
9.
|
Carex pallescens |
Bleiche Segge |
|
|
10. |
Carex paniculata |
Rispen-Segge |
|
|
11. |
Carex spiccata (muricata-Gruppe) |
Sparrige Segge |
|
|
12. |
Carex ovalis |
Hasenpfötchen-Segge |
|
|
13. |
Carex remota |
Winkel-Segge |
|
|
14. |
Carex riparia |
Ufer-Segge |
|
|
15. |
Carex sylvatica |
Wald-Segge |
|
|
16.
|
Carex umbrosa |
Schatten-Segge |
|
|
17.
|
Carex vesicaria |
Blasen-Segge |
|
|
18. |
Carex otrubae |
Falsche Fuchs-Segge |
|
Ein weiteres Zypergrasgewächs
|
19. |
Scirpus sylvatica |
Wald-Simse; Wald-Binse
|
|
Binsengewächse
|
20.
|
Juncus effusus |
Flatter-Binse |
|
|
21.
|
Juncus inflexus |
Blaugrüne
Binse |
|
Vergleichsweise findet man in
diesem Gebiet viel mehr Süßgräser:
|
1.
|
Agrostis stolonifera |
Weißes
Straußgras |
|
2.
|
Alopecurus myosuroides |
Acker-Fuchsschwanz |
|
3.
|
Allopecurus pratense |
Wiesen-Fuchsschwanz |
|
4.
|
Apera spica-venti |
Gemeiner Windhalm |
|
5.
|
Arrhenatherum elatius |
Glatthafer |
|
6.
|
Avena fatua |
Flug-Hafer |
|
7.
|
Brachypodium sylvaticum |
Wald-Zwenke |
|
8.
|
Bromus benekenii |
Benekens
Wald-Trespe |
|
9.
|
Bromus hordeaceus |
Weiche Trespe |
|
10.
|
Bromus inermis |
Unbegrannte
Trespe |
|
11.
|
Bromus sterilis |
Taube Trespe |
|
12.
|
Cynosurus cristatus |
Kammgras |
|
13.
|
Dactylis glomerata |
Wiesen-Knäuelgras |
|
14.
|
Dactylis polygama |
Wald-Knäuelgras |
|
15.
|
Echinochloa crus-galli |
Hühnerhirse |
|
16.
|
Elymus (Elytrigia) repens |
Gemeine
Quecke |
|
17.
|
Festuca arundinacea |
Rohr-Schwingel |
|
18.
|
Festuca ovina agg |
Echter
Schafschwingel |
|
19.
|
Festuca pratense |
Wiesen-Schwingel |
|
20.
|
Festuca rubra |
Rot-Schwingel |
|
21.
|
Hordelymus europaeus |
Wald-Gerste |
|
22.
|
Hordeum murinum |
Mäuse-Gerste |
|
23.
|
Juncus compressus |
Zusammengedrückte
Binse |
|
24.
|
Juncus effusus |
Flatter-Binse |
|
25.
|
Juncus inflexus |
Blaugrüne
Binse |
|
26.
|
Lolium perenne |
Deutsches
Weidelgras |
|
27.
|
Luzula luzuloides |
Weiße Hainsimse |
|
28.
|
Melica uniflora |
Einblütiges Perlgras |
|
29.
|
Milium effusum |
Flattergras |
|
30.
|
Molinia arundinacea |
Rohr-Pfeifengras |
|
31.
|
Molinia caerulea agg. |
Pfeifengras |
|
32.
|
Phalaris arundinacea |
Rohr-Glanzgras |
|
33.
|
Phragmites australis |
Schilf |
|
34.
|
Poa annua |
Einjähriges
Rispengras |
|
35.
|
Poa nemoralis |
Hain-
Rispengras |
|
36.
|
Poa
pratensis agg |
Wiesen-Rispengras |
|
37.
|
Poa pratense ssp.pratense |
Schmalblättriges
Rispengras |
|
38.
|
Poa trivialis |
Gemeines
Rispengras |
|
39.
|
Trisetum flavescens |
Goldhafer |
Auch
die anderen Arten, die wir auf der
Wanderung fanden, wurden von K. Roth vorgestellt (nur
die angekreuzten Arten konnten vorort nachgewiesen
werden):
|
1.
|
Acer
campestre |
Feld-Ahorn |
X |
|
2.
|
Acer platanoides |
Spitz-Ahorn |
X |
|
3.
|
Acer
pseudoplatanus |
Berg-Ahorn |
X |
|
4.
|
Aegopodium podagraria |
Giersch |
X |
|
5.
|
Achillea millefolium |
Gemeine
Schafgarbe |
X |
|
6.
|
Achillea pratense |
Wiesen-Schafgarbe |
X |
|
7.
|
Aesculus
hippocastanum |
Gemeine
Roßkastanie |
X |
|
8.
|
Agrimonia eupatoria |
Kleiner
Odermennig |
X |
|
9.
|
Ajuga reptans |
Kriechender
Günsel |
X |
|
10.
|
Allium
sphaerocephalon |
Kugelköpfiger
Lauch |
x |
|
11.
|
Alium ursinum |
Bärlauch |
x |
|
12.
|
Alliaria petiolata |
Knoblauchs-Rauke |
x |
|
13.
|
Alnus
glutinosa |
Schwarz-Erle |
x |
|
14.
|
Anemone
nemorosa |
Busch-Windröschen |
x |
|
15.
|
Anthriscus sylvestris |
Wiesen-Kerbel |
x |
|
16.
|
Aquilegia vulgare |
Gemeine
Akelei |
x |
|
17.
|
Arabidopsis thaliana |
Acker-Schmalwand |
x |
|
18.
|
Arctium tomentosum |
Filz-Klette |
x |
|
19.
|
Arenaria serpyllifolia |
Quendel-Sandkraut |
x |
|
20.
|
Artemisia
vulgaris |
Gemeiner
Beifuß |
x |
|
21.
|
Arum maculatum |
Aronstab |
x |
|
22.
|
Asarum europaeum |
Haselwurz |
x |
|
23.
|
Astragalus
glycyphyllos |
Bärenschote,
|
x |
|
24.
|
Ballota nigra |
Schwarznessel |
x |
|
25.
|
Bellis
perennis |
Gänseblümchen |
x |
|
26.
|
Betula
pendula |
Hänge-Birke
(Gewöhnliche Birke) |
x |
|
27.
|
Borago officinalis |
Boretsch |
x |
|
28.
|
Butomus umbellatus |
Schwanenblume |
x |
|
29.
|
Calystegia sepium |
Zaun-Winde |
x |
|
30.
|
Campanula
patula |
Wiesen-Glockenblume |
x |
|
31.
|
Campanula
trachelium |
Nesselblättrige
Glockenblume |
|
|
32.
|
Capsella bursa-pastoris |
Hirtentäschel |
x |
|
33.
|
Cardamine impatiens |
Spring-
Schaumkraut |
x |
|
34. |
Carduus crispus |
Krause Distel |
x |
|
35. |
Carpinus betulus |
Hainbuche |
x |
|
36. |
Centaurea jacea |
Wiesen-Flockenblume |
x |
|
37. |
Cerastium arvense |
Acker-Hornkraut |
x |
|
38.
|
Cerastium glutinosum |
Bleiches
Zwerg-Hornkraut |
x |
|
39.
|
Cerastium holosteoides |
Gemeines
Hornkraut |
x |
|
40.
|
Cerastium semidecandrum |
Fünfmänniges
Hornkraut |
x |
|
41.
|
Ceratophyllum demersum |
Gemeines
Hornblatt |
x |
|
42.
|
Chaerophyllum bulbosum |
Rüben-Kälberkropf |
x |
|
43.
|
Chaerophyllum temulum |
Taumel-Kälberkropf |
x |
|
44.
|
Chenopodium album |
Weißer
Gänsefuß |
|
|
45.
|
Chelidonium
majus |
Schöllkraut |
x |
|
46.
|
Circaea lutetiana |
Großes
Hexenkraut |
x |
|
47.
|
Cirsium
arvense |
Acker-Kratzdistel |
x |
|
48.
|
Cirsium palustre |
Sumpf-Kratzdistel |
x |
|
49. |
Cirsium vulgare |
Lanzett-Kratzdistel |
x |
|
50.
|
Clematis
vitalba |
Gemeine
Waldrebe |
x |
|
51.
|
Convallaria majalis |
Maiglöckchen |
x |
|
52.
|
Consolida regalis |
Feld-Rittersporn |
x |
|
53.
|
Convolvulus arvense |
Acker-Winde |
x |
|
54.
|
Cornus
sanguinea |
Roter
Hartriegel |
x |
|
55.
|
Corylus
avellana |
Gemeine
Hasel |
x |
|
56. |
Crataegus laevigata |
Zweigriffeliger
Weißdorn |
x |
|
57. |
Crataegus monogyna |
Eingriffeliger
Weißdorn |
x |
|
58.
|
Crataegus
macrocarpa (
monogyna x rhipidophylla) |
Großfrüchtiger
Weißdorn |
x |
|
59. |
Cuscuta europaea |
Europäische Seide |
|
|
60. |
Daucus carota |
Wilde Möhre |
x |
|
61. |
Dipsacus fullonum |
Wilde
Karde |
x |
|
62.
|
Dianthus carthusianorum |
Karthäuser-Nelke |
x |
|
63.
|
Epilobium hirsutum |
Rauhhaariges
Weidenröschen |
x |
|
64.
|
Epilobium montanum |
Berg-Weidenröschen |
x |
|
65.
|
Epipactis helleborine |
Breitblättriger Sitter (Orchidee) |
|
|
66.
|
Equisetum
arvense |
Acker-Schachtelhalm |
x |
|
67. |
Erigeron annuus |
Feinstrahl |
x |
|
68.
|
Erodium cicutarium |
Gemeiner
Reiherschnabel |
x |
|
69.
|
Euphorbia cyperissias |
Zypressen-Wolfsmilch |
x |
|
70.
|
Euphorbia helioscopia |
Sonnwend-Wolfsmilch |
|
|
71.
|
Fagus sylvatica |
Rot-Buche |
x |
|
72.
|
Fallopia convolvulus |
Gemeiner
Windenknöterich |
x |
|
73.
|
Filipendula ulmaria |
Mädesüß |
x |
|
74. |
Fragaria viridis |
Knackelbeere |
x |
|
75.
|
Fraxinus excelsior |
Esche |
x |
|
76.
|
Galium album |
Weißes
Labkraut |
x |
|
77.
|
Galium aparine |
Klebriges
Labkraut |
x |
|
78.
|
Galium odoratum |
Waldmeister |
x |
|
79.
|
Galium palustre |
Sumpf-Labkraut |
x |
|
80.
|
Galium sylvaticum |
Wald-Labkraut |
x |
|
81.
|
Galium verum |
Echtes
Labkraut |
x |
|
82.
|
Geranium
dissectum |
Schlitzblättr.
Storchschnabel |
x |
|
83.
|
Geranium
pratense |
Wiesen-Storchschnabel |
x |
|
84.
|
Geranium
pusillum |
Zwerg-Storchschnabel |
x |
|
85.
|
Geranium
robertianum |
Ruprechtskraut |
x |
|
86.
|
Geum urbanum |
Echte
Nelkenwurz |
x |
|
87.
|
Glechoma hederacea |
Gundermann |
x |
|
88.
|
Hedera
helix |
Efeu |
x |
|
89.
|
Heracleum sphondylium |
Wiesen-Bärenklau |
x |
|
90.
|
Hernaria glabra |
Kahles
Bruchkraut |
x |
|
91.
|
Hieracium murorum |
Wald-Habichtskraut |
x |
|
92.
|
Humulus lupulus |
Gemeiner
Hopfen |
x |
|
93.
|
Hydrocharis
morsus-ranae |
Froschbiß |
x |
|
94.
|
Hypericum hirsutum |
Rauhhaariges
Hartheu |
x |
|
95.
|
Hypericum perforatum |
Tüpfel-Hartheu |
x |
|
96.
|
Impatiens
parviflora |
Kleinblütiges
Springkraut |
x |
|
97.
|
Iris
pseudacorus |
Wasser-Schwertlilie |
x |
|
98.
|
Juglans
regia |
Echte
Walnuß |
x |
|
99.
|
Juniperus
communis |
Gemeiner
Wacholder |
x |
|
100.
|
Knautia
arvense |
Acker-Witwenblume |
x |
|
101. |
Lactuca serriola |
Kompass-Lattich |
|
|
102. |
Lamium album |
Weiße
Taubnessel |
x |
|
103.
|
Lamium galeobdolon |
Goldnessel |
x |
|
104.
|
Lamium maculatum |
Gefleckte
Taubnessel |
x |
|
105.
|
Lamium montanum |
Berg-Goldnessel |
x |
|
106.
|
Lamium purpureum |
Purpurrote
Taubnessel |
x |
|
107.
|
Lapsana communis |
Gemeiner
Rainkohl |
x |
|
108.
|
Larix
decidua |
Europäische
Lärche |
x |
|
109.
|
Lathyrus pratense |
Wiesen-Platterbse |
x |
|
110.
|
Lathyrus tuberosus |
Knollen-Platterbse |
x |
|
111.
|
Lathyrus vernus |
Frühlings-Platterbse |
x |
|
112.
|
Lemna minor |
Kleine Wasserlinse |
X |
|
113.
|
Lemna minuta |
Winzige Wasserlinse |
x |
|
114.
|
Lepidium
campestre |
Feld-Kresse |
x |
|
115.
|
Leucanthemum ircutianum |
Zahnöhrchen-Margarite |
x |
|
116.
|
Ligustrum
vulgare |
Liguster |
x |
|
117.
|
Linaria vulgaris |
Gemeines
Leinkraut |
x |
|
118.
|
Lonicera xylosteum |
Rote
Heckenkirsche |
x |
|
119.
|
Lotus corniculatus |
Hornklee |
x |
|
120.
|
Lycopus europaeus |
Ufer-Wolfstrapp |
x |
|
121.
|
Lysimachia nummularia |
Pfennigkraut |
x |
|
122.
|
Lythrum salicaria |
Gemeiner
Blutweiderich |
x |
|
123. |
Matricaria recutita |
Echte Kamille |
|
|
124. |
Matricaria discoidea |
Strahlenlose Kamille |
x |
|
125. |
Medicago lupulina |
Hopfenklee |
x |
|
126. |
Medicago sativa |
Luzerne |
x |
|
127. |
Medicago sativa ssp. varia |
Bastard-Luzerne |
x |
|
128.
|
Melilotus altissima |
Hoher
Steinklee |
|
|
129.
|
Mentha
aquatica |
Wasser-Minze |
x |
|
130.
|
Myosotis
arvensis |
Acker-Vergißmeinnicht |
x |
|
131. |
Myosotis scorpioides |
Sumpf-Vergißmeinnicht |
x |
|
132.
|
Myriophyllum spicatum |
Ähren-Tausendblatt |
x |
|
133.
|
Nuphar lutea |
Gelbe Teichrose |
x |
|
134. |
Nymphaea alba |
Weiße Seerose |
x |
|
135.
|
Papaver
rhoeas |
Klatsch-Mohn |
x |
|
136.
|
Phyteuma spicata |
Ährige
Teufelskralle |
x |
|
137. |
Plantago lanceolata |
Spitz-Wegerich |
x |
|
138.
|
Plantago major |
Großer
Wegerich |
x |
|
139.
|
Polygonatum multiflorum |
Vielblütige
Weißwurz |
x |
|
140.
|
Polygonum amphibium ssp terrestris |
Wasser-Knöterich |
x |
|
141.
|
Polygonum aviculare |
Vogel-Knöterich |
x |
|
142.
|
Populus x canadensis |
Kanadische Pappel |
x |
|
143.
|
Populus tremula |
Zitter-Pappel |
x |
|
144. |
Potamogeton nodosus |
Knoten-Laichkraut |
x |
|
145. |
Potentilla anserina |
Gänse-Fingerkraut |
x |
|
146. |
Potentilla argentea |
Silber-Fingerkraut |
x |
|
147.
|
Potentilla
reptans |
Kriechendes
Fingerkraut |
x |
|
148.
|
Primula elatior |
Hohe
Schlüsselblume |
x |
|
149. |
Prunus
avium |
Süßkirsche
=Vogelkirsche) |
x |
|
150. |
Prunus cerasifera |
Kirschpflaume |
|
|
151. |
Prunus
padus |
Traubenkirsche |
x |
|
152.
|
Prunus
spinosa |
Schlehe |
x |
|
153.
|
Pyrus communis |
Kultur-Birne |
x |
|
154.
|
Quercus
robur |
Stiel-Eiche |
x |
|
155.
|
Quercus
x calvescens |
Bastard-Eiche |
x |
|
156.
|
Ranunculus
acris |
Scharfer
Hahnenfuß |
x |
|
157.
|
Ranunculus
repens |
Kriechender
Hahnenfuß |
x |
|
158.
|
Reseda
lutea |
Gelbe
Resede |
x |
|
159. |
Rhamnus cathartica |
Purgier-Kreuzdorn |
x |
|
160.
|
Rhus
hirta |
Essigstrauch |
x |
|
161. |
Robinia pseudoacacia |
Robinie |
x |
|
162. |
Rorippa amphibia |
Wasser-Sumpfkresse |
x |
|
163. |
Rosa canina |
Hunds-Rose |
x |
|
164. |
Rubus armeniacus |
Garten-Brombeere |
x |
|
165.
|
Rubus caesius |
Kratzbeere |
x |
|
166.
|
Rubus idaeus |
Himbeere |
x |
|
167.
|
Rumex acetosa |
Wiesen-Sauerampfer |
x |
|
168.
|
Rumex crispus |
Krauser
Ampfer |
x |
|
169.
|
Rumex obtusifolius |
Breitbl.
Sauerampfer |
x |
|
170. |
Rumex sanguineus |
Blutroter Ampfer |
x |
|
171. |
Rumex thyrsiflorus |
Rispen-Sauerampfer |
x |
|
172. |
Salix alba |
Silber-Weide |
x |
|
173. |
Salix purpurea |
Purpur-Weide |
x |
|
174.
|
Salix viminalis |
Korb-Weide |
x |
|
175. |
Salix x rubens |
Hohe
Weide |
x |
|
176. |
Salix triandra |
Mandel-Weide |
x |
|
177.
|
Salvia pratense |
Wiesen-Salbei |
x |
|
178. |
Sambucus nigra |
Schwarzer
Holunder |
x |
|
179.
|
Sambucus racemosus |
Roter (Hirsch-)Holunder |
x |
|
180. |
Sanguisorba minor ssp minor |
Kleiner
Wiesenknopf |
x |
|
181.
|
Scrophularia
nodosa |
Knotige
Braunwurz |
x |
|
182. |
Scutellaria galericulata |
Gemeines Helmkraut |
x |
|
183. |
Sedum acre |
Scharfer
Mauerpfeffer |
x |
|
184.
|
Sedum
album |
Weißes
Fetthenne |
|
|
185.
|
Sedum
sexangulare |
Milder
Mauerpfeffer |
x |
|
186.
|
Senecio
jacobaea |
Jakobs-
Greiskraut |
x |
|
187.
|
Silene
dioica |
Rote
Lichtnelke |
x |
|
188.
|
Silene
(Lychnis) flos-cuculi |
Kuckucks-Lichtnelke |
x |
|
189.
|
Silene
latifolia ssp alba |
Weiße
Lichtnelke |
x |
|
190.
|
Silene
vulgaris |
Gewöhnliches Leimkraut (=Taubenkropf) |
x |
|
191.
|
Sinapis
arvense |
Acker-Senf |
x |
|
192.
|
Sisymbrium
officinale |
Wege-Rauke |
x |
|
193. |
Solidago canadensis |
Kanad.
Goldrute |
x |
|
194.
|
Sonchus asper |
Rauhe
Gänsedistel |
x |
|
195. |
Sparganium emersum ssp fluitans |
Einfacher Igelkolben |
x |
|
196. |
Sparganium erectum |
Ästiger Igelkolben |
x |
|
197. |
Spirodela polyrhiza |
Teichlinse |
x |
|
198. |
Stachys palustre |
Sumpf-Ziest |
x |
|
199.
|
Stachys
sylvatica |
Wald-Ziest |
x |
|
200.
|
Stellaria graminea |
Gras-Sternmiere |
x |
|
201.
|
Stellaria media |
Vogel-Sternmiere |
x |
|
202.
|
Symphytum
officinale |
Gemeiner
Beinwell |
x |
|
203. |
Tanacetum vulgare |
Rainfarn |
x |
|
204.
|
Taraxacum sect. Ruderalia |
Ruderal-Löwenzahn |
x |
|
205.
|
Tilia cordata |
Winter-Linde |
x |
|
206. |
Tilia platyphyllos |
Sommer-Linde |
x |
|
207. |
Torilis japonica |
Gemeiner
Klettenkerbel |
x |
|
208.
|
Trifolium
campestre |
Feld-Klee |
X |
|
209.
|
Trifolium
dubium |
Kleiner
Klee |
x |
|
210.
|
Trifolium
pratense |
Rot-Klee |
x |
|
211.
|
Trifolium
repens |
Weiß-Klee |
x |
|
212.
|
Tripleurospermum perforatum |
Geruchlose
Kamille |
x |
|
213.
|
Typha latifolia |
Breitblättriger
Rohrkolben |
x |
|
214.
|
Ulmus
x hollandica |
Hybrid-Ulme |
x |
|
215. |
Ulmus
laevis |
Flatter-Ulme |
x |
|
216. |
Urtica dioica |
Große
Brennessel |
x |
|
217. |
Valeriana officinale |
Echter Baldrian |
x |
|
218.
|
Verbene
officinalis |
Echtes
Eisenkraut |
|
|
219.
|
Veronica
anagallis-aquatica |
Gauchheil-Ehrenpreis |
x |
|
220.
|
Veronica
chamaedrys |
Gamander-Ehrenpreis |
x |
|
221.
|
Veronica montana |
Berg-Ehrenpreis |
x |
|
222. |
Vicia sativa ssp. segetalis |
Saat-Wicke |
x |
|
223. |
Vicia sepium |
Zaun-Wicke |
x |
|
224.
|
Viola
arvensis |
Feld-Stiefmütterchen |
x |
|
225.
|
Viola
reichenbachiana |
Wald-Veilchen |
x |
Farn
|
1.
|
Dryopteris filix-mas |
Gemeiner
Wurmfarn |
x |
Vögel
(35 Arten)
Amsel, Bachstelze, Blässhuhn, Bluthänfling,
Buchfink, Buntspecht, Feldlerche, Fitis, Gartenbaumläufer, Goldammer, Grauammer, Grünfink, Grünspecht, Haussperling,
Heckenbraunelle, Höckerschwan, Kleiber, Kohlmeise, Kuckuck, Mäusebussard,
Mittelspecht, Mönchsgrasmücke, Rabenkrähe, Rauchschwalbe, Ringeltaube, Rotkehlchen, Singdrossel, Star,
Stieglitz, Sumpfrohrsänger, Teichrohrsänger, Trauerschnäpper, Wachtel,
Zaunkönig, Zilpzalp.
Libellen
Gebänderte Prachtlibelle (Calypteryx splendens), Federlibelle (Platycnemis pennipes),
Hufeisen-Azurjungfer (Coenagrion puella), Große Königslibelle (Anax imperator),
Großer Blaupfeil (Orthetrum cancellatum)
Schmetterlinge
Kleiner Eisvogel (Limenitis camilla), Kleiner Heufalter (Coenonympha pamphilus),
Großes Ochsenauge (Maniola jurtina), Waldbrettspiel (Pararge aegeria).
Andere
Tiere
Maulwurf
Erdkröte (diesjährig), Grünfrosch,
Westliche Heideschnecke (Helicella italica)
Hornisse
Wir danken
Frau Hußlein, Herrn Roth und Herrn Müller für diese interessante Spezial-Exkursion
und dafür, dass sie bereit waren, diese trotz des schwühlwarmen
Wetters durchzuführen. Frau Hußlein und Herrn Roth vielen Dank für den Bericht und
Artenliste sowie Herrn W. Drescher
für die Bilder und Frau P. Schemmel
für die Bildtafeln.
Freitag, 15.06.2018
Die Lange Rhön. Land der Offenen Weiten
Referent: Prof. Winfried Türk,
Hochschule Ostwestfalen-Lippe
Bericht: Dietlind Hußlein, Schweinfurt
Etwa
30 Hörer hatten sich zu diesem Vortrag versammelt.
Zunächst
zeigte uns Türk einige Bilder von der faszinierenden Landschaft der Rhön im
Laufe der Jahreszeiten und typische Pflanzen dieser Region.
Dann
führte uns Türk durch die Erdgeschichte der Rhön, zeigte das sich immer wieder
ändernde Klima, die Böden, die Pflanzenwelt und die Zusammenhänge. Er führte
uns in das Land der Offenen Weiten ein.
Die
Rhön ist ein Mittelgebirge mit Höhen bis zu 950 m und Senkungsgebieten, die in
geologischer Zeit nicht mitgehoben wurden. Die Höhendifferenz beträgt 600 m. In
den Senkungsgebieten fließen meist Flüsse wie die Fulda oder die Ulster.
Vor
ca. 70 Mill. Jahren begann das Tertiär. Damals war die Rhön eine leicht wellige
Ebene, als Germanische Rumpffläche bezeichnet, d.h. es gab keine hohen Berge.
Mit der Hebung der Alpen zerbrach als Folge auch das Gebiet der heutigen
Mittelgebirge. Das verursachte auch die vulkanische Aktivität der Region. Sie
dauerte aber – wie Türk immer wieder betonte – viele 100 000 Jahre lang.
Die
Landschaft der Rhön ist wie alles in der Vergangenheit dauernder Veränderung
unterworfen.
Ende
des Karbon (vor 300 Mill. Jahren) wurde das variskische Faltengebirge, das
höher war als die heutigen Alpen, völlig abgetragen. Im Perm senkte sich das Land; dadurch war eine Teil-Überflutung des Gebietes
möglich (z.B. Salz- und Gipsablagerungen im Zechstein). Der durch Abtragung des
Grundgebirges entstehende Sand wurde z.B. zum eisenhaltigen (roten) Buntsandstein
zusammengebacken. Die Schichten des Buntsandsteins erreichen Mächtigkeiten zwischen
600 und 1000 m. Der Buntsandstein wurde überlagert
von Muschelkalkablagerungen mit (primären, d.h.
nicht ausgelaugten) Mächtigkeiten um 250 m.
Zwischen
den Basaltkegeln treten heute die Reste des älteren Schichtstufenlandes
Buntsandstein und Muschelkalk zu Tage. Das Gestein verwittert je nach Härte
verschieden stark. Daher wurden die schwer(er) verwitterbaren Basaltkegel als
Erosionsreste herauspräpariert.
Im
feuchten Klima bestimmter Epochen entstanden in der Rhön Moore: so vor ca. 6000 Jahren das Rote Moor und das
faszinierende und noch relativ intakte Schwarze Moor.
Das
Klima heute: Im Gegensatz zu Schweinfurt, das etwa 250 m hoch liegt, erreicht
die Rhön eine Höhe von 950 m. Die Rhön hat ein kühles Klima, d.h. dort herrscht
Schneeklima mit einer Durchschnittstemperatur von 4,8 °C. Die Niederschläge
sind mit ca. 1100 mm doppelt so hoch wie in Schweinfurt. So gibt es viele
Quellen in der Rhön. Das Klima prägt auch die Pflanzenwelt. Einige Pflanzen,
die in der Rhön wachsen, kommen auch im Schweinfurter Raum vor, aber hier im
Wald, d.h. das Klima in unserem Wald entspricht etwa dem auf den Bergwiesen der
Rhön. Die Pflanzen brauchen einen immer feuchten Boden.
An
den Hängen hat die Buche wegen der Solifluktion Schwierigkeiten. Ein Rutschen
des Bodens verträgt sie nicht.
Türk
weist auf ein Highlight hin: Den Schafstein, eines der 100 schönsten Geotope
Deutschlands. Dort sind zerbrochene Basaltsäulen zu einem fantastischen Blockmeer
zerfallen bzw. zum Teil abgerutscht.
Am
Ende zeigte Türk noch eine Reihe wunderbarer Pflanzen des Schwarzen Moores, das
er besonders schätzt und das wie gesagt noch eines der intaktesten Moore in
Deutschland ist.
Wiederum
konnte Türk seine Begeisterung für diese Landschaft nicht verheimlichen. Als
Zuhörer merkte man gar nicht, dass schon fast 2 Stunden vergangen waren.
Typisch für Türk und einen spannenden Vortrag.
Samstag,16.06.2018
Goldhaferwiesen, Buchenwälder und Blockmeere der
Hohen Rhön um die Wasserkuppe
Referent: Prof. Winfried Türk,
Hochschule Ostwestfalen-Lippe
Bericht: Dietlind Hußlein, Schweinfurt
Am Samstag, den 16.6.2018, trafen sich um 10 Uhr am
Parkplatz der Fuldaquelle 29 Teilnehmer.
Geplant ist eine Wanderung um die Wasserkuppe zum
Schafstein und zurück. In ca. 6 -7 km will Türk uns die Goldhaferwiesen an der
Wasserkuppe, die Buchenwälder am Schafstein und das größte Blockmeer der Rhön
am Schafstein zeigen. Bei Interesse ist noch der Besuch des Roten Moores geplant.
Wir beginnen bei der Fuldaquelle – eine Sickerquelle.
Türk stellt heraus, dass es eigentlich immer sehr unklar ist, wo die
eigentliche Quelle ist, weil viele kleine Bäche vorhanden sind. Deshalb setzt
eine offizielle Institution fest: hier entspringt die Fulda.
Im Land der Offenen Weiten - auf dem Weg zur
Wasserkuppe begleiten uns sehr schnell die angekündigten herrlichen
Goldhaferwiesen. Es sind Bergwiesen, in denen die Charakterart Goldhafer (Trisetum flavescens) die
Pflanzengemeinschaft anzeigt. Hier in einer Höhe von ca. 850 m haben wir 1100
mm Niederschläge; das ist das Doppelte der Niederschlagswerte von Schweinfurt
(560 mm). Die Wiesen sind immer sehr feucht, weil Tuffe
einen Stau-Horizont darstellen. Die Böden trocknen also nie aus. Außerdem
befinden wir uns in der montanen Stufe (im Vergleich Schweinfurt liegt in der collinen Stufe). So können Pflanzen, die im Schweinfurter
Raum nur im Wald vorkommen, in der Rhön auf der Wiese gedeihen wie z.B. Arnika
(Arnica montana), Gemeine Betonie (Betonica officinalis), Färber-Scharte (Serratula
tinctoria), Nordisches Labkraut (Galium
boreale), Großer Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis),
Weicher Pippau (Crepis mollis).
Ein typisches Gras ist das Berg-Rispengras (Poa chaixii). Manche Arten wie Arnika sind auch durch das frühe
Mähen und das Düngen in den Tieflagen ausgestorben.
Weitere erwähnenswerte Pflanzen:
Grünliche Waldhyazinthe (Platanthera
chlorantha), Ährige
Teufelskralle (Phyteuma spicata),
Kanten-Hartheu (Hypericum maculatum
(eine Pflanze, die vor allem im Hochland vorkommt)); Wald-Storchschnabel (Geranium
sylvaticum (im Tiefland kommt vor allem Geranium pratense und Geranium palustre
vor)); Kleiner Klappertopf (Rhinanthus minor), Großer
Klappertopf (Rhinanthus angustifolius).
Die beiden letzteren sind einjährige Pflanzen; außerdem sind sie Halbschmarotzer.
Bei der Acker-Witwenblume (Knautia
arvense) kommen Übergänge zu der Wald-Witwenblume (Knautia
dipsacifolia) vor. Seit der Eiszeit scheint in der
Rhön die Evolution schon eigene Wege gegangen zu sein.
Wenn die Bergwiesen nicht gemäht werden, setzen
sich andere Pflanzen durch wie z.B. Schmalblättriges Weidenröschen (Epilobium angustifolium) oder der
Geophyt die Stauden-Lupine (Lupinus polyphyllus). Beide treiben Ausläufer und die Lupine bringt
zudem noch viele Samen hervor.
Ihre Ausrottung ist wohl ein hoffnungsloses
Unterfangen geworden. Zusätzlich reichert die Lupine durch die Symbiose mit
Knöllchenbakterien den Boden mit Sickstoffverbindungen an. So fördert sie
stickstoffliebende Pflanzen wie z.B. die
Brennnessel (Urtica dioica) oder den Gold-Kälberkropf (Chaerophyllum
aureum).
In der Hochrhön herrscht
ein braunroter Boden vor. Es ist ein Verwitterungsboden des Basalts. Die rotbraune
Farbe erhält er durch verschiedene Eisenoxide und -hydroxide, entstanden in
wärmeren Zeiten meist im Tertiär. Es ist ein guter Ackerboden. Bis 1350 ist
hier Ackerbau betrieben worden. Danach wurde das Klima kälter und somit wurde
der Ackerbau durch das Klima bedingt unmöglich. Später war Beweidung in der
Rhön die Ernährungsgrundlage, aber seit 150 Jahren werden die Kühe im Stall
gehalten. Heute sind die Kuhrassen zu schwer. Sie sind nicht mehr geländegängig
genug um auf der Weide zu grasen. Wie Türk betont, die Rhön ist einem Wechsel
der Nutzung unterworfen.
Heute an einem sonnigen Samstag ist der Lärm von
den Segel- und Motorfliegern unerträglich. Es ist dort oben ein einziger
Rummelplatz. In einer Cafe-Bude machen wir eine kurze
Pause.
Durch einen unvergleichlichen Rundblick von dort
oben wurden wir belohnt; vor allem auf die Kuppige Rhön mit den Tälern, also
Hebungen und Senkungen lang vergangener Zeit. Der Vulkanismus in der Rhön ist
im Tertiär entstanden, ist mehrphasig und dauerte mehrere 100 000 Jahre (wahrscheinlich
sogar mehre Millionen Jahre) an. In Europa gibt es allerdings auch quartären
Vulkanismus (z.B. in der Eifel), so Türk.
Die weicheren Bereiche verwitterten leichter, die
härtesten Teile blieben stehen. Dabei spielt natürlich die Gesteinsart eine
Rolle. Zwischen den Kegeln kommt zum Teil Buntsandstein oder Muschelkalk zum Vorschein.
Das sind die Gesteine des darunter liegenden Schichtstufenlandes.
Vor der Hebung des Gebietes war Meer; es war
wärmer, subtropisch bis tropisch. Vor 2½ Mill. Jahren kühlte das Klima ab. In
der Kaltzeit wichen viele Arten ins Mittelmeergebiet aus und nur einige Arten
haben es nach der Eiszeit wieder geschafft zurück zu kommen.
Relikt aus der Eiszeit ist z.B. der Wiesenpieper,
der hier erfreulich häufig vorkommt. Er ist ein Vogel der Tundra und Steppe.
Hier lebt er auf nicht gedüngten großen Wiesen.
Schafstein
Die Basaltsäulen sind zerfallen und bilden ein
Blockmeer. Im hinteren Teil ist Wald.
Zunächst der Waldbereich
Im Wirtschaftswald können die Bäume nicht mehr alt
werden. Früher wurden die Wälder als Brennholz-Wälder genutzt und die Eichen
als Bauholz.
Von der EU sollen im Biosphärenreservat die Wälder
zu einem bestimmten Prozentsatz (8 %?) nicht mehr genutzt werden. Dazu gehört
der Wald im oberen Bereich des Schafsteins. 1992 wurde das NSG eingerichtet und
damals waren die Bäume ca. 140 Jahre alt – so Türk. Hier kommen neben der Buche Edelhölzer hoch
wie z.B. Esche, Berg- und Spitz-Ahorn, Ulmen usw.. Diese können
Bodenrutschungen besser vertragen als die Buche.
Im NSG dürfen Bäume sterben. Stehendes und
liegendes Totholz ist wichtig für viele seltene Pilze und Gliederfüßer. Im
Inneren des Baumes entsteht durch Abbauprozesse der Pilze Mulm. Diesen Mulm
nutzen vor allem Käferlarven. Eine Eremitlarve
braucht z.B. 7 l Mulm um sich zu entwickeln. Deshalb kommt dieser Käfer in diesem Wald auch vor.
Totholz müsste eigentlich Lebend-Holz heißen,
betont Türk.
Der Exkursionsleiter stellt noch einige typische
Waldpflanzenarten vor:
Der Wald-Schwingel (Festuca altissima) ist hier charakteristisch. Er kommt immer
zusammen mit
Wald-Reitgras (Calamagrostis
arundinacea) vor.
Weitere Wald(pflanzen)arten, die wir an diesem Ort
feststellten:
Waldmeister (Galium odoratum),
Hain-Sternmiere (Stellaria nemorum),
Goldnessel (Galeobdolon luteum), Sauerklee (Oxalis europaea), Fuchs-Greiskraut (Senecio
ovata), Platanenblättriger Hahnenfuß (Ranunculus platanifolius),
Flattergras (Milium effusum),
Gewöhnlicher Frauenfarn (Athyrium filix-femina).
Der Waldlaubsänger war hier zu hören. Er braucht
große geschlossene Wälder.
Dann kamen wir zum oberen Rand des Blockmeeres, dessen
Entstehung Türk uns am Abend zuvor in einem Vortrag nähergebracht hat. Wir
setzten uns auf die Steine und genossen die Aussicht.
Da die Blockhalde sehr steil ist, stürzten Blöcke
hinunter und sammelten sich im flacheren Bereich am unteren Ende des
Blockmeeres. Da das Blockmeer mächtig ist, können sich keine höheren Pflanzen ansiedeln;
nur Moose und Flechten schaffen das.
Auf dem Rückweg wurde nochmals darauf hingewiesen,
dass hier in den Wiesen noch Reste von Siedlungen zu sehen sind, deren Bewohner
hier Ackerbau betrieben haben; aber nachdem es kälter wurde, haben diese
Menschen ihre Häuser verlassen und sind in die Städte gegangen.
Schließlich kehrten wir zügig zu den Autos zurück.
An der anschließenden Exkursion ins Rote Moor konnte ich (D. Hußlein) leider aus familiären Gründen nicht teilnehmen.
Folgende Tierarten
wurden während der Exkursion von K. Roth und D. Hußlein
festgestellt:
Vögel
Amsel (1), Bachstelze (1), Baumpieper (1),
Buchfink (3), Feldlerche (2),
Fitis (1), Hausrotschwanz (1), Heckenbraunelle (1),
Mönchsgrasmücke (6),
Rabenkrähe (1), Ringeltaube (1), Rotmilan (1),
Sommergoldhähnchen (1),
Stieglitz (1),
Tannenmeise (2), Waldlaubsänger (2), Wiesenpieper (3),
Wintergoldhähnchen (2), Zaunkönig (2), Zilpzalp
(1).
Schmetterlinge
Distelfalter (Vanessa
cardui), Kleiner Fuchs (Nymphalis urticae), Kleiner Schillerfalter (Apatura ilia), Raps-Weißling (Pieris brassica), Violetter Silberfalter
(Brenthis ino), Waldbrettspiel
(Pararge aegeria) mind 20 Individuen.
Hymenoptere
Steinhummel (Bombus lapidarius)
Es war wieder eine
wunderbare, aufschlussreiche Exkursion mit viel Hintergrundwissen, wie sie Türk
immer wieder so großartig anbietet. Großer
Dank an Prof. Winfried Türk aus Höxter für diese wunderschöne Exkursion an
die Wasserkuppe und den Schafstein sowie den darauf folgenden Ausflug ins Rote
Moor. Wir wurden wieder mit reichlich Informationen belohnt.
Ein
weiteres Dankeswort auch an Frau
Dietlind Hußlein für die beiden Berichte, an Herrn Konrad Roth für die Pflanzenliste
sowie Frau Schemmel für die
Erstellung der Bildtafeln.
Nachtrag zur
Türk-Exkursion in die Rhön am 15.6.2018
Von der Wasserkuppe zum Schafstein
Pflanzenliste, festgestellt von Konrad Roth
|
1.
|
Acer
campestre |
Feld-Ahorn |
|
2.
|
Acer platanoides |
Spitz-Ahorn |
|
3. |
Acer
pseudoplatanus |
Berg-Ahorn |
|
4.
|
Aegopodium podagraria |
Giersch |
|
5. |
Achillea millefolium |
Gemeine
Schafgarbe |
|
6. |
Actaea spicata |
Christophskraut |
|
7.
|
Agrimonia eupatoria |
Kleiner
Odermennig |
|
8.
|
Ajuga reptans |
Kriechender
Günsel |
|
9.
|
Alchemilla monticola |
Bergwiesen-Frauenmantel |
|
10.
|
Alliaria petiolata |
Knoblauchs-Rauke |
|
11.
|
Alnus
glutinosa |
Schwarz-Erle |
|
12.
|
Anemone
nemorosa |
Busch-Windröschen |
|
13.
|
Anemone
ranunculoides |
Gelbes
Windröschen |
|
14.
|
Angelica
sylvestris |
Wald-Engelwurz |
|
15.
|
Anthriscus sylvestris |
Wiesen-Kerbel |
|
16.
|
Arctium nemorosum |
Hain-Klette |
|
17.
|
Arenaria serpyllifolia |
Quendel-Sandkraut |
|
18.
|
Arnica
montana |
Arnika |
|
19.
|
Barbarea vulgaris |
Barbarakraut |
|
20.
|
Bellis
perennis |
Gänseblümchen |
|
21.
|
Betonica
officinalis |
Heil-Ziest |
|
22.
|
Betula
pendula |
Hänge-Birke
(Gewöhnliche B.) |
|
23.
|
Bunias orientalis |
Zackenschötchen |
|
24.
|
Bupleurum falcatum |
Sichel-Hasenohr |
|
25. |
Caltha palustre |
Sumpfdotterblume |
|
26. |
Calluna vulgaris |
Erika |
|
27.
|
Calystegia sepium |
Zaun-Winde |
|
28.
|
Campanula persicifolia |
Pfirsichblättrige Glockenblume |
|
29. |
Campanula rapunculoides |
Acker-Glockenbume. |
|
30.
|
Campanula rotundifolia |
Rundblättr. Glockenblume |
|
31.
|
Capsella bursa-pastoris |
Hirtentäschel |
|
32.
|
Cardamine flexuosa |
Wald-Schaumkraut |
|
33.
|
Cardamine impatiens |
Spring-
Schaumkraut |
|
34.
|
Carduus acanthoides |
Stachel-Distel |
|
35. |
Carpinus betulus |
Hainbuche |
|
36.
|
Carum carvi |
Wiesen-Kümmel |
|
37. |
Centaurea jacea |
Wiesen-Flockenblume |
|
38.
|
Centaurea montana |
Berg-Flockenblume |
|
39.
|
Cerastium holosteoides |
Gemeines
Hornkraut |
|
40.
|
Chaerophyllum aureum |
Gold-Kälberkropf |
|
41.
|
Chaerophyllum hirsutum |
Behaarter
Kälberkropf |
|
42.
|
Chelidonium
majus |
Schöllkraut |
|
43.
|
Chenopodium album |
Weißer
Gänsefuß |
|
44.
|
Cichorium intybus |
Gemeine
Wegwarte |
|
45. |
Cirsium acaule |
Stengellose
Kratzdistel |
|
46.
|
Cirsium
arvense |
Acker-Kratzdistel |
|
47.
|
Cirsium oleraceum |
Kohl-Kratzdistel |
|
48.
|
Cirsium palustre |
Sumpf-Kratzdistel |
|
49. |
Cirsium vulgare |
Lanzett-Kratzdistel |
|
50.
|
Colchicum
autumnale |
Herbstzeitlose |
|
51.
|
Convallaria majalis |
Maiglöckchen |
|
52.
|
Convolvulus arvense |
Acker-Winde |
|
53.
|
Cornus
sanguinea |
Roter
Hartriegel |
|
54.
|
Corylus
avellana |
Gemeine
Hasel |
|
55.
|
Crataegus x macrocarpa (laevigata x rhipidophylla) |
Großfrüchtiger
Weißdorn |
|
56.
|
Crepis biennis |
Wiesen-Pippau |
|
57.
|
Crepis mollis |
Weicher
Pippau |
|
58.
|
Crepis paludosa |
Sumpf-Pippau |
|
59.
|
Dactylorhiza maculata
ssp. fuchsii |
Geflecktes Knabenkraut |
60.
|
Daucus carota
|
Wilde Möhre
|
|
61.
|
Epilobium angustifolium |
Schmalblättr.
Weidenröschen |
|
62.
|
Equisetum
arvense |
Acker-Schachtelhalm |
|
63.
|
Eupatorium cannabinum |
Gemeiner
Wasserdost |
|
64.
|
Fagus sylvatica |
Rot-Buche |
|
65.
|
Filipendula ulmaria |
Mädesüß |
|
66. |
Fragaria vesca |
Wald-Erdbeere
|
|
67.
|
Fraxinus excelsior |
Esche |
|
68.
|
Galeopsis tetrahit |
Stechender
Hohlzahn |
|
69.
|
Galium album |
Weißes
Labkraut |
|
70.
|
Galium aparine |
Klebriges
Labkraut |
|
71.
|
Galium
boreale |
Nordisches
Labkraut |
|
72.
|
Galium harzynicum (= saxatile) |
Harz-Labkraut |
|
73.
|
Galium odoratum |
Waldmeister |
|
74.
|
Galium verum |
Echtes
Labkraut |
|
75. |
Geranium
columbinum |
Tauben-Storchschnabel |
|
76.
|
Geranium
pratense |
Wiesen-Storchschnabel |
|
77.
|
Geranium
pusillum |
Zwerg-Storchschnabel |
|
78.
|
Geranium
robertianum |
Ruprechtskraut |
|
79.
|
Geranium
sylvaticum |
Wald-Storchschnabel |
|
80.
|
Geum urbanum |
Echte
Nelkenwurz |
|
81.
|
Glechoma hederacea |
Gundermann |
|
82.
|
Heracleum sphondylium |
Wiesen-Bärenklau |
|
83.
|
Hieracium lachenalii |
Gemeines
Habichtskraut |
|
84.
|
Hypericum maculatum |
Geflecktes
Johanniskraut |
|
85.
|
Hypericum perforatum |
Tüpfel-Hartheu |
|
86.
|
Hypochaeris radicata |
Gemeines
Ferkelkraut |
|
87.
|
Impatiens
glandulifera |
Drüsiges
Springkraut (= Indisches) |
|
88.
|
Impatiens
noli-tangere |
Großes
(Echtes) Springkraut |
|
89.
|
Knautia arvense |
Acker-Witwenblume |
|
90.
|
Lactuca serriola |
Kompass-Lattich |
|
91. |
Lamium album |
Weiße
Taubnessel |
|
92.
|
Lamium galeobdolon agg. |
Goldnessel |
|
93.
|
Lamium montanum (= Galeopdolon montanum) |
Berg-Goldnessel |
|
94.
|
Lapsana communis |
Gemeiner
Rainkohl |
|
95.
|
Larix
decidua |
Europäische
Lärche |
|
96.
|
Lathyrus latifolius |
Breitblättrige
Platterbse |
|
97.
|
Lathyrus pratense |
Wiesen-Platterbse |
|
98.
|
Leontodon
autumnale |
Herbst-Löwenzahn |
|
99.
|
Leontodon hispidus |
Steifhaariger
Löwenzahn |
|
100.
|
Leucanthemum ircutianum |
Zahnöhrchen-Margarite |
|
101.
|
Lilium martagon |
Türkenbund |
|
102.
|
Linum
catharticum |
Purgier-Lein |
|
103.
|
Lotus corniculatus |
Hornklee
|
|
104. |
Lotus uliginosus (=pedunculatus) |
Sumpf-Hornklee
|
|
105.
|
Lupinus polyphyllos |
Stauden-Lupine |
|
106.
|
Maianthemum bifolium |
Zweiblättriges
Schattenblümchen |
|
107.
|
Malus domesticus |
Haus-Apfel |
|
108.
|
Malus
sylvestris |
Holz-
Apfel |
|
109. |
Matricaria discoidea |
Strahlenlose Kamille |
|
110. |
Medicago lupulina |
Hopfenklee |
|
111. |
Medicago sativa ssp. varia |
Bastard-Luzerne |
|
112.
|
Mercurialis
perennis |
Ausdauerndes
Bingelkraut |
|
113.
|
Mycelis muralis |
Mauer-Lattich |
|
114.
|
Myosotis arvensis |
Acker-Vergißmeinnicht |
|
115.
|
Oxalis acetosella |
Wald-Sauerklee |
|
116.
|
Papaver
rhoeas |
Klatsch-Mohn |
|
117.
|
Pastinaca sativa |
Pastinak |
|
118. |
Petasites hybridus |
Gemeine Pestwurz |
|
119.
|
Picea
abies |
Gemeine
Fichte |
|
120.
|
Pinus sylvestris |
Gemeine
Kiefer |
|
121. |
Plantago lanceolata |
Spitz-Wegerich |
|
122.
|
Plantago major |
Großer
Wegerich |
|
123.
|
Platanthera chlorantha |
Grünliche Waldhyazinthe |
|
124.
|
Polygala
vulgaris |
Gemeines Kreuzblümchen |
125.
|
Polygonatum verticillatum |
Quirl-Weißwurz |
|
126.
|
Polygonum aviculare ssp arenastrum |
Gewöhnlicher
Vogelknöterich |
|
127.
|
Polygonum aviculare ssp aviculare |
verschiedenblättr.
Vogel-Knöterich |
|
128.
|
Polygonum bistorta |
Schlangen(=Wiesen)Knöterich |
|
129.
|
Populus tremula |
Zitter-Pappel |
|
130. |
Potentilla anserina |
Gänse-Fingerkraut |
|
131. |
Potentilla erecta |
Blutwurz |
|
132.
|
Potentilla
reptans |
Kriechendes
Fingerkraut |
|
133.
|
Prunella vulgaris |
Kleine
Brunelle |
|
134.
|
Prunus
spinosa |
Schlehe |
|
135.
|
Pseudotsuga menziesii |
Douglasie |
|
136.
|
Pyrus communis ssp. communis |
Kultur-Birne |
|
137.
|
Quercus
petraea |
Trauben-Eiche |
|
138.
|
Ranunculus
acris |
Scharfer
Hahnenfuß |
|
139. |
Ranunculus
flammula |
Brennender
Hahnenfuß |
|
140.
|
Ranunculus
platanifolius |
Platanen-Hahnenfuß |
|
141.
|
Ranunculus
repens |
Kriechender
Hahnenfuß |
|
142.
|
Rhinanthus
minor |
Kleiner
Klappertopf |
|
143. |
Rosa canina |
Hunds-Rose |
|
144.
|
Rosa subcanina |
|
|
145.
|
Rubus caesius |
Kratzbeere |
|
146.
|
Rubus idaeus |
Himbeere |
|
147.
|
Rubus pedemontanus |
Drüsige
Brombeere |
|
148.
|
Rumex acetosella ssp acetosella |
Kleiner
Sauerampfer |
|
149.
|
Rumex acetosa |
Wiesen-Sauerampfer |
|
150.
|
Rumex crispus |
Krauser
Ampfer |
|
151.
|
Rumex obtusifolius |
Breitbl.
Sauerampfer |
|
152. |
Rumex sanguineus |
Blutroter Ampfer |
|
153.
|
Salix aurita |
Ohr-Weide |
|
154. |
Salix caprea |
Sal-Weide |
|
155. |
Salix cinerea |
Grau-Weide |
|
156. |
Salix x multinervis |
Hybrid zw aurita x cinerea |
|
157.
|
Salix viminalis |
Korb-Weide |
|
158. |
Salix x rubens |
Hohe
Weide |
|
159. |
Sambucus nigra |
Schwarzer
Holunder |
|
160.
|
Sambucus racemosus |
Roter (Hirsch-)Holunder |
|
161.
|
Sanguisorba
officinale |
Großer
Wiesenknopf |
|
162.
|
Senecio ovata (=fuchsii) |
Fuchs-Greiskraut |
|
163.
|
Serratula tinctoria |
Färber-Scharte |
|
164.
|
Silene
dioica |
Rote
Lichtnelke |
|
165.
|
Silene
(Lychnis) flos-cuculi |
Kuckucks-Lichtnelke |
|
166.
|
Silene
latifolia ssp alba |
Weiße
Lichtnelke |
|
167.
|
Sisymbrium
officinale |
Wege-Rauke |
|
168.
|
Sonchus asper |
Rauhe
Gänsedistel |
|
169.
|
Sonchus oleraceus |
Kohl-Gänsedistel |
|
170. |
Spergula salina |
Salz-Schuppenmiere |
|
171. |
Spergularia rubra |
Roter Sperk, Rote Schuppenmiere |
|
172.
|
Stachys
sylvatica |
Wald-Ziest |
|
173.
|
Stellaria alsine (=uliginosa) |
Quell-Sternmiere |
|
174.
|
Stellaria graminea |
Gras-Sternmiere |
|
175.
|
Stellaria media |
Vogel-Sternmiere |
|
176. |
Stellaria nemorum |
Hain-Sternmiere |
|
177. |
Tanacetum vulgare |
Rainfarn |
|
178.
|
Tilia cordata |
Winter-Linde |
|
179.
|
Tragopogon
pratense |
Wiesen-Bocksbart |
|
180.
|
Trifolium
hybridum |
Schweden-Klee |
|
181.
|
Trifolium
medium |
Mittlerer
(=Zickzack) Klee |
|
182.
|
Trifolium
pratense |
Rot-Klee |
|
183.
|
Trifolium
repens |
Weiß-Klee |
|
184.
|
Tripleurospermum perforatum |
Geruchlose Kamille |
|
185. |
Tussilago farfara |
Huflattich |
|
186.
|
Thymus
pulegioides |
Gemeiner
Thymian |
|
187.
|
Ulmus
glabra |
Berg-Ulme |
|
188. |
Urtica dioica |
Große
Brennessel |
|
189.
|
Vaccinium myrtillus |
Heidelbeere |
|
190. |
Valeriana officinale |
Echter Baldrian |
|
191.
|
Veronica
beccabunga |
Bach-Ehrenpreis;
Bachbunge |
|
192.
|
Veronica
chamaedrys |
Gamander-Ehrenpreis |
|
193.
|
Veronica
hederifolia |
Efeu-Ehrenpreis |
|
194. |
Veronica officinale |
Echter
Ehrenpreis (=Gebräuchlicher
E.) |
|
195.
|
Veronica
serpyllifolia |
Quendel-
Ehrenpreis |
|
196.
|
Viburnum lantana |
Wolliger
Schneeball |
|
197.
|
Viburnum
opulus |
Gemeiner
Schneeball |
|
198.
|
Vicia cracca |
Vogel-Wicke |
|
199. |
Vicia sepium |
Zaun-Wicke |
|
200.
|
Viola
reichenbachiana |
Wald-Veilchen |
Sauergräser
|
201. |
Carex flacca |
Blaugrüne
Segge (=Schlaffe Segge) |
|
202. |
Carex muricata agg |
Sparrige Segge |
|
203. |
Carex ovalis (=leporina) |
Hasenpfötchen-Segge |
|
204. |
Carex pilulifera |
Pillen-Segge |
|
205.
|
Carex remota |
Winkel-Segge |
|
206. |
Carex sylvatica |
Wald-Segge |
Süßgräser
207.
|
Agrostis gigantea
|
Floringras |
|
208.
|
Agrostis stolonifera |
Weißes
Straußgras |
|
209.
|
Agrostis tenuis (capillaris )
|
Rotes Straußgras |
|
210.
|
Allopecurus pratense |
Wiesen-Fuchsschwanz |
|
211.
|
Anthoxanthum odoratum |
Gewöhnliches
Ruchgras |
|
212.
|
Arrhenatherum elatius |
Glatthafer |
|
213.
|
Brachypodium pinnatum |
Fieder-Zwenke |
|
214.
|
Bromus hordeaceus |
Weiche
Trespe |
|
215.
|
Bromus inermis |
Unbegrannte
Trespe |
|
216.
|
Calamogrostis arundinacea |
Wald-Reitgras |
|
217.
|
Calamagrostis epigejos |
Land-Reitgras |
|
218.
|
Cynosurus cristatus |
Kammgras |
|
219.
|
Dactylis glomerata |
Wiesen-Knäuelgras |
|
220.
|
Danthonia decumbens |
Dreizahn |
|
221.
|
Deschampsia cespitosa |
Rasen-Schmiele |
|
222.
|
Deschampsia flexuosa |
Draht-Schmiele
=Schlängel-Schmiele |
|
223. |
Elymus canina |
Hunds-Quecke |
|
224. |
Elymus (Elytrigia) repens |
Gemeine
Quecke |
|
225.
|
Festuca altissima |
Wald-Schwingel |
|
226.
|
Festuca arundinacea |
Rohr-Schwingel |
|
227.
|
Festuca gigantea |
Riesen-Schwingel |
|
228.
|
Festuca ovina agg |
Echter
Schafschwingel |
|
229.
|
Festuca pratense |
Wiesen-Schwingel |
|
230.
|
Festuca rubra |
Rot-Schwingel |
|
231.
|
Helictotrichon pubescens |
Flaumhafer
= Flaumiger Wiesenhafer |
|
232.
|
Holcus lanatus |
Wolliges
Honiggras |
|
233.
|
Holcus mollis |
Weiches
Honiggras |
|
234.
|
Hordelymus europaeus |
Wald-Gerste |
|
235.
|
Juncus glomeratus |
Knäuel-Binse |
|
236.
|
Juncus compressus |
Zs.gedrückte
Binse |
|
237.
|
Juncus effusus |
Flatter-Binse |
|
238.
|
Juncus tenuis |
Zarte Binse |
|
239.
|
Lolium x hybridum |
Oldenburgisches
Weidelgras |
|
240.
|
Lolium perenne |
Deutsches
Weidelgras |
|
241.
|
Luzula luzuloides |
Weiße Hainsimse |
|
242. |
Luzula sylvatica |
Große Hainbinse |
|
243.
|
Milium effusum |
Flattergras |
|
244. |
Nardus stricta |
Borstgras |
|
245.
|
Phalaris arundinacea |
Rohr-Glanzgras |
|
246.
|
Phleum pratense |
Wiesen-Lieschgras |
|
247.
|
Poa annua |
Einjähriges
Rispengras |
|
248.
|
Poa chaixii |
Berg-Rispengras
(=Wald-Rispengras) |
|
249.
|
Poa compressa |
Platthalm-Rispengras |
|
250.
|
Poa nemoralis |
Hain-(Heil-Hitler)
Rispengras |
|
251.
|
Poa pratense ssp.angustifolium |
Schmalblättriges
Rispengras |
|
252.
|
Poa pratense ssp pratense |
Wiesen-Rispengras |
|
253.
|
Poa trivialis |
Gemeines
Rispengras |
|
254.
|
Puccinellia distans |
Gewöhnlicher
Salzschwaden |
|
255. |
Trisetum flavescens |
Goldhafer |
Farne
|
256.
|
Anthyrium filix-femina |
Frauenfarn |
|
257. |
Asplenium ruta-muraria |
Mauerraute |
|
258. |
Dryopteris carthusiana |
Dorniger Wurmfarn |
259.
|
Dryopteris dilatata
|
Breitblättr. Dornfarn
|
|
260.
|
Dryopteris filix-mas |
Gemeiner
Wurmfarn
|
Samstag, 23.06.2018
Exkursion zum egapark mit
Führung und Besuch des Gartenbaumuseums in Erfurt
Organisation:
Werner Drescher, Schweinfurt
Die
Veranstaltung musste leider wegen mangelndem Interesse abgesagt werden.
Samstag, 07.07.2018
Wein und Stein rund um Sand am Main –
Geologische Exkursion mit Weinprobe
Wissenswertes zum Weinbau und zur Geologie mit anschlie-ßender Weinprobe und kleiner Verköstigung
Organisation:
Ralf Rudolph, Eltmann
Referenten:
Winzer: Matthias Rippstein, Sand am Main
Pflege
der Rebstöcke: Mark Werner, Sand am Main
Geologie: Dr. Georg Büttner, Hof
/ Schweinfurt
Bericht: Dr. Georg Büttner
Die Exkursion führte vom Parkplatz am Friedhof in
Sand durch die Tonsteine der Myophorien- und Estherienschichten in den Schilfsandstein auf der Südflanke
des Hermannsbergs. An Hand von mitgebrachten
Schautafeln wurde die Geologie zunächst am Siedlungsrand von Sand erörtert.
Dann ging es an die Westflanke des Hermannsbergs.
Hier tritt der Bereich der Acrodus-Corbula-Bänke zu Tage und bildet gleichzeitig eine typische
Verebnung aus.
Von hier aus hat man einen wunderschönen Blick auf das Maintal und den
Steigerwald-Nordrand. Richtung Zell konnten wir die Weinlagen, die auf den
Tonsteinen der Myphorien- und Estherienschichten
meist auf West geneigten Hängen stehen, gut erkennen.
Unser Weg führte uns nun in Richtung Osten, entlang eines Talgrunds, der
den Hermannsberg (Zeugenberg) von der Schichtstufe
trennt. Unser Weg verlief parallel (=oberhalb) der im Einschnitt verlaufenden
BAB A70. Die Weinstöcke stehen hier im Ausbiss der Tonsteine der Myophorienschichten.
Herr Mark Werner (aus Sand) sowie ein zufällig anwesender Winzer
erläuterten uns die aufwändige Pflege der Rebstöcke (v.a. in diesem trockenen
Sommer). Die Rebstöcke werden nicht nur gezielt bewässert
(Tröpfchenbewässerung), hochschießende Triebe müssen beschnitten und einzelne
Reben gezielt entfernt werden, sonst würden die Rebstöcke Schaden nehmen, im
schlimmsten Fall vertrocknen.
Im weiteren Verlauf erfolgte der Aufstieg zum Hermannsberg
an seiner Südflanke. Der Beginn des Waldes oberhalb der Weinberge und der Obstgärten
zeichnet den Ausstrich des Schilfsandsteins, eines bis zu 50 m mächtigen
Sandsteins, wider.
Der verschlungene Pfad führte uns zunächst in den historischen Steinbruchsbereich. Hier dominieren historische Halden und
einzelne verwitterte Wände. Schließlich erreichten wir den östlichen Steinbruch
der Fa. Bamberger Natursteinwerke (Graser). Hier wird der Schilfsandstein
zeitweise z.B. für Restaurierungen, aber auch für Fassadenplatten abgebaut. Der
feinkörnige Sandstein eignet sich gut für die Bildhauerei. Daher sind
zahlreiche Bildstöcke oder Heiligenfiguren aus diesem Sandstein.
Die Oberkante des Schilfsandsteins (=Härtling) stellt sich im Gelände
wiederum als Verebnungsfläche dar. Darüber folgen die
weicheren Tonsteine der ziegelroten Lehrbergschichten. Andernorts in Franken
sind diese Tonsteine ein begehrter Ziegelrohstoff. Die Lehrbergschichten werden
ihrerseits am Hermannsberg von einem
Rest sandiger Schichten des Blasensandsteins überlagert.
Der Ausstrich der Lehrbergschichten ist am Herrmannsberg
sehr steil. Der Süd-Hang stellt eine bedeutsame Weinlage dar. Die Reben müssen
hier aber ebenfalls gezielt bewässert werden. Da sie mitten im Wald liegen,
spielt möglicherweise auch Wildverbiss eine Rolle (z.T. Einzäunungen).
Vom Hermannsberg führte uns unser Weg über die
Nordflanke und die Siedlung direkt zum Winzer
Matthias Rippstein. Dieser hatte für uns eine besondere Weinprobe
vorbereitet, in der es u.a. um das besondere Geschmacksempfinden süß – herb
oder um Jahrgangsvergleiche der gleichen Rebsorte und Lage ging. Die Weinprobe
war für alle Teilnehmer ein besonderes Geschmacks-Erlebnis! Die Weine (fast
ausschließlich Weißweine) waren ideenreich aufeinander abgestimmt.
Wir danken Herrn Rudolph für
die Idee zu dieser besonderen Weinprobe sowie für ihre Organisation, dem Winzer Herrn Matthias Rippstein, Sand a.Main, für das Zelebrieren einer besonderen Weinprobe (mit dem Austesten unseres Geschmacksempfindens)
und Herrn Mark Werner für seine Erklärungen
auf der Exkursion zur Pflege der Weinstöcke.
Allen Teilnehmern des geologischen Teils danke ich (Georg Büttner) für ihr Interesse, ihre Fragen und dafür,
dass sie sich am Ende auf mein (nicht ganz ernst gemeintes) „Abfragen des
Gehörten“ eingelassen haben.
Für Bilder danken wir Ralf Rudolph und Dr. Klaus Poschlod, Türkenfeld sowie für
die Erstellung der Bildtafeln Petra Schemmel.
Freitag, 13.07.2018
Vortrag: Friede, Freude, … Gleichgewicht!? – Symmetrien in der Physik
Referent und Bericht:
Harald Viemann M.Sc. (Physik), Rostock/Schweinfurt
Erhaltungssätze und Symmetrien kennt man meist noch
von der Schulbank, die Erhaltungssätze aus der Physik und die Symmetrien aus
dem Matheunterricht. Dass beides eng miteinander verbunden ist, ist auf den
ersten Blick nicht klar. Dies zeigt aber z.B. das sogenannte Noether-Theorem
(„Emmy“ Noether (†1935)) für kontinuierliche Symmetrien / Transformationen.
Schaut man in die Natur findet man sofort diskrete
Symmetrien, wie Spiegelungen und Drehungen, welche wir auch in der Physik der
kleinsten Teilchen, wenn auch unter anderem Namen, wiederfinden. Eine räumliche
Spiegelung nennt sich dann Parität P.
Es fällt jedoch schnell auf, dass diese Symmetrien
nicht immer erhalten sind. Nehmen wir zum Beispiel unsere DNS, welche zwar
theoretisch spiegelbar, in der Natur jedoch nur als eine Form der Helix zu
finden ist. Dies nennt sich dann Symmetriebrechung oder auch -verletzung.
In Teilchenzerfällen finden sich ebenfalls
Erhaltungsgrößen und Symmetrien, wie die schon genannte Parität P, die Ladungskonjugation
C, Drehimpuls L und viele weitere. Durch Experimente konnte nachgewiesen
werden, dass diese unter manchen Umständen verletzt sind, wie P und C im leptonischen Zerfall des Tau’s in
ein Pion und Neutrino (vgl. das Experiment zur P-Erhaltung: C. S. Wu et al.
1957). Die Kombination beider Symmetrieoperationen zu CP ist aber wiederum
erhalten.
Dies gilt zum Glück nicht immer. Denn ohne
CP-Verletzung (und anderen Voraussetzungen) könnten wir nicht erklären warum
nach dem Urknall nicht die gesamte Materie wieder mit Antimaterie zu Photonen
zerstrahlt ist. Sozusagen würde die Menschheit ohne die asymmetrische
Produktion der Materie nicht existieren.
Kombinieren wir die CP-Operation noch mit einer
„Zeitspiegelung“ T erhalten wir das so genannte CPT-Theorem, welches aber nun
wirklich, zumindest nach aktuellem Stand, immer erhalten ist. Dies wirft nun
eine interessante Fragestellung auf. Wenn CP verletzt ist und CPT erhalten;
sehen wir dann auch eine „Zeitspiegelung“? … Ja das tun wir!
Gesehen wurde sowohl die CP-Asymmetrie als auch die
T-Asymmetrie in Teilchen-Oszillationen durch die Auswertung der Daten von
Teilchenphysik-Experimenten, wie dem CPLEAR-Experiment (CERN) und dem BaBar-Experiment (SLAC, Kalifornien). Für diese Messungen
machte man sich zunutze, dass die ungeladenen Mesonen "K" ^0 und
"B" ^0 in ihre jeweiligen Antiteilchen übergehen können und wieder
zurück, was theoretisch einer Zeitspiegelung entspricht. Die Hin- und
Rückumwandlung nennt man Oszillation. Die Asymmetrie-Messung lässt sich dann, salopp
gesagt, auf ein einfaches Zählexperiment herunterbrechen, bei dem man zählt,
wie oft das Meson und Antimeson zu detektierbaren und eindeutigen Endzuständen
zerfallen sind.
Letztlich kann man bei genauem Hinsehen Symmetrien
und deren Brechungen überall in der Natur finden. Und sind sie auch nicht
offensichtlich, so können sie dennoch zu unserer Existenz beitragen.
Alle, denen hier die Bilder zu den Messungen
gefehlt haben oder die mehr über Teilchenphysik erfahren wollen, finden hier
Material:
Teilchenphysik
(Einführung in Schulniveau):
https://www.leifiphysik.de/kern-teilchenphysik/teilchenphysik
BaBar
("B" ^0-Oszillation): https://inspirehep.net/record/812984
CPLEAR ("K" ^0-Oszillation): http://inspirehep.net/record/1626462
Wir
danken unserem Mitglied Herrn Harald Viemann, dass er wiederum ein sehr komplexes Thema soweit „heruntergebrochen“ hat,
dass es, ohne den wissenschaftlichen Hintergrund zu verlieren, auch für
Nicht-Fachleute verständlich blieb, sowie für seinen Bericht, der die
Komplexität des Themas verdeutlicht. Darüber hinaus danken wir Herrn Viemann, dass er extra für diesen Vortrag von Rostock zu
uns nach Schweinfurt angereist ist.
Freitag, 20.07.2018
Naturwissenschaftlicher Treff mit aktuellen Themen und Programmgestaltung
2019
Der
Treff diente vorwiegend der Ideensammlung für das Jahresprogramm 2019. Allen
Teilnehmern herzlichen Dank für ihre Diskussionsbeiträge und Ideen!
Samstag, 28.07.2018
Fossilien sammeln und
die Unterwelt erkunden - Familienexkursion
in die Fränkische Schweiz
Organisation: Ralf Rudolph, Eltmann
Führung
und Kurzbericht:
Dr. Georg Büttner, Schweinfurt / Hof
Die
Exkursion führte uns zunächst in die Lias-Tongrube Buttenheim.
Hier baut die Firma Liapor aus Hallerndorf
graue Tonsteine ab, die die Fähigkeit besitzen, beim Erhitzen zu Blähen (so
genannter Blähton). Dieses Material findet z.B. im Pflanzenbau (Hydrokultur oder
Substrat für Dachterrassen) als Leichtbeton oder als Dämm-Material Verwendung.
In
den grauen Tonsteinen des Lias Delta finden sich zahlreiche Fossilien, vor
allem Ammoniten, daneben aber auch Belemniten, Muscheln und Schnecken.
Teilweise
sind die Ammoniten pyritisiert, daneben finden sich
auch karbonatische Knollen (Geoden) und Pyritknollen.
Aufgrund des Vorkommens der Eisensulfide ging man früher davon aus, dass diese Tonsteine in einem
sauerstoffarmen (euxinischen) Milieu abgelagert wurden. Eine Besonderheit der
Grube Buttenheim sind nun jedoch Neufunde von möglicherweise bodenbewohnenden Schnecken,
die eher für ein durchlüftetes Umfeld sprechen. Möglicherweise existierten
verschiedene Lebensräume nebeneinander.
Vor
allem die Suche nach den Versteinerungen war ein Ziel dieser Familienexkursion
… und wir wurden mit einer reichen (Aus-)beute belohnt.
Zweiter
Exkursionspunkt war die Rosenmüllerhöhle bei Muggendorf.
Sie befindet sich an der Nordflanke des Wiesenttals in
der massigen bis tafelbankigen Ausbildung des Weißen
Jura (Schwammriffe), knapp 100 m über
dem Talgrund und somit nur wenige Meter unter der heutigen Geländeoberfläche.
Mit ihr ist sie durch Einbruchsschacht verbunden. Dieser natürliche Eingang
diente einst ihrer Erkundung und Erforschung, ist aber heute mit einem Gitter
verschlossen. Stattdessen erfolgt der (+/- ebenerdige) Zugang dieser ehemaligen
Schauhöhle über einen künstlichen Stollen.
Es
handelt sich bei der Rosenmüllerhöhle um eine Kombination aus Hallen- und
Schachthöhle. Die Halle ist NW-SE gerichtet und im vorderen (=östlichen)
Bereich maximal 16 m hoch. An ihrer Decke verläuft eine markante Kluft, die der
Hauptrichtung der Höhle folgt. Sie ist beidseitig reichhaltig versintert.
(Stalaktiten, Makkaroni und Sinterfahnen). Der Höhlenboden, der von einem
Bodensinter bedeckt ist, steigt steil nach NW an.
Wegen
der lang anhaltenden Trockenheit gab es kaum Tropfwasser. Daher mussten wir auf
das besondere Stille-Erlebnis, bei dem man nur die auftreffenden Wassertropfen
hört diesmal leider verzichten. Darüber hinaus ist durch den natürlichen
Deckendurchbruch diese Höhle Tags nie stockdunkel. Allerdings war es untertage
deutlich kühler als im Freien. Das spürten wir v.a. an einem so heißen Sommertag.
Insbesondere
für die Kinder und die Erwachsenen, die zusammen mit Ralf Rudolph noch den
hinteren Teil der Höhle in gebückter Haltung erkundeten, war der Höhlenbesuch
ein großes Erlebnis.
In
der Höhle befindet sich nun ein neues Geländer aus Edelstahl, das wohl erst in
den letzten Jahren erneuert wurde. Dies erleichtert den Zugang für
Touristengruppen (und führt hoffentlich nicht zur weiteren Zerstörung von
Tropfsteinen).
Den
Abschluss fand die Exkursion in einem Bierkeller in Buttenheim.
Das Wetter war stets trocken und warm, die großen Gewitter gingen immer
andernorts nieder!
Dank an Ralf Rudolph
für die Organisation und Mithilfe
(insbesondere in der Rosenmüllerhöhle) und an die Firma Liapor, Hallerndorf,
für die Betretungserlaubnis.
Freitag,14.09.2018
Offenes Haus der Bildung der Volkshochschule Schweinfurt … der Naturwissenschaftliche
Verein stellt sich vor
Organisation und Bericht:
Elisabeth Winkler
Auch in diesem Jahr bot uns die VHS wieder die
Möglichkeit, den Naturwissenschaftlichen Verein im Rahmen des offenen Hauses
der Bildung ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken. So erreicht der NWV einen
Personenkreis, der sonst wahrscheinlich nicht auf den Verein aufmerksam werden
würde. Deshalb ist die Veranstaltung für den NWV sehr wichtig und wir sind der
VHS für diese Möglichkeit sehr zu Dank verbunden.
Einen Schwerpunkt unserer Präsentation stellte
heuer die Ornithologie dar.
Frau Dietlind Hußlein
hatte die Idee, die von ihr gesammelten Vogelnester auszustellen. Diese
kunstvollen Gebilde verdienen durchaus unsere Aufmerksamkeit und Bewunderung.
Zu den Nestern zeigten wir Bilder der entsprechenden Vögel mit den
dazugehörenden Gelegen wie z. B. von Mönchsgrasmücke, Goldammer, Singdrossel
etc. und als Höhlenbrüter die Blaumeise. Frau Hußlein
lieferte neben der Idee und den Vogelnestern auch das gesamte Bildmaterial,
half beim Standaufbau und übernahm dankenswerter Weise auch die sachkundige
Standbetreuung.
Frau
Schemmel präsentierte einzigartige Porträtfotos verschiedener Greifvögel mit
ihren markanten Schnäbeln und einzigartigen Federkleidern. Wichtige
Informationen lieferten Schautafeln und wer wollte, konnte sein Wissen auch
noch am Laptop vertiefen, den das Ehepaar Drescher/Schemmel als Standgestalter
und -betreuer zum Einsatz brachte.
So wurde Adlern, Geiern & Co. eine würdige Bühne bereitet.
Den STAR als Vogel des Jahres 2018, stellten wir
mit Bildtafel und Text vor.
Außerdem wiesen wir auf den jährlich stattfindenden
Vortrag zum Vogel des Jahres hin. Er findet 2019 am Freitag, den 15. 03. statt
und wird wieder von Frau D. Hußlein abgehalten.
Am Infostand lag das
Programm für das laufende Jahr zum Mitnehmen bereit. Außerdem informierten wir
über das vorläufige Programm für 2019.
Verschiedene Flyer z.
B. über bienenfreundliche Pflanzen oder die richtige Winterfütterung von Vögeln
konnten ebenfalls mitgenommen werden.
Interessierte Besucher
bekamen Auskunft über die vielfältigen Aktivitäten des Vereins. Auch Fragen zu
verschiedenen Wissensgebieten konnten wir zufriedenstellend beantworten. Gerade
die dadurch zustande kommenden Gespräche mit den Gästen machen viel Freude.
Der Standaufbau lag in den bewährten Händen von Helmut Müller und Otmar
Winkler.
Als kleine Info am Rande verblüffte manchen
Besucher, dass eine Haselmaus gar keine Maus ist, sondern zur Gattung der
Schläfer gehört. Bild, Nest und Nahrung der putzigen Nager waren zur Freude der
Interessenten ausgestellt.
Vorsitzender Dr. Georg
Büttner widmete sich in anschaulicher Weise dem Thema QUARZSAND und QUARZKIES.
Eine Schautafel mit
Bild, Text und Grafik vermittelte wichtige Informationen. Dr. Büttner stellte
auch verschiedene Körnungsgrade der „Quarzkiesel“ (von 0,063 bis 2 mm) aus, sowie
ungesiebtes Sand-Kies-Gemisch.
Entsprechende Siebe
veranschaulichten die Arbeitsweise.
Gesteinsmaterial
verschiedener Sandsteine rundete das Thema ab und Dr. Büttner als Standbetreuer
beantwortete sachkundig alle Fragen.
Das umfangreiche Material stellte das Bayerische Landesamt für Umwelt in
Hof (Ref. Wirtschaftsgeologie-Bodenschätze) zur Verfügung
und ermöglichte eine besonders sehenswerte Standgestaltung. Dafür bedankt sich
der NWV ganz herzlich.
Mein
eigener Beitrag befasste sich, wie teilweise schon im Vorjahr, mit naturnahen
Gärten und der Wichtigkeit für Bienen & Co. entsprechende Pflanzen in
Privatgärten und auch auf Balkonen anzubauen. Die Besucher erhielten anhand von
Texttafeln und zahlreichen Fotos Informationen und konnten Flyer über den
<intelligenten Blumenkasten> mitnehmen, die uns die Landesanstalt für
Gartenbau, Veitshöchheim kostenlos zur Verfügung gestellt hatte. Helga Huber unterstützte mich dankenswerter Weise bei der
Standgestaltung und sorgte mit zahlreichen Pflanzenbeispielen für bunte
Vielfalt.
Zeitungsausschnitte machten auf die Gefährlichkeit
von immer noch viel zu viel eingesetzten Spritzmitteln (Pestizide/Fungizide vor
allem auch in der Landwirtschaft) und die Überdüngung der Böden aufmerksam.
Ehrenvorsitzender Günther Stürmer stellte sehr
schöne Ammoniten und Belemniten aus seiner Sammlung zum kostenlosen Mitnehmen
zur Verfügung. Dafür besonderen Dank. Manches Exemplar fand einen glücklichen
neuen Besitzer.
Eine Bildtafel veranschaulichte: „Wie Tiere zu
Fossilien werden“.
Die Standbetreuung lag in den Händen von Dr. R.
Rödel, aber auch das Ehepaar Drescher/Schemmel stand den Besuchern mit Rat und
Tat zur Verfügung.
Wie jedes Jahr wiesen wir noch auf die restlichen
Veranstaltungen 2018 hin.
Besonders
machten wir auf den Vortrag von Förster Bernd Müller die ESSKASTANIE als Baum
des Jahres 2018 aufmerksam.
Stachelige Fruchthüllen zum vorsichtigen Anfassen,
Blätter des Maronenbaumes und eine französische Maronencreme als Kostprobe
sollten die Neugier auf diesen Vortrag wecken.
Die Besucherzahl entsprach in etwa der des
Vorjahres. Wir freuten uns wieder über zahlreiche Gespräche und das gezeigte
Interesse an unserem Vereinsprogramm. Erwähnenswert erscheint, dass ein
Besucher am darauffolgenden Sonntag an der Exkursion zum Tag des Geotops
teilnahm.
Erfreulich ist auch, dass auf Initiative von Frau
Schemmel eine Vorankündigung der Veranstaltung in der Tagespresse erschien.
Mit der diesjährigen Teilnahme zum offenen Haus der
Bildung verabschiede ich mich von deren Organisation, die mir all die Jahre
viel Freude bereitet hat. Ich freue mich aber auch, sie jetzt in jüngere Hände
legen zu können und wünsche Frau Schemmel dazu viel Glück und Erfolg.
Zum Schluss sei es mir gestattet, mich bei meinen
zahlreichen Helfern und Mitstreitern für die vielen Jahre harmonischer und
freundschaftlicher Zusammenarbeit herzlich zu bedanken:
Der VHS unter Leitung von Frau Jutta Cize, ihrem Mitarbeiter Herrn Forster sowie dem stets hilfsbereiten
Hausmeisterteam Frau Deeg, Herrn Brust
und Herrn Kloos.
Folgenden Vereinsmitgliedern, die jährlich oder
immer mal wieder bereitwillig zur Stelle waren, z.B. als Ideengeber,
Standgestalter bzw. Standbetreuer, Übernehmer von Druckarbeiten, Transporthelfer,
Lieferanten von Standmaterial (Bücher, Versteinerungen, Muscheln usw.), Helfer
beim Auf- und Abbau und vielem anderem mehr (in alphabetischer Reihenfolge):
Dr. Georg Büttner
Werner Drescher
Dietlind Götz
Helga und Francise Leopold Huber
Ilse Husseneder
Dietlind Hußlein
Reinhold Jordan
Prof. Lothar Kranz
Gerhard Mittendorf
Helmut Müller
Dr. Raimund Rödel
Konrad Roth
Petra Schemmel
Karlheinz Stenzinger
Günter Stürmer
Otmar Winkler
Christl Zuleger
und last but not least
bei Nichtmitglied Christoph Winkler
Unser großer Dank gilt Elisabeth und Otmar Winkler für die Organisation und Durchführung dieser Veranstaltung seit 2013
sowie allen Mitwirkenden.
Sonntag, 16.09.2018
Tag des Geotops – Exkursion zur Geologie auf Blatt Oberlauringen
Referent und Bericht: Dr.
Sebastian Specht, Eilenburg / Hof
Lokalität 1: Höhe Eulensee zwischen
Stadtlauringen und Thundorf
Schwerpunkt: Einführung, Überblick, Geomorphologie und Geologie
Höhenlage: ca. 359 m ü. NN
An der Höhe 359 (Sand/Eulensee)
zwischen Stadtlauringen und Thundorf erfolgte eine Einführung in die Geologie
des Blattes Oberlauringen. Dazu gehörten neben der Verwaltungsgliederung ein
Überblick über die Geographie, Geomorphologie und Geologie des teils im
Grabfeld, teils in den Hassbergen gelegenen Blattes der TK25. Der hoch über dem
lokalen Umfeld befindliche Punkt bot bei dem guten Wetter einen guten Blick auf
den Dürrnberg im Norden, dem Grabfeld im Nordosten und den Hassbergen im Osten.
Im Süden bot der Blick die Blätter Stadtlauringen und Maßbach,
nach Westen das Blatt Münnerstadt dar. Als erster Punkt bei der Exkursion des
Blattes Maßbach 2010 ergab sich damit eine nahtlose
Fortsetzung in die lokale Geologie. Über
den dortigen Unteren Myophorienschichten des
Mittleren Keupers gelegen, wurden zugleich die hochliegenden plio/pleistozänen Schotterterrassenrelikte besichtigt,
welche die letzten Zeugen eines nicht mehr existierenden tertiären Entwässerungssystems
darstellen.
Lokalität 2: östlich Seubrigshausen,
Tongrube
Schwerpunkt: Geologie, Stratigraphie
Höhenlage: ca. 308 m ü. NN
Aus Thundorf kommend, erfolgte der zweite Halt an
der Tongrube von Seubrigshausen östlich des Ortes.
Aufgeschlossen ist dort ein Abschnitt der Grabfeld-Formation (Obere Myophorienschichten) einschließlich der Corbulabank
(Basis der Estherienschichten). In der etwa 8 Meter
hohen Aufschlusswand zu sehen sind rote, rotbraune, graue, graugrüne und
graublaue Ton- und Tonmergelsteine, lagenweise durchsetzt mit Gipsresiduen und
dünnen Dolomitmergelsteinbänken. Sie repräsentieren
typische Sedimente des Beckeninneren des Germanischen Beckens. Bedeutsam ist
die Tongrube zudem, da innerhalb der Tongrube 2004 die GLA-Forschungsbohrung Seubrigshausen (120 Meter) abgeteuft wurde, welche jedoch
durch den zwischenzeitlichen Tod des damaligen Bearbeiters einer wissenschaftlichen
Auswertung harrt.
Lokalität 3: ehem. Steinbruch im Schilfsandstein am Rothhof
Schwerpunkt: Geologie, Stratigraphie
Höhenlage: ca. 370 m ü. NN
Von Seubrigshausen
kommend erfolgte Richtung Westen die Anfahrt des ehemaligen Steinbruchs beim Rothhof. Einst wurden dort massige Partien der
Stuttgart-Formation (Schilf-sandstein) abgebaut.
Obgleich seit langem aufgegeben und trotz der teilweisen Verfüllung sind immer
noch Teile der ehemaligen Abbauwände sichtbar. Anstehend finden sich
feinkörnige, grüngraue bis graue, gebankte bis
massige Sandsteine. Die Aufschlusshöhe beträgt nirgends mehr als 6 Meter. Auf
Spaltflächen der Sandsteine finden sich neben Glimmer auch kohlige
Pflanzenabdrücke, vielfach von Schachtelhalmen (Equisetites
sp.), welche durch ihre Ähnlichkeit mit
rezentem Schilf, namensgebend für diese stratigraphische Einheit wurden – den
Schilfsandstein. Das Material des Schilfsandsteins entstammt hierbei dem
Baltischen Schild (heute etwa gleichzusetzen mit Skandinavien), es handelt sich
daher um sogenannten „nordischen Keuper“.
Lokalität 4: südlich Großbardorf, Tongrube am Hohen Stadl
Schwerpunkt: Geologie, Stratigraphie
Höhenlage: ca. 305 m ü. NN
Von Großbardorf kommend erstreckt sich linker Hand,
in Richtung Süden gleich neben der Straße eine temporär aktive Tongrube.
Stratigraphisch zeigt sie einen Abschnitt der Grabfeld-Formation (Obere Myophorienschichten) knapp unterhalb des Acrodus-Corbula-Horizontes.
Vergleichbar ist sie damit mit der Tongrube von Seubrigshausen.
Zu sehen ist auch hier eine Abfolge von roten, rotbraunen, grauen, graugrünen
und graublauen Ton- oder Tonmergelsteinen mit zwischengelagerten Residuallagen.
Im Oberen Abschluss ist die Großbardorf Bank (Dolomitmergelstein)mit
einer Mächtigkeit von etwa 18 cm eingeschaltet, deren Typlokation die Tongrube
darstellt.
Lokalität 5: Höhe zwischen Großbardorf und Kleineibstadt
Schwerpunkt: Geologie, Stratigraphie
Höhenlage: ca. 325 m ü. NN
Über den dortigen auf der
Höhe zwischen Großbardorf und Kleineibstadt
anstehenden Myophorienschichten der Grabfeld-Formation wurden – wie
am ersten Exkursionspunkt – noch einmal hochliegende plio/pleistozäne
Schotterterrassenrelikte besichtigt. Die gehören dem gleichen, nicht mehr
existierenden tertiären Entwässerungssystem an und befinden sich nunmehr am Top
der Höhe inselartig in exponierter Lage.
Lokalität 6: Sulzfeld, Feriensiedlung, ehem. Steinbruch im Rhät
Schwerpunkt: Geologie, Stratigraphie, Tektonik
Höhenlage: ca. 390 m ü. NN
Der aufgelassene Steinbruch nördlich der
Feriensiedlung bei Sulzfeld liegt im unteren Teil der Exter-Formation
(Rhät). Besonders markant an diesem Aufschluss ist die dichte Schar von Klüften
und Verwerfungen, welche die Sandsteinschichten regelrecht in Quader zerlegen.
Teilweise sind die Sandsteinbänke auch verkippt und schief gestellt
(muldenförmig), aufgrund der Nähe zur östlich gelegenen Haßberg-Südrand-Verwerfung.
In den obersten Partien des hier aufgeschlossenen Sandsteins wurde die Brackwassermuschel
Haßbergia haßbergensis
gefunden. Am Eingang zum Steinbruch selber befindet sich die Infotafel Nr. 15
der Georoute Haßberge.
Lokalität 7: Sulzfeld, ehem Steinbruch,
„Sulzfelder Sandstein“
Schwerpunkt: Geologie, Stratigraphie
Höhenlage: ca. 350 m ü. NN
Nächster Halt war ein Böschungsanriss am
Ortsausgang NE Sulzfeld, nahe den ehemaligen Steinbrüchen im „Sulzfelder
Sandstein“, Richtung der alten Keltenschanze. Das Areal der Steinbrüche wird
mittlerweile überbaut, einzelne frische Blöcke entstammen den Baugruben.
Sichtbar war der grobkörnige, weißgraue bis graue Sandstein, lagenweise
durchsetzt mit Tonschluffsteinklasten, der stratigraphisch
in den Mittleren Burgsandstein zu stellen ist. Ebenfalls sichtbar waren in
einer frischen Böschung Fließerden, hauptsächlich bestehend aus Sandsteinschutt
in einem braungrauen Sand-Ton-Gemisch.
Lokalität 8: Tongrube von Merkershausen;
Typuslokation der „Grabfeld-Formation“
Schwerpunkt: Geologie, Stratigraphie
Höhenlage: ca. 310 m ü. NN
Aufgeschlossen sind in diesem Aufschluss die
obersten Abschnitte der Myophorien-Schichten der Grabfeld-Formation
(insgesamt ca. 9 m), bestehend aus abwechselnd blaugrauen, grüngrauen,
rotvioletten und rotbraunen Tonschluffsteinen mit darin eingeschalteten harten
Dolomit(mergel)steinbänken
(insbesondere hier die Großbardorf Bank) sowie den untersten Bereich der Corbulabank am Westende des Aufschlusses. Damit ist im
Weitesten der gleiche Abschnitt der Schichtenfolge aufgeschlossen, wie in den
Lokalitäten 2 und 4. Die aufgeschlossene Bruchtektonik ist eine typische Aufweitungstektonik infolge der Ablaugung der
unterlagernden Grundgipsschichten. Das Einfallen der Schichten nach SW hingegen
beruht auf der Nähe des Haßberg-Grabens. Der
Aufschluss ist zugleich die Typlokalität der "Grabfeld-Formation".
Allerdings wird die gegenwärtig noch vorhandene Aufschlusswand nicht weiter
gepflegt, respektive wächst zu und ist somit dem Verfall preisgegeben.
Lokalität 9: nördlich Bad Königshofen, Knaufgips
– Grube
Schwerpunkt: Geologie, Stratigraphie
Höhenlage: ca. 290 m ü. NN
Anschließend erfolgte ein kurzer Ausflug auf Blatt
5629 Bad Königshofen. Nahe der Blattgrenze, N Bad Königshofen wurde die
Gipsabbaugrube der Firma Knauf befahren. Durch den aktuell laufenden Abbau
boten die frischen Grubenwände einen exzellenten Einblick in die unteren
Abschnitte der Grabfeld-Formation (Untere Myophorienschichten).
Auf der Grubensohle sichtbar war der Grenzdolomit (Dach der Erfurt-Formation).
Darüber folgen ca. 8 m Grundgips, auf den der Abbau ausgerichtet ist. Darüber
folgen etwa 10 m Plattengips sowie die unteren grauen Ton(schluff)steine bis
etwas über die Hellmitzheim Bank, die deutlich in der
Abbauwand erkennbar war. Sie stellt den ersten markanten, grauweißen Dolomit(mergel)stein in der Abfolge der Grabfeld-Formation dar.
Lokalität 10: südlich Aub, Auber Steige
Schwerpunkt: Geologie, Stratigraphie, Abschluss
Höhenlage: ca. 370 m ü. NN
Zum Abschluss der Exkursion erfolgte der Besuch der
Auber Steige, südlich Aub im östlichen Bereich des
Blattes Oberlauringen. Die Auber Steige war bereits in der Geschichte Gegenstand
geowissenschaftlicher Untersuchungen. Zu erwähnen sind hierbei die Aufnahmen
von Thürach (1889) und Schuster (1928). Gegenwärtig
sind die Aufschlussverhältnisse jedoch eher schlecht. Dennoch konnten im
Böschungsanriss einige Abschnitte der Schichtenfolge eingesehen werden. Es
handelt sich hierbei um die Äquivalente des Blasensandsteins und Coburger
Sandsteins in Beckenfazies. Der Blasensandstein besteht hierbei überwiegend aus
rotbraunen oder roten Ton(schluff)steinen. Im oberen Bereich (Niveau Parkplatz)
fand sich der sogenannte „Laubhügelsandstein“ anstehend (höchstwahrscheinlich
Äquivalent Coburger Sandstein). Dieser besteht hier aus einer Wechsellagerung
von dünnbankigem bis plattigem, mittel- bis
feinkörnigem Sandstein von grauer bis weißgrauer Farbe. Mit einer kurzen
Zusammenfassung und Verabschiedung auf dem Parkplatz schlossen die
Geländebegehungen des Tages ab.
15 der „Unerschrockenen“ und „Wetterfesten“
Geologie-Begeisterten waren an diesem Tag auf das Blattgebiet Oberlauringen
gekommen. Wie gewohnt hatte sich Herr Specht sehr gut vorbereitet und unterstützte
seine Ausführungen vor Ort mit erläuternden Skizzen und Karten.
Wie bei der letzten Exkursion, hatten wir auch
diesmal ein sehr exkursionsfreundliches, sonniges Wetter. Dies beflügelte die
Begeisterung der Teilnehmer an den Ausführungen des Referenten und am gemeinsamen
Natur-Erleben!
Der Abschluss erfolgte im Gasthof „Stöhr“ in
Stadtlauringen wo wir bei einer Brotzeit mit Herrn Specht in geselliger Runde
den Tag Revue passieren lassen konnten.
Wir danken Herrn Sebastian Specht für seine interessante Exkursion und sein außerordentliches Engagement.
Denn speziell für die Exkursion und ihre Vorbereitung reiste er während seines
Urlaubs (am Samstag) aus Hof/Saale an bzw. danach nach Eilenburg zurück.
Samstag, 29.09.2018
Geologische Exkursion vom Saaletal in die Schwarzen Berge
Referent u. Bericht: Dr.
Georg Büttner, Schweinfurt / Hof
Die Exkursion führte von den Buntsandsteinhängen
des Saaletals zu den Vulkaniten der Schwarzen Berge. Neben typischen Gesteinen
und Schollentektonik wurden auch Besonderheiten der Hydrogeologie gezeigt, die
hier eng mit dem Vulkanismus verbunden sind.
Haltepunkte
Lokalität 1: Bad Kissingen: Runder Brunnen und Gradierbau
Wir befinden uns hier im Saaletal, im Norden von
Bad Kissingen, etwa 16 km südöstlich der basaltgeprägten Schwarzen Berge. Den
geologischen Rahmen bilden Gesteine des Buntsandsteins. Sie werden von
herzynischen, d.h. NW-SE-streichenden Verwerfungen gequert. In Bad Kissingen
quert ein solches Störungsbündel das Saaletal.
Die intensive Bruchtektonik führt dazu, dass hier
kohlensäure- und mineralstoffreiche, v.a. Natrium-Chlorid-betonte Grundwässer
aus dem tieferen Untergrund aufsteigen können. Die lehmig/schluffigen
Auesedimente des Saaletals verhindern einen diffusen Kohlensäureaustritt. Im
Saaletal befinden sich im Raum Bad Kissingen – Bad Bocklet mehrere Bohrungen,
welche diese Mineralwässer erschließen. Eine dieser Bohrungen ist der so genannte
„Runde Brunnen“.
Die Solequelle wurde bereits 1788 entdeckt und für
die Salzgewinnung bis 1966 genutzt. Im 19. Jahrhundert (1841)wurde der Runde Brunnen in Form einer ca. 93 m tiefen Bohrung
niedergebracht. Er belieferte einst das direkt darüber liegende Solebad mit
Wasser.
An dieser Stelle befand sich später, bis vor ca. 20
Jahren, ein Krankenhaus. Nach dessen Abriss wurde die Bohrung zunächst
verschlossen und mit einem so genannten Preventer
gesichert, um einen unkontrollierten Gasaustritt zu verhindern. Seit etwa einem
Jahr ist der Bereich neu gestaltet. Der Runde Brunnen befindet sich nun in
einem hochwassergeschützten Niveau oberhalb des Talgrunds und ist mit einer
transparenten Plexiglas-Kuppel abgedeckt.
Hier dringt ein sehr kohlensäurehaltiges,
hochmineralisiertes Wasser zu Tage (ca. 17,8 g Mineralstoffe pro Liter). Seine
Austrittstemperatur von 19,5°C weist auf eine Herkunft aus größerer Tiefe hin
(normale Grundwässer haben hier im Raum Bad Kissingen ca. 7-9°C
Austrittstemperatur). Bei einem mittleren Tiefengradienten von ~3°C pro100 m
ist somit eine Herkunftstiefe von mindesten 350-400 m anzunehmen. Da sich unterschiedlich
warme Wässer beim Aufstieg vermischen, kann das CO2-reiche, hoch
mineralisierte Wasser aus noch größeren Tiefen stammen.
Die Besonderheit des Runden Brunnens ist sein
intermittierendes, oft Sekunden langes, Aufwallen, das den Aktivitäten eines
Geysirs ähnelt. Es handelt sich hierbei um postvulkanische Kohlensäure, die den
Gaslift des Wassers unterstützt. Somit steht diese Mineralquelle
im direkten Zusammenhang mit dem Rhönvulkanismus. Die (mittlere) Schüttung
dieser Mineralquelle beträgt ca. 6,6 bis 10 l/s [bzw. 400 – 600 l/min.], was für
eine Mineralquelle im Kissinger Raum beachtlich hoch ist.
Darüber hinaus ist dieses Wasser hoch mineralisiert,
insbesondere Na-Cl-betont. Es handelt sich um das am stärksten mineralisierte
Kissinger Mineral-Wasser. In ihm sind Salze aus dem Zechsteinsalinar
(im tieferen Untergrund) gelöst. Die hohe Mineralisation wurde früher (durch
Verdampfen) zur Salzherstellung (in der Saline) genutzt. Darüber hinaus verwendete
man das Wasser für „Heilbäder“ im Jahr 1850 an dieser Stelle erbauten
Salinenbad.
Noch heute findet sich unweit des Runden Brunnens
der nach einem Sturmschaden im 20. Jahrhundert wiederaufgebaute Rest des Bad Kissinger
Gradierbaus. Hier lässt man das hochmineralisierte Wasser über Reisigbündel tropfen,
so dass ein nach Salz riechender „Wassernebel“ entsteht. Das Einatmen dieser
Luft soll bei Atemwegserkrankungen unterstützend wirken.
Im aufsteigenden Mineralwasser ist sehr viel Eisen
gelöst, das bei Austritt, also bei Kontakt mit dem Luftsauerstoff, ausfällt / oxidiert.
Es ergibt sich so ein rostbrauner Niederschlag, den man z.B. an den Tretbecken
oder den Reisigbündeln des Gradierbaus sehen kann. Das gelöste Eisen
könnte einerseits aus dem Buntsandstein
stammen, anderseits könnte es sich auch um so genanntes postvulkanisches Eisen
handeln. (In diesem Zusammenhang wurden auch die „Eisenleisten“ auf Karbonaten
erwähnt, die sich ubiqitär längs der herzynisch
streichenden Störungszonen, südöstlich der Rhön, finden.)
Das Wasser wird demzufolge als „Eisenhaltiger Natrium-Chlorid-Säuerling“
bezeichnet.
Lokalität 2: Kleinbrach-Nord: Luitpoldsprudel
Der Ort Kleinbrach liegt an einer Saaleschleife.
Nördlich des Ortes, steht an der Nordflanke der Saaleschleife ein markantes
hölzernes Fördergerüst. Dieses markiert den Standort des Luitpoldsprudels (alt).
Ihn hat man zu Beginn des 20. Jahrhunderts bei der Exploration von Kalisalzen
entdeckt und bereits 5 Jahre später für den Kurbetrieb genutzt
Der geologische Rahmen ähnelt der Situation von
Lokalität 1. Die Talflanken werden aus Buntsandstein aufgebaut, potenzielle
Gasaustritte im Saaletal durch lehmig-schluffige Deckschichten verhindert. Allerdings
queren in diesem Bereich deutlich weniger Verwerfungen das Saaletal. Hier wurde
hinsichtlich der Gesamtmineralisation und der Dynamik (Gaslift)
ein deutlich anderes Mineralwasser erschlossen als am Runden Brunnen.
Die Bohrung zur Erschließung des ursprünglichen „Luitpoldsprudels
alt“ wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts, 1906 bis 1910, niedergebracht. Die Bohrtiefe lag bei 916 m,
die Ausbautiefe bei 578 m. Diese Bohrlokation befand sich ursprünglich im
Umfeld des heutigen Förderturms, auf einer leichten Erhebung im Saaletal. Diese
Bohrung wurde Ende des 20. Jahrhunderts überbohrt
und neu ausgebaut. Sie ist jetzt 253 m tief. Die Entnahme beträgt ca. 1l/s.
Es handelt sich um einen „Eisenhaltiger
Natrium-Calcium-Chlorid-Hydrogencarbonat-Sulfat-Säuerling“ mit knapp 4900 mg/l
Gesamtmineralisation und knapp 2000 mg/l gelöster Kohlensäure. Dieses Wasser
wird gerade wegen seiner relativ geringen Gesamtmineralisation für Trinkkuren
genutzt und z.B. in der Bad Kissinger Wandelhalle ausgeschenkt. Es zählt mit der Balthasar-Neumann-Quelle in
Bad Bocklet zu den „mineralstoffärmeren“ Säuerlingen des Raumes Bad Kissingen
-- Bad Bocklet.
Der Gaslift ist deutlich
geringer als beim Runden Brunnen in Bad Kissingen. Die erhöhten Na-Cl-Werte
sind ebenso wie die Calcium-Sulfatgehalte mit
Lösungen im Zechsteinsalinar in Verbindung zu
bringen.
Wegen der Hochwassergefährdung im Saaletal wurde 1998
eine Neubohrung, etwa 160 m südwestlich hiervon 20 m über dem Saaletal niedergebracht
(Luitpoldsprudel neu). Dieses Mineralwasser
ist trotz vergleichbarer Ionen-Verhältnisse mit ca. 8 g/l Gesamtmineralisation deutlich höher mineralisiert und weist ca. 2400
mg/l gelöste Kohlensäure auf. Wegen seiner Gesamtmineralisation wird er für
Badekuren verwendet. Es handelt sich um einen Eisenhaltigen Natrium-Calcium-Chlorid-Hydrocarbonat-Sulfat-Säuerling.
In einem Pavillon bestand die Möglichkeit dieses
Wasser zu verkosten.
Der Bereich des Luitpoldsprudels stellt zusammen
mit dem historischen Saalewehr, der Pumpanlage mit Transmissionsriemen und dem
Förderturm ein Technisches Denkmal dar. In diesem Zusammenhang wurde
besonders auf die hellgrauen bis beigen Sandsteinquader der Wehranlage hingewiesen,
die aus den oberen Partien des Mittleren Buntsandsteins stammen.
Lokalität 3: Großenbrach
Ost am Mühlberg:
Alter Steinbruch im weißgrauen Buntsandstein (sm)
An einer Steige finden sich aneinandergereiht
mehrere aufgelassene Sandsteinbrüche, die einen dickgebankten,
beigen Sandstein erschließen. Die teils aufgehende Bankung
misst 20 bis ca. 50 cm. Auf der amtlichen Geologischen Karte GK25) wird dieser
als „Felssandstein“ angesprochen und dem Mittleren Buntsandstein (smHF) zugewiesen. Derartige Sandsteine finden sich im Raum
Bad Kissingen vielerorts als historischer Naturwerkstein, z.B. in den
Wehranlagen an der Saale, im Fundament des Bad-Kissinger Gradierwerks oder in
Häusern.
Darüber hinaus sind hier, im Anstieg mehrere
parallel verlaufende Störungen kartiert, die eine Art Schollentreppe darstellen.
Durch den Wechsel von grundwasserleitenden und –stauenden Schichten kommt es
dabei etwa in Hangmitte zu einem Quellaustritt (von oberflächennahem
Grundwasser), dem so genannten Schlagbrunnen. Wegen der langen Trockenheit war
ihre Schüttung bereits auf der Vorexkursion sehr gering, so dass dieser
Sachverhalt auf der eigentlichen Exkursion nur erwähnt wurde.
Lokalität 4: Aschach – West:
Straßenaufschluss in rotem Buntsandstein und Kreuzbergblick
Westlich von Aschach, an der Straße nach Stralsbach stehen in der Straßenböschung dünnbankige, hellrote, klein- bis mittelstückige
Sandsteine des Mittleren Buntsandsteins (Volpriehausen-Geröllsandstein
bis Hardegsen Wechselfolge (smVS-HW)) an. Die
Sandsteine scheinen in einer roten sandig/schluffigen Matrix zu schwimmen,
massivere Sandsteinbänke sind nicht zu erkennen („Sandstein-Bestreuung“). Durchgehende
Bänkchen deuten sich nur sporadisch an.
Dieser Aufschluss wurde aufgesucht, um zu
verdeutlichen, auf welche Hinweise ein Geologe beim Aufnehmen einer Geologischen
Karte Rücksicht nehmen muss. Daher wurde hier auch darüber diskutiert, ob die gebankten stückigen Sandsteine tatsächlich hier unmittelbar
anstehen, oder ob es sich vielleicht um periglazialen Hangschutt handelt und, in
wieweit die Maßnahmen des Straßenbaus die Situation im Nachhinein verändern könn(t)en.
Der Blick nach Norden lässt in knapp 15 km
Luftlinie den Höhenrücken des Basalt-geprägten Kreuzbergs erkennen.
Lokalität 5:
Stralsbach, nördlicher Ortseingang: Straßenaufschluss
Am nördlichen Ortseingang von Stralsbach
(Richtung Aschach) findet sich, wenn auch begrünt und leicht verwachsen, ein
relativ guter Straßenaufschluss. Hier sind verbogene dickbankige Sandsteine des
Buntsandsteins gegen den Unteren Muschelkalk verworfen (Nordflanke des Stralsbacher Grabens). Die Verwerfung erfolgt im Detail
staffelartig, in mehreren Abbrüchen. Insbesondere die Gesteine des Unteren
Muschelkalks sind lokal steil verstellt, verbogen und verwürgt.
Der Stralsbacher Graben
an sich stellt eine NW-SE-streichende Struktur von einigen Kilometern Länge,
aber nur wenigen 100 m (teils nur ca. 150 m) Breite dar. In ihm wurden die Gesteine
im Osten um mindestens 200 m, z.T. sogar um >280 m, gegenüber ihrem Umfeld
abgesenkt. Im Westen ist die Sprunghöhe deutlich geringer, sie schwankt dort zwischen
etwa 70 m und ca. 120 m. (Datengrundlage Säulenprofil GK 25 Bl.
5726 Bad Kissingen Nord + Geologische Karte; U. Hoffmann 2000-2001).
Daher steht heute im Ortsbereich von Stralsbach der Untere Muschelkalk an, während das nähere
Umfeld aus Buntsandstein aufgebaut wird.
Lokalität 6:
Stralsbach-Südost, aufgelassener Muschelkalksteinbruch
Im Südosten des Ortsbereichs findet sich an der
Bebauungsgrenze ein aufgelassener, weitgehend verfüllter und wiederaufgeforsteter
Steinbruch im Unteren Muschelkalk. Das Material fand gebrochen ehemals im
Wegebau (als so genannter Mineralbeton) Verwendung. Heute ist nur noch die
Ostseite des Bruchs über einen steil ansteigenden Hohlweg zugänglich.
Hier stehen, nahe einer vermuteten, östlich hiervon
verlaufenden Verwerfung, verbogene,
stark verstellte, teils steil stehende, möglicherweise sogar überkippte
Schichten des Unteren Muschelkalks an. Dieser Aufschluss wurde zusätzlich zu
Lokalität 5 besucht, um die ungeheuren Kräfte zu verdeutlichen, die hier
gewirkt haben müssen.
Lokalität 7: Nördlicher Ortsausgang von Platz – Blick
Am nördlichen Ortsausgang von Platz befindet sich
eine Scheune, in deren Umfeld gefahrlos mehrere Autos abgestellt werden können.
Von hier aus öffnet sich ein Blickfeld von Süden nach Nordnordwest … somit fast
ein halber Rundblick.
Im Südwesten und Westen dominieren Verebnungsflächen, große Buckel, die Prof. Erwin Rutte als
„Sargberge“ bezeichnete und typisch für den Ausstrich des Mittleren Buntsandsteins
sind. Diese Verebnungsflächen werden meist landwirtschaftlich
genutzt. Gelegentliche Anstiege im Süden bzw. Südwesten zeichnen dort die Reste
des dem Buntsandstein dort noch aufliegenden
Oberen Buntsandsteins oder Unteren
Muschelkalks nach.
Weiter nach Nordwesten und Nordnordwesten fallen
mehrere kegelartige Erhebungen ins Auge, die die Verebnungsflächen
um 130 bis 200 Höhenmeter „überragen“ und meistens bewaldet sind. Es handelt
sich dabei um Erosionsreste von Vulkaniten (so genannte Basalthärtlinge).
Zur Tertiärzeit als die Vulkanite in den
Gesteinskörper eingedrungen sind, lag die Landoberfläche einige 100 m über dem
heutigen Niveau. Sie wurden im Zuge der nachfolgenden Jahrmillionen (auch durch
eine verstärkte Heraushebung des Bereichs der heutigen Rhön) abgetragen. Was
blieb sind die Basalthärtlinge, da sie erosionsbeständiger sind als die sie
umgebenden Gesteine des Buntsandsteins.
Von Osten nach Westen sahen wir von Platz aus folgende
„Basaltkegel“: Schildeckersberg und Mettermich (nordöstlich bzw. nordwestlich Schondra) und Dreistelz(kopf) (nördlich Modlos). Direkt nördlich Schondra war bei genauem Hinsehen
ein halbhoher bewaldeter Hügel zu sehen. Hierbei handelt es sich um den Lindenstumpf
(siehe Lokalität 8).
Lokalität 8: Schondra Nord, Lindenstumpf
Nördlich des Ortes Schondra liegt der Lindenstumpf,
ein Basalthärtling, der im Zuge des Baus der Autobahn BAB A7 durch die Rhön zur
Erstellung der Fahrbahn (Unterbau + Asphalt-Zuschlagstoff) in Gänze um mehrere
Zehner Meter abgetragen wurde. Was blieb ist ein hügelartiges Halbrund mit
10-20 m hohen Wänden, in dem heute unterschiedlichste vulkanische Phänomene
studiert werden können. Außerdem entwickelten sich auf der basaltischen
Oberfläche botanisch bedeutsame Standorte (z.B. für Moose und Flechten; so genannte
Sekundärbiotope). Daher ist bei einem Besuch der Geotope unbedingt den Vorgaben
des Naturschutzes Folge zu leisten.
Am Eingang in den Steinbruch findet sich eines der so
genannten „100 Schönsten Geotope Bayerns“. Es handelt sich dabei um
aufgerichtete, strahlenartig zusammenlaufende Basaltsäulen (so genannte Meilerstellung). Die Säulenbildung wird grundsätzlich mit
der Abkühlung senkrecht zu einer Abkühlungsfront, z.B. dem grundwasserführenden
Gestein, in Verbindung gebracht. Die Literatur spricht von der Abkühlung der glutflüssigen
Lava innerhalb eines Lavasees
Während im Bereich des Geotops die Basaltsäulen
stark verbogen sind und teils horizontal liegen, finden sich nördlich davon
direkt im Anschluss senkrechte Säulen. Dieser Umstand wurde heftig diskutiert.
Raimund Rödel: Möglicherweise weisen die starken Verbiegungen auf
mehrere Aktivitätsschübe hin, während deren ehemals senkrecht stehende Säulen
angehoben und rotiert wurden. Einen anderen Erklärungsvorschlag hat Günter Stürmer,
er geht davon aus, dass sich die Abkühlung strahlenförmig von einem
vulkanischen Tunnel aus entwickeln könnte.
Eine weitere Besonderheit des Steinbruchs am
Lindenstumpf stellt die Tuffbrekzie etwa in Mitte des Basaltkegels dar
(nahe der ehemaligen Betriebsanlagen). Hierin finden sich neben dem
matrixbildenden Tuff und Basaltbomben unterschiedlichster Größe auch Reste des Gesteinsrahmens
(meist Sandstein). Insbesondere die Gesteine aus dem Gesteinsrahmen sind durch
hydrothermale Lösungen stark alteriert.
Die Tuffbrekzie weist auf einen (zeitweisen)
explosiven Charakter des Vulkanismus hin: Bei dem Kontakt mit Grundwasser kam
es zu einer Explosion, es wurden Gesteins- und Lavareste in die Höhe geschleudert
und sie sind in den Schlot wieder zurückgefallen.
Im nördlichen Bereich des Steinbruchs steht darüber
hinaus partienweise massiger Basalt bzw. Basaltschlacken an.
Lokalität 9: Oberbach West
ehemaliger Steinbruch am Hahnenknäuschen
Direkt am Wanderparkplatz, am Hahnenknäuschen,
liegt ein bis vor wenigen Jahrzehnten aktiver Schottersteinbruch (ehemals Fa.
Albert & Sohn). Der hochwertige Basaltstein kam vornehmlich im Straßenbau
zum Einsatz. Durch den Abbau ist hier ein gut etwa 40-50 m tiefer Trichter
entstanden (Höhenangabe bis zur Wasseroberfläche aus Digitalem Geländemodell
(DGM) und digitalen Höhenlinien).
An der Ostseite befinden sich schräg angeschnitten
Basaltsäulen, die +/- wandparallel von mehreren dunkelgrauen Tuffgängen
durchschlagen sind. Hier lässt sich gut
die Struktur eines Förderschlotes erkennen.
Lokalität 10: Oberbach West
ehemaliger Steinbruch östlich des Hahnenknäuschens
Dieser Steinbruch befindet sich an einer
Forststraße ca. 0,5 km nordöstlich von Lokalität 9. Er ist offiziell noch
aktiv, aktuell ruht nur der Abbau. Das Material eignet sich gut für den
Straßenbau.
Der Aufschluss unterscheidet sich deutlich von
Lokalität 9. Er hat eine deutlich größere Längserstreckung (fast 500 m) und
eine deutlich niedrigere Wandhöhe (ca. 30 m). Dies ist auf die Entstehung
dieses Basaltkörpers zurückzuführen. Denn hier handelt es sich nicht um einen
ehemaligen Basaltschlot, sondern um eine (mehrphasige) Basaltdecke. Diese
besteht mindestens aus zwei Basaltergüssen (unterschiedlichen Alters), die
durch einen lateritisch verwitterten Tuffhorizont geteilt
sind. Diese Verwitterungsart weist darauf hin, dass sich die Basaltdecke und
die Tuffe, damals während eines warm-feuchten Klimas
an der Erdoberfläche befunden haben. Es ist daher von effusivem und nicht von
intrusivem Vulkanismus auszugehen. Die „Basaltsäulen“ weisen ein deutlich
anderes Längen-Breitenverhältnis und eine undeutlichere Absonderung als die der
Schlote auf. Sie haben fast massigen Charakter.
Die beiden letzten Lokalitäten gehören bereits zum
Komplex der Schwarzen Berge. Hierbei handelt es sich (geologisch
gesehen) nicht mehr um einzelne Basalthärtlinge (singuläre Erosionsreste) wie
im Raum Platz, sondern um eine komplexe Verzahnung von Schlotresten und
Basaltdecken, ähnlich wie auf der sogenannten Langen Rhön.
Lokalität 11: Kissinger Hütte
Die Exkursion fand ihren Abschluss mit einer
gemeinsamen Brotzeit an der Kissinger Hütte. Vorher ließen wir noch unsere
Blicke schweifen:
Nach Osten in der Ferne auf die Haßbergschichtstufe
und die Gleichberge (der vulkanischen Heldburger Gangschar),
Nach Norden, auf den 928 m hohen Kreuzberg, dessen
Kuppe ebenfalls von flächigen Basaltergüssen gebildet wird.
Und nach Westen auf die Basaltkuppen (Kleiner und
Großer Auersberg) und Buntsandsteinrücken im Truppenübungsplatz Wildflecken.
Dominant ist dabei die 928 m hohe Dammersfeldkuppe,
die ebenfalls durch einen großflächigen Basaltausstrich gekennzeichnet ist.
Quellen
Umweltatlas Bayern - Geologie: http://www.umweltatlas.bayern.de/mapapps/resources/apps/lfu_geologie_ftz/index.html?lang=de
hier Aufzurufen: Digitale Geologische Karte von
Bayern (dGK25), LfU 2018
Hoffmann, U. (2005): Geologische Karte von Bayern 1:25.000, Blatt Nr. 5726 Bad
Kissingen Nord. -- Hrsg.: Bayer. Geol. L.-Amt
München.
Ohne Autor, ohne Jahr: Rhöner
Geologie Erleben. 68 S., pdf-Publikation. Hrsg.:
Naturpark und Biosphärenreservat Bayerische Rhön e.V. . Link: https://biosphaerenreservat-rhoen.de/_upl/br/_pdf/rhoener_geologie_erleben.pdf
Sowie: https://biosphaerenreservat-rhoen.de/geotope/
Infos/Link zu den Bad Kissinger Heilwässern: https://www.badkissingen.de/de/gesundheit/wellness/index.html
Fazit
Mit knapp 25
Teilnehmern besaß die Gruppe eine optimale Größe. Aufgrund verschiedener
technischer Probleme meines Kfzs (im Vorfeld) hatten
wir zur Sicherheit 1-2 Fahrzeuge mehr dabei, was uns im Schadensfall weitergeholfen
hätte, die Exkursion fortzuführen. Danke für diejenigen, die zusätzlich
gefahren sind (z.B. Helmut Müller). Die Park- und Haltemöglichkeiten waren (auch
aufgrund der Vorbereitung) stets ausreichend. Das Exkursionswetter war optimal:
trocken und nicht zu heiß. Das Zeitkonzept ließ sich trotz der 10 Haltpunkte
gut realisieren und wir kamen sogar etwas früher als geplant an der Kissinger
Hütte an. … Mir haben Vorbereitung und Durchführung viel Freude gemacht.
Mein Dank gilt vor allem Herrn Helmut Müller, Stadtlauringen.
Mit ihm habe ich die Exkursion etwa 2 1/2 Wochen vorher vorbereitet. Wir hatten
damals noch einen Exkurs über Kothen (Sauerbrunnen, Pilsterstein)
gemacht, auf den ich jedoch wegen des an sich bereits straffen Zeitkonzeptes
letztendlich verzichtet habe (obwohl er v.a. hydrogeologisch, wegen des relativ
gering mineralisierten Sauerbrunnens sehr reizvoll gewesen wäre).
Ein weiterer Dank geht an das Rohstoff-Team
des LfU (Ref. 105),
insbesondere an Philipp Maul und Anja
Gebhardt für ihre Hinweise zu Aufschlüssen, zu aktueller Literatur und zur
Geologie, insbesondere zur digitalen Geologischen Karte von Bayern (dGK25).
Allen Teilnehmern danke ich für ihre Aufmerksamkeit und ihre
Zeitdisziplin, den „Mit-Diskutierenden“
(von denen ich nur einige namentlich im Text erwähnt habe) für ihre Fragestellungen
und für ihre Diskussionsbeiträge. Herrn Udo Steinmann danke ich für die zur Verfügung gestellten Bilder, Petra Schemmel
danke ich für die schönen Bildtafeln.
Freitag, 12.10.2018
Die Ess-Kastanie, der Baum des Jahres 2018
Referent und Bericht:
Förster Bernd Müller, Schweinfurt
Die - bei uns selten vorkommende - Ess-Kastanie
gehört zu unseren "Heimischen Exoten". Natürlicherweise käme sie bei
uns nicht vor. Vereinzelte Funde von Pollen und Holz belegen aber, dass diese
Baumart offensichtlich schon in der Bronzezeit am nördlichen Alpenrand
kultiviert wurde. Der fortschreitende Klimawandel dürfte Ihre Wuchsbedingungen
verbessern und zu ihrer weiteren Verbreitung beitragen.
Die
Ess-Kastanie (Castanea sativa
Mill.)
1.
Name
Die älteste bekannte Bezeichnung ist Kask. Sie stammt
aus dem antiken Kleinasien, vermutlich Armenien.
Die Griechen nannten sie Kastana
und die Römer anschließend Castanea.
Im frühen Mittelalter wurde sie im süddeutschen
Raum häufig Käste oder Keschde genannt.
Ab dem 12. Jahrhundert war in der Lombardei auch
die Bezeichnung Marroni üblich; allerdings nur für
besonders große und qualitativ hochwertige Früchte.
Der Name Ess-Kastanie war bei uns ab dem 15.
Jahrhundert gebräuchlich.
Im Englischen wird sie chestnut
oder marron genannt.
So wie andere Baumarten ist auch die Ess-Kastanie
namensgebend für Familien und Orte. Z.B. Kestenholz oder Kestenberg.
Allerdings weniger in (Süd)deutschland als vielmehr in
Südeuropa, wo sie deutlich häufiger kultiviert wurde und damit auch
verbreiteter war.
2.
Gestalt
Die Esskastanie hat einen eichenähnlichen Habitus. Von weitem ist sie aufgrund des lockeren
Kronenaufbaus und der knorrigen Äste leicht mit einer Eiche zu verwechseln. Sie
kann bis zu 40 Meter hoch werden und
Stammumfänge von bis zu 10 Metern (Karlsruhe) erreichen. In West- und
Südeuropa sind Bäume mit einem Alter von bis zu 1000 Jahren bekannt.
3.
Blätter
Die Gestalt der Blätter ist eindeutig. Sie sind
daher nicht zu verwechseln und erinnern
an die Blätter von mediterranen
Hartlaubgehölzen.
Sie sind zweizeilig an den Zweigen angeordnet,
lanzettlich, ledrig, derb, 12 bis 20 cm lang, 3 bis 6 cm breit, haben 12 bis 20
Aderpaare und einen stachelspitzigen, gezähnten Rand. Die Herbstfärbung ist
beige bis braun.
4.
Borke
Farbe und Form der Borke variieren je nach Alter
und Individuum. Sie ist daher als Bestimmungsmerkmal ungeeignet.
Die Borke ist sehr gerbstoffreich (4%-12%).
5.
Blüte
Ab dem Alter von
10 Jahren beginnt die Blütenbildung. Bezogen auf das Baumalter also sehr früh!
Bezogen auf die Jahreszeit blühen Ess-Kastanien
allerdings erst sehr spät, nämlich
im Juni.
Die Blüte ist einhäusig getrenntgeschlechtlich.
Die Bestäubung
erfolgt sowohl über Wind, als auch
über Insekten (Bienen und Käfer).
Die Gewichtung ist umstritten.
6.
Frucht
Der stachelige „Fruchtbecher“ umgibt in der Regel
1-3 stärkereiche Nüsse.
Die Verbreitung erfolgt, wie bei allen schwersamigen Früchten, über Tiere, wie z.B. Eichhörnchen,
Siebenschläfer, Häher oder Krähen.
7.
Stellung in der Systematik
Die Gattung der Kastanien (Castanea) gehört zur Familie
der Buchengewächse und zur Ordnung
der Buchenartigen.
Die Rosskastanie
gehört dagegen zur Gattung Rosskastanien (Aesculus), zur Familie der Seifenbaumgewächse und zur Ordnung der
Seifenbaumartigen.
8.
Unterschied Samen/Frucht
Das unterschiedliche Verwandtschaftsverhältnis
zeigt sich an den Früchten unserer beiden „Kastanien“.
Esskastanie: Die stachelige Hülle ist aus der reduzierten Blütenstandachse
entstanden und damit kein Bestandteil der ehemaligen Blüte. Die braune Schale ist die Fruchtschale, die sich aus der ehemaligen Fruchtknotenwand gebildet hat. Die Esskastanie ist somit die komplette
Frucht (Schließfrucht), eine Nuss.
Rosskastanie: Hier ist die stachelige
Hülle die Fruchtschale (Streufrucht) und die Kastanie lediglich der Samenkern.
9.
Standortsansprüche
Wärme:
Als submontan-mediterrane Baumart bevorzugt sie bei
uns das Weinbauklima. Sie gedeiht
bei Jahresmitteltemperaturen zwischen 8°C und 15°C; allerdings ist sie sehr spätfrostempfindlich. Diese Bedingungen
werden aufgrund des Klimawandels zukünftig in ganz Bayern gegeben sein.
Wasser:
Bezüglich des Wasserhaushalts ist sie weniger anspruchsvoll. Sie wächst auf
mäßig trockenen bis frischen Standorten (600-1600 mm Niederschlag/Jahr).
Allerdings sind Staunässe und Grundwassereinfluss für sie abträglich.
Nährstoffe:
Silikatböden werden bevorzugt. Freier
Kalk im Oberboden führt zu mangelnder Versorgung mit Kalium und Phosphor. Tonböden werden ebenfalls gemieden.
Licht:
Der Lichtbedarf
ist sehr hoch. Die Esskastanie
erreicht sehr schnell (Sprintertyp) ihren Wachstumshöhepunkt. Der Kronenausbau
muss daher sehr früh beginnen.
10. Bedeutung für die Biodiversität
Die Ess-Kastanie hat sich sehr gut in das bestehende Ökosystem integriert. Die Blüten
werden von vielen Bienen- und Käferarten besucht. Die Kastanien von vielen Säugetieren und Vögeln genutzt. Die raue Borke bietet Schutz und/oder günstige
(Wuchs)bedingungen für Insekten, Pilze und Flechten.
Es gibt zwar keine ausschließlich von
ihr abhängigen Arten. Aber sie bietet für viele, vor allem auch seltene
Arten, einen Lebensraum. So gesehen wäre sie ein gewisser Eichenersatz.
11. Nutzung/Waldbau
Selve:
Selven kann man mit Hochstammwiesen
vergleichen. Die Ess-Kastanien werden im weiten Abstand (10-15 Meter) zur Kastaniengewinnung gepflanzt. Die Wiese
darunter und dazwischen dient als Weidefläche oder zur Futtergewinnung. Diese
Nutzungsart war/ist(wieder) vor allem in Süd-
und Westeuropa üblich.
Niederwald:
Diese Nutzungsart war in Weinbaugebieten verbreitet. Man erntete in einem gewissen Gebiet
(Schlag) alle Bäume. Aus dem Wurzelstock trieben dann wieder „junge“ Stämme
aus. Je nach Verwendungszweck (z.B. Rebstöcke
oder Fassdauben) und damit gewünschtem Durchmesser wählte man einen
kürzeren oder längeren Turnus. Die Rinde
wurde für Gerberlohe verwendet.
Hochwald:
Wird die Produktion von Säge- oder Furnierholz angestrebt, legt man Wert auf biologisch
junge Pflanzen. Die Saat/Pflanzung erfolgt im Verband 2 x 3 oder 3 x 3 Meter (1111
– 1666 Stück/ha). Wichtig ist die regelmäßige
Pflege zur Vermeidung von
Jahrringsprüngen, die zur Ringschäle (Lösung der Jahrringe voneinander)
führen. 60 bis 80 Bäume/ha werden im Endbestand mit einem Zieldurchmesser von
50 – 60 cm angestrebt. Dazu müssen die Bäume ab einer astfreien Schaftlänge von
6 – 8 Metern kontinuierlich (siehe oben) freigestellt werden. Die Bäume sind
dann nach 60 – 80 Jahren erntereif,
also deutlich früher als die Eiche.
12. Flächenbilanz/Beispiel Italien
Im 20.
Jahrhundert (1911 – 1980) ging 60%
der Anbaufläche verloren.
Ursache waren die Industrialisierung und die damit
verbundene Landflucht, Versiegelung der Landschaft, Krankheiten und Substitute.
Seit Mitte der 1990er Jahre nimmt die Anbaufläche aber wieder zu.
13. Krankheiten/Ess-Kastanienrindenkrebs
Die wohl bedeutendste Krankheit der Ess-Kastanie
wurde 1938 aus Amerika nach Europa eingeschleppt. Der Pilz, der sich in Form von Wucherungen
bemerkbar macht, stammt ursprünglich aus Ostasien und hat in Amerika zum
fast vollständigen Aussterben der dort heimischen Castanea
dentata geführt. In Amerika werden heute resistente
Hybriden aus Castanea dentata
und ostasiatischen Kastanien kultiviert.
Die europäische
Ess-Kastanie ist weniger anfällig
für diese Krankheit. Deshalb reicht es
hier die Bäume mit einer hypovirulenten Form des Pilzes „ zu impfen“. Der Krankheitsverlauf ist dann deutlich schwächer und
wirtschaftlich verkraftbar.
14. Krankheiten/Ess-Kastaniengallwespe
Sie ist ein relativ
neuer Schädling. 2013 erfolgte in Mannheim der Erstnachweis in der BRD. Sie
ist ein EU-Quarantäne-Schädling und
unterliegt der Meldepflicht. Die
Eiablage erfolgt in die Knospen. Durch die Gallbildung
wird die gesunde Entwicklung von Trieben, Blättern und Blüten verhindert.
Die Schädigung kann bis zu 75% Kastanienverlust
führen. Außerdem werden Eintrittspforten für den oben genannten Esskastanienrindenkrebs
geschaffen.
Die Bekämpfung
erfolgt durch die erfolgreiche Ausbringung einer südostasiatischen Schlupfwespe.
15. Krankheiten/Tintenkrankheit
Schon ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
ist von der Phytophthora berichtet worden. Sie tritt
bevorzugt auf frischen und staunassen Standorten auf und ist an einer schwarzen Verfärbung des Holzes unter der Rinde ausgehend von den Wurzeln zu
erkennen.
16. Kastanien
Schon in der Antike
ist von gepfropften Sorten berichtet
worden. In Frankreich werden z.Z.
etwa 700 Sorten unterschieden. Allerdings sind wirtschaftlich nur 4 Sorten von Bedeutung.
Zur Ernährung einer Person veranschlagte man früher
die Ernte von 1 – 2 Bäumen.
Bis ins 16. Jahrhundert sind bedeutende Mengen nach
Holland und England exportiert worden.
Bis ins 17. Jahrhundert waren die Esskastanien
insbesondere in den Mittelgebirgen ein wichtiger Getreideersatz und damit das Brot der Armen.
Ab dem 18. Jahrhundert haben die Esskastanien mit dem Kartoffelanbau an Bedeutung
verloren.
Im Gegensatz zu anderen Nüssen, die überwiegend
fetthaltig sind, haben die Esskastanien einen hohen Stärkegehalt (43%) und sind daher leicht verdaulich.
Allerdings ist das Mehl glutenfrei und daher nur in Mischung mit anderem Mehl
backfähig. Es ist dann aber vielseitig zu verwenden, z.B. für Gnocchi, Pasta,
Polenta, Brot oder sonstigem Gebäck.
Gekocht oder geröstet werden Kastanien als Füllung
oder Beilage gereicht.
Flocken für Müsli kann man daraus herstellen.
Desserts, Eis, Likör, Bier, … werden daraus kreiert.
17. Kastanienkonservierung
Im Kühlschrank
sind die Nüsse etwa einen Monat lang haltbar.
In einem Kübel
mit trockenem Sand mehrere Monate. Unter
einem Laubhaufen etwa ein halbes
Jahr. Hier besteht allerdings die Gefahr des Befalls mit Würmern und Schimmel.
In der Türkei
werden sie fermentiert. Die
Kastanien werden hierzu im Fruchtbecher zu Haufen geschichtet.
Man kann die Kastanien auch einfrieren. Es empfiehlt sich, sie vorher eine Stunde zu wässern
(Wurm-/Schimmeltest), sie dann einzuschneiden, 4 Minuten lang zu blanchieren
und anschließend zu schälen. Sie sind dann ein halbes Jahr lang haltbar.
In Südeuropa
werden die Kastanien 9 Tage lang gewässert
(täglicher Wasserwechsel!) und danach einige Tage im Dörrhaus geräuchert. Je langsamer die
Trocknung erfolgt, desto haltbarer werden sie. Danach werden sie in einen Jutesack
gefüllt und so lange auf einen Hackstock geschlagen bis sich die Schale löst.
Kühl und trocken aufbewahrt sind sie dann 2 – 3 Jahre lang haltbar.
Die industrielle
Lagerung erfolgt bei Temperaturen zwischen 0°C - 2°C und einer Luftfeuchte
von 90-95% oder sie werden begast.
18. Holz
Das Holz ist ringporig,
wie z.B. das Holz der Eiche, Esche oder Ulme auch.
Es hat keine Markstrahlen, aber eine sehr schöne „geflammte“ Zeichnung. Es ist leicht zu bearbeiten und sehr dauerhaft
(Klasse 1-2).
Es wird daher vielseitig verwendet: Möbelbau,
Innenausbau, Fassdauben, Rebpfähle, Terrassendielen, Lawinenverbau,
Faserholz, Brennholz, früher auch Hausbau, Gerberlohe und Holzkohle.
19. Sonstige Nutzungen
Der Honig ist
dunkel und aromatisch.
Viele Speisepilze
sind mit der Ess-Kastanie vergesellschaftet.
Die Rinde
hat den 7-fachen! Gerbstoffgehalt der Eichenrinde.
Die Blätter
werden zur Farbgebung von Textilien verwendet und für Aftershavelotionen. In
der Volksmedizin werden/wurden sie zur Therapie von Bronchitis, Keuchhusten und
Durchfall eingesetzt. Laut Wikipedia sind sie wirksam gegen MRSA-Bakterien.
Wir
danken Förster Bernd Müller für seinen interessanten, sehr informativen
Vortrag sowie für seinen informativen Bericht … und allen die zum Gelingen der
Veranstaltung unterstützend beigetragen haben.
Sonntag, 21.10.2018
Heimische Naturwerksteine im Schweinfurter Stadtbild – Stadtrundgang zum
Tag der Steine
Referent und Bericht: Dr.
Georg Büttner, Schweinfurt/Hof
Da es sich um eine Exkursion zum „Tag der Steine“
handelte, wurde die Exkursion eher in Vortragsform (frontal), als in Form eines
Arbeitskreises (Gruppenarbeit) gehalten. Die besuchten Lokalitäten knüpften
teils an alt Bekanntes, teils an neue Objekte an, was der gemischten
Zuhörerschaft aus 6 Gästen, einigen Vereins-Mitgliedern (außerhalb des
eigentlichen Arbeitskreises) und einigen Arbeitskreismitgliedern entsprach. Wir
waren insgesamt etwa 15 Personen.
Unsere Route führte über den Marktplatz, in den
Rathaus-Innenhof und von dort in den Innenhof des ehemaligen Altstadtcafes und die Judengasse zum Ebracher
Hof und von dort durch den Zürch an die Stadtmauer
(Unterer Wall). Es ging weiter über den Oberen Wall zum Sandturm.
Die offizielle Tour endete schließlich in einer Baustelle in der Bauerngasse,
die allerdings nur von der Neuen Gasse zugänglich war.
Der Schwerpunkt lag auf der Erläuterung heimischer
Naturwerksteine, ihre zeitliche Verfügbarkeit, Gesteinsmoden und die Verwendung
von Sanierungs- bzw. Rekonstruktionssteinen nach 1945. Unterstützend wurden geologische
Profile und Karten, das Digitale Geländemodell des Schweinfurter Stadtgebiets
sowie (historische) Bilder von Gebäuden bzw. Gebäude im Zustand der Restaurierung
gezeigt.
Als Besonderheiten bzw. aufgrund neuer
Erkenntnisse sind folgende Punkte zu erwähnen:
Während das Alte Rathaus überwiegend aus dem so genannten
Werksandstein des Unteren Keupers (kuW),
dessen rotviolette Version auch „Blutsandstein“ genannt wird, aufgebaut war,
hat man nach dessen Brand (20.04.1959) große Teile hiervon durch
Schilfsandstein ersetzt. Darüber hinaus hat man für die Zierelemente am Neuen
Rathaus (Grundsteinlegung 1954) sowie die Freitreppe im Rathaus-Innenhof wahrscheinlich
ausschließlich den Schilfsandstein des Mittleren Keupers (kmS) verwendet. Beide Sandsteinarten sind fein- bis mittelkörnig
und tonig gebunden. Beide weisen die gleichen Farbvarietäten von gelb über
olivgrün bis violettrot auf. Sie sind makroskopisch
nicht zu unterscheiden. Der Schilfsandstein zeichnet sich jedoch durch deutlich
größere Blockgrößen aus. Das bedeutet, es lassen sich für bildhauerische
Maßnahmen größere Formen herstellen (z.B. Treppengeländer im Rathaus-Innenhof)
oder es lassen sich größere Fassadenplatten schneiden. Daher wird angenommen,
dass das Sandstein-Mosaik aus grünem und violettrotem
Sandstein, schießschartenartigen Leerstellen und
Muschelkalk-Bändern (Treppenhausverkleidung in der Metzgergasse) ebenfalls aus
Schilfsandstein und nicht aus Werksandstein besteht.
Der für das Rathaus verwendete Schilfsandstein kam
wahrscheinlich aus dem Raum Abstwind. Er wird heute
noch in Sand a. Main sowie im Raum Castell abgebaut.
Im Innenhof des ehemaligen Altstadtcafes
(„Am Schrotturm“) befindet sich eine steinerne Sitzgruppe aus löchrig porösem,
teils behauenem massigem Basalt,
mit teils verwitterten Olivinknollen. Das Gestein
stammt wahrscheinlich aus der Vulkan-Eifel und ist nach unserem Wissen das
einzige derartige Gestein im öffentlichen innerstädtischen Raum von Schweinfurt.
Am so genannten Kassengebäude des Neuen
Rathauses (Judengasse) wurde auf seine Verkleidung mit gesägtem Quaderkalk
des Oberen Muschelkalks hingewiesen und daran erinnert, dass in absehbarer Zeit
mit dem Abriss dieses Gebäudes zu rechnen ist.
Die Tour ging weiter über das Museum Georg Schäfer
(Travertin) zur Gesteinsvielfalt am Ebracher Hof
(insbesondere an den Ecken) mit Sandsteinen des Sandsteinkeupers und mit Gips.
Hier konnte gerade in der Diskussion der räumliche Bezug zu den Niederlassungen
der Ebracher Mönche hergestellt werden. Der
Quaderkalk-Belag (Straßenpflasterung) in der südlichen Brückenstrasse
ist durch die Fahrzeuge inzwischen richtig poliert, so dass hier
Sedimentstrukturen gut sichtbar werden.
Im Innenhof des Ebracher
Hofs wurde der durch Brand rot gefrittete Unterkeupersandstein
gezeigt. Helmut Müller gab zu bedenken, dass die Brandfärbung nicht zwingend im
2. Weltkrieg entstanden sein muss, sondern durchaus auch einen weiter zurückliegenden
historischen Ursprung haben könnte.
Im Zürch (Rittergasse)
wurde das neu gestaltete (Quaderkalk-)Pflaster mit der Rollator-Spur besonders
beachtet. Dann ging es weiter in die Burggasse. In einem Durchgang zu einem
rückwärtigen Gebäude ist eine Sandsteinwand aus Bruchstein-Mauerwerk,
wahrscheinlich Sandsteine des Unteren Keupers 2, freigelegt und gut restauriert
(oder rekonstruiert). Sie zeigt einen Bearbeitungsstand, wie man ihn an zahlreichen
Untergeschossen und an Brandwänden von Schweinfurter Fachwerkhäusern findet.
Die dünnbankigen Sandsteine sind dort im Verband
übereinander gesetzt, Lücken werden mit Sandsteinbruchstücken gefüllt. Im
Original wären die Steine durch Lehm miteinander verbunden. Hier in der
Burggasse handelt es sich um Mörtelfugen. Die hier verwendeten Sandsteine
finden sich in den Fachwerkhäusern des gesamten Stadtgebiets. Sie standen
möglicherweise direkt vor Ort an. Dr. Uwe Müller berichtete mir einmal, dass
solche Sandsteine in historischer Zeit auf dem Oberhang
des Marienbachs abgebaut wurden.
Von der Burggasse gingen wir zum Unteren Wall
bzw. „Zwinger“, wo wir einen, möglicherweise im Zuge des Eisenbahnbaus (oder
in Zusammenhang mit einer hier früher stehenden Brauerei) gesetzten Rest einer
Stützmauer aus behauenen Muschelkalkquadern (Quaderkalk moq)
betrachteten. Wie historische Aufnahmen zeigen, war dieser Mauerrest früher,
vor Ausbau des Paul-Rummert-Rings, deutlich länger. Unter
ihr befindet sich heute eine deutlich jüngere Mauer mit behauenem Quaderkalk
(Bossensteine). Sie wurde im Zuge der Wegeneuordnung (Ausbau „Paul-Rummert-Ring“) errichtet.
Nun ging es über die Lehmfüllung des Unteren Walls,
der sich wie eine Wand zwischen der Salvatorkirche und dem Wallgraben
erhebt. An der Salvatorkirche wurde auf
die historischen (gotischen)
Sandsteineinfassungen aus gesetzten Sandsteinquadern und die Ecksteine
hingewiesen, bei denen es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um Werksandstein
handelt. Die Herkunft der dickbankigen, eisengebänderten Sanierungssteine
könnte im Unteren Keuper 2, aber auch im Schilfsandstein liegen. Die Wallanlage
weist in dem der Salvator-Kirche zugewandten Teil das gleiche Erscheinungsbild
wie der Hausdurchgang in der Burggasse auf.
Nun ging es über das Treppenhaus im südlichen
Pulverturm in den Stadtgraben. Die Restaurierung und Rekonstruktion der Stadtmauer
und ihrer Vormauer im Bereich des Unteren Walls vor ca. 13 Jahren war eine große
(geo-)technische Herausforderung. Die Mauer musste mit Erdnägeln und Felsankern
vor einem möglichen Umstürzen gesichert („rückverankert“) werden. Teilweise
wurde sie nur noch durch die hier stehenden Gebäude der Ringgaragen gehalten (Mainpost 2004). Weiterhin war Sorge zu tragen, dass die
Mauer gut entwässerbar ist, so dass sich dahinter
kein Wasserdruck aufbauen kann. Die Löcher in der Mauer dienen daher ihrer
Entwässerung.
Für die Restaurierung und Rekonstruktion der
Mauerteile und Pulvertürme sollten Gesteine verwendet werden, die am ehesten
dem Original entsprachen. Daher verwendete man für die größeren, bankigen Sandsteinpartien häufig den damals deutlich leichter
zugänglichen Schilfsandstein und für die Muschelkalk-Partien die
Normalausbildung des Oberen Muschelkalks aus dem Raum Würzburg-Ochsenfurt. Dieser
entspricht genetisch und optisch den
Kalksteinen, die in historischer Zeit (bis in das beginnende 20. Jh.) auch im
Schweinfurter Raum abgebaut wurden.
Senkrecht zur Stadtmauerstruktur verlaufende
Trennwände, z.B. die Begrenzung der Terrasse zum nördlichen Pulverturm wurden
bewusst mit Kalksteinen erstellt, die keine historische Bedeutung haben, um
nicht geschichtsverfälschend zu wirken (z.B. mit dem so genannten Schaumkalk
des Unteren Muschelkalks, einem löchrig porösen Kalkstein)
Eine ähnliche Motivation dürfte wohl auch die
Ursache für die Verwendung des Quaderkalksteins bei der Rekonstruktion der Stadtmauer
am Oberen Wall (zwischen Rückertstraße und Brauerei Roth) gewesen sein.
Denn der Quaderkalk konnte erst mit dem Bau der Eisenbahn, Mitte des 19. Jh. in
Schweinfurt Fuß fassen. Wie historische Bilddokumentationen zeigen, waren hier
in meiner Jugendzeit (also vor ca. 45 Jahren) nur Gärten und ein etwas
steilerer Hang. Die Mauer war bis auf wenige, kaum sichtbare Reste gänzlich
verschwunden. Ihr Verlauf wurde archäologisch erkundet. Dabei wurden auch die
Turmstümpfe (z.B. Weißer Turm gefunden). Die Stadtmauer wurde dann hier fast
vollständig rekonstruiert und in die neu geschaffene Grünanlage eingebunden.
Die Exkursion führte uns nun an der Brauerei Roth
vorbei zu einem kleinen (?namenlosen?) Gässchen (zwischen Kornmarkt und Oberem
Wall; Lt. Stadtplan: zu „Oberer Wall“ gehörend). Hier befindet sich das historische
Rückgebäude eines Hauses, dessen Hauptgebäude am Kornmarkt steht. Das
Untergeschoss besteht zur Gassenseite aus unsaniertem Bruchsteinmauerwerk
(Sandstein des Unteren Keupers, nach oben auch aus Backsteinen). Im ersten
Obergeschoss ist in den Fachwerkausfachungen ebenfalls Bruchsteinmauerwerk zu
erkennen.
Die nächste Station bildete der unweit hiervon
liegende Samtturm, an der Rückseite des
AWO-Hochhauses. Dieser wird zusammen mit dem kleinen hier noch erhaltenen Wallrest derzeit generalsaniert. Hierfür hat man die
Betongaragen und die Betontreppe im Hinterhof des AWO-Gebäudes abgebrochen. Der
Wallrest wird nun durch eine neu errichtete Betonwand
gestützt, die anschließend wieder mit gebosstem
Quaderkalkstein verkleidet wird.
Beidseitig wird eine Treppe errichtet, mit Stufen
aus Granit (um zu zeigen, dass sie keinen historischen Charakter haben). Nur
die historische Ostseite der Stadtmauer und der Turm an sich blieben weitestgehend
im Original erhalten, d.h. mit den Steinen, die hier bereits vor der aktuellen
Sanierung vorzufinden waren. Diese Steine wurden vom Efeu befreit, gesäubert
und möglicherweise auch konserviert, so dass sie jetzt „richtig frisch“ aussehen.
Im Oberen Abschluss wurde die Stadtmauer
mit kleineren Sandsteinen leicht erhöht.
Aufgrund der vorliegenden Baumaterialien kann geschlossen werden, dass
auch Präventivmaßnahmen getroffen werden, die zukünftige Feuchteschäden
verhindern sollen. Wir dürfen gespannt sein, wie sich dieser Mauerteil (incl. Wallrest) nach dem Abschluss der Sanierung präsentiert.
Berücksichtigt man die Größe der Sandsteinquader
des Stadtmauer-Rests (Bestandsmauerwerk), so liegt auch hier die Vermutung
nahe, dass es sich möglicherweise nicht um den ursprünglichen Sandstein des
Unteren Keupers handelt. Hier wurde vielleicht in einer früheren
Rekonstruktionsphase das ursprüngliche Mauerwerk ersetzt. Dies ist umso wahrscheinlicher,
da in Zelal Tas Seminararbeit (2010; Zitat s.u.) ein
Stadtmauerrest am Samtturm auf einem undatierten
Farbfoto nur als Stumpf abgebildet ist.
Den
Abschluss des Rundgangs bildete ein Abbruchgrundstück in der Bauerngasse
neben der Gaststätte Wilder Mann, das über die Neue Gasse zugänglich war. Hier
konnte man das Bruchsteinmauerwerk in den Ausfachungen des Fachwerkbaus gut
erkennen. In der Regel handelt es sich um dünnplattige
Unterkeuper-Sandsteine (unterschiedlichster Größe), teilweise auch um etwas
dickere Kalksteinbänke, nur stark untergeordnet um Mauerziegel (die
wahrscheinlich eine spätere Bauphase bzw. Ausbesserungen widerspiegeln).
Hier wurde zum Zeitpunkt der Begehung nur das Haus
an sich abgerissen. Der aus Sandsteinen gemauerte Gewölbekeller hatte noch Bestand.
Bei genauem Hinsehen konnte man die Trennflächen der senkrecht stehenden
Sandsteine im Boden erkennen.
Die Exkursion, die Vorbegehung und die Diskussionen haben wieder etwas
mehr Licht in die Naturwerksteine Schweinfurts, ihre Vorkommen und ihre
Verwendung sowie in die Art der Restaurierung und Rekonstruktion gebracht. Bei
diesen jährlichen Veranstaltungen ist immer etwas Neues im Schweinfurter
Stadtbild zu entdecken. Und es bestätigt sich stets der Grundsatz, das einzig
Beständige ist die Veränderung.
Doch, auch wenn wir gerne zu Neuem, Schönerem streben,
sollten wir die alte Bausubstanz nicht aus den Augen verlieren und schätzen
lernen, damit sich folgende Generationen auch daran erfreuen können.
Verwendete und weiterführende Quellen:
Mainpost
(23.08.2004): Stadtmauer muss verankert werden
Mainpost
(02.04.2017): Neue Treppen führen zum
Samtturm
Stadtplan Schweinfurt (Google maps)
Historische
Bilder zum Vergleich:
https://www.schweinfurtfuehrer.de/sehenswertes/private-fotosammlungen/
Zelal Tas (2010): Schweinfurter
Stadtbefestigung und der Denkmalschutz (Seminararbeit am Alexander von HumboltGymnasium, Schweinfurt).
Freitag, 26.10.2018
Eine Zeitreise durch die Erdgeschichte – insbesondere von Mitteleuropa
Referent und Bericht:
Günter Stürmer, Schweinfurt
Geologische Entwicklung von Europa
Eine
Zeitreise durch die letzten 500 Mio. Jahre Erdgeschichte - besonders von Mitteleuropa
Mit diesem Beitrag wurde der Versuch unternommen,
einen Überblick über die langfristige geologische Entwicklung von Europa,
besonders von Mitteleuropa, zu geben.
Da Europa in die langfristige Entwicklung der Erde
eingebettet ist, wurde zunächst eine Gesamtübersicht gegeben.
Die spezielle geologische Entwicklung, besonders
Mitteleuropas, wurde an ausgewählten Beispielen zur Kontinent- und
Gebirgsbildung, dem Entstehen von Lagerstätten für Bodenschätze und an
Klima-Phänomenen erläutert.
Der Antrieb dieser langfristigen Veränderungen ist
die Plattentektonik. Hier wandern Kontinentalplatten, angetrieben von aus dem
Erdmantel aufsteigenden Wärmeströmen, mit ozeanischer und kontinentaler Kruste.
Bei deren Kollision werden Krustenteile verschluckt oder übereinandergestapelt.
An diesen Deformationslinien werden Gebirge aufgetürmt und durch Aufschmelzung,
fraktionierter Ausscheidung und sekundärer Anreicherung Metalllagerstätten
gebildet. Vor der Deformation bestehen zwischen den Krustengebilden Mulden, in
denen sich Kohle, Salz aber auch Erdöl und Erdgas entwickelt haben.
Durch die Kontinentalplatten-Wanderung findet eine
immer währende Umsortierung statt. So waren vor ca. 750 Mio. Jahren alle
Platten vereint, haben sich in den folgenden ca. 500 Mio. Jahren getrennt und
am Ende wieder zu einem Gesamtkontinent zusammengefügt. Danach setzte wieder
eine Zerstückelung ein.
In diesem Gesamtprozess wurde auch Europa aus
einzelnen Teilplatten zusammengesetzt, wobei an den Plattengrenzen die
angeführten Bodenschätze entstanden.
Die Plattengrenzen verlaufen für Europa überwiegend
in West-Ost Richtung, so dass auch die Gebirge entsprechend ausgerichtet sind.
Im Laufe der Eiszeit haben sich in Europa innerhalb
der gemäßigten Klimazone fruchtbare Böden gebildet und Europa erhielt durch den
Golfstrom eine weitere Temperaturerhöhung. Durch diese günstige Bedingung war
eine frühzeitige menschliche Besiedlung möglich. Im Laufe des Mittelalters
haben die Menschen die vorhandenen Bodenschätze genutzt und die damit
verbundene kulturelle Entwicklung eingeleitet. Europa wurde durch Menschen und
deren Ideen zu dem, was es heute ist.
Tim Marshall hat in seinem Buch „Die Macht der Geographie, 2017“ die
Situation Europa wie folgt dargestellt. Zitat: „Die moderne Welt entstammt, im
Guten wie im Bösen, Europa. Dieser westliche Vorposten der großen eurasischen
Landmasse war die Geburtsstätte der Aufklärung, die ihrerseits zur
industriellen Revolution führte, deren Resultat wiederum das ist, was wir jetzt
tagtäglich um uns herum sehen. Dafür können wir der Lage Europas danken oder
sie verfluchen.“
Das Klima, das vom Golfstrom bestimmt wird, segnete die Region mit der
richtigen Menge an Regen, um im großen Stil Ackerbau zu betreiben, und der
richtigen Beschaffenheit des Bodens, um die Pflanzen gedeihen zu lassen. Dies
ermöglichte ein Bevölkerungswachstum in einer Gegend, in der weitgehend ein
Arbeiten rund ums Jahr möglich ist, selbst im Hochsommer. Und der Winter stellt
einen zusätzlichen Vorteil dar, denn einerseits bleibt er warm genug, dass man
arbeiten kann, andererseits ist er kalt genug, um viele der Keime abzutöten,
die bis heute große Teile der übrigen Welt heimsuchen.
Diesen besonderen Rahmenbedingungen verdankt Europa seine bisherigen
Vorteile. Das einzig Beständige ist jedoch auch hier die Veränderung. Nur wer
mit seiner Anpassungsgeschwindigkeit der Veränderungsgeschwindigkeit folgen
kann, wird diese Vorteile auch in Zukunft nutzen können. Das gilt sowohl für
die in Europa lebenden Menschen als auch für die Pflanzen- und Tierwelt.
Wir danken Herrn Günter Stürmer für seinen interessanten,
informativen und gleichzeitig gut verständlichen Vortrag. In seinen Powerpoint-Folien zeigte er neuste wissenschaftliche
Erkenntnisse zur Plattentektonik und zur Lage der Kontinente und Terrane im Laufe der Erdgeschichte.
Freitag, 09.11.2018
Kaukasus – Georgien – ein buntes Land, ein Pflanzenparadies
Referentin und Bericht:
Dietlind Hußlein, Schweinfurt
Georgien – ein buntes Land
Georgien
liegt im Kaukasus. Heute begrenzt der Kaukasus Europa im äußersten Südosten.
Vor
langer Zeit, d.h. zwischen dem 8. und 6. Jhdt. v. Chr. (urartäisches
Reich mit der Hauptstadt am heute türkischen Van-See) war dieses Gebiet Teil
„der Mitte der Welt“ – damals eine geostrategische Drehscheibe für Handel. Auch
später verliefen viele Handelswege durch die Kaukasusregion. Am bekanntesten
ist die Seidenstraße, auf der nicht nur Seide, sondern auch Glas, Porzellan und
Gewürze transportiert wurden und nebenbei auch Kultur und Religion.
Wegen
des Reichtums vor allem durch den Handel war das Gebiet immer wieder Spielball
der mächtigen Nachbarländer. Von Süden die Perser und Araber, von Westen die Römer
und die Türken, von Norden die Russen. Aber auch die Mongolen und viele andere
Völker bedrohten und eroberten das Land immer wieder. So erweiterte und
befestigte z.B. die Königin Tamar im 12. Jhdt. die sehr berühmte Höhlenstadt Vardzia gegen die Perser. Die Königin Tamar verkörpert das
Goldene Zeitalter Georgiens und wird heute noch wie eine Heilige verehrt.
Georgien
ist ein Teil des Kaukasus, dem Großen Kaukasus und Transkaukasien (der
Transkaukasischen Senke und dem Kleinen Kaukasus). Es ist ein Gebiet einer
geotektonisch unruhigen Zone. Darauf weisen erloschene Vulkane, heiße Quellen
und viele sehr aktuelle und heftige Erdbeben hin.
Durch
die Eroberungen von den verschiedensten Völkern entstand ein buntes Gemisch
auch von Religionen, obwohl der christliche Glaube (georgisch-orthodox) – schon
um 350 n. Chr. als Staatsreligion eingeführt – heute noch die dominierende
Religion ist. Durch die hohen Gebirge mit vielen einsamen Tälern gab es viele
ursprüngliche Volksgruppen mit eigener Kultur und eigener Sprache. So nannten
die Araber den Kaukasus „den Berg der Sprachen“ und Scribo
schreibt 65. n. Chr., dass man beim Handeln 120 Dolmetscher brauchte.
Unsere
Reise war der Botanik gewidmet. Da es im Kaukasus 6500 Gefäßpflanzen (in den
Alpen 4500) gibt einschließlich 1600 endemischen Arten, ist der Kaukasus ein
Hotspot der Pflanzenwelt. In 2 Kleinbussen haben wir mit 12 Teilnehmern
Georgien erkundet. Unsere 5-köpfige Crew bestand aus 2 Fahrern, dem Vater des
dortigen deutschen Reiseunternehmers (er selbst ist Professor für Zoologie
gewesen und ein guter Pflanzenkenner der Flora Georgiens), einem einheimischen
Botaniker und der Dolmetscherin, die 9 Jahre lang in Deutschland studiert bzw.
gearbeitet hat.
Wir
haben in der begrenzten Zeit nicht alle Pflanzen gesehen, die man hätte sehen
können, aber doch einen Einblick in die Vielfalt der Pflanzenwelt bekommen.
Viele wunderschöne Pflanzenaspekte mit herrlichen Orchideen - in einem Land,
das so groß ist wie Bayern, aber nur ein Drittel der Einwohner hat. Da ist noch
Raum für unzerstörte Natur. Es war eine sehr aufregende, anstrengende Reise in
einem interessanten Land.
Wir danken Frau Hußlein für diesen schönen Vortrag mit einer Vielzahl neuer Eindrücke, beeindruckenden
Bildern und dem Fazit: Georgien ist nicht nur ein Pflanzenparadies, wie die
vielen Pflanzeneindrücke belegten sondern ein rundum „buntes“ Land (Menschen,
Gebäude, Teppiche, Kulturen und Religionen).
Freitag, 23.11.2018
(Natur)Fotografie mit der digitalen Spiegelreflexkamera
Referenten und Bericht: Petra
Schemmel, Werner Drescher, Schweinfurt
Inhalt der Präsentation:
·
virtuelles Fotoalbum
‚Tierportrait/Farbrausch‘
Bei einer Spiegelreflexkamera wird das
über das Objektiv in die Kamera gelangte Licht über einen Schwingspiegel nach
oben reflektiert; Ziel ist es, durch den Sucher das sehen zu können, was das
Objektiv erfasst hat. Bei der Aufnahme klappt der Spiegel weg, hörbar ist das
typische Auslösegeräusch. Der Spiegel wird bei der Reflexion i.d.R. durch ein
Prisma unterstützt, das die Reflexion dreht, die sonst auf dem Kopf stehend und
seitenverkehrt wahrgenommen werden würde, außerdem eine Linse, über die
Einstellung der Dioptrien des Fotografierenden vorgenommen werden kann.
Die Blende ist ein Bauteil des
Objektivs, das in der Nähe der Linse angebracht ist und die Lichtmenge
regelt, die auf den Bildsensor (oder Film, bei analogen Kameras) fällt. Je
weiter die Blende geöffnet ist, umso mehr Licht wird durchgelassen (siehe Abb.
1). Im Gegensatz zum Auge gibt es in der Fotografie nur eine Schärfeebene, d.h.
es gibt eine Ebene und einen kleinen Bereich davor und dahinter, die scharf erscheinen,
alles andere wird mehr oder weniger unscharf abgebildet. Wie groß dieser
Schärfebereich ist, hängt unter anderem von der Blendenöffnung und der
Entfernung zum fotografierten Objekt ab. Je offener die Blende, umso kleiner
ist die Schärfeebene. Den Bereich vor und hinter der Schärfeebene nennt man
Unschärfebereich. Bei geöffneter Blende fällt ein breiter Lichtkegel durch das
Objektiv; die Spitze des Lichtkegels ist der Bereich der größten Schärfe. Ein
kleiner Bereich vor und hinter dieser Spitze wird noch als scharf wahrgenommen,
dieser Bereich wird Schärfentiefe genannt. Je mehr die Blende geschlossen wird,
umso schlanker ist der Lichtkegel und umso größer der Bereich der
Schärfentiefe, d.h. je mehr die Blende geschlossen wird, umso mehr wird als
scharf wahrgenommen (siehe Abb. 2). Geschlossene Blende wird verwendet,
wenn viele Details erkennbar sein sollen, etwa bei Landschaftsaufnahmen,
Nachtaufnahmen, manchmal bei Portraits und Makrofotografie; dies ist aber keine
generelle Regel, sondern hängt vom persönlichen Geschmack des Fotografen ab. Offene
Blende wird verwendet, um einen weichen Hintergrund zu erhalten, wenn z.B.
sich die Aufmerksamkeit des Betrachters nur auf wenige Bildbereiche richten
soll.
Die Belichtungszeit regelt, wie
lange Licht auf den Bildsensor/Film fällt. Eine geschlossene Blende benötigt
zum Beispiel mehr Licht als eine offene, da weniger Licht in die Kamera fällt;
soll die gleiche Helligkeitsstufe wie bei offener Blende erzielt werden, ist
die Dauer des Lichteinfalls entsprechend anzupassen. Bei Langzeitbelichtungen
handelt es sich um Belichtungszeiten, bei denen die Kamera nicht mehr manuell
ruhig genug gehalten werden kann, um verwacklungsfreie
Aufnahmen zu liefern, weshalb ein Stativ/eine Auflage benötigt wird, z. B. bei
Nachtaufnahmen und unbewegten Objekten bei schlechten Lichtverhältnissen.
Bewegte Objekte hingegen benötigen sehr kurze Belichtungszeiten, wenn keine Bewegungsunschärfe
entstehen soll; dies ist nur möglich bei guten Lichtverhältnissen.
Der ISO-Wert gibt die
Lichtempfindlichkeit des Sensors an und entspricht dem ASA/DIN-Wert bei
analogen Filmen. Bei aktuellen Digitalkameras können ISO-Werte von 100 bis
204.800 eingestellt werden. Eine Verdoppelung des ISO-Wertes entspricht einer
Verdoppelung der Lichtempfindlichkeit, d.h. das Bild wird doppelt so hell. Die
höhere Lichtempfindlichkeit wird durch die Verstärkung des Signals, das vom
Sensor geliefert wird, erreicht. Durch die Signalverstärkung steigt aber das
Bildrauschen, d.h. das Bild wird körnig. Dieses Bildrauschen ist vor allem in
dunklen Bereichen sichtbar.
Der ISO-Wert, die Blende und die
Belichtungszeit zusammen bestimmen die Bildhelligkeit. Wird einer dieser Werte
verändert, ist einer der anderen Werte bzw. beide entsprechend anzupassen, um
die gleiche Bildhelligkeit zu erhalten, wie vorher.
Die Brennweite ist der Abstand zwischen der Hauptebene einer optischen
Linse und dem Brennpunkt (d.h. dem Bereich der größten Schärfe). In der
Fotografie bestimmt die Brennweite des Objektivs zusammen mit der Sensorgröße
den Bildwinkel; unterschiedliche Kameras haben unterschiedlich große Sensoren;
je größer der Sensor, umso mehr Details werden abgebildet (siehe Abb.3). Die
Brennweite wird bei Objektiven bezogen auf das Kleinbild-Format von 35 mm
angegeben.
Wir danken Petra Schemmel und Werner Drescher für
dieses interessante Seminar, für ihre wunderschönen Bildsequenzen und den
anschaulichen, reich bebilderten Bericht.
Freitag, 14.12.2018
Naturwissenschaftlicher Treff zum Jahresabschluss
Organisation u. Ansprechpartner:
Elisabeth u. Otmar
Winkler, Schweinfurt
Kurzbericht: Georg
Büttner
Bilder: Petra Schemmel
In
diesem Jahr feierten wir das 36-jährige Bestehen des Naturwissenschaftlichen
Vereins Schweinfurt e.V.. Erfreulicherweise kamen, trotz häufiger
Terminüberschneidungen vor den Weihnachtsfeiertagen, einiger Erkrankungen und des
unsicheren Wetters knapp 30 Mitglieder und Gäste zum Jahresabschluss. Nach
einleitenden Worten, Totengedenken und Gedanken zur Vereinsentwicklung wurden
die anwesenden Jubilare für 35 und 30 Jahre Mitgliedschaft geehrt (s. Kap.
2.3). Persönlich erschienen waren für 35 Jahre die Herren Hans-Jürgen Dörnhöfer
und Günter Markfelder sowie für 30 Jahre die Herren Volker Steinmann und Otmar
Winkler. Herr Kurt Cize (25 Jahre) war entschuldigt.
Herr
Prof. Lothar Kranz wurde für sein langjähriges besonderes Engagement im Verein
geehrt (unzählige Vorträge zum „Vogel des Jahres“, Naturführungen, Beisitzertätigkeit u.v.m.).
Im Anschluss
daran folgten eine Beamer-Präsentation mit Eindrücken
von den zahlreichen Exkursionen und Arbeitskreisen des vergangenen Jahres. Nun
wurde das reichhaltige Buffet eröffnet. Anschließend bestand die Möglichkeit
zum Gedanken- und Erfahrungsaustausch, wovon rege Gebrauch gemacht wurde. Die
Veranstaltung setzte einen schönen Schlusspunkt unter ein arbeits-,
abwechslungs- und erfolgreiches Vereinsjahr.
Wie in den vergangenen Jahren gab es fürs leibliche Wohl alkoholfreien
Glühwein und ein kaltes Buffet.
Allen Plätzchenbäckern,
Lieferanten von süßen und deftigen Köstlichkeiten, Geldspendern sowie allen
Helfern bei der Dekoration und beim Aufräumen ein herzliches Dankeschön. Diesem Dank schließt sich das Organisationsteam Elisabeth und Otmar
Winkler und Werner Drescher gerne an.
Ein Extra-Dank an das
Hausmeisterteam der VHS, das uns immer zuverlässig mit technischem Gerät
und bei dieser speziellen Veranstaltung auch mit Geschirr versorgte.