Freitag, 15.01.2016
Naturfotografie – digitale Bilder von Petra
Schemmel und Werner Drescher
Referenten: Petra
Schemmel und Werner Drescher,
Schweinfurt
Nach einer kurzen
Einführung zeigten Petra Schemmel und Werner Drescher beeindruckende Bilder
verschiedener Tiergruppen (insbesondere von Vögeln und Insekten) sowie
besondere Naturaufnahmen, wie Spiegelungen und Refraktionen. Die einzelnen
Themenblöcke wurden durch entsprechende Musik untermalt, die Tiere wurden durch
Texte benannt, so dass jeder die Fotografien ungestört auf sich wirken lassen
konnte. … Eine beeindruckende Veranstaltung!
Großer Dank an Petra Schemmel und Werner
Drescher, dass Sie uns
eine Kostprobe ihrer digitalen Fotografie gegeben haben, für die hervorragende,
fast meditative Präsentation und für die viele Arbeit, die sie in Bildauswahl,
Arrangieren von Bildern, Text und zugehöriger Musik gesteckt haben.
Freitag, 19.02.2016
Die Mikrofauna des Unteren Muschelkalks und Oberen
Muschelkalks
Referent: Michael Henz, Euerdorf
Kurzbericht: Günter Stürmer, Schweinfurt
Michael Henz
entführte uns mit diesem Vortrag in die Mikropaläontologie, eine für viele
Zuhörer nicht so geläufige Welt. Er stellte überlieferungsfähige Reste von
Fischen (Schuppen, Zähnen, Gehörknöchelchen) aber auch die so genannten
Conodonten vor.
Abb. 1:
Verschiedene Conodonten. Bild: Michael Henz
Mit den Conodonten
(es sind die überlieferungsfähigen Teile eines etwa 4 cm großen aalförmigen
Tieres, für das ein eigener Stamm eingeführt wurde: Conodonta) ist es möglich,
Schichten des Germanischen Beckens der Trias mit Schichten außerhalb des
Beckens zu korrelieren. Sein Beitrag bezog sich auf Schillkalk-Abfolgen des
Unteren und des Oberen Muschelkalks, da nur in diesen
karbonatischen Gesteinen die Mikrofosillien durch Lösung zu gewinnen sind. Im
Mittleren Muschelkalk des Germanischen Beckens setzen die Conodoten aus. Dies
zeigt, da Conodonten eine große Verbreitungsgenauigkeit besitzen, dass zwischen
Germanischem Becken und der Tethys in dieser Zeit nur ein geringer
Faunenaustausch bzw. eine geringe Überlieferung möglich war.
Eingangs gab Herr
Henz eine kurze Einführung zur Probennahme sowie zur Gesteinsaufbereitung
(Brechen, Behandlung der Karbonate mit (schwacher) Säure) und zeigte hiermit,
wie schwierig es ist, letztendlich zu aussagekräftigem Material zu kommen.
Die Gesteinsproben
werden schichtgenau gesammelt. Danach wird das Gestein zerkleinert, dabei darf
die Probe nicht mit Fremdmaterial verunreinigt werden. Anschließend kommt die
aufwendige Säurelösung, Neutralisation und Aussieben der nicht durch die Säure
gelösten Rückstände. Aus diesen Rückständen werden dann unter dem Mikroskop die
Mikrofossilien ausgelesen. Nun bleibt noch diese organischen Rückstände zu
sortieren, unvollständige auszusondern und die gut erhaltenen zu
klassifizieren.
Da diese Fossilien
in einer Sammlung nicht ohne Hilfsmittel betrachtet werden können werden die
Mikrofossilien unter dem Mikroskop fotographiert und in einer Datei im Computer
abgelegt. Der große Aufwand bei der Gewinnung wird dann mit einem kleinen
Aufwand für die Dokumentation belohnt.
Wir danken Herrn Henz für diesen sehr interessanten Vortrag in einen
für viele der Zuhörer bisher weitgehend unbekannten „Mikro-Kosmos“ und Herrn Günter Stürmer für den Bericht.
Freitag, 11.03.2016
PowerPoint-Vortrag: Der Stieglitz - Vogel des
Jahres 2016
Referentin und Bericht: Dietlind Hußlein, Schweinfurt
Der Stieglitz - der Vogel des Jahres 2016
Jedes Kind kennt
ihn - einen so schönen und bunten Vogel.
Der Sage nach rief
Gott alle Vögel zusammen, um ihr Federkleid anzumalen. Als der Stieglitz an die
Reihe kam, waren Gott die Farben ausgegangen. Kurzerhand kratzte er deshalb die
letzten Reste aus jedem Farbtopf zusammen und schenkte dem Stieglitz so sein buntes
Federkleid.
Er ist ein
geselliger Vogel; brütet in Nestgemeinschaften
von 4 - 5 Nestern in Nachbarschaft in der Baumkrone eines Laubbaumes.
Körnerfresser, die auch ihre Jungen mit vorverdauter Körnernahrung füttern,
haben kleine Reviere. Die Mitglieder einer Nestgemeinschaft kennen sich und
fliegen miteinander zu den Nahrungsgründen.
Der Stieglitz ist ein sehr quirliger Vogel; immerfort in
Aktion. Er kann seine Samen sehr geschickt erobern. Wenn die Stängel der
Nahrungspflanze zu dünn sind, fliegt er sie von unten an und umfasst mehrere
Stängel. Dazu kann er geschickt seine beiden Füße, seinen Schnabel und wenn
nötig auch noch seinen Schwanz zu Hilfe nehmen oder in einer Stellung
kopfunter. Von 152 Pflanzenarten - meist sog. "Unkräuter" - ist
bekannt, dass er sie nutzt. Lieblingssamen sind für den Stieglitz die der Wilden Karde (Dipsacus fullonum). Aber
meistens sind dort nur die Männchen zugange. Das hängt damit zusammen, dass
diese mit ihrem 9 % längeren Schnabel die Samen im Vergleich zu den Weibchen
besser herausholen können. Um an die Samen der wilden Karde zu kommen, steckt der Stieglitz seinen Schnabel zwischen
die Samen, bewegt den Schnabel hin und her, öffnet ihn dann noch etwas und
lockert so die Samen, die er dann leicht herausziehen kann. Selbstverständlich
sind auch die Samen der Distel, von der er seinen Namen hat, sehr begehrt.
Er ist ein
anspruchsloser Vogel, der einen Laubbaum braucht zum Nisten und
"Unkräuter" als Nahrung. Deshalb hat er ein weites Spektrum von
Lebensräumen, in denen er vorkommen kann.
Aber selbst dieser
einst so häufige Vogel geht alarmierend zurück. Deshalb hat der LBV und NABU
den Stieglitz nicht nur als Vogel des Jahres gewählt, weil er so bekannt und
bunt ist, sondern er steht für vielfältige und farbenfrohe Landschaften.
In unserer ausgeräumten Landschaft findet er kaum einen Baum zum Nisten
noch ausreichend Samenpflanzen als Nahrung. Die Ursachen sind die
Intensivierung der Landwirtschaft, der fortschreitende Flächenverlust durch
Erschließung und Versiegelung, durch Beseitigung der Acker- und Wegsäume, der
Ackerbrachen und Ruderalflächen. Eine Rettung wären noch die Gärten. Aber diese
werden jetzt stärker als je zuvor gemulcht oder/und in Steine-Gärten
umgewandelt. Das dient der Minimierung der Gartenarbeit. Kein Löwenzahn und
keine Distel dürfen überleben. Eine Distel allein ist in sich schon ein
Mini-Ökosystem, das vielen
Insekten und
anderen Lebewesen einen Lebensraum bietet - Lebewesen, die für das
Gleichgewicht in der Natur notwendig sind.
"Wir sollen
die Klage der Armen ebenso hören wie die Klage der Erde, mahnt Papst Franziskus
in seiner Enzyklika über die Sorge für das gemeinsame Haus. Denn alles sei mit
allem verbunden, jedes Geschöpf habe einen Eigenwert."
Diese
weltumspannende Komplexität ist uns Naturschützern schon lange bekannt. Man
kann immer nur hoffen, dass ein Umdenken in der Bevölkerung erfolgt, ehe es zu spät ist.
Wir danken Frau Husslein vielmals für ihren interessanten und engagiert
vorgetragenen Vortrag, der uns nicht nur den Stieglitz als Vogel zeigte,
sondern uns auch mit den ausgeräumten Landschaften konfrontierte. Ein weiterer
Dank für den Bericht.
… Ein weiterer
Dank gilt Petra Schemmel für die Bilder!
Samstag 12.03.2016
Arbeitskreis Steine in der Stadt - Stadtrundgang mit Objektaufnahme
Bericht: Georg Büttner
Unser Arbeitskreis
führte uns vom Marktplatz über den Zürch in die südliche Altstadt bis an die
Brennöfen. Da wieder einige neue Teilnehmer dabei waren, wiederholten wir auch
Bekanntes. Dennoch ist es immer wieder überraschend, Neues im Stadtbild zu
erkennen.
Über den
Marktplatz führte unser Weg in die Rückertstraße. Dort nahmen wir die (m.E.
gelungenen) Sandsteinarbeiten an dem neu restaurierten Gebäude neben der
ehemaligen Gaststätte zur Straßenbahn in Augenschein. Weiter führte unser Weg
in Richtung Ebracher Hof.
Im Vordergebäude finden sich im Torbereich
interessante
Sandsteine eines
grün-violetten Sandsteins. Aufgrund der Blockgröße wird vermutet, dass es sich
hierbei um Schilfsandstein handelt. (Wahrscheinlich wurde der Werksandstein im
Zuge einer Restaurierungsmaßnahme ausgetauscht.)
An der unverputzten Ostmauer des Innenhofs sind
intensiv rot gefärbte Sandsteine (des Unteren Keupers; Bruchmauerwerk) zu
sehen. Diese rote Färbung dürfte hier nicht primär sein, sondern auf eine
Frittung der Eisenminerale im Zuge eines Brandes zurückzuführen sein.
Unser Weg führte
weiter um das unverputzte Hintergebäude des
Ebracher Hofs (Stadtbücherei). Hier konnten wir primäre und sekundäre
Gesteinsvielfalt bewundern. Primär sind hier Oberer Muschelkalk (mo
Normalfazies), Sandsteine des Unteren Keupers, Gipssteine und grobe Sandsteine
des Mittleren Keupers. Sekundär sind Gesteine, die in jüngerer Zeit im Zuge von
Restaurierungsmaßnahmen eingebaut wurden, um dem Gebäude (farblich und
strukturell) gerecht zu werden. Dabei handelt es sich um Quaderkalk des mo3 und
um rote Sandsteine des Buntsandsteins.
Vom Ebracher Hof
ging es in die Metzgergasse zu dem von der
Familie Neukam restaurierten Gebäude. Hier wurde einerseits das imposante
Eingangsportal, aber auch die aufwändig restaurierte Sockelpartie mit
aufgehängten Sandsteinplatten des Unteren Keupers vorgestellt. Zur Vermeidung
aufsteigender Feuchtigkeit wurden sie auf Edelstahlschienen gesetzt, was
allerdings längerfristig anscheinend nur bedingt die Verwitterung reduziert.
Hier bot sich auch die Gelegenheit den Innenhof in Augenschein zu nehmen.
Dieser zeichnet sich noch durch Original-
Muschelkalkpflaster aus, wie es früher (noch in meiner Jugendzeit)
z.B. am Marktplatz anzutreffen war. Sehenswert ist an dem Gebäude auch das
Treppenhaus u.v.m.
Über die Judengasse ging es zum Schrotturm. In der Judengasse wurden die
Sandstein-Fassaden und markante Torbögen erwähnt. Gleichzeitig wurde darauf
hingewiesen, dass viele (verzierte) Fenstereinfassungen nicht aus (Sand-) Stein
sondern aus Holz sind. Im Hinterhof des
Schrotturms befindet sich eine modern gestaltete „Grünanlage“, in der graue
Vulkanite (aus der Eifel?) verbaut sind. Es ist der einzige Platz in der Schweinfurter
Innenstadt, an dem heute dieses Gestein zu sehen ist. Der Eingangsbereich zu
den Gebäuden am Schrotturm zeichnet sich wiederum durch
Sandsteinbögen
aus, die hier allerdings farblich gefasst sind.
Vom Schrotturm
machten wir noch einen kleinen Abstecher Richtung Brennöfen – Fischerrain um
einen Blick auf die dortige Baumaßnahme zu werfen. Im direkten Umfeld des so
genannten Art Castello, einem ehemals scheunenartigen Gebäude aus
Bruchsandstein (unterer Keuper) entsteht eine neue Wohnanlage. Es handelt sich
dabei um die Bebauung eines der wenigen verbliebenen Ruinengrundstücke aus dem
2. Weltkrieg, das bis zuletzt als Parkplatz genutzt worden war.
Zum Zeitpunkt der
Begehung fand die archäologische Erkundung statt. Sie erlaubte einen Einblick
in die Sandsteinfundamente und Kellergewölbe der Gebäude, die hier vor den
Kriegszerstörungen standen.
Der Arbeitskreis
fand seinen Abschluss in einem Postkolloquium in einem Café in der
Brückenstraße. Zum Arbeitskreis finden sich weiterhin jeweils 10 bis 15 Interessierte,
was uns ermuntert weiter zu machen. Großbaumaßnahmen wie aktuell am ehemaligen
Krönleinareal zeigen uns, dass die Stadt auch hinsichtlich der
Fassadengestaltung im Wandel ist … denn die von uns dort kartierten
Serpentinit-Säulen im Eingangsbereich sind leider für immer mit dem Bauschutt
verschwunden.
Ich danke allen Teilnehmern für die lebhafte Diskussion und ihre
Beiträge sowie Petra Schemmel für
die schönen Bilder.
Samstag, 09.04.2016
Geologische Exkursion auf das Blattgebiet
Burgwindheim
Referent: Diplom-Geologe Dr. Sebastian Specht,
Eilenburg/Hof
Bericht: Diplom-Geologe Dr. Georg Büttner,
Schweinfurt/Hof; Diplom-Geologe Dr. Sebastian Specht, Eilenburg/Hof
Der Diplom-Geologe
Dr. Sebastian Specht hat im Auftrag des Bayerischen Landesamtes für Umwelt
(LfU) in den Jahren 2014 und 2015 das Kartenblatt Burgwindheim geologisch neu
aufgenommen. Er stellte uns seine interessanten Ergebnisse im Gelände vor.
Lokalität 1: ca. 1000 m NE der Kirche von Prölsdorf, Kapelle
am Spielberg
Schwerpunkt: Einführung und Überblick Höhenlage: ca. 355 m ü. NN
An der kleinen
Kapelle am Südhang des Spielberges über
Prölsdorf erfolgte
eine Einführung in die Geologie des Blattes Burgwindheim. Dazu gehörten neben
der Verwaltungsgliederung, ein Überblick über die Geographie, Geomorphologie
und Geologie des im Steigerwald liegenden Blattes der TK25. Der hoch über dem
Tal gelegene Punkt bot bei dem guten Wetter einen guten Blick durch das Tal der
Rauhen Ebrach nach Osten wie Westen, sowie der Kammlagen des Steigerwalds nach
Süden.
Lokalität 2: ca. 640 m WSW der Kirche von Prölsdorf, Scheune
an einem landwirtschaftlichen Verbindungsweg
Schwerpunkt: Geographie und Geologie Höhenlage: ca. 290 m ü. NN
Aus Richtung
Prölsdorf kommend, erfolgte der zweite
Halt an einem nach Süden die Talflanke hinaufführenden landwirtschaftlichen
Weg. Rechter Hand des Weges befindet sich eine alte Feldscheune, welche seit
der Flurbereinigung nach Süden, Westen und Norden von künstlichen Auffüllungen
umgeben ist, welche in ihrer Höhe über den First in gut vier Meter Höhe reichen
und die ehemals sichtbare Scheune heute verdecken. Der Zeitpunkt der
durchgeführten Flurbereinigung ist zwischen 1950-1970 zu datieren. Anhand dieses
Beispiels sind die zum Teil erheblichen Eingriffe des Menschen in die
Geomorphologie dieses Naturraums dokumentiert. Zugleich mahnen sie den
kartierenden Geologen, mit Vorsicht Kanten und Knicke als Geologische Grenzen
aus „der Ferne“ zu nutzen.
Lokalität 3: ca. 330 m N der Kirche von Wustviel, Hohlweg
Schwerpunkt: Stratigraphie
Höhenlage: ca. 325 m ü. NN
Von Wustviel
kommend stehen in einem E-W verlaufenden Hohlweg beidseitig, über eine Strecke
von etwa 100 m, feinkörnige, grüngraue bis graue, flaserige, plattige bis
dünnbankige Sandsteine an. Durchsetzt sind die Sandsteine immer wieder von
Schluffsteinlagen oder feinsandigen Tonsteinlagen. Die Aufschlusshöhe beträgt
nirgends mehr als 3 m. Auf Spaltflächen der Sandsteine finden sich neben
Glimmer auch kohlige Pflanzenabdrücke, vielfach von Schachtelhalmen
(Equisetites sp.), welche durch ihre Ähnlichkeit mit rezentem Schilf
namensgebend für diese stratigraphische Einheit wurde – dem Schilfsandstein
(StuttgartFormation). Das Material des Schilfsandsteins entstammt hierbei dem
Baltischen Schild (heute etwa gleichzusetzen mit Skandinavien), es handelt sich
daher um sogenannten „nordischen Keuper“. Aufgelagert finden sich stellenweise
Reste von Fließerden, welche durch eine sandig-lehmige, gelbbraune Matrix mit
darin „schwimmenden“ Steinen bis Fußballgröße, gekennzeichnet sind.
Lokalität 4: ca. 490 m NE der Kirche von Geusfeld,
landwirtschaftlicher Verbindungsweg nach Wustviel
Schwerpunkt: Stratigraphie
Höhenlage: ca. 322 m ü. NN
Von Geusfeld
kommend erstreckt sich rechter Hand, in Richtung der Rauhen Ebrach (nördlich
des kleinen Flüsschens) deutlich sichtbar die Verebnungsfläche der Corbulabank.
Diese bildet die Basis der Estherienschichten, die aus überwiegend grauen,
graugrünen und graublauen Ton- oder Tonmergelsteinen aufgebaut wird. Damit sind
sie in der typischen Beckenfazies ausgebildet. Lesesteine der Corbulabank
finden sich über die gesamte Verebnungsfläche verstreut. Aufgebaut wird die
Corbulabank hier aus schluffigem bis feinsandigem, dolomitischem
Kalkmergelstein, aber auch dichte Lagen sind vorhanden. Auffällig ist eine
schwach blaugrüne Färbung der sonst grau bis graublauen Kalkmergelsteine.
Einzelne Lagenseiten zeigen Abdrücke der namensgebenden Pseudocorbula sp. oder
auch Unionites sp., Wühlgefüge von Annelidichnium triassicum treten seltener
auf. Lagenweise sind unregelmäßig verteilte Hohlräume von 1–4 Millimeter
Durchmesser vorhanden. Die als dichter Dolomitmergelstein ausgebildete
Acrodusbank streicht etwa zwei Meter über der Corbulabank, linker Hand des
Weges aus, bleibt aber unauffällig in der Geländemorphologie.
Lokalität 5: ca. 600 m SSE der Kirche von Untersteinbach;
alter Steinbruch („Trusheim-Steinbruch“)
Schwerpunkt: Stratigraphie und Typus-Lokalität
Höhenlage: ca. 362 m ü. NN
In dem alten
Steinbruch zwischen Untersteinbach und Koppenwind wurde früher der obere
Blasensandstein i. e. S. sowie der an dieser Stelle partienweise abbauwürdige
Coburger Sandstein im Mittleren Keuper gewonnen. Nach Aufgabe des Abbaus wurde der größte Teil
als Bauschuttdeponie genutzt, mittlerweile hat sich ein deckender Baumbewuchs
ausgebreitet. Sichtbar sind im südlichen Teil noch die obersten Bereiche der
alten Abbauwand mit einem Abschnitt des Coburger Sandsteins. Es handelt sich um
überwiegend gut sortierten, mittelkörnigen Sandstein, zum größten Teil
karbonatisch gebunden mit Bankmächtigkeiten zwischen zwei und drei Metern.
Besonderheit: In die Geschichte der Geologie eingegangen ist
dieser Steinbruch durch die Erstbeschreibung von Triops cancriformis minor
TRUSH. (TRUSHEIM 1938). Damals im Abbau
befindlich, ist die eigentliche Fundstelle nicht mehr erhalten. Eine Erhaltung
des gegenwärtigen Zustandes wäre dennoch erstrebenswert.
Lokalität 6: ca. 600 m SE der Kirche von Neudorf; Gedenkstätte
Schwerpunkt: Zeitgeschichte
Höhenlage: ca. 422 m ü. NN
Im Bereich des
ehemaligen Tanklagers der Wehrmacht bei Ebrach fanden im Zweiten Weltkrieg ab
1943 vermehrt heftige Luftabwehrkämpfe statt. In den Wäldern bei Neudorf
stürzte nach heftigen Gefechten am 5.12.1944 eine Messerschmitt Bf 110 G-4 ab,
bei dem bis auf ein Besatzungsmitglied alle ums Leben kamen. An der
Absturzstelle wurde 1983 ein Gedenkstein anstatt des vorherigen Provisoriums
errichtet und das Umfeld wird bis heute gepflegt. Eine weitere Absturzstelle
befindet sich SE tiefer in den Wäldern, wo am 28.8.1943 ein britischer Bomber
ohne Überlebende aufschlug. Auch diese Gedenkstätte wird bis heute trotz ihrer
Unzugänglichkeit gepflegt.
Lokalität 7: ca. 420 m NE der Kapelle Kötsch, N-Hang im Tal
der Mittelebrach Schwerpunkt:
Stratigraphie
Höhenlage: ca. 295 m ü. NN
Entlang der
Mittelebrach finden sich in diesem Bereich ausgedehnte Reste von pleistozänen
Sand- und Schotterterrassen. Am Haltepunkt unweit des Marterkreuzes wird der
auslaufende Höhenrücken, welcher aus den Lehrbergschichten besteht, von
pleistozänen Sanden überdeckt. Diese sind überwiegend mittel- bis grobkörnig,
Kiesführung ist selten, aber vorhanden. Die Kiese bestehen vor allem aus
Quarzgeröllen aus dem Mittleren Burgsandstein, der den Abschluss der umgebenden
Höhen bildet. Dies verweist auf das relativ kleine Einzugsgebiet der Bäche.
Während der Kartierung konnten in diesem Bereich keine Juragerölle gefunden
werden. Die Mächtigkeit der pleistozänen Ablagerungen beträgt hier bis 5 m.
Lokalität 8: ca. 360 m N der Kirche von Mönchherrnsdorf,
Hanglage direkt
nördlich des Dorfes
Schwerpunkt: Stratigraphie
Höhenlage: ca. 310 m ü. NN
Lehrbergschichten
(kmL) mit Lehrbergbänken (kmL°l): In der ehemaligen Tongrube direkt nördlich
des Ortes wurde ein kleiner Sport- und Grillplatz angelegt. Die Nordostwand ist
bereichsweise noch offen und zeigt einen Teil der Lehrbergschichten mit der ersten
Lehrbergbank. Aufgebaut werden die Lehrbergschichten hier aus schwach
mergeligem Tonstein, mitunter etwas schluffig, von ziegelroter Farbe und mit
dünnen Gipsresiduallagen. Im oberen Teil schalten sich grüngraue bis blaugrüne
Tonsteinlagen ein. Die darin eingeschaltete 1. Lehrbergbank besteht aus einem
etwa 20 cm mächtigen, grauen bis weißgrauen Dolomitmergelstein. Heterogen
aufgebaut zeigen sich im Anschlag dichte und aus Schalentrümmern aufgebaute
Lagen. Die gegenwärtig noch vorhandene Aufschlusswand wird nicht weiter
gepflegt und ist dem Verfall preisgegeben.
Lokalität 9: Burgwindheim, ehemaliges Amtsschloss des Klosters
Ebrach und Blutsbrunnen
Schwerpunkt: Geschichte, Baustoffverwendung und Architektur
Höhenlage: ca. 290 m ü. NN
Haltepunkt war das
1720–1725 nach Planung von Joseph Greising erbaute Barockschloss Burgwindheim.
Der zweigeschossige Bau wird von vier Eckpavillons eingerahmt. Die Fassade und
die umschließenden Mauern sind aus Blasensandstein i. e. S. errichtet. Der
mittel-, seltener grobkörnige Sandstein ist bereichsweise tonig oder
karbonatisch gebunden, und von überwiegend grauer bis schwach braungrauer
Färbung. Der Sockelbereich weist Zerfallserscheinungen auf – wohl vorranging
beruhend auf der Straßenlaugung im Winter. Mindestens eine größere Restauration
erfolgte in jüngerer Zeit, welche an den grundlegenden Problemen des Zerfalls
jedoch nichts änderte. In diesem Zuge wurden die Ausbesserungen mit nicht
heimischem Fremdgestein durch Farbe an die vorhandene Bausubstanz angeglichen.
Das etwa fünfzig
Meter entfernt befindliche Blutsbrunnenhaus wurde 1690 von J. L. Dientzenhofer
geschaffen und ist seit dem Jahre 1465 Stätte eucharistischer Wallfahrten im
Steigerwald. Es wurde ebenfalls aus dem erwähnten Sandstein des
Blasensandsteins i. e. S. errichtet. Das sogenannte „Heilig-Blut-Fest“ in
Burgwindheim geht dabei auf das Hostienwunder am Fronleichnamsfest des Jahres
1465 zurück, die Quelle entsprang 1625 und gilt seitdem als wundertätig.
Lokalität 10: ca. 300 m NE der Kapelle von Unterweiler,
Hanganschnitt im Blasensandstein i. e. S.
Schwerpunkt: Stratigraphie
Höhenlage: ca. 310 m ü. NN
Blasensandstein i.
e. S. (kmBL): In einem breiten Hanganschnitt ist ein Ausschnitt des unteren
Blasensandstein i. e. S. zu sehen. Dieser besteht hier aus einer
Wechsellagerung von dünnbankigem bis plattigem, mittel- bis feinkörnigem
Sandstein von grauer bis weißgrauer Farbe sowie rotbraunem und grüngrauem
Tonschluffstein („Letten“). Insgesamt sind etwa drei Meter Profil
aufgeschlossen. Überlagert wird der Blasensandstein i. e. S. von einer
geringmächtigen, steiniglehmigen Fließerde, gelbbraun bis gelbgrau und
abschnittsweise von einem dünnen, geringmächtigen Lößschleier. Dieser ist
schwach feinsandig und gelbbraun bis schwach gelbrötlich.
Lokalität 11: ca. 650 m SW der Kirche von Oberweiler, ehem.
Steinbruch im
Blasensandstein i. e. S.
Schwerpunkt: Stratigraphie
Höhenlage: ca. 330 m ü. NN
Blasensandstein i.
e. S. (kmBL): In einem kleinen, ehem. Steinbruch in Hanglage stehen zwei
mächtigere Banklagen mittel- bis grobkörnigen Sandsteins an. Diese sind in den
oberen Bereich des Blasensandsteins i. e. S. einzuordnen. Grau bis graubraune
Farbtöne überwiegen, die Bindung ist tonig, nur lagenweise schwach
karbonatisch. Angedeutet sind aufgearbeitete Basislagen mit
Tonschluffsteinklasten, welche schwach erosiv sind. Diese Ausbildung steht im
Gegensatz zu der Fazies im vorhergehenden Aufschluss.
Lokalität 12: Falsbrunn, Straßenböschung im Tal der Rauhen
Ebrach
Schwerpunkt: Landschaftsgeschichte
Höhenlage: ca. 300 m ü. NN
Ein kurzer Halt
erfolgte am westlichen Ortsausgang Falsbrunn. Die nördliche Straßenböschung
zeigt eine Reihe von etwa einem halben Meter mächtigen Sandsteinblöcken. Diese
sind scheinbar durch Klüftung getrennt und bilden eine anstehende Bank. Der
mittel- bis grobkörnige, graubraune Sandstein kann dem Blasensandstein i. e. S.
zugeordnet werden. Die „Sandsteinbank“ wird jedoch von Tonschluffstein der
Lehrbergschichten überlagert, was die gesamte Bank auf den zweiten Blick als
künstlichen Eingriff entlarvt, welcher der Stabilisierung der etwa 3 m hohen
Böschung dient.
Lokalität 13: ca. 2300 m WNW der Kirche von Fabrikschleichach
(Blatt Knetzgau); Wotansborn
Schwerpunkt: Stratigraphie und Hydrogeologie
Höhenlage: ca. 410 m ü. NN
Zum Abschluss der
Exkursion erfolgte ein Abstecher auf das 2013 besuchte Blatt Knetzgau. Nach
kurzem Fußmarsch von 300 m wurde der Wotansborn erreicht. Dieser stellt einen
Quellaustritt aus dem Bereich des Schilfsandsteins dar. Im Umfeld der gefassten
Quellen stehen die bereits bekannten, in der Lokalität 3 gesehenen, feinkörnig
bis schluffigen, plattigen bis dünnbankigen Sandsteine der Schichtenfolge an. Entlang
des Bachlaufes finden sich weitere, ungefasste Quellaustritte. Botanische
Exkurse der Teilnehmer auf dem Rückmarsch zum Autoparkplatz schlossen die
Geländebegehungen des Tages ab.
Acht der „Unerschrockenen“ und „Wetterfesten“ GeologieBegeisterten waren an
diesem Tag auf das Blattgebiet Burgwindheim gekommen. Wie gewohnt hatte sich
Herr
Specht sehr gut
vorbereitet und unterstützte seine Ausführungen vor Ort mit erläuternden
Skizzen und Karten. Als Assistenz hatte er wieder Frau Albitz mitgebracht, welche
die Exkursion mit digitalen Bildern dokumentierte.
Anders, als bei den vergangenen Exkursionen, hatten wir diesmal ein sehr
exkursionsfreundliches, sonniges Wetter. Dies beflügelte die Begeisterung der
Teilnehmer an den
Ausführungen des
Referenten und am gemeinsamen NaturErleben!
Der Abschluss
erfolgte im Gasthof „Böhlgrund“, in Eschenau, wo wir bei einer Brotzeit mit
Herrn Specht in geselliger Runde den Tag Revue passieren lassen konnten.
Wir danken Herrn Sebastian
Specht für seine interessante Exkursion und sein außerordentliches Engagement.
Denn speziell für die Exkursion und ihre Vorbereitung reiste er während seines
Urlaubs (am Samstag) aus Hof/Saale an bzw. danach nach Eilenburg zurück.
Freitag, 22.04.2016
Die Vergangenheit lebendig gemacht – Ausgrabung
der
Wüstung Suabheim
Referenten: Archäologe MA Oliver Specht, Ausgrabungsleiter,
Schwebheim und Vereinsmitglied Rudolf Meinhardt,
Schwebheim
Bericht: Elisabeth Winkler
Es ist erfreulich,
dass der NWV auch 2016 wieder eine Veranstaltung anbieten konnte, in der ein
Mitglied sein Hobby vorstellt. Rudi
Meinhardt aus Schwebheim, Jahrgang 1930 und seit 25 Jahren Vereinsmitglied,
widmet sich seit vielen Jahren begeistert dem Modellbau (z.B. Schiffe, Burganlagen
etc.).
Von 2008 bis 2013
fertigte er in mühe- und liebevoller Kleinarbeit ein maßstabsgerechtes Modell
zur Ausgrabung der Wüstung Suabheim. Die Grundfläche des Modells beträgt 142 X
129 cm.
Die zahlreichen
Miniaturhäuser sind wahre Kunstwerke und spiegeln die Liebe zu Details und auch
die rege Phantasie des Modellbauers wieder. Bei den meisten Grubenhäuschen
lassen sich die Türen öffnen und die Dächer abheben. In einem der Häuschen
befindet sich z.B. ein Webstuhl mit einer begonnenen Webarbeit.
Die Häuschen sind
zum Teil mit Zäunen eingefriedet und auch auf die Gestaltung des Geländes legte
Herr Meinhardt großen Wert. Bäume und Sträucher machen die Siedlung lebendig
und auch hier lohnt es sich genau hinzusehen. In einer Baumkrone kann man beispielsweise
ein Storchennest entdecken.
Gefertigt ist das
Modell im Maßstab 1:50. Die einzelnen Häuschen sind auf Pfostenabdrücken
platziert, die bei der Ausgrabung sichtbar wurden. Diese Abdrücke entstanden
allerdings innerhalb eines Zeitraums von ca. vier Jahrhunderten, so dass die
Besiedlung wesentlich dünner war, als das Modell vermuten lässt. Hier stehen
die Häuser relativ dicht gedrängt.
Ergänzend zum
Modell hatte Herr Meinhardt Ausstellungsmaterial auf Stellwänden angebracht
(z.B. ein ModellKonstruktionsplan).
Den
wissenschaftlichen Teil bediente Ausgrabungsleiter MA Oliver Specht mit einem wissenschaftlich fundierten und
gleichzeitig gut verständlichen Vortrag.
2002 begannen die
Ausgrabungsarbeiten auf dem heutigen Gelände des REWE-Marktes samt Parkplatz im
so genannten Röthleiner Grund. Sie brachten eine ehemalige Wüstung zutage,
vermutlich die erste Ansiedlung des Ortes Schwebheim. Die ältesten Spuren
stammen aus dem 7. Jahrhundert. Analog zu den archäologischen Funden deutet
auch die Ortsendung „heim“ darauf hin, dass der Ort zur Zeit der fränkischen
Landnahme im 6. – 8. Jahrhundert entstand. Die erste urkundliche Erwähnung
datiert allerdings (erst) auf das Jahr 1094.
Herr Specht führte
weiter aus, dass der Unkenbach eine Verkehrsader gewesen sein dürfte und sich
parallel zu ihm die Häuser ansiedelten. Bei den Ausgrabungen fand man
Keramikfragmente aus dem 8. Jahrhundert, vor allem aber haben sich
Pfostenabdrücke im Keuper erhalten. Diese Abdrücke stammen jedoch, wie bereits
erwähnt, aus mehreren Zeitepochen, lassen aber durchaus den Schluss zu, dass
sich auf dem Gelände über längere Zeitspannen Ansiedlungen von Grubenhäusern
(eingetiefte Häuser) befunden haben.
Herr Specht gab
den Zuhörern auch einen Einblick über die Vorgehensweise bei Ausgrabungen. Alle
Funde sind akribisch zu sichern, damit dann Befunde erstellt werden können.
Zeitdruck erschwert häufig die Arbeit.
Im Anschluss an
den Vortrag fanden lebhafte Gespräche mit Herrn Specht statt. Jetzt war auch
Zeit, Herrn Meinhardts Modell genauer in Augenschein zu nehmen. Die Besucher
waren begeistert von seiner Feinarbeit und Perfektion, aber auch überrascht,
wie stabil und robust trotz aller Filigranität die Modellhäuschen sind. Zu
Recht erhielt Herr Meinhardt viel Lob und Bewunderung für seine Arbeit und er
beantwortete auch gerne all die vielen Fragen zu seinen Ideen.
Der NWV bedankt sich sowohl bei Herrn MA Oliver
Specht, als auch bei Herrn Rudolf Meinhardt für diesen interessanten Abend und auch für die
intensive Arbeit und Organisation im Vorfeld.
Bedanken möchten wir uns auch bei unserem
Kooperationspartner der VHS Schweinfurt
und deren Zweigstelle Schwebheim für die Überlassung der Mehrzweckhalle
sowie für Hilfe bei organisatorischen Fragen und bei der Gemeinde Schwebheim für den Transport des Modells
Ein weiterer Dank
gilt Frau Elisabeth Winkler für
ihren Bericht, Elisabeth und Otmar
Winkler für die Unterstützung bei der Organisation und allen Fotografen.
Sonntag, 24.04.2016
Landschaftskundliche Exkursion zum Schwanberg bei Iphofen
Referent: Prof. Dr. Winfried Türk, Hochschule OstwestfalenLippe, Höxter
Bericht: Dietlind Hußlein, Schweinfurt
19 Teilnehmer
versammelten sich am Sonntag den
24.04.2016, um
Prof. Dr. Türk bei einer Exkursion am Schwanberg zu begleiten.
Das Wetter war im
Allgemeinen schön, allerdings gespickt mit kurzen Schneeschauern und
entsprechend kalt war es auch. Am Nachmittag wurde es wärmer.
Dr. Türk hat die
Exkursion aus Gründen der z.T. etwas
bejahrten Teilnehmer in 2 Teile gegliedert:
1.
ein
Rundgang auf dem Plateau mit der Geschichte des Schwanbergs, der Waldgeschichte
und den Pflanzengesellschaften
2. eine nähere Betrachtung der südexponierten Hänge mit Schilfsandstein. Dort sind botanische Raritäten zu finden.
Außerdem konnte
man zwischendurch immer wieder herrliche Ausblicke in das Vorland genießen.
Wie schon öfter hat Dr. Türk den angekündigten Zeitplan von 4 Stunden auf 9
Stunden erweitert. Aber wie immer war
die Exkursion
kurzweilig und sehr interessant, weil er die großen Zusammenhänge
herausgearbeitet hat. Nach 5 Stunden hatten wir den ersten Teil abgeschlossen.
Nach einer Mittagspause im Kaffee auf dem Schwanberg traten ein Teil der
Teilnehmer - die Unersättlichen - noch an, um Pflanzen des Südhanges in
Abhängigkeit von den dortigen Gegebenheiten zu bewundern.
Das
Steigerwaldvorland ist im Gegensatz zum Steigerwald von Löß bedeckt. Löß ist
eine gute Voraussetzung für den Ackerbau. Seit der Mensch sesshaft wurde,
rodete man dafür dort den Wald.
Später wurde auch
der Steigerwald gerodet aufgrund der hochentwickelten Kultur der Kelten (=
Gallier) und Germanen. Durch die Handwerkskunst und den Fernhandel erreichten
sie um 200 v. Chr. eine Blütezeit. Burganlagen, die es ab Ende des 1. Jhdts. v.
Chr. gibt, gehen auf Caesar zurück und werden Oppidum genannt. Ein Oppidum war
eine Burganlage. Dort wohnte der Herrscher und innerhalb der Burganlage war
auch eine Siedlung. Zwischen den Häusern waren Felder. Nach dem 1. Jhdt. n.
Chr. verschwand die keltische Kultur. Die Römer eroberten Gallien und die
beiden Kulturen verschmolzen
miteinander.
Für das Oppidum
auf dem Schwanberg war das Fehlen von
Bäumen um die Burg
auf dem Sporn des Steigerwalds von Vorteil. Zum einen war der Sichtkontakt zum
nächsten Oppidum gewährleistet und außerdem konnte man Feinde von weitem
erkennen.
Der karge Boden
auf dem Schwanberg war immer schon für den Ackerbau wenig geeignet, denn die
Keuperschichten bestehen im Wesentlichen aus Sand, Schluff, Ton oder kleinen
Kalksteinbänken. Doch der Wald wurde von den Kelten und Germanen, die dieses
Gebiet besiedelten, in jener Zeit intensiv genutzt, vor allem für Brennholz,
zum Hausbau, zur Metallgewinnung oder der Glasverhüttung, für die Weide der
Haustiere usw.
Dass hier eine
Siedlung war, erkennt man heute noch an den Stickstoffzeigern wie z.B.
Brennnesseln (Urtica dioica), Stinkender Storchschnabel (Geranium
robertianum), Schwarzer Holunder
(Sambucus nigra) oder Kratzbeere (Rubus
caesius), Giersch (Aegopodium podagraria), usw.. Manche der Pflanzen wie z.B.
Kletten-Labkraut (Galium aparine), Echte Nelkenwurz (Geum urbanum) oder
Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata), Filz-Klette (Arctium tomentosum),
Gold-Kälberkropf (Chaerophyllum aureum) oder das Gemeine Knaulgras (Dactylis
glomerata) gehören in eine ganz andere Pflanzengesellschaft, nämlich in den
Auwald.
Auch
Ackerwildkräuter sind zu finden, die hier nicht her gehören wie z.B. die
Purpurrote Taubnessel (Lamium purpurea) und Efeu-Ehrenpreis (Veronica hederacea),
wie Dr. Türk hervorhebt.
Ob die Pflanzen
bewusst eingeschleppt wurden oder von sich aus eingewandert sind, weiß man
nicht.
Wenn Stockschlag
stattfindet oder -fand, dann wachsen Lichtpflanzen wie z.B. Gemeine Esche
(Fraxinus excelsior), Diptam (Dictamnus albus), Echte Sternmiere (Stellaria
holostea) oder Scharbockskraut (Ranunculus ficaria).
Urwälder gibt es
heute in ganz Europa fast überhaupt nicht mehr. Mehrfach in der
Menschheitsgeschichte Mitteleuropas ist der Wald stark degradiert bzw. völlig
gerodet worden. Heute haben wir höchstens naturnahe Wälder, aber keine Urwälder
– so betont Türk immer wieder. Die Überprägung der Landschaft wie auch der
Waldstruktur durch den Menschen findet
nicht erst heute statt.
Fürstbischof
Julius Echter hat aufgrund der Abholzung bzw. des daraus folgenden Holzmangels
für Bauvorhaben im 16. Jahrhundert (die letzte Burg auf dem Schwanberg ließ J.
Echter bauen) die „Mittelwaldbewirtschaftung“ eingeführt – ein
forstwirtschaftliches Eingreifen, dessen Idee aus Frankreich stammt.
Bemerkenswert ist,
dass Zeiten, die für die Menschen Katastrophen waren wie z.B. der 30-jährige
Krieg (1618 – 1648) oder Epidemien wie z.B. die Pest, für den Wald immer wieder
Zeiten der Erholung waren. Im Zeitraum von 1750 – 1850 soll der Zustand des
Waldes am schlechtesten gewesen sein.
Holz war Mangelware.
Erst durch die
Verwendung von Kohle für Energiegewinnung und die Erfindung von Kunstdünger
verminderte sich die Abholzung bzw. die intensive Waldnutzung. Zusätzlich wurde
auch ab Mitte des 19. Jhdts. aufgeforstet: auf den schlechteren Böden kamen die
Gemeine Fichte (Picea abies) und auf den besseren Böden die Wald-Kiefer (Pinus
sylvestris) vor. Die Rotbuche (Fagus sylvatica) und die Weißtanne (Abies alba)
kamen mit den kargen, kahlen Böden schlecht zurecht. Die Rotbuche (Fagus
sylvatica) gehört zwar in unser Gebiet, aber nicht in dieser Menge wie sie
heute zu finden ist - so Dr. Türk. Da
Bucheckern und Eicheln für die Schweinemast in früheren Jahren wichtig
waren, sind Buche und Eiche gefördert worden.
Es gab also viele
schlechte Zeiten für den Wald. Die Forstwirtschaft in den vergangenen
Jahrhunderten brachte nach Dr. Türk durch Einbringung verschiedener Baumarten
wieder Vielfalt in den Wald.
Selbstverständlich
spielen auch die Gegebenheiten der Natur eine große Rolle.
Der Steigerwald
liegt 200 m über dem Steigerwaldvorland. Das Klima ist deshalb rauer (eine ca
1,5°C niedrigere Jahrestemperatur als die im Vorland) und durch Steigungsregen
mit 760 mm Jahresniederschlag deutlich feuchter als im Vorland (ca 650 mm
Jahresniederschlag).
Wie schon erwähnt
kann man viele Eingriffe des Menschen
heute noch an den in der Landschaft vorkommenden Pflanzenarten sehen.
Aber Bodenart und Klima halten Auslese unter den Pflanzen und erlauben oder
verweigern ihr Gedeihen; Bodenart und Klima bestimmen auch die Nutzung durch
den Menschen.
Damit möchte Dr. Türk eines immer wieder hervorheben: Ganz
Deutschland ist eine Kulturlandschaft. Es gibt nahezu keine ursprünglichen
Landschaften mehr. Kaum irgendwo ist Wald noch ursprünglich. Alles ist vom
Menschen immer wieder verändert worden.
Es ist Frühling. So konnte uns Dr.
Türk einige Frühjahrsblüher vorstellen wie
das Maiglöckchen (Convallaria majalis),
den Waldmeister (Galium odoratum) und das Wald-Labkraut (Galium
sylvaticum) oder echte Waldpflanzen wie
z.B. das Wald-Veilchen (Viola reichenbachiana), das Hain-Veilchen (Viola
riviniana), das Busch-Windröschen (Anemone nemorosa), den Goldschopf-Hahnenfuß
(Ranunculus auricomus). Viele dieser Pflanzen werden durch Ameisen verbreitet.
Auch Gräser hat Türk gezeigt wie z.B. das Wald-Flattergras
(Milium effusum),
die Wald-Segge (Carex sylvatica) oder die Draht-Schmiele (Deschampsia
flexuosa). Letztere kommt meist zusammen mit der Schmalblättrigen Hainbinse
(Luzula luzuloides) vor.
Jetzt im Frühling
hat der Buchenwald seinen schönsten Aspekt, wenn sich die Blätter gerade
entfalten und den Wald in ein zauberhaftes Hellgrün tauchen.
Am Nachmittag ist
Dr. Türk mit noch aufnahmefähigen Teilnehmern den Trauf des Schwanbergs
hinabstiegen, um den sich ändernden Florencharakter zu zeigen.
Hier kommen wir in
den Schilfsandsteinhorizont. Nicht nur das Gestein ändert sich, sondern auch
die Feuchtigkeitsverhältnisse des Bodens sowie die Licht- und
Wärmeverhältnisse. Dr. Türk zeigt das an einigen Pflanzen: So finden wir z.B.
die lichtbedürftige Erbsen-Wicke (Vicia pisiformis) – eine Waldsteppenart, die
hier wegen der Trockenheit an ihre Grenze kommt oder eine andere Waldsteppenart
ist die Wiesen-Schlüsselblume (Primula veris ssp canescens) oder ein Eiszeitrelikt
das Rauhaar-Veilchen (Viola hirta). Auf der Steigerwaldhöhe sind
Pelosolböden (= Tonböden). Auf diesen
Böden kommt z.B. die Schwesterart der WiesenSchlüsselblume nämlich die Hohe
Schlüsselblume (Primula elatior) vor.
Die Hänge des Steigerwalds sind starker Sonneneinstrahlung ausgesetzt und
mit die wärmsten Gebiete Unterfrankens. Deshalb sind die Hänge auch sehr gut
für den Weinbau geeignet. Aber den Weinstöcken
an den Hängen des Steigerwalds drohen kalte Fallwinde. Das ist vor allem
kritisch, wenn der Weinstock im Frühjahr blüht. Kommt es dann zu einem
Kälteeinbruch, kann die ganze Ernte ausfallen. Als Schutz pflanzte man schon in
dem Zeitraum um 1900 die
Schwarzkiefer. Sie
ist anspruchslos in Bezug auf den Boden. Sie ist eingebürgert, aber - laut Dr.
Türk - ein wunderbarer Baum.
Stundenlang kann
Dr. Türk von der Herkunft, den Ansprüchen und vielem anderen der einzelnen
Pflanzen erzählen und vor allem die großen Zusammenhänge aufzeigen. Es wird nie
langweilig. Und man fühlt sichtlich, wie er Freude daran hat, uns sein
Wissen mitzuteilen. - Es war ein sehr
bereichernder, wundervoller Tag.
Wir danken Herrn Prof. Winfried Türk aus Höxter für die exzellente Exkursion
und seinen großen persönlichen, ehrenamtlichen Einsatz für unseren Verein. Weiterer Dank gilt Frau Dietlind Hußlein
für ihre umfassende Berichterstattung.
Im Folgenden, die von Herrn Dr: Türk besonders hervorgehobenen Pflanzen
(Bilder: Dietlind Hußlein):
Veilchen (Viola spec) Busch-Windröschen
(Anemone nemorosa)
Waldmeister (Galium
odoratum) Maiglöckchen
(Convallaria
majalis)
Freitag, 06.05.2016
Alexander von Humboldt in Franken – geologische
und bergbauliche Aspekte
Referent und Bericht: Francise Leopold Huber, Schweinfurt
Alexander von Humboldt,
Radierung
von Auguste Desnoyers nach einer Zeichnung von François Gerard, 1805, Quelle:
www.avhumboldt.de.
Humboldt in Franken – In
geologischer und bergbaulicher Sicht
Von Februar 1792
bis Februar 1797 war Alexander von Humboldt als Oberbergmeister und später als
Oberbergrat in Franken tätig. In dieser kurzen
Schaffensperiode spiegeln sich exemplarisch alle Bereiche seines Forschens
und Handelns wieder, die sein späteres Leben bestimmen sollten.
A. v. Humboldt
wurde am 14.7.1769 geboren und starb im
90. Lebensjahr am 6.05.1859. Gemeinsam mit seinem Bruder Wilhelm erhielten
die Brüder durch Hauslehrer eine umfassende und sorgfältige Schulung in alten
und neuen Sprachen, auch in Kupferstechen und Radierungen. Nach Studien in Frankfurt / Oder in Medizin,
Staatswirtschaftslehre, Physik, Mathematik und Altertumswissenschaften,
wechselte er 1789 an die Universität Göttingen, wo er das Studium der Physik (Lichtenberg) fortsetzte
und Anatomie, Zoologie, sowie Einführung in die Geologie als Studienfächer bei
Prof.
Blumenberg
belegte.
Die Freundschaft
mit Georg Forster beflügelte sein Interesse an Forschungsreisen. Seine erste Publikation:
“Mineralogische Beobachtungen über einige Basalte am Rhein“, erweckte großes
Interesse bei den preußischen Behörden, die ihn nach einem kurzen
Bergbaustudium in Freiberg in Sachsen
bei Gottlob Werner als Bergassessor in den Staatsdienst übernahmen.
Er wurde 1792
beauftragt, in dem preußisch gewordenen Verwaltungsgebiet Ansbach-Bayreuth eine
Studie über die Bodenschätze zu erstellen. Auch wenn der Bericht den Titel
trägt „Über den Zustand des Bergbaus und Hüttenwesens in den Fürstentümern
Bayreuth und Ansbach“, so handelt es sich vor allem um eine Bestandsaufnahme
des fränkischen Bergbaus. Dieser Bericht enthält eine auch heute lesenswerte
Darstellung des fränkischen Bergbaus in technologischer, geologischer und
bergmännischer Sicht sowie Berechnungen über Herstellungskosten und die Erträge
im Hüttenwesen.
Seine Reise führte
ihn u.a. über Bad Steben, Naila, Bad Berneck, Arzberg, Wunsiedel und Goldkronach, bei der er viele Gruben
befuhr, Hammerwerke und Hochöfen besichtigte, Transportwege untersuchte und
wasserwirtschaftliche Fragen im Bergbau erörterte. Diese mit viel Sachwissen
und einem realistischen Blick für ökonomisch sinnvolle Lösungen in drei Monaten
erstellte Studie wurde zur Pflichtlektüre für die höheren Beamten der preußischen Bergbaubehörde.
Aufgrund dieser
Leistung wurde Humboldt zum Oberbergmeister, später zum Oberbergrat, für die
Fürstentümer Ansbach und Bayreuth ernannt.
Der Bergbau in Franken war zu seiner Zeit noch stark handwerklich
geprägt mit vielen mittelständischen Betriebsgrößen. Als Energiequellen standen
nur Wasserkraft und Holzkohle zur Verfügung. Die Bergbauarbeiter, oft
Tagelöhner, wurden für die Arbeit unter Tage fachlich nicht vorbereitet. Die
Technologie unter Tage entsprach noch weitgehend den Beschreibungen von
Georgius Agricola aus dem XVI. Jahrhundert. Dampfmaschinen und
Kohle wurden bergmännisch in Franken noch nicht eingesetzt.
Bezeichnend für
die Einstellung Humboldts zu den wirtschaftlichen und sozialen Aspekten des
Bergbaus ist seine Aussage: "Wohltätiger und wichtiger, als für die
unmittelbare Einnahme des Fürsten, ist der Bergbau für den Wohlstand und
Gewerbefleiß des Volkes." Darin zeichnet sich sein späteres soziales
Engagement für die Errichtung einer Bergbauschule in Bad Steben und die Einrichtung
von Hinterbliebenenkassen für die verunglückten Bergarbeiter ab.
Da es an den
Bergwerken oft an ausgebildetem Führungspersonal mangelte, musste er auch
technische und organisatorische Arbeiten vor Ort wahrnehmen. Seine Klagen über
die matten Wetter in den Gruben wirft ein düsteres Bild über die damaligen
Arbeitsbedingungen, mit fehlenden Bewetterungsanlagen in den Gruben, völlig
unzureichenden Berglampen der Arbeiter und den drohenden Wassereinbrüchen.
Auf all diesen
Gebieten versuchte er Abhilfe zu schaffen. wie durch die Entwicklung einer
Grubenlampe für matte Wetter, die Entwässerung der Gruben (z.B. der heute noch
bestehende Kaiser-Wilhelm-Stollen bei Lichtenberg), Frischluftverbesserungen
und vor allem die Errichtung einer Bergbauschule in Bad Steben für die jungen
Bergarbeiter (z.T. Kinder!). Selbst die Schulbücher wurden von Humboldt verfasst.
Der in Goldkronach
eingestellte Abbau in der “Fürstenzeche” wurde anhand alter Bergwerksakten
wieder aufgenommen. Der Abbau auf Eisenerz, Zinn und Kupfer wurde in weiteren
Gruben gefördert.
Im Goldkronacher Revier wurde die schriftliche Berichterstattung durch den jeweiligen
Geschworenen eingeführt. Alle zwei Wochen musste angeführt werden, wo er mit
seinen Leuten arbeite, wie stark seine Belegschaft sei und welche Menge er
fördere. Humboldt ergänzte die Berichte mit Randbemerkungen und kontrollierte.
Diese organisatorischen Maßnahmen führten zu größerer Transparenz und
Effizienz in den
Gruben.
Die
Arbeitsvergütung wurde nach der
Fördermenge bezahlt. Statt des Schichtlohnes wurde nach geförderter Menge
bezahlt. Humboldt betrachtete die Arbeitsmethoden von der menschlichen und von
der wirtschaftlichen Seite “Je langsamer man verfährt, desto mehr steigen die
Generalkosten, desto unsparsamer ist der Betrieb.” Diese wirtschaftlich
orientierte Einstellung geht auf sein Studium an der Handelsakademie von Johann
Georg Büsch in Hamburg zurück.
Die Erfolge
Alexander von Humboldts von 1792 bis 1797 konnten sich sehen lassen. Neben
einer gesteigerten Ausbeute an Eisen-, Kupfer- Blei-, Zinn- und Golderzen war
die Unfallhäufigkeit in den Gruben zurückgegangen und das fachlich – technische
Bildungsniveau der Bergarbeiter gesteigert worden. Auch wurden Verbesserungen
an den Brennöfen (Blau- und Hochöfen) vorgenommen.
Trotz allem konnte
Humboldt dem fränkischen Bergbau nur zu einer Scheinblüte verhelfen. Gegen das
wirtschaftlich aufstrebende Ruhrgebiet, aber auch das Ausland, mit modernerer
Technik, dem Einsatz der Dampfmaschine,
höherer Förderleistung und größerer Rentabilität war der Bergbau in Franken
nicht mehr konkurrenzfähig.
Nach dem Tode
seiner Mutter verließ Humboldt 1797 auf eigenen Wunsch den preußischen
Staatsdienst , um sich seinen Forschungen zu widmen, die er sogar während
seiner bergmännischen Zeit in Franken nicht vernachlässigt hatte, wie die
magnetometrischen Messungen oder die elektrischen Reizungen am Muskel.
Wir danken Herrn Francise Leopold Huber für seinen interessanten Vortrag, der im
Zuge der Vorbereitung mit umfangreichen Recherchen und Befahrungen verbunden
war sowie für seinen Bericht.
Samstag, 07.05.2016
Naturkundliche Wanderung um den Kreuzberg südlich
Machtilshausen - Geologie, Ornithologie und Botanik
Referenten: Konrad Roth, Maibach, Dietlind Hußlein,
Schweinfurt,
Helmut Müller, Stadtlauringen
Bericht: Dietlind Hußlein, Schweinfurt
Am 07. Mai 2016 trafen sich ca. 20
Teilnehmer zu einer Wanderung, um den Kreuzberg bei Machtilshausen geologisch,
botanisch und ornithologisch zu
erkunden.
Geführt hat für die Botanik Konrad Roth,
für die Geologie Helmut Müller und für die Ornithologie die Protokollführerin
Dietlind Hußlein. Es war ein sonniger Tag mit sommerlichen Temperaturen.
Am Anfang der
4-stündigen Wanderung erzählte ich etwas über den Wendehals, den wir bei der
Vorexkursion gehört hatten, der sich aber an diesem Tag nicht hören oder sehen
ließ. Es ist schwierig, gleichzeitig die Augen auf die Pflanzen und den
Untergrund zu richten und auch noch die Ohren für die Vögel zu spitzen!
An geeigneten Stellen
wies H. Müller auf den geologisch sichtbaren Untergrund hin: Die rötlich
erscheinenden Felder im davor liegenden Tal gehören zum Röt (oberste Schicht
des Buntsandstein); darüber steht der Wellenkalk an, der die fantastische
Kalk-Vegetation auf unserer Exkursion zeigt. Immer wieder sind Teile der harten
Schaumkalkbank zu sehen - der obersten Schicht des Unteren
Muschelkalks.
K. Roth hat immer
wieder Stopps eingelegt, um unterwegs gesammelte Pflanzen vorzustellen.
Es ist eines der schönsten Gebiete unserer
nächsten Umgebung. Auf Kalk ist die Vielfalt der Pflanzenarten am größten. Es
ist wunderbar, dass hier am Kreuzberg bei Machtilhausen noch so ein Stückchen
Land übrig geblieben ist. Immer wieder einmal
einen Blick ins Tal zu richten, ist ein seltener, aber wohltuender
Anblick in unserer ausgeräumten Landschaft geworden.
So haben die Teilnehmer die paar Stunden mit uns zusammen genossen und -
wie ich vernehmen konnte - doch auch so manche Erkenntnis mit nach Hause
getragen. In gemeinsamer Runde beendeten
wir den Tag in dem Gasthaus in Wirmsthal.
Am Ende die gesamte Liste der festgestellten Pflanzen und Tiere der Vor- und der eigentlichen Exkursion:
1. |
Acer campestre |
Feld-Ahorn |
2. |
Acer pseudoplatanus |
Berg-Ahorn |
3. |
Aegopodium podagraria |
Giersch |
4. |
Achillea millefolium |
Gemeine Schafgarbe |
5. |
Agrimonia eupatoria |
Kleiner Odermennig |
6. |
Ajuga genevensis |
Genfer(=Heide)-Günsel |
7. |
Allium vineale |
Weinbergs-Lauch |
8. |
Alliaria petiolata |
Knoblauchs-Rauke |
9. |
Anemone sylvestris |
Großes Windröschen |
10. |
Anthemis tinctoria |
Färber- Hundskamille |
11. |
Anthericum ramosum |
Ästige Graslilie |
12. |
Aquilegia vulgare |
Gemeine Akelei |
13. |
Arabidopsis thaliana |
Acker-Schmalwand |
14. |
Arabis hirsuta |
Rauhaarige Gänsekresse |
15. |
Artemisia vulgaris |
Gemeiner Beifuß |
16. |
Asarum europaeum |
Haselwurz |
17. |
Bellis perennis |
Gänseblümchen |
18. |
Berberis vulgaris |
Berberitze |
19. |
Bupleurum falcatum |
Sichel-Hasenohr |
20. |
Campanula rapuncu- loides |
Acker-Glockenblume |
21. |
Capsella bursa-pastoris |
Hirtentäschel |
22. |
Cardamine hirsuta |
Viermänniges Schaumkraut |
23. |
Carlina vulgaris |
Golddistel |
24. |
Centaurea jacea |
Wiesen-Flockenblume |
25. |
Centaurea scabiosa |
Skabiosen-Flockenblume |
26. |
Cerastium arvense |
Acker-Hornkraut |
27. |
Cerastium brachypetalum ssp. tauricum |
Kleinblütiges Hornkraut |
28. |
Cerastium glomeratum |
Knäuel-Hornkraut |
29. |
Cerastium glutinosum |
Bleiches Zwerg-Hornkraut |
30. |
Chaerophyllum aureum |
Gold-Kälberkropf |
31. |
Cichorium intybus |
Gemeine Wegwarte |
32. |
Cirsium acaule |
Stengellose Kratzdistel |
33. |
Cirsium arvense |
Acker-Kratzdistel |
34. |
Cirsium vulgare |
Lanzett-Kratzdistel |
35. |
Clematis recta |
Aufrechte Waldrebe |
36. |
Clematis vitalba |
Gemeine Waldrebe |
37. |
Convallaria majalis |
Maiglöckchen |
38. |
Cornus sanguinea |
Roter Hartriegel |
39. |
Corylus avellana |
Gemeine Hasel |
40. |
Crataegus monogyna |
Eingriffliger Weißdorn |
41. |
Daphne mezereum |
Gemeiner Seidelbast |
42. |
Daucus carota |
Wilde Möhre |
43. |
Dipsacus fullonum |
Wilde Karde |
44. |
Echinops sphaerocephalus |
Große Kugeldistel |
45. |
Echium vulgare |
Natternkopf |
46. |
Erodium cicutarium |
Gemeiner Reiherschnabel |
47. |
Erophila verna |
Frühlings– Hungerblümchen |
48. |
Euphorbia cyperissias |
Zypressen-Wolfsmilch |
49. |
Euphorbia helioscopa |
Sonnwend-Wolfsmilch |
50. |
Fagus sylvatica |
Rot-Buche |
51. |
Falcaria vulgaris |
Gemeine Sichelmöhre |
52. |
Fragaria viridis |
Knackelbeere |
53. |
Fumaria officinalis |
Gemeiner Erdrauch |
54. |
Galium album |
Weißes Labkraut |
55. |
Galium aparine |
Klebriges Labkraut |
56. |
Geranium pyrenaicum |
Pyrenäen-Storchschnabel |
57. |
Geranium robertianum |
Ruprechtskraut |
58. |
Geranium sanguineum |
Blut-Storchschnabel |
59. |
Hedera helix |
Efeu
|
60. |
Helianthemum apenninum |
Apenninen- Sonnenröschen |
61. |
Hepatica nobilis |
Leberblümchen |
62. |
Heracleum sphondylium |
Wiesen-Bärenklau |
63. |
Hieracium murorum (= sylvaticum) |
Wald-Habichtskraut |
64. |
Himantoglossum hircinum |
Bocks-Riemenzunge |
65. |
Hippocrepis comosa |
Schopf-Hufeisenklee |
66. |
Hypericum perforatum |
Tüpfel-Hartheu |
67. |
Inula conyza |
Dürrwurz-Alant |
68. |
Juniperus communis |
Gemeiner Wacholder |
69. |
Isatis tinctoria |
Färberwaid |
70. |
Lactuca perenne |
Blauer Lattich |
71. |
Lamium album |
Weiße Taubnessel |
72. |
Lamium purpureum |
Purpurrote Taubnessel |
73. |
Lathyrus pratense |
Wiesen-Platterbse |
74. |
Ligustrum vulgare |
Liguster |
75. |
Lonicera xylosteum |
Rote Heckenkirsche |
76. |
Lotus corniculatus |
Hornklee |
77. |
Malus domesticus |
Haus-Apfel |
78. |
Malus sylvestris |
Holz-Apfel |
79. |
Malva moschata |
Moschus-Malve |
80. |
Medicago lupulina |
Hopfenklee |
81. |
Medicago falcata |
Sichel-Luzerne |
82. |
Mercurialis perennis |
Ausdauerndes Bingelkraut |
83. |
Moehringia trinerva |
3-nervige Miere |
84. |
Mycelis muralis |
Mauer-Lattich |
85. |
Myosotis ramosissima |
Hügel-Vergißmeinnicht |
86. |
Onobrychis arenaria |
Sand-Esparsette |
87. |
Ophrys insectifera |
Fliegen-Ragwurz |
88. |
Ophrys sphecodes |
Große Spinnen-Ragwurz |
89. |
Orchis militaris |
Helm-Knabenkraut |
90. |
Origanum vulgare |
Wilder Dost |
91. |
Pastinaca sativa |
Pastinak |
92. |
Peucedanum cervaria |
Hirschwurz-Haarstrang |
93. |
Pinus nigra |
Schwarz-Kiefer |
94. |
Pinus sylvestris |
Gemeine Kiefer |
95. |
Pyrus pyraster |
Wild-Birne |
96. |
Plantago lanceolata |
Spitz-Wegerich |
97. |
Plantago major |
Großer Wegerich |
98. |
Plantago media |
Mittlerer Wegerich |
99. |
Platanthera chlorantha |
Grünliche Waldhyazinthe |
100 |
Polygala amara ssp brachyptera |
Bitteres Kreuzblümchen |
101 |
Polygonatum odoratum |
Salomonsiegel |
102 |
Potentilla incana |
Sand-Fingerkraut |
103 |
Potentilla neumanniana |
Frühlings-Fingerkraut |
104 |
Potentilla reptans |
Kriechendes Fingerkraut |
105 |
Primula veris |
Wiesen-Schlüsselblume |
106 |
Prunella vulgaris |
Kleine Brunelle |
107 |
Prunus spinosa |
Schlehe |
108 |
Pulsatilla vulgaris |
Gemeine Küchenschelle |
109 |
Pyrus domesticus |
Haus-Birne |
110 |
Pyrus pyraster |
Wild-Birne |
111 |
Quercus petraea |
Trauben-Eiche |
112 |
Ranunculus auricomus |
Goldschopf-Hahnenfuß |
113 |
Ranunculus acris |
Scharfer Hahnenfuß |
114 |
Ranunculus bulbosus |
Knolliger Hahnenfuß |
115 |
Ranunculus ficaria |
Scharbockskraut |
116 |
Ranunculus repens |
Kriechender Hahnenfuß |
117 |
Reseda luteola |
Färber-Resede |
118 |
Ribes uva-crispa |
Stachelbeere |
119 |
Rosa canina |
Hunds-Rose |
120 |
Rosa spinosissima (pimpinellifolia) |
Pimpinell-Rose |
121 |
Rubus caesius |
Kratzbeere |
122 |
Rumex acetosa |
Wiesen-Sauerampfer |
123 |
Salvia pratense |
Wiesen-Salbei |
124 |
Sambucus nigra |
Schwarzer Holunder |
125 |
Sanguisorba minor |
Kleiner Wiesenknopf |
126 |
Sanicula europaea |
Sanikel |
127 |
Sedum acris |
Scharfer Mauerpfeffer |
128 |
Sedum maximum |
Große Fetthenne |
129 |
Sedum sexangulare |
Milder Mauerpfeffer |
130 |
Serratula tinctoria |
Färber-Scharte
|
131 |
Seseli libanotis (=Libanotis pyrenaica) |
Berg-Heilwurz |
132 |
Silene dioica |
Rote Lichtnelke |
133 |
Solidago virgaurea |
Gemeine Goldrute |
134 |
Sorbus aria s.str. |
Echte Mehlbeere |
135 |
Sorbus aucuparia |
Eberesche |
136 |
Sorbus torminalis |
Elsbeere |
137 |
Stellaria media |
Vogel-Sternmiere |
138 |
Tanacetum corymbosum |
Ebensträußige Margarite |
139 |
Tanacetum vulgare |
Rainfarn |
140 |
Taraxacum officinale agg |
Gemeiner Löwenzahn |
141 |
Taraxacum lacistophyllum sect. Erythrosperma |
|
142 |
Taraxacum rubicunda sect. Erythrosperma |
Rotsamiger Löwenzahn |
143 |
Taraxacum parnassicum sect. Erythrosperma |
|
144 |
Teucrium botrys |
Trauben-Gamander |
145 |
Teucrium chamaedrys |
Echter (Edel-) Gamander |
146 |
Thlaspi perfoliatum |
Durchwachsenblättriges Hellerkraut |
147 |
Trifolium medium |
Mittl. (=Zickzack)Klee |
148 |
Trifolium pratense |
Rot-Klee |
149 |
Trifolium repens |
Weiß-Klee |
150 |
Tripleurospermum perforatum |
Geruchlose Kamille |
151 |
Urtica dioica |
Große Brennessel |
152 |
Valeriana wallrothii ssp angustifolium |
Hügel-Baldrian |
153 |
Valerianella locusta |
Gemeines Rapünzchen |
154 |
Verbascum lychnitis |
Mehlige Königskerze |
155 |
Verbascum thapsus |
Kleinblütige Königskerze |
156 |
Veronica arvensis |
Feld-Ehrenpreis |
157 |
Veronica hederifolia |
Efeu-Ehrenpreis |
158 |
Veronica persica |
Persischer Ehrenpreis |
159 |
Veronica teucrium |
Großer Ehrenpreis |
160 |
Viburnum lantana |
Wolliger Schneeball |
161 |
Vicia hirsuta |
Rauhhaar-Wicke |
162 |
Vicia angustifolia ssp segetalis |
Schmalblättrige Wicke |
163 |
Vicia sepium |
Zaun-Wicke |
164 |
Vicia tenuifolia (= cracca ssp tenuifolia) |
Feinblättrige Wicke |
165 |
Viola arvensis |
Feld-Stiefmütterchen |
166 |
Viola hirta |
Rauhhaar-Veilchen |
Sauergräser:
1. |
Carex digitata |
Finger-Segge |
2. |
Carex flacca |
Blaugrüne Segge (=Schlaffe Segge) |
3. |
Carex humilis |
Erd-Segge (=Niedrige Segge) |
4. |
Carex montana |
Berg-Segge |
Süßgräser:
5. |
Allopecurus pratense |
Wiesen-Fuchsschwanz |
6. |
Brachypodium sylvaticum |
Wald-Zwenke |
7. |
Bromus hordeaceus |
Weiche Trespe |
8. |
Bromus inermis |
Unbegrannte Trespe |
9. |
Bromus sterilis |
Taube Trespe |
10. |
Dactylis glomerata |
Wiesen-Knäuelgras |
11. |
Festuca ovina agg |
Echter Schafschwingel |
12. |
Melica uniflora |
Einblütiges Perlgras |
13. |
Poa angustifolia |
Schmalblättriges Rispengras |
14. |
Poa nemoralis |
Hain- Rispengras |
15. |
Poa pratensis agg |
Wiesen-Rispengras |
Farne:
1. |
Athyrium filix-femina |
Frauenfarn |
2. |
Dryopteris filix-mas |
Gemeiner Wurmfarn |
Roter Druck: Arten der Roten Liste Schmetterlinge
Anthocharis cardamines (Aurorafalter),
Callophrys rubi (Brombeerzipfelfalter), Gonepteryx rhamni (Zitronenfalter),
Melithaea asteria (Kleiner Scheckenfalter).
Andere Insekten
Cicindella
campestris (Feld-Sandlaufkäfer), Gryllus campestris (Feldgrille), Pyrrhocoris
apterus (Gemeine Feuerwanze).
Vögel
Amsel, Baumpieper,
Blaumeise. Buchfink, Eichelhäher, Fitis,
Gartengrasmücke Gartenrotschwanz, Girlitz,
Goldammer, Grünfink, Grünspecht, Heckenbraunelle, Kohlmeise, Mäusebussard,
Mauersegler, Mehlschwalbe, Misteldrossel, Mönchsgrasmücke, Rauchschwalbe,
Ringeltaube, Rotkehlchen, Schwanzmeise, Singdrossel, Sommergoldhähnchen,
Trauerschnäpper, Wendehals, Zaunkönig, Zilpzalp.
Wir danken Konrad Roth, Frau Hußlein und Helmut Müller für die wunderschöne Exkursion zu den verborgenen Schätzen unserer Heimat, für die gute Vorbereitung und die Erstellung der Pflanzenliste. Ein weiterer Dank gilt Frau Dietlind Hußlein für ihre Berichterstattung.
Samstag, 28.05.2016
Naturkundliche Wanderung durch das Nationale
Naturerbe Brönnhof
Referenten: Konrad Roth, Maibach, Dietlind Hußlein,
Schweinfurt,
Helmut Müller, Stadtlauringen
Bericht: Dietlind Hußlein, Schweinfurt
Ca. 40 Teilnehmer
versammelten sich am 28. Mai zur Naturkundlichen Wanderung durch das Nationale
Naturerbe Brönnhof - ein Truppenübungsgelände, das bis vor kurzem genutzt
wurde.
Im Wald nahe
Weipoltshausen besuchten wir zunächst eine Stelle, an der ca. 100 Exemplare des
Manns-Knabenkraut (Orchis mascula) blühten. Danach ging es weiter durch den
Wald bis wir zu dem offenen Gelände des eigentlichen Brönnhof kamen. Auf dem
Weg stellten die Referenten sowohl Pflanzen als auch Vögel vor, die wir am Weg
fanden bzw. hörten. Auf der Aussichtsplattform mitten in diesem Brönnhofgebiet
erläuterte K. Roth, wieviel Tiere und Pflanzen er in den 90iger Jahren dort
fand und in seinem Buch "Flora und Fauna von Maibach und Umgebung"
veröffentlichte.
Anschließend
erläuterte H. Müller das Gebiet des Brönnhofs anhand der geologischen Karte.
Der Untergrund des Brönnhofgebietes ist Oberer Muschelkalk. NW des Brönnhofs
(Richtung Saaletal) steht Buntsandstein an und im SO kommt der Keuper zum
Vorschein. Aus der Schaumkalkbank (die oberste Schicht des Unteren
Muschelkalks), die nur in der weiteren Umgebung ansteht, wurden Mauern von Dörfern in der Umgebung gebaut und auch auf
dem Gelände des Brönnhofs liegen solche Schaumkalkblöcke dort, wo man die
Panzer abhalten wollte, in bestimmte Bereiche hinein zu fahren. An manchen
Gräben tritt der Obere Muschelkalk zu Tage. An einem solchen Graben entdeckte der Geologe Dr. G. Büttner Ceratiten - zur großen
Verwunderung einiger Teilnehmer.
Das Brönnhofgebiet
ist ein großer Offenlandbereich, der von Wald umgeben ist. Die Besiedlung
dieses Gebietes geht weit in die Vergangenheit zurück. Die Menschen rodeten
damals den Wald und legten Äcker an. Doch der Boden war wenig ergiebig. Im 13.
Jhdt. explodierte die Bevölkerung. Durch den anschließend wachsenden Handel mit
fernen Ländern wurde die Pest eingeschleppt. Ganze Dörfer starben aus. Seit
Ende des 2. Weltkriegs war der Brönnhof
Militärgelände der USA und für unsere Bevölkerung weitgehend
unzugänglich - für die Flora und Fauna
ein bedeutendes Gebiet.
K. Roth ließ es
sich nicht nehmen noch einen altehrwürdigen Speierling vorzustellen. Dann aber
erfolgte wegen der fortgeschrittenen Zeit und auch dem Ermüdungsgrad der
Teilnehmer entsprechend der Rückweg sehr zügig. Jedenfalls konnte so der angekündigte Zeitplan
eingehalten werden.
Mit dem zwar
schwülen, aber trockenen Wetter hatten wir unglaubliches Glück, denn als wir
die Exkursion in einem etwas kleineren Kreis in den Distel-Stuben in
Weipoltshausen beschlossen, fing es an, stark zu regnen.
Im Anhang die Liste der Pflanzen und Tiere der Vor-
und Haupt-Exkursion:
1. |
Acer campestre |
Feld-Ahorn |
2. |
Acer platanoides |
Spitz-Ahorn |
3. |
Acer pseudoplatanus |
Berg-Ahorn |
4. |
Achillea millefolium |
Gemeine Schafgarbe |
5. |
Aesculus hippocastanum |
Gemeine Roßkastanie |
6. |
Ajuga reptans |
Kriechender Günsel |
7. |
Alisma plantago-aquatica |
Gemeiner Froschlöffel |
8. |
Allium oleraceum |
Gemüse-Lauch |
9. |
Alium ursinum |
Bärlauch |
10. |
Alliaria petiolata |
Knoblauchs-Rauke |
11. |
Alyssum alyssoides |
Kelch-Steinbrech |
12. |
Anemone nemorosa |
Busch-Windröschen |
13. |
Angelica sylvestris |
Wald-Engelwurz |
14. |
Anthemis tinctoria |
Färber- Hundskamille |
15. |
Anthriscus sylvestris |
Wiesen-Kerbel |
16. |
Aquilegia vulgare |
Gemeine Akelei |
17. |
Arctium nemorosum |
Hain-Klette |
18. |
Artemisia vulgaris |
Gemeiner Beifuß |
19. |
Arum maculatum |
Aronstab |
20. |
Asarum europaeum |
Haselwurz |
21. |
Astragalus glycyphyllos |
Bärenschote, |
22. |
Atropa bella-donna |
Tollkirsche |
23. |
Barbarea vulgaris |
Barbarakraut |
24. |
Bellis perennis |
Gänseblümchen |
25. |
Bunias orientalis |
Zackenschötchen |
26. |
Campanula patula |
Wiesen-Glockenblume |
27. |
Campanula rapunculus |
Rapunzel-Glockenbl |
28. |
Campanula trachelium |
Nesselblättr. Glockenblume |
29. |
Cardamine impatiens |
Spring- Schaumkraut |
30. |
Cardamine pratense |
Wiesen-Schaumkraut |
31. |
Carpinus betulus |
Hainbuche |
32. |
Centaurea angustifolia |
Ungarische Flockenblume |
33. |
Centaurea jacea |
Wiesen-Flockenblume |
34. |
Centaurea scabiosa |
Skabiosen- Flockenblume |
35. |
Cephalanthera damasonium |
Bleiches Waldvögelein |
36. |
Cerastium arvense |
Acker-Hornkraut |
37. |
Cerastium glutinosum |
Bleiches Zwerg- Hornkraut |
38. |
Chaerophyllum aureum |
Gold-Kälberkropf |
39. |
Chelidonium majus |
Schöllkraut |
40. |
Cichorium intybus |
Gemeine Wegwarte |
41. |
Cirsium arvense |
Acker-Kratzdistel |
42. |
Cirsium palustre |
Sumpf-Kratzdistel |
43. |
Cirsium vulgare |
Lanzett-Kratzdistel |
44. |
Convallaria majalis |
Maiglöckchen |
45. |
Cornus sanguinea |
Roter Hartriegel |
46. |
Corylus avellana |
Gemeine Hasel |
47. |
Crataegus laevigatus |
Zweigriffliger Weißdorn |
48. |
Crataegus monogyna |
Eingriffliger Weißdorn |
49. |
Crataegus x macrocarpa |
Großfrüchtiger Weißdorn |
50. |
Crataegus x subsphaericea |
Verschiedenzähniger Weißdorn |
51. |
Cynoglossum officinale |
Echte Hundszunge |
52. |
Dipsacus fullonum |
Wilde Karde |
53. |
Epilobium montanum |
Berg-Weidenröschen |
54. |
Equisetum arvense |
Acker-Schachtelhalm |
55. |
Erophila verna |
Frühlings- Hungerblümchen |
56. |
Eupatorium cannabinum |
Gemeiner Wasserdost |
57. |
Euphorbia cyperissias |
Zypressen-Wolfsmilch |
58. |
Fagus sylvatica |
Rot-Buche |
59. |
Fragaria viridis |
Knackelbeere |
60. |
Fragaria vesca |
Wald-Erdbeere |
61. |
Fraxinus excelsior |
Esche |
62. |
Galeobdolon luteum (Lamium galeopdolon) |
Echte Goldnessel |
63. |
Galium album |
Weißes Labkraut |
64. |
Galium aparine |
Klebriges Labkraut |
65. |
Galium odoratum |
Waldmeister |
66. |
Galium sylvaticum |
Wald-Labkraut |
67. |
Galium verum |
Echtes Labkraut |
68. |
Geranium dissectum |
Schlitzblättr. Storchschnabel |
69. |
Geranium robertianum |
Ruprechtskraut |
70. |
Geum urbanum |
Echte Nelkenwurz |
71. |
Glechoma hederacea |
Gundermann |
72. |
Hepatica nobilis |
Leberblümchen |
73. |
Holosteum umbellatum |
Dolden-Spurre |
74. |
Hypericum hirsutum |
Rauhhaariges Hartheu |
75. |
Hypericum perforatum |
Tüpfel-Hartheu |
76. |
Impatiens parviflora |
Kleinblütiges Springkraut |
77. |
Iris pseudacorus |
Wasser-Schwertlilie |
78. |
Lamium album |
Weiße Taubnessel |
79. |
Lamium montanum (= Galeopdolon montanum) |
Berg-Goldnessel |
80. |
Lapsana communis |
Gemeiner Rainkohl |
81. |
Lathyrus nissolia |
Gras-Platterbse |
82. |
Lathyrus pratense |
Wiesen-Platterbse |
83. |
Lathyrus vernus |
Frühlings-Platterbse |
84. |
Lepidium campestre |
Feld-Kresse |
85. |
Leucanthemum vulgare |
Margarite |
86. |
Lonicera xylosteum |
Rote Heckenkirsche |
87. |
Lotus corniculatus |
Hornklee |
88. |
Lunaria annua |
Garten-Silberblatt |
89. |
Lycopus europaeus |
Ufer-Wolfstrapp |
90. |
Lysimachia nummularia |
Pfennigkraut |
91. |
Lysimachia punctata |
Drüsiger Gilbweiderich |
92. |
Lythrum salicaria |
Gemeiner Blutweide- rich |
93. |
Medicago lupulina |
Hopfenklee |
94. |
Maianthemum bifolium |
Zweiblättrige Schattenblume |
95. |
Melampyrum arvense |
Acker-Wachtelweizen |
96. |
Mentha aquatica |
Wasser-Minze |
97. |
Mercurialis perennis |
Ausdauerndes Bingelkraut |
98. |
Moehringia trinerva |
Dreinervige Miere |
99. |
Mycelis muralis |
Mauer-Lattich |
100. |
Myosotis arvensis |
Acker-Vergißmeinnicht |
101. |
Myosotis ramosissima |
Hügel-Vergißmeinnicht |
102. |
Neottia nidus-avis |
Vogel-Nestwurz |
103. |
Nuphar lutea |
Gelbe Teichrose |
104. |
Nymphaea x hybrida |
Hybrid-Seerose |
105. |
Onobrychis viciifolia |
Futter-Esparsette |
106. |
Orchis mascula |
Manns-Knabenkraut |
107. |
Oxalis acetosella |
Wald-Sauerklee |
108. |
Paris quadrifolia |
Einbeere |
109. |
Pastinaca sativa |
Pastinak |
110. |
Phyteuma spicata |
Ährige Teufelskralle |
111. |
Picea abies |
Gemeine Fichte |
112. |
Picris hieracioides |
Gemeines Bitterkraut |
113. |
Pinus sylvestris |
Gemeine Kiefer |
114. |
Pyrus pyraster |
Wild-Birne |
115. |
Plantago lanceolata |
Spitz-Wegerich |
116. |
Plantago major |
Großer Wegerich |
117. |
Plantago media |
Mittlerer Wegerich |
118. |
Polygala comosa |
Schopf-Kreuzblümchen |
119. |
Polygonatum multiflorum |
Vielblütige Weißwurz |
120. |
Populus tremulus |
Zitter-Pappel |
121. |
Potamogeton natans |
Schwimmendes Laichkraut |
122. |
Potentilla anserina |
Gänse-Fingerkraut |
123. |
Potentilla neumanniana |
Frühlings-Fingerkraut |
124. |
Potentilla reptans |
Kriechendes Fingerkraut |
125. |
Primula veris |
Wiesen-Schlüsselblume |
126. |
Prunella vulgaris |
Kleine Brunelle |
127. |
Prunus avium |
Süßkirsche (=Vogelkirsche) |
128. |
Prunus padus |
Traubenkirsche |
129. |
Prunus spinosa |
Schlehe |
130. |
Pyrus pyraster |
Wild-Birne |
131. |
Quercus petraea |
Trauben-Eiche |
132. |
Quercus robur |
Stiel-Eiche |
133. |
Quercus x calvescens |
Bastard-Eiche |
134. |
Ranunculus aquatilis |
Gemeiner Wasser- Hahnenfuß |
135. |
Ranunculus auricomus |
GoldschopfHahnenfuß |
136. |
Ranunculus acris |
Scharfer Hahnenfuß |
137. |
Ranunculus bulbosus |
Knolliger Hahnenfuß |
138. |
Ranunculus ficaria |
Scharbockskraut |
139. |
Ranunculus flammula |
Brennender Hahnenfuß |
140. |
Ranunculus lanuginosus |
Wolliger Hahnenfuß |
141. |
Ranunculus repens |
Kriechender Hahnenfuß |
142. |
Rhamnus cathartica |
Purgier-Kreuzdorn |
143. |
Rosa arvensis |
Kriechende Rose |
144. |
Rosa rubiginosa |
Wein-Rose |
145. |
Rubus idaeus |
Himbeere |
146. |
Rumex crispus |
Krauser Ampfer |
147. |
Rumex obtusifolius |
Breitblättriger Sauerampfer |
148. |
Salix caprea |
Sal-Weide |
149. |
Salix cineraria |
Grau-Weide |
150. |
Salix viminalis |
Korb-Weide |
151. |
Salix x smithiana |
Kübler-Weide |
152. |
Salvia pratense |
Wiesen-Salbei |
153. |
Sanguisorba minor |
Kleiner Wiesenknopf |
154. |
Sanicula europaea |
Sanikel |
155. |
Scrophularia nodosa |
Knotige Braunwurz |
156. |
Sedum acris |
Scharfer Mauerpfeffer |
157. |
Senecio jacobaea |
Jakobs- Greiskraut |
158. |
Senecio ovata (=fuchsii) |
Fuchs-Greiskraut |
159. |
Silaum silaus |
Wiesen-Silge |
160. |
Silene dioica |
Rote Lichtnelke |
161. |
Silene dioica x pratensis |
Hybrid-Lichtnelke |
162. |
Silene latifolia ssp.alba |
Weiße Lichtnelke |
163. |
Sorbus aucuparia |
Eberesche |
164. |
Sorbus domestica |
Speierling |
165. |
Sorbus torminalis |
Elsbeere |
166. |
Sparganium erectum |
Ästiger Igelkolben |
167. |
Stachys sylvatica |
Wald-Ziest |
168. |
Stellaria holostea |
Echte Miere, Große Sternmiere |
169. |
Taraxacum officinale agg |
Gemeiner Löwenzahn |
170. |
Thlaspi perfoliatum |
Durchwachsen- blättriges Hellerkraut |
171. |
Tilia platyphyllos |
Sommer-Linde |
172. |
Torilis japonica |
Gemeiner Klettenkerbel |
173. |
Tragopogon pratense |
Wiesen-Bocksbart |
174. |
Trifolium campestre |
Feld-Klee |
175. |
Trifolium medium |
Mittlerer (=Zickzack- ) Klee |
176. |
Trifolium pratense |
Rot-Klee |
177. |
Trifolium repens |
Weiß-Klee |
178. |
Tripleurospermum perforatum |
Geruchlose Kamille |
179. |
Tussilago farfara |
Huflattich |
180. |
Ulmus glabra |
Berg-Ulme |
181. |
Ulmus x hollandica |
Hybrid-Ulme ( minor x.glabra) |
182. |
Urtica dioica |
Große Brennessel |
183. |
Valeriana wallrothii ssp angustifolium |
Hügel-Baldrian |
184. |
Valerianella locusta |
Gemeines Rapünzchen |
185. |
Verbascum thapsus |
Kleinblütige Königskerze |
186. |
Veronica beccabunga |
Bach-Ehrenpreis; Bachbunge |
187. |
Veronica chamaedrys |
Gamander-Ehrenpreis |
188. |
Vicia cracca |
Vogel-Wicke |
189. |
Vicia angustifolia ssp segetalis |
Schmalblättrige Wicke |
190. |
Vicia hirsuta |
Rauhhaar-Wicke |
191. |
Vicia sepium |
Zaun-Wicke |
192. |
Vinca minor |
Kleines Immergrün |
193. |
Viola reichenbachiana |
Wald-Veilchen |
195. |
Carex flacca |
Blaugrüne Segge (=Schlaffe Segge) |
196. |
Carex hirta |
Behaarte Segge |
197. |
Carex montana |
Berg-Segge |
198. |
Carex spicata (muricataGruppe) |
Sparrige Segge |
199. |
Carex pseudocyperus |
Scheinzyper-Segge |
200. |
Carex remota |
Winkel-Segge |
201. |
Carex sylvatica |
Wald-Segge |
202. |
Eleocharis spec |
Sumpfsimse |
203. |
Alopecurus aequalis |
Rotgelber Fuchsschwanz |
204. |
Alopecurus pratense |
Wiesen-Fuchsschwanz |
205. |
Arrhenatherum elatius |
Glatthafer |
206. |
Brachypodium sylvaticum |
Wald-Zwenke |
207. |
Bromus benekenii |
Frühe Wald-Trespe |
208. |
Bromus hordeaceus |
Weiche Trespe |
209. |
Calamagrostis epigejos |
Land-Reitgras |
210. |
Dactylis glomerata |
Wiesen-Knäuelgras |
211 |
Deschampsia cespitosa |
Rasen-Schmiele |
212 |
Festuca ovina agg |
Echter Schafschwingel |
213 |
Glyceria notata |
Falt-Schwaden |
214 |
Juncus effusus |
Flatter-Binse |
215 |
Juncus inflexus |
Blaugrüne Binse |
216 |
Melica uniflora |
Einblütiges Perlgras |
217 |
Milium effusum |
Flattergras |
218 |
Phragmites australis |
Schilf |
219 |
Poa annua |
Einjähriges Rispengras |
220 |
Poa nemoralis |
Hain-(Heil-Hitler) Rispengras |
221 |
Poa pratensis agg |
Wiesen-Rispengras |
222 |
Poa trivialis |
Gemeines Rispengras |
223 |
Dryopteris filix-mas |
Gemeiner Wurmfarn |
Aurorafalter (Anthocharis cardamines); Baumweißling (Aporia crataegi), Rundaugen-Mohrenfalter (Erebia medusa), Tagpfauenauge (Nymphalis io).
Amsel, Baumpieper, Blaumeise, Buchfink,
Buntspecht, Feldlerche, Fitis, Gartengrasmücke, Goldammer, Graureiher,
Grünfink, Grünspecht, Kernbeißer,
Kleiber, Kohlmeise, Kuckuck, Misteldrossel, Mönchsgrasmücke, Nachtigall,
Nilgans, Pirol, Rabenkrähe, Ringeltaube,
Rotkehlchen, Schwarzspecht, Singdrossel, Sommergoldhähnchen, Star,
Stieglitz, Sumpfmeise, Tannenmeise,
Trauerschnäpper, Waldbaumläufer,
Waldlaubsänger, Wintergoldhähnchen, Zaunkönig,
Zilpzalp.
Zikade
Lepyronia
coleoptrata (Wiesen-Schaumzikade)
Arion subfuscus
(Braune Wegschnecke).
Wir danken Konrad Roth, Dietlind Hußlein und Helmut Müller für die wunderschöne Exkursion in das
Brönnhofgebiet, für die gute Vorbereitung und die Erstellung der Pflanzenliste.
Ein weiterer Dank gilt Frau Dietlind Hußlein für ihre Berichterstattung.
Samstag, 04.06.2016
Kräuter, Kraut und Rüben - Führung durch den
Lehrgarten in Gochsheim -
Referent: Altbürgermeister Walter Korn, Gochsheim
Organisation: Werner Drescher Kurzbericht:
Georg Büttner
Auf Spurensuche des traditionellen Gemüseanbaus im ehemaligen freien
Reichsdorf Gochsheim. Der Gochsheimer Lehrgarten bietet dem Besucher die
Möglichkeit sich über Anbaumethoden, alte, ehemalige Gemüsearten und deren
Vermarktung zu
informieren. Längst hat sich das Bild in den Fluren Gochsheims verändert, viele
Gemüse bzw. Pflanzenarten sind völlig verschwunden und neue hinzugekommen.
Welche es waren und warum sie heute keine Rolle mehr spielen, erfahren Sie
ebenso, und wie es wohl weitergeht im Gochsheimer Gemüseanbau.
Der Referent
schilderte eingangs die landwirtschaftliche Situation in Gochsheim. Nur noch
ein Landwirt fährt auf den Markt nach Fulda. Andere liefern an Märkte, z.B.
Edeka. Durch sich verändernde Strukturen ist der Gemüseanbau in Gochsheim
praktisch zum Erliegen gekommen. Beeinflusst hat diese Entwicklung auch die
Zusammenlegung von viel kleineren Grundstücken mit unterschiedlichen Böden im
Zuge der Flurbereinigung.
Früher gab es
viele Gemüsehändler. Die Gochsheimer Gemüsebauern waren wohlhabend. Ärmere
brachten das Gemüse mit dem Schubkarren nach Hause. Gemüsehandel gab es ab dem
16. bzw. 17. Jahrhundert. In
Gochsheim v.a. Zwiebeln, Knoblauch, Eibischwurzeln und Gurken (Kümmerli). Diese
sind auf den gerodeten Flächen (ehemals Wald) besonders gut gewachsen. Solche
Flächen hat man als „Röder“ oder „Roider“ bezeichnet.
Nach dem 1. Weltkrieg gab es erste Konservenfabriken in Gochsheim. Es
wurden v.a. Gurken, aber auch Sellerie verarbeitet und auch Liköre hergestellt.
Es war reine Frauenarbeit (für 80 Pfennig/Stunde). Heute existiert nur noch
eine
Konservenfabrik in
Gochsheim
Der Lehrgarten
besteht aus
• einem Glashaus von 1927 (abgebaut und hier
wiedererrichtet)
• einem Mistbeet (Wärme von Pferdemist
erwärmt den Boden und beschleunigt so das Pflanzenwachstum)
• der Pflanzfläche
• dem Nachbau eines Feldbrunnens und einem kleinen
Wirtschaftsgebäude.
Die Fläche ist gepachtet. Vieles, was im Lehrgarten an Gemüse angebaut wird, musste aus Samen
zurückgezüchtet werden, da es heute nicht mehr kommerziell angebaut wird. Viele
Sorten kommen aus Bamberg (z.B. Kartoffeln oder Gurken).
Kartoffeln:
Bamberger Hörnla
Blauer Schwede:
schwedische blaue Kartoffel; keine alte
Sorte
Annabell: heute am
meisten verbreitete Kartoffel.
Die
heranwachsenden Pflanzen wurden über Pfingsten
„geerntet“ und
gelangten millionenfach von hier in die Rhön und den Bayerischen Wald, wo diese
Stecklinge erneut gepflanzt wurden. Sie dienten als Futter für Schweine und
Kühe.
Phazelie: Gründung, Nitrat, blüht blau (Bienenweide)
Lein: Flachs - Stoffe
Erbsen: kamen über die Römer nach Germanien
Linsen: werden nicht sehr hoch; wurden bis ins beginnende 20. Jh. in Gochsheim angebaut.
Saubohnen / Ackerbohnen: jung, frisch essbar; sonst Viehfutter
Getreide: Weizen, Gerste (heute auch Energiepflanze),
Roggen, Hafer
(v.a. Futtergetreide)
Blaukraut –
Wirsing – Weißkraut: 1903 Bahnanschluss in Gochsheim mit der Folge, der Kohl
wird mit Bahn (Güterwagen) nach Schweinfurt/Würzburg transportiert
Bunte Salate – Hinweis: Endivien wird erst im Herbst gesetzt
Pastinak: altes Gemüse (Wurzelsellerie)
Tabak: bis in die 50-er Jahre des 20. Jh.
Eibisch: Arzneipflanze – derzeit kein Anbau
Kälteempfindlich: ab ≤ plus 2 kritisch, daher erfolgt in Gochsheim die Aussaat erst ab 10. Mai
Die Gochsheimer
Gurke hat kleine Stacheln.
Die kleinen Gurken
waren am beliebtesten (teuersten): Zielgröße: 6 bis 9 cm
Mittlere
Preisklasse: 9 – 12 cm
Untere Preisklasse
12 – 15 cm
> 15 cm:
Salatgurken, Senfgurken
Gurken wachsen
sehr schnell, man muss den richtigen Erntezeitpunkt im Hinblick auf die
gewünschte Zielgröße finden
Es erfolgt(e) eine
eigene Samengewinnung aus den gelben
(überreifen)
Gurken
Die krummen Gurken
heißen Krüppel oder Krüppeli
Ernte: Anfang Juli
bis Anfang September (Kirchweih)
An jedem Erntetag
verließ ein Güterzug mit grünen Gurken
Gochsheim
Knoblauch und Zwiebeln – wurden bereits vor dem Gurkenanbau in
Gochsheim angebaut
Knoblauch: 2-jährig: wird nach 1. Jahr als Zehe gesetzt Zwiebel: 3-jährig: getrockneter Samen; Stopfzwiebel –> Ernten, nach Trocknung im nächsten Jahr wieder setzen (Bsp. Stuttgarter Riese)
Buschbohnen,
Stangenbohnen, Lauch (Porree), Sellerie,
Spinat, Rote
Rüben, Radieschen (Eiszapfen)
Die Veranstaltung war zwar ursprünglich für Familien mit Kindern gedacht.
Es erschienen allerdings nur erwachsene Teilnehmer. Die Veranstaltung war äußerst informativ. Sie zeigte uns, welche Vielfalt an Gemüsesorten
hier angebaut wurden und wie stark der Gemüseanbau von unterschiedlichsten
Faktoren abhängig ist (hier Boden, Klima, Wetter,
aber auch
verändertes Verbraucherverhalten, Absatzmärkte etc.)
Unser Dank gilt Herrn Altbürgermeister Walter Korn für die fundierte Führung (einschl. seiner Ausführungen
zum Gochsheimer Zwiebeltreter) sowie Herrn Werner
Drescher für die Organisation der Veranstaltung.
Freitag, 08.07.2016
Naturwissenschaftlicher Treff mit aktuellen Themen
Der Treff diente
vorwiegend der Ideensammlung für das Jahresprogramm 2017.
Außerdem regte
Frau Dietlind Götz eine Arbeitsgruppe an, die sich mit Burgen und der Herkunft
ihrer Bausteine beschäftigt. Wer sich angesprochen fühlt möchte sich bei der
Vorstandschaft melden.
Allen Teilnehmern
herzlichen Dank für ihre Diskussionsbeiträge und Ideen!
Samstag, 09.07.2016
Naturkundliche Wanderung durch das Nationale
Naturerbe Sulzheimer Wald
Referent: Erich Rößner, Alitzheim
Bericht: Dietlind Hußlein, Schweinfurt
24 Teilnehmer
trafen sich am Parkplatz des GIZ in
Sulzheim. Der Himmel war bewölkt, sodass die Wärme gut zu ertragen war.
E. Rößner
berichtete zunächst über die Vergangenheit des Truppenübungsplatzes in
Sulzheim. Mir persönlich war gar nicht bewusst, dass auch dort ein
Truppenübungsplatz wie am Brönnhof vorhanden
war.
In der Weimarer
Republik war die Luftwaffe verboten, sodass erst danach Übungsplätze der
Luftwaffe eingerichtet wurden. Nach dem 2. Weltkrieg wurde er von den
Amerikanern übernommen.
4 Gemarkungen
waren daran beteiligt:
Mainstockheim,
Kleinrheinfeld, Dürrfeld und Sulzheim.
In dem
vorgesehenen Bereich wurde damals der Wald gerodet. Für die Natur dieses
Gebietes ist bedeutsam, dass dort nach der Rodung bis heute kein Ackerbau
stattfand.
Der Übungsplatz
wurde durch Schafbeweidung gepflegt. In der Mitte war eine Schiffsattrappe
aufgebaut mit einem Zielkreuz als Übungs-Zielscheibe für die Abwurfobjekte der
Luftwaffe. Für die Bevölkerung war das immer eine Belästigung. Nach einem
Unfall 1952, bei dem ein Landwirt auf dem Feld bei einer Aktion getötet wurde,
wurde dann der Platz für die Infanterie verwendet. Panzer unterstützten dabei
unfreiwillig Naturschutzbelange, weil sie Vertiefungen in der Landschaft erzeugten,
die von Amphibien z.B. Gelbbauchunken genutzt werden konnten. Seit 1988 wurde
der Übungsbetrieb zurück gefahren. Ein Abräumkommando aus Nürnberg hatte die
Aufgabe, die abgeworfenen Bomben zu
beseitigen, sodass heute das Gelände gefahrlos betreten werden kann.
Der geologische
Untergrund dieses Gebietes gehört zum Gipskeuper. Seine Basis, die so genannten
Grundgipsschichten werden seit längerer Zeit nördlich und westlich von Sulzheim
abgebaut. Das Gipslager wird hier knapp 10 m mächtig. Dort wo es abgebaut und
die Landschaft nicht wieder aufgefüllt wurde (wie am nördlichen Ortsrand),
liegt die Landschaft dementsprechend 5-7 m tiefer.
Im Sulzheimer Wald
treten bereits die ebenfalls zum Gipskeuper gehörenden Tonsteine der
Myophorienschichten zu Tage. An manchen Stellen kommt die Bleiglanzbank zum
Vorschein, eine Steinmergelbank, die als Härtling Verebnungen ausbildet. Der
Höhenrücken liegt im Niveau 260 bis 270 m ü. NN und somit 30 bis 40 Höhenmeter
über Sulzheim.
Der Boden ist ein
„Minutenboden“ wie die Landwirte hier sagen, weil er schwer bearbeitbar ist.
Bei Trockenheit ist er vor Härte kaum zu bearbeiten, bei Nässe ist er zu
patzig. Der Fachmann nennt diese Böden Pelosole. Solche Böden eignen sich wenig als
Ackerboden, aber sie sind ideal für Wald. Das ist in der weiteren Umgebung d.h.
schon in Alitzheim ganz anders. Dort sind die Böden sandiger und für den
Ackerbau lohnender.
Der Rundgang
führte in ca. 8 km vom GIZ in Sulzheim durch Ackerland und Wald zum
Truppenübungsplatz und wieder zurück durch den Wald nach Sulzheim.
E. Rößner zeigte
typische Pflanzen, die zunächst in der Nähe des GIZ wachsen wie das selten
gewordene Echte Eisenkraut (Verbena officinalis) oder am Rande der Äcker
sog. "Ackerunkräuter" wie das
Sommer-Adonis (Adonis aestivalis) oder die Rauhaarige Platterbse (Lathyrus
hirsutus). Letztere ist eine Rote-Liste-Art, die allerdings, wenn sie auftritt,
sich sehr stark vermehren kann und alles andere zudeckt - so Rößner. Er zeigte auch Pflanzen, die dem Landwirt
Schwierigkeiten bringen z.B. Gräser wie
den Acker-Fuchsschwanz (Alopecurus myosuroides) oder auch Trespen
(=BromusArten). Er wies darauf hin, wie wichtig Doldenblütler für Insekten mit
kurzen Mundwerkzeugen sind (z.B. Schwebfliegen oder Käfer).
An der leicht
geneigten Südostlage waren früher Weinberge, die den Mönchen von Ebrach
gehörten. Für diese mussten die Landwirte aus der Umgebung damals arbeiten.
Auch der Wald gehörte großteils dem Kloster Ebrach. Heute ist es meist
Privatwald.
K. Roth bemerkte
dazu, dass der Sulzheimer Wald der schönste Wald in der Umgebung sei. Viele
verschiedene Pflanzengesellschaften sind hier zu finden.
Sie kommen dadurch zustande, dass sich in verhältnismäßig kurzen Abständen
die Bedingungen ändern wie z.B. die Änderung von Bodenfeuchtigkeit durch das
Ansteigen des Reliefs oder Senken ausgelöst durch Dolinen, Änderung von
Lichtverhältnissen
durch Aktionen des Forstes, aber auch die Verhältnisse im Untergrund. Die
Steinmergelbänke im Truppenübungsplatz sind sehr karg. Das ist z.B. der Lebensraum
für die Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens). Im Wald sind
vertiefte Stellen durch Karsteinbrüche besonders feucht. Dort kommt dann der Bärlauch (Allium ursinum) vor. Am
Waldrand sind extensiv genutzte Wirtschaftswiesen. Hier blüht es reichlich im Gegensatz zu dem mit Schafen
bewirtschafteten Truppenübungsgelände. Hier entdeckten wir gleich eine Reihe
verschiedener Schmetterlingsarten.
Früher schon wurde
in dem Truppenübungsplatz offiziell kartiert. Dabei wurden 983 Tier- und Pflanzenarten
festgestellt. Unter diesen sind eine ganze Reihe stark gefährdeter Arten wie
z.B. das Graue Fingerkraut (Potentilla inclinata), der Laubfrosch, die
Gelbbauchunke, die Heidelerche, die Blauflügelige Ödlandschrecke, der
Hirschkäfer oder Andrena decipiens (eine Sandbiene).
Rößner hat die
Zusammenstellung der vielen verschiedenen Pflanzengesellschaften vorgetragen -
eine bewundernswerte Vielfalt. Einige konnte er uns auf unserer Rundtour
vorstellen mit den entsprechenden Zeigerpflanzen. Den verschiedenen
Pflanzengesellschaften werden verschiedene Wertigkeiten zugeordnet, wobei der
Eichen-Hainbuchen-Wald eine der wertvollsten ist.
Selbstverständlich
hat E. Rößner über die Probleme der Waldbewirtschaftung gesprochen - vor allem
auch das Problem der zu großen Rehdichte hervorgehoben.
Auch heute pflegt
ein Schäfer den Offenlandbereich. Da er gerade vorbei kam, gab er Antwort auf
unsere Fragen. Er muss 1800 € im Jahr Pacht bezahlen, vermarktet Fleisch und
Wolle über eine Genossenschaft; muss sich deshalb verpflichten, genfreie
Nahrung zu füttern. Aber er meint, ohne Subventionen könnte er - wie alle
Landwirte - nicht leben.
E. Rößner hat sein
umfangreiches Wissen über den Truppenübungsplatz mit seinem Pflanzen- und
Tierreichtum begeistert uns zu vermitteln versucht. Es war eine Freude, ihm
zuzuhören.
Anschließend eine
Zusammenstellung von Pflanzen in dem Gebiet, aufgenommen von Konrad Roth, Erich
Rößner und Dietlind Hußlein.
Blütenpflanzen
1. |
Acer campestre |
Feld-Ahorn |
2. |
Acer platanoides |
Spitz-Ahorn |
3. |
Acer pseudoplatanus |
Berg-Ahorn |
4. |
Aegopodium podagraria |
Giersch |
5. |
Achillea millefolium |
Gemeine Schafgarbe |
6. |
Adonis aestivalis |
Sommer-Adonis |
7. |
Aesculus hippocastanum |
Gemeine Roßkastanie |
8. |
Aethusa cynapium |
Hundspetersilie |
9. |
Agrimonia eupatoria |
Kleiner Odermennig |
10. |
Ajuga reptans |
Kriechender Günsel |
11. |
Alium ursinum |
Bärlauch |
12. |
Alliaria petiolata |
Knoblauchs-Rauke |
13. |
Alisma plantagoaquatica |
Gemeiner Froschlöffel |
14. |
Anagallis arvense |
Acker-Gauchheil |
15. |
Anemone nemorosa |
Busch-Windröschen |
16. |
Anthriscus sylvestris |
Wiesen-Kerbel |
17. |
Aquilegia vulgare |
Gemeine Akelei |
18. |
Arabis hirsuta |
Rauhaarige Gänsekresse |
19. |
Arenaria serpyllifolia |
Quendel-Sandkraut |
20. |
Artemisia vulgaris |
Gemeiner Beifuß |
21. |
Arum maculatum |
Aronstab |
22. |
Asarum europaeum |
Haselwurz |
23. |
Astragalus glycyphyllos |
Bärenschote, |
24. |
Atriplex patula |
Spreizende Melde |
25. |
Bellis perennis |
Gänseblümchen |
26. |
Betonica officinalis |
Heil-Ziest |
27. |
Buddleja davidii |
Sommerflieder |
28. |
Bupleurum falcatum |
Sichel-Hasenohr |
29. |
Callitriche palustris agg. |
Wasserstern-Gruppe |
30. |
Calystegia sepium |
Zaun-Winde |
31. |
Campanula patula |
Wiesen-Glockenblume |
32. |
Campanula persicifolia |
Pfirsichblättrige Glockenblume |
33. |
Campanula rapuncu- loides |
Acker-Glockenblume. |
34. |
Campanula trachelium |
Nesselblättrige Glockenblume |
35. |
Capsella bursa-pastoris |
Hirtentäschel |
36. |
Cardamine impatiens |
Spring- Schaumkraut |
37. |
Carduus acanthoides |
Stachel-Distel |
38. |
Carpinus betulus |
Hainbuche |
39. |
Centaurea jacea |
Wiesen-Flockenblume |
40. |
Centaurea jacea ssp angustifolia |
Schmalblättrige WiesenFlockenblume |
41. |
Centaurium erythraea |
Echtes Tausendgüldenkraut |
42. |
Cerastium glomeratum |
Knäuel-Hornkraut |
43. |
Cerastium holosteoides |
Gemeines Hornkraut |
44. |
Cerastium tomentosum |
Filziges Hornkraut |
45. |
Chaerophyllum bulbosum |
Rüben-Kälberkropf |
46. |
Chaerophyllum temulum |
Taumel-Kälberkropf |
47. |
Chelidonium majus |
Schöllkraut |
48. |
Chenopodium album |
Weißer Gänsefuß |
49. |
Cichorium intybus |
Gemeine Wegwarte |
50. |
Circaea lutetiana |
Großes Hexenkraut |
51. |
Cirsium arvense |
Acker-Kratzdistel |
52. |
Cirsium vulgare |
Lanzett-Kratzdistel |
53. |
Clematis vitalba |
Gemeine Waldrebe |
54. |
Convallaria majalis |
Maiglöckchen |
55. |
Consolida regalis |
Feld-Rittersporn |
56. |
Convolvulus arvense |
Acker-Winde |
57. |
Cornus sanguinea |
Roter Hartriegel |
58. |
Corylus avellana |
Gemeine Hasel |
59. |
Crataegus laevigata |
Zweigrifflicher Weißdorn |
60. |
Crataegus x macrocarpa |
Großfrüchtiger Weißdorn |
61. |
Cynoglossum officinale |
Echte Hundszunge |
62. |
Daphne mezereum |
Gemeiner Seidelbast |
63. |
Daucus carota |
Wilde Möhre |
64. |
Dianthus armeria |
Rauhe Nelke |
65. |
Dianthus carthusianorum |
Karthäuser-Nelke |
66. |
Dipsacus fullonum |
Wilde Karde |
67. |
Dictamnus albus |
Diptam |
68. |
Echinops sphaerocephalus |
Große Kugeldistel |
69. |
Echium vulgare |
Natternkopf |
70. |
Epilobium montanum |
Berg-Weidenröschen |
71. |
Epilobium tetragonum |
Vierkantiges Weidenröschen |
72. |
Epilobium parviflorum |
Kleinblütiges Weidenröschen |
73. |
Equisetum arvense |
Acker-Schachtelhalm |
74. |
Erigeron canadensis |
Kanadisches Berufkraut |
75. |
Erodium cicutarium |
Gemeiner Reiherschnabel |
76. |
Euonymus europaea |
Europäisches Pfaffenhütchen |
77. |
Eryngium campestre |
Feldmannstreu |
78. |
Euphorbia cyperissias |
Zypressen-Wolfsmilch |
79. |
Euphorbia helioscopa |
Sonnwend-Wolfsmilch |
80. |
Euphorbia peplus |
Garten-Wolfsmilch |
81. |
Fagus sylvatica |
Rot-Buche |
82. |
Falcaria vulgaris |
Gemeine Sichelmöhre |
83. |
Fragaria vesca |
Wald-Erdbeere |
84. |
Fraxinus excelsior |
Esche |
85. |
Frangula alnus |
Faulbaum |
86. |
Galium album |
Weißes Labkraut |
87. |
Galium aparine |
Klebriges Labkraut |
88. |
Galium palustre |
Sumpf-Labkraut |
89. |
Galium sylvaticum |
Wald-Labkraut |
90. |
Galium verum |
Echtes Labkraut |
91. |
Genista tinctoria |
Färber-Ginster |
92. |
Geranium pusillum |
Zwerg-Storchschnabel |
93. |
Geranium robertianum |
Ruprechtskraut |
94. |
Geranium sanguineum |
Blut-Storchschnabel |
95. |
Geum urbanum |
Echte Nelkenwurz |
96. |
Glechoma hederacea |
Gundermann |
97. |
Hedera helix |
Efeu |
98. |
Helianthemum nummularium |
Gemeines Sonnenröschen |
99. |
Hepatica nobilis |
Leberblümchen |
100 |
Heracleum sphondylium |
Wiesen-Bärenklau |
101 |
Hernaria glabra |
Kahles Bruchkraut |
102 |
Hieracium pilosella |
Kleines Habichtskraut |
103 |
Hieracium murorum |
Wald-Habichtskraut |
104 |
Hypericum x destangsii |
Johanniskraut -Hybrid |
105 |
Hypericum hirsutum |
Rauhhaariges Hartheu |
106 |
Hypericum perforatum |
Tüpfel-Hartheu |
107 |
Inula salicina |
Weidenblättriger Alant |
108 |
Juglans regia |
Echte Walnuß |
109 |
Lactuca serriola |
Kompaß-Lattich |
110 |
Lamium album |
Weiße Taubnessel |
111 |
Lamium galeobdolon ssp galeobdolon |
Goldnessel |
112 |
Lamium purpureum |
Purpurrote Taubnessel |
113 |
Lapsana communis |
Gemeiner Rainkohl |
114 |
Lathyrus hirsutus |
Behaarte Platterbse |
115 |
Lathyrus niger |
Schwarze Platterbse |
116 |
Lathyrus pratense |
Wiesen-Platterbse |
117 |
Lathyrus tuberosus |
Knollen-Platterbse |
118 |
Lathyrus vernus |
Frühlings-Platterbse |
119 |
Lepidium ruderale |
Schutt-Kresse |
120 |
Ligustrum vulgare |
Liguster |
121 |
Lilium martagon |
Türkenbund |
122 |
Linaria vulgaris |
Gemeines Leinkraut |
123 |
Linum catharticum |
Purgier-Lein |
124 |
Lotus corniculatus |
Hornklee |
125 |
Lycopus europaeus |
Ufer-Wolfstrapp |
126 |
Lysimachia nummularia |
Pfennigkraut |
127 |
Malva moschata |
Moschus-Malve |
128 |
Malva neglecta |
Weg-Malve |
129 |
Matricaria discoidea |
Strahlenlose Kamille |
130 |
Medicago falcata |
Sichel-Luzerne |
131 |
Medicago lupulina |
Hopfenklee |
132 |
Medicago sativa agg. |
Luzerne |
133 |
Mercurialis perennis |
Ausdauerndes Bingelkraut |
134 |
Myosotis arvensis |
Acker-Vergißmeinnicht |
135 |
Myosotis scorpioides |
Sumpf-Vergißmeinnicht |
136 |
Ononis spinosa |
Dorniger Hauhechel |
137 |
Onopordum acanthium |
Gemeine Eselsdistel |
138 |
Origanum vulgare |
Wilder Dost |
139 |
Oxalis stricta |
Europäischer Sauerklee |
140 |
Papaver rhoeas |
Klatsch-Mohn |
141 |
Pastinaca sativa |
Pastinak |
142 |
Peucedanum officinale |
Echter Haarstrang |
143 |
Physalis alkekengi |
Blasen (=Juden)kirsche |
144 |
Picea abies |
Gemeine Fichte |
145 |
Picris hieracioides |
Gemeines Bitterkraut |
146 |
Pimpinella saxifraga |
Kleine Pimpinelle |
147 |
Pinus sylvestris |
Gemeine Kiefer |
148 |
Pyrus pyraster |
Wild-Birne |
149 |
Plantago lanceolata |
Spitz-Wegerich |
150 |
Plantago major |
Großer Wegerich |
151 |
Polygala comosa |
Schopf-Kreuzblümchen |
152 |
Polygonatum multiflorum |
Vielblütige Weißwurz |
153 |
Polygonum amphibium ssp. terrestris |
Wasser-Knöterich |
154 |
Polygonum aviculare ssp aviculare |
Vogel-Knöterich |
155 |
Polygonum aviculare |
Vogel-Knöterich |
156 |
Populus tremulus |
Zitter-Pappel |
157 |
Potentilla anserina |
Gänse-Fingerkraut |
158 |
Potentilla argentea |
Silber-Fingerkraut |
159 |
Potentilla erecta |
Blutwurz |
160 |
Potentilla reptans |
Kriechendes Fingerkraut |
161 |
Primula elatior |
Hohe Schlüsselblume |
162 |
Primula veris |
Wiesen-Schlüsselblume |
163 |
Prunella laciniata |
Weiße Braunelle |
164 |
Prunella vulgaris |
Kleine Brunelle |
165 |
Prunus avium |
Süßkirsche =Vogelkirsche) |
166 |
Prunus domesticus |
Zwetschge |
167 |
Pyrus pyraster |
Wild-Birne |
168 |
Quercus petraea |
Trauben-Eiche |
169 |
Quercus robur |
Stiel-Eiche |
170 |
Ranunculus repens |
Kriechender Hahnenfuß |
171 |
Robinia pseudoacacia |
Robinie |
172 |
Rosa canina |
Hunds-Rose |
173 |
Rosa gallica |
Essig-Rose |
174 |
Rubus amphimalacus |
Samtblättrige HaselblattBrombeere |
175 |
Rubus caesius |
Kratzbeere |
176 |
Rubus idaeus |
Himbeere |
177 |
Rubus orthostachys |
Geradachsige Brombeere |
178 |
Rubus sulcatus |
Gefurchte Brombeere |
179 |
Rubus rudis |
Raspel-Brombeere |
180 |
Rumex crispus |
Krauser Ampfer |
181 |
Rumex obstusifolius |
Breitblättriger Sauerampfer |
182 |
Rumex sanguineus |
Blutroter Ampfer |
183 |
Rumex thyrsiflorus |
Rispen-Ampfer |
184 |
Sagina procumbens |
Liegendes Mastkraut |
185 |
Salix caprea |
Sal-Weide |
186 |
Salix cineria |
Grau-Weide |
187 |
Sambucus nigra |
Schwarzer Holunder |
188 |
Sanguisorba minor (= polygama) |
Kleiner Wiesenknopf |
189 |
Scrophularia nodosa |
Knotige Braunwurz |
190 |
Sedum rupestre |
Felsen-Fetthenne; Tripmadam |
191 |
Sedum spurium |
Kaukasische Fetthenne |
192 |
Senecio jacobaea |
Jakobs- Greiskraut |
193 |
Serratula tinctoria |
Färber-Scharte |
194 |
Silene latifolia ssp alba |
Weiße Lichtnelke |
195 |
Silene vulgaris |
Gewöhnliches (=Taubenkropf-)Leimkraut |
196 |
Solidago canadensis |
Kanadische Goldrute |
197 |
Sonchus arvense |
Acker-Gänsedistel |
198 |
Sonchus asper |
Rauhe Gänsedistel |
199 |
Sorbus aria s.str. |
Echte Mehlbeere |
200 |
Sorbus aucuparia |
Eberesche |
201 |
Sorbus domestica |
Speierling |
202 |
Sorbus intermedium |
Schwedische Mehlbeere |
203 |
Sorbus torminalis |
Elsbeere |
204 |
Spergularia rubra |
Roter Sperk, Rote Schuppenmiere |
205 |
Stachys germanica |
Deutscher Ziest |
206 |
Stachys palustre |
Sumpf-Ziest |
207 |
Stachys recta |
Aufrechter Ziest |
208 |
Stachys sylvatica |
Wald-Ziest |
209 |
Stellaria holostea |
Echte Miere, Große Sternmiere |
210 |
Stellaria graminea |
Gras-Sternmiere |
211 |
Stellaria media |
Vogel-Sternmiere |
212 |
Tanacetum corymbosum |
Ebensträußige Margarite |
213 |
Taraxacum officinale agg |
Gemeiner Löwenzahn |
214 |
Thlaspi arvense |
Acker-Hellerkraut |
215 |
Thymus pulegioides |
Gemeiner Thymian |
216 |
Tilia cordata |
Winter-Linde |
217 |
Tilia platyphyllos |
Sommer-Linde |
218 |
Torilis japonica |
Gemeiner Klettenkerbel |
219 |
Tragopogon pratense |
Wiesen-Bocksbart |
220 |
Trifolium campestre |
Feld-Klee |
221 |
Trifolium hybridum |
Schweden-Klee |
222 |
Trifolium medium |
Mittlerer (=Zickzack) Klee |
223 |
Trifolium pratense |
Rot-Klee |
224 |
Trifolium repens |
Weiß-Klee |
225 |
Tripleurospermum perforatum |
Geruchlose Kamille |
226 |
Tussilago farfara |
Huflattich |
227 |
Typha latifolia |
Breitblättriger Rohrkolben |
228 |
Ulmus glabra |
Berg-Ulme |
229 |
Ulmus x hollandica |
Hybrid-Ulme |
230 |
Ulmus minor |
Feld-Ulme |
231 |
Urtica dioica |
Große Brennessel |
232 |
Verbascum lychnitis |
Mehlige Königskerze |
233 |
Verbascum nigrum |
Schwarze Königskerze |
234 |
Verbena officinalis |
Echtes Eisenkraut |
235 |
Veronica arvensis |
Feld-Ehrenpreis |
236 |
Vicia cracca |
Vogel-Wicke |
237 |
Vicia hirsuta |
Rauhhaar-Wicke |
238 |
Vicia pisiformis |
Erbsen-Wicke |
239 |
Vicia sepium |
Zaun-Wicke |
240 |
Vinca minor |
Kleines Immergrün |
241 |
Vincetoxicum hirundinaria |
Weiße Schwalbenwurz |
242 |
Viola arvensis |
Feld-Stiefmütterchen |
243 |
Viola hirta |
Rauhaar-Veilchen |
244 |
Viola reichenbachiana |
Wald-Veilchen |
245 |
Viola riviniana |
Hain-Veilchen |
246 |
Carex brizoides |
Zittergras-Segge |
247 |
Carex flacca |
Blaugrüne Segge |
248 |
Carex hirta |
Behaarte Segge |
249 |
Carex remota |
Winkel-Segge |
250 |
Carex riparia |
Ufer-Segge |
251 |
Carex sylvatica |
Wald-Segge |
252 |
Eleocharis palustris agg. |
Gemeine Sumpfsimse |
253 |
Agrostis stolonifera |
Weißes Straußgras |
254 |
Alopecurus myosuroides (arvense) |
Acker-Fuchsschwanz |
255 |
Arrhenatherum elatius |
Glatthafer |
256 |
Avena fatua |
Flug-Hafer |
257 |
Brachypodium Pinnatum
|
Fieder-Zwenke |
258 |
Brachypodium sylvaticum |
Wald-Zwenke |
259 |
Briza media |
Gewöhnliches Zittergras |
260 |
Bromus arvense |
Acker-Trespe |
261 |
Bromus benekenii |
Benekens (=Frühe-) WaldTrespe |
262 |
Bromus commutatus |
Verwechselte Trespe |
263 |
Bromus erectus |
Aufrechte Trespe |
264 |
Bromus hordeaceus |
Weiche Trespe |
265 |
Bromus inermis |
Unbegrannte Trespe |
266 |
Bromus sterilis |
Taube Trespe |
267 |
Bromus tectorum |
Dach-Trespe |
268 |
Calamogrostis arundinacea |
Wald-Reitgras |
269 |
Calamagrostis epigejos |
Land-Reitgras |
270 |
Cynosurus cristatus |
Kammgras |
271 |
Dactylis glomerata |
Wiesen-Knäuelgras |
272 |
Dactylis polygama |
Wald-Knäuelgras |
273 |
Danthonia decumbens |
Dreizahn |
274 |
Deschampsia cespitosa |
Rasen-Schmiele |
275 |
Elymus canina |
Hunds-Quecke |
276 |
Elymus repens |
Gemeine Quecke |
277 |
Festuca arundinacea |
Rohr-Schwingel |
278 |
Festuca gigantea |
Riesen-Schwingel |
279 |
Festuca ovina agg |
Echter Schafschwingel |
280 |
Festuca rupicola |
Furchen-Schwingel |
281 |
Holcus lanatus |
Wolliges Honiggras |
282 |
Juncus glomeratus |
Knäuel-Binse |
283 |
Juncus effusus |
Flatter-Binse |
284 |
Juncus inflexus |
Blaugrüne Binse |
285 |
Lolium perenne |
Deutsches Weidelgras |
286 |
Luzula sylvatica |
Große Hainbinse |
287 |
Melica ciliata |
Wimper-Perlgas |
288 |
Melica nutans |
Nickendes Perlgras |
289 |
Melica uniflora |
Einblütiges Perlgras |
290 |
Milium effusum |
Flattergras |
291 |
Molinia arundinacea |
Rohr-Pfeifengras |
292 |
Phalaris arundinacea |
Rohr-Glanzgras |
293 |
Phleum pratense |
Wiesen-Lieschgras |
294 |
Phragmites australis |
Schilf |
295 |
Poa annua |
Einjähriges Rispengras |
296 |
Poa nemoralis |
Hain-(Heil-Hitler-) Rispengras |
297 |
Poa pratensis |
Wiesen-Rispengras |
298 |
Poa trivialis |
Gemeines Rispengras |
299 |
Trisetum flavescens |
Goldhafer |
300 |
Anthyrium filix-femina |
Frauenfarn |
301 |
Dryopteris dilatata |
Breitblättriger Dornfarn |
302 |
Dryopteris filix-mas |
Gemeiner Wurmfarn |
Wir danken Herrn Erich Rößner für die wunderschöne
Exkursion in die Heimat der Blauflügeligen Ödlandschrecke, für die gute
Vorbereitung und sein ehrenamtliches Engagement für unseren Verein, Konrad Roth, Erich Rößner und Dietlind
Hußlein für die Erstellung der Pflanzenliste sowie Frau Dietlind Hußlein für die umfangreiche Berichterstattung.
Samstag, 23.07.2016
Exkursion in den Meteoritenkrater Nördlinger
Ries
Referent und Bericht: Dr. Georg Büttner, Schweinfurt / Hof
Organisation: Dr. Raimund Rödel, Schweinfurt
Im Miozän, vor
etwa 15 Millionen Jahren traf ein Meteorit die tertiäre Alboberfläche im Umfeld
des heutigen Nördlingen. Bei Annahme eines Steinmeteoriten mit einer Dichte von
ca. 3 g/cm³ reicht ein Durchmesser von etwa 1 km um den hier heute
angetroffenen Krater zu erzeugen. Es wird eine Einschlagsgeschwindigkeit mit
≥ 20 km/s angenommen.
Im
Einschlagsgebiet stehen vor dem Impact Gesteine des Jura (Kalkstein, Sandsteine
und Tonsteine) über Trias (vorwiegend Tonsteine und Sandsteine) und Kristallin
(vorw. Granite, Gneise und Amphibolite) an. Das Kristallin befand sich
etwa 600 m unter der Erdoberfläche. Teilweise war der Jura (Malmkalk) von Sanden der Meeresmolasse überdeckt.
Durch den
Einschlag des Meteoriten wird sehr hohe Energie freigesetzt. Der Meteorit wird
extrem stark komprimiert, das Deckgebirge weggesprengt und zertrümmert. Der
Auswurf beginnt. Der kosmische Körper dringt etwa 1000 m tief in das Gebirge
ein, es bildet sich kugelschalenförmig eine Druckfront (Stoßwellen) aus.
Bereits Millisekunden nach dem Impact sind der Meteorit und das umgebende
Gestein so stark komprimiert, dass es zu einer explosionsartigen Druckentlastung
kommt: Der Meteorit und Teile des Gesteins verdampfen. Im Einschlagszentrum
herrschen Drücke von mehreren Tausend Kilobar und Temperaturen von bis zu
30.000 Grad. Der Hauptauswurf mit zerstörtem, geschmolzenem und verdampftem
Gestein beginnt. Bereits nach 20-30 Sekunden ist das Kraterwachstum beendet. Es
entstand ein 4 km tiefer Krater mit ca. 15 km im Durchmesser.
Ausgleichsbewegungen wie Nachrutschen von Gesteinsschollen am Kraterrand und
Aufsteigen des
Kraterbodens
verflachen den Krater auf 1km Tiefe
In Abhängigkeit
von Druck und Temperatur entstehen aus vorhandenen Gesteinen durch
Zertrümmerung, Durchmischung oder Aufschmelzung neue Gesteine. Hierzu zählen
z.B. die sog. „Bunten Trümmermassen“, die überwiegend aus durchmischten,
mechanisch aufbereiteten Gesteinen bestehen und bis zu mehreren 100 Metern
Mächtigkeit erreichen können.
Malmschollen
werden aus dem Verband gelöst und (quasi
im Verband) rollend-gleitend über große Entfernungen (bis >40 km)
transportiert. Schließlich kommt es zur Ablagerung des Suevits, der aus der
Gesteinsschmelze entstanden ist und die Bunten Trümmermassen überlagert.
Auf die starke
Komprimierung des Gesteins folgt eine Ausgleichsbewegung in Folge deren der
Innere Ringwall entsteht. Dieser ist aus mechanisch stark beanspruchten
Gesteinen des kristallinen Untergrundes aufgebaut und zeichnet die Struktur des
Primärkraters nach. Durch Abgleiten von Megablöcken vom Kraterrand erweitert
sich der Krater auf ca. 24 km Durchmesser und verflacht sich zugleich.
Nach dem
Ries-Ereignis bildet sich ein See mit teils salinarem Milieu aus (Seetone,
Algenkalke). Insbesondere in den Algenkalken finden sich z.T. massig angehäuft
Turmschnecken und Schalenkrebse. Der Rieskrater wurde schließlich vollends mit
postriesischen Gesteinen verfüllt.
Seine heutige Form erhielt die Struktur erst im Laufe von Tertiär und
Quartär, durch Heraushebung, Schrägstellung des Schichtpakets (heute z.B.
sichtbar an der nach SE geneigten Malmtafel), Tiefenerosion und Talbildung
(Wörnitz). Nur weil der umgebende Gesteinsrahmen (Karbonate des
Malms) deutlich
härter ist als die Gesteine der Kraterfüllung (Seetone), ist der Rieskrater
heute so gut als Kraterstruktur zu erkennen.
Die Exkursion sollte einen Überblick über die typischen Gesteine und Vorgänge geben. Um die Vielfalt zu zeigen wurden in der Regel 2 Lokalitäten mit ähnlicher Fragestellung angefahren. Im Einzelnen wurden folgende Lokalitäten besucht:
1. Burgfelsen Wallerstein (Travertin – Überblick)
2. Wengenhausen (Kristallin – Algenkalk)
3. Unterwilflingen (Kristallin)
4. Aumühle (Suevit – Bunte Trümmermassen)
5. Hainsfarth (Algenkalk – Riffstotzen)
6. Polsingen (roter Suevit)
7. Gosheim
(dislozierte
Malmscholle – Bankkalke – Ries-Belemniten)
8. Ebermergen
(dislozierte Malmscholle - dickbankige Kalke – Vergrusung)
9. Holheim
(parautochtoner
Malmkalk – Vergrusung – Schliff-Fläche –
Riestrümmermassen – Blick von Süden über Ries)
10.
Alte
Bürg (Thematik Vulkanit oder Impact)
Trotz diesigen
Wetters erlaubte die Aufragung des Burgfelsens den Blick über den Rieskrater:
Innerer Kraterbereich ebene, von Landwirtschaft geprägte Fläche; Flanken meist
Malmaufragungen mit Tafelberg „Ipf“ im Westen. Das Schollenmosaik des
Kraterrandes zeichnet sich in der Regel durch ein unruhigeres Relief aus.
Der Burgfelsen
wird aus lagigem, porösem Kalkstein (Travertin) aufgebaut, der hier als
Kombination von biogen gefälltem Kalk (sog. „Algenkalk“) und aus der
Ausscheidung aus aufsteigenden (artesischen) karbonatreichen Wässern gedeutet
wird. Die Lokalität befindet sich auf dem Inneren Kristallinen Ring. Die
Freilegung des Kalksteins (in seiner heutigen Form) ist auf die Erosion
weicherer, ihm umgebender Gesteine während des Quartärs zurückzuführen.
In Wengenhausen
treten stark deformierte Gesteine des
Kristallins zu
Tage (polymikte Kristallinbrekzie), die vor dem Impact in mindestens 600 m
Tiefe unter dem heutigen Geländeniveau anstanden. Es handelt sich vorwiegend um
Granit, Gneise oder Amphibolit, die durch die starke Druckbeanspruchung
gänzlich zerschert (vergrust), bereichsweise auch von Gesteinsgemischen
durchdrungen sind.
Mit etwas Glück
lassen sich kegelförmige und radialstrahlige
Bruchstrukturen,
so genannte Strahlenkegel („ShatterCones“) finden. Diese sind beim Durchlaufen
der durch den Einschlag verursachten Stoßwellen entstanden.
Das Kristallin
wird in Wengenhausen von tertiären Süßwasserkalken überlagert, in denen helixartige
Schnecken gefunden werden können. (Sie erinnern in ihrer Form an unsere
rezenten Weinbergschnecken).
Die Lokalität
liegt nahe dem nordwestlichen Kraterrand. Hier treten ebenfalls Gesteine des
Kristallins (Gneise und Granite) zu Tage. Sie werden von einer flach
einfallenden Scherfläche durchschnitten, die möglicherweise bereits vor dem
Riesimpact bestanden hat.
Die Besonderheit
der Lokalität Unterwilflingen ist das Vorkommen so genannter Polymikter
Kristallinbrekzie, die stark verwittertes blasiges Glas in verstreuten
Bröckchen enthält. Es wird angenommen, dass dieses Material in das Grundgebirge
injiziert und dann mit dem Kristallinblock transportiert wurde.
Der aktive
Suevitsteinbruch Aumühle ist einer der wichtigsten Aufschlüsse im Nördlinger
Ries. Er befindet sich in der Nähe des nördlichen Kraterrands. Hier ist der
Kontakt zwischen den Bunten Trümmermassen im Liegenden und dem Suevit im
Hangenden aufgeschlossen. Die Oberfläche der Bunten Trümmermassen ist trotz der
extrem schnellen Zeitfolge nicht eben, sondern leicht reliefiert, der Suevit
legte sich darüber und glich das vorhandene Relief aus.
Die Bunten
Trümmermassen werden (derzeit) vorwiegend aus roten, braunen und schwarzen
Tonen aufgebaut. Ursprünglich handelt(e) es sich hierbei um Gesteine des Lias,
des Doggers und des Keupers. Aktuell stand flächig eine knollige härtere Lage
an, die stark an die Knauerlagen des Gipskeupers erinnert.
Im überlagernden
beige-gelben, teils hellgrauen Suevit (Gemenge aus Sediment- und
Kristallingestein) können in der Matrix dunkelgraue „Flädle“, Fetzen der beim
Impact entstandenen Gesteinsschmelze, sowie verschiedenste, meist kleinstückige
Gesteinsbruchstücke beobachtet werden.
Der Suevit wird
hier von der Zementfirma Märker abgebaut. Er findet als Zuschlagstoff für
Trass-Zement Verwendung
Am Sportplatz in
Hainsfarth (ca. 4 km südlich des nördlichen Kraterrands) stehen postriesische
Süßwasserkalke an. Beachtlich sind die großen Algenstotzen (Bioherme). Sie
weisen auf einen durchlichteten Flachwasserbereich am Rande (oder auf Untiefen)
des Kratersees hin. Lokale Anhäufungen von kleinen (mm-großen) Turmschnecken
(Hydrobien) sowie Ostrakoden (Schalenkrebschen) deuten auf einen leichten
Salzgehalt hin (Brackwasser). (Anm. primär war der (abflusslose) Kratersee
stark salzhaltig. Er süßte erst im Laufe der Zeit durch hinzutretendes
Süßwasser (Niederschläge) aus.)
An einer Ecke des
Aufschlusses (nahe einer Blockhütte) tritt eine Lage mit einer
Aufarbeitungsbrekzie mit stückigen Kalkbruchstücken auf.
Der Steinbruch
liegt etwa 2 km westlich des östlichen Kraterrands. Hier ist roter, massiger
Suevit mit einem sehr hohen Anteil z.T. großer Kristallinkomponenten
aufgeschlossen. Der Suevit unterscheidet sich von den anderen Vorkommen im Ries
durch seine rote Farbe und sein blasenreiches Aussehen. In Hohlräumen finden
sich Hämatit, Zeolithe und Chalcedon.
Die Lokalität
liegt am südöstlichen Kraterrand. Die Kalksteine des Weißen Jura (Malm alpha
bis gamma) fallen hier relativ steil ein und sind engräumig zerklüftet. Aus der
stratigraphischen Abfolge konnte ermittelt werden, dass die Schichtenfolge
überkippt ist. Es handelt sich somit um eine aus dem Verband gelöste und durch
rollend-gleitende Bewegungen dislozierte Großscholle.
Eine weitere
Besonderheit von Gosheim ist die (durch den allseitigen Druck) starke
Zerklüftung der gebankten Kalksteine, was zu einer Vergriesung der ehemals
festen Gesteine führte. Hierdurch sind auch die darin enthaltenen Fossilien
engräumig zerbrochen, wie man es z.B. an staffelartig gebrochenen so genannten
Ries-Belemniten beobachten kann.
Der ehemalige
Kalksteinbruch Ebermergen liegt ca. 5 km südöstlich des südlichen Kraterrands.
Der ehemals dickbankige, teils massige Kalkstein steht steil (z.T. fast
senkrecht) und ist partienweise gänzlich vergrust. Es handelt sich somit um eine aus dem Verband
gelöste und durch rollendgleitende Bewegungen dislozierte Großscholle. Die
Malmscholle liegt auf eher tonigen Riestrümmermassen und hebt sich daher als Kuppe
mit für den Malm typischen Trockenstandorten von ihrem Umfeld
ab.
Lage: ca. 4 km
nordöstlich des südwestlichen Kraterrands.
Über intensiv
zerklüfteten, teils vergrusten Kalksteinen des Jura liegen Gesteine der
Ries-Trümmermassen (z. B. rote Tone). Die hier ehemals gut erkennbare
Schliff-Fläche ist aus der Ferne nur undeutlich zu erahnen. Ein direkter Zugang
ist wegen der Beweidung nicht möglich.
Von hier aus ist
ein Blick über das Ries nach Norden möglich.
Der Suevitbruch
„Alte Bürg“ liegt etwa 1 km östlich des südwestlichen Kraterrands. Der Suevit
grenzt (beidseitig) horizontal unmittelbar an Kalksteine des Malms. Dies war
früher, vor der Erkenntnis, dass es sich um eine Impactstruktur handelt
(Auffinden von Hochdruck- u. Hochtemperaturmineralen), der Grund, dass man den
Suevit als Tuff-Füllung eines (Mega-)Vulkans interpretierte. Wie aber bereits
in Aumühle sichtbar füllt der Suevit lediglich ein vorhandenes Relief aus.
Der beigefarbene
Suevit weist hier besonders schöne, große Komponenten mit Gesteinsglas (Flädle)
auf. Der Steinbruch lieferte in historischer Zeit einen Großteil der Bausteine
für die mittelalterliche St.-Georgs-Kirche und für weitere historische Bauten
in Nördlingen.
Literaturhinweise:
BAYERISCHES LANDESAMT FÜR UMWELT [Hrsg.](2011): Hundert Meisterwerke – Die
Schönsten Geotope Bayerns. 286 S. (hier: Nr. 9 Schwabenstein bei der Aumühle;
Nr. 30: Trümmergesteine von Wengenhausen, Nr. 63: Riesseekalke in Hainsfarth
(S.
164-169)
CHAO, EDWARD, HÜTTNER, RUDOLF, SCHMIDT-KALER, HERMANN
(1992): Aufschlüsse im Ries-Meteoriten-Krater. 84 S. Bay. Geol. L. Amt,
München.
PÖSGES, GISELA
& SCHIEBER MICHAEL (2000): Führer durch das Rieskrater-Museum Nördlingen. –
S. 7-86 in. Das Rieskrater-Museum Nördlingen, Verlag F. Pfeil, München.
Die Exkursion war
ursprünglich für 2 Tage angesetzt. Es meldeten sich hierfür allerdings nicht
genügend Interessenten an, so dass wir uns (relativ kurzfristig) für die
eintägige Variante entschieden.
Da ich eigentlich
ein 2-tägiges Programm vorgesehen hatte, war eingangs noch ein Museumsbesuch
geplant, der nun aus Zeitgründen wegfallen musste. Daher war der Wissenstand
der Teilnehmer sehr unterschiedlich.
Andererseits
wollte ich einen möglichst umfassenden Überblick vermitteln, da die An- und
Rückreise allein etwa 5 Stunden dauerten. Ggf. waren 10 Lokalitäten für den
einen oder anderen Teilnehmer etwas (zu) viel. Ich hörte aber auch Stimmen, die
sagten, sie wären gerne und freiwillig dabei und sie hätten auch noch am
letzten Aufschluss immer noch Spaß, Interesse etc.! DANKE!
Überraschenderweise
waren wir trotz der Schwierigkeiten bei der ursprünglichen Anmeldung dann doch
über 15 Personen. Ihren Ausklang nahm die Exkursion im
Garten der Burgschänke Alte Bürg. Hier trennten sich unsere Wege, und anders
als zunächst vermutet übernachteten doch fast 10 Personen im Ries! … einige
besuchten am nächsten Tag noch das Ries-Krater Museum.
Wie immer haben
mir Vorbereitung und Halten der Exkursion, vor allem die zahlreichen Fragen,
Einwürfe, Diskussionsbeiträge viel Freude gemacht. Es hat mir geholfen mein
Wissen aufzufrischen und vor Ort habe auch ich immer wieder etwas Neues
gesehen.
Vielen Dank an Raimund Rödel für Deine Mithilfe bei der Organisation
und die Unterstützung beim Halten der Exkursion. Und für den wertvollen Tipp
„Du musst den Leuten erst sagen, was Du schon siehst, damit sie es auch sehen
können! … Danke, dies hilft mir auch in der Zukunft
Großer Dank an die Fa. Märker für die Betretungserlaubnis im Steinbruch
Aumühle.
Samstag, 13.08.2016 / Sonntag 14.08.2016
Geheimnisvolle (Unter-)Welten – Dem unterirdischen
Wasser auf der Spur
Geologische-landschaftskundliche Exkursion in die Fränkische Schweiz und
Veldensteiner Alb mit Besuch von Höhlen,
Dolinen u. Quellen
Wegen zu geringem Interesse leider
ausgefallen
Freitag 16.09.2016
Tag der Offenen Bildung der Volkshochschule
Schweinfurt … der Naturwissenschaftliche Verein stellt sich vor
Organisation und Bericht: Elisabeth Winkler, Schweinfurt
Einige Tage vor
dem Termin quittierte unser Auto seinen Dienst. Wir standen vor der Frage, wie
wir das umfangreiche Ausstellungsmaterial nun zum Gebäude der VHS
transportieren sollten. Dank eines E-Mail-Notrufs unseres Vorstands Dr. G.
Büttner meldeten sich rasch zwei hilfsbereite Mitglieder – Frau Dietlind Götz
und Herr Gerhard Mittendorf. Die beiden übernahmen nicht nur den Fahrdienst,
sondern halfen auch tatkräftig beim Auf- bzw. Abbau und ich bedanke mich extra
herzlich für diese spontane Hilfsbereitschaft.
Auch dieses Jahr
zeigten wir unseren Besuchern, wie breit gefächert das Angebot des NWV ist.
Wir präsentierten
Publikationen unserer Mitglieder Dr. Georg Büttner, Reinhold Jordan, Konrad
Roth und Günter Stürmer.
Zahlreiche Fotos von Exkursionen und Wanderungen führten in die nähere und weitere Umgebung. Zwei Veranstaltungen griffen wir als Beispiele besonders heraus:
a)
die
Wanderung durch das Nationale Naturerbe Sulzheimer Wald unter Leitung von Herrn
Erich Rößner (früheres amerikanisches Übungsgelände, renaturiert, Heimat der
inzwischen selten gewordenen Blauflügeligen Ödlandschrecke) und
b)
die
von Dr. G. Büttner geleitete PKW-Exkursion in den Meteoritenkrater Nördlinger
Ries.
Neben
ausführlichen geologischen Karten ergänzte Steinmaterial wie Kristallinbrekzie,
Ries-Süßwasserkalke und Suevit mit Kristallin-Einschlüssen (aus einer
Ries-Forschungsbohrung) die zahlreichen Exkursionsfotos.
Viele der
sonstigen Veranstaltungen erweckte Herr Werner Drescher für unsere Besucher mit
Aufnahmen aus seinem Laptop zu neuem Leben.
Von ihm stammten
auch großformatige Fotografien auf einer Tafel mit wunderschönen
Schmetterlingen. Schwalbenschwanz, Apollofalter, Kleiner Fuchs etc. kreuzen auf
den Wanderungen immer wieder unseren Weg und erfreuen die Teilnehmer.
Frau Petra
Schemmel gestaltete eine kleine Bildergalerie mit phantastischen Naturaufnahmen
und erinnerte damit an ihren Vortrag vom Januar d. J..
Vogelfreunde
konnten großformatige Fotos (W. Drescher) vom Stieglitz, dem Vogel des Jahres
2016, bewundern und auf Wunsch auch zwitschern hören. (Standbetreuung O.
Winkler)
Bei dieser
Gelegenheit wiesen wir auf den jährlich stattfindenden Vortrag zum jeweiligen
Vogel des Jahres hin. Frau Dietlind Hußlein erfüllt diese Aufgabe seit vielen
Jahren mit Bravour.
Die Botanik lag
wieder in den bewährten Händen von Frau Helga Huber. Ihr Thema in diesem Jahr
lautete:
Aroma-Pflanzen und
essbare Wildpflanzen
Auf einer
liebevoll gestalteten Tafel stellte sie dar, was Wildpflanzen an Essbarem zu
bieten haben - Blüten, Blätter, Früchte, Beeren, Nüsse, Samen, Knollen,
Wurzeln… So eignen sich z. B.
für Salat:
Brennnesseln, Sauerampfer, Löwenzahn… für Suppen: Giersch, Wilde Malve,
Brennnesseln...
für Gelee bzw.
Sirup: März-Veilchen, duftende Rosenblüten, Hollunderblüten bzw. -beeren...
Gekocht werden
können u. a. Spinat, Brennnesseln, Brunnenkresse...
Aus der Knolle von
Topinambur lassen sich Chips herstellen.
Die Blätter der
südamerikanischen Stevia-Pflanze sind ein hervorragendes Süßungsmittel.
Die Samen des
drüsigen Springkrauts schmecken karamellisiert sehr lecker.
Als Kostproben für
unsere Besucher bot Frau Huber an: die süßen Blätter der Stevia-Pflanze die
karamellisierten Samen des drüsigen Springkrauts und last but not least
mit Eberraute
(volkstümlich Cola-Pflanze) angereichertes
Mineralwasser
Ableger einer
Zitronenduftgeranie wurden gerne mitgenommen.
Viele der
genannten Pflanzen hatte Frau Huber als Anschauungsmaterial mitgebracht.
Eines besonderen Themas hatte sich Herr Francise-Leopold Huber angenommen:
Kontinentalverschiebung
– Geschichte der Plattentektonik
Dazu Herr Huber:
„Alfred Wegener (Geologe, Mineraloge und Polarforscher 1880 – 1930) verfasste
1912 das Buch „Die Entstehung der Kontinente und Ozeane“ mit zahlreichen
paläontologischen und geologischen Beweisen. Diese Theorie wurde jedoch von der
Mehrzahl der internationalen Geologen entweder skeptisch beurteilt oder
gänzlich verworfen. Erst durch die umfangreichen Meeresbodenvermessungen der
amerikanischen Marine nach dem 2. Weltkrieg sowie die Aufstellung
seismographischer Messstellen konnte sich die Theorie Wegeners durchsetzen.“
Verschiedene
wissenschaftliche Karten veranschaulichten die Forschungen. Mehrere Besucher
führten mit Herrn Huber ausführliche Gespräche über dieses immer noch
kontrovers diskutierte Thema.
Wissenschaftliche Literatur lag aus und befindet sich auch in unserer,
leider viel zu wenig genutzten, Bibliothek.
Herr Dr. Georg Büttner und Herr Helmut Müller bestimmten, wie schon im
Vorjahr, von den Besuchern mitgebrachte Mineralien und beantworteten zahlreiche
Fragen zu den verschiedenen
Wissensgebieten des NWV.
Der Infostand gab
Auskunft über das lfd. Programm 2016 und präsentierte bereits das Programm für
2017. Die Besucher erfuhren Wissenswertes über die Ziele des Vereins und
konnten sich auch wieder in Listen eintragen lassen, um zukünftig über die
Veranstaltungen des NWV informiert zu werden. Die Standbetreuer (H. Huber, O.
und E. Winkler) freuten sich über zahlreiche Besuchergespräche und erteilten
gerne Auskünfte.
Hier eine kurze
Anmerkung zu unseren Besuchern: Viele kennen uns bereits aus den vorhergehenden
Jahren und werfen gerne wieder einen Blick in unsere Ausstellung. Andere landen
mehr oder weniger zufällig in unserem Raum und sind dann überrascht, was der NWV alles zu bieten hat
und wieder andere kommen aus gezieltem Interesse. Ein kleiner Teil macht vom Angebot
der Mineralienbestimmung gebrauch und manche machen einfach einen Abstecher, um
einen kostenlosen Ammonit oder eine Lupe mit nach Hause zu nehmen. Dieses Jahr
gab es auch noch sog. Handschmeichler, die Frau Schemmel zur Verfügung gestellt
hatte und den einen oder anderen Liebhaber fanden.
Die Besucherzahl war zwar heuer minimal rückläufig, das Interesse an
unseren Aktivitäten wie in den Vorjahren jedoch sehr groß. Die vielen
ausgiebigen Gespräche bei den einzelnen Objekten lassen einen solchen Schluss
zu. Dieses rege Interesse rechtfertigt letztendlich den doch erheblichen
Aufwand für nur wenige Stunden Präsentation. Wir versuchen auch stets die
Ausstellung durch Blumenschmuck und dergleichen aufzulockern und ansprechend zu
gestalten, was von den Besuchern durchaus registriert wird.
Der Leiterin der VHS, Frau Jutta Cize, sowie Herrn Forster und dem
Hausmeister, Herrn Werner Kloos, gilt der besondere Dank des NWV. Die
Kooperation mit der VHS ist für den Verein ein großer Gewinn (Räumlichkeiten,
Abdruck der NWVVeranstaltungen im Programmheft der VHS, Gerätschaften...) und
die Zusammenarbeit ist auf der ganzen Linie hervorragend.
Als
verantwortliche Organisatorin danke ich allen im Text bereits namentlich
erwähnten Mitstreitern und außerdem noch meinem Sohn Christoph
(Computerarbeit). Ohne tatkräftige Unterstützung sowohl im Vorfeld als auch am
Nachmittag der Veranstaltung wäre die Darstellung der Vereinsarbeit in diesem
Umfang nicht möglich.
Ich hoffe auf erneute Unterstützung 2017 und sage nochmals DANKE!
Tag des Geotops, Sonntag, 18.09.2016
Exkursion zur Geologie des Schweinfurter Raums
Referent und Bericht: Diplomgeologe Dr. Georg Büttner,
Schweinfurt/Hof
Die Exkursion
sollte einen Überblick über die im Schweinfurter Raum anzutreffenden Schichten
der Trias geben und außerdem die tektonischen Strukturelemente aufzeigen. Daher
wurde von West nach Ost die hier typische Schichtenfolge durchfahren und an
Aufschlüssen gezeigt. Es wurden Ausschnitte aus einem Schichtpaket vom Oberen
Muschelkalk 2 bis zur Bleiglanzbank des
Mittleren Keupers gezeigt, also aus einem Schichtpaket von ca. 120 m.
Zum besseren
Verständnis der tektonischen Situation wird im Folgenden die jeweilige
Höhenlage eines Bezugshorizontes, nämlich der Muschelkalk-Keuper-Grenze (mo/ku)
in Meter über NN angegeben. Grundlage
hierfür sind für den Schweinfurter Raum typische Schichtmächtigkeiten. Somit
ergeben sich für die mo/ku-Grenze folgende Werte:
Grenze |
|
Wert |
mo2/mo3 |
plus |
33 |
mo3/ku1 |
|
0 |
ku1/ku2 |
minus |
22 |
ku2/km |
minus |
45 |
Bleiglanzbank |
minus |
ca. 85 |
In Schleerieth
befinden wir uns am Westrand der tektonischen Schweinfurter Mulde. Hier
streichen weitflächig Gesteine des Unteren Keupers aus. Diese bestehen aus
einem engräumigen Wechsel härterer Sandsteine und Karbonate und weicherer
Tonsteine. Im Zuge der flächigen Erosion/Verwitterung ist auf Grund dieser
Härteunterschiede ein typisches flachwelliges Landschaftsbild entstanden.
In Schleerieth
sind Gesteine aufgeschlossen, die vom so genannten Werksandstein (kuW) über die
karbonatische Albertibank bis in den Unteren Keuper 2 (ku2) reichen. Die gesamte Aufschlusshöhe des weitflächigen
Aufschlusses beträgt etwa 20 m. Der Werksandstein steht hier etwa im Niveau von
270 m ü. NN an, d.h. die mo/ku-Grenze würde hier bei etwa ≤250 m ü. NN
liegen.
Der Werksandstein
wird als sehr große Deltaschüttung (Modell: Mississippi-Delta) gedeutet. Im
Delta fanden sich Schachtelhalm-Wälder die überflutet bzw. mitgerissen wurden.
Überliefert sind heute einzelne Abdrücke, Pflanzenhäcksel und kohlige Lagen. -
Der Untere Keuper spiegelt den Übergangsbereich vom Land zum Meer wider.
Die
wirtschaftliche Bedeutung des Werksandsteins liegt in seiner Verwendung für
Fassadenplatten, für die Bildhauerei und die Denkmalpflege. Der Steinbruch in
Schleerieth ist dabei einer der wenigen noch aktiven Steinbrüche in diesem
Gestein. Anfang des 20. Jahrhunderts waren in Unterfranken noch über 100
Steinbrüche im Werksandstein aktiv. Das Steinbruchsareal in Schleerieth ist
unter vier Betreibern aufgeteilt. Die Hangendschichten wurden für Auffüllungen
verwendet, da sie sich gut verdichten lassen.
In einem
Gelegenheitsaufschluss (Kanalbau) an der Bahnstrecke Richtung Grettstadt war
der obere ku 2 (Tonsteine der Oberen Drusen Gelbkalkschichten) im Übergang zum
Grenzdolomit (kuD) aufgeschlossen. Der Grenzdolomit an sich ist bereits
erodiert, er deutet sich nur in der intensiven Braunfärbung der überlagernden
Verwitterungslehme an. Der Aufschluss war etwa 2,5 m tief. Stratigraphisch
befinden wir uns hier etwa 15 m über den obersten Schichten von
Schleerieth.
Morphologisch
liegt das Gelände hier bei ca. 243 m ü. NN. Dies bedeutet, die mo/ku-Grenze
wäre hier etwa bei 200 m ü. NN anzutreffen. Tektonisch liegt der Aufschluss
etwa in der Muldenachse der Schweinfurter Mulde.
Östlich der
Auffahrt zur Weyerer Brücke (B303) liegt hinter einer Grünschnitt-Deponie ein
geschützter Landschaftsbestandteil. Dieser ist im Zuge der Erdentnahme für den
Bau der BAB A70 entstanden und wurde aus Gründen des Naturschutzes der
natürlichen Sukzession überlassen.
Hier steht das
Umfeld der Cycloidesbank des Oberen Muschelkalks, also der Übergangsbereich
mo2/mo3 an. Morphologisch liegt der Aufschluss etwa genauso hoch wie Punkt 2,
nämlich bei ca. 245 m ü. NN. Wir befinden uns im Schichtpaket allerdings etwa
75-80 m tiefer. Die Schichten wurden dementsprechend stark herausgehoben. Die
Muschelkalk-Keuper-Grenze wurde hier bereits abgetragen und befand sich ehemals
bei etwa 275 m ü. NN. Wir befinden uns hier in der bruchtektonisch stark
gestörten Südflanke des Kissingen-Haßfurter Sattels.
Die Gesteine des
Oberen Muschelkalks stellen Meeresablagerungen dar. Dies zeigt sich auch an den
hier anzutreffenden Fossilien: Brachiopoden, Muscheln und Reste von Ceratiten.
An einigen Bankoberflächen lassen sich über mehrere 10-er Quadratmeter fossile
Wellenrippeln beobachten, ein Hinweis, dass das Meer nicht zu tief war.
An diesen
großflächigen Aufschlüssen sind darüber hinaus braun gefärbte Eisenleisten zu
beobachten. Diese zeichnen das Kluftnetz wider und kommen bevorzugt im Bereich
der Verwerfungsgebiete vor. Entlang des Kluftnetzes wurden aus zirkulierenden
Lösungen Eisen (in Form von Limonit) und Karbonate (Calcit) ausgeschieden. An
Schichtgrenzen (zum Tonstein) drang der Limonit ein und führte zu einer
(verhärtenden) krustigen Imprägnation.
Auf der Flur
zwischen Pusselsheim und Dürrfeld tritt aus einer leichten Erhebung eine
artesische Quelle aus, das
Gründleinsloch. Es handelt sich dabei um eine Karstquelle, die ihren
Zufluss aus Gesteinen des Mittleren Keupers erhält. Dies spiegelt sich in der
hohen Mineralisation und im Chemismus des Wassers wider. Dieses ist
Calcium-SulfatHydrogenkarbonat betont.
Der
Calcium-Hydrogenkarbonat-Gehalt wird bei Quellaustritt, also Druckentlastung,
ausgeschieden, weshalb sich hier ein großer Kalksinter gebildet hat, der
wiederum für die leichte Erhebung im Gelände verantwortlich ist. Der Kalksinter
wölbt sich über dem eigentlichen Quellaustritt. Das Wasser steigt hier entlang
eines Schachtes in die Höhe, dessen Wände ebenfalls mit Kalksinter ausgekleidet
sind. Die Temperatur und Schüttung der Quelle ist das ganze Jahr über relativ
konstant. Dies weist auf einen großen Speicher hin. -- Bezeichnungen wie
„Gründleinsloch“ oder „Bodenloses Loch“ finden sich immer wieder für ähnliche
aus dem Mittleren Keuper gespeiste Karstquellen, häufig entlang von Steigerwald
und Frankenhöhe.
Tektonisch
befinden wir uns hier im Südosten der Schweinfurter Mulde.
Östlich von
Donnersdorf sind in einem ehemaligen Gipsabbau bunte Tonsteine der Unteren
Myophorienschichten des Mittleren Keupers aufgeschlossen. Der hier vor etwa 10
Jahren noch sichtbare Grundgips ist heute bereits verfüllt. Stratigraphisch
befinden wir uns hier etwa 15 -20 m über der Schichtenfolge von Gochsheim Süd (Punkt
2).
Morphologisch
liegt diese Lokalität bei etwa 260 m ü. NN. Hieraus ergibt sich eine Höhenlage
für die mo/ku-Grenze von etwa 200 m ü. NN. Tektonisch liegt dieser Aufschluss
in einem bruchtektonisch überprägten Schollenmosaik an der Südflanke des Kissingen-Haßfurter
Sattels. Im Steinbruch selbst ist ein markantes Abtauchen des Schichtpakets
nach NE zu beobachten.
Abbauziel waren
hier die knapp 10 m mächtigen Grundgipsschichten an der Basis des Mittleren
Keupers. Der Grundgips wurde ehemals östlich und südlich Donnersdorf abgebaut
und v.a. für die Baustoffindustrie (z.B. Gipskarton) verarbeitet. Derzeit
findet sich hier kein aktiver Abbau mehr. Gipsreste befinden sich in der
Auffüllung am Südrand dieses Aufschlusses.
Die Bleiglanzbank,
ein geringmächtiger Steinmergel, schließt die Unteren Myophorienschichten nach
oben ab. Sie ist deutlich härter als die sie umgebenden Tonsteine der
Myophorienschichten. Daher kam es hier im Zuge der Landschaftsentwicklung zu
einer deutlichen Verebnungsfläche. Beim Blick auf den Steigerwaldrand
(Falkenberg) sind noch weitere Verebnungsflächen zu erkennen, die hier meist
dieselbe Ursache haben (z.B. A-C-Bänke, Lehrbergbänke). Der Name Bleiglanzbank
ist auf örtlich eingeschaltete Bleiglanzbutzen zurückzuführen. Häufiger ist
jedoch rosafarbener Schwerspat.
Morphologisch
befindet sich die Bleiglanzbankverebnung hier bei ca. 320 m ü. NN,
stratigraphisch etwa 15-20 m über dem Profil von Punkt 5. (Für das Blattgebiet Gerolzhofen existieren noch keine exakteren Angaben
zur Mächtigkeit der Unteren Myophorienschichten, daher wird dieser Wert von den
Nachbarblättern übernommen.) Die Grenze mo/ku dürfte somit bei 235 m ü. NN
anstehen. Tektonisch liegt dieses Gebiet an der zerbrochenen, nach SE
abtauchenden SFlanke des Kissingen-Haßfurter Sattels.
Trotz des
nasskalten Wetters (und der noch ungünstigeren
Prognose) war die
Exkursion gut besucht. Da fast alle zum Abschluss-Kolloquium in das
„Steigerwaldstüble“ nach Falkenstein mitgingen, hieß es kurzfristig: „enger
zusammenrücken!“ … Auf diese Weise wurde uns wieder warm! … Vielen Dank fürs
Mitdiskutieren, mir hat’s Spaß gemacht! … Vielen Dank an Gerhard Mittendorf für
seinen Überraschungskuchen.
Literaturhinweise: GK 25 Blätter: 5926, Geldersheim, Hegenberger
(1969); 5927, Schweinfurt, Schwarzmeier(1982); 5928, Obertheres, Büttner
(1989)
Freitag 30.09.2016
Powerpoint-Vortrag: Die Winterlinde, Baum des Jahres 2016
Referent und Bericht: Förster Bernd Müller, Schweinfurt
Die Winterlinde wurde zum Baum des Jahres
2016 gewählt.
In der Mythologie und im Brauchtum
spielt(e) sie eine große Rolle. Das ist aber nicht der einzige Grund für ihre
Beliebtheit. Bernd Müller stellte die Baumart mit einem PowerPointVortrag vor.
Die Winterlinde, Baum des Jahres 2016
1. Name
Der Name Linde leitet sich aus
dem nordgermanischen Linda = Binde, dem griechischen tilos = Bast/Faser und dem
lateinischen lentus = weich/biegsam ab.
Alle drei Sprachen spielen auf den Bast
der Linde und seine Verarbeitung in
der frühen Menschheitsgeschichte an.
Die Linde war aber
auch namensgebend. Orte wie Lindau am Bodensee oder
Lindenfels im Odenwald, … wurden nach ihr benannt. Familiennamen z.B. Linne‘, Linde, Lindner, Tiliander, … weisen auch
auf einen Bezug zu dieser Baumart hin.
2. Gestalt
Die Linde gehört zu den Baumarten mit einer typischen Gestalt. Schon von weitem kann man an ihrer herzförmigen (analog dem Blatt) Gestalt
erkennen, dass es sich um eine Linde handeln könnte.
Winterlinden werden etwa 30 Meter
hoch; Sommerlinden etwa 40 Meter.
Die stärkste Bayerische Winterlinde ist etwa 1,4 Meter dick, aber innen
schon hohl.
Die stärksten
Winterlinden(klone) sind bis zu 3,5
Meter dick, die stärksten Sommerlinden(klone) bis zu 6 Metern.
3. Blatt
Die Blätter sind bei Bäumen eine ganz wesentliche Bestimmungsgrundlage, da
sie selbst im laublosen Zustand noch am Boden zu finden sind. Die Blätter der
Winterlinde sind etwa 4 cm bis 8 cm
groß. (Die Blätter der Sommerlinde sind etwa doppelt so groß. Generell kann
man sagen, die Sommerlinde ist etwas größer, aber auch anspruchsvoller als die
Winterlinde.)
Braune Achselbärtchen kennzeichnen das Winterlindenblatt. Das
Sommerlindenblatt hat weiße Achselbärtchen. Die Triebe der Winterlinde sind kahl.
Die Triebe der Sommerlinde und der Haselnuss, die man ggf. verwechseln könnte,
sind behaart.
4. Borke
Die Bestimmung
eines Baumes an Hand der Borke bedarf sehr viel Erfahrung. Die Borke ist nicht eindeutig zu beschreiben und
ändert außerdem mit zunehmendem Alter ihr Erscheinungsbild. In der Jugend ist
die Borke der Linden noch relativ glatt. Mit zunehmendem Alter reist sie auf
und weist im hohen Alter oft eine Netzstruktur auf.
5. Blüte
Ab dem Alter von 20 bis 30 Jahren beginnen die Linden zu blühen. Die Blüte
ist 5-zählig und zwittrig. Die
männlichen Blütenteile blühen zur Vermeidung von Selbstbestäubung etwa 2 Wochen
früher.
5 bis 12 Blüten stehen in
Trugdolden zusammen (bei der Sommerlinde sind es nur 2 bis 4 Einzelblüten).
Typisch für die Lindenblüte ist auch das blassgrüne Tragblatt. Die Winterlinde blüht i.d.R. im Juli, etwa
2 Wochen nach der Sommerlinde. Zu dieser Zeit blühen nur noch relativ
wenige Pflanzen in unserer Landschaft. Deshalb ist der Nektar bei Insekten (und
Imkern) besonders begehrt.
Die Blüten duften stark und wohlriechend. Da der Nektar recht offen liegt, ist er auch für Insekten mit kurzem Rüssel
zugänglich. Häufig sind an den Linden Bienen, Hummeln und Schwebfliegen zu
finden. Aber auch Nachtfalter wie z.B. Motten.
Manchmal kann man
in Städten unter (Silber)linden viele
tote Hummeln finden. Das liegt nicht, wie früher angenommen, an giftigem
Nektar, sondern an Nektarmangel. Im
Gegensatz zu den Bienen legen Hummeln keine üppigen Nahrungsvorräte an. Wenn
die Bäume (oder andere Pflanzen) nicht genug Nektar zur Verfügung stellen,
verhungern die Hummeln.
6. Frucht
Bei der Frucht der Linden handelt es sich um Nüsse. Die Nüsse der Winterlinde
sind etwa 6 mm groß, kaum gerippt und zerdrückbar.
Die Nüsse der Sommerlinde sind mit 8-10 mm größer, filzig behaart (analog
der Triebe), haben 3-5 Rippen und sind nicht zerdrückbar.
Mit dem Tragblatt ist eine Verbreitung
durch den Wind bis zu 60 Metern möglich.
Mit der Vollreife bildet der Samen eine sehr harte Schale aus, die zu einer Keimverzögerung
bis zu mehreren Jahren führen kann. Werden die Samen vor der Vollreife
geerntet und ausgesät (Grünsaat),
keimen sie sofort.
7. Besonderheiten
Die Linden bilden viele schlafende Knospen, embryonales Gewebe, aus.
Das begünstigt die Stockausschlagfähigkeit.
Im früheren Nieder- und Mittelwaldbetrieb war das ein Konkurrenzvorteil z.B.
der Rotbuche gegenüber.
Auch die Knollenbildung, häufig
über älteren stärkeren Ästen, ist darauf zurückzuführen. Werden Wurzeln z.B.
bei der Holzernte verletzt, werden schlafende Augen aktiviert und bilden die
sogenannte Wurzelbrut. Einzigartig
ist die Bildung von Innenwurzeln. Da
das Lindenholz nicht sehr zersetzungsresistent
ist, beginnen die Bäume von innen heraus zu faulen. Neu gebildete
Innenwurzeln nehmen Wasser und Nährstoffe aus diesem Humus auf und bilden die
Grundlage für neue vitale Triebe.
Die bisher älteste bekannte Winterlinde steht in Gloucester,
England, und ist etwa 2000 Jahre
alt. Das Alter des Klons ist unbestritten. Ob es sich noch um die ehemalige
Linde handelt oder nicht wird kontrovers diskutiert.
Der Volksmund
sagt: Die Linde kommt 300 Jahre, steht 300 Jahre und vergeht 300 Jahre
8. Stellung in der Systematik
Die Linden gehören
zur Ordnung der Malvenartigen, zur Familie der Malvengewächse und zur
Unterfamilie der Lindengewächse. Es gibt 3
Gattungen mit etwa 25 Baum und Straucharten. Sie sind nur auf der Nordhalbkugel im gemäßigten Klima
vertreten. In Mitteleuropa gibt es natürlicherweise nur die Winter- und die Sommerlinde.
In Südosteuropa kommen die Silberlinde und die Kaukasische Linde häufig vor.
Die Holländische Linde ist eine Hybride aus Sommerlinde und Winterlinde. Sie
ist steril. Die Krimlinde ist eine Kreuzung aus der Winterlinde und der
Kaukasischen Linde.
9. Evolution
Die Linden sind
Bedecktsamer und erstmals im Neogen
vertreten. Es sind entwicklungsgeschichtlich junge Pflanzen.
10. Standortansprüche
- Licht: Schattbaumart
- Wärme: gemäßigt kontinental
-
Wasser:
mäßig trocken bis frisch, auch
mäßig wechselfeucht
-
Nährstoffe:
noch auf schweren, nährstoffarmen und schwach sauren Böden
Kurz: Die Sommerlinde ist in Allem etwas
anspruchsvoller! Die
Winterlinde kommt in unserer Region schon jetzt an ihre Grenzen und stirbt in
Trockenjahren ab.
11. Waldgesellschaften
Die Winterlinde kommt aufgrund ihrer weiten Standortsamplitude sowohl in Buchen- als auch in Eichenwaldgesellschaften vor. Die Anteile sind aber immer relativ gering.
12. Natürliche Verbreitung
Der Verbreitungsschwerpunkt
liegt östlich der Buchengrenze. Hier
kommt sie auch im Reinbestand vor.
13. Pilze
- Mykorrhizapilze: z.B. Satanspilz, Perlpilz, Sommersteinpilz, netzstieliger Hexenröhrling, …
- Parasiten: z.B. Stigmina Triebsterben, div. Holzpilze, div. Blattfleckenpilze, …
-
Engel:
bisher sind 400 Pilzarten an der Winterlinde festgestellt worden.
14. Tiere
Auffällig sind Lindenschwärmer
und Feuerwanzen. Weitere häufig an
der Linde vorkommende Insekten sind Gallmücken, und –milben, sowie die kleine
Lindenblattwespe. Singvögel und Höhlen bewohnende Tiere kommen ebenfalls
zahlreich an Linden vor. Mäuse meiden junge Linden eher. Schalenwild verbeißt
Linden dagegen sehr gerne.
15. Kulturgeschichte
Im deutschsprachigen Raum ist die Linde wohl der kulturgeschichtlich
bedeutsamste Baum. Die Germanen
verehrten in der Linde Freya. Ovid setzt ihr mit seiner Erzählung Philemon und Baucis ein Denkmal. In der
Nibelungensage spielt die Linde eine wichtige Rolle. Dichter
preisen den Baum als Zentrum der Geselligkeit (Dorflinde, Tanzlinde). Als Gerichtslinden
und Grenzbäume hatten sie auch eine
„hoheitliche“
Funktion. Im Kartenspiel steht das Blatt (freier Bauer) über der Eichel (Knecht). Wallfahrer tragen Lindenlaub mit sich, Soldaten Eichenlaub.
16. (frühere) Nutzungen
Der namensgebende Bast wurde
früher für viele Zwecke benötigt. Kleider,
Schilder, Bogensehnen, Schnüre, und vieles mehr wurden daraus gefertigt.
Ulme, Weide und Birke sind ebenfalls zur Bastgewinnung genutzt worden. Ab dem
19. Jahrhundert ersetzte Raphiabast den heimischen Bast.
Lindenblütentee ist eine gute und bewährte Arznei gegen
Erkältungen. In der Volksmedizin wurden auch Blätter, Rinde und Holz
verwendet.
Holzkohle zum Zeichnen lässt sich gut aus Lindenholz
herstellen.
Bekannt ist auch
der Lindenhonig. Er besteht nicht
nur aus Blüten-, sondern auch aus Blatthonig (Lausausscheidungen). Bis zu 30 kg
Honig kann von einer ausgewachsenen Linde geerntet werden.
17. Holz
Das Holz beider Lindenarten unterscheidet sich so gut wie nicht. Es ist
weich, hell, ohne Maserung, mittelschwer und wenig tragfähig und belastbar. Es
lässt sich gut bearbeiten und
färben, ist aber selbst im Innenbereich wenig
dauerhaft. Hauptsächlich wird es von Bildhauern,
Schnitzern und Drechslern verwendet. Särge
und Kleinteile, wie Bilderrahmen, Spielzeug, Gießereimodelle, Pinselstiele,
etc. werden auch häufig daraus hergestellt.
Mikroskopisch ist das Lindenholz anhand spiralförmiger
Verdickungen eindeutig von anderen
Holzarten zu unterscheiden.
18. Waldbau
Im ehemaligen
Nieder- und Mittelwaldbetrieb (Stockausschlagbetrieb)
wurden die Linden begünstigt. Heute werden sie in erster Linie als „dienender Bestand“ in Eichen- und
Kiefernwäldern verwendet. Aufgrund ihres weichen und wenig dauerhaften Holzes
hauen Spechte gerne Höhlen in
Linden. Sie werden somit zu wichtigen Habitatbäumen.
Besonders geeignet ist die Linde zur Aufforstung
vergraster Flächen, weil die jungen Bäumchen für Mäuse nicht sonderlich attraktiv
sind. Zur Erhöhung der Baumartenvielfalt wird, soweit standörtlich möglich,
immer eine Beteiligung der Linde
angestrebt. Die Pflege unterscheidet sich nicht von den anderen Laubbaumarten.
In der Qualifizierungsphase (bis zur
Erreichung einer astfreien Schaftlänge von 6-8 Metern) werden die Bestände
geschlossen gehalten. Ab dann erfolgt in der Dimensionierungsphase (bis zur Erreichung des Zieldurchmessers von
60 cm) durch die Entnahme von Bedrängern der kontinuierliche Kronenausbau.
19. Stadtbaum
Die Linden sind
sehr streusalzempfindlich und
reagieren mit
Blattrandnekrosen.
Sie sind deshalb nur für Parks abseits von Straßen geeignet. Die
südosteuropäische Silberlinde verträgt das extremere Stadtklima besser als die heimischen
Linden. Mit speziellen Pflanzsubstraten,
Baumscheibenschutz und Bewässerung versucht man im städtischen Bereich den
Wasserstress der Bäume zu reduzieren. Der Honigtau
(tropft ggf. auf Autos) führt örtlich zu Akzeptanzproblemen; einige Zuchtformen
sollen für Läuse aber wenig(er) attraktiv sein. Linden sind sehr schnittverträglich. In
Barockgärten werden allerlei Spaliere, Formen und „Figuren“ geschaffen.
Wir danken Förster Bernd Müller für seinen
interessanten, sehr informativen Vortrag sowie für seinen Bericht.
Historische Abbildung der
Winterlinde aus dem Werk
Köhlers Medizinal-Pfanzen,
Band I in naturgetreuen Abbildungen mit
kurz erläuterten Texten. - Originalzeichnungen von Walther Müller, Gera Verlag Fr. Eugen Köhler, 1887; gemeinfrei, da urheberrechtliche Schutzfrist
abgelaufen
Samstag, 01.10.2016
Vorstellung eines naturnahen Waldes
Referent und Bericht: Förster Bernd Müller
1. Blick in die Landschaft
a)
Seit
ca. 7000 Jahren nimmt der Mensch in den Altsiedelgebieten Einfluss auf die
Natur. Wir leben deshalb in einer Kulturlandschaft. Die potentiell natürliche
Vegetation (sie würde sich hier einstellen, wenn der Mensch sich zurückziehen
würde) wäre hier ein buchenreicher Laubmischwald. Der Wald wurde (und wird) auf
die ertragsschwachen, steilen und dünn besiedelten Gebiete zurückgedrängt. Er
nimmt in Bayern noch ca. ein Drittel der Landesfläche ein.
b)
Waldränder
sind Übergangszonen zwischen dem lichtdurchfluteten und damit im Sommer
wärmeren Offenland und dem schattigen und daher kühleren Wald. Da in dieser
Übergangszone (insbesondere Süd- und Westränder) die Arten beider Bereiche
leben können, sind sie besonders artenreich. Mit einer aktiven Wald(innen)randgestaltung
versuchen wir diese Artenvielfalt entlang der Forststraßen auch im Inneren
unserer Wälder zu etablieren.
2. Bestand: Durchgewachsener ehemaliger Mittelwald
a.
Baumarten: Eiche, Rotbuche, Hainbuche, Feldahorn,
Winterlinde, Elsbeere, Bergahorn, Spitzahorn,
Esche, Birke, Aspe, Salweide, …
b. Durchmesser: 10 cm bis 80 cm
c. Alter: 1-200 Jahre
d. Schichten: 3, Ober-, Mittel- und Unterschicht
e.
Qualität: sehr differenziert, aufgrund der
Mittelwaldherkunft
f. Lücken: ca. 5 % mit Naturverjüngung
g. Biotopbäume: ca. 3 Stk./ha
h. Totholz: ca. 3 fm/ha
i. Frage:
• Ist das gut, mittel oder schlecht?
• Ist das naturnah oder naturfern?
• Wie ist der Wald zu bewerten? Was ist der Maßstab?
j. Baumarten:
Seit ca. 7000
Jahren nimmt der Mensch hier in der Gegend Einfluss auf die
Baumartenzusammensetzung der Wälder. In der Jungsteinzeit wurde die Rotbuche
(wohl eher indirekt) begünstigt. Ab dem Mittelalter und der damit verbundenen
Konstanz der Siedlungen wurden die „Mittelwaldbaumarten“ Eichen, Hainbuchen,
Ahorne, Linden, Eschen, Elsbeeren, etc. aktiv gefördert.
Kurz:
Sämtliche vorhandenen Baumarten kämen in der natürlichen Waldgesellschaft vor. Die natürlichen Anteile sind jedoch aufgrund der langen menschlichen Einflussnahme, sowie sich ändernder Standortsverhältnisse nicht mehr zu ermitteln. Vergleichsflächen (Urwälder) gibt es nicht mehr.
k. Durchmesser
Eichen-Naturdenkmäler
können Stärken von 2 bis 3 Metern in Brusthöhe erreichen. Das zeigt, wie früh
im Wirtschaftswald die Bäume geerntet werden.
l. Alter
Bedingt durch die
beginnende kleinflächige Verjüngung der Bestände ergibt sich eine große Altersspanne. Die
ältesten Eichen sind etwa 200 Jahre alt. Das entspricht etwa 25% ihres
biologisch möglichen Alters. Auf den Menschen bezogen, etwa ein Alter von 20
Jahren!
Kurz: Wirtschaftswälder sind
junge Wälder!
m. Schichten
Sämtliche Schichten sind vorhanden
n. Qualität
Die Holzqualität ist ein rein menschlicher Maßstab. (Für die Natur zählt in erster Linie die Vitalität.) Aufgrund der ehemaligen Mittelwaldwirtschaft (andere Zielsetzung; Bauholz) ist sie nach heutigem Maßstab als überwiegend gering anzusehen. Durch die regelmäßige Freistellung der Bäume erfolgte der Kronenansatz sehr tief. Der Brennholzanteil (das minderwertigste Sortiment) ist daher deutlich höher als im Hochwaldbetrieb. Außerdem bildeten sich durch die regelmäßige Freistellung der Schäfte immer wieder Wasserreiser. Das führt heute zur Einsortierung des Stammholzes überwiegend in die Qualitätsstufe C. Für B-Qualität erzielt der Waldbesitzer das 3-4 fache. Für die A-Qualität ist das 10 fache zu erzielen.
o. Lücken
Auf etwa 5% der
Fläche (qualitativ schlechte Bestandsteile) wurde überwiegend aktiv die
Naturverjüngung eingeleitet.
p. Biotopbäume
Momentan sind ca.
3 Biotopbäume/ha vorhanden. Mit zunehmendem Alter wird der Anteil
zunehmen.
q. Totholz
Mit etwa 3 fm Totholz pro ha ist die Totholzausstattung relativ gering.
3. Femelloch: Verjüngung des Waldes
a.
Untersuchungen
in südosteuropäischen Buchenurwäldern zeigen, dass sich unter natürlichen
Verhältnissen die Bestände kleinflächig verjüngen. Sämtliche Altersklassen kommen
(wenn keine Störung vorliegt) unmittelbar nebeneinander vor.
b. Mit unseren Femelhieben (Lochhieben) ahmen wir diesen Prozess im Wirtschaftswald nach. Wenn wir lichtbedürftige Baumarten, wie z.B. die Eichen, in der zukünftigen Bestockung beteiligen wollen, müssen wir mit der Verjüngung dieser lichtbedürftigen Baumarten beginnen und die Femel entsprechend groß ausformen, weil sie sonst keine Chance mehr gegenüber den weniger lichtbedürftigen Baumarten haben. Wir formen dazu Lücken von bis zu 0,5 ha aus.
c.
Im
Gegensatz zum Naturwald verjüngen wir die Bestände aber schon nach ca. 25%
ihres natürlich möglichen Alters. Damit werden Produktionsverluste an Masse (schnelles
Jugendwachstum, CO2Senkenfunktion des Waldes) und an
Qualität (z.B. Altersfäulen, etc.) vermieden.
4. Ökologische Qualität des Bestands
a.
Durch
die menschliche Nutzung wurde hier seit Jahrtausenden vor allem Einfluss auf
das Bestandsalter und die Bestandsstruktur genommen. Die Strukturen der in
Urwäldern vorkommenden Alters- und Zerfallsphase waren wahrscheinlich über
längere Zeiträume (Mittelwaldwirtschaft) völlig verschwunden.
b.
Mobile
Arten wie z.B. Vögel oder Pilze können verloren gegangene Biotope wieder
relativ schnell besiedeln.
c.
Weniger
mobile Arten wie z.B. Schnecken oder bestimmte Käfer können ggf. mit
Restvorkommen in Ersatzbiotopen (z.B. Kronentotholz) überleben.
d.
Durch
Biotopbaum- Totholz- und Trittsteinkonzepte wird versucht im (verhältnismäßig
jungen) Wirtschaftswald ausreichend Elemente der Alters- und Zerfallsphase als
Lebensgrundlage für ein weitestgehend vollständiges Arteninventar
bereitzustellen.
e.
Genauso
wichtig für die Artenvielfalt ist allerdings auch ein Mindestmaß an lichten,
wärmeren Strukturen. Dies kann aber ggf. auch zu Forstschutz-, d.h. Schädlingsproblemen
führen.
f.
Anhand
vom Vorkommen bestimmter Urwaldreliktarten (z.B. Schnecken, Käfer,…) kann man
Rückschlüsse auf eine ungebrochene Biotoptradition (z.B. keine frühere
Umwandlung in einen Fichtenbestand) führen.
5. Buche
a.
Insbesondere
im Sommer kann man in einem Buchenwald sehen und spüren, dass es dort deutlich
dunkler und kühler ist als in einem Eichenwald.
b.
Während
am Boden eines Eichenwaldes während der Vegetationsperiode immer irgendwelche
Pflanzen zu finden sind, findet sich im Buchenwald häufig nur altes braunes
Laub. Die Buchenkronen lassen für die Existenz von Bodenpflanzen i.d.R. zu
wenig Licht auf den Boden.
c.
Wenn
man Buchen und Eichen in direkter Nachbarschaft anschaut, sieht man sehr
deutlich die unterschiedliche Blatt- und Holzmasse und damit die
Konkurrenzverhältnisse.
d.
Auf
der Rückwanderung der Buche nach den Eiszeiten aus ihren Refugialgebieten
konnten nur wenige, auf die Buche spezialisierte Arten folgen. Der
Artenreichtum heutiger Buchenwälder stammt im Grunde aus der vorherigen Kiefern-
und Eichenwaldzeit. Endemiten, also nur auf die Buche angewiesene Arten, gibt
es bei uns (ganz im Gegensatz zu den Refugialgebieten!) kaum.
6. Jungdurchforstung: 40 Jahre alt
a.
Beispiel
für das frühere, großflächigere (8 ha) Verjüngen von Beständen. Dieses Vorgehen
erhält zwar die Baumartenvielfalt, führt aber auf großer Fläche zum
Strukturverlust (Alter, Durchmesser, kleinflächiger Wechsel der verschiedenen
Entwicklungsstadien, Biotopbäume, Totholz, …)
b.
Durch
die frühzeitige Auswahl, Kennzeichnung und ständige und mäßige Kronenpflege der
Endbestandsbäume wird versucht so schnell wie möglich den Baum zur Hiebsreife
(bestimmte Dimension) zu entwickeln und die Baumartenvielfalt zu erhalten.
7. Douglasie
a.
Der
Höhenunterschied zum benachbarten gleichaltrigen Laubholzmischbestand
verdeutlicht sehr anschaulich, warum diese Baumart aus ökonomischer
Sicht so wertvoll ist.
b.
Nadelholz
wächst nicht nur schneller. Der Anteil an besser bezahltem Stammholz ist auch
höher.
8. Fazit:
a.
Im
öffentlichen Wirtschaftswald wird die Optimierung des Gesamtnutzens des Waldes
für die Bevölkerung angestrebt; d.h. ein Kompromiss zwischen den ökonomischen,
den ökologischen und den sozialen Belangen gesucht.
b.
Die
Stabilität eines Waldes ist dabei von herausragender Bedeutung. Ein naturnaher
Waldaufbau und naturnahes Wirtschaften helfen das Schadensrisiko und damit
flächige Ausfälle (der forstliche Gau) deutlich zu senken.
c. Mit der Maximierung der Holzproduktion wird möglichst viel klimaschädliches CO2 gebunden, also Umweltschutz betrieben. Mit dem Belassen von Strukturen der Alters- und Zerfallsphase, sowie der Schaffung von verschiedenen Belichtungssituationen wird Artenschutz betrieben. Und das auf ein und derselben Fläche.
d. Abweichungen von der (angenommenen) potentiell natürlichen Waldgesellschaft sind aber durchaus möglich und sinnvoll. Das muss nicht zwangsläufig zum Artenverlust führen.
e.
Für
besonders anspruchsvolle Arten, für eine ungestörte genetische Entwicklung,
sowie für Forschungs- und Lehrzwecke sind allerdings Prozessschutzgebiete (z.B.
Naturwaldreservate und Nationalparks) notwendig.
Wir danken Förster Bernd Müller für diese interessante Exkursion. Er
verstand es uns darzulegen, dass auch natürlich aussehende Strukturen das
Ergebnis einer alten Kulturlandschaft sind. Außerdem gelang es ihm, mit kleinen
Beispielen unser Empfinden für die Natur zu überprüfen (was empfinden wir als
gut, was als schlecht). Diese Ansätze finden sich auch im Bericht wieder.
Vielen Dank für
die Einführung in diese interessante Problematik, die vor Ort zu einer Vielzahl
von Diskussionen führte.
Vielleicht gibt es
ja eine Wiederholung, bei besserem Wetter? (Denn als wir vor einem Jahr den
Termin vereinbarten, dachten wir an Sonnenschein und Goldenen Oktober!) Das
Interesse im Verein ist sicherlich vorhanden, denn trotz der unsicheren
Wetterprognose, leichtem Nieselregen und ungemütlich-kühlen Temperaturen hatten
sich rund 15 Teilnehmer zusammen gefunden.
Aufgrund unserer zahlreichen Fragen und Anmerkungen erreichten wir vor dem
nächsten Wolkenbruch zwar (fast) unser Ziel (den Douglasien-Bestand), nicht
jedoch das Trockene … Ich bin noch nie so nass geworden! Aufgrund individueller
starker Durchfeuchtung musste auf ein Nachkolloquium verzichtet werden. … Trotzdem
hat es viel Spass gemacht.
Freitag 07.10.2016
Vortrag: Hypothese zur Anbindung des Germanischen
Beckens an die Tethys während der Muschelkalkzeit der Trias.
Referent und Bericht: Günter Stürmer, Schweinfurt
Zur Erläuterung
obiger These werden Steine des Muschelkalks unserer Heimat verwendet, da diese
alle Voraussetzungen für diese Überlegung erfüllen.
„Jeder Stein, der
auf der Erde liegt, kann eine eigene Geschichte erzählen: Er berichtet darüber,
wie die Welt aussah, als er entstanden ist. Im Inneren des Gesteins liegen
Anhaltspunkte für das Klima und die Umwelt früherer Zeiten, und die
unterscheiden sich oftmals gewaltig von den heutigen Verhältnissen.“ Zitat aus:
NEIL SHUBIN – Der Fisch in uns.
Welche Geschichte
erzählen die Muschelkalksteine unserer Heimat Unterfranken und hier
insbesonders die sparitischen Schillkalke und mikritischen Kalksteine aus der
marinen Sedimentation hinsichtlich Entstehungszeit, Entstehungsort und
Entstehungsbedingungen.
Entstehungszeit: wann?
Diese Frage ist in
diesem Zusammenhang einfach zu beantworten: Zwischen 244 Mio. Jahren und 236
Mio. Jahren vor heute.
Entstehungsort: wo?
Schweinfurt als
Ausgangpunkt unserer Überlegungen liegt auf ca. 50° nördlicher Breite. Wo lag
dieser Punkt vor 240 Mio. Jahren?
Um diese Frage zu
klären muss die Entwicklung der Erdoberfläche 240 Mio. Jahre zurückgedreht
werden. Beginnen wir mit Bekanntem. Der Sedimentationsraum des Muschelkalks des
Germanischen Beckens bedeckt hauptsächlich Deutschland (deshalb Germanisches
Becken), Abbildung 1.
Dieser Sedimentationsraum hat sich in den
240 Mio. Jahren von seiner damaligen Position von ca. 25° nördlicher Breite zu
seiner heutigen Position auf ca. 50° nördlicher Breite bewegt. Vor 240 Mio.
Jahren war nicht nur die Position des Germanischen Beckens eine andere, sondern
auch die umgebenden Landmassen hatten auf der Weltoberfläche eine andere
Zusammensetzung. Alle Landmassen waren zusammenhängend in Nord-Südrichtung in
einem Superkontinent Pangea zusammengefasst, Abbildung 2. Diese Situation hatte entscheidenden Einfluss auf das
Weltklima.
Die Wanderbewegung
hat ihre Begründung in der Plattentektonik. An der Erdoberfläche „schwimmen“
Krustenplatten (2,7 gr./cm3) von bis zu 100 km Dicke auf Grund ihres
Dichteunterschieds auf dem Erdmantel (3,3 gr./cm3) und werden durch
aufsteigende Wärmeströme bewegt. Die Bewegungsrichtungen an den Plattengrenzen
sind Spreizung wie am
Mittelatlantischen Rücken, Versenkung einer Platte unter die andere (Subduktion) z. B. die Westseite von
Südamerika und aneinander gleiten (Transformstörung)
wie der St. Andreas Graben in Nordamerika. Da die im Gestein enthaltenen
Eisenminerale (Hämatit, Magnetit) die Orientierung des herrschenden Magnetfelds
aufnehmen und bei der Abkühlung unter ca. 600°C eingefroren werden, kann auch
nach Millionen von Jahren die Ausgangsorientierung gemessen werden. Mit der
Orientierung des Magnetfelds und einer zugehörenden Altersbestimmung ist die
Plattenwanderung rekonstruierbar.
Wichtigste
Antriebskraft für das Weltklima sind zu allen Zeiten die Passat-Winde, die in
der nördlichen Äquatorregion als Nordpassat und in der südlichen Äquatorregion
als Südpassat immer von Ost nach West wehen. Die Wirkung der Passatwinde reicht
bis in 200 m Wassertiefe und treibt das Meerwasser in Strömungsbahnen in
westliche Richtung. Durch die Corioliskraft wird die Strömung auf der
Nordhalbkugel im Uhrzeigersinn abgelenkt, auf der Südhalbkugel entgegen dem
Uhrzeigersinn.
Durch die Positionierung der Landmassen war ein Golf – die Tethys –
entstanden. Die Strömungsbahnen wurden durch
die begrenzenden Landmassen umgelenkt und zurück in den Strömungsumlauf
geführt, Abbildung 3. Für unsere
Betrachtung wird nur die Situation auf der Nordhalbkugel betrachtet.
Durch die
geographische Position des Germanischen Beckens und die Anbindung an die
globale Strömungssituation kann folgende These entwickelt werden:
Durch die Plattendrift wandert das Germanische Becken während der
Muschelkalkzeit von 8 Mio. Jahren in Bezug auf Afrika über 600 km nach Osten.
Damit verschiebt sich der
Scheitelpunkt der Strömung um den gleichen Betrag nach Westen, Abbildung 4. Durch den Staudruck und
die Strömungsgeschwindigkeit wird zunächst über die östliche Pforte das
entstehende Becken geflutet (Unterer Muschelkalk) Abbildung 5. Bei weiterer Ost-West Verschiebung wird über offene
östliche und westliche Pforten der Wasserverlust im Becken nachgespeist
(Mittlerer Muschelkalk) Abbildung 6
und bei noch aktiverer westlicher Pforte eine Durchströmung des Beckens von
West nach Ost aufgebaut (Oberer Muschelkalk bis Cycloides-Bank) Abbildung 7. Danach wird die östliche
Pforte durch Keuper-Sedimente verschlossen und die Strömung im Becken bricht
zusammen, Abbildung
8.
Diese These lässt
sich über Ausbreitungsmuster von Fossilien und deren erforderliche
Lebensbedingungen nachvollziehen. Hierfür wurden festsitzende Brachiopoden und
Seelilien verwendet, die ihre Nahrung aus der Strömung ausfiltern und deren
Abfall abtransportiert werden muss, damit sie nicht ersticken. Die Cephalopoden
sind über die Schwimmfähigkeit, besonders auch der leeren Gehäuse, geeignet
Strömungsbahnen zu erkennen.
Danach wurde der Sedimentationsraum der Tethys durch Subduktion an der
Südseite von Europa und Asien auf der Linie Alpen bis Himalaya geschlossen.
Dort blieben auch Reste der Sedimentation erhalten. Der Zentralbereich des
Germanischen
Beckens wurde von diesen tektonischen Ereignissen verschont.
Entstehungsbedingungen von
Muschelkalkgesteinen im Germanischen Becken: Wie?
Die Materialanlieferung für die Muschelkalkgesteine stammt primär aus der
Verwitterung von Gesteinen der Erdkruste z.
B. Plagioklas
(Feldspat). Das Calcium (Ca) führt über die Bildung von Calcit zum mikritischen
Kalkstein und über die Einbindung in die Hartschalen z. B. der Brachiopoden zum
sparitischen Schillkalk. Die restlichen Tonmineralien bilden die
Tonsteinzwischenlage.
Bleibt noch die
Frage nach der typischen Tonplattenfolge des Unterfränkischen Muschelkalks. Ist
es chaotische Sedimentation, die primär von Prozessen kontrolliert wird, die im
sedimentären System selbst stattfinden oder sind allozyklische Sequenzen verantwortlich,
die hauptsächlich verursacht werden von Variationen von außerhalb des zu
betrachtenden sedimentären Systems wie klimatische Wechsel, tektonische
Bewegungen, globale Meeresspiegelschwankungen - Milankovitch-Zyklen: Schwankung
der Umlaufbahn der Erde um die Sonne, Veränderung der Neigung der Erdachse und
Veränderung der Erdrotation? Die Milankovitch-Zyklen sollen über die
Veränderung der Wärmestrahlung durch die Sonne zu Warm- und Kaltzeiten führen
und damit zu unterschiedlicher Verwitterung und entsprechender Sedimentation.
Eventuell ist von
allen Prozessen etwas dabei. Aber nach über 200 Jahren Forschungstätigkeit gibt
es noch keine zweifelsfreie Lösung.
Fazit:
-
Die
Muschelkalkgesteine des Germanischen Beckens sind in Entstehung und Erhaltung
einmalig auf der Welt.
-
Die
weltweiten plattentektonischen Vorgänge haben den Bildungsraum unserer Heimat
verschont.
- Die Muschelkalkgesteine unserer Heimat sind Relikte aus der Bildungszeit vor 240 Mio. Jahren.
Literaturhinweis: Stürmer, Günter (2015): Hypothese zur Anbindung des Germanischen Beckens an die Tethys
während der Muschelkalkzeit der Trias. Naturwiss. Jahrbuch Schweinfurt, Bd. 26:
95-185.
Weitere Literatur
(insbesondere Zitate bei den Abbildungen) siehe dort.
Abb. 1: Europa zur
Muschelkalkzeit aus Stürmer (2015); neu gezeichnet nach Ziegler (2005)
Abb. 2: Paläogeographie im Grenzbereich Perm-Trias aus Stürmer (2015); neu
erstellte Abbildung; zusammengestellt
nach Wignall &
Twittchett (2002)
Abb. 3: Globale Zirkulationsmuster Mittlere Trias (240 Ma.) Neu gezeichnet
in Anlehnung an: Mollweide, full globe projection; Tollmann E. u. Tollmann A.
(1981, Abb. 1), Parrish
(1993), Eastwood
(2008)
Abb. 4 Arbeitsmodell, hypothetische
Hauptstömungsrichtung, in Anlehnung an Stürmer 2015, Abb. 10.
(eigene Abbildung)
Abb. 5: Situation
Unterer Muschelkalk (aus Stürmer 2015), in Anlehnung an Szulc 2000, Fig. 12 B,
verändert.
Abb. 6: Situation
Mittlerer Muschelkalk (aus Stürmer 2015), in Anlehnung an Szulc 2000, Fig. 12
C, verändert.
Abb. 7:
Strömungsmuster für den Oberen
Muschelkalk (mo1+ 2), aus Stümer (2015,
Abb.
17, eigene
Abbildung)
Abb. 8:
Strömungsmuster für den Oberen
Muschelkalk (mo3), aus Stümer (2015,
Abb.
18, eigene
Abbildung) Wir danken unserem Ehrenvorstand Herrn Günter Stürmer für die
anschauliche, gut verständliche Präsentation dieses an sich nicht einfachen
Themas sowie für die Ausarbeitung des Berichts.
Freitag. 21.10.2016
Physik – Nobelpreisträger 2015 -
Neutrino-Oszillation
Referent und Bericht: Harald Viemann Msc Physik, Universität Rostock
“Irgendwie unglaublich”, das
waren die Worte Takaaki Kajitas, der
zusammen mit Arthur Mc Donald 2015
den Nobelpreis für Physik bekam. Ziemlich treffend, wenn man bedenkt, dass die
beiden sich mit Neutrinos beschäftigt haben, die sich, vergleichbar mit der
Schwebung gekoppelter Pendel, ineinander umwandeln. Dieses ineinander Umwandeln
der Neutrinos bezeichnet man als Neutrino-Oszillation. e- Neutrino (Plüschtier):
http://www.particlezoo.net
Es sind bis jetzt
drei Neutrinos nachgewiesen: das Elektron-, Myon- und Tauon-Neutrino. Zu Beginn
ging man aufgrund ihrer Geschwindigkeit von nahezu Lichtgeschwindigkeit davon
aus, dass sie keine Masse besitzen. Zudem werden sie im Standardmodell der
Teilchenphysik als masselos beschrieben. Weiter sei gesagt, dass sie fast nicht
mit Materie wechselwirken. Von den Trillionen von Neutrinos, die jeden Moment
uns und alles um uns passieren, merken wir also gar nichts und das macht es
äußerst schwer, diese zu detektieren.
Solare
Neutrinos: Bild: H. Viemann Durch die Untersuchung der Sonnen-Neutrinos
(ElektronNeutrinos) mittels des Homestake Experimentes fiel auf, dass nur etwa
1/3 der erwarteten Neutrino-Rate gemessen werden konnte. Man vermutete
zunächst, dass das SonnenStandardmodell, welches die Reaktionen innerhalb einer
Sonne beschreibt, falsch sein müsste. Mit der Annahme, dass Neutrinos eine
Masse besitzen, entstand die Möglichkeit, dass Neutrinos oszillieren. Die
Elektron-Neutrinos der Sonne können sich nun in einen der anderen beiden
Neutrino-Flavors umwandeln, womit eine Erklärung für das solare Neutrinodefizit
gegeben ist. Für den Nachweis erhielt Raymond
Davis Jr. 2002 den Nobelpreis für Physik.
In der Theorie
unterscheidet man Oszillationen über lange und kurze Strecken (long- bzw.
short-range). Zu ersterem zählt die Oszillation von solaren Elektron-Neutrinos,
die sich auf dem langen Weg zur Erde mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit in
Myon- oder Tauon-Neutrinos umwandeln können. Man nennt diese Oszillation auch
die LangsameSolare-Oszillation. Betrachtet man die gleichen ElektronNeutrinos
auf einer kurzen Flugstrecke (z.B. einmal durch die Erde), ist keine
Oszillation zu beobachten. Das heißt, Elektron-Neutrinos bleiben mit einer sehr
hohen Wahrscheinlichkeit Elektron-Neutrinos. Dies ermöglicht wiederum
Experimente, die eine Oszillation zwischen Myon- und TauonNeutrinos sichtbar
machen können.
Atmosphären
Neutrinos; Bild: H. Viemann
Um diese “short
range” / Kurzstrecken-Oszillation zu beobachten, schaut man sich Neutrinos an,
welche in unserer Erdatmosphäre erzeugt werden. Ein kosmisches Proton, welches
an den Atomkernen in der Atmosphäre streut, kann beispielsweise mehrmals
zerfallen und Elektron- und MyonNeutrinos erzeugen. Solche Neutrinos werden zum
Beispiel mit dem “Super Kamiokande”-Experiment seit 1996 in Japan untersucht,
welches uns erlaubt die Flugrichtung der Neutrinos zu bestimmen. Ein Vergleich
der experimentell erhaltenen Myon-Neutrino-Raten mit am Computer simulierten
Ergebnissen, bei denen keine Oszillation erlaubt ist, zeigt, dass der Theorie
entsprechend, Myon-Neutrinos, die erst einmal durch die Erde geflogen sind, mit
einer höheren Wahrscheinlichkeit keine Myon-Neutrinos mehr sind, als solche die
direkt aus der Atmosphäre auf den Detektor trafen. Elektron-Neutrino-Raten
hingegen bleiben konstant und implizieren daher eine Oszillation der
Myon-Neutrinos hin zu TauonNeutrinos.
Wurde zuletzt nun
die Neutrino-Oszillation belegt und somit der Weg zum Physik-Nobelpreis 2015
von Takaaki Kajitas und Arthur Mc Donald geebnet, bleiben jedoch noch zwei
relativ interessante Fragen offen: Zum einen ist da die Masse der Neutrinos,
welche in der Oszillationstheorie nur als Massendifferenz auftaucht. Die Masse
ließ sich daher bis jetzt noch nicht bestimmen. Das Experiment KATRIN am KIT in
Karlsruhe soll daher Licht in das Dunkel bringen und die Masse des
Elektron-Neutrinos bestimmen. Die zweite Frage, die noch offen bleibt, sind
Artefakte, die in Daten, wie denen der “Super Kamiokande”, entdeckt wurden.
Diese Artefakte sind Abweichungen der Messungen von der Theorie, welche sich
mit einem vierten oszillierenden Neutrino-Typ erklären lassen würden, dem
sterilen-Neutrino. Das sterileNeutrino kann im Gegensatz zu den anderen nur
mittels Gravitation interagieren, jedoch wurde ihre Existenz bis jetzt noch
nicht bewiesen.
Man sieht: diese
Sache mit den Neutrinos ist doch “irgendwie unglaublich”…
FÜR ALLE, DIE
ETWAS MEHR WISSEN WOLLEN:
Nobelpreis 2002 - lecture (en) |
www.nobelprize.org/nobel_prizes/physics/l aureates/2002/davis-lecture.pdf |
Nobelpreis 2015 (en) |
|
Atmosphärische Oszillation (Physical Review Letter) (en) |
http://journals.aps.org/prl/abstract/10.1103
/PhysRevLett.81.1562 |
Ice Cube (Experiment für sterile Neutrinos) (en) |
|
Neutrinowaage |
|
Standardmodell als Stofftiere |
Wir danken unserem Mitglied Herrn Harald Viemann, dass er versucht hat, uns auf die Neutrinos einzustimmen, für seinen Bericht und sein
ehrenamtliches Engagement.
Durch die geschickte Wahl verständlicher Abbildungen (z.B. „Schrödingers
Katze“) gelang es ihm, auch für weniger im Thema verwurzelte (wie z.B. mir
[GB]) den Spannungsbogen am Vortrag aufrecht zu halten. Das Thema hat
sicherlich das Interesse verstärkt, sich intensiver mit dieser an sich sehr
komplexen Materie zu befassen. …. Die Komplexität des Themas wird
offensichtlich, wenn man einige der oben angegebenen Internetseiten aufruft.
Freitag, 11.11.2016
Vortrag: Wie kommunizieren Pflanzen?
Referent und Bericht: Reinhold Jordan, Schweinfurt
Zwar weiß man spätestens seit der Antike, dass Pflanzen auf Umweltreize
reagieren - z.B., dass sie ihre Blüten der Sonne zuwenden - doch wandte sich
Goethe noch 1787 vehement gegen die Erkenntnis des Potsdamer Schulrektors
Sprenger, dass
Blütenpflanzen mit Farb- und Duftsignalen Insekten anlocken würden, um diese
zur Ablage von Blütenstaub auf ihre Narben zu veranlassen.
Hundert Jahre
später war man schon weiter. Vater und Sohn Darwin (beide übrigens Mitglieder
der 1652 in Schweinfurt gegründeten Leopoldina) führten das Verhalten von
Pflanzen endgültig in die botanische Wissenschaft ein.
Seit mehreren
Jahrzehnten werden nun Kommunikationsstrukturen von Pflanzen erforscht. Das
gilt einmal für Mitteilungen einer Pflanze an eine andere der gleichen Art.
Hier wurden die Alarmierung von Schirmakazien und die Stressmitteilungen von
Erbsen durch Ethen-Abgabe bzw. Aufnahme und die Zurückhaltung beim
Kronenwachstum von Bäumen angesprochen (wobei der Wirkungsmechanismus bei
letzterem Phänomen noch ungeklärt ist).
Zum anderen gibt
es teils sehr komplexe Informationsstrukturen zwischen Pflanzen und einer oder
mehreren Tierarten (oft nach dem Muster "meines Feindes Feind ist mein
Freund"). Als Beispiele hierfür wurden Verhaltensweisen der Tabakpflanze,
der Limabohne und des Kulturmais herangezogen.
Abgesehen von
Tieren werden auch Pilze und Bakterien in das Geflecht der Pflanzenkommunikation
einbezogen.
Der Referent
betonte, dass das aktuelle Wissen sicher erst einen kleinen Bruchteil der
ermittelbaren Kommunikationsvorgänge darstellt. Selbst bisher unbekannte
physikalische Erscheinungen könnten hier eine Rolle spielen.
Wie üblich hat der
Referent seine Ausführungen mit Hilfe einer Powerpoint-Präsentation
illustriert.
Das Referat ist
mit allen Bildern (leider nur in schwarz-weiß), Zitaten und einer
Literaturliste als kleine Publikation (32 S.) erschienen (Reinhold Jordan: Wie
kommunizieren Pflanzen, Schweinfurt, November 2016) und in unserer Bibliothek
sowie im Lesesaal der Stadtbibliothek Schweinfurt einzusehen.
Wir danken Herrn Reinhold Jordan für seinen interssanten Vortrag, den
Beitrag im Mitteilungsheft und seine Sonderpublikation. – Ein
außergewöhnliches, spannendes und vielseitiges Thema, wie der hohe
Besucherandrang bewies!
Freitag, 09.12.2016
Naturwissenschaftlicher Treff zum Jahresabschluss
Kurzbericht: Georg Büttner
Wie in den
vergangenen Jahren haben wir auch dieses Mal wieder einen Jahresrückblick
gehalten und während einer kurzen Beamer-Präsentation das Exkursionsjahr Revue
passieren lassen. Darüber hinaus wurden langjährige und verdiente Mitglieder
geehrt.
Von den
angeschriebenen Jubilaren waren Herr Prof. Lothar Kranz (30 Jahre) und Herr
Rudolph Meinhardt (25 Jahre) persönlich erschienen. Das
Entschuldigungsschreiben von Dr. Volker Kriegisch (25 Jahre) wurde verlesen (s.
Kap. 2.4).
Für ihr besonders
Engagement im zurückliegenden Jahr wurden Elisabeth und Otmar Winkler, Petra
Schemmel (in Abwesenheit), Francise und Helga Huber, Werner Drescher und
Dietlind Hußlein geehrt (s. Kap. 2.2).
Im Anschluss an
Rückblick und Ehrungen war Gelegenheit zum Gedankenaustausch. Wie in den
vergangenen Jahren gab es fürs leibliche Wohl alkoholfreien Glühwein und ein
kaltes Buffet. Diese Veranstaltung setzt einen schönen Schlusspunkt unter ein
arbeits-, abwechslungs- und erfolgreiches Vereinsjahr.
Allen
Plätzchenbäckern, Lieferanten von süßen und deftigen Köstlichkeiten,
Geldspendern sowie allen Helfern bei der Dekoration und beim Aufräumen ein
herzliches Dankeschön. Diesem Dank schließt sich das Organisationsteam
Elisabeth und Otmar Winkler sowie Helga und Francise Huber und Werner Drescher
gerne an.
Ein Extra-Dank an
den Hausmeister der VHS, Herrn Werner Kloos, der uns immer zuverlässig mit
technischem Gerät und bei dieser speziellen Veranstaltung auch mit Geschirr
versorgte.