Freitag, 15.01.2016

Naturfotografie – digitale Bilder von Petra Schemmel und Werner Drescher

Referenten:     Petra    Schemmel     und    Werner      Drescher,

Schweinfurt

Nach einer kurzen Einführung zeigten Petra Schemmel und Werner Drescher beeindruckende Bilder verschiedener Tiergruppen (insbesondere von Vögeln und Insekten) sowie besondere Naturaufnahmen, wie Spiegelungen und Refraktionen. Die einzelnen Themenblöcke wurden durch entsprechende Musik untermalt, die Tiere wurden durch Texte benannt, so dass jeder die Fotografien ungestört auf sich wirken lassen konnte. … Eine beeindruckende Veranstaltung!

Großer Dank an Petra Schemmel und Werner Drescher, dass Sie uns eine Kostprobe ihrer digitalen Fotografie gegeben haben, für die hervorragende, fast meditative Präsentation und für die viele Arbeit, die sie in Bildauswahl, Arrangieren von Bildern, Text und zugehöriger Musik gesteckt haben.

 

 

Freitag, 19.02.2016

Die Mikrofauna des Unteren Muschelkalks und Oberen Muschelkalks

Referent: Michael Henz, Euerdorf

Kurzbericht: Günter Stürmer, Schweinfurt

Michael Henz entführte uns mit diesem Vortrag in die Mikropaläontologie, eine für viele Zuhörer nicht so geläufige Welt. Er stellte überlieferungsfähige Reste von Fischen (Schuppen, Zähnen, Gehörknöchelchen) aber auch die so genannten Conodonten vor. 

 

Abb. 1: Verschiedene Conodonten. Bild: Michael Henz

Mit den Conodonten (es sind die überlieferungsfähigen Teile eines etwa 4 cm großen aalförmigen Tieres, für das ein eigener Stamm eingeführt wurde: Conodonta) ist es möglich, Schichten des Germanischen Beckens der Trias mit Schichten außerhalb des Beckens zu korrelieren. Sein Beitrag bezog sich auf Schillkalk-Abfolgen des Unteren und des Oberen Muschelkalks, da nur in diesen karbonatischen Gesteinen die Mikrofosillien durch Lösung zu gewinnen sind. Im Mittleren Muschelkalk des Germanischen Beckens setzen die Conodoten aus. Dies zeigt, da Conodonten eine große Verbreitungsgenauigkeit besitzen, dass zwischen Germanischem Becken und der Tethys in dieser Zeit nur ein geringer Faunenaustausch bzw. eine geringe Überlieferung möglich war.

Eingangs gab Herr Henz eine kurze Einführung zur Probennahme sowie zur Gesteinsaufbereitung (Brechen, Behandlung der Karbonate mit (schwacher) Säure) und zeigte hiermit, wie schwierig es ist, letztendlich zu aussagekräftigem Material zu kommen.

Die Gesteinsproben werden schichtgenau gesammelt. Danach wird das Gestein zerkleinert, dabei darf die Probe nicht mit Fremdmaterial verunreinigt werden. Anschließend kommt die aufwendige Säurelösung, Neutralisation und Aussieben der nicht durch die Säure gelösten Rückstände. Aus diesen Rückständen werden dann unter dem Mikroskop die Mikrofossilien ausgelesen. Nun bleibt noch diese organischen Rückstände zu sortieren, unvollständige auszusondern und die gut erhaltenen zu klassifizieren.

Da diese Fossilien in einer Sammlung nicht ohne Hilfsmittel betrachtet werden können werden die Mikrofossilien unter dem Mikroskop fotographiert und in einer Datei im Computer abgelegt. Der große Aufwand bei der Gewinnung wird dann mit einem kleinen Aufwand für die Dokumentation belohnt.

Wir danken Herrn Henz für diesen sehr interessanten Vortrag in einen für viele der Zuhörer bisher weitgehend unbekannten „Mikro-Kosmos“ und Herrn Günter Stürmer für den Bericht.

Freitag, 11.03.2016

PowerPoint-Vortrag: Der Stieglitz - Vogel des Jahres 2016

Referentin und Bericht: Dietlind Hußlein, Schweinfurt

Der Stieglitz - der Vogel des Jahres 2016

Jedes Kind kennt ihn - einen so schönen und bunten Vogel.

Der Sage nach rief Gott alle Vögel zusammen, um ihr Federkleid anzumalen. Als der Stieglitz an die Reihe kam, waren Gott die Farben ausgegangen. Kurzerhand kratzte er deshalb die letzten Reste aus jedem Farbtopf zusammen und schenkte dem Stieglitz so sein buntes Federkleid.

 

 

Er ist ein geselliger Vogel; brütet in Nestgemeinschaften  von 4 - 5 Nestern in Nachbarschaft in der Baumkrone eines Laubbaumes. Körnerfresser, die auch ihre Jungen mit vorverdauter Körnernahrung füttern, haben kleine Reviere. Die Mitglieder einer Nestgemeinschaft kennen sich und fliegen miteinander zu den Nahrungsgründen. 

Der Stieglitz  ist ein sehr quirliger Vogel; immerfort in Aktion. Er kann seine Samen sehr geschickt erobern. Wenn die Stängel der Nahrungspflanze zu dünn sind, fliegt er sie von unten an und umfasst mehrere Stängel. Dazu kann er geschickt seine beiden Füße, seinen Schnabel und wenn nötig auch noch seinen Schwanz zu Hilfe nehmen oder in einer Stellung kopfunter. Von 152 Pflanzenarten - meist sog. "Unkräuter" - ist bekannt, dass er sie nutzt. Lieblingssamen sind für den Stieglitz die der  Wilden Karde (Dipsacus fullonum). Aber meistens sind dort nur die Männchen zugange. Das hängt damit zusammen, dass diese mit ihrem 9 % längeren Schnabel die Samen im Vergleich zu den Weibchen besser herausholen können. Um an die Samen der wilden Karde zu kommen,  steckt der Stieglitz seinen Schnabel zwischen die Samen, bewegt den Schnabel hin und her, öffnet ihn dann noch etwas und lockert so die Samen, die er dann leicht herausziehen kann. Selbstverständlich sind auch die Samen der Distel, von der er seinen Namen hat, sehr begehrt. 

Er ist ein anspruchsloser Vogel, der einen Laubbaum braucht zum Nisten und "Unkräuter" als Nahrung. Deshalb hat er ein weites Spektrum von Lebensräumen, in denen er vorkommen kann. 

Aber selbst dieser einst so häufige Vogel geht alarmierend zurück. Deshalb hat der LBV und NABU den Stieglitz nicht nur als Vogel des Jahres gewählt, weil er so bekannt und bunt ist, sondern er steht für vielfältige und farbenfrohe Landschaften.  

In unserer ausgeräumten Landschaft findet er kaum einen Baum zum Nisten noch ausreichend Samenpflanzen als Nahrung. Die Ursachen sind die Intensivierung der Landwirtschaft, der fortschreitende Flächenverlust durch Erschließung und Versiegelung, durch Beseitigung der Acker- und Wegsäume, der Ackerbrachen und Ruderalflächen. Eine Rettung wären noch die Gärten. Aber diese werden jetzt stärker als je zuvor gemulcht oder/und in Steine-Gärten umgewandelt. Das dient der Minimierung der Gartenarbeit. Kein Löwenzahn und keine Distel dürfen überleben. Eine Distel allein ist in sich schon ein Mini-Ökosystem, das vielen

Insekten und anderen Lebewesen einen Lebensraum bietet - Lebewesen, die für das Gleichgewicht in der Natur notwendig sind. 

"Wir sollen die Klage der Armen ebenso hören wie die Klage der Erde, mahnt Papst Franziskus in seiner Enzyklika über die Sorge für das gemeinsame Haus. Denn alles sei mit allem verbunden, jedes Geschöpf habe einen Eigenwert."

Diese weltumspannende Komplexität ist uns Naturschützern schon lange bekannt. Man kann immer nur hoffen, dass ein Umdenken in der Bevölkerung  erfolgt, ehe es zu spät ist.

Wir danken Frau Husslein vielmals für ihren interessanten und engagiert vorgetragenen Vortrag, der uns nicht nur den Stieglitz als Vogel zeigte, sondern uns auch mit den ausgeräumten Landschaften konfrontierte. Ein weiterer Dank für den Bericht.

… Ein weiterer Dank gilt Petra Schemmel für die Bilder!

   

Samstag 12.03.2016 

Arbeitskreis Steine in der Stadt  - Stadtrundgang mit Objektaufnahme

Bericht: Georg Büttner

Unser Arbeitskreis führte uns vom Marktplatz über den Zürch in die südliche Altstadt bis an die Brennöfen. Da wieder einige neue Teilnehmer dabei waren, wiederholten wir auch Bekanntes. Dennoch ist es immer wieder überraschend, Neues im Stadtbild zu erkennen.

Über den Marktplatz führte unser Weg in die Rückertstraße. Dort nahmen wir die (m.E. gelungenen) Sandsteinarbeiten an dem neu restaurierten Gebäude neben der ehemaligen Gaststätte zur Straßenbahn in Augenschein. Weiter führte unser Weg in Richtung Ebracher Hof. 

Im Vordergebäude finden sich im Torbereich interessante

Sandsteine eines grün-violetten Sandsteins. Aufgrund der Blockgröße wird vermutet, dass es sich hierbei um Schilfsandstein handelt. (Wahrscheinlich wurde der Werksandstein im Zuge einer Restaurierungsmaßnahme ausgetauscht.)

An der unverputzten Ostmauer des Innenhofs sind intensiv rot gefärbte Sandsteine (des Unteren Keupers; Bruchmauerwerk) zu sehen. Diese rote Färbung dürfte hier nicht primär sein, sondern auf eine Frittung der Eisenminerale im Zuge eines Brandes zurückzuführen sein. 

Unser Weg führte weiter um das unverputzte Hintergebäude des Ebracher Hofs (Stadtbücherei). Hier konnten wir primäre und sekundäre Gesteinsvielfalt bewundern. Primär sind hier Oberer Muschelkalk (mo Normalfazies), Sandsteine des Unteren Keupers, Gipssteine und grobe Sandsteine des Mittleren Keupers. Sekundär sind Gesteine, die in jüngerer Zeit im Zuge von Restaurierungsmaßnahmen eingebaut wurden, um dem Gebäude (farblich und strukturell) gerecht zu werden. Dabei handelt es sich um Quaderkalk des mo3 und um rote Sandsteine des Buntsandsteins.

Vom Ebracher Hof ging es in die Metzgergasse zu dem von der Familie Neukam restaurierten Gebäude. Hier wurde einerseits das imposante Eingangsportal, aber auch die aufwändig restaurierte Sockelpartie mit aufgehängten Sandsteinplatten des Unteren Keupers vorgestellt. Zur Vermeidung aufsteigender Feuchtigkeit wurden sie auf Edelstahlschienen gesetzt, was allerdings längerfristig anscheinend nur bedingt die Verwitterung reduziert.

Hier bot sich auch die Gelegenheit den Innenhof in Augenschein zu nehmen. Dieser zeichnet sich noch durch Original-

Muschelkalkpflaster aus, wie es früher (noch in meiner Jugendzeit) z.B. am Marktplatz anzutreffen war. Sehenswert ist an dem Gebäude auch das Treppenhaus u.v.m.

Über die Judengasse ging es zum Schrotturm. In der Judengasse wurden die Sandstein-Fassaden und markante Torbögen erwähnt. Gleichzeitig wurde darauf hingewiesen, dass viele (verzierte) Fenstereinfassungen nicht aus (Sand-) Stein sondern aus Holz sind. Im Hinterhof des Schrotturms befindet sich eine modern gestaltete „Grünanlage“, in der graue Vulkanite (aus der Eifel?) verbaut sind. Es ist der einzige Platz in der Schweinfurter Innenstadt, an dem heute dieses Gestein zu sehen ist. Der Eingangsbereich zu den Gebäuden am Schrotturm zeichnet sich wiederum durch

Sandsteinbögen aus, die hier allerdings farblich gefasst sind. 

Vom Schrotturm machten wir noch einen kleinen Abstecher Richtung Brennöfen – Fischerrain um einen Blick auf die dortige Baumaßnahme zu werfen. Im direkten Umfeld des so genannten Art Castello, einem ehemals scheunenartigen Gebäude aus Bruchsandstein (unterer Keuper) entsteht eine neue Wohnanlage. Es handelt sich dabei um die Bebauung eines der wenigen verbliebenen Ruinengrundstücke aus dem 2. Weltkrieg, das bis zuletzt als Parkplatz genutzt worden war.

Zum Zeitpunkt der Begehung fand die archäologische Erkundung statt. Sie erlaubte einen Einblick in die Sandsteinfundamente und Kellergewölbe der Gebäude, die hier vor den Kriegszerstörungen standen. 

Der Arbeitskreis fand seinen Abschluss in einem Postkolloquium in einem Café in der Brückenstraße. Zum Arbeitskreis finden sich weiterhin jeweils 10 bis 15 Interessierte, was uns ermuntert weiter zu machen. Großbaumaßnahmen wie aktuell am ehemaligen Krönleinareal zeigen uns, dass die Stadt auch hinsichtlich der Fassadengestaltung im Wandel ist … denn die von uns dort kartierten Serpentinit-Säulen im Eingangsbereich sind leider für immer mit dem Bauschutt verschwunden.

Ich danke allen Teilnehmern für die lebhafte Diskussion und ihre Beiträge sowie Petra Schemmel für die schönen Bilder.

 

 

Samstag, 09.04.2016 

Geologische Exkursion auf das Blattgebiet Burgwindheim

 

Referent: Diplom-Geologe Dr. Sebastian Specht, Eilenburg/Hof

Bericht: Diplom-Geologe Dr. Georg Büttner, Schweinfurt/Hof; Diplom-Geologe Dr. Sebastian Specht, Eilenburg/Hof

 

Neubearbeitung der Geologischen Karte Blatt Burgwindheim

Der Diplom-Geologe Dr. Sebastian Specht hat im Auftrag des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU) in den Jahren 2014 und 2015 das Kartenblatt Burgwindheim geologisch neu aufgenommen. Er stellte uns seine interessanten Ergebnisse im Gelände vor.

Lokalität 1: ca. 1000 m NE der Kirche von Prölsdorf, Kapelle am Spielberg

Schwerpunkt: Einführung und Überblick Höhenlage: ca. 355 m ü. NN

An der kleinen Kapelle am Südhang des Spielberges über

Prölsdorf erfolgte eine Einführung in die Geologie des Blattes Burgwindheim. Dazu gehörten neben der Verwaltungsgliederung, ein Überblick über die Geographie, Geomorphologie und Geologie des im Steigerwald liegenden Blattes der TK25. Der hoch über dem Tal gelegene Punkt bot bei dem guten Wetter einen guten Blick durch das Tal der Rauhen Ebrach nach Osten wie Westen, sowie der Kammlagen des Steigerwalds nach Süden.

Lokalität 2: ca. 640 m WSW der Kirche von Prölsdorf, Scheune an einem landwirtschaftlichen Verbindungsweg

Schwerpunkt: Geographie und Geologie Höhenlage: ca. 290 m ü. NN

Aus Richtung Prölsdorf kommend, erfolgte  der zweite Halt an einem nach Süden die Talflanke hinaufführenden landwirtschaftlichen Weg. Rechter Hand des Weges befindet sich eine alte Feldscheune, welche seit der Flurbereinigung nach Süden, Westen und Norden von künstlichen Auffüllungen umgeben ist, welche in ihrer Höhe über den First in gut vier Meter Höhe reichen und die ehemals sichtbare Scheune heute verdecken. Der Zeitpunkt der durchgeführten Flurbereinigung ist zwischen 1950-1970 zu datieren. Anhand dieses Beispiels sind die zum Teil erheblichen Eingriffe des Menschen in die Geomorphologie dieses Naturraums dokumentiert. Zugleich mahnen sie den kartierenden Geologen, mit Vorsicht Kanten und Knicke als Geologische Grenzen aus „der Ferne“ zu nutzen.

Lokalität 3: ca. 330 m N der Kirche von Wustviel, Hohlweg

Schwerpunkt: Stratigraphie

Höhenlage: ca. 325 m ü. NN

Von Wustviel kommend stehen in einem E-W verlaufenden Hohlweg beidseitig, über eine Strecke von etwa 100 m, feinkörnige, grüngraue bis graue, flaserige, plattige bis dünnbankige Sandsteine an. Durchsetzt sind die Sandsteine immer wieder von Schluffsteinlagen oder feinsandigen Tonsteinlagen. Die Aufschlusshöhe beträgt nirgends mehr als 3 m. Auf Spaltflächen der Sandsteine finden sich neben Glimmer auch kohlige Pflanzenabdrücke, vielfach von Schachtelhalmen (Equisetites sp.), welche durch ihre Ähnlichkeit mit rezentem Schilf namensgebend für diese stratigraphische Einheit wurde – dem Schilfsandstein (StuttgartFormation). Das Material des Schilfsandsteins entstammt hierbei dem Baltischen Schild (heute etwa gleichzusetzen mit Skandinavien), es handelt sich daher um sogenannten „nordischen Keuper“. Aufgelagert finden sich stellenweise Reste von Fließerden, welche durch eine sandig-lehmige, gelbbraune Matrix mit darin „schwimmenden“ Steinen bis Fußballgröße, gekennzeichnet sind.

Lokalität 4: ca. 490 m NE der Kirche von Geusfeld, landwirtschaftlicher Verbindungsweg nach Wustviel

Schwerpunkt: Stratigraphie

Höhenlage: ca. 322 m ü. NN

Von Geusfeld kommend erstreckt sich rechter Hand, in Richtung der Rauhen Ebrach (nördlich des kleinen Flüsschens) deutlich sichtbar die Verebnungsfläche der Corbulabank. Diese bildet die Basis der Estherienschichten, die aus überwiegend grauen, graugrünen und graublauen Ton- oder Tonmergelsteinen aufgebaut wird. Damit sind sie in der typischen Beckenfazies ausgebildet. Lesesteine der Corbulabank finden sich über die gesamte Verebnungsfläche verstreut. Aufgebaut wird die Corbulabank hier aus schluffigem bis feinsandigem, dolomitischem Kalkmergelstein, aber auch dichte Lagen sind vorhanden. Auffällig ist eine schwach blaugrüne Färbung der sonst grau bis graublauen Kalkmergelsteine. Einzelne Lagenseiten zeigen Abdrücke der namensgebenden Pseudocorbula sp. oder auch Unionites sp., Wühlgefüge von Annelidichnium triassicum treten seltener auf. Lagenweise sind unregelmäßig verteilte Hohlräume von 1–4 Millimeter Durchmesser vorhanden. Die als dichter Dolomitmergelstein ausgebildete Acrodusbank streicht etwa zwei Meter über der Corbulabank, linker Hand des Weges aus, bleibt aber unauffällig in der Geländemorphologie.

Lokalität 5: ca. 600 m SSE der Kirche von Untersteinbach; alter Steinbruch („Trusheim-Steinbruch“)

Schwerpunkt: Stratigraphie und Typus-Lokalität

Höhenlage: ca. 362 m ü. NN

In dem alten Steinbruch zwischen Untersteinbach und Koppenwind wurde früher der obere Blasensandstein i. e. S. sowie der an dieser Stelle partienweise abbauwürdige Coburger Sandstein im Mittleren Keuper gewonnen.  Nach Aufgabe des Abbaus wurde der größte Teil als Bauschuttdeponie genutzt, mittlerweile hat sich ein deckender Baumbewuchs ausgebreitet. Sichtbar sind im südlichen Teil noch die obersten Bereiche der alten Abbauwand mit einem Abschnitt des Coburger Sandsteins. Es handelt sich um überwiegend gut sortierten, mittelkörnigen Sandstein, zum größten Teil karbonatisch gebunden mit Bankmächtigkeiten zwischen zwei und drei Metern.

Besonderheit: In die Geschichte der Geologie eingegangen ist dieser Steinbruch durch die Erstbeschreibung von Triops cancriformis minor TRUSH.  (TRUSHEIM 1938). Damals im Abbau befindlich, ist die eigentliche Fundstelle nicht mehr erhalten. Eine Erhaltung des gegenwärtigen Zustandes wäre dennoch erstrebenswert.

Lokalität 6: ca. 600 m SE der Kirche von Neudorf; Gedenkstätte

Schwerpunkt: Zeitgeschichte

Höhenlage: ca. 422 m ü. NN

Im Bereich des ehemaligen Tanklagers der Wehrmacht bei Ebrach fanden im Zweiten Weltkrieg ab 1943 vermehrt heftige Luftabwehrkämpfe statt. In den Wäldern bei Neudorf stürzte nach heftigen Gefechten am 5.12.1944 eine Messerschmitt Bf 110 G-4 ab, bei dem bis auf ein Besatzungsmitglied alle ums Leben kamen. An der Absturzstelle wurde 1983 ein Gedenkstein anstatt des vorherigen Provisoriums errichtet und das Umfeld wird bis heute gepflegt. Eine weitere Absturzstelle befindet sich SE tiefer in den Wäldern, wo am 28.8.1943 ein britischer Bomber ohne Überlebende aufschlug. Auch diese Gedenkstätte wird bis heute trotz ihrer Unzugänglichkeit gepflegt.

Lokalität 7: ca. 420 m NE der Kapelle Kötsch, N-Hang im Tal der Mittelebrach Schwerpunkt: Stratigraphie

Höhenlage: ca. 295 m ü. NN

Entlang der Mittelebrach finden sich in diesem Bereich ausgedehnte Reste von pleistozänen Sand- und Schotterterrassen. Am Haltepunkt unweit des Marterkreuzes wird der auslaufende Höhenrücken, welcher aus den Lehrbergschichten besteht, von pleistozänen Sanden überdeckt. Diese sind überwiegend mittel- bis grobkörnig, Kiesführung ist selten, aber vorhanden. Die Kiese bestehen vor allem aus Quarzgeröllen aus dem Mittleren Burgsandstein, der den Abschluss der umgebenden Höhen bildet. Dies verweist auf das relativ kleine Einzugsgebiet der Bäche. Während der Kartierung konnten in diesem Bereich keine Juragerölle gefunden werden. Die Mächtigkeit der pleistozänen Ablagerungen beträgt hier bis 5 m.

 

Lokalität 8: ca. 360 m N der Kirche von Mönchherrnsdorf,

Hanglage direkt nördlich des Dorfes

Schwerpunkt: Stratigraphie

Höhenlage: ca. 310 m ü. NN

Lehrbergschichten (kmL) mit Lehrbergbänken (kmL°l): In der ehemaligen Tongrube direkt nördlich des Ortes wurde ein kleiner Sport- und Grillplatz angelegt. Die Nordostwand ist bereichsweise noch offen und zeigt einen Teil der Lehrbergschichten mit der ersten Lehrbergbank. Aufgebaut werden die Lehrbergschichten hier aus schwach mergeligem Tonstein, mitunter etwas schluffig, von ziegelroter Farbe und mit dünnen Gipsresiduallagen. Im oberen Teil schalten sich grüngraue bis blaugrüne Tonsteinlagen ein. Die darin eingeschaltete 1. Lehrbergbank besteht aus einem etwa 20 cm mächtigen, grauen bis weißgrauen Dolomitmergelstein. Heterogen aufgebaut zeigen sich im Anschlag dichte und aus Schalentrümmern aufgebaute Lagen. Die gegenwärtig noch vorhandene Aufschlusswand wird nicht weiter gepflegt und ist dem Verfall preisgegeben.

Lokalität 9: Burgwindheim, ehemaliges Amtsschloss des Klosters Ebrach und Blutsbrunnen

Schwerpunkt: Geschichte, Baustoffverwendung und Architektur

Höhenlage: ca. 290 m ü. NN

Haltepunkt war das 1720–1725 nach Planung von Joseph Greising erbaute Barockschloss Burgwindheim. Der zweigeschossige Bau wird von vier Eckpavillons eingerahmt. Die Fassade und die umschließenden Mauern sind aus Blasensandstein i. e. S. errichtet. Der mittel-, seltener grobkörnige Sandstein ist bereichsweise tonig oder karbonatisch gebunden, und von überwiegend grauer bis schwach braungrauer Färbung. Der Sockelbereich weist Zerfallserscheinungen auf – wohl vorranging beruhend auf der Straßenlaugung im Winter. Mindestens eine größere Restauration erfolgte in jüngerer Zeit, welche an den grundlegenden Problemen des Zerfalls jedoch nichts änderte. In diesem Zuge wurden die Ausbesserungen mit nicht heimischem Fremdgestein durch Farbe an die vorhandene Bausubstanz angeglichen.

Das etwa fünfzig Meter entfernt befindliche Blutsbrunnenhaus wurde 1690 von J. L. Dientzenhofer geschaffen und ist seit dem Jahre 1465 Stätte eucharistischer Wallfahrten im Steigerwald. Es wurde ebenfalls aus dem erwähnten Sandstein des Blasensandsteins i. e. S. errichtet. Das sogenannte „Heilig-Blut-Fest“ in Burgwindheim geht dabei auf das Hostienwunder am Fronleichnamsfest des Jahres 1465 zurück, die Quelle entsprang 1625 und gilt seitdem als wundertätig.

Lokalität 10: ca. 300 m NE der Kapelle von Unterweiler, Hanganschnitt im Blasensandstein i. e. S.

Schwerpunkt: Stratigraphie

Höhenlage: ca. 310 m ü. NN

Blasensandstein i. e. S. (kmBL): In einem breiten Hanganschnitt ist ein Ausschnitt des unteren Blasensandstein i. e. S. zu sehen. Dieser besteht hier aus einer Wechsellagerung von dünnbankigem bis plattigem, mittel- bis feinkörnigem Sandstein von grauer bis weißgrauer Farbe sowie rotbraunem und grüngrauem Tonschluffstein („Letten“). Insgesamt sind etwa drei Meter Profil aufgeschlossen. Überlagert wird der Blasensandstein i. e. S. von einer geringmächtigen, steiniglehmigen Fließerde, gelbbraun bis gelbgrau und abschnittsweise von einem dünnen, geringmächtigen Lößschleier. Dieser ist schwach feinsandig und gelbbraun bis schwach gelbrötlich.

Lokalität 11: ca. 650 m SW der Kirche von Oberweiler, ehem.

Steinbruch im Blasensandstein i. e. S.

Schwerpunkt: Stratigraphie

Höhenlage: ca. 330 m ü. NN

Blasensandstein i. e. S. (kmBL): In einem kleinen, ehem. Steinbruch in Hanglage stehen zwei mächtigere Banklagen mittel- bis grobkörnigen Sandsteins an. Diese sind in den oberen Bereich des Blasensandsteins i. e. S. einzuordnen. Grau bis graubraune Farbtöne überwiegen, die Bindung ist tonig, nur lagenweise schwach karbonatisch. Angedeutet sind aufgearbeitete Basislagen mit Tonschluffsteinklasten, welche schwach erosiv sind. Diese Ausbildung steht im Gegensatz zu der Fazies im vorhergehenden Aufschluss.

Lokalität 12: Falsbrunn, Straßenböschung im Tal der Rauhen

Ebrach

Schwerpunkt: Landschaftsgeschichte

Höhenlage: ca. 300 m ü. NN

Ein kurzer Halt erfolgte am westlichen Ortsausgang Falsbrunn. Die nördliche Straßenböschung zeigt eine Reihe von etwa einem halben Meter mächtigen Sandsteinblöcken. Diese sind scheinbar durch Klüftung getrennt und bilden eine anstehende Bank. Der mittel- bis grobkörnige, graubraune Sandstein kann dem Blasensandstein i. e. S. zugeordnet werden. Die „Sandsteinbank“ wird jedoch von Tonschluffstein der Lehrbergschichten überlagert, was die gesamte Bank auf den zweiten Blick als künstlichen Eingriff entlarvt, welcher der Stabilisierung der etwa 3 m hohen Böschung dient.

Lokalität 13: ca. 2300 m WNW der Kirche von Fabrikschleichach (Blatt Knetzgau); Wotansborn

Schwerpunkt: Stratigraphie und Hydrogeologie

Höhenlage: ca. 410 m ü. NN

Zum Abschluss der Exkursion erfolgte ein Abstecher auf das 2013 besuchte Blatt Knetzgau. Nach kurzem Fußmarsch von 300 m wurde der Wotansborn erreicht. Dieser stellt einen Quellaustritt aus dem Bereich des Schilfsandsteins dar. Im Umfeld der gefassten Quellen stehen die bereits bekannten, in der Lokalität 3 gesehenen, feinkörnig bis schluffigen, plattigen bis dünnbankigen Sandsteine der Schichtenfolge an. Entlang des Bachlaufes finden sich weitere, ungefasste Quellaustritte. Botanische Exkurse der Teilnehmer auf dem Rückmarsch zum Autoparkplatz schlossen die Geländebegehungen des Tages ab.

Acht der „Unerschrockenen“ und „Wetterfesten“ GeologieBegeisterten waren an diesem Tag auf das Blattgebiet Burgwindheim gekommen. Wie gewohnt hatte sich Herr

Specht sehr gut vorbereitet und unterstützte seine Ausführungen vor Ort mit erläuternden Skizzen und Karten. Als Assistenz hatte er wieder Frau Albitz mitgebracht, welche die Exkursion mit digitalen Bildern dokumentierte. 

Anders, als bei den vergangenen Exkursionen, hatten wir diesmal ein sehr exkursionsfreundliches, sonniges Wetter. Dies beflügelte die Begeisterung der Teilnehmer an den

Ausführungen des Referenten und am gemeinsamen NaturErleben!

Der Abschluss erfolgte im Gasthof „Böhlgrund“, in Eschenau, wo wir bei einer Brotzeit mit Herrn Specht in geselliger Runde den Tag Revue passieren lassen konnten.

Wir danken Herrn Sebastian Specht für seine interessante Exkursion und sein außerordentliches Engagement. Denn speziell für die Exkursion und ihre Vorbereitung reiste er während seines Urlaubs (am Samstag) aus Hof/Saale an bzw. danach nach Eilenburg zurück.

Freitag, 22.04.2016 

Die Vergangenheit lebendig gemacht – Ausgrabung der

Wüstung Suabheim 

Referenten: Archäologe MA Oliver Specht, Ausgrabungsleiter, Schwebheim und Vereinsmitglied Rudolf Meinhardt, 

Schwebheim

Bericht: Elisabeth Winkler

Es ist erfreulich, dass der NWV auch 2016 wieder eine Veranstaltung anbieten konnte, in der ein Mitglied sein Hobby vorstellt. Rudi Meinhardt aus Schwebheim, Jahrgang 1930 und seit 25 Jahren Vereinsmitglied, widmet sich seit vielen Jahren begeistert dem Modellbau (z.B. Schiffe, Burganlagen etc.).

Von 2008 bis 2013 fertigte er in mühe- und liebevoller Kleinarbeit ein maßstabsgerechtes Modell zur Ausgrabung der Wüstung Suabheim. Die Grundfläche des Modells beträgt 142 X 129 cm. 

Die zahlreichen Miniaturhäuser sind wahre Kunstwerke und spiegeln die Liebe zu Details und auch die rege Phantasie des Modellbauers wieder. Bei den meisten Grubenhäuschen lassen sich die Türen öffnen und die Dächer abheben. In einem der Häuschen befindet sich z.B. ein Webstuhl mit einer begonnenen Webarbeit. 

Die Häuschen sind zum Teil mit Zäunen eingefriedet und auch auf die Gestaltung des Geländes legte Herr Meinhardt großen Wert. Bäume und Sträucher machen die Siedlung lebendig und auch hier lohnt es sich genau hinzusehen. In einer Baumkrone kann man beispielsweise ein Storchennest entdecken.

Gefertigt ist das Modell im Maßstab 1:50. Die einzelnen Häuschen sind auf Pfostenabdrücken platziert, die bei der Ausgrabung sichtbar wurden. Diese Abdrücke entstanden allerdings innerhalb eines Zeitraums von ca. vier Jahrhunderten, so dass die Besiedlung wesentlich dünner war, als das Modell vermuten lässt. Hier stehen die Häuser relativ dicht gedrängt.

Ergänzend zum Modell hatte Herr Meinhardt Ausstellungsmaterial auf Stellwänden angebracht (z.B. ein ModellKonstruktionsplan).

Den wissenschaftlichen Teil bediente Ausgrabungsleiter MA Oliver Specht mit einem wissenschaftlich fundierten und gleichzeitig gut verständlichen Vortrag. 

2002 begannen die Ausgrabungsarbeiten auf dem heutigen Gelände des REWE-Marktes samt Parkplatz im so genannten Röthleiner Grund. Sie brachten eine ehemalige Wüstung zutage, vermutlich die erste Ansiedlung des Ortes Schwebheim. Die ältesten Spuren stammen aus dem 7. Jahrhundert. Analog zu den archäologischen Funden deutet auch die Ortsendung „heim“ darauf hin, dass der Ort zur Zeit der fränkischen Landnahme im 6. – 8. Jahrhundert entstand. Die erste urkundliche Erwähnung datiert allerdings (erst) auf das Jahr 1094.

Herr Specht führte weiter aus, dass der Unkenbach eine Verkehrsader gewesen sein dürfte und sich parallel zu ihm die Häuser ansiedelten. Bei den Ausgrabungen fand man Keramikfragmente aus dem 8. Jahrhundert, vor allem aber haben sich Pfostenabdrücke im Keuper erhalten. Diese Abdrücke stammen jedoch, wie bereits erwähnt, aus mehreren Zeitepochen, lassen aber durchaus den Schluss zu, dass sich auf dem Gelände über längere Zeitspannen Ansiedlungen von Grubenhäusern (eingetiefte Häuser) befunden haben.

Herr Specht gab den Zuhörern auch einen Einblick über die Vorgehensweise bei Ausgrabungen. Alle Funde sind akribisch zu sichern, damit dann Befunde erstellt werden können. Zeitdruck erschwert häufig die Arbeit.

Im Anschluss an den Vortrag fanden lebhafte Gespräche mit Herrn Specht statt. Jetzt war auch Zeit, Herrn Meinhardts Modell genauer in Augenschein zu nehmen. Die Besucher waren begeistert von seiner Feinarbeit und Perfektion, aber auch überrascht, wie stabil und robust trotz aller Filigranität die Modellhäuschen sind. Zu Recht erhielt Herr Meinhardt viel Lob und Bewunderung für seine Arbeit und er beantwortete auch gerne all die vielen Fragen zu seinen Ideen.

Der NWV bedankt sich sowohl bei Herrn MA Oliver Specht, als auch bei Herrn Rudolf Meinhardt für diesen interessanten Abend und auch für die intensive Arbeit und Organisation im Vorfeld. 

Bedanken möchten wir uns auch bei unserem Kooperationspartner der VHS Schweinfurt und deren Zweigstelle Schwebheim für die Überlassung der Mehrzweckhalle sowie für Hilfe bei organisatorischen Fragen und bei der Gemeinde Schwebheim für den Transport des Modells

Ein weiterer Dank gilt Frau Elisabeth Winkler für ihren Bericht, Elisabeth und Otmar Winkler für die Unterstützung bei der Organisation und allen Fotografen.

 

 

 

Sonntag, 24.04.2016

Landschaftskundliche Exkursion zum Schwanberg  bei Iphofen

Referent: Prof. Dr. Winfried Türk, Hochschule OstwestfalenLippe, Höxter

Bericht: Dietlind Hußlein, Schweinfurt

19 Teilnehmer versammelten sich am Sonntag den

24.04.2016, um Prof. Dr. Türk bei einer Exkursion am Schwanberg zu begleiten. 

Das Wetter war im Allgemeinen schön, allerdings gespickt mit kurzen Schneeschauern und entsprechend kalt war es auch. Am Nachmittag wurde es wärmer.

Dr. Türk hat die Exkursion aus  Gründen der z.T. etwas bejahrten Teilnehmer in 2 Teile gegliedert:

1.                   ein Rundgang auf dem Plateau mit der Geschichte des Schwanbergs, der Waldgeschichte und den Pflanzengesellschaften 

2.                   eine nähere Betrachtung der südexponierten Hänge mit Schilfsandstein.  Dort sind botanische Raritäten zu finden.

Außerdem konnte man zwischendurch immer wieder herrliche Ausblicke in das Vorland genießen.

Wie schon öfter hat Dr. Türk den angekündigten Zeitplan von 4 Stunden auf 9 Stunden erweitert. Aber wie immer war

die Exkursion kurzweilig und sehr interessant, weil er die großen Zusammenhänge herausgearbeitet hat. Nach 5 Stunden hatten wir den ersten Teil abgeschlossen. Nach einer Mittagspause im Kaffee auf dem Schwanberg traten ein Teil der Teilnehmer - die Unersättlichen - noch an, um Pflanzen des Südhanges in Abhängigkeit von den dortigen Gegebenheiten zu bewundern.

Das Steigerwaldvorland ist im Gegensatz zum Steigerwald von Löß bedeckt. Löß ist eine gute Voraussetzung für den Ackerbau. Seit der Mensch sesshaft wurde, rodete man dafür dort  den Wald. 

Später wurde auch der Steigerwald gerodet aufgrund der hochentwickelten Kultur der Kelten (= Gallier) und Germanen. Durch die Handwerkskunst und den Fernhandel erreichten sie um 200 v. Chr. eine Blütezeit. Burganlagen, die es ab Ende des 1. Jhdts. v. Chr. gibt, gehen auf Caesar zurück und werden Oppidum genannt. Ein Oppidum war eine Burganlage. Dort wohnte der Herrscher und innerhalb der Burganlage war auch eine Siedlung. Zwischen den Häusern waren Felder. Nach dem 1. Jhdt. n. Chr. verschwand die keltische Kultur. Die Römer eroberten Gallien und die beiden  Kulturen verschmolzen miteinander. 

Für das Oppidum auf dem Schwanberg war das Fehlen von

Bäumen um die Burg auf dem Sporn des Steigerwalds von Vorteil. Zum einen war der Sichtkontakt zum nächsten Oppidum gewährleistet und außerdem konnte man Feinde von weitem erkennen. 

Der karge Boden auf dem Schwanberg war immer schon für den Ackerbau wenig geeignet, denn die Keuperschichten bestehen im Wesentlichen aus Sand, Schluff, Ton oder kleinen Kalksteinbänken. Doch der Wald wurde von den Kelten und Germanen, die dieses Gebiet besiedelten, in jener Zeit intensiv genutzt, vor allem für Brennholz, zum Hausbau, zur Metallgewinnung oder der Glasverhüttung, für die Weide der Haustiere usw. 

Dass hier eine Siedlung war, erkennt man heute noch an den Stickstoffzeigern wie z.B. Brennnesseln (Urtica dioica), Stinkender Storchschnabel (Geranium robertianum),  Schwarzer Holunder (Sambucus nigra) oder  Kratzbeere (Rubus caesius), Giersch (Aegopodium podagraria), usw.. Manche der Pflanzen wie z.B. Kletten-Labkraut (Galium aparine), Echte Nelkenwurz (Geum urbanum) oder Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata), Filz-Klette (Arctium tomentosum), Gold-Kälberkropf (Chaerophyllum aureum) oder das Gemeine Knaulgras (Dactylis glomerata) gehören in eine ganz andere Pflanzengesellschaft, nämlich in den Auwald.

Auch Ackerwildkräuter sind zu finden, die hier nicht her gehören wie z.B. die Purpurrote Taubnessel (Lamium purpurea) und Efeu-Ehrenpreis (Veronica hederacea), wie Dr. Türk hervorhebt. 

Ob die Pflanzen bewusst eingeschleppt wurden oder von sich aus eingewandert sind, weiß man nicht.

Wenn Stockschlag stattfindet oder -fand, dann wachsen Lichtpflanzen wie z.B. Gemeine Esche (Fraxinus excelsior), Diptam (Dictamnus albus), Echte Sternmiere (Stellaria holostea) oder Scharbockskraut (Ranunculus ficaria).

Urwälder gibt es heute in ganz Europa fast überhaupt nicht mehr. Mehrfach in der Menschheitsgeschichte Mitteleuropas ist der Wald stark degradiert bzw. völlig gerodet worden. Heute haben wir höchstens naturnahe Wälder, aber keine Urwälder – so betont Türk immer wieder. Die Überprägung der Landschaft wie auch der Waldstruktur durch den Menschen  findet nicht erst heute statt.

Fürstbischof Julius Echter hat aufgrund der Abholzung bzw. des daraus folgenden Holzmangels für Bauvorhaben im 16. Jahrhundert (die letzte Burg auf dem Schwanberg ließ J. Echter bauen) die „Mittelwaldbewirtschaftung“ eingeführt – ein forstwirtschaftliches Eingreifen, dessen Idee aus Frankreich stammt.

Bemerkenswert ist, dass Zeiten, die für die Menschen Katastrophen waren wie z.B. der 30-jährige Krieg (1618 – 1648) oder Epidemien wie z.B. die Pest, für den Wald immer wieder Zeiten der Erholung waren. Im Zeitraum von 1750 – 1850 soll der Zustand des Waldes am schlechtesten gewesen sein.  Holz war Mangelware.

Erst durch die Verwendung von Kohle für Energiegewinnung und die Erfindung von Kunstdünger verminderte sich die Abholzung bzw. die intensive Waldnutzung. Zusätzlich wurde auch ab Mitte des 19. Jhdts. aufgeforstet: auf den schlechteren Böden kamen die Gemeine Fichte (Picea abies) und auf den besseren Böden die Wald-Kiefer (Pinus sylvestris) vor. Die Rotbuche (Fagus sylvatica) und die Weißtanne (Abies alba) kamen mit den kargen, kahlen Böden schlecht zurecht. Die Rotbuche (Fagus sylvatica) gehört zwar in unser Gebiet, aber nicht in dieser Menge wie sie heute zu finden ist - so Dr. Türk. Da  Bucheckern und Eicheln für die Schweinemast in früheren Jahren wichtig waren, sind Buche und Eiche gefördert worden. 

Es gab also viele schlechte Zeiten für den Wald. Die Forstwirtschaft in den vergangenen Jahrhunderten brachte nach Dr. Türk durch Einbringung verschiedener Baumarten wieder Vielfalt in den Wald. 

Selbstverständlich spielen auch die Gegebenheiten der Natur eine große Rolle. 

Der Steigerwald liegt 200 m über dem Steigerwaldvorland. Das Klima ist deshalb rauer (eine ca 1,5°C niedrigere Jahrestemperatur als die im Vorland) und durch Steigungsregen mit 760 mm Jahresniederschlag deutlich feuchter als im Vorland (ca 650 mm Jahresniederschlag).

Wie schon erwähnt kann man viele Eingriffe des Menschen  heute noch an den in der Landschaft vorkommenden Pflanzenarten sehen. Aber Bodenart und Klima halten Auslese unter den Pflanzen und erlauben oder verweigern ihr Gedeihen; Bodenart und Klima bestimmen auch die Nutzung durch den Menschen.

Damit möchte  Dr. Türk eines immer wieder hervorheben: Ganz Deutschland ist eine Kulturlandschaft. Es gibt nahezu keine ursprünglichen Landschaften mehr. Kaum irgendwo ist Wald noch ursprünglich. Alles ist vom Menschen immer wieder verändert worden. 

Es ist Frühling. So konnte  uns Dr. Türk einige Frühjahrsblüher vorstellen wie  das Maiglöckchen (Convallaria majalis),  den Waldmeister (Galium odoratum) und das Wald-Labkraut (Galium sylvaticum) oder  echte Waldpflanzen wie z.B. das Wald-Veilchen (Viola reichenbachiana), das Hain-Veilchen (Viola riviniana), das Busch-Windröschen (Anemone nemorosa), den Goldschopf-Hahnenfuß (Ranunculus auricomus). Viele dieser Pflanzen werden durch Ameisen verbreitet. Auch Gräser hat Türk gezeigt wie z.B. das Wald-Flattergras

(Milium effusum), die Wald-Segge (Carex sylvatica) oder die Draht-Schmiele (Deschampsia flexuosa). Letztere kommt meist zusammen mit der Schmalblättrigen Hainbinse (Luzula luzuloides) vor.

Jetzt im Frühling hat der Buchenwald seinen schönsten Aspekt, wenn sich die Blätter gerade entfalten und den Wald in ein zauberhaftes Hellgrün tauchen.

Am Nachmittag ist Dr. Türk mit noch aufnahmefähigen Teilnehmern den Trauf des Schwanbergs hinabstiegen, um den sich ändernden Florencharakter zu zeigen.

Hier kommen wir in den Schilfsandsteinhorizont. Nicht nur das Gestein ändert sich, sondern auch die Feuchtigkeitsverhältnisse des Bodens sowie die Licht- und Wärmeverhältnisse. Dr. Türk zeigt das an einigen Pflanzen: So finden wir z.B. die lichtbedürftige Erbsen-Wicke (Vicia pisiformis) – eine Waldsteppenart, die hier wegen der Trockenheit an ihre Grenze kommt oder eine andere Waldsteppenart ist die Wiesen-Schlüsselblume (Primula veris ssp canescens) oder ein Eiszeitrelikt das Rauhaar-Veilchen (Viola hirta). Auf der Steigerwaldhöhe sind Pelosolböden  (= Tonböden). Auf diesen Böden kommt z.B. die Schwesterart der WiesenSchlüsselblume nämlich die Hohe Schlüsselblume (Primula elatior) vor. 

Die Hänge des Steigerwalds sind starker Sonneneinstrahlung ausgesetzt und mit die wärmsten Gebiete Unterfrankens. Deshalb sind die Hänge auch sehr gut für den Weinbau geeignet. Aber den Weinstöcken  an den Hängen des Steigerwalds drohen kalte Fallwinde. Das ist vor allem kritisch, wenn der Weinstock im Frühjahr blüht. Kommt es dann zu einem Kälteeinbruch, kann die ganze Ernte ausfallen. Als Schutz pflanzte man schon in dem Zeitraum um 1900 die

Schwarzkiefer. Sie ist anspruchslos in Bezug auf den Boden. Sie ist eingebürgert, aber - laut Dr. Türk - ein wunderbarer  Baum. 

Stundenlang kann Dr. Türk von der Herkunft, den Ansprüchen und vielem anderen der einzelnen Pflanzen erzählen und vor allem die großen Zusammenhänge aufzeigen. Es wird nie langweilig. Und man fühlt sichtlich, wie er Freude daran hat, uns sein Wissen  mitzuteilen. - Es war ein sehr bereichernder, wundervoller Tag. 

Wir danken Herrn Prof. Winfried Türk aus Höxter für die exzellente Exkursion und seinen großen persönlichen, ehrenamtlichen Einsatz für unseren Verein. Weiterer Dank gilt Frau Dietlind Hußlein für ihre umfassende Berichterstattung.

Im Folgenden, die von Herrn Dr: Türk besonders hervorgehobenen Pflanzen (Bilder: Dietlind Hußlein):

Veilchen (Viola spec)                         Busch-Windröschen 

(Anemone nemorosa)

Waldmeister (Galium odoratum)        Maiglöckchen

                                                            (Convallaria majalis)

 

Freitag, 06.05.2016 

Alexander von Humboldt in Franken – geologische und bergbauliche Aspekte 

Referent und Bericht: Francise Leopold Huber, Schweinfurt

 

Alexander von Humboldt,

Radierung von Auguste Desnoyers nach einer Zeichnung von François Gerard, 1805,  Quelle:

www.avhumboldt.de.

 

 

 

 

 

Humboldt in Franken – In geologischer und bergbaulicher Sicht

Von Februar 1792 bis Februar 1797 war Alexander von Humboldt als Oberbergmeister und später als Oberbergrat in Franken tätig. In dieser kurzen  Schaffensperiode spiegeln sich exemplarisch alle Bereiche seines Forschens und Handelns wieder, die sein späteres Leben bestimmen sollten.

A. v. Humboldt wurde am 14.7.1769 geboren und starb im

90. Lebensjahr am 6.05.1859. Gemeinsam mit seinem Bruder Wilhelm erhielten die Brüder durch Hauslehrer eine umfassende und sorgfältige Schulung in alten und neuen Sprachen, auch in Kupferstechen und Radierungen.  Nach Studien in Frankfurt / Oder in Medizin, Staatswirtschaftslehre, Physik, Mathematik und Altertumswissenschaften, wechselte er 1789 an die Universität Göttingen, wo er das  Studium der Physik (Lichtenberg) fortsetzte und Anatomie, Zoologie, sowie Einführung in die Geologie als Studienfächer bei Prof.

Blumenberg belegte.

Die Freundschaft mit Georg Forster beflügelte sein Interesse an Forschungsreisen. Seine erste Publikation: “Mineralogische Beobachtungen über einige Basalte am Rhein“, erweckte großes Interesse bei den preußischen Behörden, die ihn nach einem kurzen Bergbaustudium in Freiberg in  Sachsen bei Gottlob Werner als Bergassessor in den Staatsdienst übernahmen.

Er wurde 1792 beauftragt, in dem preußisch gewordenen Verwaltungsgebiet Ansbach-Bayreuth eine Studie über die Bodenschätze zu erstellen. Auch wenn der Bericht den Titel trägt „Über den Zustand des Bergbaus und Hüttenwesens in den Fürstentümern Bayreuth und Ansbach“, so handelt es sich vor allem um eine Bestandsaufnahme des fränkischen Bergbaus. Dieser Bericht enthält eine auch heute lesenswerte Darstellung des fränkischen Bergbaus in technologischer, geologischer und bergmännischer Sicht sowie Berechnungen über Herstellungskosten und die Erträge im Hüttenwesen.

Seine Reise führte ihn u.a. über Bad Steben, Naila, Bad Berneck, Arzberg, Wunsiedel  und Goldkronach, bei der er viele Gruben befuhr, Hammerwerke und Hochöfen besichtigte, Transportwege untersuchte und wasserwirtschaftliche Fragen im Bergbau erörterte. Diese mit viel Sachwissen und einem realistischen Blick für ökonomisch sinnvolle Lösungen in drei Monaten erstellte Studie wurde zur Pflichtlektüre für die höheren Beamten  der preußischen Bergbaubehörde.

Aufgrund dieser Leistung wurde Humboldt zum Oberbergmeister, später zum Oberbergrat, für die Fürstentümer Ansbach und Bayreuth ernannt.  Der Bergbau in Franken war zu seiner Zeit noch stark handwerklich geprägt mit vielen mittelständischen Betriebsgrößen. Als Energiequellen standen nur Wasserkraft und Holzkohle zur Verfügung. Die Bergbauarbeiter, oft Tagelöhner, wurden für die Arbeit unter Tage fachlich nicht vorbereitet. Die Technologie unter Tage entsprach noch weitgehend den Beschreibungen von Georgius Agricola aus dem XVI. Jahrhundert. Dampfmaschinen  und  Kohle wurden bergmännisch in Franken noch nicht eingesetzt.

Bezeichnend für die Einstellung Humboldts zu den wirtschaftlichen und sozialen Aspekten des Bergbaus ist seine Aussage: "Wohltätiger und wichtiger, als für die unmittelbare Einnahme des Fürsten, ist der Bergbau für den Wohlstand und Gewerbefleiß des Volkes." Darin zeichnet sich sein späteres soziales Engagement für die Errichtung einer Bergbauschule in Bad Steben und die Einrichtung von Hinterbliebenenkassen für die verunglückten Bergarbeiter ab.

Da es an den Bergwerken oft an ausgebildetem Führungspersonal mangelte, musste er auch technische und organisatorische Arbeiten vor Ort wahrnehmen. Seine Klagen über die matten Wetter in den Gruben wirft ein düsteres Bild über die damaligen Arbeitsbedingungen, mit fehlenden Bewetterungsanlagen in den Gruben, völlig unzureichenden Berglampen der Arbeiter und den drohenden Wassereinbrüchen. 

Auf all diesen Gebieten versuchte er Abhilfe zu schaffen. wie durch die Entwicklung einer Grubenlampe für matte Wetter, die Entwässerung der Gruben (z.B. der heute noch bestehende Kaiser-Wilhelm-Stollen bei Lichtenberg), Frischluftverbesserungen und vor allem die Errichtung einer Bergbauschule in Bad Steben für die jungen Bergarbeiter (z.T. Kinder!). Selbst die Schulbücher  wurden von Humboldt verfasst.

Der in Goldkronach eingestellte Abbau in der “Fürstenzeche” wurde anhand alter Bergwerksakten wieder aufgenommen. Der Abbau auf Eisenerz, Zinn und Kupfer wurde in weiteren Gruben gefördert.

Im Goldkronacher Revier wurde die schriftliche  Berichterstattung durch den jeweiligen Geschworenen eingeführt. Alle zwei Wochen musste angeführt werden, wo er mit seinen Leuten arbeite, wie stark seine Belegschaft sei und welche Menge er fördere. Humboldt ergänzte die Berichte mit Randbemerkungen und kontrollierte. Diese organisatorischen Maßnahmen führten zu größerer Transparenz und

Effizienz in den Gruben. 

Die Arbeitsvergütung  wurde nach der Fördermenge bezahlt. Statt des Schichtlohnes wurde nach geförderter Menge bezahlt. Humboldt betrachtete die Arbeitsmethoden von der menschlichen und von der wirtschaftlichen Seite “Je langsamer man verfährt, desto mehr steigen die Generalkosten, desto unsparsamer ist der Betrieb.” Diese wirtschaftlich orientierte Einstellung geht auf sein Studium an der Handelsakademie von Johann Georg Büsch in Hamburg zurück.

Die Erfolge Alexander von Humboldts von 1792 bis 1797 konnten sich sehen lassen. Neben einer gesteigerten Ausbeute an Eisen-, Kupfer- Blei-, Zinn- und Golderzen war die Unfallhäufigkeit in den Gruben zurückgegangen und das fachlich – technische Bildungsniveau der Bergarbeiter gesteigert worden. Auch wurden Verbesserungen an den Brennöfen (Blau- und Hochöfen) vorgenommen. 

Trotz allem konnte Humboldt dem fränkischen Bergbau nur zu einer Scheinblüte verhelfen. Gegen das wirtschaftlich aufstrebende Ruhrgebiet, aber auch das Ausland, mit modernerer Technik, dem Einsatz  der Dampfmaschine, höherer Förderleistung und größerer Rentabilität war der Bergbau in Franken nicht mehr konkurrenzfähig.

Nach dem Tode seiner Mutter verließ Humboldt 1797 auf eigenen Wunsch den preußischen Staatsdienst , um sich seinen Forschungen zu widmen, die er sogar während seiner bergmännischen Zeit in Franken nicht vernachlässigt hatte, wie die magnetometrischen Messungen oder die elektrischen Reizungen am Muskel.

 

Wir danken Herrn Francise Leopold Huber für seinen interessanten Vortrag, der im Zuge der Vorbereitung mit umfangreichen Recherchen und Befahrungen verbunden war sowie für seinen Bericht.

 

 

Samstag, 07.05.2016

Naturkundliche Wanderung um den Kreuzberg südlich Machtilshausen - Geologie, Ornithologie und Botanik

Referenten: Konrad Roth, Maibach, Dietlind Hußlein,

Schweinfurt, Helmut Müller, Stadtlauringen

Bericht: Dietlind Hußlein, Schweinfurt

Am 07. Mai 2016 trafen sich ca. 20 Teilnehmer zu einer Wanderung, um den Kreuzberg bei Machtilshausen geologisch, botanisch  und ornithologisch zu erkunden. 

Geführt hat für die Botanik Konrad Roth, für die Geologie Helmut Müller und für die Ornithologie die Protokollführerin Dietlind Hußlein. Es war ein sonniger Tag mit sommerlichen Temperaturen. 

Am Anfang der 4-stündigen Wanderung erzählte ich etwas über den Wendehals, den wir bei der Vorexkursion gehört hatten, der sich aber an diesem Tag nicht hören oder sehen ließ. Es ist schwierig, gleichzeitig die Augen auf die Pflanzen und den Untergrund zu richten und auch noch die Ohren für die Vögel zu spitzen!  

An geeigneten Stellen wies H. Müller auf den geologisch sichtbaren Untergrund hin: Die rötlich erscheinenden Felder im davor liegenden Tal gehören zum Röt (oberste Schicht des Buntsandstein); darüber steht der Wellenkalk an, der die fantastische Kalk-Vegetation auf unserer Exkursion zeigt. Immer wieder sind Teile der harten Schaumkalkbank zu sehen  -  der obersten Schicht des Unteren Muschelkalks. 

K. Roth hat immer wieder Stopps eingelegt, um unterwegs gesammelte Pflanzen vorzustellen.

 Es ist eines der schönsten Gebiete unserer nächsten Umgebung. Auf Kalk ist die Vielfalt der Pflanzenarten am größten. Es ist wunderbar, dass hier am Kreuzberg bei Machtilhausen noch so ein Stückchen Land übrig geblieben ist. Immer wieder einmal  einen Blick ins Tal zu richten, ist ein seltener, aber wohltuender Anblick in unserer ausgeräumten Landschaft geworden.

So haben die Teilnehmer die paar Stunden mit uns zusammen genossen und - wie ich vernehmen konnte - doch auch so manche Erkenntnis mit nach Hause getragen.  In gemeinsamer Runde beendeten wir den Tag in dem Gasthaus in Wirmsthal. 

 

Am Ende die gesamte Liste der festgestellten Pflanzen und Tiere  der Vor- und der eigentlichen Exkursion:

 

Blütenpflanzen 

 

1.

Acer campestre

Feld-Ahorn

2.

Acer pseudoplatanus

Berg-Ahorn

3.

Aegopodium podagraria

Giersch

4.

Achillea millefolium

Gemeine Schafgarbe

5.

Agrimonia eupatoria

Kleiner Odermennig

6.

Ajuga genevensis

Genfer(=Heide)-Günsel

7.

Allium vineale

Weinbergs-Lauch

8.

Alliaria petiolata

Knoblauchs-Rauke

9.

Anemone sylvestris

Großes Windröschen

10.

Anthemis tinctoria

Färber- Hundskamille

11.

Anthericum ramosum

Ästige Graslilie

12.

Aquilegia vulgare 

Gemeine Akelei

13.

Arabidopsis thaliana

Acker-Schmalwand

14.

Arabis hirsuta

Rauhaarige Gänsekresse

15.

Artemisia vulgaris

Gemeiner Beifuß

16.

Asarum europaeum

Haselwurz

17.

Bellis perennis

Gänseblümchen

18.

Berberis vulgaris

Berberitze

19.

Bupleurum falcatum

Sichel-Hasenohr

20.

Campanula rapuncu-

loides 

Acker-Glockenblume

21.

Capsella bursa-pastoris

Hirtentäschel

22.

Cardamine hirsuta

Viermänniges  Schaumkraut

23.

Carlina vulgaris

Golddistel

24.

Centaurea jacea

Wiesen-Flockenblume

25.

Centaurea scabiosa

Skabiosen-Flockenblume

 

26.

Cerastium arvense

Acker-Hornkraut

27.

Cerastium brachypetalum ssp. tauricum

Kleinblütiges Hornkraut

28.

Cerastium glomeratum

Knäuel-Hornkraut

29.

Cerastium glutinosum

Bleiches Zwerg-Hornkraut

30.

Chaerophyllum aureum

Gold-Kälberkropf

31.

Cichorium intybus

Gemeine Wegwarte

32.

Cirsium acaule

Stengellose Kratzdistel

33.

Cirsium arvense

Acker-Kratzdistel

34.

Cirsium vulgare

Lanzett-Kratzdistel

35.

Clematis recta

Aufrechte Waldrebe

36.

Clematis vitalba

Gemeine Waldrebe

37.

Convallaria majalis

Maiglöckchen

38.

Cornus sanguinea

Roter Hartriegel

39.

Corylus avellana

Gemeine Hasel

40.

Crataegus monogyna

Eingriffliger Weißdorn

41.

Daphne mezereum

Gemeiner Seidelbast

42.

Daucus carota

Wilde Möhre

43.

Dipsacus fullonum

Wilde Karde

44.

Echinops sphaerocephalus

Große Kugeldistel

45.

Echium vulgare

Natternkopf

46.

Erodium cicutarium

Gemeiner Reiherschnabel

47.

Erophila verna

Frühlings–

Hungerblümchen

48.

Euphorbia cyperissias

Zypressen-Wolfsmilch

49.

Euphorbia helioscopa

Sonnwend-Wolfsmilch

50.

Fagus sylvatica

Rot-Buche

51.

Falcaria vulgaris

Gemeine Sichelmöhre

52.

Fragaria viridis

Knackelbeere

53.

Fumaria officinalis

Gemeiner Erdrauch

54.

Galium album

Weißes Labkraut

55.

Galium aparine

Klebriges Labkraut

56.

Geranium pyrenaicum

Pyrenäen-Storchschnabel

57.

Geranium robertianum

Ruprechtskraut

58.

Geranium sanguineum

Blut-Storchschnabel

59.

Hedera helix

Efeu

 

 

60.

Helianthemum apenninum

Apenninen-

Sonnenröschen

61.

Hepatica nobilis

Leberblümchen

62.

Heracleum sphondylium

Wiesen-Bärenklau

63.

Hieracium murorum  (= sylvaticum)

Wald-Habichtskraut

64.

Himantoglossum hircinum

Bocks-Riemenzunge

65.

Hippocrepis comosa

Schopf-Hufeisenklee

66.

Hypericum perforatum

Tüpfel-Hartheu

67.

Inula conyza

Dürrwurz-Alant

68.

Juniperus communis

Gemeiner Wacholder

69.

Isatis tinctoria

Färberwaid

70.

Lactuca perenne

Blauer Lattich

71.

Lamium album

Weiße Taubnessel

72.

Lamium purpureum

Purpurrote Taubnessel

73.

Lathyrus pratense

Wiesen-Platterbse

74.

Ligustrum vulgare

Liguster

75.

Lonicera xylosteum

Rote Heckenkirsche

76.

Lotus corniculatus

Hornklee

77.

Malus domesticus

Haus-Apfel

78.

Malus sylvestris

Holz-Apfel

79.

Malva moschata

Moschus-Malve

80.

Medicago lupulina

Hopfenklee

81.

Medicago falcata

Sichel-Luzerne

82.

Mercurialis perennis

Ausdauerndes Bingelkraut

83.

Moehringia trinerva

3-nervige Miere

84.

Mycelis muralis

Mauer-Lattich

85.

Myosotis ramosissima

Hügel-Vergißmeinnicht

86.

Onobrychis arenaria

Sand-Esparsette

87.

Ophrys insectifera

Fliegen-Ragwurz

88.

Ophrys sphecodes

Große Spinnen-Ragwurz

89.

Orchis militaris

Helm-Knabenkraut

90.

Origanum vulgare

Wilder Dost

91.

Pastinaca sativa

Pastinak

92.

Peucedanum cervaria

Hirschwurz-Haarstrang

93.

Pinus nigra

Schwarz-Kiefer

94.

Pinus sylvestris

Gemeine Kiefer

95.

Pyrus pyraster

Wild-Birne

 

96.

Plantago lanceolata 

Spitz-Wegerich

97.

Plantago major

Großer Wegerich 

98.

Plantago media

Mittlerer Wegerich

99.

Platanthera chlorantha

Grünliche Waldhyazinthe

100

Polygala amara ssp brachyptera

Bitteres Kreuzblümchen

101

Polygonatum odoratum

Salomonsiegel

102

Potentilla incana

Sand-Fingerkraut

103

Potentilla neumanniana

Frühlings-Fingerkraut

104

Potentilla reptans

Kriechendes Fingerkraut

105

Primula veris

Wiesen-Schlüsselblume

106

Prunella vulgaris

Kleine Brunelle

107

Prunus spinosa

Schlehe

108

Pulsatilla vulgaris

Gemeine Küchenschelle

109

Pyrus domesticus

Haus-Birne

110

Pyrus pyraster

Wild-Birne

111

Quercus petraea

Trauben-Eiche

112

Ranunculus auricomus

Goldschopf-Hahnenfuß

113

Ranunculus acris

Scharfer Hahnenfuß

114

Ranunculus bulbosus

Knolliger Hahnenfuß

115

Ranunculus ficaria

Scharbockskraut

116

Ranunculus repens

Kriechender Hahnenfuß

117

Reseda luteola

Färber-Resede

118

Ribes uva-crispa

Stachelbeere

119

Rosa canina

Hunds-Rose

120

Rosa spinosissima 

(pimpinellifolia)

Pimpinell-Rose

121

Rubus caesius

Kratzbeere

122

Rumex acetosa

Wiesen-Sauerampfer

123

Salvia pratense

Wiesen-Salbei

124

Sambucus nigra

Schwarzer Holunder

125

Sanguisorba minor

Kleiner Wiesenknopf

126

Sanicula europaea

Sanikel

127

Sedum acris 

Scharfer Mauerpfeffer

128

Sedum maximum

Große Fetthenne

129

Sedum sexangulare

Milder Mauerpfeffer

130

Serratula tinctoria

Färber-Scharte

 

 

131

Seseli libanotis (=Libanotis pyrenaica)

Berg-Heilwurz

132

Silene dioica

Rote Lichtnelke

133

Solidago virgaurea

Gemeine Goldrute

134

Sorbus aria s.str.

Echte Mehlbeere

135

Sorbus aucuparia

Eberesche

136

Sorbus torminalis

Elsbeere

137

Stellaria media

Vogel-Sternmiere 

138

Tanacetum corymbosum

Ebensträußige Margarite

139

Tanacetum vulgare

Rainfarn

140

Taraxacum officinale agg

Gemeiner Löwenzahn

141

Taraxacum lacistophyllum sect. Erythrosperma

 

142

Taraxacum rubicunda sect. Erythrosperma

Rotsamiger Löwenzahn

143

Taraxacum parnassicum sect. Erythrosperma

 

144

Teucrium botrys

Trauben-Gamander

145

Teucrium chamaedrys

Echter (Edel-) Gamander

146

Thlaspi perfoliatum

Durchwachsenblättriges

Hellerkraut

147

Trifolium medium

Mittl. (=Zickzack)Klee

148

Trifolium pratense

Rot-Klee

149

Trifolium repens

Weiß-Klee

150

Tripleurospermum perforatum

Geruchlose  Kamille

151

Urtica dioica

Große Brennessel

152

Valeriana wallrothii ssp angustifolium

Hügel-Baldrian

153

Valerianella locusta

Gemeines Rapünzchen

154

Verbascum lychnitis

Mehlige Königskerze

155

Verbascum thapsus

Kleinblütige Königskerze

156

Veronica arvensis

Feld-Ehrenpreis

157

Veronica hederifolia

Efeu-Ehrenpreis

158

Veronica persica

Persischer Ehrenpreis

159

Veronica teucrium

Großer Ehrenpreis

160

Viburnum lantana

Wolliger Schneeball

161

Vicia hirsuta

Rauhhaar-Wicke

162

Vicia angustifolia  ssp segetalis

Schmalblättrige Wicke

163

Vicia sepium

Zaun-Wicke

164

Vicia tenuifolia

(= cracca ssp tenuifolia)

Feinblättrige Wicke

165

Viola arvensis

Feld-Stiefmütterchen

166

Viola hirta

Rauhhaar-Veilchen

Sauergräser:

1.

Carex digitata

Finger-Segge 

2.

Carex flacca

Blaugrüne Segge

(=Schlaffe Segge)

3.

Carex humilis

Erd-Segge 

(=Niedrige Segge)

4.

Carex montana

Berg-Segge

Süßgräser:

5.

Allopecurus pratense

Wiesen-Fuchsschwanz

6.

Brachypodium sylvaticum

Wald-Zwenke

7.

Bromus hordeaceus 

Weiche Trespe

8.

Bromus inermis

Unbegrannte Trespe

9.

Bromus sterilis

Taube Trespe

10.

Dactylis glomerata

Wiesen-Knäuelgras

11.

Festuca ovina agg

Echter Schafschwingel

12.

Melica uniflora

Einblütiges Perlgras

13.

Poa angustifolia

Schmalblättriges Rispengras

14.

Poa nemoralis

Hain- Rispengras

15.

Poa pratensis agg

Wiesen-Rispengras

Farne:

1.

Athyrium filix-femina

Frauenfarn

2.

Dryopteris filix-mas

Gemeiner Wurmfarn

 

Roter Druck: Arten der Roten Liste  Schmetterlinge

Anthocharis cardamines (Aurorafalter), Callophrys rubi (Brombeerzipfelfalter), Gonepteryx rhamni (Zitronenfalter), Melithaea asteria (Kleiner Scheckenfalter).

Andere Insekten

Cicindella campestris (Feld-Sandlaufkäfer), Gryllus campestris (Feldgrille), Pyrrhocoris apterus (Gemeine Feuerwanze).

Vögel

Amsel, Baumpieper, Blaumeise. Buchfink, Eichelhäher, Fitis,

Gartengrasmücke Gartenrotschwanz, Girlitz, Goldammer, Grünfink, Grünspecht, Heckenbraunelle, Kohlmeise, Mäusebussard, Mauersegler, Mehlschwalbe, Misteldrossel, Mönchsgrasmücke, Rauchschwalbe, Ringeltaube, Rotkehlchen, Schwanzmeise, Singdrossel, Sommergoldhähnchen, Trauerschnäpper, Wendehals, Zaunkönig, Zilpzalp. 

 

Wir danken Konrad Roth, Frau Hußlein und Helmut Müller für die wunderschöne Exkursion zu den verborgenen Schätzen unserer Heimat, für die gute Vorbereitung und die Erstellung der Pflanzenliste. Ein weiterer Dank gilt Frau Dietlind Hußlein für ihre Berichterstattung. 

 

 

 

Samstag, 28.05.2016 

Naturkundliche Wanderung durch das Nationale Naturerbe Brönnhof

Referenten: Konrad Roth, Maibach, Dietlind Hußlein,

Schweinfurt, Helmut Müller, Stadtlauringen

Bericht: Dietlind Hußlein, Schweinfurt

Ca. 40 Teilnehmer versammelten sich am 28. Mai zur Naturkundlichen Wanderung durch das Nationale Naturerbe Brönnhof - ein Truppenübungsgelände, das bis vor kurzem genutzt wurde.

Im Wald nahe Weipoltshausen besuchten wir zunächst eine Stelle, an der ca. 100 Exemplare des Manns-Knabenkraut (Orchis mascula) blühten. Danach ging es weiter durch den Wald bis wir zu dem offenen Gelände des eigentlichen Brönnhof kamen. Auf dem Weg stellten die Referenten sowohl Pflanzen als auch Vögel vor, die wir am Weg fanden bzw. hörten. Auf der Aussichtsplattform mitten in diesem Brönnhofgebiet erläuterte K. Roth, wieviel Tiere und Pflanzen er in den 90iger Jahren dort fand und in seinem Buch "Flora und Fauna von Maibach und Umgebung" veröffentlichte. 

Anschließend erläuterte H. Müller das Gebiet des Brönnhofs anhand der geologischen Karte. Der Untergrund des Brönnhofgebietes ist Oberer Muschelkalk. NW des Brönnhofs (Richtung Saaletal) steht Buntsandstein an und im SO kommt der Keuper zum Vorschein. Aus der Schaumkalkbank (die oberste Schicht des Unteren Muschelkalks), die nur in der weiteren Umgebung ansteht, wurden Mauern von  Dörfern in der Umgebung gebaut und auch auf dem Gelände des Brönnhofs liegen solche Schaumkalkblöcke dort, wo man die Panzer abhalten wollte, in bestimmte Bereiche hinein zu fahren. An manchen Gräben tritt der Obere Muschelkalk zu Tage. An einem solchen Graben  entdeckte der Geologe  Dr. G. Büttner Ceratiten - zur großen Verwunderung einiger Teilnehmer. 

Das Brönnhofgebiet ist ein großer Offenlandbereich, der von Wald umgeben ist. Die Besiedlung dieses Gebietes geht weit in die Vergangenheit zurück. Die Menschen rodeten damals den Wald und legten Äcker an. Doch der Boden war wenig ergiebig. Im 13. Jhdt. explodierte die Bevölkerung. Durch den anschließend wachsenden Handel mit fernen Ländern wurde die Pest eingeschleppt. Ganze Dörfer starben aus. Seit Ende des 2. Weltkriegs war der Brönnhof  Militärgelände der USA und für unsere Bevölkerung weitgehend unzugänglich - für die Flora und Fauna  ein bedeutendes Gebiet. 

K. Roth ließ es sich nicht nehmen noch einen altehrwürdigen Speierling vorzustellen. Dann aber erfolgte wegen der fortgeschrittenen Zeit und auch dem Ermüdungsgrad der Teilnehmer entsprechend der Rückweg sehr zügig. Jedenfalls  konnte so der angekündigte Zeitplan eingehalten werden.

Mit dem zwar schwülen, aber trockenen Wetter hatten wir unglaubliches Glück, denn als wir die Exkursion in einem etwas kleineren Kreis in den Distel-Stuben in Weipoltshausen beschlossen, fing es an, stark zu regnen. 

Im Anhang  die Liste der Pflanzen und Tiere der Vor- und  Haupt-Exkursion:

Blütenpflanzen  

1.  

Acer campestre

Feld-Ahorn

2.  

Acer platanoides

Spitz-Ahorn

3.  

Acer pseudoplatanus

Berg-Ahorn

4.  

Achillea millefolium

Gemeine Schafgarbe

5.  

Aesculus hippocastanum

Gemeine Roßkastanie

6.  

Ajuga reptans

Kriechender Günsel

7.  

Alisma plantago-aquatica

Gemeiner Froschlöffel

8.  

Allium oleraceum

Gemüse-Lauch

9.  

Alium ursinum

Bärlauch

10.  

Alliaria petiolata

Knoblauchs-Rauke

11.  

Alyssum alyssoides

Kelch-Steinbrech

12.  

Anemone nemorosa

Busch-Windröschen

13.  

Angelica sylvestris

Wald-Engelwurz

14.  

Anthemis tinctoria

Färber- Hundskamille

15.  

Anthriscus sylvestris

Wiesen-Kerbel

 

16.  

Aquilegia vulgare 

Gemeine Akelei

17.  

Arctium nemorosum

Hain-Klette

18.  

Artemisia vulgaris

Gemeiner Beifuß

19.  

Arum maculatum

Aronstab

20.  

Asarum europaeum

Haselwurz

21.  

Astragalus glycyphyllos

Bärenschote, 

22.  

Atropa bella-donna

Tollkirsche

23.  

Barbarea vulgaris

Barbarakraut

24.  

Bellis perennis

Gänseblümchen

25.  

Bunias orientalis

Zackenschötchen

26.  

Campanula patula

Wiesen-Glockenblume

27.  

Campanula rapunculus

Rapunzel-Glockenbl

28.  

Campanula trachelium

Nesselblättr. Glockenblume

29.  

Cardamine impatiens

Spring- Schaumkraut

30.  

Cardamine pratense

Wiesen-Schaumkraut

31.  

Carpinus betulus

Hainbuche

32.  

Centaurea angustifolia

Ungarische

Flockenblume

33.  

Centaurea jacea

Wiesen-Flockenblume

34.  

Centaurea scabiosa

Skabiosen-

Flockenblume

35.  

Cephalanthera  damasonium

Bleiches Waldvögelein

36.  

Cerastium arvense

Acker-Hornkraut

37.  

Cerastium glutinosum

Bleiches Zwerg-

Hornkraut

38.  

Chaerophyllum aureum

Gold-Kälberkropf

39.  

Chelidonium majus

Schöllkraut

40.  

Cichorium intybus

Gemeine Wegwarte

41.  

Cirsium arvense

Acker-Kratzdistel

42.  

Cirsium palustre

Sumpf-Kratzdistel

43.  

Cirsium vulgare

Lanzett-Kratzdistel

44.  

Convallaria majalis

Maiglöckchen

45.  

Cornus sanguinea

Roter Hartriegel

46.  

Corylus avellana

Gemeine Hasel

47.  

Crataegus laevigatus

Zweigriffliger Weißdorn

48.  

Crataegus monogyna

Eingriffliger Weißdorn

 

49.  

Crataegus x macrocarpa 

Großfrüchtiger  Weißdorn

50.  

Crataegus x subsphaericea

Verschiedenzähniger  Weißdorn

51.  

Cynoglossum officinale

Echte Hundszunge

52.  

Dipsacus fullonum

Wilde Karde

53.  

Epilobium montanum

Berg-Weidenröschen

54.  

Equisetum arvense

Acker-Schachtelhalm

55.  

Erophila verna

Frühlings-

Hungerblümchen

56.  

Eupatorium cannabinum

Gemeiner Wasserdost

57.  

Euphorbia cyperissias

Zypressen-Wolfsmilch

58.  

Fagus sylvatica

Rot-Buche

59.  

Fragaria viridis

Knackelbeere

60.  

Fragaria vesca

Wald-Erdbeere 

61.  

Fraxinus excelsior

Esche

62.  

Galeobdolon luteum 

(Lamium galeopdolon)

Echte Goldnessel

63.  

Galium album

Weißes Labkraut

64.  

Galium aparine

Klebriges Labkraut

65.  

Galium odoratum

Waldmeister

66.  

Galium sylvaticum

Wald-Labkraut

67.  

Galium verum

Echtes Labkraut

68.  

Geranium dissectum

Schlitzblättr. Storchschnabel 

69.  

Geranium robertianum

Ruprechtskraut

70.  

Geum urbanum

Echte Nelkenwurz

71.  

Glechoma hederacea

Gundermann

72.  

Hepatica nobilis

Leberblümchen

73.  

Holosteum umbellatum

Dolden-Spurre

74.  

Hypericum hirsutum

Rauhhaariges Hartheu

75.  

Hypericum perforatum

Tüpfel-Hartheu

76.  

Impatiens parviflora

Kleinblütiges Springkraut

77.  

Iris pseudacorus

Wasser-Schwertlilie

78.  

Lamium album

Weiße Taubnessel

79.  

Lamium montanum  (= Galeopdolon montanum)

Berg-Goldnessel

 

80.  

Lapsana communis

Gemeiner Rainkohl

81.  

Lathyrus nissolia

Gras-Platterbse

82.  

Lathyrus pratense

Wiesen-Platterbse

83.  

Lathyrus vernus

Frühlings-Platterbse

84.  

Lepidium campestre

Feld-Kresse

85.  

Leucanthemum vulgare

Margarite

86.  

Lonicera xylosteum

Rote Heckenkirsche

87.  

Lotus corniculatus

Hornklee

88.  

Lunaria annua

Garten-Silberblatt

89.  

Lycopus europaeus

Ufer-Wolfstrapp

90.  

Lysimachia nummularia

Pfennigkraut

91.  

Lysimachia punctata

Drüsiger Gilbweiderich

92.  

Lythrum salicaria

Gemeiner Blutweide-

rich

93.  

Medicago lupulina

Hopfenklee

94.  

Maianthemum bifolium

Zweiblättrige

Schattenblume

95.  

Melampyrum arvense

Acker-Wachtelweizen

96.  

Mentha aquatica

Wasser-Minze

97.  

Mercurialis perennis

Ausdauerndes

Bingelkraut

98.  

Moehringia trinerva

Dreinervige Miere

99.  

Mycelis muralis

Mauer-Lattich

100.

Myosotis  arvensis

Acker-Vergißmeinnicht

101.

Myosotis ramosissima

Hügel-Vergißmeinnicht

102.

Neottia nidus-avis

Vogel-Nestwurz

103.

Nuphar lutea

Gelbe Teichrose

104.

Nymphaea x hybrida

Hybrid-Seerose

105.

Onobrychis viciifolia

Futter-Esparsette

106.

Orchis mascula

Manns-Knabenkraut

107.

Oxalis acetosella

Wald-Sauerklee

108.

Paris quadrifolia

Einbeere

109.

Pastinaca sativa

Pastinak

110.

Phyteuma spicata

Ährige Teufelskralle

111.

Picea abies

Gemeine Fichte

112.

Picris hieracioides

Gemeines Bitterkraut

113.

Pinus sylvestris

Gemeine Kiefer

114.

Pyrus pyraster

Wild-Birne

 

115.

Plantago lanceolata 

Spitz-Wegerich

116.

Plantago major

Großer Wegerich 

117.

Plantago media

Mittlerer Wegerich

118.

Polygala comosa

Schopf-Kreuzblümchen

119.

Polygonatum multiflorum

Vielblütige Weißwurz

120.

Populus tremulus 

Zitter-Pappel

121.

Potamogeton natans

Schwimmendes

Laichkraut

122.

Potentilla anserina

Gänse-Fingerkraut

123.

Potentilla neumanniana

Frühlings-Fingerkraut

124.

Potentilla reptans

Kriechendes Fingerkraut

125.

Primula veris

Wiesen-Schlüsselblume

126.

Prunella vulgaris

Kleine Brunelle

127.

Prunus avium

Süßkirsche

(=Vogelkirsche)

128.

Prunus padus 

Traubenkirsche

129.

Prunus spinosa

Schlehe

130.

Pyrus pyraster

Wild-Birne

131.

Quercus petraea

Trauben-Eiche

132.

Quercus robur

Stiel-Eiche

133.

Quercus x calvescens

Bastard-Eiche

134.

Ranunculus aquatilis

Gemeiner Wasser-

Hahnenfuß

135.

Ranunculus auricomus

GoldschopfHahnenfuß

136.

Ranunculus acris

Scharfer Hahnenfuß

137.

Ranunculus bulbosus

Knolliger Hahnenfuß

138.

Ranunculus ficaria

Scharbockskraut

139.

Ranunculus flammula

Brennender Hahnenfuß

140.

Ranunculus lanuginosus

Wolliger Hahnenfuß

141.

Ranunculus repens

Kriechender Hahnenfuß

142.

Rhamnus cathartica

Purgier-Kreuzdorn

143.

Rosa arvensis 

Kriechende Rose

144.

Rosa rubiginosa

Wein-Rose

145.

Rubus idaeus

Himbeere

146.

Rumex crispus

Krauser Ampfer

 

147.

Rumex obtusifolius

Breitblättriger Sauerampfer

148.

Salix caprea

Sal-Weide

149.

Salix cineraria

Grau-Weide

150.

Salix viminalis

Korb-Weide

151.

Salix x smithiana

Kübler-Weide

152.

Salvia pratense

Wiesen-Salbei

153.

Sanguisorba minor

Kleiner Wiesenknopf

154.

Sanicula europaea

Sanikel

155.

Scrophularia nodosa

Knotige Braunwurz

156.

Sedum acris  

Scharfer Mauerpfeffer

157.

Senecio jacobaea

Jakobs- Greiskraut

158.

Senecio ovata (=fuchsii)

Fuchs-Greiskraut

159.

Silaum silaus

Wiesen-Silge

160.

Silene dioica

Rote Lichtnelke

161.

Silene dioica x pratensis

Hybrid-Lichtnelke

162.

Silene latifolia ssp.alba

Weiße Lichtnelke

163.

Sorbus aucuparia

Eberesche

164.

Sorbus domestica

Speierling

165.

Sorbus torminalis

Elsbeere

166.

Sparganium erectum

Ästiger Igelkolben

167.

Stachys sylvatica

Wald-Ziest

168.

Stellaria holostea 

Echte Miere, Große Sternmiere

169.

Taraxacum officinale agg

Gemeiner Löwenzahn

170.

Thlaspi perfoliatum

Durchwachsen-

blättriges Hellerkraut

171.

Tilia platyphyllos

Sommer-Linde

172.

Torilis japonica

Gemeiner Klettenkerbel

173.

Tragopogon pratense

Wiesen-Bocksbart

174.

Trifolium campestre

Feld-Klee

175.

Trifolium medium

Mittlerer (=Zickzack- ) Klee

176.

Trifolium pratense

Rot-Klee

177.

Trifolium repens

Weiß-Klee

178.

Tripleurospermum perforatum

Geruchlose  Kamille

179.

Tussilago farfara

Huflattich

180.

Ulmus glabra

Berg-Ulme

181.

Ulmus x hollandica

Hybrid-Ulme ( minor x.glabra)

182.

Urtica dioica

Große Brennessel

183.

Valeriana wallrothii ssp angustifolium

Hügel-Baldrian

184.

Valerianella locusta

Gemeines Rapünzchen

185.

Verbascum thapsus

Kleinblütige Königskerze

186.

Veronica beccabunga

Bach-Ehrenpreis;

Bachbunge

187.

Veronica chamaedrys

Gamander-Ehrenpreis

188.

Vicia cracca

Vogel-Wicke

189.

Vicia angustifolia ssp segetalis

Schmalblättrige Wicke

190.

Vicia hirsuta

Rauhhaar-Wicke

191.

Vicia sepium

Zaun-Wicke

192.

Vinca minor

Kleines Immergrün

193.

Viola reichenbachiana

Wald-Veilchen

 

Sauergräser

 

195.

Carex flacca

Blaugrüne Segge

(=Schlaffe Segge)

196.

Carex hirta

Behaarte Segge

197.

Carex montana

Berg-Segge

198.

Carex spicata (muricataGruppe)

Sparrige Segge

199.

Carex pseudocyperus

Scheinzyper-Segge

200.

Carex remota

Winkel-Segge

201.

Carex sylvatica

Wald-Segge

202.

Eleocharis spec

Sumpfsimse

 

Gräser

 

203.

Alopecurus aequalis

Rotgelber

Fuchsschwanz

204.

Alopecurus pratense

Wiesen-Fuchsschwanz

205.

Arrhenatherum elatius

Glatthafer

206.

Brachypodium sylvaticum

Wald-Zwenke

207.

Bromus benekenii

Frühe Wald-Trespe 

208.

Bromus hordeaceus 

Weiche Trespe

209.

Calamagrostis epigejos

Land-Reitgras

210.

Dactylis glomerata

Wiesen-Knäuelgras

211

Deschampsia cespitosa 

Rasen-Schmiele

212

Festuca ovina agg

Echter Schafschwingel

213

Glyceria notata

Falt-Schwaden

214

Juncus effusus

Flatter-Binse

215

Juncus inflexus

Blaugrüne Binse

216

Melica uniflora

Einblütiges Perlgras

217

Milium effusum

Flattergras

218

Phragmites australis

Schilf

219

Poa annua

Einjähriges Rispengras

220

Poa nemoralis

Hain-(Heil-Hitler) Rispengras

221

Poa pratensis agg

Wiesen-Rispengras

222

Poa trivialis

Gemeines Rispengras

 

Farn

223

Dryopteris filix-mas

Gemeiner Wurmfarn

 

Schmetterling (4Arten)

Aurorafalter (Anthocharis cardamines); Baumweißling (Aporia crataegi), Rundaugen-Mohrenfalter (Erebia medusa), Tagpfauenauge (Nymphalis io).

Vogelliste (37 Arten)

Amsel, Baumpieper, Blaumeise, Buchfink, Buntspecht, Feldlerche, Fitis, Gartengrasmücke, Goldammer, Graureiher, Grünfink, Grünspecht,  Kernbeißer, Kleiber, Kohlmeise, Kuckuck, Misteldrossel, Mönchsgrasmücke, Nachtigall, Nilgans,  Pirol, Rabenkrähe, Ringeltaube, Rotkehlchen, Schwarzspecht, Singdrossel, Sommergoldhähnchen, Star, Stieglitz,  Sumpfmeise, Tannenmeise, Trauerschnäpper, Waldbaumläufer,  Waldlaubsänger, Wintergoldhähnchen, Zaunkönig,

Zilpzalp. 

Zikade

Lepyronia coleoptrata (Wiesen-Schaumzikade)

Schnecken

Arion subfuscus (Braune Wegschnecke). 

Wir danken Konrad Roth, Dietlind Hußlein und Helmut Müller für die wunderschöne Exkursion in das Brönnhofgebiet, für die gute Vorbereitung und die Erstellung der Pflanzenliste. Ein weiterer Dank gilt Frau Dietlind Hußlein für ihre Berichterstattung.

 

 

 

 

Samstag, 04.06.2016 

Kräuter, Kraut und Rüben - Führung durch den Lehrgarten in Gochsheim  -  

Referent: Altbürgermeister Walter Korn, Gochsheim

Organisation: Werner Drescher Kurzbericht: Georg Büttner

Auf Spurensuche des traditionellen Gemüseanbaus im ehemaligen freien Reichsdorf Gochsheim. Der Gochsheimer Lehrgarten bietet dem Besucher die Möglichkeit sich über Anbaumethoden, alte, ehemalige Gemüsearten und deren

Vermarktung zu informieren. Längst hat sich das Bild in den Fluren Gochsheims verändert, viele Gemüse bzw. Pflanzenarten sind völlig verschwunden und neue hinzugekommen. Welche es waren und warum sie heute keine Rolle mehr spielen, erfahren Sie ebenso, und wie es wohl weitergeht im Gochsheimer Gemüseanbau.

Der Referent schilderte eingangs die landwirtschaftliche Situation in Gochsheim. Nur noch ein Landwirt fährt auf den Markt nach Fulda. Andere liefern an Märkte, z.B. Edeka. Durch sich verändernde Strukturen ist der Gemüseanbau in Gochsheim praktisch zum Erliegen gekommen. Beeinflusst hat diese Entwicklung auch die Zusammenlegung von viel kleineren Grundstücken mit unterschiedlichen Böden im Zuge der Flurbereinigung.

Früher gab es viele Gemüsehändler. Die Gochsheimer Gemüsebauern waren wohlhabend. Ärmere brachten das Gemüse mit dem Schubkarren nach Hause. Gemüsehandel gab es ab dem 16. bzw. 17. Jahrhundert. In Gochsheim v.a. Zwiebeln, Knoblauch, Eibischwurzeln und Gurken (Kümmerli). Diese sind auf den gerodeten Flächen (ehemals Wald) besonders gut gewachsen. Solche Flächen hat man als „Röder“ oder „Roider“ bezeichnet. 

Nach dem 1. Weltkrieg gab es erste Konservenfabriken in Gochsheim. Es wurden v.a. Gurken, aber auch Sellerie verarbeitet und auch Liköre hergestellt. Es war reine Frauenarbeit (für 80 Pfennig/Stunde). Heute existiert nur noch eine

Konservenfabrik in Gochsheim

Der Lehrgarten besteht aus

      einem Glashaus von 1927 (abgebaut und hier wiedererrichtet)

      einem Mistbeet (Wärme von Pferdemist erwärmt den Boden und beschleunigt so das Pflanzenwachstum)

      der Pflanzfläche

      dem Nachbau eines Feldbrunnens und  einem kleinen Wirtschaftsgebäude.

Die Fläche ist gepachtet. Vieles, was im Lehrgarten an Gemüse angebaut wird, musste aus Samen zurückgezüchtet werden, da es heute nicht mehr kommerziell angebaut wird. Viele Sorten kommen aus Bamberg (z.B. Kartoffeln oder Gurken).

Auswahl der gezeigten Gemüsesorten

Kartoffeln:

Bamberger Hörnla

Blauer Schwede: schwedische blaue Kartoffel; keine alte

Sorte

Annabell: heute am meisten verbreitete Kartoffel.

Runkelrüben

Die heranwachsenden Pflanzen wurden über Pfingsten

„geerntet“ und gelangten millionenfach von hier in die Rhön und den Bayerischen Wald, wo diese Stecklinge erneut gepflanzt wurden. Sie dienten als Futter für Schweine und Kühe.

Phazelie: Gründung, Nitrat, blüht blau (Bienenweide)

Lein: Flachs - Stoffe

Erbsen: kamen über die Römer nach Germanien

Linsen: werden nicht sehr hoch; wurden bis ins beginnende 20. Jh. in Gochsheim angebaut.

Saubohnen / Ackerbohnen: jung, frisch essbar; sonst Viehfutter

Getreide: Weizen, Gerste (heute auch Energiepflanze),

Roggen, Hafer (v.a. Futtergetreide)

 

Kohlarten

Blaukraut – Wirsing – Weißkraut: 1903 Bahnanschluss in Gochsheim mit der Folge, der Kohl wird mit Bahn (Güterwagen) nach Schweinfurt/Würzburg transportiert

Bunte Salate – Hinweis: Endivien wird erst im Herbst gesetzt

Pastinak: altes Gemüse (Wurzelsellerie)

Tabak: bis in die 50-er Jahre des 20. Jh.

Eibisch: Arzneipflanze – derzeit kein Anbau 

 

Kälteempfindlich: ab ≤ plus 2 kritisch, daher erfolgt in Gochsheim die Aussaat erst ab 10. Mai

Die Gochsheimer Gurke hat kleine Stacheln.

Die kleinen Gurken waren am beliebtesten (teuersten): Zielgröße: 6 bis 9 cm

Mittlere Preisklasse: 9 – 12 cm

Untere Preisklasse 12 – 15 cm

> 15 cm: Salatgurken, Senfgurken

Gurken wachsen sehr schnell, man muss den richtigen Erntezeitpunkt im Hinblick auf die gewünschte Zielgröße finden

Es erfolgt(e) eine eigene Samengewinnung aus den gelben

(überreifen) Gurken

Die krummen Gurken heißen Krüppel oder Krüppeli

Ernte: Anfang Juli bis Anfang September (Kirchweih)

An jedem Erntetag verließ ein Güterzug mit grünen Gurken

Gochsheim

Knoblauch und Zwiebeln – wurden bereits vor dem Gurkenanbau in Gochsheim angebaut

Knoblauch: 2-jährig: wird nach 1. Jahr als Zehe gesetzt Zwiebel: 3-jährig: getrockneter Samen; Stopfzwiebel –> Ernten, nach Trocknung im nächsten Jahr wieder setzen (Bsp. Stuttgarter Riese)

Weiteres Gemüse (ohne nähere Erläuterung)

Buschbohnen, Stangenbohnen, Lauch (Porree), Sellerie,

Spinat, Rote Rüben, Radieschen (Eiszapfen)

Die Veranstaltung war zwar ursprünglich für Familien mit Kindern gedacht. Es erschienen allerdings nur erwachsene Teilnehmer. Die Veranstaltung war äußerst informativ. Sie zeigte uns, welche Vielfalt an Gemüsesorten hier angebaut wurden und wie stark der Gemüseanbau von unterschiedlichsten Faktoren abhängig ist (hier Boden, Klima, Wetter,

aber auch verändertes Verbraucherverhalten, Absatzmärkte etc.)

Unser Dank gilt Herrn Altbürgermeister Walter Korn für die fundierte Führung (einschl. seiner Ausführungen zum Gochsheimer Zwiebeltreter) sowie Herrn Werner Drescher für die Organisation der Veranstaltung. 

 

Freitag, 08.07.2016 

Naturwissenschaftlicher Treff mit aktuellen Themen

Der Treff diente vorwiegend der Ideensammlung für das Jahresprogramm 2017. 

Außerdem regte Frau Dietlind Götz eine Arbeitsgruppe an, die sich mit Burgen und der Herkunft ihrer Bausteine beschäftigt. Wer sich angesprochen fühlt möchte sich bei der Vorstandschaft melden.

Allen Teilnehmern herzlichen Dank für ihre Diskussionsbeiträge und Ideen!

 

Samstag, 09.07.2016

Naturkundliche Wanderung durch das Nationale Naturerbe Sulzheimer Wald

Referent: Erich Rößner, Alitzheim 

Bericht: Dietlind Hußlein, Schweinfurt

24 Teilnehmer trafen sich am Parkplatz des  GIZ in Sulzheim. Der Himmel war bewölkt, sodass die Wärme gut zu ertragen war. 

E. Rößner berichtete zunächst über die Vergangenheit des Truppenübungsplatzes in Sulzheim. Mir persönlich war gar nicht bewusst, dass auch dort ein Truppenübungsplatz wie am Brönnhof vorhanden  war. 

In der Weimarer Republik war die Luftwaffe verboten, sodass erst danach Übungsplätze der Luftwaffe eingerichtet wurden. Nach dem 2. Weltkrieg wurde er von den Amerikanern übernommen.

4 Gemarkungen waren daran beteiligt: 

Mainstockheim, Kleinrheinfeld, Dürrfeld und Sulzheim. 

In dem vorgesehenen Bereich wurde damals der Wald gerodet. Für die Natur dieses Gebietes ist bedeutsam, dass dort nach der Rodung bis heute kein Ackerbau stattfand.

Der Übungsplatz wurde durch Schafbeweidung gepflegt. In der Mitte war eine Schiffsattrappe aufgebaut mit einem Zielkreuz als Übungs-Zielscheibe für die Abwurfobjekte der Luftwaffe. Für die Bevölkerung war das immer eine Belästigung. Nach einem Unfall 1952, bei dem ein Landwirt auf dem Feld bei einer Aktion getötet wurde, wurde dann der Platz für die Infanterie verwendet. Panzer unterstützten dabei unfreiwillig Naturschutzbelange, weil sie Vertiefungen in der Landschaft erzeugten, die von Amphibien z.B. Gelbbauchunken genutzt werden konnten. Seit 1988 wurde der Übungsbetrieb zurück gefahren. Ein Abräumkommando aus Nürnberg hatte die Aufgabe, die abgeworfenen Bomben  zu beseitigen, sodass heute das Gelände gefahrlos betreten werden kann. 

Der geologische Untergrund dieses Gebietes gehört zum Gipskeuper. Seine Basis, die so genannten Grundgipsschichten werden seit längerer Zeit nördlich und westlich von Sulzheim abgebaut. Das Gipslager wird hier knapp 10 m mächtig. Dort wo es abgebaut und die Landschaft nicht wieder aufgefüllt wurde (wie am nördlichen Ortsrand), liegt die Landschaft dementsprechend 5-7 m tiefer. 

Im Sulzheimer Wald treten bereits die ebenfalls zum Gipskeuper gehörenden Tonsteine der Myophorienschichten zu Tage. An manchen Stellen kommt die Bleiglanzbank zum Vorschein, eine Steinmergelbank, die als Härtling Verebnungen ausbildet. Der Höhenrücken liegt im Niveau 260 bis 270 m ü. NN und somit 30 bis 40 Höhenmeter über Sulzheim.

Der Boden ist ein „Minutenboden“ wie die Landwirte hier sagen, weil er schwer bearbeitbar ist. Bei Trockenheit ist er vor Härte kaum zu bearbeiten, bei Nässe ist er zu patzig. Der Fachmann nennt diese Böden Pelosole.  Solche Böden eignen sich wenig als Ackerboden, aber sie sind ideal für Wald. Das ist in der weiteren Umgebung d.h. schon in Alitzheim ganz anders. Dort sind die Böden sandiger und für den Ackerbau lohnender. 

Der Rundgang führte in ca. 8 km vom GIZ in Sulzheim durch Ackerland und Wald zum Truppenübungsplatz und wieder zurück durch den Wald nach Sulzheim.

E. Rößner zeigte typische Pflanzen, die zunächst in der Nähe des GIZ wachsen wie das selten gewordene Echte Eisenkraut (Verbena officinalis) oder am Rande der Äcker sog.  "Ackerunkräuter" wie das Sommer-Adonis (Adonis aestivalis) oder die Rauhaarige Platterbse (Lathyrus hirsutus). Letztere ist eine Rote-Liste-Art, die allerdings, wenn sie auftritt, sich sehr stark vermehren kann und alles andere zudeckt - so Rößner.  Er zeigte auch Pflanzen, die dem Landwirt Schwierigkeiten bringen z.B.  Gräser wie den Acker-Fuchsschwanz (Alopecurus myosuroides) oder auch Trespen (=BromusArten). Er wies darauf hin, wie wichtig Doldenblütler für Insekten mit kurzen Mundwerkzeugen sind (z.B. Schwebfliegen oder Käfer). 

An der leicht geneigten Südostlage waren früher Weinberge, die den Mönchen von Ebrach gehörten. Für diese mussten die Landwirte aus der Umgebung damals arbeiten. Auch der Wald gehörte großteils dem Kloster Ebrach. Heute ist es meist Privatwald. 

K. Roth bemerkte dazu, dass der Sulzheimer Wald der schönste Wald in der Umgebung sei. Viele verschiedene Pflanzengesellschaften sind hier zu finden. 

Sie kommen dadurch zustande, dass sich in verhältnismäßig kurzen Abständen die Bedingungen ändern wie z.B. die Änderung von Bodenfeuchtigkeit durch das Ansteigen des Reliefs oder Senken ausgelöst durch Dolinen, Änderung von

Lichtverhältnissen durch Aktionen des Forstes, aber auch die Verhältnisse im Untergrund. Die Steinmergelbänke im Truppenübungsplatz sind sehr karg. Das ist z.B. der Lebensraum für die Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens). Im Wald sind vertiefte Stellen durch Karsteinbrüche besonders feucht. Dort kommt dann  der Bärlauch (Allium ursinum) vor. Am Waldrand sind extensiv genutzte Wirtschaftswiesen. Hier blüht es reichlich  im Gegensatz zu dem mit Schafen bewirtschafteten Truppenübungsgelände. Hier entdeckten wir gleich eine Reihe verschiedener Schmetterlingsarten. 

Früher schon wurde in dem Truppenübungsplatz offiziell kartiert. Dabei wurden 983 Tier- und Pflanzenarten festgestellt. Unter diesen sind eine ganze Reihe stark gefährdeter Arten wie z.B. das Graue Fingerkraut (Potentilla inclinata), der Laubfrosch, die Gelbbauchunke, die Heidelerche, die Blauflügelige Ödlandschrecke, der Hirschkäfer oder Andrena decipiens (eine Sandbiene).  

Rößner hat die Zusammenstellung der vielen verschiedenen Pflanzengesellschaften vorgetragen - eine bewundernswerte Vielfalt. Einige konnte er uns auf unserer Rundtour vorstellen mit den entsprechenden Zeigerpflanzen. Den verschiedenen Pflanzengesellschaften werden verschiedene Wertigkeiten zugeordnet, wobei der Eichen-Hainbuchen-Wald eine der wertvollsten ist.

Selbstverständlich hat E. Rößner über die Probleme der Waldbewirtschaftung gesprochen - vor allem auch das Problem der zu großen Rehdichte hervorgehoben. 

Auch heute pflegt ein Schäfer den Offenlandbereich. Da er gerade vorbei kam, gab er Antwort auf unsere Fragen. Er muss 1800 € im Jahr Pacht bezahlen, vermarktet Fleisch und Wolle über eine Genossenschaft; muss sich deshalb verpflichten, genfreie Nahrung zu füttern. Aber er meint, ohne Subventionen könnte er - wie alle Landwirte -  nicht leben. 

E. Rößner hat sein umfangreiches Wissen über den Truppenübungsplatz mit seinem Pflanzen- und Tierreichtum begeistert uns zu vermitteln versucht. Es war eine Freude, ihm zuzuhören.

Anschließend eine Zusammenstellung von Pflanzen in dem Gebiet, aufgenommen von Konrad Roth, Erich Rößner und Dietlind Hußlein.

Blütenpflanzen  

1.

Acer campestre

Feld-Ahorn

2.

Acer platanoides

Spitz-Ahorn

3.

Acer pseudoplatanus

Berg-Ahorn

4.

Aegopodium  podagraria

Giersch

5.

Achillea millefolium

Gemeine Schafgarbe

6.

Adonis aestivalis

Sommer-Adonis

7.

Aesculus hippocastanum

Gemeine Roßkastanie

8.

Aethusa cynapium

Hundspetersilie

9.

Agrimonia eupatoria

Kleiner Odermennig

10.

Ajuga reptans

Kriechender Günsel

11.

Alium ursinum

Bärlauch

12.

Alliaria petiolata

Knoblauchs-Rauke

13.

Alisma plantagoaquatica

Gemeiner Froschlöffel

14.

Anagallis arvense

Acker-Gauchheil

15.

Anemone nemorosa

Busch-Windröschen

16.

Anthriscus sylvestris

Wiesen-Kerbel

17.

Aquilegia vulgare 

Gemeine Akelei

18.

Arabis hirsuta

Rauhaarige Gänsekresse

19.

Arenaria serpyllifolia

Quendel-Sandkraut

20.

Artemisia vulgaris

Gemeiner Beifuß

21.

Arum maculatum

Aronstab

22.

Asarum europaeum

Haselwurz

23.

Astragalus glycyphyllos

Bärenschote, 

24.

Atriplex patula

Spreizende Melde

25.

Bellis perennis

Gänseblümchen

26.

Betonica officinalis

Heil-Ziest

27.

Buddleja davidii

Sommerflieder

28.

Bupleurum falcatum

Sichel-Hasenohr

29.

Callitriche palustris agg.

Wasserstern-Gruppe

30.

Calystegia sepium

Zaun-Winde

31.

Campanula patula

Wiesen-Glockenblume

32.

Campanula persicifolia

Pfirsichblättrige

Glockenblume

 

33.

Campanula rapuncu-

loides 

Acker-Glockenblume.

34.

Campanula  trachelium

Nesselblättrige

Glockenblume

35.

Capsella bursa-pastoris

Hirtentäschel

36.

Cardamine impatiens

Spring- Schaumkraut

37.

Carduus acanthoides   

 Stachel-Distel

38.

Carpinus betulus

Hainbuche

39.

Centaurea jacea

Wiesen-Flockenblume

40.

Centaurea jacea ssp angustifolia

Schmalblättrige WiesenFlockenblume

41.

Centaurium erythraea

Echtes Tausendgüldenkraut

42.

Cerastium glomeratum

Knäuel-Hornkraut

43.

Cerastium holosteoides

Gemeines Hornkraut

44.

Cerastium tomentosum

Filziges Hornkraut

45.

Chaerophyllum  bulbosum

Rüben-Kälberkropf

46.

Chaerophyllum temulum

Taumel-Kälberkropf

47.

Chelidonium majus

Schöllkraut

48.

Chenopodium album 

Weißer Gänsefuß

49.

Cichorium intybus

Gemeine Wegwarte

50.

Circaea lutetiana

Großes Hexenkraut

51.

Cirsium arvense

Acker-Kratzdistel

52.

Cirsium vulgare

Lanzett-Kratzdistel

53.

Clematis vitalba

Gemeine Waldrebe

54.

Convallaria majalis

Maiglöckchen

55.

Consolida regalis

Feld-Rittersporn

56.

Convolvulus arvense

Acker-Winde

57.

Cornus sanguinea

Roter Hartriegel

58.

Corylus avellana

Gemeine Hasel

59.

Crataegus laevigata

Zweigrifflicher Weißdorn

60.

Crataegus x macrocarpa 

Großfrüchtiger  Weißdorn

61.

Cynoglossum officinale

Echte Hundszunge

62.

Daphne mezereum

Gemeiner Seidelbast

 

63.

Daucus carota

Wilde Möhre

64.

Dianthus armeria 

Rauhe Nelke

65.

Dianthus  carthusianorum

Karthäuser-Nelke

66.

Dipsacus fullonum

Wilde Karde

67.

Dictamnus albus

Diptam

68.

Echinops sphaerocephalus

Große Kugeldistel

69.

Echium vulgare

Natternkopf

70.

Epilobium montanum

Berg-Weidenröschen

71.

Epilobium tetragonum 

Vierkantiges Weidenröschen

72.

Epilobium parviflorum

Kleinblütiges Weidenröschen

73.

Equisetum arvense

Acker-Schachtelhalm

74.

Erigeron  canadensis

Kanadisches Berufkraut

75.

Erodium cicutarium

Gemeiner Reiherschnabel

76.

Euonymus europaea

Europäisches Pfaffenhütchen

77.

Eryngium campestre

Feldmannstreu

78.

Euphorbia cyperissias

Zypressen-Wolfsmilch

79.

Euphorbia helioscopa

Sonnwend-Wolfsmilch

80.

Euphorbia peplus

Garten-Wolfsmilch

81.

Fagus sylvatica

Rot-Buche

82.

Falcaria vulgaris

Gemeine Sichelmöhre

83.

Fragaria vesca

Wald-Erdbeere 

84.

Fraxinus excelsior

Esche

85.

Frangula alnus

Faulbaum

86.

Galium album

Weißes Labkraut

87.

Galium aparine

Klebriges Labkraut

88.

Galium palustre

Sumpf-Labkraut

89.

Galium sylvaticum

Wald-Labkraut

90.

Galium verum

Echtes Labkraut

91.

Genista tinctoria

Färber-Ginster

92.

Geranium pusillum

Zwerg-Storchschnabel

93.

Geranium robertianum

Ruprechtskraut

94.

Geranium sanguineum

Blut-Storchschnabel

95.

Geum urbanum

Echte Nelkenwurz

 

96.

Glechoma hederacea

Gundermann

97.

Hedera helix

Efeu

98.

Helianthemum nummularium

Gemeines Sonnenröschen

99.

Hepatica nobilis

Leberblümchen

100

Heracleum  sphondylium

Wiesen-Bärenklau

101

Hernaria glabra

Kahles Bruchkraut

102

Hieracium pilosella

Kleines Habichtskraut

103

Hieracium murorum 

Wald-Habichtskraut

104

Hypericum x destangsii

Johanniskraut -Hybrid

105

Hypericum hirsutum

Rauhhaariges Hartheu

106

Hypericum perforatum

Tüpfel-Hartheu

107

Inula salicina

 Weidenblättriger Alant

108

Juglans regia

Echte Walnuß

109

Lactuca serriola

Kompaß-Lattich

110

Lamium album

Weiße Taubnessel

111

Lamium galeobdolon ssp galeobdolon

Goldnessel

112

Lamium purpureum

Purpurrote Taubnessel

113

Lapsana communis

Gemeiner Rainkohl

114

Lathyrus hirsutus

Behaarte Platterbse

115

Lathyrus niger 

Schwarze Platterbse

116

Lathyrus pratense

Wiesen-Platterbse

117

Lathyrus tuberosus

Knollen-Platterbse

118

Lathyrus vernus

Frühlings-Platterbse

119

Lepidium ruderale

Schutt-Kresse

120

Ligustrum vulgare

Liguster

121

Lilium martagon

Türkenbund

122

Linaria vulgaris

Gemeines Leinkraut

123

Linum catharticum

Purgier-Lein

124

Lotus corniculatus

Hornklee

125

Lycopus europaeus

Ufer-Wolfstrapp

126

Lysimachia  nummularia

Pfennigkraut

127

Malva moschata

Moschus-Malve

128

Malva neglecta

Weg-Malve

129

Matricaria discoidea

Strahlenlose Kamille

 

130

Medicago falcata

Sichel-Luzerne

131

Medicago lupulina

Hopfenklee

132

Medicago sativa agg.

Luzerne

133

Mercurialis perennis

Ausdauerndes Bingelkraut

134

Myosotis  arvensis

Acker-Vergißmeinnicht

135

Myosotis scorpioides 

Sumpf-Vergißmeinnicht

136

Ononis spinosa

Dorniger Hauhechel

137

Onopordum  acanthium

Gemeine Eselsdistel

138

Origanum vulgare

Wilder Dost

139

Oxalis stricta 

Europäischer Sauerklee

140

Papaver rhoeas

Klatsch-Mohn

141

Pastinaca sativa

Pastinak

142

Peucedanum 

officinale

Echter Haarstrang

143

Physalis alkekengi

Blasen (=Juden)kirsche

144

Picea abies

Gemeine Fichte

145

Picris hieracioides

Gemeines Bitterkraut

146

Pimpinella saxifraga

Kleine Pimpinelle

147

Pinus sylvestris

Gemeine Kiefer

148

Pyrus pyraster

Wild-Birne

149

Plantago lanceolata 

Spitz-Wegerich

150

Plantago major

Großer Wegerich 

151

Polygala comosa

Schopf-Kreuzblümchen

152

Polygonatum  multiflorum

Vielblütige Weißwurz

153

Polygonum amphibium

ssp.  terrestris

Wasser-Knöterich

154

Polygonum aviculare ssp aviculare

Vogel-Knöterich

155

Polygonum aviculare

Vogel-Knöterich

156

Populus tremulus 

Zitter-Pappel

157

Potentilla anserina

Gänse-Fingerkraut

158

Potentilla argentea

Silber-Fingerkraut

159

Potentilla erecta

Blutwurz

160

Potentilla reptans

Kriechendes Fingerkraut

161

Primula elatior

Hohe Schlüsselblume

162

Primula veris

Wiesen-Schlüsselblume

 

163

Prunella laciniata

Weiße Braunelle

164

Prunella vulgaris

Kleine Brunelle

165

Prunus avium

Süßkirsche =Vogelkirsche)

166

Prunus domesticus

Zwetschge

167

Pyrus pyraster

Wild-Birne

168

Quercus petraea

Trauben-Eiche

169

Quercus robur

Stiel-Eiche

170

Ranunculus repens

Kriechender Hahnenfuß

171

Robinia pseudoacacia

Robinie

172

Rosa canina

Hunds-Rose

173

Rosa gallica

Essig-Rose

174

Rubus amphimalacus

Samtblättrige HaselblattBrombeere

175

Rubus caesius

Kratzbeere

176

Rubus idaeus

Himbeere

177

Rubus orthostachys

Geradachsige Brombeere

178

Rubus sulcatus

Gefurchte Brombeere

179

Rubus rudis

Raspel-Brombeere

180

Rumex crispus

Krauser Ampfer

181

Rumex obstusifolius

Breitblättriger Sauerampfer

182

Rumex sanguineus

Blutroter Ampfer

183

Rumex thyrsiflorus

Rispen-Ampfer

184

Sagina procumbens

Liegendes Mastkraut

185

Salix caprea

Sal-Weide

186

Salix cineria

Grau-Weide

187

Sambucus nigra

Schwarzer Holunder

188

Sanguisorba minor (= polygama)

Kleiner Wiesenknopf

189

Scrophularia nodosa

Knotige Braunwurz

190

Sedum rupestre

Felsen-Fetthenne; Tripmadam

191

Sedum spurium

Kaukasische Fetthenne

192

Senecio jacobaea

Jakobs- Greiskraut

193

Serratula tinctoria

Färber-Scharte

194

Silene latifolia ssp alba

Weiße Lichtnelke

195

Silene vulgaris

Gewöhnliches

(=Taubenkropf-)Leimkraut

 

196

Solidago canadensis

Kanadische Goldrute

197

Sonchus arvense

Acker-Gänsedistel

198

Sonchus asper

Rauhe Gänsedistel

199

Sorbus aria s.str.

Echte Mehlbeere

200

Sorbus aucuparia

Eberesche

201

Sorbus domestica

Speierling

202

Sorbus intermedium

Schwedische Mehlbeere

203

Sorbus torminalis

Elsbeere

204

Spergularia rubra

Roter Sperk, Rote Schuppenmiere

205

Stachys germanica

Deutscher Ziest

206

Stachys palustre

Sumpf-Ziest

207

Stachys recta

Aufrechter Ziest

208

Stachys sylvatica

Wald-Ziest

209

Stellaria holostea 

Echte Miere, Große Sternmiere

210

Stellaria graminea

Gras-Sternmiere

211

Stellaria media

Vogel-Sternmiere 

212

Tanacetum  corymbosum

Ebensträußige Margarite

213

Taraxacum officinale agg

Gemeiner Löwenzahn

214

Thlaspi arvense

Acker-Hellerkraut

215

Thymus pulegioides

Gemeiner Thymian

216

Tilia cordata

Winter-Linde

217

Tilia platyphyllos

Sommer-Linde

218

Torilis japonica

Gemeiner Klettenkerbel

219

Tragopogon pratense

Wiesen-Bocksbart

220

Trifolium campestre

Feld-Klee

221

Trifolium hybridum

Schweden-Klee

222

Trifolium medium

Mittlerer (=Zickzack) Klee

223

Trifolium pratense

Rot-Klee

224

Trifolium repens

Weiß-Klee

225

Tripleurospermum  perforatum

Geruchlose  Kamille

226

Tussilago farfara

Huflattich

227

Typha latifolia

Breitblättriger Rohrkolben

228

Ulmus glabra

Berg-Ulme

229

Ulmus x hollandica

Hybrid-Ulme 

230

Ulmus minor

Feld-Ulme

231

Urtica dioica

Große Brennessel

232

Verbascum lychnitis

Mehlige Königskerze

233

Verbascum nigrum

Schwarze Königskerze

234

Verbena officinalis

Echtes Eisenkraut

235

Veronica arvensis

Feld-Ehrenpreis

236

Vicia cracca

Vogel-Wicke

237

Vicia hirsuta

Rauhhaar-Wicke

238

Vicia pisiformis

Erbsen-Wicke

239

Vicia sepium

Zaun-Wicke

240

Vinca minor

Kleines Immergrün

241

Vincetoxicum hirundinaria

Weiße Schwalbenwurz

242

Viola arvensis

Feld-Stiefmütterchen

243

Viola hirta

Rauhaar-Veilchen

244

Viola reichenbachiana

Wald-Veilchen

245

Viola riviniana

Hain-Veilchen

Sauergräser

246

Carex brizoides

Zittergras-Segge

247

Carex flacca

Blaugrüne Segge

248

Carex hirta

Behaarte Segge

249

Carex remota

Winkel-Segge

250

Carex riparia

Ufer-Segge

251

Carex sylvatica

Wald-Segge

252

Eleocharis palustris agg.

Gemeine Sumpfsimse

Süßgräser

253

Agrostis stolonifera

Weißes Straußgras

254

Alopecurus myosuroides

(arvense)

Acker-Fuchsschwanz

255

Arrhenatherum elatius

Glatthafer

256

Avena fatua

Flug-Hafer

257

Brachypodium 

Pinnatum

 

Fieder-Zwenke

 

258

Brachypodium  sylvaticum

Wald-Zwenke

259

Briza media

Gewöhnliches Zittergras

260

Bromus arvense

Acker-Trespe

261

Bromus benekenii

Benekens (=Frühe-) WaldTrespe

262

Bromus commutatus

Verwechselte Trespe

263

Bromus erectus

Aufrechte Trespe

264

Bromus hordeaceus 

Weiche Trespe

265

Bromus inermis

Unbegrannte Trespe

266

Bromus sterilis

Taube Trespe

267

Bromus tectorum

Dach-Trespe

268

Calamogrostis  arundinacea

Wald-Reitgras

269

Calamagrostis epigejos

Land-Reitgras

270

Cynosurus cristatus

Kammgras

271

Dactylis glomerata

Wiesen-Knäuelgras

272

Dactylis polygama

Wald-Knäuelgras

273

Danthonia decumbens

Dreizahn

274

Deschampsia cespitosa 

Rasen-Schmiele

275

Elymus canina

Hunds-Quecke

276

Elymus  repens

Gemeine Quecke

277

Festuca arundinacea

Rohr-Schwingel

278

Festuca gigantea

Riesen-Schwingel

279

Festuca ovina agg

Echter Schafschwingel

280

Festuca rupicola

Furchen-Schwingel

281

Holcus lanatus

Wolliges Honiggras

282

Juncus glomeratus

Knäuel-Binse

283

Juncus effusus

Flatter-Binse

284

Juncus inflexus

Blaugrüne Binse

285

Lolium perenne

Deutsches Weidelgras

286

Luzula sylvatica

Große Hainbinse

287

Melica ciliata

Wimper-Perlgas

288

Melica nutans

Nickendes Perlgras

289

Melica uniflora

Einblütiges Perlgras

290

Milium effusum

Flattergras

291

Molinia arundinacea

Rohr-Pfeifengras

292

Phalaris arundinacea

Rohr-Glanzgras

293

Phleum pratense

Wiesen-Lieschgras

294

Phragmites australis

Schilf

295

Poa annua

Einjähriges Rispengras

296

Poa nemoralis

Hain-(Heil-Hitler-) Rispengras

297

Poa pratensis 

Wiesen-Rispengras

298

Poa trivialis

Gemeines Rispengras

299

Trisetum flavescens

Goldhafer

Farne

300

Anthyrium filix-femina

Frauenfarn

301

Dryopteris dilatata

Breitblättriger Dornfarn

302

Dryopteris filix-mas

Gemeiner Wurmfarn

Wir danken Herrn Erich Rößner für die wunderschöne Exkursion in die Heimat der Blauflügeligen Ödlandschrecke, für die gute Vorbereitung und sein ehrenamtliches Engagement für unseren Verein, Konrad Roth, Erich Rößner und Dietlind Hußlein für die Erstellung der Pflanzenliste sowie Frau Dietlind Hußlein für die umfangreiche Berichterstattung.

 

 

 

 

 

Samstag, 23.07.2016

Exkursion in den Meteoritenkrater Nördlinger Ries 

Referent und Bericht: Dr. Georg Büttner, Schweinfurt / Hof

Organisation: Dr. Raimund Rödel, Schweinfurt

 

Einführung  - Entstehung des Kraters in Anlehnung an Pösges & Schieber (2000)

Im Miozän, vor etwa 15 Millionen Jahren traf ein Meteorit die tertiäre Alboberfläche im Umfeld des heutigen Nördlingen. Bei Annahme eines Steinmeteoriten mit einer Dichte von ca. 3 g/cm³ reicht ein Durchmesser von etwa 1 km um den hier heute angetroffenen Krater zu erzeugen. Es wird eine Einschlagsgeschwindigkeit mit ≥ 20 km/s angenommen.

Im Einschlagsgebiet stehen vor dem Impact Gesteine des Jura (Kalkstein, Sandsteine und Tonsteine) über Trias (vorwiegend Tonsteine und Sandsteine) und Kristallin (vorw. Granite, Gneise und Amphibolite) an. Das Kristallin befand sich etwa 600 m unter der Erdoberfläche. Teilweise war der Jura (Malmkalk) von Sanden der Meeresmolasse überdeckt.

Durch den Einschlag des Meteoriten wird sehr hohe Energie freigesetzt. Der Meteorit wird extrem stark komprimiert, das Deckgebirge weggesprengt und zertrümmert. Der Auswurf beginnt. Der kosmische Körper dringt etwa 1000 m tief in das Gebirge ein, es bildet sich kugelschalenförmig eine Druckfront (Stoßwellen) aus.

Bereits Millisekunden nach dem Impact sind der Meteorit und das umgebende Gestein so stark komprimiert, dass es zu einer explosionsartigen Druckentlastung kommt: Der Meteorit und Teile des Gesteins verdampfen. Im Einschlagszentrum herrschen Drücke von mehreren Tausend Kilobar und Temperaturen von bis zu 30.000 Grad. Der Hauptauswurf mit zerstörtem, geschmolzenem und verdampftem Gestein beginnt. Bereits nach 20-30 Sekunden ist das Kraterwachstum beendet. Es entstand ein 4 km tiefer Krater mit ca. 15 km im Durchmesser. Ausgleichsbewegungen wie Nachrutschen von Gesteinsschollen am Kraterrand und Aufsteigen des

Kraterbodens verflachen den Krater auf 1km Tiefe

In Abhängigkeit von Druck und Temperatur entstehen aus vorhandenen Gesteinen durch Zertrümmerung, Durchmischung oder Aufschmelzung neue Gesteine. Hierzu zählen z.B. die sog. „Bunten Trümmermassen“, die überwiegend aus durchmischten, mechanisch aufbereiteten Gesteinen bestehen und bis zu mehreren 100 Metern Mächtigkeit erreichen können. 

Malmschollen werden aus dem Verband gelöst  und (quasi im Verband) rollend-gleitend über große Entfernungen (bis >40 km) transportiert. Schließlich kommt es zur Ablagerung des Suevits, der aus der Gesteinsschmelze entstanden ist und die Bunten Trümmermassen überlagert.

Auf die starke Komprimierung des Gesteins folgt eine Ausgleichsbewegung in Folge deren der Innere Ringwall entsteht. Dieser ist aus mechanisch stark beanspruchten Gesteinen des kristallinen Untergrundes aufgebaut und zeichnet die Struktur des Primärkraters nach. Durch Abgleiten von Megablöcken vom Kraterrand erweitert sich der Krater auf ca. 24 km Durchmesser und verflacht sich zugleich.

Nach dem Ries-Ereignis bildet sich ein See mit teils salinarem Milieu aus (Seetone, Algenkalke). Insbesondere in den Algenkalken finden sich z.T. massig angehäuft Turmschnecken und Schalenkrebse. Der Rieskrater wurde schließlich vollends mit postriesischen Gesteinen verfüllt. 

Seine heutige Form erhielt die Struktur erst im Laufe von Tertiär und Quartär, durch Heraushebung, Schrägstellung des Schichtpakets (heute z.B. sichtbar an der nach SE geneigten Malmtafel), Tiefenerosion und Talbildung (Wörnitz). Nur weil der umgebende Gesteinsrahmen (Karbonate des

Malms) deutlich härter ist als die Gesteine der Kraterfüllung (Seetone), ist der Rieskrater heute so gut als Kraterstruktur zu erkennen.

Exkursionsverlauf

Die Exkursion sollte einen Überblick über die typischen Gesteine und Vorgänge geben. Um die Vielfalt zu zeigen wurden in der Regel 2 Lokalitäten mit ähnlicher Fragestellung angefahren. Im Einzelnen wurden folgende Lokalitäten besucht:

1.                  Burgfelsen Wallerstein (Travertin – Überblick)

2.                  Wengenhausen (Kristallin – Algenkalk)

3.                  Unterwilflingen (Kristallin)

4.                  Aumühle (Suevit – Bunte Trümmermassen)

5.                  Hainsfarth (Algenkalk – Riffstotzen)

6.                  Polsingen (roter Suevit)

7.                  Gosheim 

(dislozierte Malmscholle – Bankkalke – Ries-Belemniten)

8.                  Ebermergen 

(dislozierte Malmscholle - dickbankige Kalke – Vergrusung) 

9.                  Holheim 

(parautochtoner Malmkalk – Vergrusung – Schliff-Fläche –  Riestrümmermassen – Blick von Süden über Ries)

10.               Alte Bürg (Thematik Vulkanit oder Impact)

 

Erklärungen zu den Lokalitäten Burgfelsen Wallerstein

Trotz diesigen Wetters erlaubte die Aufragung des Burgfelsens den Blick über den Rieskrater: Innerer Kraterbereich ebene, von Landwirtschaft geprägte Fläche; Flanken meist Malmaufragungen mit Tafelberg „Ipf“ im Westen. Das Schollenmosaik des Kraterrandes zeichnet sich in der Regel durch ein unruhigeres Relief aus.

Der Burgfelsen wird aus lagigem, porösem Kalkstein (Travertin) aufgebaut, der hier als Kombination von biogen gefälltem Kalk (sog. „Algenkalk“) und aus der Ausscheidung aus aufsteigenden (artesischen) karbonatreichen Wässern gedeutet wird. Die Lokalität befindet sich auf dem Inneren Kristallinen Ring. Die Freilegung des Kalksteins (in seiner heutigen Form) ist auf die Erosion weicherer, ihm umgebender Gesteine während des Quartärs zurückzuführen.

Wengenhausen

In Wengenhausen treten stark deformierte Gesteine des

Kristallins zu Tage (polymikte Kristallinbrekzie), die vor dem Impact in mindestens 600 m Tiefe unter dem heutigen Geländeniveau anstanden. Es handelt sich vorwiegend um Granit, Gneise oder Amphibolit, die durch die starke Druckbeanspruchung gänzlich zerschert (vergrust), bereichsweise auch von Gesteinsgemischen durchdrungen sind.

Mit etwas Glück lassen sich kegelförmige und radialstrahlige

Bruchstrukturen, so genannte Strahlenkegel („ShatterCones“) finden. Diese sind beim Durchlaufen der durch den Einschlag verursachten Stoßwellen entstanden.

Das Kristallin wird in Wengenhausen von tertiären Süßwasserkalken überlagert, in denen helixartige Schnecken gefunden werden können. (Sie erinnern in ihrer Form an unsere rezenten Weinbergschnecken).

Unterwilflingen

Die Lokalität liegt nahe dem nordwestlichen Kraterrand. Hier treten ebenfalls Gesteine des Kristallins (Gneise und Granite) zu Tage. Sie werden von einer flach einfallenden Scherfläche durchschnitten, die möglicherweise bereits vor dem Riesimpact bestanden hat. 

Die Besonderheit der Lokalität Unterwilflingen ist das Vorkommen so genannter Polymikter Kristallinbrekzie, die stark verwittertes blasiges Glas in verstreuten Bröckchen enthält. Es wird angenommen, dass dieses Material in das Grundgebirge injiziert und dann mit dem Kristallinblock transportiert wurde.

Aumühle

Der aktive Suevitsteinbruch Aumühle ist einer der wichtigsten Aufschlüsse im Nördlinger Ries. Er befindet sich in der Nähe des nördlichen Kraterrands. Hier ist der Kontakt zwischen den Bunten Trümmermassen im Liegenden und dem Suevit im Hangenden aufgeschlossen. Die Oberfläche der Bunten Trümmermassen ist trotz der extrem schnellen Zeitfolge nicht eben, sondern leicht reliefiert, der Suevit legte sich darüber und glich das vorhandene Relief aus. 

Die Bunten Trümmermassen werden (derzeit) vorwiegend aus roten, braunen und schwarzen Tonen aufgebaut. Ursprünglich handelt(e) es sich hierbei um Gesteine des Lias, des Doggers und des Keupers. Aktuell stand flächig eine knollige härtere Lage an, die stark an die Knauerlagen des Gipskeupers erinnert. 

Im überlagernden beige-gelben, teils hellgrauen Suevit (Gemenge aus Sediment- und Kristallingestein) können in der Matrix dunkelgraue „Flädle“, Fetzen der beim Impact entstandenen Gesteinsschmelze, sowie verschiedenste, meist kleinstückige Gesteinsbruchstücke beobachtet werden.

Der Suevit wird hier von der Zementfirma Märker abgebaut. Er findet als Zuschlagstoff für Trass-Zement Verwendung 

Hainsfarth (Büschelberg)

Am Sportplatz in Hainsfarth (ca. 4 km südlich des nördlichen Kraterrands) stehen postriesische Süßwasserkalke an. Beachtlich sind die großen Algenstotzen (Bioherme). Sie weisen auf einen durchlichteten Flachwasserbereich am Rande (oder auf Untiefen) des Kratersees hin. Lokale Anhäufungen von kleinen (mm-großen) Turmschnecken (Hydrobien) sowie Ostrakoden (Schalenkrebschen) deuten auf einen leichten Salzgehalt hin (Brackwasser). (Anm. primär war der (abflusslose) Kratersee stark salzhaltig. Er süßte erst im Laufe der Zeit durch hinzutretendes Süßwasser (Niederschläge) aus.)

An einer Ecke des Aufschlusses (nahe einer Blockhütte) tritt eine Lage mit einer Aufarbeitungsbrekzie mit stückigen Kalkbruchstücken auf.

Polsingen

Der Steinbruch liegt etwa 2 km westlich des östlichen Kraterrands. Hier ist roter, massiger Suevit mit einem sehr hohen Anteil z.T. großer Kristallinkomponenten aufgeschlossen. Der Suevit unterscheidet sich von den anderen Vorkommen im Ries durch seine rote Farbe und sein blasenreiches Aussehen. In Hohlräumen finden sich Hämatit, Zeolithe und Chalcedon.

Gosheim

Die Lokalität liegt am südöstlichen Kraterrand. Die Kalksteine des Weißen Jura (Malm alpha bis gamma) fallen hier relativ steil ein und sind engräumig zerklüftet. Aus der stratigraphischen Abfolge konnte ermittelt werden, dass die Schichtenfolge überkippt ist. Es handelt sich somit um eine aus dem Verband gelöste und durch rollend-gleitende Bewegungen dislozierte Großscholle.

Eine weitere Besonderheit von Gosheim ist die (durch den allseitigen Druck) starke Zerklüftung der gebankten Kalksteine, was zu einer Vergriesung der ehemals festen Gesteine führte. Hierdurch sind auch die darin enthaltenen Fossilien engräumig zerbrochen, wie man es z.B. an staffelartig gebrochenen so genannten Ries-Belemniten beobachten kann.

Ebermergen

Der ehemalige Kalksteinbruch Ebermergen liegt ca. 5 km südöstlich des südlichen Kraterrands. Der ehemals dickbankige, teils massige Kalkstein steht steil (z.T. fast senkrecht) und ist partienweise gänzlich vergrust.  Es handelt sich somit um eine aus dem Verband gelöste und durch rollendgleitende Bewegungen dislozierte Großscholle. Die Malmscholle liegt auf eher tonigen Riestrümmermassen und hebt sich daher  als Kuppe  mit für den  Malm  typischen Trockenstandorten von ihrem Umfeld ab.

Holheim

Lage: ca. 4 km nordöstlich des südwestlichen Kraterrands.

Über intensiv zerklüfteten, teils vergrusten Kalksteinen des Jura liegen Gesteine der Ries-Trümmermassen (z. B. rote Tone). Die hier ehemals gut erkennbare Schliff-Fläche ist aus der Ferne nur undeutlich zu erahnen. Ein direkter Zugang ist wegen der Beweidung nicht möglich.

Von hier aus ist ein Blick über das Ries nach Norden möglich.

Alte Bürg

Der Suevitbruch „Alte Bürg“ liegt etwa 1 km östlich des südwestlichen Kraterrands. Der Suevit grenzt (beidseitig) horizontal unmittelbar an Kalksteine des Malms. Dies war früher, vor der Erkenntnis, dass es sich um eine Impactstruktur handelt (Auffinden von Hochdruck- u. Hochtemperaturmineralen), der Grund, dass man den Suevit als Tuff-Füllung eines (Mega-)Vulkans interpretierte. Wie aber bereits in Aumühle sichtbar füllt der Suevit lediglich ein vorhandenes Relief aus. 

Der beigefarbene Suevit weist hier besonders schöne, große Komponenten mit Gesteinsglas (Flädle) auf. Der Steinbruch lieferte in historischer Zeit einen Großteil der Bausteine für die mittelalterliche St.-Georgs-Kirche und für weitere historische Bauten in Nördlingen.

Literaturhinweise:

BAYERISCHES LANDESAMT FÜR UMWELT [Hrsg.](2011): Hundert Meisterwerke – Die Schönsten Geotope Bayerns. 286 S. (hier: Nr. 9 Schwabenstein bei der Aumühle; Nr. 30: Trümmergesteine von Wengenhausen, Nr. 63: Riesseekalke in Hainsfarth (S.

164-169)

CHAO, EDWARD,  HÜTTNER, RUDOLF, SCHMIDT-KALER, HERMANN (1992): Aufschlüsse im Ries-Meteoriten-Krater. 84 S. Bay. Geol. L. Amt, München.

PÖSGES, GISELA & SCHIEBER MICHAEL (2000): Führer durch das Rieskrater-Museum Nördlingen. – S. 7-86 in. Das Rieskrater-Museum Nördlingen, Verlag F. Pfeil, München.

Schlussbemerkung

Die Exkursion war ursprünglich für 2 Tage angesetzt. Es meldeten sich hierfür allerdings nicht genügend Interessenten an, so dass wir uns (relativ kurzfristig) für die eintägige Variante entschieden. 

Da ich eigentlich ein 2-tägiges Programm vorgesehen hatte, war eingangs noch ein Museumsbesuch geplant, der nun aus Zeitgründen wegfallen musste. Daher war der Wissenstand der Teilnehmer sehr unterschiedlich.

Andererseits wollte ich einen möglichst umfassenden Überblick vermitteln, da die An- und Rückreise allein etwa 5 Stunden dauerten. Ggf. waren 10 Lokalitäten für den einen oder anderen Teilnehmer etwas (zu) viel. Ich hörte aber auch Stimmen, die sagten, sie wären gerne und freiwillig dabei und sie hätten auch noch am letzten Aufschluss immer noch Spaß, Interesse etc.! DANKE!

Überraschenderweise waren wir trotz der Schwierigkeiten bei der ursprünglichen Anmeldung dann doch über 15 Personen. Ihren Ausklang nahm die Exkursion im Garten der Burgschänke Alte Bürg. Hier trennten sich unsere Wege, und anders als zunächst vermutet übernachteten doch fast 10 Personen im Ries! … einige besuchten am nächsten Tag noch das Ries-Krater Museum.

Wie immer haben mir Vorbereitung und Halten der Exkursion, vor allem die zahlreichen Fragen, Einwürfe, Diskussionsbeiträge viel Freude gemacht. Es hat mir geholfen mein Wissen aufzufrischen und vor Ort habe auch ich immer wieder etwas Neues gesehen. 

Vielen Dank an Raimund Rödel für Deine Mithilfe bei der Organisation und die Unterstützung beim Halten der Exkursion. Und für den wertvollen Tipp „Du musst den Leuten erst sagen, was Du schon siehst, damit sie es auch sehen können! … Danke, dies hilft mir auch in der Zukunft

Großer Dank an die Fa. Märker für die Betretungserlaubnis im Steinbruch Aumühle.

 

 

 

 

 

Samstag, 13.08.2016 / Sonntag 14.08.2016 

Geheimnisvolle (Unter-)Welten – Dem unterirdischen Wasser auf der Spur

Geologische-landschaftskundliche Exkursion in die Fränkische Schweiz und Veldensteiner Alb mit Besuch von Höhlen,

Dolinen u. Quellen

Wegen zu geringem Interesse leider ausgefallen

Freitag 16.09.2016

Tag der Offenen Bildung der Volkshochschule Schweinfurt … der Naturwissenschaftliche Verein stellt sich vor

Organisation und Bericht: Elisabeth Winkler, Schweinfurt  

Einige Tage vor dem Termin quittierte unser Auto seinen Dienst. Wir standen vor der Frage, wie wir das umfangreiche Ausstellungsmaterial nun zum Gebäude der VHS transportieren sollten. Dank eines E-Mail-Notrufs unseres Vorstands Dr. G. Büttner meldeten sich rasch zwei hilfsbereite Mitglieder – Frau Dietlind Götz und Herr Gerhard Mittendorf. Die beiden übernahmen nicht nur den Fahrdienst, sondern halfen auch tatkräftig beim Auf- bzw. Abbau und ich bedanke mich extra herzlich für diese spontane Hilfsbereitschaft.

Auch dieses Jahr zeigten wir unseren Besuchern, wie breit gefächert das Angebot des NWV ist.

Wir präsentierten Publikationen unserer Mitglieder Dr. Georg Büttner, Reinhold Jordan, Konrad Roth und Günter Stürmer.

Zahlreiche Fotos von Exkursionen und Wanderungen führten in die nähere und weitere Umgebung. Zwei Veranstaltungen griffen wir als Beispiele besonders heraus:

a)                 die Wanderung durch das Nationale Naturerbe Sulzheimer Wald unter Leitung von Herrn Erich Rößner (früheres amerikanisches Übungsgelände, renaturiert, Heimat der inzwischen selten gewordenen Blauflügeligen Ödlandschrecke) und

b)                 die von Dr. G. Büttner geleitete PKW-Exkursion in den Meteoritenkrater Nördlinger Ries.

Neben ausführlichen geologischen Karten ergänzte Steinmaterial wie Kristallinbrekzie, Ries-Süßwasserkalke und Suevit mit Kristallin-Einschlüssen (aus einer Ries-Forschungsbohrung) die zahlreichen Exkursionsfotos.

Viele der sonstigen Veranstaltungen erweckte Herr Werner Drescher für unsere Besucher mit Aufnahmen aus seinem Laptop zu neuem Leben.

Von ihm stammten auch großformatige Fotografien auf einer Tafel mit wunderschönen Schmetterlingen. Schwalbenschwanz, Apollofalter, Kleiner Fuchs etc. kreuzen auf den Wanderungen immer wieder unseren Weg und erfreuen die Teilnehmer.

Frau Petra Schemmel gestaltete eine kleine Bildergalerie mit phantastischen Naturaufnahmen und erinnerte damit an ihren Vortrag vom Januar d. J..

Vogelfreunde konnten großformatige Fotos (W. Drescher) vom Stieglitz, dem Vogel des Jahres 2016, bewundern und auf Wunsch auch zwitschern hören. (Standbetreuung O. Winkler)

Bei dieser Gelegenheit wiesen wir auf den jährlich stattfindenden Vortrag zum jeweiligen Vogel des Jahres hin. Frau Dietlind Hußlein erfüllt diese Aufgabe seit vielen Jahren mit Bravour.

Die Botanik lag wieder in den bewährten Händen von Frau Helga Huber. Ihr Thema in diesem Jahr lautete:

Aroma-Pflanzen und essbare Wildpflanzen

Auf einer liebevoll gestalteten Tafel stellte sie dar, was Wildpflanzen an Essbarem zu bieten haben - Blüten, Blätter, Früchte, Beeren, Nüsse, Samen, Knollen, Wurzeln… So eignen sich z. B.

für Salat: Brennnesseln, Sauerampfer, Löwenzahn… für Suppen: Giersch, Wilde Malve, Brennnesseln...

für Gelee bzw. Sirup: März-Veilchen, duftende Rosenblüten, Hollunderblüten bzw. -beeren...

Gekocht werden können u. a. Spinat, Brennnesseln, Brunnenkresse...  

Aus der Knolle von Topinambur lassen sich Chips herstellen.

Die Blätter der südamerikanischen Stevia-Pflanze sind ein hervorragendes Süßungsmittel.

Die Samen des drüsigen Springkrauts schmecken karamellisiert sehr lecker.

Als Kostproben für unsere Besucher bot Frau Huber an: die süßen Blätter der Stevia-Pflanze die karamellisierten Samen des drüsigen Springkrauts und last but not least

mit Eberraute (volkstümlich Cola-Pflanze) angereichertes

Mineralwasser

Ableger einer Zitronenduftgeranie wurden gerne mitgenommen.

Viele der genannten Pflanzen hatte Frau Huber als Anschauungsmaterial mitgebracht.

 

Eines besonderen Themas hatte sich Herr Francise-Leopold Huber angenommen:

Kontinentalverschiebung – Geschichte der Plattentektonik

Dazu Herr Huber: „Alfred Wegener (Geologe, Mineraloge und Polarforscher 1880 – 1930) verfasste 1912 das Buch „Die Entstehung der Kontinente und Ozeane“ mit zahlreichen paläontologischen und geologischen Beweisen. Diese Theorie wurde jedoch von der Mehrzahl der internationalen Geologen entweder skeptisch beurteilt oder gänzlich verworfen. Erst durch die umfangreichen Meeresbodenvermessungen der amerikanischen Marine nach dem 2. Weltkrieg sowie die Aufstellung seismographischer Messstellen konnte sich die Theorie Wegeners durchsetzen.“

Verschiedene wissenschaftliche Karten veranschaulichten die Forschungen. Mehrere Besucher führten mit Herrn Huber ausführliche Gespräche über dieses immer noch kontrovers diskutierte Thema.

Wissenschaftliche Literatur lag aus und befindet sich auch in unserer, leider viel zu wenig genutzten, Bibliothek.

 

Herr Dr. Georg Büttner und Herr Helmut Müller bestimmten, wie schon im Vorjahr, von den Besuchern mitgebrachte Mineralien und beantworteten zahlreiche Fragen zu den verschiedenen  Wissensgebieten des NWV.

 

Der Infostand gab Auskunft über das lfd. Programm 2016 und präsentierte bereits das Programm für 2017. Die Besucher erfuhren Wissenswertes über die Ziele des Vereins und konnten sich auch wieder in Listen eintragen lassen, um zukünftig über die Veranstaltungen des NWV informiert zu werden. Die Standbetreuer (H. Huber, O. und E. Winkler) freuten sich über zahlreiche Besuchergespräche und erteilten gerne Auskünfte.

Hier eine kurze Anmerkung zu unseren Besuchern: Viele kennen uns bereits aus den vorhergehenden Jahren und werfen gerne wieder einen Blick in unsere Ausstellung. Andere landen mehr oder weniger zufällig in unserem Raum und sind dann  überrascht, was der NWV alles zu bieten hat und wieder andere kommen aus gezieltem Interesse. Ein kleiner Teil macht vom Angebot der Mineralienbestimmung gebrauch und manche machen einfach einen Abstecher, um einen kostenlosen Ammonit oder eine Lupe mit nach Hause zu nehmen. Dieses Jahr gab es auch noch sog. Handschmeichler, die Frau Schemmel zur Verfügung gestellt hatte und den einen oder anderen Liebhaber fanden.

Die Besucherzahl war zwar heuer minimal rückläufig, das Interesse an unseren Aktivitäten wie in den Vorjahren jedoch sehr groß. Die vielen ausgiebigen Gespräche bei den einzelnen Objekten lassen einen solchen Schluss zu. Dieses rege Interesse rechtfertigt letztendlich den doch erheblichen Aufwand für nur wenige Stunden Präsentation. Wir versuchen auch stets die Ausstellung durch Blumenschmuck und dergleichen aufzulockern und ansprechend zu gestalten, was von den Besuchern durchaus registriert wird.

 

Der Leiterin der VHS, Frau Jutta Cize, sowie Herrn Forster und dem Hausmeister, Herrn Werner Kloos, gilt der besondere Dank des NWV. Die Kooperation mit der VHS ist für den Verein ein großer Gewinn (Räumlichkeiten, Abdruck der NWVVeranstaltungen im Programmheft der VHS, Gerätschaften...) und die Zusammenarbeit ist auf der ganzen Linie hervorragend.

 

Als verantwortliche Organisatorin danke ich allen im Text bereits namentlich erwähnten Mitstreitern und außerdem noch meinem Sohn Christoph (Computerarbeit). Ohne tatkräftige Unterstützung sowohl im Vorfeld als auch am Nachmittag der Veranstaltung wäre die Darstellung der Vereinsarbeit in diesem Umfang nicht möglich.

Ich hoffe auf erneute Unterstützung 2017 und sage nochmals DANKE!

 

 

 

 

 

Tag des Geotops, Sonntag, 18.09.2016

Exkursion zur Geologie des Schweinfurter Raums

Referent und Bericht: Diplomgeologe Dr. Georg Büttner,

Schweinfurt/Hof

Einführung in die Geologie des Schweinfurter Raums

Die Exkursion sollte einen Überblick über die im Schweinfurter Raum anzutreffenden Schichten der Trias geben und außerdem die tektonischen Strukturelemente aufzeigen. Daher wurde von West nach Ost die hier typische Schichtenfolge durchfahren und an Aufschlüssen gezeigt. Es wurden Ausschnitte aus einem Schichtpaket vom Oberen Muschelkalk 2  bis zur Bleiglanzbank des Mittleren Keupers gezeigt, also aus einem Schichtpaket von ca. 120 m. 

Zum besseren Verständnis der tektonischen Situation wird im Folgenden die jeweilige Höhenlage eines Bezugshorizontes, nämlich der Muschelkalk-Keuper-Grenze (mo/ku) in  Meter über NN angegeben. Grundlage hierfür sind für den Schweinfurter Raum typische Schichtmächtigkeiten. Somit ergeben sich für die mo/ku-Grenze folgende Werte:

Grenze             

             

Wert

mo2/mo3         

plus       

33

mo3/ku1           

             

0

ku1/ku2            

minus  

22

ku2/km             

minus 

45

Bleiglanzbank 

minus   

ca. 85

Punkt 1 – Schleerieth

In Schleerieth befinden wir uns am Westrand der tektonischen Schweinfurter Mulde. Hier streichen weitflächig Gesteine des Unteren Keupers aus. Diese bestehen aus einem engräumigen Wechsel härterer Sandsteine und Karbonate und weicherer Tonsteine. Im Zuge der flächigen Erosion/Verwitterung ist auf Grund dieser Härteunterschiede ein typisches flachwelliges Landschaftsbild entstanden.

In Schleerieth sind Gesteine aufgeschlossen, die vom so genannten Werksandstein (kuW) über die karbonatische Albertibank bis in den Unteren Keuper 2 (ku2) reichen.  Die gesamte Aufschlusshöhe des weitflächigen Aufschlusses beträgt etwa 20 m. Der Werksandstein steht hier etwa im Niveau von 270 m ü. NN an, d.h. die mo/ku-Grenze würde hier bei etwa ≤250 m ü. NN liegen.

Der Werksandstein wird als sehr große Deltaschüttung (Modell: Mississippi-Delta) gedeutet. Im Delta fanden sich Schachtelhalm-Wälder die überflutet bzw. mitgerissen wurden. Überliefert sind heute einzelne Abdrücke, Pflanzenhäcksel und kohlige Lagen. - Der Untere Keuper spiegelt den Übergangsbereich vom Land zum Meer wider. 

Die wirtschaftliche Bedeutung des Werksandsteins liegt in seiner Verwendung für Fassadenplatten, für die Bildhauerei und die Denkmalpflege. Der Steinbruch in Schleerieth ist dabei einer der wenigen noch aktiven Steinbrüche in diesem Gestein. Anfang des 20. Jahrhunderts waren in Unterfranken noch über 100 Steinbrüche im Werksandstein aktiv. Das Steinbruchsareal in Schleerieth ist unter vier Betreibern aufgeteilt. Die Hangendschichten wurden für Auffüllungen verwendet, da sie sich gut verdichten lassen.

Punkt 2 – Gochsheim – Süd

In einem Gelegenheitsaufschluss (Kanalbau) an der Bahnstrecke Richtung Grettstadt war der obere ku 2 (Tonsteine der Oberen Drusen Gelbkalkschichten) im Übergang zum Grenzdolomit (kuD) aufgeschlossen. Der Grenzdolomit an sich ist bereits erodiert, er deutet sich nur in der intensiven Braunfärbung der überlagernden Verwitterungslehme an. Der Aufschluss war etwa 2,5 m tief. Stratigraphisch befinden wir uns hier etwa 15 m über den obersten Schichten von Schleerieth. 

Morphologisch liegt das Gelände hier bei ca. 243 m ü. NN. Dies bedeutet, die mo/ku-Grenze wäre hier etwa bei 200 m ü. NN anzutreffen. Tektonisch liegt der Aufschluss etwa in der Muldenachse der Schweinfurter Mulde.

Punkt 3 – Weyer Ost

Östlich der Auffahrt zur Weyerer Brücke (B303) liegt hinter einer Grünschnitt-Deponie ein geschützter Landschaftsbestandteil. Dieser ist im Zuge der Erdentnahme für den Bau der BAB A70 entstanden und wurde aus Gründen des Naturschutzes der natürlichen Sukzession überlassen. 

Hier steht das Umfeld der Cycloidesbank des Oberen Muschelkalks, also der Übergangsbereich mo2/mo3 an. Morphologisch liegt der Aufschluss etwa genauso hoch wie Punkt 2, nämlich bei ca. 245 m ü. NN. Wir befinden uns im Schichtpaket allerdings etwa 75-80 m tiefer. Die Schichten wurden dementsprechend stark herausgehoben. Die Muschelkalk-Keuper-Grenze wurde hier bereits abgetragen und befand sich ehemals bei etwa 275 m ü. NN. Wir befinden uns hier in der bruchtektonisch stark gestörten Südflanke des Kissingen-Haßfurter Sattels.

Die Gesteine des Oberen Muschelkalks stellen Meeresablagerungen dar. Dies zeigt sich auch an den hier anzutreffenden Fossilien: Brachiopoden, Muscheln und Reste von Ceratiten. An einigen Bankoberflächen lassen sich über mehrere 10-er Quadratmeter fossile Wellenrippeln beobachten, ein Hinweis, dass das Meer nicht zu tief war. 

An diesen großflächigen Aufschlüssen sind darüber hinaus braun gefärbte Eisenleisten zu beobachten. Diese zeichnen das Kluftnetz wider und kommen bevorzugt im Bereich der Verwerfungsgebiete vor. Entlang des Kluftnetzes wurden aus zirkulierenden Lösungen Eisen (in Form von Limonit) und Karbonate (Calcit) ausgeschieden. An Schichtgrenzen (zum Tonstein) drang der Limonit ein und führte zu einer (verhärtenden) krustigen Imprägnation.

Punkt 4 – Gründleinsloch bei Pusselsheim

Auf der Flur zwischen Pusselsheim und Dürrfeld tritt aus einer leichten Erhebung eine artesische Quelle aus, das  Gründleinsloch. Es handelt sich dabei um eine Karstquelle, die ihren Zufluss aus Gesteinen des Mittleren Keupers erhält. Dies spiegelt sich in der hohen Mineralisation und im Chemismus des Wassers wider. Dieses ist Calcium-SulfatHydrogenkarbonat betont.

Der Calcium-Hydrogenkarbonat-Gehalt wird bei Quellaustritt, also Druckentlastung, ausgeschieden, weshalb sich hier ein großer Kalksinter gebildet hat, der wiederum für die leichte Erhebung im Gelände verantwortlich ist. Der Kalksinter wölbt sich über dem eigentlichen Quellaustritt. Das Wasser steigt hier entlang eines Schachtes in die Höhe, dessen Wände ebenfalls mit Kalksinter ausgekleidet sind. Die Temperatur und Schüttung der Quelle ist das ganze Jahr über relativ konstant. Dies weist auf einen großen Speicher hin. -- Bezeichnungen wie „Gründleinsloch“ oder „Bodenloses Loch“ finden sich immer wieder für ähnliche aus dem Mittleren Keuper gespeiste Karstquellen, häufig entlang von Steigerwald und Frankenhöhe.

Tektonisch befinden wir uns hier im Südosten der Schweinfurter Mulde. 

Punkt 5 – ehemaliger Gipsbruch östlich Donnersdorf

Östlich von Donnersdorf sind in einem ehemaligen Gipsabbau bunte Tonsteine der Unteren Myophorienschichten des Mittleren Keupers aufgeschlossen. Der hier vor etwa 10 Jahren noch sichtbare Grundgips ist heute bereits verfüllt. Stratigraphisch befinden wir uns hier etwa 15 -20 m über der Schichtenfolge von Gochsheim Süd (Punkt 2).

Morphologisch liegt diese Lokalität bei etwa 260 m ü. NN. Hieraus ergibt sich eine Höhenlage für die mo/ku-Grenze von etwa 200 m ü. NN. Tektonisch liegt dieser Aufschluss in einem bruchtektonisch überprägten Schollenmosaik an der Südflanke des Kissingen-Haßfurter Sattels. Im Steinbruch selbst ist ein markantes Abtauchen des Schichtpakets nach NE zu beobachten.

Abbauziel waren hier die knapp 10 m mächtigen Grundgipsschichten an der Basis des Mittleren Keupers. Der Grundgips wurde ehemals östlich und südlich Donnersdorf abgebaut und v.a. für die Baustoffindustrie (z.B. Gipskarton) verarbeitet. Derzeit findet sich hier kein aktiver Abbau mehr. Gipsreste befinden sich in der Auffüllung am Südrand dieses Aufschlusses.

Punkt 6 - Verebnung der Bleiglanzbank südlich Falkenstein

Die Bleiglanzbank, ein geringmächtiger Steinmergel, schließt die Unteren Myophorienschichten nach oben ab. Sie ist deutlich härter als die sie umgebenden Tonsteine der Myophorienschichten. Daher kam es hier im Zuge der Landschaftsentwicklung zu einer deutlichen Verebnungsfläche. Beim Blick auf den Steigerwaldrand (Falkenberg) sind noch weitere Verebnungsflächen zu erkennen, die hier meist dieselbe Ursache haben (z.B. A-C-Bänke, Lehrbergbänke). Der Name Bleiglanzbank ist auf örtlich eingeschaltete Bleiglanzbutzen zurückzuführen. Häufiger ist jedoch rosafarbener Schwerspat. 

Morphologisch befindet sich die Bleiglanzbankverebnung hier bei ca. 320 m ü. NN, stratigraphisch etwa 15-20 m über dem Profil von Punkt 5. (Für das Blattgebiet Gerolzhofen existieren noch keine exakteren Angaben zur Mächtigkeit der Unteren Myophorienschichten, daher wird dieser Wert von den Nachbarblättern übernommen.) Die Grenze mo/ku dürfte somit bei 235 m ü. NN anstehen. Tektonisch liegt dieses Gebiet an der zerbrochenen, nach SE abtauchenden SFlanke des Kissingen-Haßfurter Sattels.

Schlussbemerkung

Trotz des nasskalten Wetters (und der noch ungünstigeren

Prognose) war die Exkursion gut besucht. Da fast alle zum Abschluss-Kolloquium in das „Steigerwaldstüble“ nach Falkenstein mitgingen, hieß es kurzfristig: „enger zusammenrücken!“ … Auf diese Weise wurde uns wieder warm! … Vielen Dank fürs Mitdiskutieren, mir hat’s Spaß gemacht! … Vielen Dank an Gerhard Mittendorf für seinen Überraschungskuchen.

Literaturhinweise: GK 25 Blätter: 5926, Geldersheim, Hegenberger (1969); 5927, Schweinfurt, Schwarzmeier(1982); 5928, Obertheres, Büttner (1989) 

 

 

 

 

Freitag 30.09.2016

Powerpoint-Vortrag: Die Winterlinde, Baum des Jahres 2016

Referent und Bericht: Förster Bernd Müller, Schweinfurt

Die Winterlinde wurde zum Baum des Jahres 2016 gewählt.

In der Mythologie und im Brauchtum spielt(e) sie eine große Rolle. Das ist aber nicht der einzige Grund für ihre Beliebtheit. Bernd Müller stellte die Baumart mit einem PowerPointVortrag vor.

Die Winterlinde, Baum des Jahres 2016

1.    Name

Der Name Linde leitet sich aus dem nordgermanischen Linda = Binde, dem griechischen tilos = Bast/Faser und dem lateinischen lentus = weich/biegsam ab. Alle drei Sprachen spielen auf den Bast der Linde und seine Verarbeitung in der frühen Menschheitsgeschichte an.

Die Linde war aber auch namensgebend. Orte wie Lindau am Bodensee oder Lindenfels im Odenwald, … wurden nach ihr benannt. Familiennamen z.B. Linne‘, Linde, Lindner, Tiliander, … weisen auch auf einen Bezug zu dieser Baumart hin. 

2.    Gestalt

Die Linde gehört zu den Baumarten mit einer typischen Gestalt. Schon von weitem kann man an ihrer herzförmigen (analog dem Blatt) Gestalt erkennen, dass es sich um eine Linde handeln könnte. 

Winterlinden werden etwa 30 Meter hoch; Sommerlinden etwa 40 Meter.

Die stärkste Bayerische Winterlinde ist etwa 1,4 Meter dick, aber innen schon hohl.

Die stärksten Winterlinden(klone) sind bis zu 3,5 Meter dick, die stärksten Sommerlinden(klone) bis zu 6 Metern.

3.    Blatt

Die Blätter sind bei Bäumen eine ganz wesentliche Bestimmungsgrundlage, da sie selbst im laublosen Zustand noch am Boden zu finden sind. Die Blätter der Winterlinde sind etwa 4 cm bis 8 cm groß. (Die Blätter der Sommerlinde sind etwa doppelt so groß. Generell kann man sagen, die Sommerlinde ist etwas größer, aber auch anspruchsvoller als die

Winterlinde.)

Braune Achselbärtchen kennzeichnen das Winterlindenblatt. Das Sommerlindenblatt hat weiße Achselbärtchen. Die Triebe der Winterlinde sind kahl. Die Triebe der Sommerlinde und der Haselnuss, die man ggf. verwechseln könnte, sind behaart.

4.    Borke

Die Bestimmung eines Baumes an Hand der Borke bedarf sehr viel Erfahrung. Die Borke ist nicht eindeutig zu beschreiben und ändert außerdem mit zunehmendem Alter ihr Erscheinungsbild. In der Jugend ist die Borke der Linden noch relativ glatt. Mit zunehmendem Alter reist sie auf und weist im hohen Alter oft eine Netzstruktur auf. 

5.    Blüte

Ab dem Alter von 20 bis 30 Jahren beginnen die Linden zu blühen. Die Blüte ist 5-zählig und zwittrig. Die männlichen Blütenteile blühen zur Vermeidung von Selbstbestäubung etwa 2 Wochen früher. 

5 bis 12 Blüten stehen in Trugdolden zusammen (bei der Sommerlinde sind es nur 2 bis 4 Einzelblüten).

Typisch für die Lindenblüte ist auch das blassgrüne Tragblatt.  Die Winterlinde blüht i.d.R. im Juli, etwa 2 Wochen nach der Sommerlinde. Zu dieser Zeit blühen nur noch relativ wenige Pflanzen in unserer Landschaft. Deshalb ist der Nektar bei Insekten (und Imkern) besonders begehrt.

Die Blüten duften stark und wohlriechend. Da der Nektar recht offen liegt, ist er auch für Insekten mit kurzem Rüssel zugänglich. Häufig sind an den Linden Bienen, Hummeln und Schwebfliegen zu finden. Aber auch Nachtfalter wie z.B. Motten. 

Manchmal kann man in Städten unter (Silber)linden viele tote Hummeln finden. Das liegt nicht, wie früher angenommen, an giftigem Nektar, sondern an Nektarmangel. Im Gegensatz zu den Bienen legen Hummeln keine üppigen Nahrungsvorräte an. Wenn die Bäume (oder andere Pflanzen) nicht genug Nektar zur Verfügung stellen, verhungern die Hummeln. 

6. Frucht

Bei der Frucht der Linden handelt es sich um Nüsse. Die Nüsse der Winterlinde sind etwa 6 mm groß, kaum gerippt und zerdrückbar. 

Die Nüsse der Sommerlinde sind mit 8-10 mm größer, filzig behaart (analog der Triebe), haben 3-5 Rippen und sind nicht zerdrückbar.

Mit dem Tragblatt ist eine Verbreitung durch den Wind bis zu 60 Metern möglich.

Mit der Vollreife bildet der Samen eine sehr harte Schale aus, die zu einer Keimverzögerung bis zu mehreren Jahren führen kann. Werden die Samen vor der Vollreife geerntet und ausgesät (Grünsaat), keimen sie sofort.

 

 

7. Besonderheiten

Die Linden bilden viele schlafende Knospen, embryonales Gewebe, aus. 

Das begünstigt die Stockausschlagfähigkeit. Im früheren Nieder- und Mittelwaldbetrieb war das ein Konkurrenzvorteil z.B. der Rotbuche gegenüber.

Auch die Knollenbildung, häufig über älteren stärkeren Ästen, ist darauf zurückzuführen. Werden Wurzeln z.B. bei der Holzernte verletzt, werden schlafende Augen aktiviert und bilden die sogenannte Wurzelbrut. Einzigartig ist die Bildung von Innenwurzeln. Da das Lindenholz nicht sehr zersetzungsresistent  ist, beginnen die Bäume von innen heraus zu faulen. Neu gebildete Innenwurzeln nehmen Wasser und Nährstoffe aus diesem Humus auf und bilden die Grundlage für neue vitale Triebe.

Die bisher älteste bekannte Winterlinde steht in Gloucester, England, und ist etwa 2000 Jahre alt. Das Alter des Klons ist unbestritten. Ob es sich noch um die ehemalige Linde handelt oder nicht wird kontrovers diskutiert. 

Der Volksmund sagt: Die Linde kommt 300 Jahre, steht 300 Jahre und vergeht 300 Jahre

8.    Stellung in der Systematik

Die Linden gehören zur Ordnung der Malvenartigen, zur Familie der Malvengewächse und zur Unterfamilie der Lindengewächse. Es gibt 3 Gattungen mit etwa 25 Baum und Straucharten. Sie sind nur auf der Nordhalbkugel im gemäßigten Klima vertreten. In Mitteleuropa gibt es natürlicherweise nur die Winter- und die Sommerlinde. In Südosteuropa kommen die Silberlinde und die Kaukasische Linde häufig vor. Die Holländische Linde ist eine Hybride aus Sommerlinde und Winterlinde. Sie ist steril. Die Krimlinde ist eine Kreuzung aus der Winterlinde und der Kaukasischen Linde.

9.    Evolution

Die Linden sind Bedecktsamer und erstmals im Neogen vertreten. Es sind entwicklungsgeschichtlich junge Pflanzen.

10.  Standortansprüche

-               Licht: Schattbaumart

-               Wärme: gemäßigt kontinental

-               Wasser: mäßig trocken bis frisch,  auch mäßig  wechselfeucht

-               Nährstoffe: noch auf schweren, nährstoffarmen und schwach sauren Böden

Kurz: Die Sommerlinde ist in Allem etwas anspruchsvoller! Die Winterlinde kommt in unserer Region schon jetzt an ihre Grenzen und stirbt in Trockenjahren ab.

11.  Waldgesellschaften

Die Winterlinde kommt aufgrund ihrer weiten Standortsamplitude sowohl in Buchen- als auch in Eichenwaldgesellschaften vor. Die Anteile sind aber immer relativ gering.

12.  Natürliche Verbreitung

Der Verbreitungsschwerpunkt liegt östlich der Buchengrenze. Hier kommt sie auch im Reinbestand vor.

13.  Pilze

-               Mykorrhizapilze: z.B. Satanspilz, Perlpilz, Sommersteinpilz, netzstieliger Hexenröhrling, …

-               Parasiten: z.B. Stigmina Triebsterben, div. Holzpilze, div. Blattfleckenpilze, …

-               Engel: bisher sind 400 Pilzarten an der Winterlinde festgestellt worden.

14.  Tiere

Auffällig sind Lindenschwärmer und Feuerwanzen. Weitere häufig an der Linde vorkommende Insekten sind Gallmücken, und –milben, sowie die kleine Lindenblattwespe. Singvögel und Höhlen bewohnende Tiere kommen ebenfalls zahlreich an Linden vor. Mäuse meiden junge Linden eher. Schalenwild verbeißt Linden dagegen sehr gerne.  

15.  Kulturgeschichte

Im deutschsprachigen Raum ist die Linde wohl der kulturgeschichtlich bedeutsamste Baum. Die Germanen verehrten in der Linde Freya. Ovid setzt ihr mit seiner Erzählung Philemon und Baucis ein Denkmal. In der Nibelungensage spielt die Linde eine wichtige Rolle. Dichter preisen den Baum als Zentrum der Geselligkeit (Dorflinde, Tanzlinde). Als Gerichtslinden und Grenzbäume hatten sie auch eine „hoheitliche“

Funktion. Im Kartenspiel steht das Blatt (freier Bauer) über der Eichel (Knecht). Wallfahrer tragen Lindenlaub mit sich, Soldaten Eichenlaub.

16.  (frühere) Nutzungen

Der namensgebende Bast wurde früher für viele Zwecke benötigt. Kleider, Schilder, Bogensehnen, Schnüre, und vieles mehr wurden daraus gefertigt. Ulme, Weide und Birke sind ebenfalls zur Bastgewinnung genutzt worden. Ab dem 19. Jahrhundert ersetzte Raphiabast den heimischen Bast. 

Lindenblütentee ist eine gute und bewährte Arznei gegen Erkältungen. In der Volksmedizin wurden auch Blätter, Rinde und Holz verwendet. 

Holzkohle zum Zeichnen lässt sich gut aus Lindenholz herstellen. 

Bekannt ist auch der Lindenhonig. Er besteht nicht nur aus Blüten-, sondern auch aus Blatthonig (Lausausscheidungen). Bis zu 30 kg Honig kann von einer ausgewachsenen Linde geerntet werden. 

17.  Holz

Das Holz beider Lindenarten unterscheidet sich so gut wie nicht. Es ist weich, hell, ohne Maserung, mittelschwer und wenig tragfähig und belastbar. Es lässt sich gut bearbeiten und färben, ist aber selbst im Innenbereich wenig dauerhaft. Hauptsächlich wird es von Bildhauern, Schnitzern und Drechslern verwendet. Särge und Kleinteile, wie Bilderrahmen, Spielzeug, Gießereimodelle, Pinselstiele, etc. werden auch häufig daraus hergestellt. 

Mikroskopisch ist das Lindenholz anhand spiralförmiger Verdickungen eindeutig von anderen Holzarten zu unterscheiden. 

18.  Waldbau

Im ehemaligen Nieder- und Mittelwaldbetrieb (Stockausschlagbetrieb) wurden die Linden begünstigt. Heute werden sie in erster Linie als „dienender Bestand“ in Eichen- und Kiefernwäldern verwendet. Aufgrund ihres weichen und wenig dauerhaften Holzes hauen Spechte gerne Höhlen in Linden. Sie werden somit zu wichtigen Habitatbäumen. Besonders geeignet ist die Linde zur Aufforstung vergraster Flächen, weil die jungen Bäumchen für Mäuse nicht sonderlich attraktiv sind. Zur Erhöhung der Baumartenvielfalt wird, soweit standörtlich möglich, immer eine Beteiligung der Linde angestrebt. Die Pflege unterscheidet sich nicht von den anderen Laubbaumarten. In der Qualifizierungsphase (bis zur Erreichung einer astfreien Schaftlänge von 6-8 Metern) werden die Bestände geschlossen gehalten. Ab dann erfolgt in der Dimensionierungsphase (bis zur Erreichung des Zieldurchmessers von 60 cm) durch die Entnahme von Bedrängern der kontinuierliche Kronenausbau.

19.  Stadtbaum

Die Linden sind sehr streusalzempfindlich und reagieren mit

Blattrandnekrosen. Sie sind deshalb nur für Parks abseits von Straßen geeignet. Die südosteuropäische Silberlinde verträgt das extremere Stadtklima besser als die heimischen Linden. Mit speziellen Pflanzsubstraten, Baumscheibenschutz und Bewässerung versucht man im städtischen Bereich den Wasserstress der Bäume zu reduzieren. Der Honigtau (tropft ggf. auf Autos) führt örtlich zu Akzeptanzproblemen; einige Zuchtformen sollen für Läuse aber wenig(er) attraktiv sein. Linden sind sehr schnittverträglich. In Barockgärten werden allerlei Spaliere, Formen und „Figuren“ geschaffen.  

Wir danken Förster Bernd Müller für seinen interessanten, sehr informativen Vortrag sowie für seinen Bericht.

Historische Abbildung der

Winterlinde aus dem Werk

Köhlers Medizinal-Pfanzen,

Band I in naturgetreuen Abbildungen mit kurz erläuterten Texten. - Originalzeichnungen von Walther Müller, Gera  Verlag Fr. Eugen Köhler, 1887;  gemeinfrei, da urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen

 

Samstag, 01.10.2016 

Vorstellung eines naturnahen Waldes 

Referent und Bericht: Förster Bernd Müller

 

1. Blick in die Landschaft

a)                 Seit ca. 7000 Jahren nimmt der Mensch in den Altsiedelgebieten Einfluss auf die Natur. Wir leben deshalb in einer Kulturlandschaft. Die potentiell natürliche Vegetation (sie würde sich hier einstellen, wenn der Mensch sich zurückziehen würde) wäre hier ein buchenreicher Laubmischwald. Der Wald wurde (und wird) auf die ertragsschwachen, steilen und dünn besiedelten Gebiete zurückgedrängt. Er nimmt in Bayern noch ca. ein Drittel der Landesfläche ein.

b)                 Waldränder sind Übergangszonen zwischen dem lichtdurchfluteten und damit im Sommer wärmeren Offenland und dem schattigen und daher kühleren Wald. Da in dieser Übergangszone (insbesondere Süd- und Westränder) die Arten beider Bereiche leben können, sind sie besonders artenreich. Mit einer aktiven Wald(innen)randgestaltung versuchen wir diese Artenvielfalt entlang der Forststraßen auch im Inneren unserer Wälder zu etablieren. 

 

2. Bestand: Durchgewachsener ehemaliger Mittelwald

a.             Baumarten: Eiche, Rotbuche, Hainbuche, Feldahorn, Winterlinde, Elsbeere, Bergahorn, Spitzahorn,

Esche, Birke, Aspe, Salweide, …

b.             Durchmesser: 10 cm bis 80 cm

c.             Alter: 1-200 Jahre

d.             Schichten: 3, Ober-, Mittel- und Unterschicht

e.             Qualität: sehr differenziert, aufgrund der Mittelwaldherkunft

f.               Lücken: ca. 5 % mit Naturverjüngung

g.             Biotopbäume: ca. 3 Stk./ha

h.             Totholz: ca. 3 fm/ha

i.                Frage:  

      Ist das gut, mittel oder schlecht?

      Ist das naturnah oder naturfern?

      Wie ist der Wald zu bewerten? Was ist der Maßstab?

j.                Baumarten:

Seit ca. 7000 Jahren nimmt der Mensch hier in der Gegend Einfluss auf die Baumartenzusammensetzung der Wälder. In der Jungsteinzeit wurde die Rotbuche (wohl eher indirekt) begünstigt. Ab dem Mittelalter und der damit verbundenen Konstanz der Siedlungen wurden die „Mittelwaldbaumarten“ Eichen, Hainbuchen, Ahorne, Linden, Eschen, Elsbeeren, etc. aktiv gefördert. 

Kurz: 

Sämtliche vorhandenen Baumarten kämen in der natürlichen Waldgesellschaft vor. Die natürlichen Anteile sind jedoch aufgrund der langen menschlichen Einflussnahme, sowie sich ändernder Standortsverhältnisse nicht mehr zu ermitteln. Vergleichsflächen (Urwälder) gibt es nicht mehr.

k.              Durchmesser

Eichen-Naturdenkmäler können Stärken von 2 bis 3 Metern in Brusthöhe erreichen. Das zeigt, wie früh im Wirtschaftswald die Bäume geerntet werden. 

l.                Alter

Bedingt durch die beginnende kleinflächige Verjüngung der Bestände  ergibt sich eine große Altersspanne. Die ältesten Eichen sind etwa 200 Jahre alt. Das entspricht etwa 25% ihres biologisch möglichen Alters. Auf den Menschen bezogen, etwa ein Alter von 20 Jahren!

Kurz: Wirtschaftswälder sind junge Wälder!

m.           Schichten

Sämtliche Schichten sind vorhanden

n.             Qualität

Die Holzqualität ist ein rein menschlicher Maßstab. (Für die Natur zählt in erster Linie die Vitalität.) Aufgrund der ehemaligen Mittelwaldwirtschaft (andere Zielsetzung; Bauholz) ist sie nach heutigem Maßstab als überwiegend gering anzusehen. Durch die regelmäßige Freistellung der Bäume erfolgte der Kronenansatz sehr tief. Der Brennholzanteil (das minderwertigste Sortiment) ist daher deutlich höher als im Hochwaldbetrieb. Außerdem bildeten sich durch die regelmäßige Freistellung der Schäfte immer wieder Wasserreiser. Das führt heute zur Einsortierung des Stammholzes überwiegend in die Qualitätsstufe C. Für B-Qualität erzielt der Waldbesitzer das 3-4 fache. Für die A-Qualität ist das 10 fache zu erzielen.

o.             Lücken

Auf etwa 5% der Fläche (qualitativ schlechte Bestandsteile) wurde überwiegend aktiv die Naturverjüngung eingeleitet.

p.             Biotopbäume

Momentan sind ca. 3 Biotopbäume/ha vorhanden. Mit zunehmendem Alter wird der Anteil zunehmen. 

q.             Totholz

Mit etwa 3 fm Totholz pro ha ist die Totholzausstattung relativ gering.

 

3. Femelloch: Verjüngung des Waldes

a.                 Untersuchungen in südosteuropäischen Buchenurwäldern zeigen, dass sich unter natürlichen Verhältnissen die Bestände kleinflächig verjüngen. Sämtliche Altersklassen kommen (wenn keine Störung vorliegt) unmittelbar nebeneinander vor.

b.                 Mit unseren Femelhieben (Lochhieben) ahmen wir diesen Prozess im Wirtschaftswald nach. Wenn wir lichtbedürftige Baumarten, wie z.B. die Eichen, in der zukünftigen Bestockung beteiligen wollen, müssen wir mit der Verjüngung dieser lichtbedürftigen Baumarten beginnen und die Femel entsprechend groß ausformen, weil sie sonst keine Chance mehr gegenüber den weniger lichtbedürftigen Baumarten haben. Wir formen dazu Lücken von bis zu 0,5 ha aus. 

c.                  Im Gegensatz zum Naturwald verjüngen wir die Bestände aber schon nach ca. 25% ihres natürlich möglichen Alters. Damit werden Produktionsverluste an        Masse (schnelles         Jugendwachstum,             CO2Senkenfunktion des Waldes) und an Qualität (z.B. Altersfäulen, etc.) vermieden. 

 

4. Ökologische Qualität des Bestands

a.                 Durch die menschliche Nutzung wurde hier seit Jahrtausenden vor allem Einfluss auf das Bestandsalter und die Bestandsstruktur genommen. Die Strukturen der in Urwäldern vorkommenden Alters- und Zerfallsphase waren wahrscheinlich über längere Zeiträume (Mittelwaldwirtschaft) völlig verschwunden.

b.                 Mobile Arten wie z.B. Vögel oder Pilze können verloren gegangene Biotope wieder relativ schnell besiedeln.

c.                  Weniger mobile Arten wie z.B. Schnecken oder bestimmte Käfer können ggf. mit Restvorkommen in Ersatzbiotopen (z.B. Kronentotholz) überleben.

d.                 Durch Biotopbaum- Totholz- und Trittsteinkonzepte wird versucht im (verhältnismäßig jungen) Wirtschaftswald ausreichend Elemente der Alters- und Zerfallsphase als Lebensgrundlage für ein weitestgehend vollständiges Arteninventar bereitzustellen.

e.                  Genauso wichtig für die Artenvielfalt ist allerdings auch ein Mindestmaß an lichten, wärmeren Strukturen. Dies kann aber ggf. auch zu Forstschutz-, d.h. Schädlingsproblemen führen.

f.                    Anhand vom Vorkommen bestimmter Urwaldreliktarten (z.B. Schnecken, Käfer,…) kann man Rückschlüsse auf eine ungebrochene Biotoptradition (z.B. keine frühere Umwandlung in einen Fichtenbestand) führen. 

 

5. Buche

a.             Insbesondere im Sommer kann man in einem Buchenwald sehen und spüren, dass es dort deutlich dunkler und kühler ist als in einem Eichenwald. 

b.             Während am Boden eines Eichenwaldes während der Vegetationsperiode immer irgendwelche Pflanzen zu finden sind, findet sich im Buchenwald häufig nur altes braunes Laub. Die Buchenkronen lassen für die Existenz von Bodenpflanzen i.d.R. zu wenig Licht auf den Boden.

c.             Wenn man Buchen und Eichen in direkter Nachbarschaft anschaut, sieht man sehr deutlich die unterschiedliche Blatt- und Holzmasse und damit die Konkurrenzverhältnisse.

d.             Auf der Rückwanderung der Buche nach den Eiszeiten aus ihren Refugialgebieten konnten nur wenige, auf die Buche spezialisierte Arten folgen. Der Artenreichtum heutiger Buchenwälder stammt im Grunde aus der vorherigen Kiefern- und Eichenwaldzeit. Endemiten, also nur auf die Buche angewiesene Arten, gibt es bei uns (ganz im Gegensatz zu den Refugialgebieten!) kaum. 

 

6. Jungdurchforstung: 40 Jahre alt

a.                 Beispiel für das frühere, großflächigere (8 ha) Verjüngen von Beständen. Dieses Vorgehen erhält zwar die Baumartenvielfalt, führt aber auf großer Fläche zum Strukturverlust (Alter, Durchmesser, kleinflächiger Wechsel der verschiedenen Entwicklungsstadien, Biotopbäume, Totholz, …)

b.                 Durch die frühzeitige Auswahl, Kennzeichnung und ständige und mäßige Kronenpflege der Endbestandsbäume wird versucht so schnell wie möglich den Baum zur Hiebsreife (bestimmte Dimension) zu entwickeln und die Baumartenvielfalt zu erhalten. 

 

7. Douglasie

a.                 Der Höhenunterschied zum benachbarten gleichaltrigen Laubholzmischbestand verdeutlicht sehr anschaulich, warum diese Baumart aus ökonomischer

Sicht so wertvoll ist. 

b.                 Nadelholz wächst nicht nur schneller. Der Anteil an besser bezahltem Stammholz ist auch höher. 

 

8. Fazit:

a.             Im öffentlichen Wirtschaftswald wird die Optimierung des Gesamtnutzens des Waldes für die Bevölkerung angestrebt; d.h. ein Kompromiss zwischen den ökonomischen, den ökologischen und den sozialen Belangen gesucht.

b.             Die Stabilität eines Waldes ist dabei von herausragender Bedeutung. Ein naturnaher Waldaufbau und naturnahes Wirtschaften helfen das Schadensrisiko und damit flächige Ausfälle (der forstliche Gau) deutlich zu senken. 

c.             Mit der Maximierung der Holzproduktion wird möglichst viel klimaschädliches CO2 gebunden, also Umweltschutz betrieben. Mit dem Belassen von Strukturen der Alters- und Zerfallsphase, sowie der Schaffung von verschiedenen Belichtungssituationen wird  Artenschutz betrieben. Und das auf ein und derselben Fläche.

d.             Abweichungen von der (angenommenen) potentiell natürlichen Waldgesellschaft sind aber durchaus möglich und sinnvoll. Das muss nicht zwangsläufig zum Artenverlust führen. 

e.             Für besonders anspruchsvolle Arten, für eine ungestörte genetische Entwicklung, sowie für Forschungs- und Lehrzwecke sind allerdings Prozessschutzgebiete (z.B. Naturwaldreservate und Nationalparks) notwendig.

 

Wir danken Förster Bernd Müller für diese interessante Exkursion. Er verstand es uns darzulegen, dass auch natürlich aussehende Strukturen das Ergebnis einer alten Kulturlandschaft sind. Außerdem gelang es ihm, mit kleinen Beispielen unser Empfinden für die Natur zu überprüfen (was empfinden wir als gut, was als schlecht). Diese Ansätze finden sich auch im Bericht wieder. 

Vielen Dank für die Einführung in diese interessante Problematik, die vor Ort zu einer Vielzahl von Diskussionen führte.

Vielleicht gibt es ja eine Wiederholung, bei besserem Wetter? (Denn als wir vor einem Jahr den Termin vereinbarten, dachten wir an Sonnenschein und Goldenen Oktober!) Das Interesse im Verein ist sicherlich vorhanden, denn trotz der unsicheren Wetterprognose, leichtem Nieselregen und ungemütlich-kühlen Temperaturen hatten sich rund 15 Teilnehmer zusammen gefunden. 

Aufgrund unserer zahlreichen Fragen und Anmerkungen erreichten wir vor dem nächsten Wolkenbruch zwar (fast) unser Ziel (den Douglasien-Bestand), nicht jedoch das Trockene … Ich bin noch nie so nass geworden! Aufgrund individueller starker Durchfeuchtung musste auf ein Nachkolloquium verzichtet werden. … Trotzdem hat es viel Spass gemacht.

 

 

 

 

 

 

 

Freitag 07.10.2016

Vortrag: Hypothese zur Anbindung des Germanischen Beckens an die Tethys während der Muschelkalkzeit der Trias. 

 

Referent und Bericht: Günter Stürmer, Schweinfurt

Zur Erläuterung obiger These werden Steine des Muschelkalks unserer Heimat verwendet, da diese alle Voraussetzungen für diese Überlegung erfüllen.

„Jeder Stein, der auf der Erde liegt, kann eine eigene Geschichte erzählen: Er berichtet darüber, wie die Welt aussah, als er entstanden ist. Im Inneren des Gesteins liegen Anhaltspunkte für das Klima und die Umwelt früherer Zeiten, und die unterscheiden sich oftmals gewaltig von den heutigen Verhältnissen.“ Zitat aus: NEIL SHUBIN – Der Fisch in uns.

Welche Geschichte erzählen die Muschelkalksteine unserer Heimat Unterfranken und hier insbesonders die sparitischen Schillkalke und mikritischen Kalksteine aus der marinen Sedimentation hinsichtlich Entstehungszeit, Entstehungsort und Entstehungsbedingungen.

Entstehungszeit: wann?

Diese Frage ist in diesem Zusammenhang einfach zu beantworten: Zwischen 244 Mio. Jahren und 236 Mio. Jahren vor heute.

Entstehungsort: wo?

Schweinfurt als Ausgangpunkt unserer Überlegungen liegt auf ca. 50° nördlicher Breite. Wo lag dieser Punkt vor 240 Mio. Jahren?

Um diese Frage zu klären muss die Entwicklung der Erdoberfläche 240 Mio. Jahre zurückgedreht werden. Beginnen wir mit Bekanntem. Der Sedimentationsraum des Muschelkalks des Germanischen Beckens bedeckt hauptsächlich Deutschland (deshalb Germanisches Becken), Abbildung 1.

Dieser Sedimentationsraum hat sich in den 240 Mio. Jahren von seiner damaligen Position von ca. 25° nördlicher Breite zu seiner heutigen Position auf ca. 50° nördlicher Breite bewegt. Vor 240 Mio. Jahren war nicht nur die Position des Germanischen Beckens eine andere, sondern auch die umgebenden Landmassen hatten auf der Weltoberfläche eine andere Zusammensetzung. Alle Landmassen waren zusammenhängend in Nord-Südrichtung in einem Superkontinent Pangea zusammengefasst, Abbildung 2. Diese Situation hatte entscheidenden Einfluss auf das Weltklima.

Die Wanderbewegung hat ihre Begründung in der Plattentektonik. An der Erdoberfläche „schwimmen“ Krustenplatten (2,7 gr./cm3) von bis zu 100 km Dicke auf Grund ihres Dichteunterschieds auf dem Erdmantel (3,3 gr./cm3) und werden durch aufsteigende Wärmeströme bewegt. Die Bewegungsrichtungen an den Plattengrenzen sind Spreizung wie am Mittelatlantischen Rücken, Versenkung einer Platte unter die andere (Subduktion) z. B. die Westseite von Südamerika und aneinander gleiten (Transformstörung) wie der St. Andreas Graben in Nordamerika. Da die im Gestein enthaltenen Eisenminerale (Hämatit, Magnetit) die Orientierung des herrschenden Magnetfelds aufnehmen und bei der Abkühlung unter ca. 600°C eingefroren werden, kann auch nach Millionen von Jahren die Ausgangsorientierung gemessen werden. Mit der Orientierung des Magnetfelds und einer zugehörenden Altersbestimmung ist die Plattenwanderung rekonstruierbar.

Wichtigste Antriebskraft für das Weltklima sind zu allen Zeiten die Passat-Winde, die in der nördlichen Äquatorregion als Nordpassat und in der südlichen Äquatorregion als Südpassat immer von Ost nach West wehen. Die Wirkung der Passatwinde reicht bis in 200 m Wassertiefe und treibt das Meerwasser in Strömungsbahnen in westliche Richtung. Durch die Corioliskraft wird die Strömung auf der Nordhalbkugel im Uhrzeigersinn abgelenkt, auf der Südhalbkugel entgegen dem Uhrzeigersinn.

Durch die Positionierung der Landmassen war ein Golf – die Tethys – entstanden. Die Strömungsbahnen wurden durch die begrenzenden Landmassen umgelenkt und zurück in den Strömungsumlauf geführt, Abbildung 3. Für unsere Betrachtung wird nur die Situation auf der Nordhalbkugel betrachtet.

Durch die geographische Position des Germanischen Beckens und die Anbindung an die globale Strömungssituation kann folgende These entwickelt werden:

Durch die Plattendrift wandert das Germanische Becken während der Muschelkalkzeit von 8 Mio. Jahren in Bezug auf Afrika über 600 km nach Osten. Damit verschiebt sich der

Scheitelpunkt der Strömung um den gleichen Betrag nach Westen, Abbildung 4. Durch den Staudruck und die Strömungsgeschwindigkeit wird zunächst über die östliche Pforte das entstehende Becken geflutet (Unterer Muschelkalk) Abbildung 5. Bei weiterer Ost-West Verschiebung wird über offene östliche und westliche Pforten der Wasserverlust im Becken nachgespeist (Mittlerer Muschelkalk) Abbildung 6 und bei noch aktiverer westlicher Pforte eine Durchströmung des Beckens von West nach Ost aufgebaut (Oberer Muschelkalk bis Cycloides-Bank) Abbildung 7. Danach wird die östliche Pforte durch Keuper-Sedimente verschlossen und die Strömung im Becken bricht zusammen, Abbildung

8.

Diese These lässt sich über Ausbreitungsmuster von Fossilien und deren erforderliche Lebensbedingungen nachvollziehen. Hierfür wurden festsitzende Brachiopoden und Seelilien verwendet, die ihre Nahrung aus der Strömung ausfiltern und deren Abfall abtransportiert werden muss, damit sie nicht ersticken. Die Cephalopoden sind über die Schwimmfähigkeit, besonders auch der leeren Gehäuse, geeignet Strömungsbahnen zu erkennen.

Danach wurde der Sedimentationsraum der Tethys durch Subduktion an der Südseite von Europa und Asien auf der Linie Alpen bis Himalaya geschlossen. Dort blieben auch Reste der Sedimentation erhalten. Der Zentralbereich des

Germanischen Beckens wurde von diesen tektonischen Ereignissen verschont.

Entstehungsbedingungen von Muschelkalkgesteinen im Germanischen Becken: Wie?

Die Materialanlieferung für die Muschelkalkgesteine stammt primär aus der Verwitterung von Gesteinen der Erdkruste z.

B. Plagioklas (Feldspat). Das Calcium (Ca) führt über die Bildung von Calcit zum mikritischen Kalkstein und über die Einbindung in die Hartschalen z. B. der Brachiopoden zum sparitischen Schillkalk. Die restlichen Tonmineralien bilden die Tonsteinzwischenlage.

Bleibt noch die Frage nach der typischen Tonplattenfolge des Unterfränkischen Muschelkalks. Ist es chaotische Sedimentation, die primär von Prozessen kontrolliert wird, die im sedimentären System selbst stattfinden oder sind allozyklische Sequenzen verantwortlich, die hauptsächlich verursacht werden von Variationen von außerhalb des zu betrachtenden sedimentären Systems wie klimatische Wechsel, tektonische Bewegungen, globale Meeresspiegelschwankungen - Milankovitch-Zyklen: Schwankung der Umlaufbahn der Erde um die Sonne, Veränderung der Neigung der Erdachse und Veränderung der Erdrotation? Die Milankovitch-Zyklen sollen über die Veränderung der Wärmestrahlung durch die Sonne zu Warm- und Kaltzeiten führen und damit zu unterschiedlicher Verwitterung und entsprechender Sedimentation.

Eventuell ist von allen Prozessen etwas dabei. Aber nach über 200 Jahren Forschungstätigkeit gibt es noch keine zweifelsfreie Lösung.

Fazit:

-                      Die Muschelkalkgesteine des Germanischen Beckens sind in Entstehung und Erhaltung einmalig auf der Welt.

-                      Die weltweiten plattentektonischen Vorgänge haben den Bildungsraum unserer Heimat verschont.

-                      Die Muschelkalkgesteine unserer Heimat sind Relikte aus der Bildungszeit vor 240 Mio. Jahren.

Literaturhinweis: Stürmer, Günter (2015): Hypothese zur Anbindung des Germanischen Beckens an die Tethys während der Muschelkalkzeit der Trias. Naturwiss. Jahrbuch Schweinfurt, Bd. 26: 95-185. 

Weitere Literatur (insbesondere Zitate bei den Abbildungen) siehe dort.

 

Abb. 1: Europa zur Muschelkalkzeit aus Stürmer (2015); neu gezeichnet nach Ziegler (2005)

 

 

Abb. 2: Paläogeographie im Grenzbereich Perm-Trias aus Stürmer (2015); neu erstellte Abbildung; zusammengestellt

nach Wignall & Twittchett (2002) 

 

Abb. 3: Globale Zirkulationsmuster Mittlere Trias (240 Ma.) Neu gezeichnet in Anlehnung an: Mollweide, full globe projection; Tollmann E. u. Tollmann A. (1981, Abb. 1), Parrish

(1993), Eastwood (2008)

  

Abb. 4 Arbeitsmodell, hypothetische Hauptstömungsrichtung, in Anlehnung an Stürmer 2015, Abb. 10.

(eigene Abbildung)

 

  

 

 

 

 

Abb. 5: Situation Unterer Muschelkalk (aus Stürmer 2015), in Anlehnung an Szulc 2000, Fig. 12 B, verändert.

 

 

Abb. 6: Situation Mittlerer Muschelkalk (aus Stürmer 2015), in Anlehnung an Szulc 2000, Fig. 12 C, verändert.

 

Abb. 7:  Strömungsmuster für  den Oberen Muschelkalk (mo1+ 2),  aus Stümer (2015, Abb.

17, eigene

Abbildung)

 

 

 

 

 

 

 

Abb. 8:  Strömungsmuster für  den Oberen Muschelkalk (mo3),  aus Stümer (2015, Abb.

18, eigene

Abbildung) Wir danken unserem Ehrenvorstand Herrn Günter Stürmer für die anschauliche, gut verständliche Präsentation dieses an sich nicht einfachen Themas sowie für die Ausarbeitung des Berichts.

Freitag. 21.10.2016 

Physik – Nobelpreisträger 2015 - Neutrino-Oszillation

Referent und Bericht: Harald Viemann Msc Physik, Universität Rostock

Irgendwie unglaublich”, das waren die Worte Takaaki Kajitas, der zusammen mit Arthur Mc Donald 2015 den Nobelpreis für Physik bekam. Ziemlich treffend, wenn man bedenkt, dass die beiden sich mit Neutrinos beschäftigt haben, die sich, vergleichbar mit der Schwebung gekoppelter Pendel, ineinander umwandeln. Dieses ineinander Umwandeln der Neutrinos bezeichnet man als Neutrino-Oszillation. e-      Neutrino (Plüschtier): 

http://www.particlezoo.net

 

 

Es sind bis jetzt drei Neutrinos nachgewiesen: das Elektron-, Myon- und Tauon-Neutrino. Zu Beginn ging man aufgrund ihrer Geschwindigkeit von nahezu Lichtgeschwindigkeit davon aus, dass sie keine Masse besitzen. Zudem werden sie im Standardmodell der Teilchenphysik als masselos beschrieben. Weiter sei gesagt, dass sie fast nicht mit Materie wechselwirken. Von den Trillionen von Neutrinos, die jeden Moment uns und alles um uns passieren, merken wir also gar nichts und das macht es äußerst schwer, diese zu detektieren.

      Solare Neutrinos: Bild: H. Viemann Durch die Untersuchung der Sonnen-Neutrinos (ElektronNeutrinos) mittels des Homestake Experimentes fiel auf, dass nur etwa 1/3 der erwarteten Neutrino-Rate gemessen werden konnte. Man vermutete zunächst, dass das SonnenStandardmodell, welches die Reaktionen innerhalb einer Sonne beschreibt, falsch sein müsste. Mit der Annahme, dass Neutrinos eine Masse besitzen, entstand die Möglichkeit, dass Neutrinos oszillieren. Die Elektron-Neutrinos der Sonne können sich nun in einen der anderen beiden Neutrino-Flavors umwandeln, womit eine Erklärung für das solare Neutrinodefizit gegeben ist. Für den Nachweis erhielt Raymond Davis Jr. 2002 den Nobelpreis für Physik.

In der Theorie unterscheidet man Oszillationen über lange und kurze Strecken (long- bzw. short-range). Zu ersterem zählt die Oszillation von solaren Elektron-Neutrinos, die sich auf dem langen Weg zur Erde mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit in Myon- oder Tauon-Neutrinos umwandeln können. Man nennt diese Oszillation auch die LangsameSolare-Oszillation. Betrachtet man die gleichen ElektronNeutrinos auf einer kurzen Flugstrecke (z.B. einmal durch die Erde), ist keine Oszillation zu beobachten. Das heißt, Elektron-Neutrinos bleiben mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit Elektron-Neutrinos. Dies ermöglicht wiederum Experimente, die eine Oszillation zwischen Myon- und TauonNeutrinos sichtbar machen können.

 

Atmosphären Neutrinos; Bild: H. Viemann

Um diese “short range” / Kurzstrecken-Oszillation zu beobachten, schaut man sich Neutrinos an, welche in unserer Erdatmosphäre erzeugt werden. Ein kosmisches Proton, welches an den Atomkernen in der Atmosphäre streut, kann beispielsweise mehrmals zerfallen und Elektron- und MyonNeutrinos erzeugen. Solche Neutrinos werden zum Beispiel mit dem “Super Kamiokande”-Experiment seit 1996 in Japan untersucht, welches uns erlaubt die Flugrichtung der Neutrinos zu bestimmen. Ein Vergleich der experimentell erhaltenen Myon-Neutrino-Raten mit am Computer simulierten Ergebnissen, bei denen keine Oszillation erlaubt ist, zeigt, dass der Theorie entsprechend, Myon-Neutrinos, die erst einmal durch die Erde geflogen sind, mit einer höheren Wahrscheinlichkeit keine Myon-Neutrinos mehr sind, als solche die direkt aus der Atmosphäre auf den Detektor trafen. Elektron-Neutrino-Raten hingegen bleiben konstant und implizieren daher eine Oszillation der Myon-Neutrinos hin zu TauonNeutrinos.

Wurde zuletzt nun die Neutrino-Oszillation belegt und somit der Weg zum Physik-Nobelpreis 2015 von Takaaki Kajitas und Arthur Mc Donald geebnet, bleiben jedoch noch zwei relativ interessante Fragen offen: Zum einen ist da die Masse der Neutrinos, welche in der Oszillationstheorie nur als Massendifferenz auftaucht. Die Masse ließ sich daher bis jetzt noch nicht bestimmen. Das Experiment KATRIN am KIT in Karlsruhe soll daher Licht in das Dunkel bringen und die Masse des Elektron-Neutrinos bestimmen. Die zweite Frage, die noch offen bleibt, sind Artefakte, die in Daten, wie denen der “Super Kamiokande”, entdeckt wurden. Diese Artefakte sind Abweichungen der Messungen von der Theorie, welche sich mit einem vierten oszillierenden Neutrino-Typ erklären lassen würden, dem sterilen-Neutrino. Das sterileNeutrino kann im Gegensatz zu den anderen nur mittels Gravitation interagieren, jedoch wurde ihre Existenz bis jetzt noch nicht bewiesen.

Man sieht: diese Sache mit den Neutrinos ist doch “irgendwie unglaublich”…

FÜR ALLE, DIE ETWAS MEHR WISSEN WOLLEN:

 

Nobelpreis 2002 - lecture (en)

www.nobelprize.org/nobel_prizes/physics/l aureates/2002/davis-lecture.pdf

Nobelpreis 2015 (en)

www.nobelprize.org/nobel_prizes/physics/l aureates/2015/

Atmosphärische

Oszillation (Physical

Review Letter) (en)

http://journals.aps.org/prl/abstract/10.1103 /PhysRevLett.81.1562

Ice Cube (Experiment für sterile Neutrinos) (en)

http://icecube.wisc.edu

Neutrinowaage

www.katrin.kit.edu

Standardmodell als

Stofftiere

www.particlezoo.net

 

Wir danken unserem Mitglied Herrn Harald Viemann, dass er versucht hat, uns auf die Neutrinos einzustimmen, für seinen Bericht und sein ehrenamtliches Engagement.

Durch die geschickte Wahl verständlicher Abbildungen (z.B. „Schrödingers Katze“) gelang es ihm, auch für weniger im Thema verwurzelte (wie z.B. mir [GB]) den Spannungsbogen am Vortrag aufrecht zu halten. Das Thema hat sicherlich das Interesse verstärkt, sich intensiver mit dieser an sich sehr komplexen Materie zu befassen. …. Die Komplexität des Themas wird offensichtlich, wenn man einige der oben angegebenen Internetseiten aufruft. 

 

Freitag, 11.11.2016

Vortrag: Wie kommunizieren Pflanzen?

Referent und Bericht: Reinhold Jordan, Schweinfurt

Zwar weiß man spätestens seit der Antike, dass Pflanzen auf Umweltreize reagieren - z.B., dass sie ihre Blüten der Sonne zuwenden - doch wandte sich Goethe noch 1787 vehement gegen die Erkenntnis des Potsdamer Schulrektors

Sprenger, dass Blütenpflanzen mit Farb- und Duftsignalen Insekten anlocken würden, um diese zur Ablage von Blütenstaub auf ihre Narben zu veranlassen.

Hundert Jahre später war man schon weiter. Vater und Sohn Darwin (beide übrigens Mitglieder der 1652 in Schweinfurt gegründeten Leopoldina) führten das Verhalten von Pflanzen endgültig in die botanische Wissenschaft ein.

Seit mehreren Jahrzehnten werden nun Kommunikationsstrukturen von Pflanzen erforscht. Das gilt einmal für Mitteilungen einer Pflanze an eine andere der gleichen Art. Hier wurden die Alarmierung von Schirmakazien und die Stressmitteilungen von Erbsen durch Ethen-Abgabe bzw. Aufnahme und die Zurückhaltung beim Kronenwachstum von Bäumen angesprochen (wobei der Wirkungsmechanismus bei letzterem Phänomen noch ungeklärt ist).

Zum anderen gibt es teils sehr komplexe Informationsstrukturen zwischen Pflanzen und einer oder mehreren Tierarten (oft nach dem Muster "meines Feindes Feind ist mein Freund"). Als Beispiele hierfür wurden Verhaltensweisen der Tabakpflanze, der Limabohne und des Kulturmais herangezogen.

Abgesehen von Tieren werden auch Pilze und Bakterien in das Geflecht der Pflanzenkommunikation einbezogen.

Der Referent betonte, dass das aktuelle Wissen sicher erst einen kleinen Bruchteil der ermittelbaren Kommunikationsvorgänge darstellt. Selbst bisher unbekannte physikalische Erscheinungen könnten hier eine Rolle spielen.

Wie üblich hat der Referent seine Ausführungen mit Hilfe einer Powerpoint-Präsentation illustriert.

Das Referat ist mit allen Bildern (leider nur in schwarz-weiß), Zitaten und einer Literaturliste als kleine Publikation (32 S.) erschienen (Reinhold Jordan: Wie kommunizieren Pflanzen, Schweinfurt, November 2016) und in unserer Bibliothek sowie im Lesesaal der Stadtbibliothek Schweinfurt einzusehen.

Wir danken Herrn Reinhold Jordan für seinen interssanten Vortrag, den Beitrag im Mitteilungsheft und seine Sonderpublikation. – Ein außergewöhnliches, spannendes und vielseitiges Thema, wie der hohe Besucherandrang bewies!

Freitag, 09.12.2016

Naturwissenschaftlicher Treff zum Jahresabschluss

Kurzbericht: Georg Büttner

Wie in den vergangenen Jahren haben wir auch dieses Mal wieder einen Jahresrückblick gehalten und während einer kurzen Beamer-Präsentation das Exkursionsjahr Revue passieren lassen. Darüber hinaus wurden langjährige und verdiente Mitglieder geehrt.

Von den angeschriebenen Jubilaren waren Herr Prof. Lothar Kranz (30 Jahre) und Herr Rudolph Meinhardt (25 Jahre) persönlich erschienen. Das Entschuldigungsschreiben von Dr. Volker Kriegisch (25 Jahre) wurde verlesen (s. Kap. 2.4).

Für ihr besonders Engagement im zurückliegenden Jahr wurden Elisabeth und Otmar Winkler, Petra Schemmel (in Abwesenheit), Francise und Helga Huber, Werner Drescher und Dietlind Hußlein geehrt (s. Kap. 2.2).

Im Anschluss an Rückblick und Ehrungen war Gelegenheit zum Gedankenaustausch. Wie in den vergangenen Jahren gab es fürs leibliche Wohl alkoholfreien Glühwein und ein kaltes Buffet. Diese Veranstaltung setzt einen schönen Schlusspunkt unter ein arbeits-, abwechslungs- und erfolgreiches Vereinsjahr.

Allen Plätzchenbäckern, Lieferanten von süßen und deftigen Köstlichkeiten, Geldspendern sowie allen Helfern bei der Dekoration und beim Aufräumen ein herzliches Dankeschön. Diesem Dank schließt sich das Organisationsteam Elisabeth und Otmar Winkler sowie Helga und Francise Huber und Werner Drescher gerne an.

Ein Extra-Dank an den Hausmeister der VHS, Herrn Werner Kloos, der uns immer zuverlässig mit technischem Gerät und bei dieser speziellen Veranstaltung auch mit Geschirr versorgte.