Freitag 07.01.11: Naturwissenschaftlicher Treff

Während dieses Treffs stellten sich unsere beiden neuen Mitglieder Helga und Francise Huber kurz vor. Außerdem erfolgte ein Erfahrungsaustausch über die aktuelle Entwicklung im Verein sowie ein Gedenken an unser kurz vor Weihnachten völlig unerwartet verstorbenes Mitglied Klaus Wohlfart (Schweinfurt – Potsdam - Bremen).

Den meisten Raum nahm jedoch die Vorstellung der möglichen Ziele des Arbeitskreises „Steine in der Stadt“ ein, der im Zuge des Treffs gegründet werden sollte. Im Folgenden wird über diesen Arbeitskreis und über seine Aktivitäten im Jahr 2011 berichtet.

Arbeitskreis Steine in der Stadt

(Termine im Januar, März und August 2011)

(Berichterstattung: Georg Büttner)

Auf Wunsch vieler Mitglieder und Freunde unseres Vereins erfolgte die Gründung des Arbeitskreises „Steine in der Stadt“. Sein Ziel ist die Auseinandersetzung mit den Naturwerksteinen im Schweinfurter Stadtbild: z.B. Fassadengestaltung, Denkmäler, Straßenpflaster. Folgende Schwerpunkte sollen dabei gemeinsam und/oder in Kleingruppen erarbeitet werden:

Da Personen mit unterschiedlichsten Grundkenntnissen am Arbeitkreis mitarbeiten können, lebt diese Gruppe vom gemeinsamen Erarbeiten der Informationen. Wie die ersten beiden Außentermine zeigen sollten, lassen sich Gesteine bereits mit einfachsten Methoden erkennen und beschreiben. Dies soll ein Hauptaugenmerk der Arbeitsgruppe sein und somit gleichzeitig die Brücke zwischen unterschiedlichsten Interessensgebieten schlagen.

Im Vorfeld bzw. während des Treffs und während der ersten „Outdoor“-Veranstaltungen fanden sich einige Interessenten zusammen. Der Arbeitskreis setzt sich demnach zunächst aus etwa 10 Aktiven zusammen. Mitwirkende sind mit wechselnder Beteiligung zurzeit: Werner Drescher, Helga und Francise Huber, Lothar Kranz und Dietlind Hußlein, Helmut Müller, Georg Rüttiger, Christine und Theodor Viemann, Otmar Winkler und Georg Büttner. Weitere Teilnehmer und Gäste sind jederzeit willkommen.

Ein Leiter wurde nicht bestimmt. Vielmehr ist der Arbeitskreis als sich selbst organisierende Arbeitsgruppe konzipiert. Nach der Einarbeitungsphase können die Mitglieder frei einzelne Objekte aufnehmen. Diese Objekte werden später gemeinsam begangen und die Ergebnisse diskutiert. Die Koordination erfolgt über E-Mail und Telefon. Auf der Internetseite findet sich eine Auswahl von Eindrücken mit beschrifteten Bildern unter der Rubrik „Bildergalerie“.

Als Projektgebiet wählte man zunächst die Schweinfurter Innenstadt, in etwa mit den Resten der Stadtmauer als äußere Begrenzung. Gemeinsam wurde ein Aufnahme-Blatt für die Gebäudekartierung der Schweinfurter Innenstadt entworfen und weiter entwickelt.

Die ersten drei Außenveranstaltungen (Februar, März und August) wurden als „Kick-Off“ konzipiert, während deren die wichtigsten Gesteine, ihre inneren Strukturen, ihre Verwendung, Bearbeitungsmethoden und Verwitterung an praktischen Beispielen im Bereich um den Marktplatz, am Martin-Luther-Platz, im Stadtteil Zürch sowie am Rand der (süd-) westlichen Altstadt erarbeitet wurden.

mehr Bilder siehe: http://www.nwv-schweinfurt.de/homepage/index.php/Bildergalerie

Freitag 11.02.2011 Vortrag: Geotope in Unterfranken

Referent: Diplomgeologe Georg Loth, LfU Hof

Der folgende Text ist weitestgehend zusammengestellt aus: http://www.lfu.bayern.de/geologie/geotope/index.htm

Geotope sind erdgeschichtliche Bildungen der unbelebten Natur, die Erkenntnisse über die Entwicklung der Erde und des Lebens vermitteln. Sie umfassen Aufschlüsse von Gesteinen, Böden, Mineralien und Fossilien sowie einzelne Naturschöpfungen und natürliche Landschaftsteile. Der Geotopschutz hat in Bayern eine lange Tradition. Bereits 1840 verfügte König Ludwig I. von Bayern die Erhaltung der Weltenburger Enge bei Kelheim an der Donau, um sie vor einer Zerstörung durch Steinbruchbetriebe zu schützen.

Die zunehmende Sensibilisierung der Öffentlichkeit für den Schutz der Geotope als unersetzliche Archive der Erdgeschichte hat dazu geführt, dass auch mit dem unbelebten Naturerbe sorgsamer umgegangen wird. Daher ist die Information der Bürger über die erdgeschichtlichen Besonderheiten in ihrer Heimat ein zentrales Anliegen der bayerischen Geotopschützer.

Zu bedeutsamen Geotopen zählen im nördlichen Unterfranken z.B. der Frickenhauser See (Erdfall), die ehemaligen Basaltbrüche Lindenstumpf und Gebirgsstein in der Rhön, die Sulzheimer Gipshügel, aber auch die Mainschleife bei Escherndorf, der Maintaldurchbruch bei Ziegelanger oder Saurierfährten von Euerdorf. Diese sind Teil des Programms "Bayerns schönste Geotope". Im Rahmen dieses Programms wurden für 100 ausgewählte Geotope jeweils Infotafeln und Faltblätter erarbeitet.

Herr Georg Loth vom Bayerischen Landesamt für Umwelt, Dienststelle Hof, stellte uns in seinem reich bebilderten Vortrag eine Auswahl von Geotopen in unserer Nachbarschaft vor und erläuterte uns einige Grundlagen zum Geotopschutz bzw. zur Erhaltung von Geotopen.

Wir danken Herrn Georg Loth für seine aufwändige Präsentation und für den gemeinsamen Gang durch Bayerns Erdgeschichte.

Beispiele für jeweils eine Geotop-Tafel: Bild-Quelle: www.lfu.bayern.de.

Ergänzend wird an dieser Stelle auf die Neuerscheinung des LfU "Hundert Meisterwerke" hingewiesen. Dieser Band fasst die Informationen zu „Bayerns schönsten Geotopen zusammen. Er enthält einen Überblick über die erdgeschichtliche Entwicklung Bayerns und stellt die einzelnen Geotope jeweils auf einer Doppelseite dar. Er ist reich bebildert, Grafiken erläutern die geologischen Sachverhalte. Wanderkarten und GPS-Koordinaten erleichtern das Auffinden der Geotope vor Ort. Hinweise zu weiteren geologischen Sehenswürdigkeiten in der näheren Umgebung (Geo-Lehrpfade, Schaubergwerke, Besucherhöhlen, Museen usw.) laden zu Ausflügen in die Erdgeschichte Bayerns ein.

Herausgeber: Bayerisches Landesamt für Umwelt

Erscheinungsjahr: 2011

Umfang: 288 Seiten

ISBN: 978-3-936385-89

Preis: 19 Euro

http://www.bestellen.bayern.de/

Freitag 18.03.2011 Vortrag: Der Gartenrotschwanz, Vogel des Jahres 2011

Referenten und Bericht:

Dietlind Hußlein, Prof. Lothar Kranz, Schweinfurt

Bis vor wenigen Jahrzehnten war der Gartenrotschwanz ein durchaus häufiger Vogel. Durch ökologische Veränderungen in seinem Umfeld sind besonders in Norddeutschland die Bestandszahlen so stark zurückgegangen, dass er (dort) möglicherweise bald auf die Rote Liste gesetzt wird. Um auf diese Problematik hinzuweisen wurde der Gartenrotschwanz zum Vogel des Jahres 2011 gekürt. Frau Dietlind Hußlein und Herr Prof. Lothar Kranz stellten uns in einer PowerPoint-Präsentation den Gartenrotschwanz, seine Lebensweise und seine Lebensräume vor.

Vogel des Jahres 2011 – der Gartenrotschwanz

Zusammenfassung des Vortrages

Im Gegensatz zum Kormoran – dem Vogel des Jahres 2010 – ist der Gartenrotschwanz ein Vorzeigevogel. Auf Faltblättern und Briefmarken wird er als Motiv gern verwendet.

Das Männchen mit seiner roten Unterseite, seinem klar abgesetzten Schwarz/Weiß über der Stirn und seinem roten Schwanz ist wirklich attraktiv. Das Weibchen ziert nur der rote Schwanz. Ansonsten ist es ein schlichtes, beige-farbenes Vögelchen. Da Männchen und Weibchen so unterschiedliche Kleider haben, spricht man von Sexualdimorphismus (Abb. 1).

Abb. 1: Sexualdimorphismus: Weiblicher (links) und männlicher (rechts) Gartenrotschwanz; Urheber: Henrike Mühlichen, Wikipedia; Abfrage 06/2011


In einer Art Arbeitsteilung baut das Weibchen in seinem schlichten Aussehen das Nest allein und übernimmt auch allein das Brüten. Das Männchen verteidigt das Revier, indem es demonstrativ eine erhöhte Sitzwarte einnimmt und singt. Nur beim Füttern der Jungen hilft es mit. Das Weibchen legt 6-7 Eier, bebrütet sie ca. 14 Tage. Noch etwa 10 – 14 Tage werden die Jungen außerhalb des Nestes gefüttert. Dann löst sich der Familienverband auf.

Zwischen Ende März und Anfang Mai kommen die Gartenrotschwänze aus dem Winterquartier zurück (Abb. 2.). (Am 3. April 2011 haben wir dieses Jahr unseren ersten Gartenrotschwanz am Sauerstücksee gesehen). Zuerst kommen die Männchen zurück, nehmen ein Revier ein und locken die Weibchen durch ihren Gesang. Da die Gartenrotschwänze nur nachts und auch alleine ziehen, fangen die Gartenrotschwanzmännchen schon eine Stunde vor Sonnenaufgang an zu singen. Nur die Männchen singen. Das jeweils zuerst ankommende Männchen nimmt das beste Revier ein und bekommt auch das zunächst kommende Weibchen. Die Spätankömmlinge sind normalerweise die Vorjährigen. Vielleicht hat es etwas mit der Erfahrung der Älteren zu tun, den günstigsten Brutplatz schneller zu finden. Sie werden durchschnittlich nur 3-5 Jahre alt.

Abb. 2: Zeitabfolge zwischen Brut, Mauser, Weg- und Heimzug

An die Brutzeit schließt unmittelbar die Mauser an. Danach sehen die Männchen weniger attraktiv aus als im abgenutzten Federkleid im Frühling. Das hängt damit zusammen, dass die frisch gemauserten Federchen einen weißen Rand besitzen. Das Weiß stößt sich leichter ab als die mit Farbstoff versehenen Teile der Feder. So ist das Hochzeitskleid (Abb. 3) eigentlich ein „second-hand-Kleid“. Merkwürdig! Jede neu produzierte Feder hat mehr Äste als die vorherige, d.h. sie ist stabiler. Vielleicht ist das auch ein Grund dafür, dass ältere Tiere möglicherweise schneller fliegen können und eher im Brutgebiet ankommen – wer weiß.

Abb. 3: Schlichtkleid und Hochzeitskleid adulter Gartenrotschwanz-Männchen

6000 – 8000 km legen die Gartenrotschwänze auf ihrer Reise in ihr Überwinterungsgebiet zurück (Abb. 4). Ihre Überwinterungsgebiete sind die Feucht- und Trockensavannen Afrikas südlich der Sahara. Auf ihrem Weg müssen sie die Alpen (200km), das Mittelmeer (700km) und vor allem die 2000 km breite Wüste, die Sahara, überqueren. Die durchschnittliche Tagesleistung beträgt 130 km. Man hat aber Spitzenwerte von über 400 km/Tag festgestellt. Unglaubliche Leistungen für einen an sich schlechten Flieger mit einem Hand-Flügelindex von 27 (Zaunkönig 15 – ein Beispiel für einen schlechten Flieger – und Mauersegler 72 – ein Beispiel für einen sehr guten Flieger).

Nicht nur die Strapazen, die Alpen, das Mittelmeer und die Wüste Sahara zu überfliegen sind große Herausforderungen an die ziehenden Gartenrotschwänze, auf dem Weg drohen auch noch andere Gefahren z.B. Abschießen der Kleinvögel aus Spaß in den südeuropäischen Ländern oder Fangen mit Leimruten. In diesen Gebieten werden sie auch zum Verkauf bzw. Verzehr angeboten.

Die Wüsten breiten sich immer weiter aus, sei es durch die Klimaerwärmung, sei es vom Menschen gemacht durch Abholzung von der immer größer werdenden Bevölkerung Afrikas oder Maßnahmen wie Halten von Rindern in den Savannen, die in einem großen Bereich um die gebohrten Brunnen jede Vegetation zertrampeln. Dann hat der Wind keine große Mühe, die Bodenkrume weg zu tragen. Durch die Ausweitung der Wüste werden die Entfernungen zwischen den „Trittsteinen“ für die Gartenrotschwänze immer größer, denn sie verbringen den Tag damit zu rasten und zu fressen, um wieder Energie zum Weiterfliegen aufzutanken.

Abb. 4: Brut- (orange) und Winterverbreitung (blau) des Gartenrotschwanzes (Phoenicurus phoenicurus), Vollton: Ph. ph. phoenicurus, gestreift: Ph. ph. samamisicus. Urheber: Donkey shot, Wipikedia; Abfrage 06/2011

Warum nimmt der Gartenrotschwanz einen so langen Flug auf sich?

Nutzen und Kosten müssen sicher im Gleichgewicht stehen. Das gute Nahrungsangebot in den langen Tagen im Sommer unserer Breiten und der geringere Feinddruck ist für die Jungenaufzucht sicher gut. Nach der Brut wird der Kampf um die Nahrungsressourcen immer größer. Die dominanten Arten bleiben, die schwächeren werden verdrängt. Der große Nachteil des Wegzuges ist, dass die guten Nistplätze im Frühjahr schon von den überwinternden Vögeln eingenommen wurden und der unglaubliche Energiebedarf für ein 16 - 20g schweres Vögelchen.

Aber auch bei uns wird die Landschaft für den Gartenrotschwanz immer unattraktiver. Sein ursprünglicher Lebensraum waren alte, lichte Wälder. Nachdem diese immer stärker reduziert wurden, hat er in den entstehenden Streuobstwiesen einen guten Lebensraum gefunden. Doch diese wurden vielfach beseitigt, z.B. durch die Flurbereinigung, die intensivierte Landwirtschaft, durch die Ausweitung der Dörfer. Heute findet man ihn hauptsächlich noch in Friedhöfen, Parks, Kleingärten sowie reich strukturierten Kulturlandschaften.

In solchen Biotopen sind auch andere Vögel wie z.B. Wiedehopf, Steinkauz, Grauspecht, Trauerschnäpper anzutreffen, für die der Vogel des Jahres 2011 auch steht.

Der Gartenrotschwanz, der um 1820 als ein völlig gewöhnlicher Vogel beschrieben wird – im Gegensatz zu seinem nächsten Verwandten, dem Hausrotschwanz, der damals sehr selten war, wird heute immer seltener. 2 starke Einbrüche sind zu verzeichnen: zuerst 1950 und noch einmal 1970 (z.B. ist in Braunschweig zwischen 1955 – 1978 ein Rückgang um 90 % zu verzeichnen). Den Rückgang in den 50-iger Jahren könnte man damit erklären, dass in dieser Zeit die Landwirtschaft stark intensiviert wurde. Einen solchen Rückgang erfuhren zu dieser Zeit z.B. auch 2 andere Kleinvögel, nämlich Neuntöter und Dorngrasmücke. Merkwürdig ist nur, dass diese beiden Arten sich nach 1970 zu erholen begannen, nicht aber der Gartenrotschwanz.

Dazu sollte man sich die Ansprüche des Gartenrotschwanz an seinen Biotop noch einmal klar machen:

  1. eine Singwarte für das Männchen zur Revierverteidigung

  2. eine Halbhöhle als Nistplatz

  3. ein reiches Nahrungsangebot für einen Insektenfresser

  4. vegetationsfreie Stellen

zu 1.: Singwarten gibt es sicher noch in Gärten oder anderen reich strukturierten Landschaften.

zu 2.: In der Wahl der Nistmöglichkeiten ist der Gartenrotschwanz wohl sehr flexibel. Er nimmt auch Nischen; zur Not baut er auch ein Nest in einer Hecke und - was weniger bekannt ist - am Boden. Wegen der späten Rückkehr im Jahr vielleicht eine notwendige Anpassung.

zu 3.: Er ist ein reiner Insektenfresser, aber er nimmt auch andere Gliederfüßer, Regenwürmer oder auch Beeren und Früchte im Herbst.

zu 4.: So bleibt eigentlich nur das Problem der vegetationsfreien Stellen. Obwohl in der Umgebung von vegetationsfreien Stellen ein gutes Nahrungsangebot vorhanden sein kann, nutzt der Gartenrotschwanz dieses nicht. Er möchte es von den vegetationsfreien Stellen aufnehmen. Das haben Versuche ergeben.

Man vermutet, dass sein Rückgang vielleicht auch damit in Verbindung gebracht werden könnte.

Wie kann man helfen?

Wir danken Dietlind Hußlein und Herrn Prof. Lothar Kranz für den informativen, abwechslungsreichen, mit zahlreichen Bildern und mit Vogelstimmen untermalten Vortag, für die Darstellung der ökologischen Zusammenhänge sowie für Hinweise, wie eine Veränderung unserer Handlungsweisen möglicherweise den Bestand des Gartenrotschwanzes (lokal) sichern könnte. Ein weiterer Dank gilt beiden für die textliche Zusammenfassung des Vortrags.

Samstag, 16.04.2011: Einführung in die Methoden der geologischen Geländeaufnahme

Leitung und Bericht: Helmut Müller, Stadtlauringen,

Assistenz: Sebastian Specht, Eilenburg

Die Teilnehmer wurden angeleitet, im Gelände mit Hilfe von Lesesteinen, Bodenfarben und Geländeformen eine einfache geologische Karte anzufertigen. Mitzubringen waren neben wetterfester Kleidung und entsprechendem Schuhwerk auch Hammer, Bleistift, (Farbstifte), Radiergummi, wenn möglich Lupe sowie Klemmbrett.

Einführung in die Methoden der geologischen Geländeaufnahme – Helmut Müller

Da im Kreis des Naturwissenschaftlichen Vereins immer wieder Interesse bekundet wurde, auch grundlegende Kenntnisse der Geologie zu vermitteln, bot unser Mitglied Helmut Müller an, in die Grundlagen zu Erstellung einer einfachen geologischen Karte einzuführen. Dazu wählte er ein Gebiet aus, das es den Teilnehmern nicht zu schwer machen sollte, unterschiedliche Gesteine und Bodenfarben zu erkennen. Außerdem hatte er Herrn Diplom-Geologen Sebastian Specht, Eilenburg, zur Veranstaltung eingeladen, der erst wenige Jahre zuvor das Kartenblatt 5828, Stadtlauringen, auf dem dieses Gebiet liegt, im Auftrag des Bayerischen Landesamts für Umwelt kartiert hatte.

Bei recht freundlichem Wetter fanden sich am Treffpunkt, dem frisch umgestalteten historischen Marktplatz von Stadtlauringen, mehr als 15 interessierte „Feldgeologen“ ein, darunter auch zwei Kinder. Nach der Begrüßung durch den Vorstand des NWV, Herrn Dr. Georg Büttner, wurden Fahrgemeinschaften gebildet um mit möglichst wenigen PKWs ins Gelände zu fahren. Der zunächst geplante Halteplatz konnte nicht genutzt werden, da die von dort aus zu erreichenden Felder wegen der fortgeschrittenen Vegetation nicht mehr (für eine größere Gruppe) ohne Schaden zu begehen waren. Die Begehung war jedoch mit allen Landwirten, die Felder zwischen der Staatsstraße 2281 im Norden und dem Geißler im Süden sowie Pfaffenhöhe im Westen und Geißlerknie im Osten bewirtschaften, abgesprochen. Als Halteplatz wurde die Umgebung einer Brücke über den Geißler-Bach gewählt. Von hier aus war das Untersuchungsgebiet nördlich bis zum Eulenhügel und Bauholz gut zu erreichen.

Vor der eigentlichen Geländebegehung waren jedoch erst die Grundlagen dafür zu erwerben:

Dazu hatte Helmut Müller mehrere Beispielkästen vorbereitet mit den für das Untersuchungsgebiet relevanten Lesesteinen und Bodenproben und dazu passenden Namensschildern, damit die Teilnehmer die Materialien anschauen und begreifen und die passenden Schilder zuordnen konnten. Ein farbiges Schichtprofil des Unteren Keupers und der Unteren Myophorienschichten des Mittleren Keupers diente zur Orientierung. Dasselbe Profil bekamen die Teilnehmer, hier waren allerdings die unterschiedlichen Farben für Sandsteine, Gelbkalke, „Steinmergel“ und verschiedenfarbige Tonsteine selbst einzutragen. Dabei stellte man fest, dass der Löß nicht im Profil auftaucht, weil er nicht aus dem Keuper stammt, sondern eine äolische (Anm. Red: = Wind) Ablagerung aus der (letzten) Eiszeit ist.

Nun konnte die Feldarbeit beginnen. Dazu erhielten die Teilnehmer einen Kartenausschnitt des zu kartierenden Gebiets, damit sie auf ihrem Weg die passenden Farben eintragen konnten.

Die Gruppe begann bei ca. 293 m ü. NN unmittelbar nördlich der Geißlerbrücke und bewegte sich auf eine Anhöhe mit ca. 323 m ü. NN zu. Dabei sollte neben Lesesteinen und Bodenfarben auch auf die Veränderungen des Reliefs (Versteilungen, Verebnungen) geachtet werden. Man konnte feststellen, dass die Versteilungen von Sandsteinhorizonten verursacht wurden. Ein auf der topographischen Karte noch eingezeichneter Steinbruch bei ca. 300 m ü. NN und ein ca. 10 m höher gelegenes Feldgehölz, das sich als altes Steinbruchsgelände entpuppte, fügte sich mit den anderen Befunden zu einer interpretierenden Vorstellung, als weiter hangaufwärts Gelbkalke mit kleinen Drusen im Acker zu finden waren, und nur wenige Meter weiter größere und kleinere löchrige (zellige) Gelbkalke, die bei der Vorbesprechung als Grenzdolomit bestimmt wurden. Erfreut konnte die Gruppe feststellen, dass sie sich hangaufwärts durch den Bereich Werksandstein und Anoplophora-Sandstein bis in den Grenzdolomit vorgearbeitet hatte.

Von der Grenzdolomithöhe bewegten sich die Teilnehmer nun in nordöstlicher Richtung durch eine Senke auf eine Anhöhe von 321 m ü. NN am Südrand des Wettringer Bauholzes zu. Sie konnten die Lesesteine des Grenzdolomits relativ weit hangabwärts verfolgen (Einfallen?), bis ihnen eine Lößfläche den Blick auf den mesozoischen Untergrund verschloss. Kurz vor Erreichen der Senke tauchten unter dem Löß graugrüne Tonsteine auf, die an der tiefsten Stelle des Geländes von blaugrauen, schweren Steinen eines Steinmergels durchsetzt waren. Der folgende Aufstieg wurde von violetten Tonsteinen gebildet, in deren oberem Bereich die so genannten NATHAN’schen Quarzknauern gefunden wurden, bevor im Bereich der Anhöhe wieder graue Tonsteine zu sehen waren, die sich in den Wald fortsetzten. Eine weitere Steinmergelbank konnte jedoch erst nach Osten, hangabwärts den Waldrand entlang bei ca. 315 m ü. NN entdeckt werden. In ihr fanden sich rosa Schwerspat und silbermetallisch glänzende Bleiglanzflitter. Bei der Diskussion wurde festgestellt, dass der Hang gegen das Bauholz nach unserem Profil aus Gesteinen des Mittleren Keupers aufgebaut ist, wobei die genaue Situation zunächst nicht ganz klar wurde, vor allem, um welche Steinmergelbank es sich handelt. In der Senke scheint jedoch wohl eine Störung zu verlaufen, die sich in Richtung des nach Südosten entwässernden Grabens fortsetzt. Diese Vermutung erhielt neue Nahrung auf dem Rückweg zu den Fahrzeugen, wo nördlich des Grabens die Farben der Myophorienschichten zu sehen waren, südlich davon jedoch, wenn auch vom Löß verschleiert, die braunen und gelbbraunen Farben des Unteren Keupers.

Wegen der fortgeschrittenen Zeit gelang es nicht mehr, das angestrebte Ziel der Anfertigung einer einfachen geologischen Karte zu verwirklichen, jedoch wohl, den Teilnehmern einen ersten Blick in die Arbeit eines Feldgeologen zu geben und eine gewisse Sicherheit sich geologisch im Gelände zu bewegen. Die angefangene Arbeit lässt sich vielleicht im Jahr 2012 bei einer weiteren Veranstaltung des Vereins zu einer fertigen geologischen Teilkartierung ausbauen, wo auch weitere Dinge wie Schichteinfallen, Ausbiss erosionsresistenter Schichten usw. erörtert werden können.

Die meisten Teilnehmer der Veranstaltung nahmen an der gemeinsamen Einkehr im Gasthaus Stöhr, Stadtlauringen, teil, dem Geologenstützpunkt unseres nunmehrigen Vereinsmitglieds Sebastian Specht. Er kartierte von hier aus die Blätter Stadtlauringen, Maßbach und Haßfurt.

Wir danken Helmut Müller und seinem „Assistenten“ Sebastian Specht für die gute Vorbereitung und die interessante und zugleich sehr informative Geländeübung sowie Helmut Müller für den sorgfältig ausgearbeiteten Bericht.

Der Kurs findet 2012 seine Fortsetzung!

Bilder siehe: http://www.nwv-schweinfurt.de/homepage/index.php/Bildergalerie








Besuchte Schichtenfolge im Normalprofil. Gescannte Original-Darstellung: Helmut Müller 2011; Das Profil beginnt links unten im Unteren Keuper 1 und endet rechts oben im Mittleren Keuper. Über der Marke „100 m“ befindet sich (abgeschnitten) die Bleiglanzbank

Samstag, 07.05.2011 Exkursion:

Naturkundliche Wanderung mit Vorstellung der eindrucksvollsten und schönsten Bäume in den Schweinfurter Wehranlagen und Hinweisen zur Geologie im Maintal

Referenten: Konrad Roth, Maibach und Helmut Müller, Stadtlauringen

In den Schweinfurter Wehranlagen findet sich ein beachtlicher Baumbestand mit einer Vielzahl seltener z.T. auch „exotischer“ Bäume. Sie weisen ein hohes Alter auf; viele wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts gepflanzt; einige sind noch älter. Aus der Kombination eines gepflanzten Parks mit dem Auebereich des Maintals ergibt sich somit eine interessante Mischung aus ortsständiger, also autochthoner und ortsfremder, also allochthoner Flora.

Ziel der Exkursion war es die verschiedenen Florenelemente, ihre besonderen Merkmale sowie ihr natürliches Umfeld besser kennen zu lernen. Neben dem Bäumen galt ein weiterer Schwerpunkt den Sträuchern und der Krautschicht.

Entlang des Weges wurden aber auch randlich auf andere Themen, wie die Sattler-Altlast und die Wassergewinnung im Maintal eingegangen. – Eine Auswahl der angetroffenen Bäume (und Pflanzen) findet sich im Folgenden:


Bericht zur Naturkundlichen Wanderung in die Schweinfurter Wehranlagen

Zusammengestellt von Dietlind Hußlein

Seit 1780 wurden am südlichen Mainufer Industriebetriebe wie z.B. die Farbenmühle für Bleiweiß angesiedelt – oft mit belastenden Giften. Erst ab 1869 wurde das Gebiet, das heute die Wehranlagen ausmacht, zur Freizeit-Anlage für die Öffentlichkeit umfunktioniert.

Herr Roth stellte folgende Bäume vor:

Riesen-Tanne

Abies grandis

Feld-Ahorn

Acer campestre

Spitz-Ahorn

Acer platanoides

Berg-Ahorn

Acer pseudoplatanus

Gemeine Roßkastanie

Aesculus hippocastanum

Schwarz-Erle

Alnus glutinosa

Hänge-Birke

Betula pendula

Rot-Buche

Fagus sylvatica

Esche

Fraxinus excelsior

Echte Walnuß

Juglans regia

Europäische Lärche

Larix decidua

Gemeine Fichte

Picea abies

Schwarz-Kiefer

Pinus nigra

Silber-Pappel

Populus alba

Schwarz-Pappel

Populus nigra

Traubenkirsche

Prunus padus

Stiel-Eiche

Quercus robur

Sommer-Linde

Tilia platyphyllos

Holländische Linde

Tilia x vulgaris

Berg-Ulme

Ulmus glabra

Feldulme

Ulmus minor

Begleitende Sträucher

Roter Hartriegel

Cornus sanguinea

Zweigriffliger Weißdorn

Crataegus laevigata

Eingriffliger Weißdorn

Crataegus monogyna

Europäisches Pfaffenhütchen

Euonymus europaea

Gewöhnlicher Liguster

Ligustrum vulgare

Rote Heckenkirsche

Lonicera xylosteum

Kleinblütiger Schneeball

Philadelphus coronarius

Alpen-Johannisbeere

Ribes alpinum

Hunds-Rose

Rosa canina

Hecken-Rose

Rosa corymbifera

Schwarzer Holunder

Sambucus nigra

Roter Holunder

Sambucus racemosus

Echte Mehlbeere

Sorbus aria agg.

Schneebeere

Symphoricarpos albus

Wolliger Schneeball

Viburnum lantana

Kräuter und Gräser im Unterholz und auf der angrenzenden Wiese:

Gemeine Schafgarbe

Achillea millefolia

Giersch

Aegopodius podagraria

Kriechender Günsel

Ajuga reptans

Knoblauchs-Rauke

Aliaria petiolata

Wiesen-Fuchsschwanz

Alopecurus pratense

Gebräuchliche Ochsenzunge

Anchusa officinale

Busch-Windröschen

Anemone nemoralis

Gelbes Windröschen

Anemone rapunculoides

Gewöhnliches Ruchgras

Anthoxanthum odoratum

Wiesen-Kerbel

Anthriscus sylvestris

Filz-Klette

Arctium tomentosum

Quendel-Sandkraut

Arenaria serpyllifolia

Glatthafer

Arrhenatherum elatius

Gemeiner Beifuß

Artemisia vulgaris

Aronstab

Arum maculatum

Spargel

Asperagus officinalis

Gänseblümchen

Bellis perennis

Fieder-Zwenke

Brachypodium pinnatum

Weiche Trespe

Bromus hordeaceus

Taube Trespe

Bromus sterilis

Orientalisches Zackenschötchen

Bunias orientalis

Rapunzel-Glockenblume

Campanula rapunculus

Nesselblättrige Glockenblume

Campanula trachelium

Hirtentäschel

Capsella bursa-pastoris

Pfeilkresse

Cardaria draba

Frühe Segge

Carex präcox

Wiesen-Flockenblume

Centaurea jacea

Skabiosen-Flockenblume

Centaurea scabiosa

Gemeines Hornkraut

Cerastium holosteoides

Rüben-Kälberkropf

Chaerophyllum bulbosum

Schöllkraut

Chelidonium majus

Gemeine Wegwarte

Cichorium intybus

Herbstzeitlose

Colchicum autumnale

Acker-Winde

Convolvulus arvensis

Hohler Lerchensporn

Corydalis cava

Finger-Lerchensporn

Corydalis solida

Knäuelgras

Dactylus glomeratus

Wilde Möhre

Daucus carota

Dorniger Wurmfarn

Dryopteris carthusiana

Acker-Schachtelhalm

Equisetum arvense

Gemeiner Reiherschnabel

Erodium cicutarium

Frühlings-Hungerblümchen

Erophila verna

Zypressen-Wolfsmilch

Euphorbia cyparissias

Riesen-Schwingel

Festuca gigantea

Wald-Goldstern

Gagea lutea

Kletten-Labkraut

Galium aparine

Weißes Labkraut

Galium album

Weicher Storchschnabel

Geranium molle

Wiesen-Storchschnabel

Geranium pratense

Zwerg-Storchschnabel

Geranium pusillum

Ruprechtskraut

Geranium robertianum

Echte Nelkenwurz

Geum urbanum

Gundermann

Glechoma hederacea

Wasser-Schwaden

Glyceria maxima

Efeu

Hedera helix

Flaumiger Wiesenhafer

Helictotrichon pubescens

Wiesen-Bärenklau

Heracleum sphondylium

Kleines Habichtskraut

Hieracium pilosella

Wolliges Honiggras

Holcus lanatus

Gemeiner Hopfen

Humulus lupulus

Rauhaariges Hartheu

Hypericum hirsutum

Tüpfel-Hartheu

Hypericum perforatum

Acker-Witwenblume

Knautia arvense

Weiße Taubnessel

Lamium album

Goldnessel

Lamium galeobdolon

Gefleckte Taubnessel

Lamium maculatum

Purpurrote Taubnessel

Lamium purpureum

Wiesen-Platterbse

Lathyrus pratense

Zahnöhrchen-Margarete

Leucanthemum ircutianum

Deutsches Weidelgras

Lolium perenne

Hornklee

Lotus corniculatus

Große Hainbinse

Luzula sylvatica

Drüsiger Gilbweiderich

Lysimachia punctata

Hopfenklee

Medicago lupulina

Bastard-Luzerne

Medicago sativa falcatum ???

Dreinervige Miere

Moehringia trinerva

Raues Veilchen

Myosotis ramosissima

Schilf

Phragmites australis

Spitz-Wegerich

Plantago lanceolatus

Großer Wegerich

Plantago major

Mittlerer Wegerich

Plantago media

Einjähriges Rispengras

Poa annua

Zwiebel-Rispengras

Poa bulbosa

Hain-Rispengras

Poa nemoralis

Vielblütige Weißwurz

Polygonatum multiflorum

Kriechendes Fingerkraut

Potentilla reptans

Hohe Schlüsselblume

Primula elatior

Scharfer Hahnenfuß

Ranunculus acris

Knolliger Hahnenfuß

Ranunculus bulbosus

Scharbockskraut

Ranunculus ficaria

Kriechender Hahnenfuß

Ranunculus repens

Krauser Sauerampfer

Rumex crispus

Rispen-Sauerampfer

Rumex thyrsiflorus

Wiesen-Salbei

Salvia pratense

Kleiner Wiesenknopf

Sanguisorba minor ssp. minor

Jakobs-Greiskraut

Senecio jacobaea

Rote Lichtnelke

Silene dioica

Weiße Lichtnelke

Silene latifolia

Wege-Rauke

Sisymbrium officinale

Wald-Ziest

Stachys sylvatica

Echte Miere

Stellaria holostea

Vogel-Miere

Stellaria media

Rainfarn

Tanacetum vulgaris

Acker-Hellerkraut

Thlaspi arvense

Wiesen-Bocksbart

Tragopogon pratensis

Rot-Klee

Trifolium pratense

Weiß-Klee

Trifolium repens

Goldhafer

Trisetum flavescens

Große Brennessel

Urtica dioica

Gemeines Rapünzchen

Valerianella locusta

Efeu-Ehrenpreis

Veronica hederifolia

Persischer Ehrenpreis

Veronica persica

Quendel-Ehrenpreis

Veronica serpyllifolia

Rauhaar Wicke

Vicia hirsuta

Saat-Wicke

Vicia sativa ssp. segetalis

Zaun-Wicke

Vicia sepium

Kleines Immergrün

Vinca minor

Rauhaar-Veilchen

Viola hirsuta

Wunder-Veilchen

Viola mirabilis

Nebenbei wurden bei dem Gang durch die Wehranlagen 33 Vogelarten festgestellt:

Amsel, Bachstelze, Blaumeise, Buchfink, Buntspecht, Dorngrasmücke, Fitis, Gartengrasmücke, Gartenrotschwanz, Grünfink, Grünspecht, Halsbandschnäpper, Höckerschwan, Kleiber, Kohlmeise, Kuckuck, Mittelspecht, Mönchsgrasmücke, Nachtigall, Pirol, Rabenkrähe, Ringeltaube, Rotkehlchen, Singdrossel, Sperber, Star, Stieglitz, Stockente, Teichhuhn, Trauerschnäpper, Wacholderdrossel, Zaunkönig, Zilpzalp.


Die Veranstaltung wurde beendet bei einer Vesper in den Seestuben in Sennfeld.



Weitere Informationen zu den vorgestellten Bäumen

zusammengestellt von Elisabeth Winkler und Gisela König

Spitzahorn: 3m Umfang, ca. 130 Jahre alt

Feldahorn: Umfang dieses Baums: 4 m (in Niederwerrn der größte in der näheren Umgebung)

Schwarzpappel: rote Liste; größtes Exemplar in der Gegend; Höhe: ca. 34 m; Alter ca. 180 Jahre.

Silberlinde [Nr. 641] (Blattunterseite hell; beidseits behaart)

Platane (Hybride); ca. 180 Jahre alt

Mehlbeere, weiße Doldenblüten

Stieleiche: Früchte mit Stiel, [Nr. 103], ca. 300 Jahre alt

Roteiche: vor 180 Jahren aus Amerika eingeführt

Unser Dank gilt den Herren Konrad Roth und Helmut Müller für die sehr informative Exkursion und die perfekte Vorbereitung sowie Frau Dietlind Hußlein für die Pflanzenliste sowie Frau Gisela König und Frau Elisabeth Winkler fürs Mitschreiben.

Samstag, 14.05.2011 PKW- Exkursion

Botanische Exkursion in die Fränkische Schweiz (Raum Muggendorf)

Referent: Prof. Dr. Winfried Türk, Hochschule Ostwestfalen-Lippe, Höxter

Exkursionsbericht: Dietlind Hußlein

Bilder: Werner Drescher

Botanische Exkursion in die Fränkische Schweiz

Am 14. Mai 2011 trafen sich am Bahnhof in Muggendorf in der Fränkischen Schweiz 18 Teilnehmer. Gleich am Parkplatz lässt uns Prof. Türk den Blick auf die Steilhänge richten.

Er erklärt, dass die Steilhänge, an denen heute nur noch Felsnasen herausschauen, nicht immer bewaldet waren. Es gibt noch Bilder von vor mehr als 100 Jahren, auf denen man die unbewaldeten Hänge sieht. Bis vor 50 Jahren wurden die Hänge von Schafen beweidet. Nachdem die Preise für Wolle und Schaffleisch wenig lukrativ geworden waren, hat man die Hänge aufgeforstet. Deshalb sind die Bäume oft nicht mehr als 50 Jahre alt.

Wir fahren auf die Hochfläche, damit der Aufstieg nicht zu beschwerlich wird, und laufen von dort aus durch Wald auf dem Frankenweg zur Oswaldhöhle, weiter zu einem neuen Aussichtsturm (Hohes Kreuz) und auf einem schönen Pfad zurück an Felsnasen vorbei wieder zu den Autos.

Anschließend überqueren wir das Wiesenttal und laufen am Fuß des Nordhanges des gegenüber liegenden Berges zur Sachsenmühle. Nach einem Imbiss treten wir gestärkt den Rückweg an.

An vielen Haltepunkten auf dieser Route erörtert Prof. Türk die Geologie, die Besiedlungsgeschichte, die Pflanzenwelt im Zusammenhang mit dem Klima und anderen Faktoren.

Geologie

In der Frankenalb ist die Erdkruste durch zahlreiche Verwerfungen zerstückelt.

Die Jura-Landschaft wird außerdem durch unter- und oberirdische Verkarstung gestaltet.

Zwei Elemente formen die (Karst-)Landschaft

flache Wannen

mit tiefgründigen, steinfreien Böden, die gut geeignet sind für die Landwirtschaft.

Knöcke

das sind geologisch Schwammriffe. In der Landschaft sind diese wahrzunehmen als flachgründige Kuppen, die seit etwa 100 Jahren aufgeforstet werden.

Besiedlungsgeschichte der Frankenalb

Die Hauptbesiedlungszeit war vor ca.1000 Jahren.

Schon damals wurden die Wälder gerodet

Aber es gab schon eine sehr frühe Besiedlung zur Neandertaler-Zeit. Der Höhlenreichtum war damals für die Besiedlungsgeschichte wichtig, da die Höhlen als Aussichtswarten für die Großwildjagd z.B. auf Mammut, Rentiere, Säbelzahntiger genutzt wurden.

Im Mittelalter waren die Südhänge nicht bewaldet. Man betrieb eine Feld-Gras-Wirtschaft, d.h. 2 Jahre Anbau (z.B. Buchweizen), dann wurde das Gebiet etliche Jahre beweidet. Auf kleinsträumigsten Stellen (oft nur 3m x 5m) wurden die flacheren Bereiche für den Anbau genutzt. Das war möglich, weil die Arbeitskräfte nichts kosteten.

Das Klima in der Fränkischen Alb ist kontinental, d.h. die Sommer sind heiß und trocken, die Winter kalt mit vielen Spätfrösten.


Böden im S- und SW-exponierten Wald

1) Braune Rendzina

Das ist ein etwa 20 cm mächtiger humusreicher, von Regenwürmern bearbeiteter krümeliger, kalkhaltiger Boden vermischt mit etwas Löß. Darunter steht der Fels an. Die Standorte sind trocken, weil der Boden eine schlechte Wasserhaltefähigkeit hat.

Pflanzen, die wir dort finden, sind z.B:

Schwarzwerdende Platterbse (Lathyrus nigra; eine wärmebedürftige Pflanze)),

Wolliger Hahnenfuß (Ranunculus lanuginosus, ein Kalkzeiger);

Wald-Hahnenfuß (Ranunculus nemorum).

2) Gesteinsrohböden:

Diesen fehlt auch die Humusschicht.

Dort findet man z.B.

den Braunstieligen Streifenfarn (Asplenium trichomanes) und

die Mauerraute (Asplenium ruta-muraria).

Der S-Hang des Berges gliedert sich in:

1. Traufwald

2. Krautsaum

3. Felsnasengesellschaften

zu 1. Traufwald

Auch in früherer Zeit war hier kein dichter Urwald. Die Groß-Säugetiere wie z.B. Wisent, Elch und auch der Biber hielten den Wald offen. Dadurch konnten auch lichtbedürftige Pflanzen wachsen.

Die natürliche Auflockerung des heutigen Waldes ist bedingt durch die Steilheit der Lage, die hohe Sonneneinstrahlung, die Trockenheit und die geringe Rohbodenauflage.

Der Waldboden ist flachgründig und steinig Er zeigt oft eine karstige Oberfläche. Verkarstung findet auch heute noch statt. Der Buchenwald wurde als Niederwald bewirtschaftet, d.h. alle 20 Jahre wurde das Holz geerntet. Wegen der relativ hohen Niederschläge (800 – 1000 mm im Jahr) erträgt die Buche eine solche Behandlung.

Der Unterwuchs in diesen Wäldern ist gekennzeichnet durch Frühjahrsblüher, die nach dem Ausschlagen der Buche meist einziehen wie z.B. Frühlings-Platterbse (Lathyrus vernus), Wald-Bingelkraut (Mercurialis perennis) und extrem schattenverträglichen Pflanzen wie z.B. Haselwurz (Asarum europaeum), Zwiebeltragende Zahnwurz (Cardamine bulbifera); Christofskraut (Actaea spicata), Goldnessel (Lamium montanum).

zu 2. Krautsaum

An den Waldsäumen haben wir Pflanzen aus 4 Bereichen:

- alpine Pflanzen

- Steppenpflanzen

- Mediterrane Pflanzen

- Submediterrane Pflanzen

Typische Steppenheidepflanzen am Waldsaum sind:

Pfirsichblättrige Glockenblume (Campanula persicifolia); Sichel-Hasenohr (Bupleurum falcatum), Breitblättriges Laserkraut (Laserpitium latifolia ); Wolliger Schneeball (Viburnum lantanum), Rotes Waldvögelein (Cephalanthera rubra), Weißes Waldvögelein (Cephalanthera damasonium), Langblättriges Waldvögelein (Cephalanthera longifolia), Bayerisches Leinkraut (Thesium bavarum), Steinbeere (Rubus saxatilis), Nordisches Labkraut (Galium boreale), Türkenbund (Lilium martagon), Genfer Günsel (Ajuga genevensis); Ästige Graslilie (Anthericum ramosum), Salomonsiegel (Polygonatum odoratum), Berg-Hellerkraut (Thlaspi montanum, eine Alpenpflanze).

Nacheiszeitlich aus der Steppe (aus S-Rußland und Ukraine) eingewanderte Pflanzen sind z.B.:

Schwalbenwurz (Vincetoxicum hirundinacea), Ausdauernder Lattich (Lactuca perenne); Blutroter Storchschnabel (Geranium sanguinea), Berg-Kronwicke (Coronilla coronata), Hirsch-Haarstrang (Peucedanum cervaria); Nickendes Leimkraut (Silene nutans); Bleicher Schwingel (Festuca pallens).

Zu den submediterranen Pflanzen gehören:

z.B. Färber-Meier (Asperula tinctoria)

In den xerothermen Wäldern sind viele Klein-Seggen zu finden :

z.B. Erd-Segge (Carex humilis); Berg-Segge (Carex montana), Finger-Segge (Carex digitata)

und Sorbus-Arten; ebenso der Wild-Apfel (Malus sylvestris); Wald-Hahnenfüße wie z.B: Hain-Hahnenfuß (Ranunculus nemorosus), die Ebensträußige Wucherblume (Tanacetum corymbosum), Filz-Rose (Rosa tomentosa).

Alpine Arten sind:

Blaugras (Sesleria varia), Erd-Segge (Carex humilis), Berg-Distel (Carduus defloratus)

Zwerg-Schneckenklee (Medicago minima), Mauerraute (Asplenium ruta-muraria), Pfirsichblättrige Glockenblume (Campanula persicifolia), Sichel- Hasenohr (Bupleurum falcatum).

zu 3. Felsnasen

Eine wunderbare Vegetation erwartet uns an den Felsnasen. Für die Pflanzen ist dort eine sehr herausfordernde Situation. Hier gedeihen alpine, nördliche, südöstliche und südliche Arten:

z.B. Grauer Löwenzahn (Leontodon incanus); Immergrünes Felsenblümchen (Draba aizoides), Karthäuser-Nelke (Dianthus carthusianorum), Gemeine Zwergmispel (Cotoneaster integerrimus), Echte Kugelblume (Globularia bisnagarica), Blaugras (Sesleria varia), Bleicher Schwingel (Festuca pallens), Gewöhnlicher Steinquendel (Acinos arvensis) ; Platthalm-Rispengras (Poa compressa), Bayerisches Vermeinkraut (Thesium bavarum), Felsen-Kugelschötchen (Kernera saxatilis). In den kleinen Felsentaschen sind verschiedene Sedum-Arten zu finden.

Ein hochträchtiges Zauneidechsenweibchen sonnt sich auf einer Felsspitze und mag sich gar nicht mehr schnell bewegen.

Wiesenttal

Im Wiesenttal finden wir guten Boden. Zum Teil wurde die Erde von den Hängen über Jahrmillionen eingespült. In der Eiszeit kam noch Löß dazu. Das ergab tiefgründige Böden mit einer guten Wasserhaltefähigkeit. Dieser Boden war und ist bestens geeignet für anspruchsvolle Feldfrüchte wie z.B. Weizen. Aber wir finden hier im Tal auch Wiesen, die mit zu den schönsten der Welt zählen, wie Prof. Türk betont. Wiesen, die nicht nur durch Rot-, Blau- und Gelbtöne auffallen, sondern auch durch die verschiedenen Grüntöne der Gräser. Wegen des kontinentalen Klimas musste im Mittelalter das Vieh (Pferde, Kühe, Schweine) in Ställen überwintern. Die Bauern brauchten das Heu als Futter für die Tiere im Winter. Deshalb sind auch heute oft noch herrliche Wiesen vorhanden.

Unser Weg quert eine Feuchtwiese mit gelben und violetten Farbtönen vom gelben Scharfem Hahnenfuß (Ranunculus acris) und der violetten Kuckucks-Lichtnelke (Lychnis flos-cuculi).

Der Nordhang des gegenüberliegenden Berges:

Die Wälder am Nordhang am gegenüberliegenden Hang sind schattige Schluchtwälder mit Blockhalden. Die Buche ist hier nicht zu finden, denn sie verträgt das Rutschen der Steine nicht. Deshalb können sich Edelbaumarten ansiedeln wie z.B. Sommerlinde, Esche, Berg- und Spitz-Ahorn. Von den Bäumen ist die Eibe hervorzuheben. Wegen ihrer Giftigkeit für Pferde und anderes Vieh wurde sie im Mittelalter fast vollständig ausgerottet. An den Steilhängen konnte sie überleben.

Im Unterwuchs befinden sich attraktive Arten wie z.B. Mondviole (Lunaria rediviva), Wald-Geißbart (Aruncus sylvestris), Akelei-Wiesenraute (Thalictrum aquilegiifolium),.

Ährige Teufelskralle (Phyteuma spicata); Purpur-Lattich (Prenanthes purpurea), Seidelbast (Daphne mezereum).

In der Felsenschattposition befinden sich Alpenarten als Eiszeitrelikte z.B. Farne wie Zerbrechlicher Blasenfarn (Cystopteris fragilis), Braunstieliger Streifenfarn (Asplenium trichomanes), Gemeiner Tüpfelfarn (Polypodium vulgare), Ruprechtsfarn (Gymnocarpium dryopteris).

Aber Prof. Türk wiederholt immer wieder, dass auch die Fränkische Schweiz keine Natur-, sondern eine Kulturlandschaft ist.

Unser Dank gilt Herrn Prof. Winfried Türk für diese vielfältige Exkursion und deren ausgezeichnete Vorbereitung. Selbst wenn er immer wieder betont hat, dass er gerne an seine fränkischen Wurzeln zurückkehrt, so liegt dennoch sein heutiges Tätigkeitsfeld räumlich viele 100 km hiervon entfernt. Daher großen Dank für diese Führung und die Idee hierzu!

Ein weiterer Dank natürlich auch an Frau Dietlind Hußlein für den ausführlichen Exkursionsbericht, der es uns erleichtert, die vielen Eindrücke dieses Tages nachzubereiten … und der vielleicht den ein oder anderen motiviert wieder einmal mitzukommen.

Freitag, 20.05.2011 Vortrag: Die Elsbeere - Baum des Jahres 2011

Referent und Bericht: Reinhold Jordan, Schweinfurt

Der Baum des Jahres 2011 ist die Elsbeere, ein nicht allzu bekannter Baum. Obwohl er fast überall in Deutschland wachsen könnte, ist er relativ selten anzutreffen. Er zeichnet sich durch eine besonders schöne Laubfärbung aus. Sein Holz ist begehrt und zählt zu den Edelhölzern, seine Früchte eignen sich zur Herstellung von Spezialitäten.

Herr Reinold Jordan informiert uns in „allumfassender“ Weise über diesen außergewöhnlichen Baum. Er stellt uns seine Blätter, Früchte, Wuchsform, Verbreitung, Herkunft etc. vor und informiert über die spezielle Verwendung seines Holzes sowie über seine Verbreitung insbesondere im Umfeld von Schweinfurt.

Wir danken Herr Reinhold Jordan für seinen allumfassenden Vortrag sowie für seinen gut ausgearbeiteten Bericht zur Elsbeere. Gleichzeitig bedauern wir, dass Herr Jordan mit diesem Vortrag aufgrund seiner Pensionierung seine mehrjährige Vortragsreihe zu den alljährlichen Bäumen des Jahres beendet.

Die Elsbeere (Sorbus torminalis Crantz), Baum des Jahres 2011 – Reinhold Jordan

Zum dritten Mal wurde heuer in Deutschland ein Baum der Gattung Sorbus zum „Baum des Jahres“ gewählt. War es 1993 der Speierling (Sorbus domestica), stellte das Kuratorium 1997 die viel bekanntere Vogelbeere (Sorbus aucuparia) ins Rampenlicht. 2011 hat man nun die Elsbeere (Sorbus torminalis) ausgesucht.

Warum die Elsbeere?

Der Förster hat den Baum gekannt, der Holzhändler als „Schweizer Birnbaum“, viele Möbeltischler kannten das Holz. Damit war schon beinahe Schluss. Sorbus torminalis dürfte zu den am wenigsten bekannten einheimischen Bäumen zählen und dagegen wollte das Kuratorium „Baum des Jahres“ offenbar etwas tun.

Aussehen und Besonderheiten

Die Blätter sind 8-12 cm lang und etwa ebenso breit. Die Lappen sind dreieckig und spitz. Die Blattunterseite ist heller. Das untere Paar von Lappen steht waagerecht ab, die Blattränder sind gesägt (Abb. 1).

Im Herbst wird das Chlorophyll abgebaut. Die noch vorhandenen Farbstoffe färben nun die Blätter gelb bis rötlich. Dort, wo die Elsbeere eingestreut vorkommt, sorgt sie nun für eindrucksvolle Farbtupfer (Abb. 2).

Abb. 1: Blätter eines Elsbeerbaums (Oberseite); Urheber: Rolf Schulte, wikipedia 06/2011

Abb. 2: Herbstliches Blatt einer Elsbeere; Urheber: Rosenzweig, wikipedia 06/2011

Die Elsbeere hat eiförmige, rundliche oder elipsoide, rötlichgelbe Früchte von 15-19mm Länge. Wie beim Apfel ist der Blütenkelch auch an der reifen Frucht noch zu erahnen. In jeder Frucht sind 2-4 Samen enthalten, die in Form und Geschmack den Kernen von Äpfeln und Birnen ähnlich sind. Da die Kerne eine Hülle aus Steinzellen bilden, werden die Elsbeeren von manchen Autoren auch zu den Steinfrüchten gezählt.


Abb. 3: Früchte der Elsbeere im Reifezustand; Urheber: Rolf Schulte, wikipedia 06/2011





Die Früchte sind erst bei Überreife genießbar. Da Bestandteile des ausgepressten Safts Eiweiße ausfällen können, fand Elsbeerensaft früher als Klärhilfe beim Keltern von Apfelmost Verwendung. Heute werden Elsbeeren von darauf spezialisierten Kleinbetrieben zu einem sehr teuren Edelbrand verarbeitet. Dafür müssen die Früchte in noch nicht voll ausgereiftem Zustand von Hand gepflückt werden. Man verwendet dabei bis zu 15m hohe Aluminiumleitern.

Während Blätter und Früchte irgendwie ungewohnt erscheinen, ist dies bei der Elsbeerenblüte nicht der Fall.

Die weißen, zwittrigen Blüten haben einen Durchmesser von etwa 1 cm. Sie stehen in aufrechten 6-8cm breiten Schirmrispen. Auch der Ungeübte erkennt sofort die typische Rosaceenblüte mit den fünf Kronblättern. Den endgültigen wissenschaftlichen Namen erhielt der Baum 1763 von Crantz, der falsche Zuordnungen früherer Botaniker richtig stellte.




Abb. 4: Blütenrispen der Elsbeere, Urheber: Rolf Schulte, wikipedia 06/2011



Der Stamm

Auch den Stamm erkennt man nicht auf den ersten Blick zumal sich die Rinde im Laufe des Baumlebens in ihrer Erscheinungsform ändert. Sehr charakteristisch für den adulten Baum ist auch hier wieder die „Schöne Else“ im Staatswald bei Würzburg. Das Dreieck steht für die Einbeziehung des Baums in das „Methusalem-Projekt“, mit dem unterfränkische Forstbehörden außergewöhnlich alte und schöne Bäume unterschiedlicher Arten schützen wollen, ohne sich von den Naturschutzbehörden gängeln zu lassen.

Die Borke ist in der Jugend glatt und wird im Alter zunehmend strukturiert. Sie reißt unregelmäßig auf. In der Literatur werden für erreichbare Baumhöhen meist 20 - 25 m genannt, wobei der verwertbare Stamm in seiner Länge entsprechend darunter liegt. Vereinzelt kommen aber auch deutlich höhere Baumexemplare vor. Die höchste Elsbeere in Deutschland wurde mit über 32 m vermessen, die „Schöne Else“ bei Würzburg ist knapp 30m hoch bei 16m völlig astfreiem Wertholzstamm.

Stammfestigkeit und Art der Verwurzelung machen die Elsbeere zu einem ausgesprochen stabilen Baum. Von 520 um Saargemünd in Lothringen katalogisierten über 100-jährigen Exemplaren wurde bei dem verheerenden Orkan von 1990 gerade ein Stamm gebrochen. Der Baum mit dem größten bekannten Stammdurchmesser ist gleichzeitig auch einer der nördlichsten Bäume dieser Art. Er ist in Brusthöhe 140cm stark und wächst bei Aarhus in Dänemark.

Abb. 5: Borke; Urheber: NKO, wikipedia 06/2011

Abb. 6: solitäre Elsbeere in Ripsdorf bei Blankenheim; Urheber: Jan-Herm Janßen, wikipedia 06/2011

Natur- und Kulturgeschichte

Genauso wenig wie heute unser “Baum des Jahres“ irgendwo in seinem Verbreitungsgebiet bestandsbildend ist, dürfte das früher der Fall gewesen sein. Der Baum war und ist immer eingestreut und zwar dort, wo genügend Licht vorhanden ist.

Die erste auf uns gekommene Beschreibung stammt von Aulus Cornelius Celsus, der den Baum in seinem Werk „De re rustica“ (25-35 n.d.Z.) auch schon mit seinem heutigen botanischen Namen benennt. Auch Gaius Plinius Secundus (Plinius der Ältere 23-79 n.d.Z.) tut das wenig später in seiner “Naturgeschichte“. Er schreibt: „Eine Art Sorbus hat den Beinamen torminalis, wird nur als Heilmittel gebraucht, trägt fleißig, hat kleine Früchte, Blätter fast wie die Platane, einen ganz anderen Wuchs als der Spierlingsbaum“. Ob Hildegard von Bingen mit ihrer „Erlize“ eine Elsbeere meinte oder doch eher eine Kornelkirsche muss vorläufig unentschieden bleiben. Einwandfrei fassbar wird die Elsbeere dann erst wieder 1546 im Kräuterbuch von Hieronymus Bock. Hier ist sie ausführlich beschrieben und sogar abgebildet mit Blättern und Früchten.

Das Wurzelwerk

Mit ihrem kräftigen Herzwurzelsystem, kombiniert mit den lang ausstreichenden Nebenwurzeln, ist unser Baum hervorragend gegen Entwurzelung abgesichert. Die rotbraun gefärbten Wurzeln überschreiten bei weitem die Flächenausdehnung der Baumkrone. Wurzelbrut, d.h. die vegetative Vermehrung durch wurzelbürtige Stämme, ist häufig.

Keimlinge bilden bereits in den ersten Tagen eine mehrere Zentimeter lange Wurzel aus. Nach Entfaltung der beiden Keimblätter finden sich bereits Wurzellängen von 8-14cm. Die Wurzeln 2-3-jähriger Bäumchen sind 40-60cm lang.

Das Holz

Elsbeerenholz ist schwer, hart, aber auch gut zu verarbeiten. Es ist zerstreut porig und kann in der Farbe von hellem Gelb bis zu leicht rötlichen Tönen variieren. Etwa ein Drittel der Stämme zeigt Abweichungen von der schlichten Art, der Handel spricht in solchen Fällen von „buntem“ Holz. Häufig weist der Stamm einen dunklen Kern auf. Solche Stämme werden zwar generell nicht gerne genommen, sind aber für spezielle Verarbeitungen, z.B. in der Kunstdrechslerei, oft gerade deshalb interessant.

Elsbeerenholz hat häufig feine, hellbraune Linien in Längsrichtung, die man als Markflecken, Zellgänge oder Haare bezeichnet. Sie werden im Laufe des Baumlebens durch Saft saugende Insekten hervorgerufen. Bei Elsbeeren höheren Alters werden solche Haare, die als qualitätsmindernd betrachtet werden, seltener. Die Borke ist jetzt so dick, dass sie von den meisten Insekten nicht mehr überwunden werden kann.

Abb. 7: Holz der Elsbeere, gemessertes Furnier, geölt, nicht geschliffen; Urheber: Das Ohr, wikipedia 06/2011

Die ökologischen Ansprüche

Die Elsbeere ist in fast allen Teilen Europas zu finden, dazu in kleineren Populationen auch im nördlichen Vorderasien und sogar in Nordafrika.

Auch in Bayern ist sie weit verbreitet, kommt aber auch hier stets nur vereinzelt vor.

Auch wenn die Elsbeere gelegentlich im Freistand zu sehen ist und manchmal als Alleebaum angepflanzt wurde und wird, ist sie doch eher in den Wäldern zuhause, auch wenn sie dauernde Beschattung nicht gut verträgt. Sie wird daher unter die Halbschattengewächse gestellt mit collin-submediterranem Optimum. Feuchte Schattenlagen werden gemieden, meist auch Höhen über 500m. Ausnahmsweise findet sich die Elsbeere aber bis in 1000m Höhe. Beste Bedingungen finden sich auf sonnigen Hängen mit kalkreichen Böden in Eichenwäldern.

Den Rückgang, den die Elsbeere im Verlauf des 20. Jahrhunderts erlitt, führen Forstwissenschaftler auf die Veränderungen in der Waldbewirtschaftung zurück. Vertrug der Baum die Mittel- und Niederwaldwirtschaft gut weil er durch Stockausschläge und Wurzelbrut schnell wieder in die Höhe kam, ist die heute beherrschende Hochwaldwirtschaft für den Baum ungünstig, Beschattung macht ihm das Leben schwer, der hohe Wildbestand lässt wegen des Verbisses nur wenig Aufwuchs zu.

Der wirtschaftliche Nutzen

Hier ist natürlich zunächst die Holznutzung gefragt. Elsbeerenholz ist in der Möbelindustrie beliebt; auch wegen der guten Polierbarkeit. Massivmöbelstücke aus Elsbeerenholz sind allerdings meistens Unikate, da viel zu wenig davon auf dem Markt ist, um etwa eine eigene Mode zu ermöglichen. Verbreitet ist die Nutzung von Elsbeerenfurnierholz (Schweizer Birnbaum). Auch zum Innenausbau wird Elsbeerenholz gerne verwendet. Eine spezielle Nutzungsart guten Elsbeerenholzes ist die Verarbeitung zu Musikinstrumenten z.B. Dudelsackpfeifen. Früher wurden gerne auch Lineale aus dem Holz der Elsbeere gefertigt. Der Grund dafür ist der gleiche wie beim Instrumentenbau; das Holz verändert seine Länge bei Temperaturschwankungen nicht bzw. weniger als alle anderen daraufhin untersuchten Holzarten. ─ Zur Zeit der Mittel- und Niederwaldwirtschaft hatte die Elsbeere auch als Brennholzlieferant erhebliche Bedeutung.

Neben dem Holz werden gelegentlich auch die Früchte einer wirtschaftlichen Nutzung zugeführt. Heute besteht diese Nutzung vor allem in der Vergärung des ausgepressten Saftes und der Destillation der sich ergebenden Flüssigkeit zu einem hoch gerühmten und sehr teueren Obstbrand. Ein Herstellungsschwerpunkt ist hier Österreich.

Früher scheinen die überreifen Früchte auch für die menschliche Ernährung eine größere Rolle gespielt zu haben. Dies wird beispielsweise aus England beschrieben.

Schließlich wird die Verwendung von Elsbeerensaft auch als Bestandteil des Reinigungsprozesses bei anderen Obstsäften erwähnt (s.o.).

Mehr in den Kunst- bzw. Hobbybereich gehört heute die Verwendung des Holzes für Drechselarbeiten. Neben den interessanten Farben spielt bei diesem Verwendungszweck sicher auch die oben bereits angedeutete Tatsache eine Rolle, dass einmal getrocknetes Elsbeerenholz kaum mehr „arbeitet“, sich jedenfalls sehr wenig temperaturauffällig zeigt.

Zur systematischen Stellung

Wie bereits oben beschrieben, gehört die Elsbeere zur Familie der Rosengewächse innerhalb der Ordnung der Rosenartigen im Kreise der zweikeimbättrigen Blütenpflanzen. Recht nah verwandte Gattungen in dieser Familie sind die Gattungen Malus (Apfel), Pyrus (Birne) und Sorbus. Von letzterer Gattung unterscheidet man etwa 100 verschiedene Arten auf der Nordhalbkugel. Nur vier davon sind in Mitteleuropa heimische Bäume. Während die Vogelbeere (Sorbius aucuparia) weithin bekannt ist, zählen neben der Elsbeere auch der Speierling (Sorbus domestica) und die Mehlbeere (Sorbus aria) zu den weniger geläufigen einheimischen Laubgehölzen.

Der deutsche Name

Erstmals ist der deutsche Name „Elsbeere“ in einem Brief Martin Luthers an Agricola aus dem Jahre 1526 fassbar. Luthers Gattin Katharina schätzte die Früchte und kannte deren Wirkung. Es sind zahlreiche andere deutsche Bezeichnungen überliefert (z.B. Ruhrbaum und Schweizer Birnbaum), die aber immer weiter zugunsten der Bezeichnung „Elsbeere“ zurückgehen. Wie der Namen „Elsbeere“ etymologisch abzuleiten ist, konnte der Verfasser nicht ermitteln.

Heilwirkungen

Seit der Antike ist die Elsbeere als Heilpflanze nachgewiesen (s.o.) und auch Luther wusste von dieser Wirkung. Die Früchte wirken als Adstringens und wurden daher gegen jede Art von Durchfallerkrankungen, auch gegen Ruhr und Cholera eingesetzt. Hiervon leitet sich natürlich auch die Bezeichnung „Ruhrbaum“ ab (s.o.). Auch die lateinische Bezeichnung „torminalis“ weist auf den Einsatz gegen Durchfallerkrankungen hin.

Im 17. Jahrhundert soll in England aus Elsbeeren, neuem Wein und Honig ein Mittel gegen Magenverstimmungen hergestellt worden sein, wobei die Wirkung dieses Mittels besonders gerühmt wurde.

Die Elsbeere und der Klimawandel

Das Hauptproblem der Elsbeere scheint die natürliche Verjüngung zu sein. Zu viele Samen fallen den Mäusen zum Opfer, zu wenige Bäumchen kommen soweit hoch, dass sie dem Wildverbiss entkommen. Der Baum hat eine ausgeprägte Fähigkeit zur Wurzelbrut entwickelt, die Forstwirtschaft steuert mit Samenplantagen, Lagerung von Saatgut und Klonarchiven gegen und pflanzt zahlreiche Elsbeeren an passenden Standorten um die gewünschte Artenvielfalt zu erreichen.

In den aktuellen Publikationen zur Elsbeere als „Baum des Jahres 2011“ wird regelmäßig vermutet, dass der sich anbahnende Klimawandel die Elsbeere begünstigen würde. Sie sei ja schließlich Wärme liebend und so sei zu erwarten, dass sich das Verbreitungsgebiet nach Norden und in Höhenlagen der Mittelgebirge vorschieben würde. Oft wird die Verbreitung des Baums geradezu mit der Nordgrenze des Weinbaus in Verbindung gebracht, ganz so als gäbe es dafür einen naturwissenschaftlich fassbaren Zusammenhang.

Solche und ähnliche Aussagen hält der Verfasser ganz generell für problematisch. Die Elsbeere steht ja nicht allein auf ihrem Standort. Sie hat vielmehr Partner ganz unterschiedlicher Art; z.B. ihre Mykorrhiza-Pilze. Es ist nun aber wirklich nicht gesagt, dass solche Partner ebenfalls günstig auf Erhöhungen der Durchschnittstemperatur reagieren würden.

Bemerkenswerte Elsbeeren in unserer Gegend

Auf dem Schweinfurter Stadtgebiet gibt es laut Auskunft des zuständigen städtischen Sevicebetriebs keine Elsbeere. Im näheren Umkreis dagegen kommt unser „Baum des Jahres“ durchaus vor; sogar in sehr stattlichen Exemplaren. So fanden Müller-Kroehling und Franz bei ihrer Untersuchung 1999 im Forstamt Gerolzhofen einen Stamm mit einem BHD von 78 cm. Ein wirklich prächtiger Baum ist dagegen die „Schöne Else“ im Staatlichen Forstamt Würzburg. Sie hat heute den gleichen Brusthöhendurchmesser und dürfte eine der höchsten Elsbeeren in Unterfranken sein. Man findet diesen herrlichen Baum im nordöstlichsten Abschnitt des Guttenberger Forsts, nördlich des Glockengrabens unmittelbar am Rande einer Forststraße. Walter Graf, stellvertretender Leiter des Forstamts Arnstein, hält den Baum für einen Überhälter aus der früher auch hier üblichen Mittelwaldwirtschaft.

Etwas weiter weg, in Herpersdorf bei Scheinfeld (LK Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim), steht eine sehr starke Elsbeere mit einem BHD von 101 cm. Ich darf schließen mit einer Kartierung aus dem Ihnen über die Jahresgabe 2010 bekannten Buch unseres Mitglieds Konrad Roth, der natürlich auch diesen Baum in seine Flora einbezogen hat.

Samstag, 21.05.2011: Wild- und waldpädagogische Führung durch den Schweinfurter Wildpark


Referent: Hr. Leier, Fachlicher Leiter des Schweinfurter Wildparks

Im Wildpark Schweinfurt finden sich ca. 500 Tiere von 48 Tierarten. Auf einer sehr abwechslungsreichen Führung erfuhren wir viel Wissenswertes, z.B. wie die Tiere gepflegt und gefüttert werden, was bei der Tierhaltung und Aufzucht in einem Wildpark zu berücksichtigen ist, aber auch welche Bäume im Wildpark wachsen und woran man ihr Alter erkennen kann.

Spielerisch erarbeitete Herr Leier mit den Kindern, z.B. wie viele Lebewesen sich im Boden befinden und welche Funktionen der Wald übernimmt. Wir erfuhren, wozu die Hölzer verwendet werden und wie die Verjüngung im Wald funktioniert und arbeiteten uns mittels „Spiegeltechnik“ in die höchsten Baumwipfel vor.

Wir konnten Schweinfurts Elche aus nächster Nähe betrachten, Herr Jordan durfte Herrn Leier sogar bei der Fütterung der Gänsegeier ins Gehege begleiten … und erfüllte trotz eines sehr interessierten Geiers diese (scheinbar nicht ganz ungefährliche) Aufgabe problemlos.

Herr Leier weihte uns in die aktuellen Planungen des Wildparks ein (neues Raubvogel-Gehege), stellte Projekte der vergangenen Jahre vor (z.B. Gehege der Walliser Ziegen, des Muffelwildes und „Burg Schweinstein“) und verriet uns sogar ein kleines Geheimnis (nämlich den Luchs-Nachwuchs).

Die wild- und waldpädagogische Führung war gleichermaßen interessant für Jung und Alt und erfreute sich großen Zuspruchs (auch von Gästen, insbesondere vielen Kindern). Die Einnahmen der Veranstaltung spendete der Verein dem Wildpark für 2 „E“ für das neue Raubvogel-Gehege.

Wir danken Herrn Leier für die interessante Veranstaltung und freuen uns auf ähnliche Angebote in den nächsten Jahren.


Samstag 18.06.2011: Pkw-Exkursion: Besuch der Ölschiefergrube Messel.

Leitung: Dieter Schmitt, Donnersdorf

Referenten:

Grube Messel: Marissa Blume;

Messel-Museum: Herr Schmitt (aus Messel)

Exkursionsbericht: Dr. Georg Büttner



Ablaufplan:

ca. 10.30: Ankunft am Besucherzentrum (Parkplatz)

bis ~12:00: selbständige Erkundung des Besucherzentrums

bis ~12:30: Mittagspause (Rucksackverpflegung)

bis ~15:00: Grubenführung

bis ~15:20: Fahrt zum Messelmuseum

bis ~16:15: Führung Messelmuseum

anschließend gemeinsame Einkehr

Exkursionsbericht: Dr. Georg Büttner

Die Grube Messel ist eine der bedeutendsten Fossilienfundstätten der Welt (am besten erhaltene Funde aus dieser Zeitscheibe). Sie wurde 1995 in die Liste "UNESCO-Weltnaturerbe" aufgenommen. Nach heutigen Erkenntnissen sind die etwa 48 Millionen Jahre alten Ölschieferablagerungen im Mittleren Eozän in einer Maarstruktur abgelagert worden. Solche Maare entstehen durch explosiven Vulkanismus vor allem dort, wo (Grund)Wasser mit aufsteigendem Magma in Berührung kommt (Phreatomagmatismus). Den Festgesteinsrahmen der Maarstruktur bilden Sande und Sandsteine des Rotliegenden. Neben dem Ölschiefer konnten wir auf unserem Grubenrundgang auch diese Gesteine in Augenschein nehmen.

Wie bereits der Ablaufplan zeigt (s.o.), war die Exkursion eine Aneinanderreihung dreier Höhepunkte. Wir begannen mit dem neuen Besucherzentrum an der Ölschiefergrube Messel. Seine Form ist meines Erachtens genial, für manchen Besucher, jedoch (von außen betrachtet) auch gewöhnungsbedürftig. Das moderne Gebäude aus massivem Sichtbeton nimmt Teile der hier ehemals geplanten Müll-Verladestation in seine Außenkonstruktion mit auf. Es gliedert sich in sieben längliche, parallel zueinander angeordnete Baukörper, die an die aufblätternde Gestalt des Ölschiefers angelehnt ist. (Kurzinfo zum Besucherzentrum und zur Grube: Welterbe Grube Messel – das GM-Magazin 2011)

Nach einem einführenden Film, in dem auch die Problematik der einst hier geplanten Verfüllung der Grube mit Hausmüll und der langen Weg bis zur Unterschutzstellung vorgestellt wurde, wurden wir in einzelnen Themenblöcken mit Messel vertraut gemacht. Zunächst erfuhren wir einiges über die Entstehung von Maaren, über explosiven Vulkanismus und die damit verbundenen Gesteine sowie den Kraterrand. Dann konnten wir eine imaginäre Fahrt in ein über 300 m tiefes Bohrloch „live“, quasi im Bohrloch sitzend, erleben und gleichzeitig viel Wissenswertes zur Entstehung der angetroffenen Schichten erfahren. Nicht nur meine beiden jugendlichen Begleiter waren ganz angetan von dieser Art eines „fast 4-D-Kinos“! Kaum hatten wir die Erdoberfläche wieder erreicht, bot sich die Möglichkeit Bohrproben und das Gestänge einer Seilkernbohrung aus nächster Nähe zu betrachten.

Darüber hinaus galt es in einem „Regenwald-Haus“ die Gerüche des Dschungels zu erschnuppern. Da in Messel bedeutende Funde zur Evolution gemacht wurden (z.B. Urpferdchen) ist diesem Thema ein eigener Raum gewidmet. Schließlich konnten wir in der „Schatzkammer“ einige Duplikate bedeutender Messelfossilien bestaunen.

Im Anschluss an die Mittagspause folgte ein etwa 2,5 Stunden dauernder Grubenrundgang. Wir wurden dabei von Frau Marissa Blume, einer Präparatorin des Landesmuseums Darmstadt geführt. Zunächst gab sie uns einen Überblick über die topographische bzw. räumliche Erstreckung des ehemaligen Abbaus und wies auf die sandigen Rotliegend-Sedimente an den Rändern des Kraters hin.

Entlang des Führungsweges waren in einzelnen Containern Gegenstände deponiert, mit denen es Frau Blume sehr gut verstand, die Besonderheiten von Messel darzustellen. So erfuhren wir sowohl an einem Abguss als auch an einem Modell viel zur Lebensweise des Urpferdchens und welchen Nutzen seine Füße hatten. Diese unterscheiden sich mit ihren Zehen gänzlich von den Füßen (Hufen) unserer heutigen Pferde. Gerade von solchen Fragestellungen ließen sich die Kinder stark begeistern und waren voll bei der Sache, wenn es um ihre Beantwortung ging. Im Grubentiefsten wurde vor einigen Jahren eine ca. 300 m tiefe Forschungsbohrung niedergebracht, die unter dem Ölschiefer artesisch gespanntes Wasser angetroffen hat. Frau Blume öffnete den Schieber und das leicht Schwefelwasserstoff führende Wasser trat mit natürlichem Druck über Tage aus. Jeder musste sofort dieses alte (d.h. nicht am heutigen Wasserkreislauf teilnehmende) Wasser kosten.

Absoluter Höhepunkt war für viele jedoch der Besuch einer professionellen Grabung. Am Morgen desselben Tages hatte die „Grabungsmannschaft“ einen großen Fisch geborgen, den wir bestaunen konnten. Hier und später noch einmal an einem Container erläuterte uns Frau Blume den schwierigen Weg vom Fund zum präparierten Fossil bzw. bis zum Abguss.

Den fachlichen Abschluss der Messelexkursion bildete ein Besuch im Messelmuseum im Ort Messel. Die Führung dort übernahm Herr Schmitt aus Messel. Er erläuterte uns kurz den Aufbau des Museums und kam dann auf die beiden Schwerpunkte, die mit der Thematik der Ölschiefergrube zusammenhängen, zu sprechen. Dies ist einerseits der Bereich „Industriegeschichte“ (Verschwelung + Produkte) und andererseits eine bedeutende Sammlung von Messelfossilien (Schlangen, Fledermäuse, Schildkröten, Fische, aber auch Insekten etc.; vorwiegend Originale). Beachtlich sind die (verschiedenen) Urpferdchen, wovon eines von unserem Mitglied (und Gesamtorganisator dieser Exkursion) Dieter Schmitt gefunden und präpariert worden ist. (Kurzinfo zum Museum: Faltblatt Fossilien- u. Heimatmuseum Messel)

Den Abschluss fand die Exkursion in einer hessischen Gaststätte, wo wir bei „grüner Soße“ und hessischem Apfelwein die Ereignisse des Tages diskutieren konnten.

Großer Dank allen, die zum Gelingen dieser Exkursion beigetragen haben. Allen voran natürlich Herrn Dieter Schmitt aus Donnersdorf für seine vorbildliche Vorbereitung und Durchführung sowie für sein Engagement als „Exkursionswart“. Für die Führung in der Grube Messel großen Dank an Frau Marissa Blume sowie für die engagierte Führung im Messelmuseum Dank an Herrn Schmitt aus Messel.

Samstag, 09.07.2011: Familienexkursion: Versteinerungen suchen und die Unterwelt erkunden – Exkursion in die Nördliche Frankenalb speziell für Familien mit Kindern

Referenten: Dr. Georg Büttner, Hof/Schweinfurt, Ralf Rudolph, Eltmann

Ablaufplan

09:00 – 10:15 Anfahrt Schweinfurt – Buttenheim

10:30 – 12:00 Besuch der Lias-Tongrube Buttenheim

(Fa. Liapor)

12:00 – 12:45 Weiterfahrt nach Oberfellndorf

13:00 – 15:00 Besuch der Kirchenweghöhle und der

Wunderhöhle bei Oberfellndorf

15:30 – 17:00 Gemeinsame Einkehr in der Kuchenmühle

17:00 – 18:30 Rückfahrt nach Schweinfurt

Exkursionsbericht – Georg Büttner

Bilder: Werner Drescher (W.D.) und Sabine Wurm (S.W.)

In der Tongrube Buttenheim sind schwarze bzw. graue Tonsteine des Lias aufgeschlossen. Diese Gesteine werden hier zur Blähtonherstellung von der Fa. Liapor abgebaut und in Hallerndorf weiterverarbeitet. Blähton begegnet uns in Form von Kügelchen z.B. in Hydrokulturen, aber auch in Dämmmatten zur Gebäudedämmung.

In Buttenheim ist vorwiegend der Lias delta angeschnitten. Hier können zahlreiche Meeresbewohner insbesondere Ammoniten und Belemniten gefunden werden. Die Aufschluss-Situation ist sehr gut. Diagenetisch zerdrückte Ammoniten sind häufig, pyritisierte Ammoniten in „Vollkörper-Erhaltung“ dagegen eher selten und vorwiegend auf eine Schicht im oberen Aufschlussbereich beschränkt.

Die Exkursionsteilnehmer machten sich mit großem Eifer auf die Suche und waren begeistert über die guten Fundmöglichkeiten. Am Rande erfuhren sie (je nach Interesse) viel Wissenswertes, z.B. warum die Tonsteine hier dunkelgrau bzw. schwarz sind und welche Informationen uns die Pyrit- und Bleiglanzführung auf Klüften und in Knollen liefern ( sauerstoffarme Ablagerungsverhältnisse).

Typische Ammoniten (W.D.)

Nach eifrigem Sammeln und Erläuterung der Fundstücke im Kreise aller Teilnehmer ging es weiter nach Oberfellndorf. Hier besuchten wir auf einer kleinen Wanderung zwei Karsthöhlen im Fränkischen Jura.

Das umgebende Gestein ist hier der Weiße Jura (Malm). Es handelt sich wiederum um eine Meeresablagerung, wobei die massigen Riffe vorwiegend aus Schwämmen aufgebaut sind. Die vorherrschenden Gesteine sind Karbonate (Kalkstein und Dolomitstein).

Die Höhlenbildung (Verkarstung) ist deutlich jünger, sie fand in mehreren Phasen, erstmals in der Kreidezeit, dann wieder im Tertiär und schließlich im Quartär statt. Die Höhlen auf der heutigen Malmhochfläche sind zu einer Zeit entstanden, als das Vorfluterniveau deutlich über dem heutigen Wiesenttal lag. Dies war z.B. im Pliozän (Tertiär) der Fall. Dies erklärt einerseits ihre Lage und andererseits, warum diese Höhlen heute nicht mehr von Bächen durchflossen sind.

Die Karbonate werden durch das im Wasser gelöste Kohlendioxid gelaugt. Die Lösung (Verkarstung) vollzieht sich dabei entlang frühzeitig angelegter Risse und Schwächezonen im Gestein (z.B. Bankungsfugen oder Kluftfugen). Bei Temperaturerhöhung und Druckabnahme wird der im Wasser gelöste Kalk wieder abgeschieden. Es kommt dann zur Bildung von Tropfsteinen (Sinter). In beiden Höhlen konnten Reste solcher Sinter angetroffen werden. Dabei traten nicht nur Stalaktiten (von der Decke hängende Tropfsteine) und Stalagmiten (vom Boden zur Decke wachsende Tropfsteine) auf. Im mittleren Abschnitt der Kirchenweghöhle trafen wir zahlreiche Sinterbecken und in beiden Höhlen sägezahnartigen Sinter an.

Ein großer liegender Tropfstein (der wohl mehrere 1.000 bis über 10.000 Jahre alt sein dürfte) aus dem vorderen Abschnitt der Kirchenweghöhle ist inzwischen durch die Unvernunft einiger Zeitgenossen im oberen Teil zerstört und zum Teil abtransportiert worden!

Gerade die Kinder waren von den zahlreichen Sinterbildungen und den engen Gängen begeistert.


Vorderer Bereich der Kirchenweghöhle; vorne Teile der umgestürzten Tropfsteinsäule (S.W.)

Mittlerer Bereich der Kirchenweghöhle; oben: Sinterbecken mit Tropfsteinsäule

Hinterer Bereich der Kirchenweghöhle; Stalagmiten (W.D)

Eine gewisse Überwindung verlangte von manchen der Abstieg in die Oberfellndorfer Wunderhöhle. Gesichert durch ein längs verlaufendes Seil und durch drei Erwachsene galt es hier +/- senkrecht ca. 3,5 m durch einen Schacht zu klettern. Unten öffnete sich jedoch ein unerwartet großer Hohlraum, der von zahlreichen Sinterbildungen geschmückt war. Die ganz Unentwegten konnten noch durch eine feuchte Engstelle in eine Schatzkammer in den hinteren Höhlenteil kriechen (schlufen).

Den Abschluss fand die Exkursion an der Kuchenmühle im Aufseßtal. Bei sonnigem Wetter und guter fränkischer Küche konnten wir im Biergarten unsere Erlebnisse diskutieren.

Die Exkursion war außergewöhnlich gut besucht. In der Tongrube Buttenheim zählten wir 35 Teilnehmer; in den Höhlen noch immer über 30. Ich hoffe es hat nicht nur den beiden Exkursionsleitern, Ralf Rudolph und mir viel Spaß gemacht … und wir sehen die eine oder andere Familie in den nächsten Jahren bei unseren Veranstaltungen wieder.

Großer Dank von meiner Seite an Ralf Rudolph für die gute Organisation („Exkursionswart“) … weiterer Dank an alle spontanen Helfer während der Exkursion sowie an Werner Drescher und Sabine Wurm für ihre digitalen Bilder!

Samstag, 23.07.2011: Pkw-Exkursion ins Gips-Informations-Zentrum (GIZ) nach Sulzheim: Gips-Workshop für Kinder


Veranstaltung speziell für Kinder im Alter von 6 bis 13 Jahren sowie junge Familien

Organisation und Durchführung: Diplom-Geographin Beate Glotzmann, Gerolzhofen

Bericht: Dr. Georg Büttner

Was ist überhaupt Gips?, Wie sieht er aus?, Wo begegnet er uns im täglichen Leben?, Wie ist er entstanden … und wo wird er abgebaut? … auf all diese Fragen fanden wir Antworten im Gips-Informationszentrum in Sulzheim. Nach einer kindgerechten Führung durch den Ausstellungsteil wurden die Teilnehmer des Workshops mit dem Werkstoff Gips vertraut gemacht. Gipspulver wurde mit Wasser angerührt und in Formen gefüllt. Beim Abhärten entwickelte sich Wärme, so dass sich die fertigen Formen nach relativ kurzer Zeit aus den Vorlagen lösen ließen. Wer Lust hatte konnte seine Formen noch mit Wasserfarben verzieren. … Für alle ein nachhaltiges Erlebnis

Etwa 15 Kinder waren zusammen mit ihren Eltern bzw. Betreuern nach Sulzheim ins GIZ gekommen und durften einen erlebnisreichen Nachmittag erleben.

Wir danken Frau Glotzmann für dieses interessante Angebot und freuen uns auf ähnliche Veranstaltungen in den nächsten Jahren.


Samstag, 30.07.2011: Pkw-Exkursion: Junge Wasserforscher unterwegs – Ein Erlebnistag am Wasser

Die Veranstaltung musste leider wegen Erkrankung von Frau Hußlein ausfallen

Freitag, 12.08.2011: Arbeitskreis „Steine in der Stadt“: Vorstellung der ersten Ergebnisse

sowie

Samstag 13.08.2011: Arbeitskreis „Steine in der Stadt“: Stadtrundgang

Referent/Leitung/Bericht: Dr. Georg Büttner Hof/ Schweinfurt

Über die Zielsetzungen des Arbeitskreises und die ersten „Out-Door“-Termine wurde bereits auf Seite 5 berichtet. Im Zuge dieser beiden Veranstaltungen der Sommervolkshochschule sollte der Arbeitskreis einem größeren Interessentenkreis vorgestellt werden. Neben den Arbeitskreismitgliedern kamen jedoch nur wenige Gäste und einige weitere Interessenten aus dem Verein.

Am Freitag wurde mit Hilfe von digitalen Bildern in einer Art Power-Point-Präsentation die wichtigsten heimischen Gesteine im Schweinfurter Stadtbild vorgestellt. Am Samstag bewegte sich der Arbeitskreis vom VHS-Gebäude über die Musikschule und die Heilig-Geist-Kirche zum Schillerplatz und von dort über das Gerichtsgebäude, das Iduna-Hochhaus und die Kunsthalle zur Ausgrabungsstelle an der Hadergasse. Seinen Abschluss nahm der „Rundgang“ am Zeughaus. Wir betrachteten dabei nicht nur die Fassaden, sondern auch die Strassen- bzw. Platzbeläge und die Brunneneinfassungen.

Während des etwa drei Stunden dauernden Rundgangs wurden wiederum zahlreiche Beispiele für die wichtigsten Schweinfurter Naturwerksteine angetroffen. An einigen Stellen konnten besonders gut die Verwitterungsprobleme und Frost-Tau-Wechselanfälligkeit, insbesondere der tonig gebundenen Feinsandsteine sowie Verschmutzungsempfindlichkeit rauer Gesteinsoberflächen (z.B. Quaderkalk an der Heiliggeistkirche) diskutiert werden. Daneben wurden jedoch auch Grundlagen der Gesteinsbestimmung und –Ansprache vermittelt. Der Arbeitskreis ist für jeden Interessierten für Geologie und Stadtgeschichte geeignet. Wir freuen uns auch für die Zukunft auf weitere Mitstreiter. Im Folgenden einige Eindrücke des Arbeitskreises (Stadtrundgang).

Weitere Bilder finden sich auf der Internetseite des Vereins unter:

http://www.nwv-schweinfurt.de/homepage/index.php/Bildergalerie

Sonntag, 18.09.2011: Tag des Geotops

Exkursion: Neubearbeitung der Geologischen Karte von Blatt Haßfurt

Referent: Dipl.-Geol. Sebastian Specht, Eilenburg

Der Diplomgeologe Sebastian Specht hat im Auftrag der Universität Würzburg und des Bayerischen Landesamts für Umwelt (LfU) in den Jahren 2010 und 2011 das Kartenblatt Haßfurt geologisch neu aufgenommen. Er stellt uns seine interessanten Ergebnisse im Gelände vor. Darüber hinaus besuchten wir einen spektakulären, aktuellen Straßenaufschluss auf dem Blattgebiet Stadtlauringen. Dort waren verbogene Tonsteine und kleine Verwerfungen zu sehen.

Das Wetter war an diesem Tag leider außerordentlich schlecht. Nach nächtlichem Gewitter folgten auf morgendlichen Dauerregen am frühen Nachmittag Schauer. Dennoch hatten sich 12 Interessierte zusammengefunden, die dann auch alle Aufschlüsse besuchten und eifrig mitdiskutierten, z.T. sogar Gesteinsproben mitnahmen.

PKW-Exkursion Blatt Haßfurt vom 18.09.2011— angesteuerte Exkursionspunkte (Sebastian Specht)

Nach dem Treffen in Schweinfurt wurde der erste Punkt der Exkursion, der Aussichtsturm im Vogelschutzgebiet der Maintalaue, südöstlich Haßfurt angefahren. Dort erfolgte eine kurze Einführung und Überblick in den geologischen Rahmen des Blattes 5929 Haßfurt. Zugleich stellte der Platz den ersten Exkursionspunkt dar. Er gewährte einen recht guten Rundum-Blick über das Maintal bei Haßfurt sowie das östlich gelegene Maindurchbruchstal zwischen den Hassbergen und dem Steigerwald, der nur durch den anhaltenden Regen getrübt wurde.

Anschließend wurde der zweite Exkursionspunkt am Zeiler Kapellenberg angesteuert, wo an einem Straßenanschnitt in recht eindrucksvoller Weise der Coburger Sandstein auf ca. 325 m ü. NN besichtigt wurde. Dort präsentierte sich dieser als Wechselfolge von Ton- und Sandsteinen.

Der folgende Punkt befand sich ca. 500 m weiter nördlich, am Schleifberg. In einem Wasserriss konnten die obersten Partien des Blasensandsteins in der Übergangsfazies zwischen der sandigen Randfazies und tonigen Beckenfazies beobachtet werden.

Danach wurde die höchste Erhebung im Bischofsheimer Forst auf 384 m ü. NN angesteuert. Dort wurden die untersten Partien des Mittleren Burgsandsteins besucht. Dieser stellt die jüngste auf Blatt Haßfurt ausbeißende Schichtenfolge von Triasgesteinen dar.

Anschließend erfolgte der Wechsel in den Bereich zwischen Dörflis und Kottenbrunn. An einem Halt an einem Wirtschaftsweg konnte die Grenze Coburger Sandstein – Heldburgschichten beobachtet werden. Auf den angrenzenden Feldern wurden in kurzer Folge von einigen Teilnehmern Kieselhölzer, Carneole und Gangquarze gesammelt.

Den nächsten Exkursionspunkt bildete der alte Steinbuch südwestlich von Kottenbrunn. Dort konnte der Untere Werkstein des Coburger Sandsteins besichtigt werden. Dieser erreicht Mächtigkeiten von mehr als 3 m und wurde in mannigfaltiger Weise für den Bau der angrenzenden Ortschaft verwendet.

Der folgende Haltepunkt befand sich nordöstlich von Krum (am Friedhof). In einem Hohlweg wurde der Übergangsbereich zwischen Estherienschichten und Schilfsandstein besucht. Die für das Umfeld typische, markante Residuenlage (Nathan´sche Quarzbresche) wurde ebenso vorgestellt wie auch der direkte Übergang von den Tonsteinschichten in den Sandstein des Schilfsandsteins (feine Sandstein–Tonstein–Wechsel).

Im darauf folgenden Punkt wurde die Corbulabank in einem alten Hohlweg östlich von Prappach vorgestellt. In mustergültiger Weise konnte die Aufspaltung der ca. 1 m mächtigen Bank in 3–5 cm dicke Bänkchen beobachtet werden. Angeregte Diskussionen zeigten das ungebrochene Interesse der Exkursionsteilnehmer an.

Im anschließenden Exkursionspunkt nordwestlich von Hellingen wurden die Reste von Hochschotterterrassen im Vorfeld des Hassbergtraufs besichtigt. Diese stellen die letzten Zeugen eines nicht mehr existierenden tertiären Entwässerungssystems dar. Kurze Ausflüge auf die umliegenden Felder wurden mit Funden von Kieselhölzern und Carneolen belohnt.

Aus aktuellem Anlass wurde das Blatt Haßfurt verlassen. Es erfolgte ein Wechsel auf den nördlichen Teil von Blatt Stadtlauringen. Dort bot der Straßenbau zwischen Wetzhausen und dem Abzweig Nassach eindrucksvolle Aufschlüsse in den Myophorienschichten des Gipskeupers.

Im nördlichen Aufschluss war mustergültig der Bereich über und unter der Bleiglanzbank aufgeschlossen. Der südliche Aufschluss zeigte einen tieferen Teil der Schichtenfolge. Neben Verstellungen in Folge von Auslaugung der Grundgipsschichten waren auch eine Reihe von rheinisch streichenden Verwerfungen aufgeschlossen. Diese erzeugten z. T. intensive Verstellungen innerhalb der Tonsteine. Die Versatzbeträge waren mit ca. 2 m eher gering und auf den anschließenden Feldern in keiner Weise nachzuweisen.

Der Abschluss der Exkursion erfolgte wie im vorangegangenen Jahr mit der Einkehr im Gasthaus Stöhr, Stadtlauringen, wo in geselliger Runde geologische Diskussionen mit allen Exkursionsteilnehmern stattfanden.

Wir danken Herrn Specht für die interessante Exkursion sowie für sein außerordentliches Engagement, denn er reiste speziell für die Exkursion und ihre Vorbereitung von Eilenburg (Nordsachsen) an!

Ihre digitalen Bilder stellten freundlicherweise Elisabeth Winkler und Lothar Kranz zur Verfügung … DANKE!

Freitag 07.10.2011 Apfelseminar

Referent: Erich Rößner, Alitzheim

Bericht: Dr. Georg Büttner

Herr Erich Rößner ist ein großer Kenner heimischer Apfelsorten (Pomologe). Er zeigte uns ca. 30 meist historische Apfelsorten von Streuobstwiesen des Steigerwaldvorlandes und erwähnte etwa weitere 10 Apfelsorten, die hier heute vor allem im Zuge von Ausgleichsmaßnahmen des Naturschutzes gepflanzt werden.

Zu Beginn erwähnte er, dass das erste Wissen über den Obstbau vor allem von den Mönchen aus den Klöstern kam. Der Niedergang der ehemals großen Obstbaumbestände begann fast in jedem Ort um das Jahr 1950/60. Im Rahmen der Flurneuaufteilung standen viele Baumreihen quer zu den neuen Grundstücken, so dass die großen Erntemaschinen nicht eingesetzt werden konnten. In der ersten Hälfte der 70er Jahre wurden die sogenannten Rodungsaktionen durch staatliche Zuschüsse gefördert.

Nach den einleitenden Worten stellte Erich Rößner die nachfolgend angeführten Obstsorten vor. Neben den Namen ging er auf die Verwendung, den Geschmack, Lagerungsmöglichkeiten sowie auf die Frucht- und Baumbeschreibung der einzelnen Sorten ein.

Äußerliche Unterscheidungsmerkmale der Äpfel sind z.B. Farbe (gelb, rot, grün), Abgrenzung von Farbfeldern (scharf oder fließend), Wuchsform (rund, platt, birnenförmig), besondere Strukturmerkmale (z.B. Kanten), allgemeine Größe, Geruch etc.. Darüber hinaus orientiert sich der Apfelkenner an der Tiefenlage des Stiels und der Blüte. Beim Aufschneiden sind mögliche Unterscheidungskriterien die Härte des Fleischs, der Saftgehalt sowie die Säure.

Die Äpfel wurden zunächst von Herrn Rößner gruppiert betrachtet. Hierbei erfuhren wir viel Wissenswertes über ihr primäres Herkunftsgebiet, den Zeitpunkt der Erstzüchtung und über die Unterscheidungskriterien. In einem zweiten Schritt durften wir einzelne Äpfel kosten, um die beschriebenen Unterschiede zu erkennen.

Die 14 Teilnehmer erlebten eine zugleich abwechslungsreiche wie sehr informative Veranstaltung. Aus den vielen Fragen war ersichtlich, dass es sich zum großen Teil um „Apfelkenner“ handelte. Nach einer längeren Diskussion über Streuobst und Apfelsorten war der lehrreiche Vortragsabend gegen 22 Uhr zu Ende.

Im Folgenden werden die in Augenschein genommenen Äpfel tabellarisch aufgeführt (Liste: Konrad Roth).

Apfelsorten

Verwendung

Königinapfel

Wirtschaftsapfel

Jakob Fischer

Tafelapfel, Saft, Most

Gravensteiner

guter Tafelapfel

Jakob Lebel

Tafelapfel, Saft, Most

Zitronenapfel

Tafelapfel

Jonathan

Tafelapfel

Golden Delicius

Tafelapfel

Jonagold

Tafelapfel

Elstar

Tafelapfel

Cox orange

Tafelapfel

Freiherr von Berlepsch

Tafelapfel

Danziger Kantapfel

Tafel- und Wirtschaftsapfel

Croncels

Tafel- und Wirtschaftsapfel

Kaiser Wilhelm

Tafelapfel, Saft und Mostapfel

Winterglockenapfel

Tafelapfel, Kuchenbeleg

Kloster Rambur

Wirtschafts- und Tafelapfel

Weißer Winterkalwill

Tafelapfel

Roter Herbstkalwill

Tafelapfel

Bohnapfel

Wirtschaftsapfel

Roter Eiserapfel

Wirtschaftsapfel

Trierer Weinapfel

Mostapfel

Erbachhofer-Mostapfel

Mostapfel

Winterzitronenapfel

Tafel- und Küchenapfel

Rote Sternrenette

Wirtschafts- und Tafelapfel

Zuccalmaglio

Tafelapfel

Roter Hauptmann

Tafel- und Wirtschaftsapfel

Schafsnase (mit Krebsknoten an den Ästen)

Tafelapfel

Gewürzluiken

Tafelapfel, Saft, Most

Kohlapfel

Tafelapfel, Saft, Most

Boskoop

guter Tafel- und Backapfel

Blenheim

Tafelapfel

Goldparmäne

Tafelapfel

Kronprinz Rudolf

Tafel- und Küchenapfel

Schöner von Nordhausen

Tafel- und Wirtschaftsapfel

Wiltshire

Wiltshire

Winterrambur

Tafel- und Wirtschaftsapfel

Ontario

Tafel- und Küchenapfel

Granny Smith

Tafelapfel

Zierapfel

Parkanlagen, Friedhöfe

Holzapfel

R L Bayern 3 gefährdet

Wir danken Herrn Rößner, für die Vorbereitung und Durchführung dieser nicht alltäglichen Veranstaltung und dafür, dass er uns wieder einmal an seinem großen Wissen teilhaben ließ. … Vielen Dank an Konrad Roth fürs „Mitschreiben“ und an Werner Drescher für die schönen Bilder!











Samstag, 08.10.2011: Pkw-Exkursion ins Mineralogische Museum nach Würzburg: Kinderführung durch das mineralogische Museum

Organisation: Beate Glotzmann, Gerolzhofen

Referentin: Fr. Dr. Dorothée Kleinschrot, Würzburg

Bericht: Dr. Georg Büttner

Diese „Kinderführung“ hatte das Potenzial „Große“ und „Kleine“ gleichermaßen zu begeistern. Es ging darum Minerale und Gesteine mit allen Sinnen zu erfassen und somit Mineralogie und Geologie einmal anders verstehen zu lernen.

Im Folgenden werden nur einige Beispiele erwähnt, da wir diese oder eine ähnliche Veranstaltung in den Folgejahren noch einmal anbieten wollen. … Denn leider waren nur 2 Kinder zu dieser Veranstaltung erschienen. Die anderen Teilnehmer waren ein Mineraliensammler und drei Geowissenschaftler!

So galt es z.B. drei verschiedene Gesteine zu ertasten und die Eindrücke zu schildern. Dabei durfte auch die Vermutung ausgesprochen werden, welche Farbe dieses Gestein haben könnte … und um welches Gestein es sich möglicherweise handelt.

In weiteren Stationen ging es darum Kristallformen zu beschreiben und besondere Eigenschaften an Mineralen zu erkennen (z.B. Doppelspat oder „Fernsehstein“ [Ulexit]). Beim Ulexit ging es aber auch darin, den Mechanismus zu erkennen, der dazu führt, dass die Schrift an die Gesteinsoberfläche projiziert wird. Bei den Mineralen beschäftigten wir uns mit der Strichfarbe und der Verwendung von gemahlenen Mineralen als Farbpigment.

Darüber hinaus galt es Gesteine an ihrem Geruch und/oder Geschmack zu erkennen. … Überraschend für mich war, dass die Kinder den tonigen Geruch der feuchten Sandsteine erkannt haben!

Am Schluss bekam jeder Teilnehmer zur Erinnerung 2 Kristalle geschenkt … Wir danken Frau Dr. Dorothée Kleinschrot für diese überaus abwechslungsreiche Veranstaltung und Frau Beate Glotzmann für die Oganisation.

Freitag 28.10.2011 Powerpoint-Vortrag: Haifischzähne aus dem unterfränkischen Muschelkalk

Referenten und Kurzbericht: Michael Henz, Museum Mainfränkische Trias, Euerdorf, Stefan Hertel, Würzburg

Michael Henz und Stefan Hertel beschäftigen sich seit vielen Jahren vorwiegend mit dem unterfränkischen Muschelkalk. In letzter Zeit hat sich ihr Forschungsschwerpunkt hin zu Mikrofossilien verlagert. In ihrem reichlich bebilderten Vortrag stellten sie uns Haifischzähne aus dem unterfränkischen Muschelkalk vor, die unterschiedlichen Gattungen und Arten zugeordnet werden. Mehr Information zu diesem Thema ist folgendem Artikel im aktuellen Naturwissenschaftlichen Jahrbuch Schweinfurt zu entnehmen:

Henz, M. & Hertel, S. (2011): Die Selachierfauna der „Mainfränkischen Trias“. – Naturwiss. Jahrbuch Schweinfurt 25: 133-157.

Die folgenden Textpassagen sind weitestgehend aus Henz & Hertel (2011) zusammengestellt bzw. sie orientieren sich an dieser Arbeit.

Von den Haien des Muschelkalks gibt es nur wenig Skelettfunde, da ihre Skelette aus Knorpeln bestanden. Zähne, Flossenstachel und Placoidschuppen sind die härtesten Teile eines Haiskelettes und bleiben als einzige Überreste fossil erhalten.

Haifischzähne (z.B. der Gattung Acrodus) unterscheiden sich, je nach ihrer Lage im Gebiss, in ihrer Form: Oberkiefer und Unterkiefer eines Haies bestehen aus jeweils zwei miteinander verwachsenen Hälften. Genau an der Verbindungsstelle befinden sich kleine hohe, spitze Zähne, die so genannten „Symphysenzähne“. Daneben liegen längere meist schmale Zähne, die „Lateralzähne“. Darüber hinaus verändert sich die Gebiss-Form der Haie im Laufe ihres Lebens (vom Jungtier zum erwachsenen Individuum).

Die bekanntesten Fundmöglichkeiten von Haifischzähnen gibt es in den Grenzschichten des Oberen Muschelkalks zum Keuper (Grenzbonebed). Im Unteren Muschelkalk sind Bonebeds sehr selten, nur bei den Mikrofossilien aus den Schlämmproben sind Fischreste eindeutig nachzuweisen.

Etwa 15 Besucher kamen zu diesem interessanten, reich bebilderten Power-Point-Vortrag und beteiligten sich an der nachfolgenden Fachdiskussion.

Unser Dank gilt Michael Henz und Stefan Hertel für die Vorstellung dieses nicht alltäglichen Themas, für die Ausarbeitung ihrer Power-Point-Präsentation sowie für ihre Veröffentlichung im aktuellen Jahrbuch.

Acrodus lateralis Agassiz, 1843; Typ Lateral-Zähne; (Sammlung Mainfränkische Trias, Euerdorf); Abb. 4 in Henz & Hertel

Samstag 29.10.2011 Fleischfressende Pflanzen

PKW-Exkursion zur Fa. Gartenbau T. Carow, Nüdlingen


Referent: Herr Thomas Carow, Nüdlingen

Bericht: Elisabeth Winkler, Schweinfurt


Nach einer kurzen Begrüßung der 20 Teilnehmer, darunter auch erfreulicherweise Kinder und Jugendliche, berichtete Herr Carow, dass ihn fleischfressende Pflanzen schon als Kind faszinierten. Nach seinem Studium machte er sich von Berlin aus auf die Suche nach einer geeigneten Gärtnerei und wurde schließlich in Nüdlingen fündig. Heute, nach fast 30 Jahren sei die Firma längst anerkannt und beliefere europaweit Botanische Gärten, Gärtnereien, Gartencenter und auch Privatpersonen mit fleischfressenden Pflanzen, darunter auch Raritäten.

Dann nahm der Referent die Gruppe mit ins Reich der Insectivoren. Seine Begeisterung für diese Pflanzenart sprang schnell auf Jung und Alt über. Die Gruppe erfuhr, dass es weltweit über 700 verschiedene Arten fleischfressender Pflanzen gibt, welche die Fähigkeit besitzen, Insekten zu fangen und auch zu verdauen.

Unterschieden werden:

a) Klappfallen wie z.B. die Venusfliegenfalle

b) Klebfallen wie z.B. der Sonnentau

c) Fallgruben, zu denen Schlauch- und Kannenpflanzen gehören.

d) Saugfallen wie z.B. der Wasserschlauch


Anschließend stellte Herr Carow den Teilnehmern einzelne Pflanzen vor.

Anhand der Venusfliegenfalle (Dionaea muscipula) demonstrierte Herr Carow deren Klappmechanismus, der zu den schnellsten und interessantesten dieser Gattung zählt.

Als Klebfallenschönheit präsentierte er uns den Sonnentau (Drosera), der als Anfängerpflanze geeignet ist. Seine Beute verdaut er mit Hilfe sich langsam bewegender Tentakeln. Eine der ca. 210 Sonnentauarten ist auch im Schwarzen Moor in der Rhön anzutreffen.

Das schön anzusehende Fettkraut (Pinguicula 'Tina') aus Mexiko lockt bevorzugt Fruchtfliegen an und hält sie mit ihren winzigen Klebtropfen fest.

Aus der Gattung der Fallgruben bewunderten wir eine apart gefärbte Schlauchplanze (die effektivsten Insektenfänger) und eine hängende Kannenpflanze. Die Anlockung der Insekten erfolgt bei beiden durch Duft und Farbe. Kannenpflanzen benötigen zur Kannenbildung eine hohe Luftfeuchtigkeit.

Zum Wasserschlauch erfuhren wir, dass er winzig kleine Saugfallen unter der Erde besitzt. Wenn ein Insekt die Fühlborsten berührt, wird es blitzartig eingesogen.

Die meisten fleischfressenden Pflanzen sind im Sommer ausgesprochene Sonnenanbeter, vertragen ganzjährig absolut keinen Dünger, dürfen niemals austrocknen und schon einmaliges Gießen mit kalkhaltigem Wasser kann das Aus für die Pflanze bedeuten. Umgetopft werden sollte einmal im Jahr. In der Kultur kommen die „Fleischfresser“ auch ohne Insekten aus. Auch über Aussaat und Vermehrung wurde ausführlich informiert.

Die Teilnehmer stellten zahlreiche Fragen z.B. zu Schädlingsbefall (Blattläuse) und Pflege, die Herr Carow mit fundiertem Wissen und verständlich beantwortete.

Danach erfolgte der Rundgang durch die Gewächshäuser. Die Gruppe war von der Formen- und Farbenvielfalt von Pflanzen und Blüten begeistert. Immer wieder gab es Fragen und dazu interessante Erläuterungen. Erstaunt hat die meisten, dass es auch fleischfressende Bromelien gibt. Wir erfuhren von sog. weißem Torf, der das geeignetste Substrat der meisten Insectivoren darstellt und bewunderten Minigärten in Glasgefäßen. Wie wichtig eine hohe Luftfeuchtigkeit für fleischfressende Pflanzen ist, sich Töpfe auch in alten Auqarien wohlfühlen und viele auch gerne in Untersetzern mit Wasser stehen, kam zur Sprache.

Im Außengelände zog eine bepflanzte Zinkwanne die Blicke auf sich. Viele fleischfressende Pflanzen sind winterhart und vertragen Temperaturen von mehr als -20°C. Was beim Bepflanzen von Gefäßen im Freien zu beachten ist, wurde erklärt. Verwundert nahmen die Teilnehmer zur Kenntnis, dass die Gefäße im Winter mit kalkfreiem Wasser geflutet werden und die Pflanzen praktisch im Eis stehend überwintern. Sie sind so vor Austrocknung geschützt. Weiter hörten wir vieles über die Winterruhe der Pflanzen (viele ziehen sich ein), über Zimmertemperaturen und geeignete Standorte während der kalten Jahreszeit.

Den nächsten Blickfang stellten schwimmende Inseln für Gartenteiche dar. Diese waren mit fleischfressenden Pflanzen in Moorgesellschaften bepflanzt. Auch hier wurde das nötige Know How vermittelt.

Zum Schluss traf sich die Gruppe nochmals in der Eingangshalle. Dr. Büttner dankte Herrn Carow für die hervorragenden Ausführungen und Otmar Winkler für die Organisation. Ausgestattet mit viel neuem Wissen und einer informativen Broschüre verließen die Teilnehmer dieses relativ kleine, einzigartige Gartenparadies. In seiner Art mit rund 300.000 Pflanzen dürfte es aber das größte in Europa sein.

Bei der anschließenden gemeinsamen Einkehr lieferte das Gehörte und Gesehene noch viel Gesprächsstoff. Ein interessanter Nachmittag fand bei Kaffee und Kuchen einen harmonischen Ausklang.

Freitag 11.11.2011 Powerpoint-Vortrag: Wärme aus der Tiefe – Potenzial für „Oberflächennahe Geothermie“ im Raum Schweinfurt

Referent und Bericht: Dipl.-Geol. Marcellus Schulze, LfU, Hof

Geothermie in Schweinfurt – Marcellus Schulze, Hof

Die geothermische Nutzung des Untergrundes hat in den letzten Jahren einen starken Aufwind erlebt. Angetrieben durch die Vorgaben zur CO2-Minimierung im Bereich der Strom- und Wärmeproduktion, durch die Bestrebungen zum Klimaschutz, durch den Umstieg auf erneuerbare Energien und nicht zuletzt durch die Umbrüche im Nachgang zur Reaktorkatastrophe in Fukushima erfolgt ein Boom der geothermischen Nutzung.

Grundsätzlich wird zwischen der geothermischen Nutzung des tiefen und des oberflächennahen Untergrundes unterschieden. Im Wesentlichen orientiert sich die Differenzierung an den zur Gewinnung der Erdwärme zum Einsatz kommenden Technologien. Eine künstliche Grenze zur Unterteilung wird in der VDI-Richtlinie 4640 bei 400 Metern Tiefe getroffen.

Im Bereich der „Tiefen Geothermie“ findet die Erschließung der Wärmequellen über 1.000 bis 4.000 Meter tief reichende Doubletten- oder Tribletten-Bohrungen statt (Abb. 1).











Abb. 1: Funktionsprinzip der „Tiefen Geothermie“; Quelle: LfU Bayern, Geothermieatlas

In Abhängigkeit der Gesteins- und Reservoirbeschaffenheit kommt entweder das Hot-Dry-Rock-(HDR)-Verfahren zum Einsatz oder das hydrothermale Verfahren. Das HDR-Verfahren wird in gering durchlässigen Gesteinseinheiten angewendet. Über eine Verpressbohrung werden Fluide mit sehr hohen Drücken in die Gesteinseinheiten gepresst und potentiell durchlässige Klüfte im Untergrund aufgefahren. Über eine zweite Bohrung wird das zirkulierende Fluid nach dem Entzug von Wärme aus den erschlossenen Gesteinsschichten wieder an die Oberfläche gepumpt. Nachfolgend kann die gewonne Energie über einen Wärmetauscher beispielsweise in Fernwärmenetze eingespeist werden.

Im Falle der hydrothermalen Geothermie existiert in großer Tiefe ein gut durchlässiger Grundwasserleiter, aus dem das warme oder heiße Wasser direkt über eine Förderbohrung entnommen werden kann. Nach dem Wärmeentzug wird es wieder in die gleiche Gesteinseinheit zurückgepumpt. Dieses Verfahren kommt vorwiegend im Alpenvorland und im Münchener Raum zum Einsatz. Dort werden 80° bis 130°C heiße Wässer aus dem Malmkarst für die Wärmeerzeugung und neuerdings bei einigen Projekten für die Stromerzeugung genutzt.

Die Bedingungen für die Nutzung der „Tiefen Geothermie“ sind im Raum Schweinfurt nicht optimal. Im tiefen Untergrund stehen Sandsteine des Rotliegenden bis ca. 1.500 Meter Tiefe an und darunter folgen gering durchlässige Gesteine des kristallinen Grundgebirges. Für die Erschließung des Untergrundes käme lediglich das HDR-Verfahren zum Einsatz. Neben den hohen Investitionskosten (ca. 20 Mio. Euro für eine Bohrung) und dem Fündigkeitsrisiko muss eine Abnehmerstruktur für die Wärme vorhanden sein.

Kernstück einer oberflächennahen geothermischen Anlage ist die Wärmepumpe. Diese funktioniert nach dem umgekehrten Prinzip eines Kühlschranks (siehe Abb. 2).

Das Funktionsprinzip einer Wärmepumpe

Die Umwandlung der relativ geringen Temperaturen von 8 bis 12°C im flacheren Untergrund erfolgt in der Wärmepumpe als thermodynamischer Kreislaufprozess. Der geschlossene Kreislaufprozess funktioniert in folgenden Schritten:

1. Im Verdampfer nimmt das kalte flüssige Arbeitsmittel Energie aus der Wärmequelle (z.B. Erdwärmesonden) auf.

2. Mit Hilfe eines elektrisch betriebenen Kompressors wird das dampfförmige Arbeitsmittel verdichtet. Nach dem Prinzip der Energieerhaltung hat die Erhöhung des Drucks eine Erwärmung des Arbeitsmittels zur Folge.

3. Im Kondensator gibt das erwärmte Arbeitsmittel die thermische Energie an das Heizsystem ab und kondensiert zu warmem flüssigem Arbeitsmittel.

4. Am Expansionsventil wird das warme flüssige Arbeitsmittel entspannt. Die plötzliche Druckabnahme bedingt einen starken Temperaturabfall und der Prozess startet neu.


Abb. 2: Funktionsprinzip einer Wärmepumpe; Quelle: LfU Bayern







Mit der Wärmepumpe ist der Wärmetauscher im Boden verbunden. Grundsätzlich werden drei Arten von Wärmetauschern unterschieden:


Abb. 3: Erdwärmekollektor

Quelle: Bundesverband WärmePumpe e.V.





Die kostengünstigste Alternative der Wärmegewinnung besteht in Erdwärmekollektoren (Abb. 3), die als Rohrregister oder Kapillarrohrmatten in einer Tiefe von rund 0,2 m unter der örtlichen Frostgrenze (ca. 1,0 bis 1,2 m) im Boden verlegt werden.

Durch die Kunststoffrohre des Kollektors zirkuliert eine als „Sole“ bezeichnete Trägerflüssigkeit, die die Wärme aus dem Erdreich aufnimmt und an die Wärmepumpe weiterleitet. Der entscheidende Vorteil der geringen Investitionskosten steht einem hohen Flächenbedarf an unüberbauter, nicht versiegelter Fläche gegenüber. In der Regel gilt, dass 15 bis 30 m² Kollektorfläche 1 KW Heizleistung erbringen. Dies entspricht einem Verhältnis von 1 m² Kollektorfläche zu 1,5 bis 2 m² zu beheizender Fläche. Um dem hohen Flächenbedarf zu begegnen kommen verstärkt Grabenkollektoren und Erdwärmekörbe zum Einsatz.

Mit deutlich größerem Aufwand beim Einbau und auf Seiten der Investitionskosten ist die Installation von Erdwärme-sonden (Abb. 4) verbunden.


Abb. 4: Bauweise einer Erdwärmesondenanlage

Quelle: Bundesverband WärmePumpe e.V.



Erdwärmesonden bestehen üblicherweise aus ein oder zwei Kunststoff-U-Rohren oder auch Koaxial-Rohren, die in vertikale Bohrungen eingebracht werden. Um eine gute Wärmeübertragung aus dem Erdreich zu den Wärmetauscherrohren zu gewährleisten, werden die Bohrungen mit einem wärmeleitenden, abdichtenden Spezialzement dauerhaft verpresst. Den Energietransport in den Wärmetauscherrohren übernimmt wiederum eine zirkulierende Sole aus Wasser und Frostschutzmittel (z.B. Ethanol, Glykol oder Ammoniak). Da an der Wärmepumpe zum Teil eine Reduzierung der Temperatur der Wärmeträgerflüssigkeit unter den Gefrierpunkt erfolgt, verhindert das Frostschutzmittel ein Einfrieren der Sole. Aufgrund des jahreszeitlich gleich bleibenden Temperaturfeldes im Untergrund erzielen Wärmepumpenanlagen mit Erdwärmesonden hohe Jahresarbeitszahlen.

In der Praxis werden zur Beheizung eines Einfamilienhauses in Abhängigkeit von den Nutzungsanforderungen, des Wärmebedarfs und den (hydro-)geologischen Verhältnissen 1x80 bis 2x100 m Sonden eingebaut. Für größere Wohnanlagen oder Bürogebäude werden Erdwärmesondenfelder bestehend aus mehreren Erdwärmesonden installiert.

Unter bestimmten Standortbedingungen erfolgt der Einsatz von Grundwasser-Wärmepumpen (Abb.5).

Abb. 5: Bauweise einer Grundwasser-Wärmepumpe

Quelle: Bundesverband WärmePumpe e.V.







Voraussetzung für den Einsatz dieser Art der Wärmegewinnungsanlagen ist die Existenz eines oberflächennahen Grundwasservorkommens. Als Trägerflüssigkeit für den Wärmetransport wird das Grundwasser aus einem Förderbrunnen zur Wärmepumpe geleitet und anschließend nach dem Wärmeentzug in einem Schluckbrunnen möglichst weit entfernt vom Förderbrunnen wieder in den Untergrund abgegeben. Charakteristisch für Grundwasser-Wärmepumpen-anlagen sind sehr hohe Arbeitszahlen. Die Ursache der guten Energiebilanz begründet sich in einer schnellen Regenerierung des Temperaturfeldes infolge eines kontinuierlichen Zustroms von Grundwasser. Der Wasserbedarf zur Erzeugung einer Heizleistung von 15 KW beträgt 1 l/s. Für die Errichtung einer Grundwasser-Wärmepumpenanlage ist eine „Wasserrechtliche Genehmigung“ erforderlich.

Beim Bau und Betrieb oberflächennaher geothermischer Anlagen können wasserwirtschaftliche und geotechnische Einschränkungen bestehen. Nicht jedes Wärmetauschersystem ist an jedem Standort zu installieren. Beispielsweise dürfen Erdwärmesonden nicht in Wasserschutzgebieten, im zweiten Grundwasserstockwerk oder in artesisch gespannten Grundwasserleitern errichtet werden. Besonders im Raum Schweinfurt kommen geologisch und hydrogeologisch kritische Gesteine vor, die für den Bau von Erdwärmesonden problematisch sein können (besonders verkarsteter Mittlerer Muschelkalk).













Abb. 6: Auszug aus dem „Informationssystem Oberflächennahe Geothermie“ (IOG) mit den Fachthemen „Geothermische Effizienz“ und „Geologische Karte“ im Raum Schweinfurt


Hier bietet sich die Installation von Erdwärmekollektoren an. Mittlerweile existiert eine Vielzahl von Sonderbauformen an Kollektoren, die den Einsatz dieser Systeme auch unter beengten Platzverhältnissen zulassen. Graben- oder Spiralkollektoren, Helix- oder Koaxialsonden stellen gute Alternativen dar und erreichen bei fachgerechter Ausführung hohe Effizienzen.

Links:

http://www.lfu.bayern.de/geologie/geothermie/index.htm

http://www.lfu.bayern.de/geologie/geothermie_iog/index.htm

http://www.energieatlas.bayern.de/thema_geothermie.html

http://www.waermepumpe.de/

http://www.geothermie.de/

Wir danken Herrn Marcellus Schulze für seinen interessanten, umfassenden Vortrag, für seine Bereitschaft zur ausführlichen (erläuternden) Diskussion sowie für seinen Bericht. Vielleicht denkt nun einer der etwa 20 Teilnehmer auch daran im Raum Schweinfurt Geothermie zu nutzen?

Freitag 25.11.2011 Powerpoint-Vortrag: Was ist Naturwissenschaft?

Referent: Gerhard Mittendorf, Niederwerrn

Herr Gerhard Mittendorf beschäftigt sich seit längerem mit dem Themenkomplex. In seinem Vortrag „Was ist Naturwissenschaft?“ beschäftigte er sich vor allem mit der Geschichte naturwissenschaftlicher Erkenntnis in Europa (von der Römer-Zeit bis ins beginnende 20. Jhd.), dem Spannungsfeld Religion - Naturwissenschaften und mit seinen Thesen zur Herkunft des menschlichen Denkens.

Dank gilt Herrn Mittendorf für die Ausarbeitung dieses komplexen Themas und allen Teilnehmern, die sich in die z.T. kontrovers geführte Diskussion eingebracht haben.

Freitag, 09.12.2011:

Naturwissenschaftlicher Treff zum Jahresabschluss

Jahresrückblick mit kurzem Diavortrag sowie allgemeinem Erfahrungsaustausch über Entwicklungen im Verein, Mitarbeit bei Arbeitskreisen, Internetauftritt und Programmgestaltung im Hinblick auf Jubiläum (2012: 150. Gründungsfest).