Abschnitt 1: Veranstaltungen des Naturwissenschaftlichen Vereins im Jahr 2014

Freitag, 10.01.2014; Naturwissenschaftlicher Treff:

Eiszeitliche Gerölle aus Skandinavien

Referent und Bericht: Francise Leopold Huber, Schweinfurt

Unser Mitglied, Herr Francise Huber, hat mehrere Jahrzehnte eiszeitliche Gerölle in Norddeutschland gesammelt und sich mit ihrer Herkunft und ihrem Gesteinsalter beschäftigt. In einer Präsentation stellte er uns seine Erkenntnisse hierzu und auch die Grundzüge der Norddeutschen Vereisung vor.

Für viele Urlauber am Ostseestrand ist das Sammeln von Steinen ein besonderes Vergnügen. Aber auch der geologisch Interessierte findet an den Stränden der Ostsee und sogar weit im Hinterland der norddeutschen Tiefebene viele Spuren der erdgeschichtlichen Entwicklung. Die Geröllstrände stellen ein Zeitfenster dar, durch das man vom Proterozoikum (2.500 bis 542 Mio. Jahre) bis in die heutige Zeit hinein alle geologischen Entwicklungen darstellen kann.

Die Ostsee und das norddeutsche Tiefland sind ein Produkt verschiedener Eiszeiten, der Elstereiszeit (vor ca. 500.000 Jahren), sowie der darauf folgenden Saale- und Weichseleiszeit. Ohne die durch die Eiszeiten bewegten Gesteinsmassen, Gerölle und Sande, aus Skandinavien wäre das norddeutsche Tiefland weitestgehend von Wasser bedeckt.

Eiszeitliche Schleifspuren können sich an vielen Gesteinsformationen in Skandinavien aber auch an Ostsee-Findlingen ablesen. Der baltische Schild Skandinaviens erodierte weit vor der o.a. Eiszeit, so dass die Gerölle durch eiszeitliche Schubkräfte nach Süden verbracht wurden.


Grafik: Francise L. Huber

Signaturen: blau: Eis; ockerfarben: Festland

Die geographischen Bezeichnungen dienen der Orientierung


Die am Ostseestrand aufgefundenen Gesteine lassen sich ziemlich genau den Gesteinsvorkommen in Schweden, Norwegen und Finnland zuordnen. Am Strand findet man:

Sedimentgesteine wie Kalkstein, Sandstein, Konglomerat, Schiefer und Feuerstein,

Magmatite als Vulkanite wie Porphyr, Basalt, Diabas oder Plutonite wie Granit, Diorit, Gabbro und

metamorphische Gesteine wie z.B. Gneise, Quarzite, Glimmerschiefer.

Ferner Fossilien wie Seeigel, Donnerkeile und so genannte Hühnergötter (Feuersteine mit Loch).


Bilder / Gerölle: Francise L. Huber

Literatur

Frank Rudolph: Strandsteine, Wachholtzverlag, Neumünster 2009

Rolf Reinicke, Steine am Ostseestrand, Demmler Verlag

Kurt-Dietmar Schmidtke, Die Entstehung Schleswig-Holsteins, Wachholtzverlag

www.kristallin.de

Wir danken Herrn Huber für seinen interessanten Vortrag, für die zahlreichen mitgebrachten Steine und seinen Bericht. Allen Teilnehmern danken wir für ihre angeregte Diskussion.


Freitag, 07.02.2014, Vortrag:

Die Öko-Katastrophe vor 252 Millionen Jahren.

Was wissen wir vom größten Massenaussterben der Erdgeschichte?

Referent: Klaus-Peter Kelber, Würzburg

Bericht: Günter Stürmer, Schweinfurt

Der Referent erläuterte die erdgeschichtliche Entwicklung mit den wichtigsten Ereignissen. Dabei verwendete er für die Einschätzung des Alters der Erde von 4527 Mio. Jahren als Beispiel eine Schnurlänge von 24 m für 250 Mio. Jahre. Hiermit ist für das Alter der Erde eine Schnurlänge von 452,7 m erforderlich, für 2000 Jahre Geschichtsschreibung ergeben sich 0,2 mm.

Von Anbeginn des Lebens verlief die Entwicklung der Organismen nicht gradlinig und stetig, sondern vielmehr in oft unberechenbaren Sprüngen. Nach geologischen Maßstäben gemessen, starben die meisten Tier- und Pflanzenarten nach einer eher kurzen Zeitspanne aus. Vor diesem als „Hintergrundrauschen“ zu verstehenden Kommen und Gehen der Arten verstärkte sich das Erlöschen ganzer Tiergruppen in Zeiten weltumspannender Katastrophen jedoch um ein Vielfaches. Fünf große sowie einige kleinere Massenaussterben hat man für die Zeit des Phanerozoikums, vom Beginn des Kambrium bis heute, gezählt (Abb. 1)“ Zitat aus Kelber (2003): Sterben und Neubeginn im Spiegel der Paläofloren.

Das Massensterben an der Perm-Trias-Grenze wird als das größte in der Erdgeschichte angesehen. Nie kam das Leben seit dem Erscheinen vielzelliger Lebewesen auf der Erde einer kompletten Auslöschung so gefährlich nahe wie bei dem Zusammenbruch der Ökosysteme an der Perm-Trias-Grenze. Nach den derzeitigen Forschungsergebnissen starben damals in den Ozeanen 57% aller Familien, 83-90% aller Gattungen und 96% aller Arten der im Meer lebenden Organismen aus. Auf dem Festland ist die Aussterberate 70% für die Wirbeltierarten.

Bei diesen Zahlen ist allerdings zu berücksichtigen, dass eine exakte Zuordnung zu Familien, Gattungen und Arten bei Fossilien schwierig ist und damit die Zahlen in den verschiedenen Veröffentlichungen schwanken. Auch ist die Fossilisation auf dem Festland sehr lückenhaft und das Aussterbe-Ereignis im Gegensatz zu den marinen Sedimenten ungenauer dokumentiert (Abb. 2). Die Erholungsphase nach diesem schweren Einbruch dauerte ca. 10 Mio. Jahre.



Abb. 1: Das Phanerozoikum und die 5 größten Massensterben (aus: Lernort Geologie); Handout Kelber












Zwar haben Katastrophentheorien im Wandel der geologischen und paläobiologischen Wissenschaftsgeschichte schon verschiedentlich eine Rolle gespielt, aber erst die intensiven Forschungen der letzten 30 Jahre ermöglichten Einsichten, die unser Wissen über den Fortgang der Evolution unter dem Einfluss von globalen Massenaussterbe-Ereignissen von Grunde auf revolutioniert haben. Dabei ist der Lichtkegel des gegenwärtigen Interesses nach wie vor auf das Entziffern der Muster in den Phasen von Krise und nachfolgender Erholung sowie auf das Aufspüren und auf die Abgrenzung immer neuer Aussterbe-Ereignisse gerichtet. In zunehmendem Maße werden hierbei auch die terrestrischen Ökosysteme der erdgeschichtlichen Vergangenheit mit einbezogen, jedoch erscheint die Erforschung von Massenaussterben in der Pflanzenwelt mit furioser Entwicklung gerade erst in den letzten Jahren begonnen zu haben. Obwohl die diesbezüglichen Untersuchungen keinesfalls als abgeschlossen bezeichnet werden können, soll hier über die bislang erzielten Ergebnisse insbesondere bei den fünf großen Massenaussterben des Phanerozoikums berichtet werden, zusammen mit einem kurzen Abriss über den Gang der Entwicklung der Pflanzenwelt.“ Zitat aus Kelber (2003): Sterben und Neubeginn im Spiegel der Paläofloren.

Als mögliche Auslöser der ökologischen Krise an der Perm-Trias-Grenze werden folgende Ursachen diskutiert:

Der Vortrag gab einen Einblick über das Ausmaß und die möglichen Ursachen dieser Krise und beleuchtete wissenschaftsgeschichtlich die verschiedenen Forschungsansätze zur Entschlüsselung dieses Wendepunktes der biologischen Entwicklung. Im Hinblick einer mehrere Millionen Jahre dauernden Erhohlungsphase nach dieser Naturkatastrophe können die Gesteine der mainfränkischen Trias mit ihren Fossilien neu interpretiert werden.


Abb. 2: Aussterberaten unterschiedlicher Tiergruppen an der Perm-Trias-Grenze (aus Kürschner & Visscher 2003, leicht verändert; Handout Kelber

Wir danken Herrn Klaus-Peter Kelber für diesen spannenden wissenschaftlich anspruchsvollen Vortrag. Das Interesse an diesem Thema war sehr groß, was sich an den vielen Interessenten und den zahlreichen Fachfragen äußerte. … Weiterer Dank gilt den Herren Günter Stürmer und Helmut Müller, durch deren Initiative der Kontakt zu Herrn Kelber neu belebt wurde, sowie Günter Stürmer für den Bericht.

Freitag, 14.02.2014: Vortrag:

Der Grünspecht – Vogel des Jahres 2014

Referentin und Bericht: Dietlind Hußlein, Schweinfurt

Die Wahl zum Vogel des Jahres fiel mit dem Grünspecht anders als seit 1971 üblich nicht auf einen Vogel, der im Bestand akut gefährdet ist. Die Naturschutzverbände LBV und NABU wollten mit seiner Wahl auf seine positive Entwicklung und zugleich auf die Mehrheit der Vogelarten hinweisen, deren Bestand zurückgeht. Frau Hußlein stellte uns den Grünspecht und sein Lebensumfeld in einer Powerpoint-Präsentation vor.

Grünspecht - Vogel des Jahres 2014

Ein grüner Specht mit roter Kappe.

Ein Vogel wurde zum Vogel des Jahres gewählt, dessen Vorkommen sich in Mitteleuropa in den letzten 20 Jahren verdoppelt hat.

Oft entdeckt man den Grünspecht auf einer Wiese vor allem im Winter. Er ist im Gegensatz zu den meisten anderen Spechten ein Erdspecht. Seine Nahrung sind Ameisen und deren Puppen. Er hat dafür eine bis zu 10 cm lange Zunge - die längste Zunge von allen Spechten. Außerdem ist die Zunge klebrig und vorne mit kleinen Widerhäkchen versehen. Im Sommer holt er sich Wiesenameisen, im Winter dagegen sucht er die schneefreien Waldränder ab nach Waldameisen. Die Waldameisen ziehen sich im Winter in das Erdnest zurück, das etwa gleichgroß ist wie der oberirdische Teil des Nestes. Das Erdnest ist von Gängen durchsetzt, in die der Grünspecht dann mit seiner langen Zunge vordringen muss, um an seine Beute zu kommen.

Der Grünspecht ist ein Höhlenbewohner.

Mit den 2 nach vorne und 2 nach hinten gerichteten Zehen kann er sich gut am Baumstamm bewegen unterstützt von einem Stützschwanz. Wegen der besonders ausgestatteten Schwanzfedern gehört er auch zu den Stützschwanzspechten. Mit dem ausgebildeten Kletterfuß und dem Stürzschwanz kann er sich wie alle Spechte am Stamm nur nach oben bewegen.

Die Höhle braucht er für die Aufzucht der Jungen und als Schlafhöhle.

Er baut entweder jedes Jahr eine neue Höhle oder er verwendet die vorjährige Höhle wieder oder er übernimmt eine andere passende Höhle. Übernimmt er eine vorjährige Höhle, so muss diese zunächst gesäubert werden. Er spänt sie mit seinem kräftigen Schnabel. Die schmutzigen oder schon vermodernden Späne werden aus der Höhle geworfen, die sauberen Späne werden als Nestunterlage verwendet. Sie wirken isolierend und filtern eventuell eintretende Feuchtigkeit.

Auf diese Unterlage werden die 5-8- Eier gelegt. Beide Eltern brüten, wobei das Männchen vor allem den Nachtdienst übernimmt. Der Partner übernachtet in seiner Schlafhöhle, die jedes Tier für sich selbst herrichten muss. 14 - 17 Tage werden die Eier von beiden Elterntieren bebrütet; dann werden die Nestlinge noch 23 - 27 Tage gefüttert. Anschließend sind sie noch etliche Wochen mit den Eltern zusammen unterwegs. Sie werden im Durchschnitt 2 - 3 Jahre alt.

Eine wichtige Information, mit der auf den Vogel des Jahres aufmerksam gemacht werden soll, ist der Lebensraum dieser Tiere. Nur wenn geeigneter Lebensraum vorhanden ist, kann ein erfolgreiches Brutgeschäft durchgeführt werden.

Der ursprüngliche Lebensraum ist eine reich gegliederte Landschaft mit hohem Grenzlinienanteil und halboffener Landschaft. Auf die Wichtigkeit des Erhaltes solcher Strukturen soll der Vogel des Jahres hinweisen.

Da solche Landschaftsstrukturen bei uns sehr selten geworden sind, ist es umso erstaunlicher, dass der Grünspecht in den letzten 20 Jahren seine Anzahlen verdoppeln konnte.

Die wichtigste Ursache ist wohl, weil er ein Kulturfolger ist. Er ist heute meist in Parks zu finden, wo eine niedrige Vegetation ihn an die erforderlichen Ameisen kommen lässt und alte Parkbäume Möglichkeiten für Höhlen bieten.

Zum Schluss wurde noch angeschnitten, weshalb der ganz nah verwandte Grauspecht ein seltener Vogel war und ist. Er kommt bei uns neben dem Grünspecht vor - wenn auch selten. Er ist eventuell nach der Eiszeit wieder aus dem Osten zurückgekommen, breitet sich aus. Er hat 1950 die Westküste in Frankreich erreicht. Aber er schafft es nicht, sich neben dem Grünspecht so zu behaupten, dass seine Zahlen zunehmen könnten.

Wir danken Frau Dietlind Hußlein und Herrn Prof. Lothar Kranz für ihren interessanten Vortrag und für die schriftliche Ausarbeitung.

Freitag, 14.03.2014: Filmvorführung:

"Die Rhön ─ Wunder der Schöpfung – Teil 2"

Referent und Bericht: Konrad Roth, Maibach

Nachdem im Jahre 2013 meine alten historischen Rhönfilme so großen Anklang fanden, habe ich mich entschlossen, zwei weitere Teile meiner Rhönfilme dem zahlreich interessierten Publikum vorzustellen.

Obwohl die Qualität der alten Super 8 Filme bei weitem nicht mehr den heutigen Standards entspricht, führten diese Filme uns unweigerlich vor Augen, was wir in den letzten Jahrzehnten an Naturschätzen verloren haben.

Der erste Teil dieses Filmabends mit dem Untertitel „Lebensraum Flüsse und Bäche der Rhön“ entstand vor allem während der Erfassung der Wasseramsel an den schnell fließenden, sauberen Gewässern der Rhön.

Um für diesen Film den entsprechenden Rahmen und die Lebensräume der Wasseramsel zu filmen, war eine Bootsfahrt notwendig. Dabei erlebten wir das ganze Ausmaß an Strukturvielfalt entlang der Uferbereiche für die Tier- und Pflanzenwelt.

Neben der Wasseramsel wurden bei ihren Brutgeschäften Kiebitz, Gebirgsstelze, Rohrammer, Eisvogel, Sumpf- und Teichrohrsänger und andere Vögel im Bild festgehalten.

Auch fanden in diesem erlebnisreichen Film die Blaugrüne Mosaikjungfer (Anm. Red. Libellenart), Erdkröten, Krebse und Bachforellen einen Platz.

Entlang der Uferbereiche zeigte sich eine reiche Pflanzenwelt, die diesem Film einem abwechslungsreichen Rahmen verleiht.

Pflanzen: Erlen, Eschen, verschiedene Weidenarten, Wasserhahnenfuß, Wasserschwertlilie, Bittersüßer Nachtschatten, Rauhaariges Weidenröschen, Blutweiderich, Pfaffenhütchen, Sumpfdotterblumen, Breitblättriges Knabenkraut etc.

Im zweiten Teil dieses Filmabends stellte ich einen Film mit dem Titel „Flora und Fauna im Naturpark Rhön“ vor.

Dieser Film wurde im Wildschutzgebiet, im sogenannten Salzforst, zwischen Steinach und dem Kreuzberg gedreht. Das Gebiet wird im Osten von Saale und Brend, im Westen vom Premichtal und Waldberg umrahmt. Dieser Forst dürfte eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete in Nordbayern sein.

Bei diesen Filmaufnahmen konnte ich Tierarten dokumentieren, welche in unserer näheren Heimat nicht oder äußerst selten anzutreffen sind.

Hier wären in den alten Rotbuchen Hohltaube, Schwarzspecht und Rauhfußkauz, in lichten, offenen, beerenstrauchreichen Kiefernwäldern der Ziegenmelker und das Auerhuhn, in Mischwäldern etwas häufiger der Waldkauz, Waldohreulen und Tannenhäher zu nennen.

Nach einem Tagblattbericht von 1973 (Dr. Meidel) gab es in diesem Gebiet noch ca. 45 Auerhähne und 45 Hennen. Die letzte Auerhuhnzählung von der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Ufr. Reg. 3 um 1995 erbrachte nur noch einen balzenden Hahn am Schweinberg östlich Schönau.

Mehrere Auswilderungsversuche von Seiten der Jägerschaft in einem Auswilderungsgehege blieben erfolglos, sodass derzeit das Auerhuhn in der Rhön als ausgestorben gelten muss.

Einer ähnlichen Situation wie dem Auerhahn dürfte alsbald auch die Kreuzotter erliegen. Noch zwischen 1980 und 1990 fand ich in den Jungkulturen im Salzforst stabile (bis zu 6 Tiere in einer Jungkultur) Bestände der Kreuzotter, die vermutlich derzeit (2014) kurz vor dem Erlöschen sind.

Leider hat die Bayerische Staatsforstverwaltung nicht die notwendigen Maßnahmen durchgeführt (obwohl ich mehrmals darauf hingewiesen habe), die geeigneten Biotope zu erhalten, die das Überleben der in diesem Film gezeigten Tierarten ermöglicht.

Eine weitere große Seltenheit sind die letzten Brutpaare des Raubwürgers. Von dieser Art kommen derzeit nur noch ca. 5 Paare bayernweit vor, die im NSG Lange Rhön ihre Brutplätze haben.

Auch das letzte Pferdegespann beim Waldboden schonenden Holzrücken bei der Arbeit wurde im Bild festgehalten.

Auch wenn dieser Film nicht ohne die entsprechende Lust und Liebe zur Natur zu erstellen ist, gibt uns die Vielfalt und die Schönheit der Tier- und Pflanzenwelt innere Ruhe und Zufriedenheit über das Erlebte.

In der Hoffnung, dass diese Filmdokumente für die Zuschauer ein Erlebnis im Reich der Natur waren, möchte ich mich für den zahlreichen Besuch bedanken.

Großer Dank an Konrad Roth, dass er uns abermals an seiner Dokumentation der teils verloren gegangenen Naturschätze hat teilnehmen lassen. Ein besonderer Dank für das Instandhalten des Projektors und des damit verbundenen (nicht unerheblichen) Aufwands!

Samstag, 29.03.2014

Arbeitskreis Steine in der Stadt - Stadtrundgang mit Objektaufnahme

Leitung und Bericht: Dr. Georg Büttner, Schweinfurt/Hof

Route: Marktplatz – Metzgergasse – Rusterberg – Ebracher Hof – Unterer Wall – Oberer Wall – Motherwell Park

Schwerpunkte:

Der Stadtrundgang „profitierte“ von den Erkenntnissen, die im Zuge der Vorbereitung unseres Beitrags zur Steine-in-der-Stadt-Tagung in Hof erarbeitet worden waren. Da dieser Vortrag 2015 in Schweinfurt vorgestellt wird, wird im Folgenden nur auf die o.g. Schwerpunkte eingegangen.

Östliche Stadtbefestigung bzw. deren „Nachbildung“

Die östliche Stadtbefestigung besteht überwiegend aus Partien mit Sandsteinen des Unteren Keupers (vorw. „Werksandstein“) und solchen aus Kalksteinen der Normalfazies des Oberen Muschelkalks. Dabei sind die Bereiche, die vorwiegend aus Oberem Muschelkalk aufgebaut sind, möglicherweise älter, oder es handelt sich um Steine, die nach dem 1. Stadtverderben wiederverwendet wurden.

Insbesondere die jüngeren Partien der Stadtbefestigung (z.B. Wallanlagen am Obertor) sind (fast ausschließlich) aus Werksandstein des Unteren Keupers errichtet. Ebenso der Sockel der Brauerei Roth, der wahrscheinlich deutlich jünger ist.

Bei der Sanierung von Mauerteilen (ab Mitte des 20. Jhd.) gab es entweder keine Kalksteinbrüche in Normalfazies mehr oder das Wissen über diesen speziellen Stein war nicht mehr vorhanden. Somit wurde der gesamte Mauerteil zwischen dem Platz „Am Mühltor“ und dem Weißen Turm mit Quaderkalk des Oberen Muschelkalk errichtet. Dieser zyklopenartige Stein hat jedoch (historisch betrachtet) nichts mit dem Mittelalter in Schweinfurt zu tun. Er entwickelte sich erst an der Wende 19./20. Jhd. In Schweinfurt als Modestein (z.B. Heilig-Geist-Kirche).

Andererseits lässt die Verwendung dieses Gesteins für zukünftige Generationen bei entsprechendem Wissen eindeutig erkennen, dass es sich hier um eine Nachbildung aus dem 20. Jdh. Handelt.

Sanierungssteine bzw. Einsatz von heimischen Naturwerksteinen in Nachkriegsgebäuden

In den letzten Jahren wurden zahlreiche Gebäude in der Altstadt saniert. Hierbei erwiesen sich Sandsteine des Unteren Keupers im Sockelbereich häufig als nicht geeignet, zumal dieser Stein dann häufig als Platte (parallel zur Schichtung) vorgehängt wurde. Dieser Sandstein ist tonig gebunden und ermöglicht den kapillaren Wasseraufstieg.

Am Beispiel eines Gebäudes in der Metzgergasse kann jedoch beispielhaft gezeigt werden, wie dieses Problem lösbar ist. Der Steinmetz hat dort unter der aufgehängten (hinterlüfteten) Steinplatte eine Edelstahlschiene angebracht, die den kapillaren Aufstieg verhindert (Abb. 1)

A
bb. 1: Sandsteinverkleidung (Werksandstein, ku) verlegt auf Edelstahlschiene; Schweinfurt - Metzgergasse

Abb. 2: Werksandstein-„Mosaik“, Treppenhaus Neues Rathaus, Schweinfurt – Metzgergasse)


Das Neue Rathaus (erbaut direkt nach dem 2. Weltkrieg) zeigt besonders gut, wie heimische Naturwerksteine, die auch im historischen Rathaus verwendet wurden, in modernen Gebäuden des 20. Jhd. allegorieartig Verwendung finden können. Dies ist nicht nur in den Werksandstein verkleideten Säulen auf der Marktplatzseite, sondern auch im Fassadenbereich eines Treppenhauses in der Metzgergasse zu erkennen. Dort ist gelber und grüner Werksandstein im Wechsel mit seiner violetten Varietät, dem Blutsandstein mosaikartig angeordnet (Abb. 2). Die Ebenen werden durch Bänder mit grauem Quaderkalk unterstrichen.

Gesteinsvielfalt am Ebracher Hof

Das vor wenigen Jahren sanierte Gebäude des Ebracher Hofs (heute Stadtbücherei) zeichnet sich durch eine regelrechte Gesteinsvielfalt aus. Hier dominieren zwar, wie in gleichalten Renaissance-Gebäuden Schweinfurts Sand- und Kalkstein-Bruchsteine, jedoch finden sich auch dickbankige, mittel- bis grobkörnige meist schwach rötliche Sandsteine des Mittleren Keupers (so genannter Sandsteinkeuper, kms; wahrscheinlich Blasen- oder Burgsandstein aus dem Steigerwald) und Gipsstein (wahrscheinlich aus Sulzheim). Diese Gesteine „importierten“ vermutlich die katholischen Mönche des Ebracher Hofs ins protestantische Schweinfurt. Bezeichnender Weise finden sich die grobkörnigen Sandsteine des Sandsteinkeupers an den Ecken des Gebäudes (Abb. 3).















Abb. 3: Ecken: Dickbankige rötliche Sandsteine (Sandsteinkeuper); Weiß /dunkel-gestreift: Gipsstein (Gipskeuper)

Bei der Sanierung des Gebäudes wurde dieses Erscheinungsbild weitgehend bewahrt. Lediglich bei einigen Sanierungssteinen wurden intensiv-rote Sandsteine sowie anstatt des Oberen Muschelkalks in Normalfazies wiederum Quaderkalk verwendet (Abb. 4).




Abb. 4:

Oben und unten: Roter Sanierungssandstein (fraglicher Buntsandstein);

Mitte : Ecke: behauener Quaderkalk (direkt neben Gipsstein)

Als Besonderheiten sind einige Stücke Cycloidesbank (fossilreiche Leitbank im Oberen Muschelkalk) sowie karrenartig verkarsteter Gipsstein zu nennen.

Quaderkalk am Südost-Eingang zum Unteren Wall

Am Südosteingang zum Unteren Wall findet sich eine Mauer (Grundstücksbegrenzung?) aus behauenem Quaderkalk (Abb. 5).

Da dieser fränkische Naturwerkstein (Vorkommen im Raum Würzburg – Ochsenfurt – Kirchheim) erst Anfang des 20. Jahrhunderts, frühestens jedoch mit dem Eisenbahnbau (also Mitte 19. Jhd.) in Schweinfurt Fuß gefasst hat, stellt sich die Frage nach dem Alter dieser Mauer.

Sie könnte einerseits mit dem Bau des hier etwa beginnenden Eisenbahntunnels in Verbindung gebracht werden, andererseits ist jedoch auch (insbesondere nach Ansicht von Claus Mayer) eine jüngere Entstehung denkbar.

Der Arbeitskreis erfreut sich weiterhin großer Beliebtheit. Die Gruppe zählte etwa zehn Teilnehmer, die eifrig mit-diskutierten und ihr Wissen entsprechend einbrachten. Allen Teilnehmern danke für’s Kommen und Mitarbeiten. Es hat mir viel Spaß gemacht.




Abb. 5

Mauer aus Quaderkalkstein

Unterer Wall

Bilder: Georg Büttner und Werner Drescher

Anmerkung: Zur Arbeitstagung „Steine in deutschen Städten“ in Hof /Saale (04.04. bis 06.04.14) war der Verein u.a. durch einen Vortrag zu heimischen Naturwerksteinen im Schweinfurter Stadtbild vertreten (G.B). Neben mir als LfU-Mitorganisator der Tagung nahm Helmut Müller aus Stadtlauringen teil.

Samstag, 12.04.2014

Naturkundliche Wanderung in den Raum Stadtlauringen – Thundorf

Referent: Helmut Müller, Stadtlauringen

Schlagworte: Geologie und Landschaftsgeschichte (Keuper, Schotter, Löß), Weinbau, Botanik, Geschichte

Route: Thundorf - Rothhausen - Stadtlauringen - Thundorf

Bericht: Dietlind Hußlein, Schweinfurt

Etwa 20 Personen trafen sich, um an der Exkursion teilzunehmen. Auch ein paar Kinder waren dabei. Herr Müller hat mit großer Begeisterung "seine heimatliche" Landschaft vorgestellt.

In Thundorf - unserem Start - stellte Herr Müller gleich das Wasserschloss vor mit seiner Vergangenheit. Die Herren von Schaumberg sollen es wohl um 1480 erbaut haben.

1676 brachten Plünderungen im 30-jährigen Krieg die Herren von Schaumberg in Finanznöte und sie verkauften ihren Besitz an das Geschlecht der Rosenbach.

Die viel ältere Höhenburg entstand schon zu Beginn des 12. Jhdts. und kam am Ende des 14. Jhdts. in den Besitz der Schaumberg. Die Herren von Schaumberg verwalteten das Land und hatten am Ende des 16. Jhdts. die Cent-Gerichtsbarkeit inne, wovon der Höhenrücken "Galgen" in der Nähe zeugt.

Die Herren von Thundorf bewirtschafteten das Land, weil es Klostergut war. Unverheiratete adelige Frauen wurden in ein Kloster geschickt. Damit kamen viele Liegenschaften an das Kloster. Auch Weißensee gehörte dazu. Es war sowohl ein See als auch eine Ortschaft und wurde von den Herren von Rosenbach trockengelegt, um es landwirtschaftlich zu nutzen.

Auf der Höhe zwischen Rothhausen und Stadtlauringen machte uns Herr Müller darauf aufmerksam, dass dies Altsiedlungsland war. Hier hat man Scherben aus der frühen Bandkeramik gefunden - einzigartig für Unterfranken. Als Anschauungsmaterial hat uns der Referent einen Faustkeil und eine abgebrochene Speerspitze als Fundstücke aus diesem Gebiet mitgebracht.

Wichtig war für Herrn Müller die Geologie dieses Landstrichs. Anhand von Kopien, die er an die Teilnehmer verteilt hat, zeigte er, in welchen Schichtfolgen des Naturparks Haßberge wir uns befinden. An den Farben der im April infolge fehlender Vegetation noch sichtbaren Erde der Äcker – rot oder grau – hat er die Geologie uns näher zu bringen versucht.

Wir befinden uns vor allem im Unteren Keuper (Obere Schiefer-Gelbkalk-Schichten), dem Grenzdolomit und dem Gipskeuper (Untere Myophorienschichten) des Mittleren Keuper.

Herr Müller zeigte uns immer wieder die abfallende Verebnungsfläche (Grenzdolomit), die tektonisch bedingt (etwa 7°) gegen die Hassberge einfällt.

Auf der ganzen Route versuchte er nicht nur an den Steinen, die neben dem Weg oft nicht so aussagekräftig sind, an der Farbe der Erde der Äcker auf die verschiedenen geologischen Schichten hinzuweisen.

Fast all diese Bereiche werden von gerundeten Schottern überdeckt. Sie zeugen von einem ehemaligen Abflusssystem. Herr Stenzinger erläuterte das Emblem, das für den Sandäcker-Weg entworfen wurde. Auf dem Emblem ist die Umkehrung des Profils dargestellt, bedingt durch jahrmillionenlange Erosion der unterschiedlich harten Schichten. Das lässt vielleicht darauf schließen, dass der Keuper viel weiter nach Westen vertreten war, d.h. dass seit dem Ende der Sedimentation bis zu 200 m abgetragen wurden.

Ein Rapsfeld mit großen kahlen Stellen im Feld deutete Herr Müller als Zeichen der Trockenheit. Nicht nur die anhaltende Trockenheit in diesem Jahr ist die Ursache, sondern die Schotter sind auch leicht wasserdurchlässig.

Auf der Lee-Seite der Höhe hat sich während der Eiszeit Löß angesammelt. Eine Ziegelhütte deutet daraufhin, dass hier der Löß zur Herstellung von Ziegeln verarbeitet wurde. In vergangenen Jahrhunderten sollten die feuergefährdeten, mit Stroh gedeckten Dächer Stadtlauringens durch Ziegeldächer ersetzt werden. Dies geschah sehr zögerlich, weil es wohl zu teuer war.

Herr Müller forderte die Teilnehmer auch immer wieder auf, den Blick in die Ferne zu genießen. Zu sehen war z.B. der Laubhügel, mit 504 m der höchste Berg des Lkr. Schweinfurt. Der höchste Berg der Haßberge dagegen ist mit 512 m die Nassacher Höhe.

In der Gegenrichtung sah man entlang eines Höhenzuges eine Reihe von Windrädern. Immer wieder einmal schauten wir auch auf Pflanzen wie z.B. den Reiherschnabel als Zeiger für magere Standorte oder den Persischen Ehrenpreis als Neophyt oder gegen Spritzen empfindliche Pflanzen wie Erdrauch oder die Stängelumfassende Taubnessel, die aus diesem Grund auch immer seltener werden.

Mit etwa 1 Stunde Verspätung kamen wir in Thundorf wieder an.

Viel hat Herr Müller in die Exkursion hineingepackt. Die interessierten Teilnehmer kamen oft nicht so schnell mit wie Herr Müller das vorgesehen hat um im Zeitplan zu bleiben. Der Referent eilte mit riesigen Schritten von einem Haltepunkt zum nächsten. Zusätzlich kürzte er an einigen Stellen die Route ab.

Aber nicht zuletzt trug das schöne Wetter zum Gelingen der informativen, bestens vorbereiteten Exkursion bei, vorgetragen mit einer ungeheueren Begeisterung für die Geologie und das Entstehen einer Landschaft.

In einer „Kneipe“ in Stadtlauringen ließen dann ein Teil der Teilnehmer die Exkursion ausklingen.

Wir danken Herrn Helmut Müller für die Vorbereitung und Durchführung dieser interessanten, fachlich überaus vielfältigen Exkursion, Frau Dietlind Hußlein für die Berichterstattung und den Fotografen für ihre schönen Bilder (Werner Drescher, Georg Büttner)



Samstag, 10.05.2014

Naturkundliche Wanderung von Wirmsthal entlang des Haarbergs nach Euerdorf und zurück

Referenten: Konrad Roth, Maibach, Dietlind Hußlein, Schweinfurt, Helmut Müller, Stadtlauringen

Bericht: Dietlind Hußlein

Etwa 20 Personen machten sich auf den Weg, obwohl der Wetterbericht Regen gemeldet hatte. Nach anfänglich trübem, aber trockenem Wetter begleitete uns der Regen. Ein bisschen schade war es schon, weil es so ein Stückchen herrlicher Erde ist, das im Mai bei besserem Wetter noch mehr hätte bewundert werden können.

Der Weg ging eben dahin, dann kam ein steiler Anstieg, bei dem wir ca. 40 Höhenmeter überwunden haben. Dann war der Weg wieder schön zu gehen.

Wir bewegten uns von der Ortschaft Wirmsthal an Streuobstwiesen, Hecken und Wald am Hang vorbei.

Dabei waren folgende Vögel wahrzunehmen und wurden den Teilnehmern vorgestellt, soweit diese gerade in der Nähe waren, wenn die Vögel gesungen haben:

Amsel, Buchfink, Fitis, Gartenrotschwanz, Girlitz, Goldammer, Hausrotschwanz, Klappergrasmücke, Kohlmeise, Mönchsgrasmücke, Nachtigall, Rotkehlchen, Singdrossel, Waldlaubsänger, Wendehals, Zilpzalp.

Dieser Rundweg bot eine wunderbare Flora. Wir bewegten uns im Unteren Muschelkalk, genauer im Grenzgelbkalk. Anhand von Tafeln an 2 Aufschlüssen hat Helmut Müller die Geologie erläutert. Schaute man in die Ebene, wo Felder zu sehen waren, so hatte die Erde dort eine rotbraune Farbe. Dort stehen die Röttone des Oberen Buntsandsteins an.

Unser Weg verlief auf dem Unteren Muschelkalk, der hier in einer Mächtigkeit von ca. 100 m ansteht (auch die Röttone stehen in etwa gleicher Mächtigkeit an). Kalk ist für Pflanzen ein besonderer Stressfaktor. Dazu kommt noch der Wassermangel. Es entsteht Konkurrenz unter vielen Arten. In einem solchen Gebiet lassen sich immer viele und besondere Pflanzenarten nachweisen. Auffällig und für uns besonders schön waren Orchideen (sie sind bei der Artenzusammenstellung unterstrichen). Wir fanden sie zum Teil in ungewöhnlich großer Anzahl. Deshalb haben einige Teilnehmer versucht, die Exemplare zu zählen. Geschätzt wurden schließlich mehr als 2000 Exemplare vom Helm-Knabenkraut und mindestens 150 Exemplare der Bocks-Riemenzunge.

Soweit der immer stärker einsetzende Regen es zuließ, hat Konrad Roth folgende Pflanzen vorgestellt:


Acer campestre

Feld-Ahorn

Achillea millefolia

Gemeine Schafgarbe

Actaea spicata

Christophskraut

Ajuga genevensis

Genfer Günzel

Alliaria petiolata

Knoblauchsrauke

Allium vineale

Weinberg-Lauch

Anemone sylvestris

Großes Windröschen

Anthemis tinctoria

Färber-Hundskamille

Anthriscus sylvestris

Wiesen-Kerbel

Anthyllis vulneraria

Gemeine Akelei

Arabis hirsuta

Rauhhaarige Gänsekresse

Asparagus officinalis

Spargel

Astragalus glycyphyllos

Bärenschote

Bellis perennis

Gänseblümchen

Buglossoides purpurocaerulea

Purpurroter Steinsame

Bunias orientalis

Zackenschötchen

Campanula rapunculoides

Acker-Glockenblume

Centaurea scabiosa

Skabiosen-Flockenblume

Cephalanthera damasonium

Bleiches Waldvögelein

Cerastium arvense

Acker-Hornkraut

Cerastium brachypetalum ssp

tauricum

Kleinblütiges Hornkraut

Cichorium intybus

Gemeine Wegwarte

Cirsium acaule

Stengellose Kratzdistel

Clematis vitalba

Gemeine Waldrebe

Colchicum autumnale

Herbst-Zeitlose

Convallaria majalis

Maiglöckchen

Cornus sanguinea

Blutroter Hartriegel

Corylus avellana

Gemeine Hasel

Crepis biennis

Wiesen-Pippau

Daphne mezereum

Gemeiner Seidelbast

Dianthus carthusianorum

Karthäuser-Nelke

Echinops sphaerocephalus

Große Kugeldistel

Epipactis atro-rubens

Braunrote Sitter

Erigeron annuus

Feinstrahl

Euphorbia cyparissias

Zypressen-Wolfsmilch

Fagus sylvatica

Rotbuche

Fragaria viridis

Knack-Erdbeere

Fraxinus excelsior

Gemeine Esche

Galium album

Weißes Labkraut

Genista tinctoria

Färber-Ginster

Geranium pusillum

Zwerg-Storchschnabel

Geranium robertianum

Stinkender Storchschnabel

Geranium sanguineum

Blutroter Storchschnabel

Helianthemum nummularia

Gemeines Sonnenröschen

Hieracium fallacinum

Trügerisches Habichtskraut

Hieracium umbellatum

Dolden-Habichtskraut

Himantoglossum hircinum

Bocks-Riemenzunge

Hippocrepis comosa

Hufeisenklee

Hypericum perforatum

Tüpfel-Hartheu

Inula conyzae

Dürrwurz-Alant

Iris germanica

Deutsche Schwertlilie

Juniperus communis

Wacholder

Knautia arvense

Acker-Witwenblume

Laburnum anagyroides

Gemeiner Goldregen

Leontodon hispidus

Steifhaariger Löwenzahn

Leucanthemum vulgare

Wiesen-Margarite

Lonicera xylosteum

Rote Heckenkirsche

Lotus corniculatus

Gemeiner Hornklee

Medicago lupulina

Hopfenklee

Mercurialis perennis

Ausdauerndes Bingelkraut

Mycelis muralis

Mauerlattich

Neottia nidus-avis

Nestwurz

Onobrychis arenaria

Sand-Esparsette

Ononis repens

Kriechende Hauhechel

Ophrys araneola

Kleine Spinnen-Ragwurz

Ophrys insectifera

Fliegen-Ragwurz

Orchis militaris

Helm-Knabenkraut

Origanum vulgare

Gemeiner Dost

Peucedanum cervaria

Hirschwurz

Plantago lanceolata

Spitz-Wegerich

Plantago major

Breit-Wegerich

Plantago media

Mittlerer Wegerich

Polygala amara

Bitteres Kreuzblümchen

Polygala comosa

Schopf-Kreuzblümchen

Polygonatum odoratum

Salomonsiegel

Potentilla neumanniana

Frühlings-Fingerkraut

Prunus spinosa

Schlehe

Pinus nigra

Schwarz-Kiefer

Pinus sylvestris

Gemeine Kiefer

Primula veris

Wiesen-Schlüsselblume

Quercus robur

Stiel-Eiche

Ranunculus bulbosus

Knolliger Hahnenfuß

Ranunculus repens

Kriechender Hahnenfuß

Robinia pseudacacia

Robinie

Rosa pimpinellifolia

Pimpinell-Rose

Rumex acetosa

Wiesen-Ampfer

Salix caprea

Sal-Weide

Salvia nemorosa

Steppen-Salbei –

nicht autochton

Salvia pratensis

Wiesen-Salbei

Sanguisorba minor

Kleiner Wiesenknopf

Saxifraga granulata

Körnchen-Steinbrech

Silene nutans

Nickendes Leimkraut

Silene pratensis

Weiße Lichtnelke

Solidago canadensis

Kanadische Goldrute

Sonchus asper

Rauhe Gänsedistel

Sorbus aria

Echte Mehlbeere

Sorbus aucuparia

Eberesche

Sorbus torminalis

Elsbeere

Stachys recta

Aufrechter Ziest

Tanacetum corymbosum

Ebensträußige

Wucherblume

Taraxacum officinale

Gemeiner Löwenzahn

Teucrium chamaedrys

Edel-Gamander

Thesium linophyllon

Mittleres Vermeinkraut

Tragopogon pratensis

Wiesen-Bocksbart

Trifolium alpestre

Wald-Klee

Trifolium pratense

Rot-Klee

Trifolium repens

Weiß-Klee

Valeriana wallrothii

Hügel-Arznei-Baldrian

Valerianella locusta

Gemeines Rapünzchen

Veronica chamaedrys

Gamander-Ehrenpreis

Viburnum lantana

Wolliger Schneeball

Vicia pannonica

Pannonische Wicke

Vicia sepium

Zaun-Wicke

Vincetoxicum hirundinaria

Weiße Schwalbenwurz

Viola hirta

Rauhhaar-Veilchen



Als Gräser sind zu vermerken:

Arrhenatherum elatius

Glatthafer

Brachypodium pinnatum

Fieder-Zwenke

Brachypodium sylvaticum

Wald-Zwenke

Briza media

Zittergras

Bromus erectus

Aufrechte Trespe

Bromus sterilis

Taube Trespe

Dactylus glomerata

Knäuelgras

Festuca ovina

Echter Schaf-Schwingel

Helictotrichon pratensis

Echter Wiesenhafer

Luzula luzuloides

Schmalblättrige Hainbinse

Melica ciliata

Wimper-Perlgras

Melica nutans

Nickendes Perlgras

Melica uniflora

Einblütiges Perlgras

Poa annua

Einjähriges Rispengras

Poa nemoralis

Hain-Rispengras

Poa pratensis

Wiesen-Rispengras

Sesleria albicans

Kalk-Blaugras

Folgende Sauergräser waren zu sehen:

Carex caryophyllea

Frühlings-Segge

Carex digitata

Finger-Segge

Carex flacca

Blaugrüne Segge

Carex humilis

Erd-Segge

Carex montana

Berg-Segge

Carex muricata

Sparrige Segge

Carex sylvatica

Wald-Segge





Mit einer Einkehr ließen wir die erfolgreiche und trotz schlechten Wetters schöne Exkursion in einem wunderbaren Gebiet ausklingen.



Wir danken den Referenten Konrad Roth, Dietlind Hußlein und Helmut Müller für die interessante Exkursion, die Ausarbeitung des Berichts sowie der Floren- und Faunenliste und die vielfältige Organisation (auch für die Lokalität des „Postkolloquiums!).

Durch ihren Blütenreichtum stellte die Exkursion trotz des ungünstigen Wetters sicherlich einen Höhepunkt des Exkursionsjahres 2014 dar.

Ein weiterer Dank gilt den Fotografen für die schönen Bilder!

Samstag, 24.05.2014

Honigbienen – Kleine Nutztiere mit großer Wirkung – PKW-Exkursion ins Reich der Bienen

Referenten: Udo Kossowski, Euerbach und Fam. Schoßwald-Özay, Schweinfurt

Organisation: Elisabeth Winkler, Schweinfurt

Bilder: Petra Schemmel, Werner Drescher, (Georg Büttner)

Im Mittelpunkt dieser sehr gut besuchten Veranstaltung standen die Honigbiene, ihre Lebensweise und ihr ökologischer Nutzen. Es wurden zwei verschiedene Arten der Tierhaltung (Einzelstöcke in einem Privatgarten sowie ein „Bienenstand) vorgestellt.

Erste Station - Schweinfurt/ Zeilbaum:

Die Familie Schoßwald-Özay informierte uns über ihre Bienenstöcke im Privatgarten, die Voraussetzungen die für diese Art der Tierhaltung benötigt werden, die Aufgaben des Imkers und die Achtung vor seinen Tieren. Am Schluss wurden wir zu einer kleinen Honigverkostung mit Tee eingeladen.

Wir danken herzlich der Familie Schoßwald-Özay für ihre Gastfreundschaft und für vielfältige fundierte Informationen!

Zweite Station - Bienenlehrstand in Schleerieth:

Herr Udo Kossowski erläuterte Vielfältiges zur Geschichte der Imkerei, zu den Tätigkeiten des Imkers und zur Bedrohung unserer Bienenvölker durch Milbenbefall. Er (ent-)führte uns ins Reich von Königinnen, Arbeiterinnen und Drohnen. Schließlich durften wir die Bienen am Bienenstand life erleben.



Wir danken Herrn Kossowski für vielfältige Informationen, die eindrucksvolle Life-Vorstellung „seiner“ Bienen und die Honigkostprobe sowie Frau Lieblein für die Hilfe bei allen Vorbereitungen und die Versorgung der Teilnehmer mit Wasser und Quittensaft.

Großer Dank an Frau Elisabeth Winkler, für die „Veranstaltungsidee“, für die Organisation des Gesamtablaufs (incl. Kontakt zu den Referenten), für die Führung der Anmeldeliste und last but not least für die Verköstigung (Bienenstich + Kaffee) am Ende der Veranstaltung!

Allen Fotografen … insbesondere Petra Schemmel und Werner Drescher Danke für die schönen Bilder!

Samstag, 31.05.2014

Besuch der „Silbersandstein-Höhle im Wildsgrund“ verbunden mit einer Begehung der Stollenanlage „Kies“ in Ebelsbach, und Führung durch die Sektkellerei Martin Fischer

Organisation: Ralf Rudolph, Eltmann

Referenten:

Silbersandsteinhöhle: Dr. Georg Büttner, Schweinfurt/Hof und Rudolf Schöpplein, Stettfeld

Stollenanlage „Kies“: Walter Martin, Ebelsbach

Sektkellerei: Martin Fischer, Ebelsbach

Ablauf

Bericht und Bilder: Dr. Georg Büttner

1. Silbersandhöhle bei Stettfeld

Die „Silbersandhöhle“ ist genau genommen keine Höhle. Denn der Hohlraum wurde vor ca. 200 bis 300 Jahren von Menschenhand geschaffen. Es handelt sich somit um einen untertägigen Abbau, also einen (verzweigten) etwa 20 x 30 m großen Stollen (Pfeilerbergbau).

Ziel war ein feinkörniger, feldspatreicher weißgrauer Sandstein (aus dem so genannten Mittleren Burgsandstein, kmB), der hier teils entfestigt ist und sich somit leicht zu Sand zerstoßen ließ. Er diente als Putz- und Scheuersand zur Reinigung von Holzfußböden in den Stuben. Eine solche Nutzung ist nicht nur von hier bekannt. In Baden-Württemberg wird diese Schichtenfolge aus dem gleichen Grund „Stubensandstein“ genannt. Die im Sonnenlicht glitzernden Sandkörner führten hier wahrscheinlich zum Namen „Silbersand“.

Unter Tage lassen sich sehr gut Schichtungsmerkmale (z.B. Schrägschichtung) erkennen, die durch Verfärbung nachgezeichnet ist. Darüber hinaus war ein Horizont mit rundlichen Tonflatschen angeschnitten. Diese sind im Deckenbereich (Firste) z.T. herausgewittert, was dann rundliche Vertiefungen entstehen ließ.

Der Abbau orientierte sich am entfestigten Sandstein entlang von Kluftfugen. Zum Berginneren wurde der Gesteinsverband immer fester und die weiße Schicht anscheinend auch geringmächtiger. Dies führte schließlich zum Erliegen. An einigen Pfeilern sind noch deutliche Abbauspuren (von Spitzhacken) zu erkennen.

Unter geringer Überdeckung (wenige Meter) sind im vorderen Deckenbereich parallel verlaufende Kluftfugen zu erkennen, die von Luft-Wurzeln der Bäume bzw. Sträucher nachgezeichnet werden. Entlang von Kluftkreuzen kommt es in wenigen Deckenbereichen zu schichtparallelen Abplatzungen, so genannten kleinen „Sargdeckeln“. Insgesamt macht das Stollensystem jedoch einen stabilen Eindruck; allerdings ist im vorderen Bereich ein Abschnitt mit Versturzblöcken gesichert, in dem die Standsicherheit (für eine Begehung) nicht gesichert zu sein scheint.

Herr Schöpplein berichtete als Augenzeuge, dass der Stollen kurz vor Kriegsende (im Mai 1945) von der Stettfelder Bevölkerung (insbesondere Frauen und Kindern) als Versteck genutzt wurde. Die dort dicht gedrängten Menschen seien nur knapp dem Erstickungstod entkommen, denn der Stollen hatte nur wenige Luftlöcher bzw. Eingänge und diese waren verschlossen worden, um nicht erkannt zu werden. Zum Glück wurden sie von einer Dorfbewohnerin rechtzeitig über das Kriegsende informiert.

In den letzten Jahren wurde die „Silbersandhöhle“ vom Heimatverein Stettfeld von Unrat und Versturz befreit und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Für die Bewetterung (Frischluftzufuhr) wurde dabei ein zweiter Zugang entsprechend umgebaut. Normalerweise ist der Eingang mit einer Gittertür verschlossen und die Kontaktadresse einer Hinweistafel zu entnehmen. – Eine Begleitung durch einen ortskundigen Führer ist sehr empfehlenswert. Eine gute Taschenlampe ist unabdingbar!

Literaturhinweis: Loth, G. et al. (2013): „Sandmännchens Geschichte(n)“ und „Silbersandhöhle bei Stettfeld“. – In: Geotope in Unterfranken, S. 182-183, Bayer. Landesamt für Umwelt, Augsburg.

2. Stollenanlage „Kies“ im Ebelsberg

vorgestellt von Herrn Walter Martin, Ebelsbach, rechts im Bild)

Die Stollenlage „Kies“ wurde im 2. Weltkrieg im Ebelsberg bei Ebelsbach errichtet. Das System aus neun parallel zu einander verlaufenden jeweils knapp 100 m langen Stollen, die ihrerseits teils querschlägig verbunden sind, sollte eine untertägige Betriebsstätte zur Kugellagerherstellung werden.

Infolge des fortschreitenden Krieges war die kriegswichtige Kugellagerproduktion von Schweinfurt ins Maintal nach Ebelsbach verlagert worden. Nachdem auch dieses Werk bombardiert worden war, entschied man die Produktion nach Untertage zu verlagern. So entstand kurz vor Kriegsende die Stollenanlage“Kies“. Die Bauzeit des heute (noch?) erhaltenen Teils war ungewöhnlich kurz. Der Auftrag ging an eine Würzburger und eine Schweinfurter Baufirma. Diese wählten unterschiedlichen Ausbau (ganz Ziegel- bzw. Beton-/Ziegel-Mischbauweise; s. Bild 3, 4). Unter anderem waren beim Ausbau italienische Zwangsarbeiter beteiligt. Dies zeigt sich lt. Hr. W. Martin auch an der Bauausführung einiger Decken-Bögen (Bild 5).

Aufgrund des schnellen Kriegsendes ging die Anlage nie in Betrieb. Nach langer Sperrung und Zwischennutzung als „Lagerraum“ für Obst und Gemüse sind heute Teile der Stollenanlage für Führungen zugänglich. Knapp zwei Stollen werden als Sektkellerei (Martin Fischer) genutzt und sind nun baulich getrennt. -- Ökologisch betrachtet stellen die Stollen ein bedeutsames Fledermausquartier dar. Daher sind Führungen nur während der Sommermonate möglich

Nach erst vor einigen Jahren gefundenen Plänen sollte die Anlage etwa doppelt so groß werden, als sie heute begehbar ist. Ob es ehemals weitere Teile gab, diese jedoch z.B. durch gezielte (Munitions-)Sprengungen zerstört wurden, lässt sich nicht (mit letzter Sicherheit) nachweisen. Alle Stollen enden heute an einem querschlägigen Gang im Gebirge (=Berg). Der Kreuzungsbereich mit diesem Gang ist i.d.R. als Kreuzgewölbe ausgeführt. Die davon in den Berg weiterführenden Stollen enden bereits nach wenigen Metern bzw. sind verstürzt. Herr Martin berichtete z.B., dass in einem Falle Reste eines Gleises (Grubenbahn) unter dem nachgebrochenen Tonsteinkegel gefunden wurden. Diese könnten auf einen bereits erfolgten Weiterbau hinweisen.

Der Name „Kies“ ist ein Tarnname der Erbauer. Er hat keinen Bezug zum hier anstehenden Gestein. Das Stollensystem wurde in den Tonsteinen der Lehrbergschichten angelegt. In der Regel sind die Stollen ausgebaut, also betoniert und/oder gemauert. Dort wo die Sohlbefestigung fehlt, hat sich inzwischen der Boden aufgewölbt. Dies stellt eine natürliche Ausgleichsbewegung dar und ist in vielen Stollen- bzw. Tunnelsystemen zu beobachten.

Kreuzgewölbe (Ziegel)







Insbesondere am hinteren querschlägigen Stollen sind große Risse teils mit horizontalem Versatz, teils mit offenen Spalten zu erkennen. Diese verlaufen jeweils steil geneigt über den gesamten Stollenquerschnitt (Bild 6). Die hier mündenden, ins Berginnere verlaufenden Stollen sind häufig durch einen Kegel nachgebrochener Tonsteine verschüttet. Für Herrn Walter Martin weist dies darauf hin, dass möglicherweise im weiteren Inneren des Berges eine große Sprengung stattgefunden haben könnte.

Die Intensität der Bewegung (sichtbaren Risse) verringert sich nach Nordosten. Dort ist mindestens ein Mundloch nicht verstürzt. Der Ausbau endet hier nach einigen Metern. Es stehen allseitig Tonsteine der Lehrbergschichten an. Unter einem Kegel nachgebrochener Tonsteine öffnet sich ein domartiger Deckenausbruch (Bild 7). Ein solcher Deckennachbruch dürfte natürliche Ursachen haben (Es sind seit dem Bau immerhin fast 70 Jahre vergangen).

3.Führung durch die Sektkellerei Martin Fischer:

Die Führung durch die Sektkellerei Martin Fischer (incl. Probe und Brotzeitbuffet) bildete den kulinarischen Abschluss (Höhepunkt) dieser informativen und vielfältigen Exkursion.

Grundlage des Sektes ist Frankenwein. Er wird nach entsprechender Lagerung (Bild 8) mit fortwährender händischer Bewegung vor Ort in Sektflaschen eingefüllt und in Ebelsbach vermarktet.

Neben der Darstellung der Verfahrens- und Arbeitsschritte (incl. der aufwändigen Abfüllanlage, Bild 9) erläuterte Herr Fischer auch die Kosten, die für einen fränkischen Sekt zu zahlen sind. Denn neben den reinen Herstellungskosten sind noch Fixkosten für spezielle Flaschen und Korken sowie die deutsche Sektsteuer zu berücksichtigen.

Die Exkursion, die in Zusammenarbeit mit dem UBIZ durchgeführt wurde, entwickelte sich zum großen Besuchermagnet. Wir konnten (einschließlich Kinder) über 40 (!) Teilnehmer zählen. … Einige Gäste sind inzwischen erfreulicherweise sogar dem Verein beigetreten!

Großer Dank an alle Aktivisten, die zum Gelingen beigetragen haben. Allen voran Ralf Rudolph aus Ebelsbach für Idee, Organisation, Vorbereitung, Kontaktaufnahmen, Führen der Anwesenheitsliste etc. …

Ein weiterer Dank gilt natürlich allen Vortragenden: Herrn Rudolf Schöpplein aus Stettfeld für seine Erklärungen zur Silbersandhöhle (Berichte aus der Kriegszeit), Herrn Walter Martin aus Ebelsbach für seine Erläuterungen zur Stollenanlage Kies und für die detaillierte, beeindruckende Führung, Herrn Martin Fischer aus Ebelsbach für seine Erläuterungen zur Sektherstellung sowie ihm und seinem Team für die Sektprobe und die gute Brotzeit.

Vielen Dank allen Teilnehmern, für ihr Interesse, für ihre Fragen und Ihr Durchhaltvermögen.

Freitag, 11.07.2014

Naturwissenschaftlicher Treff mit aktuellen Themen

Konkrete wissenschaftliche Fragestellungen lagen nicht vor. Die zunächst geplante Einführung in die Frankenalb-Exkursion am Folgetag konnte deutlich verkürzt werden, da die Teilnehmer beider Veranstaltungen unterschiedlich waren und die Exkursion auf einen Tag verkürzt worden war.

Aufgrund des Auftrags der Mitgliederversammlung an die neue Vorstandschaft konkrete Vorschläge zur Zukunft des Archivs und der Bibliothek zu entwickeln (insbesondere vor dem Hintergrund einer Lagerkosten-Reduzierung), war diese Veranstaltung mehrfach angekündigt worden. Es erschienen etwa 20 Interessierte; weitere ~5 Mitglieder entschuldigten sich, teils schriftlich und reichten z.T. konstruktive Vorschläge ein

Hauptthemen waren:

Im Nachgang an die Veranstaltung wurden bereits einige Punkte umgesetzt. Erste Ergebnisse werden in Abschnitt 2, Kap. 2 vorgestellt. – Die Programmvorschläge fanden mehrheitlich in der Programmgestaltung 2015 Berücksichtigung.

... Allen Mitwirkenden / Mitdenkenden großen Dank!

Samstag 12. 07.2014

Geheimnisvolle (Unter-)Welten …. Dem unterirdischen Wasser auf der Spur – Exkursion in die Scheßlitzer Alb und in die Wiesentalb

Organisation: Ralf Rudolph, Eltmann und Manfred Mager, Schederndorf

Referent / Bericht: Dr. Georg Büttner, Schweinfurt / Hof

Schlagworte: Wissenswertes zur Entstehung der Landschaft und zum Weg des (unterirdischen) Wassers, Suchen von Versteinerungen, Erkunden der Unterwelt, Entdecken alter Flussläufe (Trockentäler).

Route: Giechburg bei Scheßlitz – Hangrutsch bei Ludwag – alter Stbr. in Riff-Fazies bei Ludwag – Oberes Leinleitertal – Klopfplatz (Mittagsrast) – Streitberg (Schneiderloch) - Dolinenkette Albertshof – Rosenmüllerhöhle – (Kuchenmühle = Ausklang)

Einführung

Im Mittelpunkt der Exkursion stand das Wasser. Wasser kann bestimmte Gesteine (z.B. Salz, Gips, Anhydrit und Karbonate) lösen, es entstehen dann Hohlräume (z.B. Höhlen, Erdfälle, Dolinen). Wasser kann über- und untertägig mechanisch transportieren. Es kann dann obertägig zu Nachbrüchen kommen. Wasser kann quellfähiges Gestein mobilisieren, es kommt dann zu Rutschungen.

Aus Wasser können aber auch Stoffe „ausfallen“; es bilden sich dann z.B. Kalkschlämme … aus denen sich bei Verfestigung Kalksteine entwickeln können (chemische Sedimentation), aber auch Kalksinter (an Quellen) oder Tropfsteine (in Höhlen).

Die Ergebnisse vieler solcher Vorgänge wurden auf der Exkursion vorgestellt. – Wasser kann aber auch Lebensraum sein … hier zum Beispiel im Jurameer und somit „Heimat“ von riffbildenden Schwämmen, Brachiopoden und Ammoniten.



Besuchte Lokalitäten

1. Giechburg

Die Giechburg liegt auf einem von der Jura-Stufe los gelösten Zeugenberg. Im Gipfelbereich treten gebankte Kalksteine des unteren Weißen Jura (Malm) zu Tage.

Von der Giechburg hat man nach Westen einen guten Blick über das Frankenalb-Vorland (Keuper-Lias-Land) und den Ostabfall von Haßbergen und Steigerwald (Sandsteinkeuper).

Insbesondere in SW-Richtung kann man den treppenartigen Aufstieg zur Albfläche gut erkennen. Die erste Stufe bildet der Sandstein des Braunen Jura (Dogger), die zweite die Kalksteine des Malm. Das ehemalige Wohngebäude der Giechburg ist überwiegend aus Doggersandstein erbaut.

Unterhalb der Burg befindet sich ein äußerst unruhiges Relief (Wülste und Trichter). Diese Formen können mit Rutschungen in Beziehung gebracht werden. Auslöser ist der nur wenige Meter mächtige Ornatenton unter Kalksteinen des Malm. Dort austretendes Wasser lässt den Hangschutt rutschen (Bananenschalen-Effekt).

2. Rutschung unterhalb Ludwag (Str. Zeckendorf-Ludwag)

Ein Blick in den Wald lässt wiederum ein sehr unruhiges Relief mit Feuchtstellen erkennen. Die Bäume des Waldes scheinen hier richtungslos zu wachsen. Man spricht daher von einem „betrunkenen Wald“. Die unterschiedlichen Richtungen sind auf Drehbewegung einzelner Gleitschollen (eines großen Rutschkörpers) zurückzuführen. Wie das Schadensbild der heutigen Straße zeigt, findet ständig ein langsames Kriechen statt.

Belegt ist an dieser Stelle allerdings auch ein größeres Rutschereignis (1969). Damals brach hier auf mehrere 100 m die Verbindungsstraße ab und wurde Richtung Bach verschoben.

Die Kriechbewegung ist hier (am Albaufstieg), wie an der Giechburg, auf die Kombination Gleitfläche Ornatenton des obersten Doggers + Wasseraustritte aus den Kalksteinen des untersten Malm zurückzuführen. Die Rutschung ist wahrscheinlich bereits im Pleistozän angelegt, jedoch latent aktiv. Durch den Abtransport von Material im Talbereich (Bach aus Ludwag) entsteht immer wieder Raum für „nachschiebende“ Massen.

Grundsätzlich ist das latente Schadensbild gering (div. Straßenschäden), nur nach länger anhaltenden Regenperioden und/oder massiven Starkregenereignissen sind größere Schäden nicht auszuschließen.

3. Steinbruch in der Riff-Fazies des Malm bei Ludwag

Im Steinbruch Ludwag sind lehrbuchartig mehrere Schwammriffe in Form von Kuppen aufgeschlossen. Diese Riffstrukturen setzen auf mergelige gebankte Kalksteine auf, die zugleich die tiefsten hier aufgeschlossenen Schichten darstellen. Die Riffbildung setzt hier bereits im so genannten Malm Gamma ein, wird aber immer wieder von mergligen Zwischenlagen unterbrochen.

In einer solchen Mergellage konnten neben schönen Tellerschwämmen auch kleinwüchsige Ammoniten, Belemniten und Brachiopoden gefunden werden. Sie stellen die typische Tierwelt des Jurameeres dar.

Im Steinbruchtiefsten steht (ganzjährig) ein kleiner See. Es handelt sich hierbei um aufgeschlossenes Grundwasser, das aus Klüften der mergeligen Kalksteine gespeist wird. Aufgrund des 2013/14 rel. warmen, niederschlagsarmen Winters und des relativ trockenen Frühjahrs 2014 war zum Zeitpunkt der Exkursion die Wassertiefe ungewöhnlich gering (und der See stark veralgt). Die in früheren Jahren häufigen größeren (Gold?-)fische konnten nicht beobachtet werden. Dafür war ein intensives Quaken zu hören.

4. Oberes Leinleitertal

Nahe des +/- Nord-Süd verlaufenden Vulkanismus des Ortes Oberleinleiter liegt der Talzug des oberen Leinleitertals. Die Basaltgänge sind hier an +/- Nord-Süd gerichteten Fiederspalten (= rheinische Richtung) im Tertiär in das Gesteinspaket eingedrungen. In diesem Talverlauf und in einigen der hier vorhandenen Höhlen (z.B. Tummler-Quellhöhle) sind ebenfalls deutlich rheinische Strukturelemente zu erkennen.

Im Umfeld der Heroldsmühle treten nur wenige Höhenmeter über der Malm/Dogger-Grenze die Leinleiterquellen zu Tage. Es handelt sich somit um Seichten Karst. Lt. Untersuchungen von Baier (2008) weist v.a. die obere der beiden Quellgruppen zeitweise Verunreinigungen auf, die mit der im Umfeld betriebenen Landwirtschaft in Beziehung gebracht werden können (z.B. erhöhte Ammoniumgehalte).

Während die untere der beiden Leinleiterquellgruppen direkt unter der südlichen Talflanke in einer Teichanlage austritt und leicht eingestaut ist, laufen die Quellen der oberen Quellgruppe frei aus. Die Austrittshöhe liegt in beiden Quellbereichen ≥1 m über dem rezenten Talgrund. Dies weist darauf hin, dass sich das Tal inzwischen unter das Hauptkarstniveau eingetieft hat. An der oberen Quellgruppe ist gut zu erkennen, dass die einzelnen Teilaustritte mit Klufttektonik in Beziehung gebracht werden können.

Oberhalb der Leinleiterquellen besitzt das Tal (fast ganzjährig) den Charakter eines tief in die Bankkalke eingeschnittenen Trockentals. Seine Anlage erfolgte vermutlich im Pleistozän. Nur an wenigen Tagen (maximal einigen Wochen) im Jahr wird das Wasser von einem, teils reißenden, Strom durchflossen. Hierauf weisen indirekt zahlreich Kolke und Bachschotter hin.

So treten nach extremen Regenereignissen und/oder nach der Schneeschmelze an den Talflanken periodisch schüttende Quellen (so genannte Hungerbrunnen) aus. Diese sind durch die Anhäufung von scherbig-stückigem Kalkschutt gekennzeichnet.

Eine Besonderheit des Leinleitertals sind die beiden Tummler. Diese Hungerbrunnen sind jeweils an ein größeres System von kommunizierenden Röhren (siphonartige Höhlen) angeschlossen. Die Röhrensysteme sind teilweise Wasser erfüllt. Bei Überschreiten einer Grenzhöhe sprechen die Tummler an. Aus den Quellhöhlen treten dann schlagartig mehrere 100 bis einige 1.000 l/s aus. In früheren Zeiten waren die Quellhöhlen noch nicht so ausgeräumt wie heute. Das Wasser schoss in hohem Bogen heraus. Daher wurden die Tummler früher auch im Volksmund als „Geischer“ (entspricht Geysir) bezeichnet (Baier, 2008).

Eine Untersuchung von Quellwasser aus den Tummlern zeigt eine Mischung von Niederschlagswasser mit Wasser aus dem Malmkarst (Daten: ehem. GLA; z.B. Apel & Büttner 1995).

5. Klopfplatz Heroldsmühle / Mittagsrast

Hier stehen Malmkalke in Riff-Fazies an. Es wurden ähnliche Faunenreste wie in Ludwag sowie Seeigelstielglieder gefunden.

6. Streitberg: Muschelquelle und Schneiderloch

Unterhalb einer steilen Felswand (Riff-Fazies) stehen gebankte Kalksteine des Malm an. Aus diesen Kalksteinen entspringt in der Talflanke über dem Ornatenton die Muschelquelle. Wir befinden uns im Seichten Karst; die Malm/Dogger Grenze steht deutlich über dem Talgrund an.

Unterhalb der Quelle ist ein mächtiger Kalksinter ausgebildet. Der Kalkgehalt tritt bei Druckentlastung aus dem Quellwasser aus. Moose beschleunigen den Vorgang. Es kommt zur Bildung eines porösen Gesteins, des so genannten Kalksinters.

Dieser Kalkstein wurde früher abgebaut und als Mauerstein od. „Grottenstein“ verwendet. Auf dem Weg zur Muschelquelle sahen wir Kalksinter als Mauerstein einer größeren Stützmauer. (Die Kalksinterbildung an der Muschelquelle ist heute leider nur noch schwer zugänglich und durch einen Spielplatz überbaut.)

Neben der Muschelquelle ist eine fast rechtwinklige Öffnung nur wenige Meter neben der Quellfassung unterhalb der fast 20 m hohen Felswand zu erkennen. Es handelt sich um den Eingang zum Schneiderloch. Der rechteckige, schlüssellochartige Querschnitt ist auf die Bankfazies zurückzuführen. Die Anlage erfolgte entlang einer markanten Deckenkluft. Nach einigen Metern ist an einem Kluftkreuz eine kleine Halle ausgebildet. Hier schwenkt, fast rechtwinklig der größere Gang um (und nur ein „kriechbarer“ Gang setzt die erste Hauptrichtung fort). Der neue Hauptgang folgt nun einer anderen Kluft. Der Raum ist hier in horizontaler Richtung erweitet, die Raumhöhe jedoch deutlich reduziert. Nach einigen Metern endet auch dieser Raum und es zweigt ein kleiner Gang in der Hauptrichtung des ersten (bzw. parallel zu dessen Fortsetzung) ab.

Klüfte, gepaart mit Bankfazies erhöhen allerdings das Risiko einer so genannten „Sargdeckel-Bildung“. Derartige leicht instabile mehrere Kubikdezimeter große Platten sind v.a. im Eingangsbereich an mehreren Stellen zu beobachten, deshalb ist dort besondere Vorsicht geboten.

Der Boden ist v.a. im Eingangsbereich von gröberem, eckigem Kalkschutt übersät. Dies ist darauf zurückzuführen, dass das Schneiderloch bei sehr hohem Grundwasserstand (z.B. nach Starkregenereignissen) gelegentlich als Hungerbrunnen fungiert.

In der kleinen Halle sind an der Decke zahlreiche Sinterröhrchen (so genannte Makkaroni) und an den Wänden einige Sintertapeten zu beobachten. Außerdem existiert noch Bodensinter in beschränktem Umfang. Vieles wurde jedoch hier bereits im Laufe der Zeit zerstört.

7. Dolinenkette bei Albertshof

Bei Albertshof sind in einem zur Wiesent gerichteten Trockental in fast unmittelbarer Nachbarschaft drei Dolinen anzutreffen. Die größte hiervon ist über 10 m tief und mehrere Zehner Meter lang. Dolinenketten in der Frankenalb können mit eingebrochenen Höhlensystemen (Versturzhöhlen) und/oder mit Lösung entlang geweiteter Kluftfugen in Beziehung gebracht werden. Häufig sind die Zwischenräume mit (Höhlen-)Lehm ausgefüllt, der bei Starkregenereignissen abtransportiert wird. Dies führt oberflächlich zu einem erneuten Absenken.

In der Haupt-Doline Albertshof existiert seit mehreren Zehner Jahren ein aktives Schluckloch (Ponor), das bei entsprechend starken Regenereignissen das Oberflächenwasser des Ortes Albertshof in den Karstwasserkörper aufnimmt. Da hier früher auch Abwasser zur Versickerung kam, hat Walayati (1976 u. 1978) mehrere Grundwasser-Markierungs-Versuche durchgeführt. Hierbei ließ sich ein Fließzusammenhang mit einer damals nicht wasserwirtschaftlich genutzten Quelle in Muggendorf erkennen. Das Abflussregime erfolgte überraschenderweise nicht parallel zum Trockental, sondern quer dazu, +/- rheinisch direkt in Richtung des Hauptvorfluters (Wiesent).

Die Abstandsgeschwindigkeiten betrugen ca. 500 m pro Tag, eine für den Malmkarst mittelhohe Geschwindigkeit.

Neuere eigene Beobachtungen zeigen, dass die Doline auch heute noch aktiv ist. Zwischen Sommer 2013 und Frühjahr 2014 erfolgte an der dem Schluckloch gegenüberliegenden Seite ein Einbruch von mehreren Kubikmetern Größe im Lehm. Dieser vermag inzwischen selbst größere Wassermengen aufzunehmen und zu versickern.

8. Rosenmüllerhöhle

Die Rosenmüllerhöhle liegt im nördlichen Talhang des Wiesenttals bei Muggendorf. Sie befindet sich fast 100 Höhenmeter über dem Talgrund. Die Überdeckung zur aktuellen Oberfläche beträgt z.T. nur wenige Meter.

Die Lage weit über dem Talgrund verdeutlicht, dass die Höhle lange vor dem heutigen Wiesenttal entstanden ist. Für die großen Karsthöhlen in der Nördlichen Frankenalb ist bereits eine Verkarstung in der Kreidezeit denkbar.

Wenngleich sich die Höhle auf zwei Etagen aufteilt und die obere Etage einen hinteren Gang besitzt, handelt es sich vorwiegend um eine große, NW-SE gerichtete Halle.

Die NW-SE-Richtung ist neben der N-S-Richtung eine der tektonisch relevanten Hauptrichtungen in Süddeutschland. Wir finden diese Richtung in der Fränkischen Linie und im Bayerischen Pfahl wieder. An der Höhlendecke ist deutlich eine NW-SE-verlaufende Kluft verbunden mit einem vertikalen Versatz zu erkennen. Diese Kluft dient(e) nach der Entstehung des Hohlraums gleichzeitig als Wasser-Wegsamkeit für Transport und letztlich die Abscheidung CaCO3 (reichhaltiger Deckensinter).

Die Halle ist maximal etwa 16 m hoch. Sie besitzt einen natürlichen schachtartigen Eingang an der Höhlendecke. Der versinterte Höhlenboden steigt nach NW steil an.

Die Erstbefahrung (1790) und Erkundung erfolgte bis 1830 ausschließlich über den Schacht. 1830 wurde die Rosenmüllerhöhle zur Schauhöhle ausgebaut. Hierfür wurde ein künstlicher Zugang (kurzer Stollen) geschaffen. Außerdem wurden in der Höhle eine Treppenanlage und ein künstlicher Rundweg errichtet. Hierfür wurde ein Teil des Bodensinters zerstört. Bis 1960 wurde die Höhle als Schauhöhle betrieben (Daten: www.fhkf.de).

Die Rosenmüllerhöhle „besticht“ unter den heute frei und relativ leicht zugänglichen Höhlen durch ihren noch erhaltenen Sinterschmuck. Selbst wenn leider immer wieder Sinterfahnen zerstört werden, sieht man hier neben zahlreichen Makkaroni und meist dünnen Stalaktiten auch Stalaktiten mit mehreren Wachstumsphasen und sehr schöne sägezahnartige Sinterfahnen. Im NW-Teil der Höhle wurden in jüngerer Zeit auch Excentriques (also +/- horizontal wachsende Tropfsteine entdeckt. Der Höhlenboden wird von einer fast durchgängigen Sinterdecke aufgebaut.

Gute Taschenlampen und trittfestes Schuhwerk sind allerdings Grundvoraussetzung diese Vielfalt auch genießen zu können. – Ein (kleiner) Wermutstropfen sind neben immer wieder auftretenden Zerstörungen allerdings die zahlreichen (ausgebrannten) Teelichter und die flächigen Wachsreste, die unvernünftige Zeitgenossen von ihren Events in der Höhle zurück lassen.

9. Kuchenmühle

Wie bereits bei anderen Höhlenexkursionen der Vorjahre wählten wir auch diesmal wieder die Kuchenmühle fürs Postkolloquium. Bei warmem, trockenem Wetter und guter fränkischer Küche konnten wir im Biergarten unsere Erlebnisse diskutieren. … und wurden positiv überrascht: Es gab, anders als früher, neben den großen Klößen auch Pommes Frites!

Verwendete und weiterführende Literatur

Apel, Rolf & Büttner, Georg (1995): Nördliche Frankenalb – Hydrogeologie. – 119 S, München, (Bayer. Geol. L.-Amt).

Baier, Alfons (2008): Karstphänomene und Karsttektonik im Oberen Leinleitertal nördlich Markt Heiligenstadt / Lkr. Bamberger Land (Nördliche Frankenalb). – Geol. Bl. NO-Bayern 58, 1-4: 117-183, Erlangen.

Schabdach, Hardy (2000): Unterirdische Welten. Höhlen der Fränkischen und Hersbrucker Schweiz. – 80 S., Verlag R. Lippert, Ebermannstadt.

Walayati , S. (1978): Karsthydrologische Untersuchungen im Gebiet zwischen Aufseß, Wiesent und Leinleiter (Nördliche Frankenalb). – Diss. Univ. Würzburg, 105 S., Würzburg.

Internetabfrage: http://www.fhkf.de/hoehlen/rosenmüllerhoehle

Feedback

Nachdem wir die Veranstaltung auf einen Tag gekürzt hatten, nahmen (trotz des WM-Fußballspiels um Platz „3“ am Abend) knapp 25 Personen teil. Diese Gruppengröße ermöglichte eine zügige „Abwicklung“. Der (intern gesetzte) zeitliche Rahmen (Ende Rosenmüllerhöhle etwa 18:00 Uhr) konnte eingehalten werden. Danach entschied sich die Gruppe einvernehmlich statt zur Stempfermühlquelle direkt zum Postkolloquium überzugehen. (Was von Seiten der Exkursionsleitung durchaus verständlich war.)

Gleichzeitig blieb stets ausreichend Zeit für eine Vielzahl von Fragen, zumal die Teilnehmer ein sehr unterschiedliches Grundwissen aufwiesen.

Wir führten die Exkursion an einem sonnigen, nicht zu heißen Tag durch. Das schöne Wetter motivierte neben den zahlreichen Natur-Wundern Teilnehmer und Exkursionsleitung. Es gab stets viel zu entdecken. Mir hat es wieder viel Spaß gemacht … und ich hoffe natürlich den Teilnehmern ebenso.

Dank an Ralf Rudolph und Manfred Mager für die vielfältige technische Organisation insbesondere für Werbung und die Führung der Anmeldeliste. Dank an die wissbegierigen Teilnehmer, für die zahlreichen Fragen. …


Samstag, 26.07.2014

Besuch des Gipswerks in Sulzheim

Führung / Referenten: Werksleiter Helmut Weiß sowie Herr Konrad, Casea GmbH

Bericht: Georg Büttner, Schweinfurt

Herr Weiß und Herr Konrad zeigten uns auf dem Weg durch das Gipswerk den Weg des Rohstoffs vom gewonnenen Gestein bis hin zum Spezialprodukt.

Gips ist Calciumsulfat mit 2 Kristallwasser: CaSO4 x 2 H2O.

Anhydrit ist CaSO4 ohne Kristallwasser.

Gips und Anhydrit kommen in natürlicher Form in den fränkischen Gipslagerstätten vor („Naturgips“). Gips fällt daneben auch bei der Rauchgas-Entschwefelung an: „REA-Gips“.

Anhydrit und so genanntes „Halbhydrat“ entstehen aber auch beim Brennen von Gips, wobei über die Brenntemperatur das spätere Produkt gesteuert werden kann.

Weitere natürliche Bestandsteile der fränkischen Gipslagerstätten (Gipse des Mittleren Keupers) sind zwischengeschaltete geringmächtige Karbonatbänke (so genannte „Grottschichten“) und Tonsteine. Die Karbonatbänke werden z.T. mitgewonnen, über ihren Anteil lässt sich der Reinheitsgrad des späteren Gips-Produktes steuern. Denn nicht immer ist ein hoch- bzw. höchstreines Sulfatprodukt zielführend.

In Sulzheim werden Sulfatgesteine aus dem eigenen Steinbruch und in bestimmten Mengen auch Keupergips aus Bad Windsheim verarbeitet. Dieser zeichnet sich durch einen höheren Reinheitsgrad aus.

Eine Produktionslinie fährt das Gipswerk Sulzheim ohne REA-Gips, die andere mit. Die jeweiligen Endprodukte sind verschieden. Während die Produkte aus der Mischung von Natur- und REA-Gips vorwiegend in der Bauwirtschaft zum Einsatz kommen (z.B. Putze), finden diejenigen aus (reinem) Naturgips als z.B. Formgipse (in der Porzellanindustrie) oder im medizinischen Bereich Verwendung.

Der Gipsstein wird in entsprechenden Autoklaven teils unter Wasseratmosphäre hoch erhitzt, dann gebrochen und klassiert. Zielsetzung ist ein feines Endprodukt zu erhalten.

Es werden unterschiedlichste Sulfatprodukte und gewisse Zusätze bevorratet (ca. 100 Einzelprodukte). Diese können nach über 500 gespeicherten Rezepten DV-gestützt gemischt werden. Dabei sind die verwendeten Waagen dynamisch über mehrere Zehnerpotenzen programmierbar. Die Produktüberwachung erfolgt dauerhaft über das eigene Werkslabor.

Das jeweilige Endprodukt wird in einer Abfüllanlage automatisiert in Säcke gefüllt und anschließend auf Paletten gestapelt. Daneben werden Sulfatprodukte auch direkt in Silofahrzeuge oder Standsilos (für Baustellen) gefüllt. Die Fa. Casea-GmbH vermarktet am Werk Sulzheim etwa 120.000 Tonnen Gips-Produkte pro Jahr.

In Sulzheim sind 40 Personen beschäftigt. Diese teilen sich in die Bereiche Steinbruch, Gipswerk (incl. Labor) und Verwaltung auf. Die Produktion im Gipswerk läuft „rund um die Uhr“ im Drei-Schicht-Betrieb (von Montagfrüh bis Samstagvormittag).

Da die Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem GIZ (Sulzheim) organisiert wurde, fanden sich über 30 Teilnehmer (vorwiegend Mitglieder) ein. Deshalb wurde die Gruppe geteilt und getrennt geführt. Zahlreichen Fragen z.B. zur Chemie und Mineralogie von Sulfatgesteinen, zur Verwendungsmöglichkeit von REA-Gips, zu Recycling von Gipskartonständerwänden, aber auch zur Arbeitssicherheit (z.B. Stäube) zeigten das große Interesse der Teilnehmer an dieser besonderen Werksbesichtigung.

Wir danken Herrn Weiß und seinem Kollegen Herrn Konrad für diese äußert interessante Werksführung rund um das Themenfeld „Gips“. Sie verstanden es die komplexen Vorgänge im Zuge der Herstellung von Gipsprodukten gut verständlich darzustellen.







Samstag, 16.08.2014

Fledermäuse hautnah entdecken – Fledermausexkursion

Referenten: Helene und Karl Günzel, Gochsheim

Bericht: Georg Büttner, Schweinfurt


Fledermäuse (und Flughunde) sind die einzigen Säugetiere, die aktiv fliegen können. Diese Tiergruppe existiert seit der Tertiärzeit und ist z.B. aus den Ölschiefern der Grube Messel belegt. Weltweit gibt es über 3.000 Arten, etwa 1/3 hiervon sind Flughunde, 2/3 Fledermäuse. Die größten haben eine Spannweite von ~1,50 m, die kleinsten sind nicht größer als eine Hummel. Derart kleine Fledermäuse haben Bestäubungsfunktionen übernommen.

Fledermäuse sind Höhlenbewohner. Sie nisten in Häusern unter Abdeckungen, zwischen Beplankungen in Spalten und Ritzen. Im Wald bevorzugen sie im Sommer natürliche Baumhöhlen (z.B. Spechtlöcher), kommen aber auch in Nistkästen vor.

Fledermäuse sind soziale Tiere. Sie leben im Sommer in so genannten Wochenstuben dicht gedrängt (wärmebedürftige Tiere). Sie betreiben gegenseitig Körper- bzw. Fellpflege (befreien sich gegenseitig von Parasiten).

Das Neugeborene gleitet bei der Geburt in die Schwanzflügelhaut und hält sich mit dem Milchgebiss an den Zitzen der Mutter fest. Es wird 6-8 Wochen gesäugt. In der ersten Zeit nehmen die Muttertiere die Jungen auf die Jagd mit. Stirbt das Muttertier, so ist auch das Jungtier verloren, da kein anderes Muttertier das Junge annimmt. Nach dem Flüggewerden der Jungtiere lösen sich die Wochenstuben auf.

In Bayern gibt es 23 Fledermausarten; in Gochsheim sind 12 Arten nachgewiesen.

Die unterschiedlichen Arten bevorzugen bestimmte Lebensräume. Daher wird zwischen Wald- und Siedlungs-Fledermäusen unterschieden. Die meisten der bayerischen Fledermäuse zählen zu den (stark) gefährdeten bzw. vom Aussterben bedrohten Tierarten. Sie sind Rote-Liste-Arten und somit besonders geschützt. Lt. LfU (2008) wurden bei der letzten Fortschreibung 2003 mehrere Arten aus der Roten Liste „entlassen“; hierzu zählen z.B. Mausohr, Braunes Langohr und Kleine Bartfledermaus.

Der hohe Fledermausbestand im Gochsheimer Wald ist darauf zurückzuführen, dass hier seit den 1960-er Jahren >500 künstliche Nisthilfen aufgehängt und in regelmäßigen Abständen gepflegt (gesäubert) werden. Diese Arbeit erledigt das Ehepaar Günzel. Um gleichzeitig den Bestand zu erheben, werden ca. 250 Nistkästen an einem Tag pro Jahr (dies entspricht einer „Waldabteilung“) kontrolliert und gesäubert. Bei der letzten Bestandserhebung (2013) wurden 215 Individuen in 44 Nistkästen gezählt. Dies war gleichzeitig das bisherige Maximum. Der Bestand entwickelt sich jedoch in Wellen; eine langfristige Prognose ist daher nicht möglich.

Eine Fledermaus muss pro Tag etwa 1/3 ihres Körpergewichts fressen. Alle bayerischen Fledermäuse ernähren sich ausnahmslos von Insekten. Sie gehen meist am Abend auf Jagd. Im Wald sind tunnelartige Forstwege und Lichtungen die idealen Strukturen für die Jagd der Fledermäuse. Lediglich wenn das Wetter einige Zeit kühl und regnerisch ist, jagen Fledermäuse auch tagsüber. Dann kann man z.B. den Großen Abendsegler am Himmel sehen. Er unterscheidet sich von den Schwalben durch seinen „zackigen“ Flug.

Im Spätsommer bzw. Herbst wandern einige Arten (z.B. der Große Abendsegler) in wärmere Gebiete (z.B. nach Südwesten). Flugstrecken von mehren 100 km (bis zu 700 km) sind nachgewiesen. Einige Arten überwintern in Unterfranken. Um Reserven zu sparen fallen die Fledermäuse im Herbst/Winter in eine Art Winterruhe. Ihre Körpertemperatur wird dann von ~38°C auf 5°C bis 3°C abgesenkt. Bis zum Frühjahr verlieren die Fledermäuse 30% ihres Körpergewichts.

Die Fledermäuse suchen für den Winterschlaf ihre Winterquartiere auf. Dies sind i.d.R. natürliche oder künstliche Höhlen, (Bier-)Keller etc.. Idealerweise handelt es sich um dunkle, zugluftfreie Räume mit konstanter Luftfeuchtigkeit (85 - 100%), Temperaturen um + 8°C. Die konstant hohe Luftfeuchtigkeit ist nötig um ein Austrocknen der Tiere zu verhindern.

Störungen durch den Menschen (Geräusche, Anleuchten mit Taschenlampen, leichte Berührungen) während des Winterschlafs können Fledermäuse schwächen und letztlich ihren Tod herbeiführen. Denn bei Störungen erfolgt das Aufwachen unter deutlich größerem Energieaufwand als beim natürlichen (allmählichen) Aufwachvorgang. Daher ist das Vorhandensein ausreichender (störungsfreier) Winterquartiere für das Überleben der heimischen Fledermäuse unbedingt nötig. Allerdings ist gerade derzeit bei einigen, ehemals bedeutenden Winterquartieren (z.B. Kloster Ludwig) eine massive Bestandsabnahme zu beobachten.

Bei Haussanierungen (z.B. beim Anbringen einer Wärmedämmung) sollte bei Hinweis auf Fledermäuse deren Schutz Beachtung finden (z.B. bei Auswahl des Durchführungszeitpunkts der Arbeiten).

Viele Fledermausarten hängen während der Ruhephasen mehrere Monate mit dem Kopf nach unten an der Decke. Hierfür benutzen die Fledermäuse nicht ihre Muskelkraft sondern einen besonderen Sehnenmechanismus. Hierdurch können sie sich allein durch den Zug des eigenen Körpergewichts mit den Krallen an Wand oder Decke festhalten. Sie können sich aus dieser Körperlage jedoch nicht nach unten in einen gleitenden Flug lösen, sondern müssen seitlich wegfliegen.

In der europäischen (abendländischen) Mythologie ist die Fledermaus negativ besetzt. Sie wird mit dem Bösen, dem Teufel … in jüngerer Zeit auch mit dem Blutsauger in Verbindung gebracht. So werden bildlich Engel mit Vogelfedern, der Teufel aber mit Fledermaus-Häuten dargestellt. … Demgegenüber besitzt die Fledermaus im asiatischen Umfeld einen besseren Ruf. Ihr Konterfei findet sich z. B. auf Münzen.

Im Gegensatz zu ihrem „Dracula-Image“ ist nur eine Fledermausart blutsaugend (an Rindern in Südamerika: Vampir-Fledermaus). Das Problem stellt in solchen Fällen nicht die Menge des entnommenen Blutes, sondern die Gefahr der Übertragung von Krankheiten dar.

Derzeit befinden sich die Federmäuse in der Zug- oder Paarungszeit. Die Paarungszeit dauert bis zum Herbst. In den so genannten Wochenstuben finden sich adulte Exemplare neben bereits fast ausgewachsenen juvenilen Tieren. Dies konnten wir z.B. an der Wochenstube des Braunen Langohrs sehen.

Eine Bestimmung fliegender Individuen ist kaum bzw. nur schwer möglich. Bestimmungsmerkmale (in situ) sind z.B. Größe und Form der Ohren, Länge der Unterarme, Farbe und Ausbildung des Fells, Form der Schwanzflughaut, Besonderheiten etc.

Während der Exkursion konnten wir folgende drei Arten aus nächster Nähe sehen:

1. Braunes Langohr

Merkmale: große Ohren, breite Flügel, braunes Rückenfell

2. Bechsteinfledermaus

Merkmale: mittelgroß, breite Flügel, auffallend große Ohren

3. Großes Mausohr

Merkmale: größte heimische Fledermausart (bis 8 cm lang), Spannweite bis 40 cm, große Unterarme, zartes Fell („richtiges Pelzchen“)

Ein Ziel dieser Veranstaltung soll(te) es sein zu zeigen, welche ökologische Bedeutung Fledermäuse besitzen, wie Fledermausschutz betrieben werden kann, dass Fledermäuse vielfältig und sympathisch aussehen … und dass sie besser sind als ihr (negativ belegter) Ruf.

Aktiven Fledermausschutz kann jeder betreiben. Ein Anfang ist bereits ein naturnaher Garten ohne den Einsatz von Insektiziden. Außerdem wäre es möglich entsprechende Nist- oder spezielle Fledermauskästen aufzuhängen. Besonders wichtig ist es natürlich, Fledermäuse in ihrem Winterschlaf nicht zu stören und entsprechende Betretungsverbote zu beachten.

Für die Teilnehmer wurde das Image der Fledermäuse aufgewertet. Erwähnt sei auch die erfreuliche Teilnahme einer Anzahl sehr interessierter Kinder, die Naturschützer von morgen.

Wir danken Helene und Karl Günzel für dieses einmalige Erlebnis wieder einmal Fledermäuse aus nächster Nähe sehen zu können; darüber hinaus natürlich auch für die vielfältigen und umfassenden Informationen über die Fledermäuse; die ökologischen Zusammenhänge; für die aufwändige perfekte Vorbereitung und Durchführung der Exkursion sowie für die mitgebrachten Informationsschriften. Dem Ehepaar Günzel ein weiteres Wort des Dankes für ihr langjähriges ehrenamtliches Engagement im Fledermausschutz!

Den Fledermäusen danken wir für ihre Geduld! … und den begeisterten Teilnehmern für Ihr Interesse, Staunen und ihre Fragen.

Weiterer Dank gilt Herrn Werner Drescher für die Koordination (Führung der Anwesenheitsliste), Frau Dietlind Hußlein für die technische Organisation bzw. für die Kontaktaufnahme … sowie für die Durchsicht des Berichtes Frau Dietlind Hußlein und Frau Elisabeth Winkler.

für die schönen digitalen Bilder danke ich v.a, Werner Drescher und Sebastian Büttner

Literaturhinweis:

Bayerisches Landesamt für Umwelt [LfU] (2008): Fledermäuse. – Lebensweise, Arten und Schutz. 47 S., Augsburg.



Freitag, 19.09.2014

Tag der Offenen Bildung der Volkshochschule Schweinfurt … der Naturwissenschaftliche Verein stellt sich vor


Organisation und Bericht: Elisabeth Winkler, Schweinfurt

Zum zweiten Mal konnte sich der NWV als Kooperationspartner der VHS am Tag der Offenen Bildung beteiligen.

Dieser Nachmittag bietet dem Verein ein hervorragendes Forum seine Aktivitäten zu präsentieren.

Wir gaben einen Einblick über unsere Veranstaltungen u.a. die Nützlichkeit der Bienen und die Schutzwürdigkeit der Fledermäuse. Herr Huber zeigte eiszeitliche Gerölle Skandinaviens, Dr. Büttner lenkte anhand von Fotos des Ebracher Hofes das Interesse auf die Vielfalt der Steine in der Stadt Schweinfurt und Frau Huber informierte über zugewanderte Pflanzen, wie Indischem Springkraut und Japanischem Knöterich und deren Wirkung auf die Umwelt.

Auf Schautafeln und per Laptop ließen wir die Besucher an unseren Exkursionen teilnehmen und stellten das Programm für 2015 vor.

Wir zählten erfreuliche 45 interessierte Gäste und es kam zu vielen informativen Gesprächen mit den Standbetreuern. Großen Anklang fanden die von K.-H. Stenzinger ausgewählten Ceratiten und Ammoniten, die von den Besuchern kostenlos mitgenommen werden konnten.

Großer Dank gilt Frau Jutta Cize, der Leiterin der VHS für alle Unterstützung, dem Hausmeisterteam der VHS, insbesondere Herrn Kloos und folgenden Vereinsmitgliedern, die durch ihre Hilfe zum guten Gelingen dieser Veranstaltung beigetragen haben (alphabetische Reihenfolge):

Dr. Georg Büttner, Werner Drescher, Helga und Francise Leopold Huber, Dietlind Hußlein, Prof. Lothar Kranz, Helmut Müller, Konrad Roth, Karlheinz Stenzinger, Otmar Winkler

Sowie dem Ehepaar Karl und Helene Günzel für die Überlassung von Nistkästen und sonstigem Material über Fledermäuse.

Red.: Großer Dank an Frau Elisabeth Winkler für Organisation, Ideensammlung und Koordination der Veranstaltung sowie für ihre Kreativität und ihren Einsatz bei der Standgestaltung und den Präsentationen.



Tag des Geotops / Sonntag, 21.09.2014

Terra triassica Euerdorf – Besuch des neuen Museums und Begehung von Triasaufschlüssen

Referent: Michael Henz, Euerdorf, Sammlung Mainfränkische Trias Euerdorf (SMTE)

Kurzbericht und Bilder: Dr. Georg Büttner

Das neu gestaltete Trias-Museum „terra triassica“ erlaubt einen eindrucksvollen, lehrreichen „Spaziergang“ durch die mainfränkische Trias. Mit Hilfe von Dioramen und Modellen sind für unterschiedliche erdgeschichtliche Etappen verschiedene Lebensräume im Zeitabschnitt von der Perm-Trias-Grenze bis zum Keuper dargestellt. Kernelemente sind natürlich die zahlreichen hervorragenden, gut präparierten fossilen Zeugen der Euerdorfer Sammlung.

Michael Henz erläuterte während seiner ca. 30-minütigen Führung nicht nur den Gang durch die Erdgeschichte, sondern auch das Konzept des neuen Museums bzw. seines räumlichen Umfeldes.

Zum Museumskonzept gehören neben der eigentlichen Ausstellung Präparations- und Bearbeitungsräume, ein Raum für Vorträge oder Kurse, der Museumsgarten (mit Trias-Bezug) sowie zwei speziell auf das Museum ausgerichtete Wanderwege (Wein und Stein und Weg der Zeit). Am Weg der Zeit befindet sich das Geotop „Saurierfährten“, das zu den 100 schönsten Geotopen Bayerns zählt.

Dieses in sich schlüssige „gesamtheitliche“ Konzept versucht die Geologie mit dem Tourismus zu verbinden und soll so nachhaltig wirken. Daher konnte der Ausbau des Museums und der begleitenden Infrastruktur mit EU-Geldern unterstützt werden.

Im Anschluss an die Museumsführung bestand die Möglichkeit zum individuellen Erkunden. Anschließend bot Herr Henz eine Exkursion in die Trias an, der trotz des extrem unbeständigen Wetters fast alle der etwa 20 Teilnehmer folgten. Während dieser Geologischen Führung wurden zwei Aufschlüsse am Haarberg, östlich von Euerdorf, besucht:

Aufschluss 1: Übergang Buntsandstein Muschelkalk;

Aufschluss 2: „Oolith-Zone“ (Oolith-Bank Alpha und Beta)

Im Aufschluss 1 ist über violettroten und grauen Tonsteinen der Beginn der karbonatischen Abfolge aufgeschlossen. Diese setzt mit einem gelben Gestein, dem so genannten „Grenzgelbkalk“ ein. Darüber folgt (normaler) Unterer Muschelkalk. Herr Henz legte besonderen Wert auf die Ansprache von so genannten Konglomerat-Bänken. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass in ihnen rundliche Gesteinskomponenten (durch Aufarbeitung) eingelagert sind. Die Konglomeratbänke dienen der Gliederung des Wellenkalks.

Aufschluss 2 liegt etwa 50 Höhenmeter über Aufschluss 1. Besonderheit sind hier Oolithbänke, die in die Wellenkalkfolge eingeschaltet sind und somit hier die stratigraphische Zuordnung erlauben. Ein Oolith ist ein Gestein, das aus vielen kleinen kugeligen Komponenten besteht (sog. Ooiden). Es ist im Flachwasser durch wechselnde Bewegungsrichtung entstanden.

Neben der Entstehung und Ausbildung des Unteren Muschelkalks wurde auch auf die Karbonat-Verkarstung (lokale Hinweise zur kluftgebundenen Höhlenbildung) sowie auf Bruchtektonik (Staffelbrüche mit geringen Versätzen in Aufschluss 2) hingewiesen.

Trotz des unsicheren Wetters hielten die Teilnehmer lange durch und ließen sich am Berggipfel auf eine intensive Diskussionsrunde (z.B. zu Bewegungsmechanismen und Alter von tektonischen Ereignissen ein). Selbst wenn dies Herrn Henz (und mir) viel Spaß machte, so „rächte“ es sich jedoch kurz danach, als wir beim steilen Abstieg von einem Sturzregenereignis überrascht wurden. … Reichlich durchfeuchtet (aber wohlbehalten) kamen wir schließlich am Museum wieder an. … Am Postkolloquium in Wirmsthal nahmen immerhin noch ca. 15 Personen teil und teilten bei Federweißem und fränkischer Brotzeit die vielfältigen Eindrücke.

Großer Dank an Michael Henz für die Vorbereitung und Durchführung dieser interessanten Veranstaltung und allen Teilnehmern für ihr Interesse und die angeregte Diskussionsrunde.



Samstag, 27.09.2014

Besuch des Apfellehrpfades und der Kelterei in Schleerieth

Referent: Erich Rößner, Alitzheim

Bericht: Georg Büttner

Rechtzeitig zur Apfelernte führte uns Herr Erich Rößner diesmal durch den Apfellehrpfad in Schleerieth. Dort konnten wir einige der Sorten, die wir in den vergangenen Jahren im Rahmen seiner Apfelseminare kennen-gelernt haben, in ihrer natürlichen Umgebung sehen und schließlich einiges über die Vermarktung der Äpfel erfahren.

Folgende Obstsorten wurden vorgestellt:

Art/Sorte

Anmerkung

Apfelsorte


Berner Rosenapfel

Tief dunkelrot, hochgebaut, säurebetont, dicke Oberhaut, leicht bewachst, Reife Mitte September - Anfang Oktober, Tafelsorte.

Brettacher

Späte Sorte, jetzt grün mit angedeuteten Bäckchen, wird noch gelb; große Früchte, Lagerapfel, mehrfach vorkommend, Wirtschafts- und Mostapfel,

Finkenwerder Prinzenapfel

Länglich gebaut, gelb-rot-geflammt, Mostapfel, im Winter zum Essen, norddeutsche Sorte, Wirtschaftsapfel; SYN.: Schafsnase, Hasenkopf

Geheimrat Dr. Oldenburg

Grundfarbe gelb, rot geflammt, Tafel- und Küchenapfel

Gelber Boskoop

Lederapfel“ s. Roter Boskoop

Goldparmäne

Gelbrot, süß, geschmacklich sehr gut , Frischverzehr, Reife Ende September


Goldrenette von Blenheim

Großer Sommerapfel, Wildlederstrukturen, Tafel- und Wirtschaftsapfel

Kaiser Wilhelm

Rote Backen auf Sonnenseite, weiße Sternchen, säurebetont, hält bis Weihnachten (hier häufig), für Frischverzehr und Wirtschaftsapfel

Jakob Fischer

Große Früchte (bereits weitgehend abgeerntet), wird mehlig; Genussreife Mitte August - Mitte September, Tafel- und Wirtschaftsapfel

Jakob Lebel

Flachrund, gelbe Flammen, sehr guter Bratapfel, Wirtschafts- und Mostapfel

Landsberger Renette

Gelbe Grundfarbe mit Flammen; sehr gute Apfelsorte; süßlich, fast wie Ananas; fast keine Säure, Frischverzehr, Wirtschafts- und Mostapfel

Ontario

Schneewittchen Apfel“, bläulich bereift, schmeckt jetzt nach Gras; muss noch lange hängen; bis Mai frisch; Backapfel, festes Fleisch; Wirtschafts- und Mostapfel

Rheinischer Bohnapfel

Sehr schwerer, alter Mostapfel; klein, rund, rotbackig; sehr viel Zucker, sehr viel Säure (ca. 62°Öchsle); weißes Fleisch wird nicht braun (hier häufig)

Rheinischer Winterrambur

Großer Speiseapfel, Reife ab Ende September, bis 7 Monate haltbar

Roter Boskoop

Ledrige Struktur („Lederapfel“), große Frucht bis 200g schwer, hält bis Januar / Februar; verliert jedoch bei längerer Lagerung an Knackigkeit (Wasser verdunstet)

Roter Kardinal

Intensivroter Apfel, Tafelapfel, Apfelsaft ist hellrot

Rote Sternrenette

Kleiner runder roter Apfel („Weihnachtsapfel“); jetzt gut, wird später mehlig, Tafelapfel, reift Ende Sept.



Schöner von Nordhausen

(Hindenburgapfel)

Schwerpunkt mittig, recht groß, rote Backen, Oberfläche glatt, knackig, Lagerapfel, Wirtschafts- und Mostsorte

Schöner von Wiltschir

Hellgelbe Grundfarbe, rote Flammen, säurebetont, sehr guter Apfel, knackig bis Februar, widerstandsfähig, Tafel- und Wirtschaftsapfel

Weißer Winterkalvill

Großer asymmetrischer Apfel, grünlich, süßsäuerlich, Tafelapfel (Baum am besten als Spalier geeignet gut pflegen!)



Birnensorte


Butterbirne

Ins bräunliche gehend, nicht so schmelzend, hervorragende Brennbirne

Flaschenbirne,

Boscs Flaschenbirne

Bronzerot, stark schmelzend; genussreif Ende September



Mispel (eigene Art)


Braune kleine Frucht; mehlig, nach Frost aufgeschlossen, für Marmelade geeignet; Heimat: Südost- und Südeuropa

Der Ertrag an Äpfeln wird durch den richtigen (= klaren) Schnitt wesentlich gesteuert. Der Schnitt und damit die spätere Form des Baumes werden bereits in dessen frühen Jahren vorgegeben. Eine spätere Korrektur ist nur schwer oder kaum möglich. Herr Rößner zeigte uns in diesem Zusammenhang zahlreiche nicht optimal geschnittene Bäume und wies uns auf die hieraus erwachsenden Probleme hin. Negativ zu bewerten sind z.B. ein Aussehen wie eine Trauerweide mit schweren Äpfeln an den Enden, so genannte Wassertriebe oder Bäume mit mehr als 2 Ebenen „Baum im Baum“.

Bedeutsam für den Apfellehrpfad und den Bestand von Streuobstwiesen sind die Pflege der Grasflächen unter bzw. zwischen den Bäumen (z.B. durch Mähen oder Beweidung) sowie die Vermarktung der Äpfel. Die Grasflächen werden hier von Pferden beweidet; die Vermarktung der Äpfel erfolgt über die Obstkelterei in Schleerieth.

Herr Rößner wies darüber hinaus auf die ökologische Funktion von Streuobstwiesen (z.B. für Insekten) hin und wurde nicht müde die Bedeutung von Totholz hervorzuheben. Insbesondere Baumhöhlen an älteren Bäumen dienen Vögeln und Fledermäusen als Quartier.

Zum Abschluss besuchten wir die kommunale Obstkelterei Schleerieth. Lt. Herrn Hederich ist die Kelterei als Verein organisiert. Ihm haben sich inzwischen 45 Mitglieder anschlossen. Die Maschinen und das Gebäude wurden in den letzten Jahren mit hohem Aufwand saniert. Neben den Vereinsmitgliedern kann jedermann dort seine Äpfel pressen lassen. Er muss nicht zwingend Mitglied im Kelterei-Verein sein.

Verfaulte Äpfel dürfen nicht gepresst werden. Die Äpfel gelangen über ein Förderband in eine Mühle. Das Mahlgut wird auf Tücher aufgetragen. Auf jede Mahlgutlage folgt ein Holzrost. Etwa 7 solcher Lagen werden übereinander gestapelt und anschließend langsam gepresst. Der gepresste Saft läuft über ein Schlauchsystem direkt zur Pasteurisierungs-Anlage. Dieses Verfahren läuft ähnlich wie bei einem Durchlauferhitzer; der frisch gepresste Saft wird dabei auf 80 – 85°C erhitzt.

Der erhitzte Saft wird unter Luftabschluss in Kunststoffschlauch-Behälter in Chargen von je 5 bzw. je 10 l abgefüllt. Diese Behälter befinden sich zum Schutz in einer (wieder verwendbaren) Umverpackung aus Karton. Ungeöffnet ist der Saft ca. 2-3 Jahre haltbar. Geöffnet hält er einige Monate; es muss jedoch durch Schrägstellung der Papierverpackung gewährleistet werden, dass keine Luft hinzutritt (sonst erfolgt eine frühzeitige Gärung!). – Die Schleeriether Kelterei vermarktet v.a. Apfel- und Birnensaft, aber auch unterschiedliche Saftmischungen.

Zum Abschluss der Exkursion durften wir den guten frisch gepressten Apfelsaft nach Herzenslust probieren!

Etwa 30 Teilnehmer waren zu dieser interessanten und über-aus lehrreichen Veranstaltung bei schönstem Sonnenschein nach Schleerieth gekommen.

Wir danken Herrn Rößner für diese gelungene, höchst informative Veranstaltung sowie für Vorbereitung, Durchführung und Organisation. Ein weiterer Dank gilt dem Team der Schleeriether Obstkelterei, insbesondere Herrn Hederich, für die herzliche Aufnahme und Verköstigung! …. und Herrn Werner Drescher für die schönen Bilder!

Freitag, 10.10.2014

Vortrag: The BigBang-Experiment

Referent und „Summary“: Harald Viemann, B.Sc. (Physik), Schweinfurt/Rostock

Große Maschinen, kleine Teilchen... und was hat das jetzt auch noch mit dem Urknall zu tun? Ein kleiner Einblick in die Teilchenphysik und was man da überhaupt macht.


The Big Bang Experiment …

Ein kleiner Einblick in die Teilchenphysik -

Standardmodell

Das Standardmodell ist vergleichbar mit einem Baukasten für das Universum. Es beschreibt alle uns bekannten Elementarteilchen und deren Wechselwirkungen (WW).

Eichbosonen sind Feldteilchen, die sich durch die Quantisierung der Wechselwirkungsfelder ergeben und die WW vermitteln. Die drei WW sind die elektromagnetische WW, vermittelt durch das Photon, die schwache WW, vermittelt durch das Z- und W-Boson, und die starke WW, vermittelt durch das Gluon.

Im Standardmodell sind alle Teilchen vorerst masselos. Diesen “Schönheitsfehler” behebt das Higgs-Boson. Ein Teilchen, welches durch das örtlich und zeitlich überall vorherrschende Higgs-Feld fliegt, „wechselwirkt“ mit diesem, wird gebremst und erhält so seine Masse.































Quelle: Wikipidia



Das Experiment

Zur Erzeugung neuer Teilchen muss nach Einsteins Formel E=mc2 Energie aufgewendet werden. Diese Energie erreichen wir bei Stößen von Teilchen. Am Large-Hadron-Collider (LCH) in der Schweiz wurden 2012 Protonen auf 8 TeV beschleunigt und zur Kollision gebracht.

Beschleunigen

Die Beschleunigung erfolgt aktuell mit supraleitenden Radiofrequenz-Cavities, welche ein elektrisches Feld von bis zu 30 MV/m aufbauen können. Die Teilchen “surfen” in diesen Cavities regelrecht auf einer elektromagnetischen Welle.

RF-Cavity am HERA-Speicherring für Protonen; DESY in Hamburg

Aufgeschnittenes Kryostat der RF-Cavity für Elektronen am HERA-Speicherring; DESY in Hamburg; Bilder: Harald Viemann



Auf den Ring

Aus Kostengründen leitet man die Teilchen auf eine Kreisbahn, damit sie jede Runde neu beschleunigt werden. Hierzu behilft man sich der Lorentz-Kraft, welche besagt, dass ein bewegtes geladenes Teilchen in einem Magnetfeld eine Kraft erfährt. Herzuleiten ist diese Kraft leicht mit der “Rechten-Hand-Regel”.

Lorentzkraft - bewegtes geladenes Teilchen in Magnetfeld erfährt eine Kraft.

Wie schon bei den Cavities sind die Dipole, welche das Magnetfeld erzeugen, wieder supraleitend und im Grunde einfache Spulen.

Supraleitende Dipole der gegenläufigen Speicherringe am LHC - Quelle: cern.ch; links: Spule und Feld - rechts: gesamtes Kryostat.

Der Detektor

Ein Detektor ist vergleichbar mit einer großen Digitalkamera. Teilchenspuren werden mit einem oder mehreren Trackern verfolgt, die Geschwindigkeit der Teilchen kann über Cherenkov-Strahlung gemessen, der Impuls und die Ladung über Ablenkungen in Magnetfeldern bestimmt werden und vieles mehr. Aufgrund der Vielfältigkeit stelle ich hier nur einen Link zu einer super Seite: http://www.weltmaschine.de





Snapshots

Warum existieren wir?

Nach der postulierten Symmetrie im Standardmodell entstehen oder vernichten sich gleich viele Teilchen und Antiteilchen. Unsere Existenz beweist aber anderes! Geschätzt gab es am Anfang einen Überschuss von einem Teilchen auf eine Milliarde Antiteilchen. Dies führt uns zu der Annahme, dass diese Symmetrie gebrochen sein muss. Die CP-Verletzung (Ladung und Parität) ist eine solche Symmetriebrechung die beim LHCb erforscht wird.

Ist das gefährlich?

Schwarze Löcher - groß und gefährlich - sind die ersten Impressionen, die einem in den Sinn kommen; aber nicht beim LHC!

Ein schwarzes Loch hat aufgrund von Strömungen verknotwirbelnde Magnetfelder, welche hochenergetische Teilchen in einem Jet ausstoßen. Diese Teilchen haben Energien von rund 300 Millionen TeV und treffen uns immer, sobald ein Jet in unsere Richtung zeigt. Da dies der Erde nichts ausmacht, tut es der LHC auch nicht, da dieser Teilchen auf 8 TeV beschleunigt, also nicht im Entferntesten an diese Größenordnung heranreicht.

Natürlich könnte ein schwarzes Loch auch bei einem Stoß entstehen, bei dem die Teilchen ihre elektromagnetische Abstoßung überwinden. Nach Einstein ist dies jedoch nicht möglich, da die Energie, die der LHC aufbringt, wieder wesentlich zu klein ist. Nimmt man jedoch die Stringtheorie hinzu, könnte das eine Teilchen über eine höhere Dimension um die “Barriere” herum gelangen. Das schwarze Loch, das dabei entstehen würde, ist jedoch so klein, dass es “sofort” wieder zerstrahlt.

Der Blick zurück…

Hochenergiephysik beschäftigt sich nicht nur mit der Erforschung aller möglichen Teilchen, sondern ermöglicht uns auch einen Blick an den Anfang unseres Universums.

Bildquelle: Particle Data Group at Lawrence Berkeley National Lab., 2014

Wir sind in der Lage die Physik in der “ersten Sekunde überhaupt” nachzustellen und zu untersuchen.

Ein Zustand um rund 10-36 s ist das Quark-Gluon-Plasma, bei dem sich das Confinement aufhebt und Quarks und Gluonen getrennt voneinander existieren können. Dieser Zustand ist heißer als die Sonne und Teilchen die dort “hineingeraten” schmelzen. Erforscht wird dies bei Ionen-Kollisionen am ALICE-Experiment am LHC.

Weiterführende Links

http://www.weltmaschine.de

http://particleadventure.org/german/index.html

Wir danken unserem Mitglied Harald Viemann für seinen Ausflug mit uns in die Teilchenphysik, für seinen Versuch ein höchst wissenschaftliches Thema so darzustellen, dass wir es als Laien auch verstehen, für seine gut strukturierte bebilderte Präsentation … aber auch für die erklärende Übersicht über die Versuchsanordnungen in Hamburg und am CERN sowie für sein schönes Handout, das hier wiedergegeben wurde. … Gleichzeitig gratulieren wir zum B.Sc.-Abschluss!

Freitag, 24.10.2014

PowerPoint-Vortrag: Einblicke in die Geologie von Mainfranken – Bilder einer Landschaft

Referent und Bericht: Günter Stürmer, Schweinfurt

Landschaftsraum Mainfranken

Unsere Landschaft, in der wir leben und warum sie so wurde, wie sie ist.

Ein Landschaftsraum wird geprägt durch

den steinernen Untergrund,

die Landschaftsgeschichte und

die Besiedelung.

Ziel war es, die Vielfalt in Mainfranken zu zeigen.


1. Der steinerne Untergrund

Das geologische Profil für Bayern beginnt mit dem granitischen Grundgebirge, das im westlichen Spessartvorland (im Raum Aschaffenburg) zu Tage tritt. Darüber sind die Sedimente des Perms (Rotliegendes und Zechstein) mit nach Westen ausstreichenden Mächtigkeiten und der Trias (Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper) mit einer Mächtigkeit von ca. 1250 m abgelagert. Durch ein Einfallen von ca. 7° nach Osten erreicht die Keupergrenze zum Jura (Lias) Bamberg und damit die Ostgrenze von Mainfranken. Durch diese Schrägstellung der unterschiedlich harten Gesteine und deren Verwitterung entstand das Schichtstufenland Mainfrankens von Westen nach Osten mit Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper. Die im Untergrund anstehenden Gesteine prägen sowohl das Landschaftsbild als auch die Bausteine in der jeweiligen Region.

Einen prägenden Einfluss hatte auch die Tektonik. Die bei der Alpenaufwölbung wirkenden Kräfte zerbrachen die Gesteinsfolgen in Mainfranken. In Begleitung dieser Bruchlinien entstand der Rheingraben und das Vulkangebiet Rhön, deren Landschaftsbild durch den Basalt geprägt ist.


2. Landschaftsgeschichte

Im Tertiär war die Entwässerung nach Südosten gerichtet. Durch den Meteoriteneinschlag vor 14,5 Mio. J. wurde der Abfluss nach Süden versperrt. Der Rückstau in diesem Bereich und die Absenkung des Rheingrabens erzwangen eine schrittweise Umorientierung der Entwässerung Mainfrankens nach Westen.

Die heutige Landschaftsgestaltung begann erst im Quartär. Riesige Eismassen bedeckten Nordeuropa (etwa bis Hannover) und den Alpenraum (südlich der Donau). Mainfranken lag somit im eisfreien Bereich zwischen diesen Eispanzern. Die durch die Eismassen mitgeführten Schuttmassen wurden an der Gletscherbrust durch starke Winde ausgeblasen. Feine Partikel wurden ausgetragen und fraktioniert als Flugsand bzw. Löß auch in Mainfranken abgelagert.

Die Entwässerung des nördlichen Teils des eisfreien Bereichs erfolgte über den Vorläufer des Mains von Nordwesten nach Südosten zur Donau. Es entstand der Main in seiner heutigen Form vor ca. 2-3 Mio. J.. Gleichzeitig entwickelte sich eine Fauna beginnend mit einer Tundra bis zu der Pflanzenwelt, die wir heute kennen.

3. Die Besiedelung

Die ersten nachgewiesenen Besiedlungsreste stammen von Würzburg-Schalksberg (Homo erectus heidelbergensis, 400.000 J.). Danach sind Steinwerkzeuge z.B. in Ottenhausen (siehe Jahrbuch 1998) beschrieben. Die Entwicklung erster bäuerlicher Strukturen können im Bandkeramik-Museum in Schwanfeld besichtigt werden.

Die Kelten hinterließen in Mainfranken auf vielen Anhöhen ihre Siedlungsreste. Nach ihrer Wanderung nach Süden wurde der Siedlungsraum durch die nachrückenden Germanen besetzt. Bereits diese Völker nutzten das Salz (des Zechsteins) als Gewürz und Konservierungsmittel.

In der Zeit um Christi Geburt versuchten die Römer ihren Machtbereich von der Rheinlinie weiter nach Osten auszuweiten, mussten aber 9 n. Chr. Im Teutoburger Wald eine empfindliche Niederlage einstecken, in deren Folge sie sich auch in Mainfranken auf die Linie des Limes zurückzogen. Eine Unterwerfung Mainfrankens fand nicht statt.

An alten vorchristlichen Siedlungen entstanden wichtige Städte Mainfrankens. Bad Kissingen wegen seines Salzes. Würzburg als Bischofssitz und Zentrum der Christianisierung, heute Regierungssitz von Unterfranken. Dort haben wichtige Persönlichkeiten gewirkt wie Balthasar Neumann, Wilhelm Conrad Röntgen und Tilmann Riemenschneider. Schweinfurt mit der Gründung der Leopoldina - heute eine Stadt der Industrie.

Neben den vielen Bildstöcken, die im Bereich des leicht zu bearbeitenden Werksandsteines überall zu finden sind, ist Mainfranken ein Landschaftraum des Weines. Er ist wie Vieles in Mainfranken geprägt durch die Gesteine, auf denen er wächst, und die Landschaftsformen dieses Raumes.

Diese Vielfalt unseres Landschaftsraumes führt dazu, dass Außenstehende formulieren: Franken, ein Reich der Boxbeutel, Wandern ohne Ende und Sehenswertes an fast jeder Ecke. Das gilt es immer wieder neu zu entdecken.

Wir danken Herrn Günter Stürmer für seinen interessanten, reich bebilderten Vortrag, für spannende Denkansätze und für das Aufzeigen, wie geowissenschaftliche Zusammenhänge die historische Entwicklung Mainfrankens mitbeeinflusst haben … sowie für seine textliche Ausarbeitung.

Samstag, 25.10.2014

Besuch des Natursteinwerks Neuhoff sowie des Bandkeramik-Museums in Schwanfeld

Referenten:

Natursteinwerk Neuhoff: Doris und Marcel Neuhoff

Gemeinde Schwanfeld: Richard Köth, 1. Bgm.

Bandkeramikmuseum Schwanfeld: Roland Müller

Naturwerksteine sind uns roh als Gesteine, z.B. aus Stein-brüchen, gebosst und schariert aus Natursteinmauerwerk oder Kunstwerken, geschliffen und poliert als Fassaden-steine, Küchenplatten oder auch Grabmale bekannt. Eine Vielzahl heimischer und ausländischer Naturwerksteine konnten wir in den vergangenen Jahren im Zuge des Arbeitskreises Steine-in-der-Stadt kennenlernen. Da brachte uns unser Ehrenvorsitzender Herr Günter Stürmer auf die Idee, den Werdegang eines Naturwerksteins vom Rohblock zum fertigen Werkstück bei der Fa. Neuhoff kennen zu lernen. Er empfahl dies mit dem dort ansässigen Bandkeramikmuseum zu verbinden. Was wir dann auch so umsetzten. … Und um es gleich vorwegzunehmen: Alle Teilnehmer waren begeistert von dieser Exkursion und der Vielfalt der Informationsfülle!

In Schwanfeld empfingen uns im Natursteinwerk Neuhoff (neben 2 steinernen Elefanten) Frau Doris Neuhoff und ihr Sohn Marcel sowie der 1. Bürgermeister von Schwanfeld, Herr Richard Köth.

Nach einer kurzen Begrüßung führte uns Herr Marcel Neuhoff durch die Aufbereitungshallen. Er erläuterte uns engagiert die Funktionsweise von Block- und Seilsägen sowie Poliermaschinen. Vor dem geistigen Auge erklärte er uns, in welche Richtungen und mit welchen Werkzeugen Blöcke und Platten bewegt werden können … und welche Neuerungen es inzwischen hinsichtlich der technischen Weiterentwicklung gibt. Viele dieser Großgeräte arbeiten vollautomatisch und verwenden selbständig je nach Produktionsschritt das geeignete Werkzeug. Ein Highlight war eine Maschine, bei der mittels Sandstrahl auch harte mehrere Zentimeter starke Gesteinsplatten millimetergenau geschnitten werden können. Die Formgebung wird vorher am PC einprogrammiert. Spannend war daneben auch die Entstehung von Massageliegen aus Naturstein, deren Einzelteile auf Gehrung gesägt und quasi ohne erkennbare Naht zusammengefügt werden, so dass der Anschein eines massiven Gesteinsblocks entsteht.

Zum Abschluss führte uns Herr Marcel Neuhoff durch das Platten- und Gesteinslager. Er zeigte uns dabei etwa 0,5 cm dünnes „Gesteinsfurnier“, das z.B. bei der Innenauskleidung von Kreuzfahrtschiffen und Jachten oder im Flugzeugbau Verwendung findet (Gewichtsproblem).

Die Möglichkeiten der automatisierten Aufbereitungs- und Montagetechnik begeisterte die Teilnehmer sehr, so dass sie zahlreiche Fragen stellten. Daher dauerte die Führung durch die Produktionsstätte unerwartet lang, etwa 2 Stunden.

Vielen Dank an Herrn Marcel Neuhoff für seine engagierte Führung … man sah, dass er seinen Beruf mit viel Herzblut ausfüllt!

Anschließend lud uns Frau Doris Neuhoff in ihre Geschäftsräume zu einem, wie sie sagte, „kleinen“ Imbiss ein. … Er war sehr vielfältig, sehr gut und alle wurden satt … Vielen Dank für die Einladung!

Herr Bürgermeister Richard Köth nutzte „die Gunst der Stunde“ und stellte uns anschließend mit einer Powerpoint-Präsentation die Gemeinde Schwanfeld (mit ihrer außergewöhnlichen Wirtschaftskraft) und den hier errichteten Windlehrpfad vor. Gerade in Bezug auf die Nutzung der Windkraft kamen viele Fragen auf, insbesondere in Bezug auf die Wahrnehmung bzw. Akzeptanz im Ort und auf die Auswirkung auf den Naturschutz. Es herrschte jedoch bei den meisten Teilnehmern Konsens darüber, dass die Windkraft als regenerative Energie einen guten Weg in eine neue Zeit (ohne Atomstrom) darstellt.

Nach dieser Vorstellung konnten sich die Teilnehmer einen Überblick über hochwertige Produkte der Fa. Neuhoff in deren Showrooms verschaffen. Dort waren v.a. exquisite Bäder und Küchen mit Natursteinverblendung zu bestaunen. Weitere Höhepunkte bildeten eine Sitzbank aus massivem (roten) Adneter Marmor sowie ein mit demselben Stein verkleideter massiver Holzschreibtisch.

Den zweiten Abschnitt der Exkursion bildete der geführte Besuch des Bandkeramik-Museums mit Herrn Roland Müller.

Beim Bau der Verbandsschule Schwanfeld entdeckte Herr Koppelt aus Gerolzhofen Grubenverfärbungen sowie Scherben der ältesten Bandkeramikerzeit (ca. 7.500 Jahre vor heute). Bei gezielten Grabungen wurden zwei Gräber mit Grabbeigaben, Pfostenlöcher mehrerer Großhäuser und zahlreiche weitere Scherben sowie Feuersteinklingen etc. gefunden. Die Gemeinde Schwanfeld entschied, diese wichtigen Zeugnisse in einem eigenen Museum zu präsentieren. Maßgeblich für die wissenschaftliche Betreuung dieses Museums war Prof. Jens Lüning, der hier zahlreiche Grabungen (1979-1985 sowie 2003) durchgeführt hatte.

Die in den Gräbern gefundenen Knochen und Zähne erlauben über Isotopenbestimmungen einerseits die Aussage über Altersbeziehungen der beiden gefundenen Personen zueinander, andererseits über die regionale Herkunft dieser Menschen. Demnach kommt die Schwanfelder Sippe aus dem Raum des heutigen Tschechien. Das Grab des jugendlichen Fürsten („Erwachsenengrab“) wird der ersten Siedler-Generation zugeordnet. Das Grab des Kindes ist dagegen mehrere Generationen jünger, obwohl es nahe am Grab des Fürsten lag. (Der Grund hierfür liegt im Unklaren.)

Aufgrund der Siedlungsreste wurde ein Schema erarbeitet, wie man sich die fortschreitende Besiedlung (verbunden mit dem Ackerbau: bäuerliche Frühstufe) zur Zeit der Bandkeramiker am Siedlungsstandort Schwanfeld vorstellen könnte. Diese Ergebnisse wurden in einer computersimulierten, animierten Präsentation am Anfang der Führung (als Film) vorgestellt.

Das Museum an sich lebt vom Experimentellen. Das Erle-ben, das Anfassen, das Mitmachen stehen im Vordergrund. Teilweise werden Bearbeitungstechniken in verschiedenen Zeitscheiben gezeigt (Bandkeramikerzeit – frühes 20. Jh. – heute). Viele der im Museum vorgestellten Fundstücke oder Arbeitsgeräte wurden an Hand von Vorbildern rekonstruiert, die nicht in Schwanfeld, sondern in Brunnen oder Moorgebieten Norddeutschlands konserviert waren.

Die vorgestellten Themenbereiche umfassen z.B. Holzbe-arbeitung, Feldbau, Haus – Hof – Dorf, Keramik: Alltags-geschirr und Kultgefäße, Tonfiguren und Idole, Schmuck und Kleider, Neolithikum und Bandkeramik: Entstehung und Ausbreitung mit Chronologie. Den Höhepunkt stellen die beiden (teils nachgebildeten) Gräber dar.

Unser Museumsführer, Herr Roland Müller nutzte die Ge-legenheit der fachlichen Diskussion z.B. über die mögliche Herkunft von Feuersteinen. … Wir danken ihm für die äußerst abwechslungsreiche, informative Führung!


Freitag, 21.11.2014

Vortrag: Der Nationalpark Bayerischer Wald: Natur Natur sein lassen

Referent(en):

Teil 2-5: Dr. Stephan Graßl, Schonungen-Forst,

Teil 1 (Geologie): Dr. Georg Büttner, Hof / Schweinfurt

Bericht: Dr. Stephan Graßl

Der Nationalpark Bayerischer Wald wurde im Jahr 1970 als erster deutscher Nationalpark gegründet. Sein Motto war bzw. ist damals wie heute „Natur Natur sein lassen“. Diese Haltung, die auch „Prozessschutz“ genannt wird, bezeichnet die Auffassung, dass durch den völligen Verzicht auf menschliche Eingriffe der Wald und die Natur durch eigene Dynamik wieder von allein in ihr ökologisches Gleichgewicht finden. Nach den beträchtlichen Sturmschäden aus den 80er und 90er Jahren des letzten Jahrhunderts sowie nach dem Orkan Kyrill im Januar 2007 wurden viele Fichten in den Höhenlagen zerstört. Gemäß der Philosophie des Nationalparks wurde alles Totholz belassen. Es folgte eine explosionsartige Ausbreitung des Borkenkäfers und wieder entschied sich die Nationalparkverwaltung, auf ein Eingreifen zu verzichten, um der Natur die Chance zu geben, das Problem selbst zu lösen. Seit der Gründung des Nationalparks gab es deswegen einige Auseinandersetzungen, die auch bis heute noch andauern.

Der Vortrag war in fünf Aspekte des Nationalparks gegliedert: Geologie, Ökosysteme, Fauna, Flora und Philosophie. Georg Büttner referierte über die geologischen Vorgänge, die den Bayerischen Wald entstehen ließen. Er begann mit Sedimentation und Metamorphose(n) im Proterozoikum vor über 545 Millionen Jahren und erläuterte die Entwicklungen bis zu den Kalt- und Warmzeiten des Quartärs. Der Motor der Umbrüche liegt in der Plattentektonik. Das Resultat der Metamorphose(n) waren in erster Linie Gneise. Georg Büttner berichtete über Entstehungsgeschichte des Pfahls, der den Bayerischen Wald auf langer Strecke durchzieht. Die Verwitterung der Intrusivgesteine wurde anhand von vielen Bildern anschaulich beschrieben. Dann erfuhren die Zuhörer einiges über die Relikte aus den Eiszeiten des Quartärs. Neben Verwitterungsschutt und Blockmeeren wurden auch Karseen (und Moränen) vorgestellt, die in den wenigen ehemals vergletscherten Bereichen (z.B. am Rachel oder Arber) vorkommen.

Einen Überblick über die Ökosysteme des Nationalparks gab Stephan Graßl. Er beschrieb die Waldökosysteme beispielhaft anhand des Moorwaldes, des Grauerlenwaldes und des Bergfichtenwaldes. Aber es gibt im Bayerischen Wald auch viele kleine Mikroökosysteme, die jeweils ganz besonderen Lebensräume bieten, auf die sich hochspezifisch angepasste Artengesellschaften ansiedeln konnten. So bieten z.B. Stillgewässer, Fließgewässer, Bergweiden (auch Schachten genannt), Hochmoore, Blockhalden, Felsformationen oder Totholz viele Nischen für die Fortpflanzung spezieller Arten. Ein nach wie vor großes Problem für alle Waldökosysteme ist die Eutrophierung durch die Einträge von Stickstoffverbindungen aus der Atmosphäre. Sie stammen aus dem Straßenverkehr, aus der Industrie und aus der Landwirtschaft. Auch die Belastung mit Ozon schädigt alle Lebewesen des Mittelgebirges.

Generell gilt, dass es Tiere im Bayerischen Wald schwer haben, sich dauerhaft anzusiedeln. Die Gründe hierfür sind die relativ sauren Böden, die hohen Niederschläge, die niedrigen Jahrestemperaturen, die lang dauernde Schneebedeckung, die sauren Gewässer, das relativ geschlossene Baumkronendach und nicht zuletzt die isolierten Lebensräume vieler Arten. Der Referent stellte ein paar Tierarten exemplarisch vor. Der Luchs ist bereits im Jahr 1848 in der Region verschwunden, konnte aber 1970 wieder erfolgreich angesiedelt werden. Die Eigenschaften und das Sozialverhalten des Wisents wurden erläutert. Der Biber war sogar schon im 17. Jahrhundert im Bayerischen Wald ausgestorben, ist aber seit den 1980er Jahren wieder an Donau und Isar heimisch geworden. Der Weißrückenspecht lebt ausschließlich von Totholzinsekten und nistet in absterbenden hohen Laubbäumen. Das Auerhuhn ist hinsichtlich seines Lebensraumes sehr empfindlich und auch durch die isolierten Populationen ist sein Bestand bedroht. Der Sperlingskauz ist der kleinste Eulenvogel Europas und hat auch im Nationalpark eine kleine Population gebildet.

Auch bezüglich der Flora im Bayerischen Wald gilt, dass nur an die rauen klimatischen Bedingungen angepasste Arten überleben können. Moose sind wahre Hungerkünstler und können auf Standorten mit extremer Nährstoffarmut existieren. Die Bergulme ist seit vielen Jahren durch den Ulmensplintkäfer stark bedroht. Heidelbeeren bevölkern weite Bereiche des Nationalparks und sind Hauptnahrung des Auerhuhns. Der Blaue Eisenhut ist eine sehr giftige Arznei- und Zierpflanze. Pilze sind seit jeher ein wichtiges Handelsgut des Bayerischen Waldes und spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem Wald.

Es gibt einige ortsfremde, eingewanderte Tierarten (Neozoen) und Pflanzenarten (Neophyten), die die einheimischen Arten gefährden können. Darunter zählen Neozoen wie z.B. das Damwild, die Regenbogenforelle, der Waschbär, die Bisamratte oder der Marderhund, die als Nahrungskonkurrenten fungieren. Als Neophyten gelten z.B. die Douglasie, die Lärche, der Lebensbaum Thuja oder der Schlitzblättrige Sonnenhut, der über Flüsse oder Straßen in das Gebiet eindringen kann.

Schließlich bot der Referent mit einigen philosophischen Gedanken an, über das Verhältnis des Menschen zur Wildnis nachzudenken. Er begann mit einer kleinen Geschichte des Lebens der Menschen in der Wildnis. Dann beschrieb er verschiedene Aspekte der heutigen Rolle des Menschen in der Wildnis: Der Mensch ist Beherrscher der Natur, Ausbeuter der Natur, Student der Naturwissenschaften, er ist abhängig von der Natur und, erst seit kurzer Zeit, auch Beschützer der Natur. Es gibt auch verschiedene Facetten der Beziehung des Menschen zur Wildnis heute. Der Mensch in unserer Zeit spürt in der Natur Freiheit von Entfremdung, er spürt die natürliche Ordnung des Waldes oder anderer Ökosysteme; gesellschaftliche Normen und Regeln gelten in der Wildnis nicht. Der Wunsch nach Stressabbau und Erholung führt heute viele Menschen in die Natur: ihre stresslindernde Wirkung ist wissenschaftlich oft belegt worden. Als Kulturwesen muss der heutige Mensch den Bezug zur Wildnis erst wieder neu lernen, sie ist ihm fremd geworden.

Die Einrichtungen im Nationalpark können in unterhaltsamer und leicht verstehbarer Art den Besuchern die Wildnis wieder näher bringen. Das Nationalparkzentrum Lusen bietet ein Tierfreigehege, einen Pflanzengarten und einen Baumwipfelpfad. Im Nationalparkzentrum Falkenstein kann man auch ein Tierfreigehege besuchen, eine Steinzeithöhle bestaunen und sich eine große Ausstellung ansehen. Das waldgeschichtliche Museum St. Oswald bietet viel Wissenswertes zur Kulturgeschichte des Bayerischen Waldes. Und im Jugendwaldheim können Jugendliche spielerisch die Natur erkunden.

Natur Natur sein lassen: So können auch die Generationen nach uns echte Urwälder mitten in der Zivilisation erleben.

Herrn Stephan Graßl vielen Dank für den umfassenden Vortrag und die Ausarbeitung des Berichts, allen die mitdiskutiert haben, danke für die interessanten Beiträge…. Ein spannendes Thema (siehe unten!)

Schlaglichter der Diskussion zum Thema

Natur Natur sein lassen“

Berichterstattung: Georg Büttner

An den Vortrag schloss sich eine lange, teils engagiert geführte Diskussion über mögliche Ziele im Naturschutz, so z.B. die Natur sich selbst zu überlassen, also „Natur, Natur sein lassen“ oder bestimmte Zielvorstellungen (mit entsprechenden Pflegemaßnahmen) zu erreichen (z.B. Beweidung oder Entbuschung von Bergweiden oder Entfernung von Neophyten).

Ein wichtiger Einwurf während der Diskussion im Hinblick auf die zu erwartende natürliche Sukzession der Windwurf- und Borkenkäfer-Flächen war die Rolle des Menschen (im Laufe der letzten Jahrtausende) im Bayerischen Wald und die tatsächliche „Urvegetation“. Die während der Diskussion nicht lösbare Frage war, ob es hier jemals (reine?) Buchenwälder gab … und ob solche Wälder im Zuge der natürlichen Sukzession zu erwarten wären.

Hierzu habe ich (G. Büttner) im Nachhinein eine Literaturquelle recherchiert, zwei weitere wurden mir von Georg Rüttiger und Bernd Müller zugesandt:

In der Karte der „Potenziellen Natürlichen Vegetation von Bayern“ (LfU 2012) sind die Standorte im Nationalpark in den niedrigen Lagen als "Tannen-Buchenwälder basenarmer Standorte", in den höheren Lagen vorwiegend als "(Fichten-)Tannen-Buchenwälder basenarmer Standorte" bezeichnet. Im grenznahen Bereich (zu Tschechien) befinden sich einzelne Streifen, die zu "Karpartenbirken- und Schwarzerlenbruchwäldern" zählen. Demnach wären im Zuge einer natürlichen Sukzession überwiegend Mischwälder zu erwarten.

Laut dem Handbuch der natürlichen Waldgesellschaften Bayerns, herausgegeben von der LWF (Walentowski et al. 2004 ff) wird der Hochlagen-Fichtenwald (oberhalb 1150-1250m ü. NN) alleine von der Fichte dominiert. An den Gipfeln von Rachel und Arber wird sogar die Höhengrenze der Fichte erreicht. Aufgrund der widrigen Standortsverhältnisse und der natürlichen Dynamik dieser Fichtenwälder kommt es immer wieder zu labilen Waldentwicklungsphasen, die zu größer flächigen Bestandszusammenbrüchen mit anschließenden Sukzessionsstadien führen können. Die vorkommenden Pionierbaumarten, wie z.B. die Vogelbeere, sind allerdings mit durchschnittlich sehr geringen Anteilen vertreten. Lediglich auf günstigen Kleinstandorten sind v e r e i n z e l t Ahorn und Buche beigemischt.

In den Hanglagen unterhalb dieser Hochlagen-Fichtenwälder wachsen natürlicherweise Subalpiner Buchenwald mit Bergahorn und darunter Bergmischwald.

In den weiter unten folgenden Verebnungen Moorfichtenwald.

Heurich & Englmaier (2010) beschreiben den Einfluss des Menschen auf die Floren-Zusammensetzung des heutigen Nationalparks in den letzten 4.500 Jahren. Die dominanten Baumarten waren demnach Rotbuche, Weißtanne und Gemeine Fichte, alle übrigen Baumarten waren stark unterrepräsentiert.

Vor 3.000 Jahren gab es knapp 50 % Rotbuchen, ca. 30 % Weißtannen und ca. 20 % Fichten. Bis ins 17. Jh. nahm der Buchenanteil allmählich auf knapp 40 % ab. Die Fichten stiegen auf 44 % an, die Weißtannen verringerten sich auf 18 %. Heute nimmt die Fichte 90 % ein, der Buchenanteil liegt nur noch bei ca. 8 %, die Weißtanne ist fast verschwunden.

Wichtigste menschliche Einflüsse waren die Glasherstellung im 16. Jh. (Bedarf von Brennholz mit gezieltem Schlagen von Laubbäumen) und forstliche Maßnahmen in späterer Zeit (insbesondere ab dem 19. Jh.).


Literaturhinweise hierzu:

Heurich, Marco & Englmaier, Karl Heinz (2010): The developement of tree species composition in the Rachel-Lusen region of the Bavarian Forest National Park. – Silva Gabreta, vol. 16 (3): 165-186, Vimperk.

LfU (2012): Karte der Potentiellen Natürlichen Vegetation Bayerns 1:500.000 (R. Suck & M. Bushart, mit Beiträgen von M. Scheuerer und R. Urban)

Walentowski, H.; Ewald, J.; Fischer, A.; Kölling, C.; Türk, W.: Handbuch der natürlichen Waldgesellschaften Bayerns. Ein auf geobotanischer Grundlage entwickelter Leitfaden für die Praxis in Forstwirtschaft und Naturschutz (LWF); Verlag Geobotanica Freising, 441 S. (1. Aufl. 2004; 3. Aufl. 2013).

Freitag, 12.12.2014

Naturwissenschaftlicher Treff zum Jahresabschluss

Jahresrückblick mit kurzem Vortrag (Vereinsgeschehen in 2014, Mitgliederentwicklung, Totengedenken)Beamer-Präsentation (Eindrücke der Veranstaltungen), Ehrungen sowie allgemeinem Erfahrungsaustausch.

Auch 2014 wieder eine gelungene, vom Vorbereitungsteam mit viel Liebe gestaltete Veranstaltung … Danke allen Mitwirkenden, allen voran Elisabeth und Otmar Winkler, Francise und Helga Huber, Michael Henz und Werner Drescher (auch für die Bilder im Folgenden).

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